Hallo!
Der Thread ist zwar schon ein paar Monate alt, aber ich antworte dennoch mal.
flinders hat geschrieben:
ganz speziell dir, damit du nach deinem Bibliotheksbesuch nicht einen neuen Kalten Krieg beginnst, empfehle ich "Weiße Nächte" von Dostojewski. Das ist ein sehr angenehmer Einstieg in die Welt der Nataschas und Dimitris. Du wirst nicht enttäuscht sein.
Findest du? Weiße Nächte war auch mein erster Kontakt mit der russischen Literatur und würde das ehrlich gesagt niemandem als erstes empfehlen, da ich es sehr schwierig fand. Insgesamt ist es sicherlich ein tolles Buch, was man Freunden russischer Literatur nur empfehlen kann, aber als erstling imo eher ungeeignet, da es auf mich recht unwirklich und surreal wirkte. Vielleicht liegt das aber auch nur an meiner Übersetzung? Hab die Ausgabe von Reclam.
Übrigens las ich vor dem Kauf in einer Amazon-Rezension, dass es die schönste Liebesgeschichte, die je geschrieben wurde sei. Fand ich nach dem Lesen eine sehr merkwürdige Aussage, da es eigentlich keine Liebesgeschichte in dem Sinne ist. Kenner des Buches wissen sicher worauf ich hinaus will.
Julia hat geschrieben:
Vielleicht habe ich bisher auch nur das "falsche" erwischt, aber ich habe allgemein ein Problem mit als sinnlos ausschweifend empfundenem Schreibstil, und ich glaube, der ist in der russischen Literatur schon pathologisch?! Das muss man mögen bzw. sich draufeinlassen, mich ermüdete das "Gelaber" bisher leider immer früher oder später (auch "Anna Karenina" hab ich nur bis zur Hälfte geschafft).
Oy
Nur zur Hälfte? Das ist so einer der Bücher wo ich wünschte es gäb die Blitzdinger aus Men In Black wirklich, damit ich den Inhalt des Romans vergessen und somit nochmal komplett neu lesen könnte.
Es stimmt aber, dass in den Werken gerne mal ausufernde Gespräche stattfinden. Ich finde die hochspannend, aber ist wohl Geschmackssache.
Ulli hat geschrieben:
Muß allerdings auch dazusagen, daß ich 14-16 Jahre alt war, als ich meine russische Phase hatte. Insofern ist nicht auszuschließen, daß ich für Dostojewski schlicht zu jung war.
Ich kenne dich natürlich nicht und kann nicht beurteilen wie du in dem Alter drauf warst, aber generell würde ich keinem Minderjährigem unbedingt raten Dostojewski zu lesen. Ich habe Schuld und Sühne mit 19 gelesen (bin jetzt 20) und weiß, dass selbst ich sicher nicht alles verborgene in diesem Werk ausmachen konnte. Wobei man das sicher auch nicht beim ersten Mal muss, ich werde es in 10-20 Jahren nochmal lesen und dann bestimmt noch mal ganz neue Dinge drin entdecken.
Aber generell brauch man für solche Werke schon eine gewisse Reife um sie erfassen zu können, die kann man denke ich nicht mit 14-16 haben. Da sind normalerweise auch die Interessen komplett andere.
Empfehlen möchte ich übrigens auch noch "Wir" von Jewgenij Samjatin. Es gilt als Inspiration und Vorlage für Werke wie Orwells "1984" oder Huxleys "Schöne Neue Welt".