Hallo alle zusammen!
Ich hoffe, ich bin im richtigen Thread!
Caro hat mich gebeten, mal meine Meinung zu euren Texten zu schreiben, was ich gerne tun möchte…
Da es mir momentan an Zeit fehlt, habe ich lediglich von jedem einen kurzen Text gelesen, von Angelika und Bezzy leider gar keinen, was ich ja noch nachholen kann.
- „Miss Mary Bennet“ von Anne
- „Vernunft und Verzweiflung“ von Becci
- „Bis ans Ende aller Tage“ von Samrow
- „Lydias Abenteuer“ von Caro
Ich muss sagen, dass mir alle vier Texte gut gefallen haben (inhaltlich wie sprachlich!) und ich vor allem eure Ideen, wie man P&P fortsetzen könnte, klasse fand!
Doch bei allen vier Texten hat mir so von der Erzählart her an manchen Stellen, gerade am Anfang die Ausführlichkeit und Ausarbeitung gefehlt. Mit anderen Worten: Man könnte aus allen noch viel mehr herausholen! Allerdings bin ich mir nicht sicher, auf welches Ziel genau ihr als FF-Schreiberinnen eigentlich zuarbeitet…Macht ihr es absichtlich etwas knapper oder wollt ihr ein etwas längeres Sequel schreiben?
Ich versuche, es ein bisschen besser zu erklären: Was mich bei den Texten „gestört“ hat, ist, dass ihr euch oft nicht mehr Zeit lasst, die Charaktere auszugestalten und sich selbst charakterisieren zu lassen --- so wie das eben auch Unsere Lady immer macht (siehe meinen Tipp @Anne und @Sam). Ihr setzt das Wissen des Lesers über die Originalcharaktere als gegeben voraus und beschreibt nur kurz „von außen“, meist am Anfang, quasi als auktorialer Erzähler den Charakter und die Gedanken eurer Personen, um dann so schnell wie möglich zur eigentlichen Geschichte zu kommen.
Anne und Caro, fand ich, haben das schon irgendwie auf das, was ich meine, angelegt, allein dadurch, dass nicht gleich im ersten Kapitel schon alles passiert…wisst ihr was ich meine?
@Anne: Warum schilderst du den Besuch in Longbourn nicht ausführlicher und lässt Mrs Bennet selbst sprechen, indem du JA imitierst? Der Reiz von Mrs Bennet geht dadurch, dass du nur im Rückblick kurz erwähnst, dass sie Mary wieder in den Ohren lag, verloren…Daraus könnte man soviel machen! Während ich zum Beispiel das Gespräch mit Colonel Fitzwilliam klasse fand, als er sie an ihren Tadel wegen Institution der Ehe bei der Hochzeit erinnert und dadurch Marys frühere Verhalten auf den Punkt bringt --- und sie genau so dargestellt wird, wie Jane Austen sie auch stets auftreten ließ, nämlich am laufenden Band schulmeisternd…
@ Becci: Ich würde Darcys und Elizabeths Zweifel noch mehr ausgestalten beziehungsweise die Geschichte über einen längeren Zeitraum laufen lassen! Darcy ist im Text meiner Ansicht nach zu schnell davon überzeugt, dass Lizzie ihn nur aus Dankbarkeit geheiratet hat! Das wirkt ein bisschen „erzwungen“, um das anschließende, übrigens ganz tolle Versöhnungsgespräch so schnell wie möglich schreiben zu können. Du schreibst zwar, dass er diesen Verdacht schon eine Weile hatte, aber es wäre doch viel reizvoller, wenn du zunächst ein paar Kapitel auch auf die Verlobungszeit verwenden und diese aufkeimenden Zweifel ausführlicher schildern würdest!
@Sam: Bei dir würde ich dasselbe raten, was ich bereits bei Anne geschrieben habe! Warum lässt du Mr Collins nicht selber sprechen, statt kurz in indirekter Rede seinen Wortschwall wiederzugeben, und lehnst dich da nicht an Jane Austens Art, ihn durch seitenlanges Reden selbst zu charakterisieren, an? Genau dasselbe bei Lady Catherine de Bourgh: Du schreibst, dass Darcy sich ihre Tiraden über sich ergehen lässt, doch ich an deiner Stelle würde dieses Streitgespräch weiter ausführen! Du könntest dich ja an ihrem Geschimpfe im Buch orientieren! Diese Charaktere wie Mrs Bennet, Collins oder Lady Catherine verlieren dadurch, dass sie nicht zu Wort kommen, nämlich ihren Reiz, finde ich!
@Caro: Dir habe ich ja schon per PN etwas zu „Lydias Abenteuer“ geschrieben! Doch auch da will ich noch sagen, dass du dazu neigst, die Charaktere viel zu häufig „von außen“ zu beschreiben! Ich an deiner Stelle würde doch ein, zwei Kapitel einbauen, in denen sich Lydia bei Bällen wie ein Wildfang verhält oder mit Wickham herumflirtet, anstatt es nur kurz als Zusammenfassung zu schreiben, und gleich im vierten Kapitel „zur Sache zu kommen“!
Ich hoffe, ihr nehmt es mir nicht übel, dass ich so viele Verbesserungsvorschläge vorgebracht habe! Vielleicht stimmt ihr mir auch nicht zu… :gnade:
Das waren eben meine ersten Eindrücke beim Lesen, wo ich dachte „Hmmmh! An dieser Stelle würde ich das aber anders machen…“.
Und ich will mit meiner „Kritik“ auch nicht nur herumnörgeln, weil es mir Spaß macht, sondern euch als Leser sagen, was einem irgendwie bei den Texten noch fehlt, gewissermaßen… Ich hoffe, ihr versteht, was ich damit sagen will?
Macht jedenfalls weiter so!
Liebe Grüße
Alethea