Julia hat geschrieben:
... ich habe nicht dich als "dumm(dreist)" bezeichnet, sondern deine aussagen weiter oben...
Liebe Julia,
ich nehme Deine (halbe) Entschuldigung gnädig an, obwohl eine solche nicht notwendig gewesen wäre, da ich ja Deine sehr unfreundliche Unterstellung nicht auf mich bezog... und auch nicht auf eine meiner Bemerkungen(!)... hab ich doch nie „alle literaturwissenschaftler“ angesprochen, wie Du es in Deinem Posting unterstelltest... Wahrscheinlich wird es bei den Literaturwissenschaftlern ebensoviele Spekulanten, Scharlatane und Betrüger geben wie in allen anderen wissenschaftlichen Sparten auch...
Doch da Du darauf zu beharren scheinst, dass Literaturschwätzer mit anderem Maße gemessen werden müssen, als „normale“ Wissenschaftler, wird dieser Dissens eben zwischen uns bestehen bleiben...
Wir sind ja beide keine Literaturwissenschaftler, also kann uns das ja – wegen Nichtbetroffenheit – gleichgültig sein...
Julia hat geschrieben:
... mir ging es mit diesem thread nicht darum, zu "beweisen", dass jane austen mit mary wollstonecraft sympathisierte, sondern darum, ihr werk aus diesem blickwinkel zu betrachten, zu überlegen, ob es parallelen, ähnlichkeiten gibt.
Nun, diese Diskussion ist wegen Futtermangel beendet, scheint mir... Aber lass uns zu etwas handfesterem übergehen: Die Unterschiede und Ähnlichkeiten zwischen Mary Wollstonecrafts und Jane Austens Leben... Da gibt es mehr Stoff, über den man sich unterhalten könnte... Der obige Auszug aus einem lange, langen Essay ADs sollte dazu eigentlich einladen. Tut mir leid, Kerstin, dass ich versäumte, das oben explizit zu erwähnen...
Das MW nichts von Landleben wusste, haben wir beide nie gesagt: Sie hat die Lage der „unteren Schichten“ nur aus ihren Betrachtungen in „Die Verteidigung der rechte...“ ausgeblendet. So hatte ich Deinen Einwurf verstanden Kerstin und stimmte dem zu... Dass sie nicht wusste, worüber sie schrieb, wurde nie behauptete... Hier ein Auszug auf dem Vorwort meines Exemplars der „Verteidigung der Rechte...“:
Wer war Mary Wollstonecraft?
Mary wurde am 27. April 1759 in Spitalsfield vor den Toren Londons geboren und hatte das Glück, ungebunden mit ihren 5 Geschwistern in der freien Natur aufzuwachsen. Sie war ein gesundes, kräftiges Kind, Puppen interessierten sie nicht, viel lieber tollte sie mit ihren Brüdern umher und liebte Tiere als Spielgefährten.
Die Eltern, beide irischer Abstammung und aus guter Familie, besaßen in Marys frühen Kindheitsjahren ein kleines Vermögen, das aus dem Erbe des Großvaters stammte, der eine Weberei besessen hatte. Marys Vater, John Edward Wollstonecraft, versuchte sein Glück in der Landwirtschaft.
Die tiefgreifenden Veränderungen in England gingen aber auch an ihm nicht spurlos vorüber. Das Land war von einem Fieber wirtschaftlicher Entwicklung erfaßt, an der viele teilzuhaben versuchten. Auch John Edward stürzte sich von einem Unternehmen ins andere. Reichtümer erwarb er nicht. Für Mary bedeutete das eine unruhige Kindheit. Als sie drei Jahre alt war, zogen die Eltern zunächst nach Barking in Essex, dann nach Beverley in Yorkshire, anschließend nach Wales, um schließlich nach London zurückzukehren. Es ist anzunehmen, daß Mary bis zum Alter von 15 Jahren die allgemeine Tagesschule besucht hat.
Marys Mutter, Elizabeth Wollstonecraft, geborene Dixon, eine Frau mit festem Charakter, bevorzugte allerdings den ältesten Sohn Edward und vermochte der warmherzigen Mary nicht genügend Liebe zu geben. Sie war sehr streng zu ihrer Tochter. Der Vater hatte einen unsteten Charakter und neigte zu Jähzorn, den jeder in der Familie, am meisten wohl die Ehefrau, zu spüren bekam. Nicht selten stellte sich Mary schützend vor die Mutter, der sie bald eine Stütze war. Der Vater brachte Mary Achtung entgegen.
Das, was meine DDR-Ausgabe so dezent mit „sie stellte sich schützend vor die Mutter“ umschrieb, stellt AD, der sich auf die Tomalin-Biografie MWs stützt, so dar:
When only a child, Mary Wollstonecraft would sometimes sleep on the floor in front of her mother's bedroom in order to bar that entrance to the drunken father.
Ja, mit den ehemals gutsituierten Webereibesitzern Wollstonecraft ging es immer mehr bergab... Am Ende musste Mary ihr Zuhause verlassen um einen Broterwerb für sich zu finden.
AD vergleicht ihre Jugend mit der Jane Austens:
Can you imagine a family more unlike that of Jane Austen's? Jane Austen came from a solid family and an elegant, civilized, intellectual, supportive environment. Mary Wollstonecraft could only imagine such a thing.
Ich wünschte, ich könnte die Claire Tomalins Biografie Mary Wollstonecrafts lesen, leider erscheint diese nur auf englisch…
... so jetzt mache ich mich aber an DVD 2 von P&P95...
Bruki
PS: Liebste Julia, mach mir nicht die gute, alte Harriet Smith runter: ihre Grammatik mag zwar zu wünschen übriglassen, aber sie ist ein herzensgutes Mädchen. Und der Snobismus, den Du bezüglich der rechtschreibung und der grammatik an den Tag legst, könnte einige Leute u.U. vor dem Kopf stoßen...