@ Caro I & II: Euren Austausch habe ich erst jetzt mitbekommen ... Glück gehabt.
Caro hat geschrieben:
(...) die Verurteilung Effis, durch ihren Mann, die Gesellschaft und sogar ihre Eltern trägt schon arg viktorianische Moralbegriffe.
Männer hatten natürlich ihre Mätressen, "untreue" Frauen aber wurden verfämt.
Meines Wissens hat sich diese Sichtweise nicht erst in der viktorianischen Epoche etabliert.
Was Meli wohl sagen wollte (zumindest habe ich es so verstanden) ist, dass sich "viktorianisch" eigentlich als Epochenbezeichnung ausschließlich auf England bezieht
(völlig wurscht, ob und woher Viktoria nun stammte) und nicht auf Europa. Das steht auch in dem von Caro zitierten Text.
Das deutsche Pendant wäre dann wohl Biedermeier bzw. (literaturgeschichtlich) Realismus.
So globalisiert wie heute waren die literaturgeschichtlichen und gesellschaftlichen Entwicklungen damals nun noch nicht, dass das alles dasselbe wäre ... auch wenn es die Selbstwahrnehmung der Briten sicher freuen würde.
Gab es nicht mal eine Zeitungsschlagzeile nach dem Motto:
"Nebel über Großbritannien - Kontinent isoliert!" ?