Kerstin hat geschrieben:
Die Frage ist, waren die Austenbrüder geschieden oder Witwer? Als Witwer darf man schließlich ohne weiteres wieder heiraten...
Grüße,
Kerstin
Ja, entschuldige Kerstin,
ich dachte, dass wäre eh klar: Die waren natürlich alle verwitwet - sagt man bei Männern so? Was merkte doch gleich Meg Ryan dazu an?
- Und Elizas erster Mann wurde von den Franzosen guiliotiniert - ist das jetzt richtig geschrieben?
Hallo Brötchen,
Kerstin und ich sind ihn der Frage, was mit einem armen Mädchen geschah, dass zwar schwanger aber unbemannt war, etwas uneins...
Vielleicht muss man hier auch mal unterscheiden, um wen es bei der Frage eigentlich geht... Die "einfachen Leute" hatten zu allen Zeiten andere Sorgen als die Reichen, wie sie z.B. Jane Austen schilderte... Schau mal
hier nach, da haben wir uns schon mal über die Frage des vorehelichen GV unterhalten... Ich hab da was aus einem Buch zitiert, wo diese Frage und der Umgang mit der Sexualität in der viktorianischen Zeit behandelt wurde... Du musst nur beachten, dass die strengeren Regeln der viktorianischen Zeit - wie sie z.B. Charles Dickens schilderte oder Thomas Hardy - in Jane Austen Zeiten noch nicht das Leben der Gentry bestimmt haben... (Du musst die angegebe Seite etwas herunterrollen bis die Postings zu
John Fowles "Die Geliebte des französischen Leutnants" kommen.)
Die Kreise, in denen sich Jane Austen bewegte, hatten sicher ihre Möglichkeiten mit einem solchen "Unfall" klarzukommen... Bei Lydia z.B. war es die allgemeine Ansicht in Meryton, dass die Familie Bennet nun nach dem Fehltritt die unglücklichste Familie der Welt zu sein habe... ein paar Wochen später, als die reichen Ehemänner in Longbourn einfielen, war die Familie in den Augen der Nachbarn schon wieder die glücklichste Englands, und also - wie Jane Austen mal patriotisch bemerkte
- der ganzen Welt... (Ich halte das für den normalen Weg allen Klatsches: Heute im Mittelpunkt des Interesses, morgen aus dem Sinn und übermorgen schon nie stattgefunden...)
Aber ohne Zweifel, eine schwangere Lydia wäre erstmal erledigt gewesen, Papa Bennet hätte sie für 20 Pfund pro Jahr irgendwo ans Ende der bewohnten Welt - also an die schottische Grenze - geschickt, und da wäre sie geblieben bis sie verheiratet oder gestorben wäre... Wenn jedoch niemand was von der Schwangerschaft mitbekommen hätte, wäre sie nach einigen Monaten wieder zu Hause aufgetaucht und man hätte weitergemacht wie gehabt - mit der kleinen Änderung, dass Lydia wohl keine "Sonderwünsche" bezüglich Bälle und Offiziere mehr erfüllt bekommen hätte und baldmöglichst an den erstbesten Anwaltsgehilfen verheiratet worden wäre, der es mit der Jungfernschaft in Anbetracht des gesellschaftlichen Aufstiegs nicht so genau genommen hätte... Ihr Kind wäre wahrscheinlich in eine ehrbare Bauern- oder Pächterfamilie abgegeben worden und man hätte in Longbourn nie wieder danach gefragt oder erwartet, von ihm zu hören...
Die Frage "Findelkind", "uneheliche Geburt", "ich bin schwanger, wer ist der Vater?" - hat 50 Jahre vor Jane Austen schon
Henry Fieldung in
"Tom Jones" eingehend behandelt... Schau mal unter dem von Kerstin oben genannten Link nach, ich glaube, zu dem Thema hab ich da auch schon mal was gepostet...
Du must auch sehen, dass das Sexuelle uns schon immer angetrieben hat, und obwohl die christliche Kirche seit über tausend Jahren versucht, uns das auszutreiben, sie dabei immer auf dem Bauch gelandet ist... Regeln hin, Strafen her, Moral hin und her: Sex ist zu schön, um ihn sich verbieten zu lassen - einige meinen sogar, der verbotene wäre der schönste...
Was stimmen könnte, sonst hätten die katholischen Länder nicht die meisten Kinder und schönsten Jungfrauen der Welt... je strenger, desto glutvoller...
Bruki
PS: Frauen mit unehelichen Kinder, Geliebten und betrogenen Ehemännern waren damals: Mary Wollstonecraft, Lady Hamilton und die Frau des Prinzen von Wales... Scheidungen waren kompliziert (wenn keine Kinder kamen, oder der Mann impotent war, konnte die Ehe annulliert werden, soweit ich weiß)... Das größte Problem bei einer Scheidung wird damals die Frage der Versorgung der geschiedenen Frau und der Kinder, und der Umgang mit dem Eigentum gewesen sein...
PPS: Ich wohne nördlich Berlins...