Hallo Bruki,
werde mal zu deiner Meinung Stellung nehmen:
Ich meinte doch gar nicht, dass Mr. darcy einmal so und einmal völlig anders ist, aber ich muss schon bemerken, dass ich in seinem Verhalten eine Tendenz dahingehend sehe, dass er Freunde oder Verwandte mit deutlich mehr Geduld behandelt als Fremde. Natürlich sind wir zu Leuten, die uns nahestehen immer etwas netter als zu Fremden, vor allem wenn die Fremden uns auf den Senkel gehen, aber dennoch ist eine so sarkastische Bemerkung gegenüber einem Mann, den er kaum kennt und der nur höfliche Konversation machen will, echt nicht angebracht.
Soweit ich weiß, war es Charlotte Lucas, die ihm seinen Stolz zuerkennt aufgrund seiner Stellung, aber okay, das nur am Rande.
Ich denke nicht, dass Mr. darcy ein so starkes Recht auf Stolz hat, wie er selbst glaubt. Er verletzt den Stolz anderer, was einfach nicht fair ist. Gerade ein stolzer Mensch müsste wissen, dass es nicht schön ist von einem anderen verabgesetzt zu werden, aber genau das macht er mit Elisabeth durch seinen Kommentar bei Assembly. Ich will nicht immer auf dieser Stelle rumtrappeln, aber das ist für mich nicht das Verhalten eines Mannes, der seinen Stolz unter Kontrolle hat. Da ist nicht nur gesunder Stolz, sondern auch Überheblichkeit und Arroganz. Und ich finde es geradezu köstlich, wie Jane Austen Mr. Darcy mit seiner eigenen Bemerkung karikiert. Er spricht davon, dass Stolz von einem überlegenen Verstand kontrolliert werden könnte und ist doch selbst nicht in der Lage seinen Stolz auf ein gesundes Maß zu reduzieren. Auch diese Aussage, dass ein überlegener Verstand Stolz kontollieren kann, hat ja schon was überhebliches an sich. Schließlich sagt et damit indirekt, dass sein Verstand überlegen ist und er deshalb seinen Stolz unter Kontolle. Überlegen gegenüber wem? Gegenüber seiner Gesprächspartnerin?
Wenn ja, wäre das eine Herabsetzung Lizzies oder? Ich denke, nicht, dass es so gemeint war, aber ich denke, er meint schon, dass er vom Verstand her dem Großteil seiner Mitmenschen überlegen ist. Eine behauptung, der ich nicht widersprechen würde, die ich aber als arrogant empfinde.
Okay, ich sehe, ich gebe wieder nur Meinungen wieder ohne Belege. Also ich sehe es als Zeichen von Überheblichkeit an, dass Darcy Elisabeth erst nicht heiraten will wegen dem Benehmen und der niedrigeren gesellschaftlichen Stellung ihrer Familie, vor allem, wenn man bedenkt, dass das Benehmen seiner eigenen Tante kaum besset ist.
Auch die unnötige Bemerkung auf Netherfield, dass die Bennet-Mädchen mit solchen Verwandten kaum gut heiraten können, zeigt, dass er Überhablichkeit empfindet.
Das ist auch eine Bemerkung, die man nicht mit seiner Unsicherheit erklären kann. Ja, sie ist wahr, aber muss er das laut sagen. Schließlich weiß auch Bingley, dass Cheapside nicht unbedingt der geachtetste Teil London ist.
Ich will Darcy keineswegs auf eine Stufe mit Miss Bingley stellen, aber eine gewisse Arroganz spiegelt sich für mich in seinem Verhalten schon wieder.
Klar, man kann auch sagen, dass Mr. Darcy unsicher in Gesellschaft war und ich gestehe ihm dies bis zu einem bestimmten Grad zu. Er ist nicht jemand, der leicht SmallTalk führen kann, er ist eher ruhig und reserviert. Aber ich denke allein damit kann man sein Verhalten nicht erklären. Seine Bemerkung zu Bingley über Elisabeth hätte er nicht machen müssen genauso wenig wie die Bemerkung zum Tanzen gegenüber Sir William Lucas. Ich denke, Darcy sieht, dass er nicht talentiert ist, auf Menschen zuzugehen, aber er sieht für sich auch nicht die Notwendigkeit das zu tun. Anstatt an seinen Fehlern zu arbeiten zieht er sich zurück, weil er denkt, dass für ihn die Meinung dieser Menschen nicht entscheidend ist. Es ist ihm egal, ob er menschen vor den Kopf stößt und das ist für mich schon wieder ein Zeichen einer gewissen Arroganz.
Und auf Pemberley sehen wir ja, dass er dazu fähig ist, aus sich herauszugehen und höflich und freundlich gegenüber Fremden zu sein. Das kann man zwar einerseits damit erklären, dass er sich auf seinem eigenen Grundstück befindet, aber andererseits denke ich, liegt es auch daran, dass er sich dieses Mal Mühe gibt, während er sich in Hertfordshire einfach keine Mühe gegeben hat. Und ich finde, es ist nicht grade positiv, wenn jemand sich absolut keine Mühe gibt halbwegs freundlich auf seine Mitmenschen zu wirken. Und dabei geht es nicht darum, dass ich aus Darcy einen Sonnenschein- Alles ist toll- Menschen machen will oder so? Aber sein verhalten im ersten Teil des Romans ist und bleibt nun mal grob unhöflich.
Ich habe Mr. darcy immer gestattet, dass er einen guten Charakter hat, aber wenn man schon davon ausgeht, dass jemand einen makellosen Charakter besitzt, kann man meines Erachtens nur falsch liegen, denn wie uns Mr. darcy selbst sagt, ist das für niemanden möglich.
So, das war jetzt eher lang, aber naja, musste halt mir leben, nicht? Hoffe, es ist einigermaßen verständlich.
Gruß,
Becci