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 Betreff des Beitrags: Jane Austens Bücher
BeitragVerfasst: Donnerstag 20. Oktober 2005, 11:15 
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Kunstfertige Wortumdreherin und Meisterin im Freistil-Lesen
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Registriert: Mittwoch 19. Oktober 2005, 20:13
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... auch diesen thread können wir ja hier fortsetzen:

von julia
Ich habe es gerade an anderer Stelle hier im Forum gelesen, und die Idee zu diesem Thread gehabt.
Welche Bücher hat Jane Austen gelesen?
Welche Bücher werden in den Briefen, Romanen und anderen Quellen erwähnt?
Vielleicht können wir hier ein bißchen sammeln.
Spontan fallen mir ein (wohl weil ich sie selbst auch gelesen habe und sie wurden auch in dem Seminar erwähnt was ich mal hatte über sie):
Scott "Waverly" und "Ivanhoe"
Fielding "Tom Jones"
deLaclos "Les Liasons Dangereuses"
Goethe "Die Leiden des jungen Werther" (schon damals in England sehr populär)
Mary Wollstonecraft "Vindication of the Rights of Women"

Und dann natürlich:
Maria Edgeworth "Belinda" und "The Absentee"
Ann Radcliffe "Mysteries of Udolpho", "Romance of the Forest", "The Italian" und "Castle Rackrent"
Fanny Burney "Evelina", "Cecilia", "Clarissa" und "The Wanderer"

Hat jemand schon mal was von den letzteren gelesen??


von julemaus09
Hallo Julia, das ist eine schöne Idee für einen Thread!!
Ich habe bis jetzt davon noch nichts gelesen, aber vielleicht sollte ich mir das mal vornehmen
Vor allem Goethes Wether sollte ich unbedingt lesen, der ist im LK einfach an uns vorbei gezogen...

lg Julia


von bruki
The proper study of mankind is Man
Hallo Julia,
Ok, find ich eine gute Idee... Kannst Du belegen, welche Bücher sie gelesen haben könnte oder hat? ... Über deLaclos haben wir uns im Zusammenhang mit „Lady Susan“ schon mal den Kopf zerbrochen... – Da spricht einiges dafür, dass sie den Briefroman gekannt haben könnte und sich inspirieren liess... Einen echten Beleg haben wir aber nicht gefunden... – Bei Mary Wollstonecraft bin ich dagegen skeptisch... Woher weißt Du, dass sie das Essay gekannt hat? Gibt es irgendeinen Beleg in ihren Briefen, denen der Familie oder sonst einen Hinweis darauf? (NB: Dass eine erzwungene oder aus pekuniären Gründen geschlossenen Ehe eine Form der Prostitution sei, hat übrigens schon 40 Jahre vor Wollstonecraft Henry Fielding in seinem Roman „Tom Jones“ festgestellt. ) Und einen literarischen Einfluss Wollstonecrafts auf Jane Austen würde ich verneinen: Mary Wollstonecraft war eine so untalentierte Romanautorin, dass sich einer Jane Austen beim Lesen ohne Zweifel der Magen umgedreht hätte...

Ihr Bruder Henry listete einige ihrer Vorbilder auf (Samuel Johnson, William Cowper, Samuel Richardson und „in geringerem Maße“ Henry Fielding):

... [My sister's] reading was very extensive in history and belles lettres; and her memory extremely tenacious. Her favorite moral writers were Johnson in prose, and Cowper in verse. It is difficult to say at what age she was not intimately acquainted with the merits and defects of the best essays and novels in the English language. Richardson's power of creating, and preserving the consistency of his characters, as particularly exemplified in Sir Charles Grandison, gratified the natural discrimination of her mind, whilst her taste secured her from the errors of his prolix style and tedious narrative. She did not rank any work of Fielding quite so high. Without the slightest affectation, she recoiled from every thing gross. Neither nature, wit, nor humour, could make her amends for so low a scale of morals. ...

Henry sagt, sie habe Fielding „wegen Grobheit“ nicht so hoch geachtet… Schwer zu entscheiden, ob der liebe Henry hier schon am Bild seiner Schwester für die Nachwelt gefeilt hat und ob er Jane Austen wirklich gerecht wird... – Ich sehe das nicht so wie Henry. Wenn man ihren 11. Brief in Betracht zieht... und ihren Witz und ihren Menschenkenntnis und -liebe und ihre Herzlichkeit... denke ich, ihre Heldinnen sind zu einem gehörigen Teil Kinder Sophia Westerns (aus „Tom Jones“)... Ihre möglicherweise spitzzüngige Seite und ihre vielleicht vorhandene ironische Sicht auf die Unzulänglichkeiten der Welt wurde ja vom Familienclan für das Bild der Nachwelt mehr oder weniger sorgfältig retuschiert... Also, gehe ich davon aus, dass Henry hier seine eigenen Vorlieben mit denen seiner Schwester verwechselt hat.

Ich denke moralisch stand sie fest bei Samuel Johnson und Alexander Pope („Essay on Man“):
All Nature is but Art, unknown to thee;
All Chance, Direction, which thou canst not see;
All Discord, Harmony, not understood;
All partial Evil, universal Good:
And, spite of pride, in erring Reson's spite,
One truth is clear, »Whatever is, is right.«

Know then thyself, presume not God to scan;
The proper study of mankind is Man.

... doch literarisch in der Tradition von Henry Fielding. Und ansonsten hat sie ähnlich wie Fielding ihre eigenen Fundamente gelegt: „Wenn Du etwas schaffen willst, was es noch nie gab, musst Du etwas tun, was noch niemand vor Dir getan hat!“

Die Idee, sich mit den Zeitgenossen und ihren literarischen Vorbildern zu befassen, finde ich gut. Ich biete an den „Rasselas“ von Samuel Johnson zu lesen... Ich hab auch Bosswells Buch über Samuel Johnson – das ist aber elend dicke... (Johnson war übrigens auch kein Freund Fieldings) Und ich kann – natürlich – Henry Fielding himself beisteuern...

Bruki

PS: Der heute noch – im Gegensatz zu Richardson, d’Ablay (Fanny Burney) oder Edgeworth – gelesene Henry Fielding hat übrigens seinen ersten „Roman“, „Shamela“, als bissige Persiflage auf den sentimentalen Schwulst-Roman „Pamela“ von Richardson verfasst und solchen Spaß daran gefunden, dass er gleich noch einen schrieb: „Joseph Andrews“... der ihm schon etwas aus dem Ruder lief und weit über eine Satire auf „Pamela“ hinausging – plötzlich waren aus seinen persiflierenden Abziehbildern echte Menschen geworden... Und mit „Tom Jones“ gelang ihm dann der Durchbruch und die Geburt eines neuen Genres: Des realistischen Romans – der bürgerlichen Kunstform überhaupt... Ich denke, Jane Austen führte diese von Defoe, Swift und Fielding begründete Linie weiter und bewohnt heute einen großen Turm in der Kathedrale der menschlichen Kultur... während ihre „Vorbilder“ irgendwo im Keller vermodern...


von julia
hm, ich denke zu pope stand sie nicht so loyal, wie du vermutest. es gibt mehrere hinweise daruf, zum beispiel in "sense and sensebility", wenn marianne sich vergewissert, dass willoughby pope nicht mehr bewundert "as is proper".
deLaclos wird sowohl in der "memoir" von ihrem neffen, als auch in "family record" von deidre lefaye erwähnt, als ein beliebtes buch der austenschen bücherei.
mary wollstonecraft... da muss ich nachschauen. ich gebe zu, das war ein schnellschuss. unser professor in dem jane austen-seminar hat sie wiederholt zusammengebracht und ich glaube mich an ein zitat im reader zu erinnern, von irgendeinem familienmitglied. ich such mal danach!

ohje, richardson, johnson und cowper hab ich total vergessen, obwohl die ja nun wirklich offensichtlich sind!!

--Quote (bruki):
Schwer zu entscheiden, ob der liebe Henry hier schon am Bild seiner Schwester für die Nachwelt gefeilt hat---

ja, ich bin überzeugt, man muss allgemein sehr vorsichtig sein, was die "familienerinnerungen" betrifft. vielles stammt erst aus einer zeit, in der jane austen schon lange tot war, die personen sich nur noch an das erinnern, an das sie sich erinnern wollen und vorallem stark beeinflusst waren von der prüden und übermoralischen viktorianischen zeit.

von bruki
O ja, herrliche Ironie Jane Austens, wenn Elinor Marianne ein wenig damit frozzelt, dass sie und Willoughby an einem einzigen Morgen alle relevanten Autoren (Cowper, Scott und Pope) abgehandelt hätten, und nach einem weiteren Tag sich wohl nix mehr zu sagen haben werden... Ich sehe keine abfällige Tendenz in der Passage, wenn Pope neben Cowper und Scott genannt wird...

Alexander Pope wird in „Sense and Sensibility“, in „Northanger Abbey“, in „Mansfield Park“ und in mindestens einem ihrer Briefe von Jane Austen mit Namen erwähnt: Im Brief vom 26. Oktober 1813 an Cassandra zitiert sie – sicher scherzhaft – die schon oben erwähnte Zeile aus Popes „Essay on Man“. Und es gibt einen mittelbaren Verweis auf einen Vers in Popes „Lockenraub“ in einem ihrer Juvenilia... (Am mock-heroischen Genre hat sie sich ja in ihren Juvenilia regelrecht abgearbeitet. )

Ich denke, Jane Austen war eine „echte Kennerin“ Popes und eine Anhängerin seiner weltanschaulichen Werke. Ich denke, sie war eine Anhängerin des „was immer ist, ist recht“... Ich denke, sie muss seine Werke gut gekannt haben, wenn sie sich mehrmals in ihren eigenen Werken direkt darauf bezogen hat..

von julia
hm, o.k. ... vielleicht war das ja auch nur wunschdenken von mir. ich habs nicht so mit den moralisten.

von bruki
Ich hab heute Morgen vor dem Aufstehen ein bisschen im einer Essaysammlung geblättert und bin auch das hier gestoßen: Alexander Pope „Über Vernunft und Leidenschaft“ (On Reason and Passion), das er mit 24 Jahren für den „Spectator“ schrieb. Und da ich gerade darüber nachdenke, welche Einfluss Pope wohl auf Jane Austen ausgeübt haben könnte, fielen mir einige diese Frage möglicherweise erhellende Textstellen ins Auge:
Es war stets meine Meinung, dass der lohnendste Gegenstand des menschlichen Denkens die Natur des Menschen ist, und ich hielt es immer für die schönste Betätigung des menschlichen Geistes, sie auf liebenswürdige und unterhaltsame Weise in Augenschein zu nehmen. Andere Sparten der Wissenschaft mögen uns vielleicht klüger machen, doch diese macht uns zugleich auch noch besser.

Das könnte regelrecht über jedem Roman Jane Austens als Motto vermerkt sein. Und das Folgende trifft auf fast alle ihre Heldinnen und Helden zu und fasst geradezu programmatisch Jane Austens Art der Menschengestaltung zusammen:

... in jedem Menschen sind alle Leidenschaften vorhanden, wenngleich sie nicht in jedem in Erscheinung treten. Veranlagung, Erziehung, Landesbrauch, Vernunft und ähnliche Faktoren können sie zwar mildern und in die rechten Bahnen lenken, doch die Saat schlummert in jedermanns Brust und wird jederzeit aufgehen, wenn sie auch nur einigermaßen günstige Bedingungen dafür vorfindet.

... und hier haben wir den Konflikt aus „Sense and Sensibility“ auf den Punkt gebracht:

Die Vernunft [sollte] ständig gegen die Leidenschaften auf der Hut sein und sie nie eine Situation heraufbeschwören lassen, die für ihre Sicherheit womöglich verhängnisvoll werden könnte; freilich muss sie zugleich darüber wachen, dass sie die Kraft der Leidenschaften nicht so sehr beschneidet, dass sie ihr nicht mehr beachtenswert erscheinen und dass sie ihre Wachsamkeit ihnen gegenüber aufgibt.

Da der Verstand von sich aus zu schwerfällig und träge ist, um sich zu einer Handlung aufzuschwingen, bedarf es, wenn er in Bewegung geraten soll, der frischen Brise der Leidenschaften, die allein ihn vor Stillstand und Verfall bewahren können.

... dachte sich wohl Anne Elliot, bevor sie im „Weißen Hirsch“ in Bath Captain Wentworth mit ein paar gezielten Bemerkungen über die Leidenschaften der Frauen zum Setzen der Segel veranlasste...

Und das hier könnte gut ins Stammbuch Charlotte Lucas passen:

Junge Menschen, deren Leidenschaften nicht wenigstens hin und wieder aufflammen, berechtigen kaum zu der Hoffnung, dass sie es je zu etwas Nennenswertem bringen werden. Das Feuer der Jugend wird natürlich erkalten, und somit wird der Fehler – wenn es überhaupt einer ist! – mit jedem Tage kleiner werden, und sicherlich wird ein Mensch, der in der Jugend kein Feuer hatte, im Alter kaum Wärme haben können. Wir müssen daher sehr behutsam vorgehen, damit wir im Bestreben, unsere Leidenschaften zu mäßigen, diese nicht gänzlich auslöschen, denn sie sind das Licht der Seele, und ein Leben ohne Leidenschaft macht den Menschen ebenso blind, als ließe er sich von ihr fortreißen.

Und zum Schluss noch einen schönen Satz, dem Jane Austen sicher viel abgewinnen konnte. Blieb ihr doch diese besonders segensreiche Wirkung einer Schule erspart:

Die außerordentlich strenge Zucht, die in den meisten Schulen hierzulande geübt wird, hat eine verhängnisvolle Wirkung: sie zerstört die Spannkraft des Geistes und richtet sicherlich mehr große Begabungen zugrunde, als sie möglicherweise fördern kann.

... wie übrigens auch Alexander Pope, der wegen seiner schwächlichen Konstitution nie eine Schule besuchte, sich autodidaktisch eine umfassende Bildung im Elternhaus aneignete und zum „Hauptrepräsentanten der klassizistischen Dichtung im ‚Zeitalter der Vernunft’“ avancierte.


Zuletzt geändert von Julia am Montag 8. Juli 2013, 11:20, insgesamt 2-mal geändert.

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Verfasst: Donnerstag 20. Oktober 2005, 11:15 


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BeitragVerfasst: Donnerstag 20. Oktober 2005, 11:46 
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Kunstfertige Wortumdreherin und Meisterin im Freistil-Lesen
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in "jane austen and literary traditions" von isobel grundy werden noch folgende werke aufgezählt:

** Ariosto: "Orlando Furioso"
**ganz wichtig - Thomas Clarkson: "History of the Abolition of the African Slave Trade" und "Memoirs of William Penn" ... an einer stelle in ihren briefen bezeichnet sie sich als "verliebt in ihn", nachdem sie seine bücher gelesen hätte.
**Charlotte Lennox: "The Female Quixote"
**in ihren briefen gibt es auch den "running gag", sie würde George Crabbe heiraten wollen (besonders nachdem sie erfährt, er wäre witwer)
**Sterne: "A Sentimental Journey" (wird ja auch in Mansfield Park zitiert)
**Goldsmith: "The Vicar of Wakefield"
**Boswell: "Life" und "Journal of a Tour to the Hebrides"
**Francis Lathom: "The Midnight Bell"
**über S.E.Brydge: "Arthur Fitz-Albini" und Genlis: "Alphonsine" bzw, "Olimpe et Theophile" schimpft sie in einigen ihrer briefe ("could not reread it without being in rage. it is really too bad! don't talk of it!")
**Southey: "Letters from England"
**Anne Grant: "Memoirs of an American Lady"
**Henrietta Sykes: "Margiana" ("i like it very well indeed... inspite of my better judgement")
**sehr gemocht hat sie laut den briefen Germaine de Stael: "Corinne"
**Mary Brunton: "Self-Control" ("excellently-meant, elegantly written")
**L.M. Hawkins: "A Father's Labour Lost" ("very good and clever but tedious")
**Sydney Owenson: "Wild Irish Girl"
**Thomas Gisbourne: "Enquiry into the duties of the female sex" ("against my expectations i enjoyed it very much")

der essay zählt alle bücher auf, die in den briefen erwähnt werden und die, aus denen sie in ihren romanen zitiert.
für diesen thread führt das zuweit, ich hoffe ich erinnere mich in kommenden group reads noch mal daran, dort nachzulesen. (sehr interessant zum beispiel bzgl. mrs elton die in "emma" ein gedicht signifikant falsch zitiert und damit jane fairfax indirekt beleidigt/herabwürdigt.)


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BeitragVerfasst: Samstag 26. November 2005, 15:39 
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Archivarius

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Das hier hab ich noch in meinem "Notizbuch" gefunden, ich weiß nicht, ob es hier schon genannt wurde:

Dann gibt es da noch Laurence Sterne – mit Beleg in „Mansfield Park“ („Starling“) und in einem Gedicht ihrs Bruders James zur Feier ihrer ersten Veröffentlichung

On such subjects no wonder that she shou'd write well,
In whom so united those Qualities dwell;
Where 'dear Sensibility', Sterne's darling Maid,
With Sense so attemper'd is finely portray'd
Fair Elinor's self in that Mind is exprest,
And the Feelings of Marianne live in that Breast,
Oh then, gentle Lady! continue to write,
And the sense of your Readers t'amuse & delight.
A Friend


Ich bringe George Crabbe (bezug in „Mansfield Park“ sowie in ihren Briefen) ins Rennen und Lord Byron, den sie in „Persuasion“ erwähnt, aber er war wohl eher keiner, der ihre literarische Arbeit direkt beeinflusst hat... Ob Shakespeare ein Vorbild war? Hm, in „Mansfield Park“ wird so was angedeutet (das „König Lear Thema“ und der Bezug auf den Einfluss Shakespeares „auf jeden gebildeten Engländer“)... Einer ihrer Kollegen nannte sie mal den „Shakespeare der Prosa“...

Ashton Dennis hat sich mal durch Samuel Richardsons „Sir Grandison“ gequält (3 x 400 Seiten, kleine Schrift, enggedruckt) und kam zu dem Schluss, es lohne sich nicht das zu lesen, und er müsse sich wundern, was unsere Lady daraus wohl als Vorbild genommen haben mag – so langatmig-langweilig ist das... Grandison soll die Plots für „Sense and Sensibility“ und „Persuasion“ geliefert haben... Und Richardsons Charlotte Grandison erinnert viele Leser an Elizabeth Bennet...

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"There’s no one to touch Jane when you’re in a tight place. Gawd bless ’er, whoever she was."
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BeitragVerfasst: Sonntag 27. November 2005, 13:47 
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Archivarius

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Julia hat geschrieben:
in "jane austen and literary traditions" von isobel grundy werden noch folgende werke aufgezählt:
**sehr gemocht hat sie laut den briefen Germaine de Stael: "Corinne"


Hallo Julia,

kannst Du mal das Thema Stael etwas vertiefen? Wo hast Du gelesen, dass Jane Austen diese Schriftstellerin „gemocht“ haben soll?

Ich hab nur gefunden, dass Mdm. de Stael über Jane Austen was gesagt hat: Als ein Verehrer Jane Austens ein Exemplar von „Pride and Prejudice“ an de Stael sandte, antwortete diese nur mit einem Wort: „vulgaire“ ... Na ja, Claire Tomalin hat später dazu angemerkt, dass Stael wohl der englischen Sprache nicht ausreichend mächtig gewesen sei, um sich wirklich ein Bild von dem Austen-Roman machen zu können... Und der Verehrer Jane Austens antwortet de Stael, dass man keine einzige „vulgaire“ Stelle in Jane Austen Romanen finden könne, so dass ohne weiteres jedes ehrbare Landhaus in England mit den Seiten aus Jane Austens Romanen tapeziert werden könne...

Als jemand in London einen literarischen Abend organisierte, auf dem auch de Stael erscheinen sollte, und unser lieber Henry, das alte Plappermaul, die Anwesenheit seiner Schwester zusagte, fauchte diese ihn an, und der Arme musste die Zusage umgehend zurücknehmen...

Ich vermute eher, dass wenn Jane Austen eine Ahnung gehabt hätte, wer de Stael gewesen war und was sie von ihrem P&P gehalten hat, hätte sie sich dieses Schlachtfest auf keinen Fall entgehen lassen... He, ich denke sie hätte der ollen de Stael eine Elizabeth-Bennet-verkloppt-Lady-de-Bugg-Szene hingelegt, die sich gewaschen hätte... Na ja, oder sie hätte sich ihrem Charakter gemäß eher zu Tode geschämt, mit solch einer moralisch verworfenen Person wie die de Stael in einem Zimmer gesehen worden zu sein... Also, echt: „vulgaire“ – da lachen doch die Hühner...

Bruki

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BeitragVerfasst: Sonntag 27. November 2005, 17:04 
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Kunstfertige Wortumdreherin und Meisterin im Freistil-Lesen
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ich such die stelle heute abend mal raus (wollte sowieso mal wieder die briefe lesen)
man kann ja ein buch mögen, ohne gleich die ganze person zu vergöttern, oder?! ich denke jane austen konnte gut trennen zwischen literarischer persönlichkeit und menschlicher.

Zitat:
Als jemand in London einen literarischen Abend organisierte, auf dem auch de Stael erscheinen sollte, und unser lieber Henry, das alte Plappermaul, die Anwesenheit seiner Schwester zusagte, fauchte diese ihn an, und der Arme musste die Zusage umgehend zurücknehmen...


wo hast du das denn her? ich weiß schon, dass sie eine möglichkeit ihr zu begegnen ausschlug (was ja viele gründe haben kann), aber so wie du es schreibst klingt das etwas anders. ??


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BeitragVerfasst: Sonntag 27. November 2005, 18:11 
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Archivarius

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Julia hat geschrieben:
... wo hast du das denn her? ich weiß schon, dass sie eine möglichkeit ihr zu begegnen ausschlug (was ja viele gründe haben kann), aber so wie du es schreibst klingt das etwas anders. ??


... diese Anekdote steht eigentlich in jeder Jane-Austen-Biografie ...

Da sie über die Gründe für ihre Abneigung nichts verlauten ließ bzw. der Nachwelt überlieferte, kann man trefflich spekulieren... Zwischen offener Ablehnung dieser "französischen Revolutionärin" und Schüchternheit gegenüber dieser "begnadeten Schriftstellerin" ist dabei alles bei unserer Lady möglich...

Zumindest ist klar, dass falls eine Zuneigung zwischen den beiden Autorinnen bestand, diese einseitig gewesen sein muss - und dann auch nur unbekannterweise bestanden haben kann...

Bruki

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BeitragVerfasst: Sonntag 27. November 2005, 19:48 
Bruki hat geschrieben:
Da sie über die Gründe für ihre Abneigung nichts verlauten ließ bzw. der Nachwelt überlieferte, kann man trefflich spekulieren...

Konkurrenz - was sonst!


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BeitragVerfasst: Sonntag 27. November 2005, 21:53 
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Archivarius

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Hazel hat geschrieben:
Bruki hat geschrieben:
Da sie über die Gründe für ihre Abneigung nichts verlauten ließ bzw. der Nachwelt überlieferte, kann man trefflich spekulieren...

Konkurrenz - was sonst!


Hey, Hazel, das ist Klasse! :D

Weißt Du, was Maria Edgeworth über Jane Austens "Emma" geschrieben hat? Jane Austen war ja eine Bewunderin der Roman dieser Dame - sagt Henry Austen... Also, Maria schrieb: There is no story in it, except that Miss Emma found that the man whom she designed for Harriet's lover was an admirer of her own — & he was affronted at being refused by Emma & Harriet wore the willow — and smooth, thin water-gruel is according to Emma's father's opinion a very good thing & it is very difficult to make a cook understand what you mean by smooth, thin water-gruel.

Yahoo: Thin water-gruel!!!! Wenn das nicht blanker Futterneid diktiert hat!!!! :lach:

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BeitragVerfasst: Montag 28. November 2005, 10:43 
Bruki hat geschrieben:
Also, Maria schrieb: There is no story in it, except that Miss Emma found that the man whom she designed for Harriet's lover was an admirer of her own — & he was affronted at being refused by Emma & Harriet wore the willow — and smooth, thin water-gruel is according to Emma's father's opinion a very good thing & it is very difficult to make a cook understand what you mean by smooth, thin water-gruel.


Also, ich versuche mal, das zu verstehen. Warum allerdings Harriet die Weide trug … :/

Da ist keine Geschichte drin (da zieht sich kein roter Faden durch), außer dass Emma herausfand, dass der Mann, den sie für Harriet vorgesehen hat, in sie selbst verliebt war – & er brüskiert war, von Emma zurückgewiesen worden zu sein & Harriet die Weide getragen hat (?) – und glatter, dünner Wasser-Haferschleim Emmas Vaters Meinung nach eine sehr gute Sache ist & dass es sehr schwierig ist, einem Koch verständlich zu machen, was man mit glattem, dünnem Wasser-Haferschleim meint.

Any corrections?

:lach: Hazel


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BeitragVerfasst: Montag 28. November 2005, 16:38 
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Archivarius

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Julia hat geschrieben:
... ich denke jane austen konnte gut trennen zwischen literarischer persönlichkeit und menschlicher. ...


Hallo Julia,

das weiß ich nicht so recht: Sie will mal in einer Londoner Bildergalerie das Porträt Jane Bingleys gesehen haben und fragte sich anschließend, warum wohl Mrs. Darcys Bild nicht ebenfalls dort ausgestellt wurde... Was sie in einem Brief - soweit ich mich erinnere - mit der Zurückhaltung Mr. Darcys gegenüber einer Präsentation seiner Privatsphäre in der Öffentlichkeit begründete... Das deutet schon auf eine enge Verbindung zwischen Leben und Kunst hin, oder?? ;D

Wollte sie nicht mal einen kurz zuvor verwittweten Autor heiraten, von dem sie allerdings nur die Bücher kannte? Er hätte jedoch nach dem Tod seiner Frau irgendwie noch seine Kinder loswerden müssen, denn um die wollte sie sich keinesfalls kümmern müssen... :lach:

Bruki

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BeitragVerfasst: Montag 28. November 2005, 19:57 
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Bruki hat geschrieben:
Julia hat geschrieben:
... ich denke jane austen konnte gut trennen zwischen literarischer persönlichkeit und menschlicher. ...

das weiß ich nicht so recht: Sie will mal in einer Londoner Bildergalerie das Porträt Jane Bingleys gesehen haben und fragte sich anschließend, warum wohl Mrs. Darcys Bild nicht ebenfalls dort ausgestellt wurde... Was sie in einem Brief - soweit ich mich erinnere - mit der Zurückhaltung Mr. Darcys gegenüber einer Präsentation seiner Privatsphäre in der Öffentlichkeit begründete... Das deutet schon auf eine enge Verbindung zwischen Leben und Kunst hin, oder?? ;D
Bruki


ja, aber das waren ihre eigenen figuren. ist was völlig anderes, finde ich.

dieser witwer von dem du sprichst, war übrigens george crabbe!
(da sieht man mal wie aufmerksam du meine beiträge liest, dass habe ich weiter oben schon geschrieben... *tztztz* :wink: )

lang lang ist es her da Julia hat geschrieben:
**in ihren briefen gibt es auch den "running gag", sie würde George Crabbe heiraten wollen (besonders nachdem sie erfährt, er wäre witwer)


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BeitragVerfasst: Mittwoch 30. November 2005, 12:27 
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Julia hat geschrieben:
... (da sieht man mal wie aufmerksam du meine beiträge liest, dass habe ich weiter oben schon geschrieben... *tztztz* :wink: )


*tztztz* man traut sich ja bald gar nichts mehr zu schreiben, wenn Du jedesmal die Plagiatskeule schwingst... *tztztz*

Aber macht nichts, Deine Anwürfe treffen mich aber so gleich gar nicht... *pöh* :zunge: :tanz: ... habe ich doch Deine Postings gelesen... - Aber woher, meinst Du, habe ich die Idee, dass Jane sich wegen der Kinder Crabbes geziert habe? - Du bist nicht die einzige, die Brabournes Sammlung mal überflogen hat... :win

Julia hat geschrieben:
...ja, aber das waren ihre eigenen figuren. ist was völlig anderes, finde ich. ...


Du bist glitschig wie ein Aal... :wink: - Wieso findest Du, das es was anderes ist?

Bruki

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BeitragVerfasst: Donnerstag 1. Dezember 2005, 00:51 
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nicht nur brabournes sammlung... :wink:

ich meinte eigentlich nur, dass man ein buch auch mögen kann, ohne über den lebenswandel der autorin bescheid zu wissen und ihn gutzuheißen. du brachtest das weiter oben als argument, warum jane austen "corinne" nicht gemocht haben kann.
drück ich mich echt so wischiwaschi aus? ich hab das gefühl, ich müsste jeden zweiten beitrag nochmal erklären.

ich hab die briefe rausgesucht, in denen das lobend erwähnt wird, wenn du nachschauen willst: nr. 278, 255, 120 und 161 :wink:


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BeitragVerfasst: Freitag 2. Dezember 2005, 09:12 
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Archivarius

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Julia hat geschrieben:
... ich meinte eigentlich nur, dass man ein buch auch mögen kann, ohne über den lebenswandel der autorin bescheid zu wissen und ihn gutzuheißen. ...


Das für sich allein genommen, hat einiges für sich... Aber man sollte bei einigen Autoren auch deren Lebenswandel nicht ganz außer Betracht lassen...

Julia hat geschrieben:
... du brachtest das weiter oben als argument, warum jane austen "corinne" nicht gemocht haben kann. ...


... die Stelle, wo ich das tat, konnte ich nicht finden... Ich schrieb von einer möglichen Abneigung gegen den lockeren Lebenswandel der Autorin - als EINE denkbare Ursache für die Ablehnung einer Begegnung mit deStael... und wollte eigentlich nur wissen, warum das für Dich einen Unterschied mache: "...ja, aber das waren ihre eigenen figuren. ist was völlig anderes, finde ich."

Spekulieren macht Spaß, oder? :rolleyes:

Bruki :cool:

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BeitragVerfasst: Freitag 2. Dezember 2005, 11:07 
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Hallo,

ich wollte hier ja schon lange mal was schreiben, also tue ich das jetzt endlich mal :wink:.

Ich meine, mal irgendwo gelesen zu haben, dass Jane Austen "Die Leiden des jungen Werther" vom bei uns so beliebten Goethe gelesen haben soll.. Sie fand das Werk allerdings wohl nicht ganz so toll.
Wie gesagt, ich bin mir nicht ganz sicher, ob das stimmt, aber gelesen habe ich das auf jeden Fall mal.
Ob das vielleicht an Goethes Art zu schreiben lag? Hätte ihr Schiller vielleicht besser gefallen (ich finde ihn auf jeden Fall viel interessanter und besser als den "ollen" Goethe)? Aber vielleicht hätte sie auch mit Schillers Themen nichts anfangen können, weil man England und "Deutschland" zu der Zeit politisch nicht miteinander vergleichen kann.

Fragen, die Einem wohl niemand beantworten kann :gruebel:.

Bis bald,
Lizzy

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"Eine jener Feen, die auf den Wiegen der Neugeborenen thronen, muss die kleine Jane Austen gleich nach der Geburt auf einen Flug durch die Welt mitgenommen haben. Als sie wieder in der Wiege lag, wusste sie nicht nur, wie es auf der Welt aussah, sondern hatte sich schon ihr Reich gewählt. ... So hatte sie bereits mit fünfzehn kaum Illusionen über andere Leute und keine über sich selbst."

Virginia Woolf in " The Common Reader"


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BeitragVerfasst: Freitag 2. Dezember 2005, 11:17 
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Archivarius

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Hallo Lizzy,

ich bin da nicht so der Fachmann, aber ich denke, Julia weiß das genauer... und irgendwo hab ich gelesen, sie kannte "Werther" - zumindest wurde der in England gelesen...

Ob sie ihn mochte? Kann ich nicht sagen... aber wenn sie ihn nicht mochte, dann wahrscheinlich aus den gleichen Gründen, wegen denen sie sich gegen die sentimentale Schreibweise ihrer Konkurrentinnen (und Richardsons) entschieden hat: Sie wollte realistische Menschen in realen Situationen schildern - gefühlsduseliger Schnickschnack und in Ohnmacht fallende Heldinnen waren nicht ihr Ding... Und ganz sicher war sie gegen Selbstmord aus Liebeskummer! Das kann man in ihren Briefen nachlesen, wo sie sich diesbezüglich ganz eindeutig positionierte...

Evtl. konnte sie als Engländerin auch die "revolutionären" Ansätze Goethes und Schillers nicht nachvollziehen ("Sturm und Drang" war in England nicht beliebt, da hatte man seine "Revolution" schon hinter sich und war auf Konsens aus... "Alles was ist, ist gut.")

Bruki

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BeitragVerfasst: Sonntag 22. Januar 2006, 13:05 
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Samuel Johnson „Die Geschichte von Rasselas, Prinzen von Abessinien“ (1759)

Der Untertitel „Eine morgenländische Erzählung“ führt, obwohl er zutreffend ist, den Käufer des Buches ein wenig in die Irre, handelt es sich doch nur vordergründig um eine Geschichte in Stile der Märchen aus „1001 Nacht“. Im eigentlichen ist es eine nahe am Essay angesiedelte aufklärerische Schrift, die an ähnliche Werke der damaligen Zeit angelehnt als „eine Reise der Erfahrung“ angelegt ist...

Johnson schrieb diese Geschichte innerhalb weniger Tage, um an etwas Geld zu kommen, das er dringend für die Bezahlung der Arztrechnung für seine sterbende Mutter benötigte... Als er das Geld hatte, war seine Mutter schon gestorben und er verwendete es für das Begräbnis...

Wie schon in Alexander Popes Lehrgedicht „Vom Menschen“ philosophiert der Autor über die Frage, ob wir „in der besten aller Welten“ leben und wie man glücklich sein kann... Für Fans Voltaires sei angemerkt, dass sein „Candide“ nicht als Reaktion auf Johnsons „Rasselas“ entsandt, sondern von Voltaire „zufällig“ beinahe gleichzeitig geschrieben und veröffentlicht wurde (Voltaire nimmt darin einen Standpunkt zur Leipnitzschen Idee des „Theodizee“ ein, der dem Johnsons entgegengesetzt scheint)... der eine behandelt die Frage eingebettet in einen tiefen Schwermut, der andere in seiner üblichen spöttischen Art...

Johnson (ein eingeschworener Pessimist und Melancholiker) ist lange nicht mehr so optimistisch wie Pope oder andere, obwohl auch er diese Welt „für die bestmögliche“ hält. Johnson geht aber ins einem Kulturpessimismus über die Einflüsterungen seines hypochondrischen Gemüts hinaus und ahnt dabei schon die folgende Entwicklung der sentimentalen Kunst voraus... Als Fazit des Werkes kann man den von Boswell im „Leben Samuel Johnsons“ überlieferten Spruch Johnsons über das Leben ansehen: „Daß der Mensch nie in der Gegenwart glücklich ist, ist so wahr, daß all seine Erleichterung vom Unglück ein zeitweiliges Vergessen ist. Das Leben ist ein Fortschreiten von Mangel zu Mangel, nicht von Freude zu Freude.“ (Boswell, „S. Johnson“, S. 283)… Ob das nun im Sinne Jane Austens war, lasse ich mal dahingestellt sein.

Die Geschichte des Rasselas ist so: Alle Kinder des abessinischen Kaiserhauses wurde in einem fruchtbaren Tal von allem abgeschirmt aufgezogen und dort mit allen Annehmlichkeiten und Genüssen des Lebens umgeben... ihnen wurde aber zugleich alle Schlechtigkeit, das Elend und die Bosheit der Welt ferngehalten... Rasselas, einer der zahlreiche jüngeren Prinzen, beginnt eines Tages an dem ewiggleichen Glück zu verzweifeln und mit seinem weisen Lehrer Imlac und einer seiner Schwestern, der Prinzessin Nekayah, gräbt er sich, mit einem Sack Gold und Edelsteinen, durch das Gebirge, um die Welt zu erforschen und um zu ergründen, was das Leben der Menschen ausmache und sich dann „wohlüberlegt für das Rechte im Leben zu entscheiden“. Er streift mit seinen Begleitern durch „die Welt“, was bedeutet, er reiste durch Ägypten, um sich schließlich in Kairo niederzulassen... wo er begann, verschiedenen Lebensweisen zu studieren.

Auf seiner Reise durch die menschlichen Lebensformen lernt Prinz Rasselas Hirten kennen, Einsiedler, Höflinge, Handwerker, Kaufleute, junge, alte Leute, weise und dumme, Sternendeuter und Räuber, Fürsten und Bettler, Sesshafte und Nomaden... In jeder Begegnung suchen Rasselas und seine Begleiter nach dem Sinn der Lebens und Antwort auf die Frage „wie man Leben soll“ und „wie man glücklich werden könne“... Jeden Abend treffen sich die Reisenden und berichten über ihrer Erfahrungen, diskutieren und vergleichen die unterschiedlichen Lebensentwürfe... Trotz vielversprechender Ansätze können sie jedoch bei genauer Betrachtung aller Umstände in keiner der Erfahrungen eine für sie selbst glückstiftende Art des Lebens erkennen...

Und so endet die Geschichte auch:

Die Prinzessin glaubte, von allen irdischen Dingen sei Wissen das beste: sie sehnte sich danach, erst alle Wissenschaften zu erlernen und dann eine Schule für gebildete Frauen zu gründen, der sie vorzustehen beabsichtigte. Dort wollte sie Weisheit erlangen in den Unterhaltungen mit Älteren und Weisheit vermitteln durch Erziehung der Jüngeren, um kommenden Zeiten so ein Beispiel der Klugheit und ein Vorbild des Mitleids zu geben.
Der Prinz wünschte sich ein kleines Königreich, in dem er selbst für Gerechtigkeit sorgen und alle Regierungsangelegenheiten mit eigenen Augen überwachen wollte; doch nie konnte er die Grenzen seiner Tätigkeit festlegen, und immer fügte er neue Obliegenheiten hinzu.
lmlac und der Astronom wollten sich zufriedengeben, wenn sie auf dem Strom des Lebens treiben könnten, ohne einen Hafen anzusteuern.
Sie wußten genau, daß von all ihren Wünschen keiner zu erfüllen war. Sie überlegten eine Weile, was zu tun sei, und beschlossen dann, nach Abessinien zurückzukehren...


Bruki

PS: Ich frage mich, ob Johnson „Das Leben des Buddha“ kannte und er das „Tal der Glücklichen“, den Prinzen und dessen Suche nach den Glück in die Welt nach dessen Muster gestaltete? Wie stark waren wohl fernöstliche Einflüsse auf das Geistesleben in England in der damaligen Zeit?

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BeitragVerfasst: Sonntag 22. Januar 2006, 13:09 
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Jetzt gleich noch eine Nachreichung: James Boswell „Das Leben des Samuel Johnsons und Das Tagebuch einer Reise nach den Hebriden“ (1791)

Eine tolle Sache, wenn man eine Menge über das Leben und die intellektuellen Strömungen der damaligen Zeit erfahren möchte... Samuel Johnson: „Nein Madame. Frauen können gut spinnen, aber sie können kein gutes Buch über die Kochkunst verfassen.“ Ha!

Ich hab ein paar witzige Zitate aus dem Buch extrahiert, die ich mal bei Gelegenheit einstreuen werde... Johnson hat sich so ziemlich zu allem, was man sich denken kann, eine Meinung gehabt und geäußert – und Boswell hat’s getreu aufgeschrieben, gesammelt und veröffentlicht...

Einfach mal das hier von Boswell über die Jugend Johnsons (1719-1725):

Kurzum, er ist ein bemerkenswertes Beispiel dafür, was oft beobachtet worden ist, daß ein Knabe der Mann en miniature ist und daß die charakteristischen Eigenschaften eines jeden Individuums das ganze Leben hindurch die gleichen sind. (S. 18 )

In diesem Sinn meldet sich später eine gewisse Mrs. Reynolds zu Worte, die womöglich nach der pflichtgemäßen Erfüllung ihrer sonstigen häuslichen Aufgaben, in der Freizeit das eine oder andere Buch aus der umfangreichen Bibliothek ihres Herren mal überflogen haben mag...

... und zur allgemeinen Erheiterung noch Sam. Johnsons Ansichten über eine „vernünftige“ Ehe (1776):

BOSWELL: „Sagen Sie, Sir, meinen Sie nicht, daß es fünfzig Frauen auf der Welt gibt, mit denen ein Mann so glücklich sein kann wie mit einer bestimmten Frau?“ JOHNSON: „Ach, Sir, fünfzigtausend.“ BOSWELL: „Dann, Sir, stimmen Sie nicht mit denen überein, die glauben, daß gewisse Männer und gewisse Frauen füreinander geschaffen sind und daß sie nicht glücklich sein können, wenn sie nicht ihrer Ergänzung begegnen?“ JOHNSON: „Gewiß nicht, Sir. Ich glaube, Ehen wären im allgemeinen genauso glücklich und oft glücklicher, wenn sie alle vom Lordkanzler geschlossen würden, nach gebührender Berücksichtigung ihrer Charaktere und Lebensumstände, ohne daß die Betroffenen dabei die Wahl hätten.“ (S. 261 )

Charlotte Lucas würde diesen Verdikt sicher nicht ohne weiteres voll zustimmen, ist sie doch der Meinung, dass, wenn die Lebensumstände stimmen, der Charakter der Betroffenen ganz unerheblich für eine gute Ehe sei. Dass jedoch ein Mann mit 50.000 Frauen wie mit einer einzigen glücklich sein könne, ist ein tröstlicher Gedanke... :wink:

Bruki

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BeitragVerfasst: Sonntag 22. Januar 2006, 13:17 
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Zum letzten: William Godwin „Die Abenteuer des Caleb Williams“ (Heyne-Verlag, 1980, Das Buch zur vierteiligen Fernsehserie: „Tödliches Geheimnis“)

Godwin schrieb seinen Romanerstling 1794 mit der ausdrücklichen Absicht, die Thesen seiner ein Jahr zuvor erschienenen radikal-revolutionären Abhandlung „... über das Wesen der politischen Gerechtigkeit und deren Einfluss auf die allgemeine Tugend und das allgemeine Glück“ im Volke zu verbreiten... Mit der genannten Streitschrift, die frühe anarchistische Thesen propagierte und somit an den Grundfesten der englischen Gesellschaft rüttelte, hatte Godwin in intellektuellen Kreisen Londons großes Aufsehen erregt (Premierminister William Pitt dachte sogar darüber nach, ihn einzulochen...).

In dem Roman „Caleb Williams“ geht es um die von Tyrannen verfolgte Unschuld und die Parteilichkeit der Justiz, die anstatt der Gerechtigkeit zum Durchbruch zu verhelfen, die Tyrannei festige... Diese These wird im Roman anhand des Schicksals eines intelligenten, aber armen Bauernsohnes, Caleb Williams, illustriert, der aufgrund seiner Neugier seinem mörderischen Herren, dem reichen Gutsbesitzer Falkland, auf die Schliche kommt und dafür von diesem als Dieb und Lügner verleumdet, ins Gefängnis geworfen und schließlich als Verstoßener und Verfolgter im Land herumgehetzt wird. Die Geschichte kommt daher wie ein Kriminalroman, nur dass die Rollen vertauscht wurden: hier hetzt der Mörder den Jäger...

Stärken des Buches sind Godwins Schilderungen der zum Himmel schreienden Zustände in den Gefängnissen, wobei Godwin sich auf dokumentarische Belege stützt, und die dichte Darstellung der psychischen Bedrängnis in der Caleb Williams, jeder Hoffnung verlustig gegangen, sich nach der Zerstörung seiner bürgerlichen Existenz als von der Justiz gnadenlos Verfolgter durchschlagen muss... Die Handlung ist anfangs arg holprig, die Charaktere hölzern und konstruiert, aber ab dem 2. Buch, wo die Geschehnisse der Kerkerhaft und der Flucht Caleb Williams sowie seine erneute Ergreifung und das aussichtslose Leben als Paria in verschiedenen Kleinstädten geschildert wird, zeigen Godwin durchaus auf der Höhe der Dichtkunst... Er kann schreiben, wenn die Fabulierfreude mit ihm durchgeht und er seine didaktisch-belehrenden Ziele aus den Augen verliert...

Das England, das Godwin in seinem Roman schildert, ist so völlig anders als das, welches uns Jane Austen in ihren Romanen überlieferte, dass man sich größere Unterschiede kaum vorstellen kann...

Die Geschichte Caleb Williams hat einige Ähnlichkeit mit „Northanger Abbey“ – in beiden brütet ein naiver junger Mensch einen mörderischen Verdacht gegen einen reichen und tyrannischen Gutsbesitzer aus, stöbert in dessen privaten Angelegenheiten herum, um seinen Verdacht zu bestätigen, und wird dabei ertappt...

Doch ab hier unterscheiden sich die beiden... Während der radikale Revoluzzer und Anarchist Godwin uns ein düsteres Bild der englischen Gesellschaft vorführt, sie als von Tyrannen beherrscht darstellt, wo das Individuum unterdrückt und die Unschuld vernichtet wird, wo alle gesellschaftlichen Einrichtungen korrupt und verfault sind, und er nur in der Räuberbande mit ihrem edlen Hauptmann ein Mindestmaß an Anstand zu erkennen glaubt, schildert Jane Austen ihr England so:

„... bedenken Sie die schreckliche Art der Verdächtigungen, mit denen Sie sich getragen haben. Von welchem Standpunkt aus haben Sie geurteilt? Erinnern Sie sich daran, daß wir Engländer, daß wir Christen sind! Befragen Sie Ihren Verstand, Ihr Gefühl für das Wirkliche. Bereitet uns denn unsere Erziehung auf solche Greuel vor? Stehen unsere Gesetze mit dergleichen in Einverständnis? Können sie begangen werden, ohne daß sie in einem Lande wie diesem bekannt würden, wo geselliges und geistiges Leben auf so festen Füßen stehen?“

Und darf man vermuten, dass sie damit William Godwin eine Antwort auf seinen Roman und sein Bild der englischen Zustände gab?

Bruki

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BeitragVerfasst: Donnerstag 21. September 2006, 19:46 
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Kunstfertige Wortumdreherin und Meisterin im Freistil-Lesen
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So, ich bin heute noch auf ein weiteres interessantes Buch gestoßen, dass Jane Austen gelesen und sogar auch besessen hat:
Robert Bage's "Hermsprong, or Man as he is not"
Veröffentlicht 1796, zu der Zeit ein kleiner Skandal wegen ausgeprochen pro-demokratischer Äußerungen und einem radikalen Helden und einer ebenso radikalen, in einer Szene sogar umsichschießenden Heldin. Witz und Tempo scheinen "Tom Jones" sehr ähnlich zu sein, allerdings ist "Hermsprong" wohl viel politischer motiviert. Es enthält philosophische Einsprengsel, legt sich mit der Doppelgesichtigkeit der englischen Aristokratie an und enthält (das wird Bruki gefallen! :wink:) u.a. Abschnitte zur damals aktuellen Frauenrechtsdiskussion und eine glühenden Verteidigung von Mary Wollestoncraft.

Habe ich in Claire Tomalin's Biographie "A Life" gefunden, die ich grad zum zweiten Mal lese.
*imjanerausch*


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BeitragVerfasst: Donnerstag 21. September 2006, 22:22 
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Zitat:
*imjanerausch*


Dich scheint es schwer erwischt zu haben :wink:
(aber mir geht es im Moment ähnlich, liegt vielleicht am Wetter)


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BeitragVerfasst: Dienstag 17. Oktober 2006, 08:40 
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Möglich, momentan lese ich mal wieder Persuasion und bin für mich dabei, es zu übersetzen. (Mein armes Wörterbuch :wink: ) Aber es macht auch sehr viel Spaß!
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BeitragVerfasst: Montag 28. Januar 2008, 14:07 
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Habe gerade entdeckt, dass Margaret Lucas Cavendish (1623-74), die jüngste Schwester von John und Charles Lucas (die ihrerseits eine Rolle im englischen Bürgerkrieg spielten) als eine der ersten Biographinnen genannt wird. Sie scheint mir überhaupt ein interessantes Wesen gewesen zu sein, selbstkritisch und philosophisch, und sie nahm auch gegenüber der Natur der dominanten Männer kein Blatt vor den Mund. ganz schön mutig für ihre Zeit. Sie hätte sich mit unserer lieben Jane sicher gut verstanden. :) guck

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BeitragVerfasst: Dienstag 29. Januar 2008, 16:21 
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Nachtrag: Fallen euch noch andere Autoren ein, die interessant zu lesen wären, oder die auf die eine oder andere Art schillernde Persönlichkeiten waren? Egal ob Schriftssteller aus z.B. Shakespeares Jahrhundert oder sozusagen Zeitzeugen ... :)

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 Betreff des Beitrags: Re: Janes Bücher
BeitragVerfasst: Sonntag 3. Februar 2008, 10:43 
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((Caro, ich hoffe, es ist o.k., dass ich Deinen Thread mit diesem zusammengeschmissen habe?))

Ich habe noch eine Autorin gefunden, die JA vielleicht gelesen hat, auch wenn ihr Name in den Briefen/Biographien nicht erwähnt wird.

Ein Jammer, dass Mr Austen seine ganze Bibliothek vor dem Umzug nach Bath verscherbelt hat (und es keine erhaltene Bücherliste gibt) ...

Eliza Haywood (die deutsche Wiki kennt sie leider nicht), eine äußerst produktive und zu Lebzeiten schon erfolgreiche und bekannte Romanschriftstellerin, die 1756 gestorben ist. Sie schrieb auch Gedichte, Theaterstücke und Essays für Zeitschriften.
Ich lese gerade immermal wieder in "The History of Jemmy and Jenny Jessamy" und der Witz und die Thematik erinnert mich ein bißchen an Austen (in ihren Anfängen) und auch an Henry Fielding. Ebenso wie er machte sie sich z.B. über die trockene Moralität von Richardson lustig und nahm noch einige zeitgenössische Themen mehr aufs Korn.

Der Klappentext preist ihren für die Zeit ungewöhnlichen Realismus und die Kritik an den sentimentalen Strömungen ihrer Zeit. (Auch hier sehe ich Parallelen zu JA's Juvenilia.)

Ihre Werke werden (teilweise) im englischsprachigen Raum erst seit ein paar Jahren wieder aufgelegt, laut Vorwort war sie aber bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts in England sehr populär.


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 Betreff des Beitrags: Re: Janes Bücher
BeitragVerfasst: Donnerstag 7. Februar 2008, 13:05 
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:danke: Julia!

Nein, es stört mich natürlich nicht. :)

Es wäre sicher interessant gewesen die Haywood auch als Schauspielerin zu erleben! Sie muss durch Richard Savage auch Umgang mit Pole und anderen Poeten und Autoren gehabt haben. Merkwürdig, wie du sagst, dass so wenig über sie bekannt ist ...

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 Betreff des Beitrags: Re: Janes Bücher
BeitragVerfasst: Donnerstag 7. Februar 2008, 14:39 
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Hier gibt es übrigens noch eine interessante Seite zu Eliza Haywood und eine Leseprobe gibt es auch guck.

Und da gibt auch eine Biographie "Life an Romances of Mrs. Eliza Haywood".

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 Betreff des Beitrags: Re: Janes Bücher
BeitragVerfasst: Freitag 8. Februar 2008, 10:28 
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 Betreff des Beitrags: Re: Janes Bücher
BeitragVerfasst: Freitag 8. Februar 2008, 11:02 
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@Julia
Weisst Du etwas darüber ob im Hause Austen der "The female Spectator" gelesen wurde? Der stammte anfangs ja auch aus der Feder der Haywood. :)

Zumindest wird diese Zeitschrift über Chawton House weiter verlegt. guck

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 Betreff des Beitrags: Re: Janes Bücher
BeitragVerfasst: Freitag 8. Februar 2008, 12:58 
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Da wären dann auch Delariviere Manley und Aphra Behn zu nennen. Aphra Behn ist wohl ein weiteres Beispiel für die Undankbarkeit der Krone, die an anderen Stellen mit Ritterschlag und Baronetcien so großzügig war. Die Behn gilt als erste Engländerin, die von ihren Schreibereien leben konnte und war unter anderem im Schottischen Krieg und gegen Holland Spionin für England, wofür sie nie eine Vergütung erhielt. Schliesslich kam sie wegen ihren Schulden ins Gefängnis. :rolleyes:

Mrs. Manley schrieb unter anderem für die Zeitschrift "The new Atlantis" mit politischen und gesellschaftlichen Anekdoten.

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