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 Betreff des Beitrags: Re: Janes Bücher
BeitragVerfasst: Dienstag 1. April 2008, 10:42 
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Kunstfertige Wortumdreherin und Meisterin im Freistil-Lesen
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(Gefunden! :wink:)

Ich glaube nicht, dass JA Aphra Behn gekannt oder gelesen hat, zumindest scheint es sehr unwahrscheinlich. In dem Buch, was ich gerade über sie gelesen habe, steht, dass sie im Verlauf des 18. Jahrhunderts in Vergessenheit geriet, wohl auch wegen ihrer als äußerst anstößig geltenden Werke. Der von JA sehr geschätzte Samuel Johnson äußerte sich in seiner "Anthology of English Poets & Writers" eher kurz und abfällig über sie und es ist fraglich, ob sie zu JAs Lebzeiten überhaupt noch so weitläufig aufgelegt wurde.

In jedem Fall wurde sie wohl zu JA's Zeit als sehr "unladylike" empfunden, denke ich. ;D Wo ja schon Henry Fielding als grenzwertig wurde ...


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 Betreff des Beitrags:
Verfasst: Dienstag 1. April 2008, 10:42 


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 Betreff des Beitrags: Re: Janes Bücher
BeitragVerfasst: Dienstag 1. April 2008, 11:07 
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D'Arcy-Expertin mit Adelsaffinität
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Du meinst, Jane wäre nicht vielleicht neugierig gewesen? Ich weiss, sie hielt berechtigterweise viel auf Anstand und Moral, aber wir wissen ja, dass sie selbst bisweilen ein wenig über die Stränge schlug, wenn auch nicht literarisch.

Die Frage ist ja, schrieb Aphra wirklich anstössig, sprich pornografisch, oder doch eher schockierend offenherzig, was vielleicht doch hätte Neugier wecken können.
Ich schätze Jane doch eher so ein, dass sie sich ein eigenes Bild machte, und in einer guten, alten Bibliothek mochte sie durchaus noch zu finden sein. Früher entsorgte man Bücher ja nicht so achtlos, wie heutzutage.

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 Betreff des Beitrags: Re: Janes Bücher
BeitragVerfasst: Dienstag 1. April 2008, 11:14 
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Kunstfertige Wortumdreherin und Meisterin im Freistil-Lesen
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Meine Zweifel beziehen sich nicht so sehr auf die Anstößigkeit in JAs eigenen Augen (immerhin sprechen wir hier von der Autorin, die u.a. Mr Woodhouse ein Syphillis-Rätsel in den Mund legte :wink:), sondern darauf, dass Aphra Behn aus diesem Grund zu JAs Lebzeiten kaum noch so verbreitet bzw. bekannt war wie 100 Jahre zuvor.

Möglich ist natürlich alles, dessen Gegenteil man nicht beweisen kann. :wink:

Und ich war selbst überrascht wie "anstößig" Aphra Behns Werk wirklich war/ist. (Ich hatte bisher immer nur über sie aber wenig über ihr Werk gehört.) Es geht quasi nur um Sex, mehr oder weniger verdeckt. :lol:


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 Betreff des Beitrags: Re: Janes Bücher
BeitragVerfasst: Dienstag 1. April 2008, 11:32 
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D'Arcy-Expertin mit Adelsaffinität
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Julia hat geschrieben:
Und ich war selbst überrascht wie "anstößig" Aphra Behns Werk wirklich war/ist. (Ich hatte bisher immer nur über sie aber wenig über ihr Werk gehört.) Es geht quasi nur um Sex, mehr oder weniger verdeckt. :lol:

Oh, also tatsächlich die ersten eindeutig erotischen Romane? Ui, das könnte für das eine oder andere Kellerkind von Interesse sein. :D

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 Betreff des Beitrags: Re: Janes Bücher
BeitragVerfasst: Dienstag 1. April 2008, 11:39 
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Kunstfertige Wortumdreherin und Meisterin im Freistil-Lesen
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Die ersten sicher nicht, aber wohl die ersten von einer Frau. :wink:
(Hauptsächlich Theaterstücke übrigens.)


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 Betreff des Beitrags: Re: Janes Bücher
BeitragVerfasst: Dienstag 1. April 2008, 12:02 
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Virgina Woolf mochte sie jedenfalls sehr.
Zitat:
All women together ought to let flowers fall upon the tomb of Aphra Behn, for it was she who earned them the right to speak their minds.

Ich dachte in "Oronooko, The Royal Slave" geht es um die Sklaverei, gegen die sie gewissermassen offen Stellung bezog?

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 Betreff des Beitrags: Re: Janes Bücher
BeitragVerfasst: Dienstag 1. April 2008, 12:19 
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Kunstfertige Wortumdreherin und Meisterin im Freistil-Lesen
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Ja, sie hat später auch Romane geschrieben/veröffentlicht, aber das meiste waren Theaterstücke.
Ich hab natürlich bewusst etwas übertrieben, sie hat sicher keine "Sexgeschichten" geschrieben, aber das Thema zieht sich in allen Variationen sehr auffällig und eben auch offen (ausgesprochen) durch ihr gesamtes Werk.


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 Betreff des Beitrags: Re: Janes Bücher
BeitragVerfasst: Dienstag 1. April 2008, 12:28 
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D'Arcy-Expertin mit Adelsaffinität
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Und zu den Theaterstücken findet man wirklich kaum Hinweise ... Klar auch, dass auf der Bühe diese Freizügigkeit erst recht für Zündstoff sorgte. Einem Mann wie Shakespaere, der ja teilweise auch eher eindeutig als zweideutig war, verzieh man das eher, wenn Frauen ja selbst zu den Kunstakademien keinen Zugang hatten.
Irgendwie wäre ich gern Mäuschen in einer "Loge" gewesen ... :wink:

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 Betreff des Beitrags: Re: Janes Bücher
BeitragVerfasst: Sonntag 10. August 2008, 22:44 
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Kunstfertige Wortumdreherin und Meisterin im Freistil-Lesen
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Ich lese gerade ein Buch aus Janes Bibliothek (siehe erste Seite dieses Threads):
Charlotte Lennox "The Female Quixote" von 1752

Hauptperson ist die Tochter (Arabella) eines Marquis, die völlig abgeschieden von der Gesellschaft in einem abgelegenen Schloss aufgewachsen ist. Der Vater hat ihre Erziehung sich selbst überlassen und Arabella hat vorallem französische Romanzen aus der Bibliothek ihrer verstorbenen Mutter verschlungen. Sie inszeniert sich als Heldin eines sentimentalen Romans und erwartet von jedem Mann, der sie in der Kirche anschaut, dass er sich vor Gram über ihre (natürlich!) unerwiderte Liebe in den Fluss stürzt. Sie sucht die Parkbäume nach eingeritzten Liebeserklärungen ab und stiftet allerlei Verwirrung, vorallem für sich selbst. Ihr Vater möchte sie mit einem Cousin (Mr Granville) verheiraten, aber Arabella sträubt sich dagegen, bevor sie ihn gesehen hat, denn sie hat noch von keiner Heldin gelesen, die sich dem Willen ihrer Eltern beugt, oder sich ohne Irrungen und Wirrungen so ohne weiteres von dem ihr Bestimmten zum Altar führen lässt. So entgeht ihr völlig, dass dieser Cousin eigentlich ein sehr liebenswerter Mensch ist.

Schon das erste Kapitel schreit ganz laut "Northanger Abbey", und ich denke, dieser Roman war definitiv eine Inspiration. Nicht nur wegen der Thematik (Literatur vs. Realität), sondern auch weil die Autorin dieselben ironischen Fragen aufwirft wie JA in "Northanger Abbey": Was macht eine Heldin aus? Was sollte jetzt eigentlich passieren, tut es aber nicht? Was verlangt die Struktur eines Romans? Was erwartet der Leser?
Momentan ist das Buch noch ganz amüsant, die Kapitel sind kurz und schnittig und die Autorin hält sich nicht mit langwierigen Nebenschauplätzen auf. Aber Arabella geht mir schon jetzt auf die Nerven: Sie scheint überhaupt nicht nachzudenken, oder auf ihre Erfahrungen (die mittlerweile doch recht zahlreich sind) zu reagieren. Die Episoden beginnen sich zu wiederholen und so langsam sollte sich die Handlung dann mal entwickeln. :wink:
Mal sehn, wie lange ich durchhalte ...

Ich sehe gerade (auf der Suche nach einem Link), dass es das Buch sogar in einer deutschen Übersetzung gibt. :eek: Hätte ich nicht gedacht.

Wers genau wissen will: JA erwähnt das Buch in einem Brief von 1807, sie schreibt an Cassandra, dass sie es zusammen mit ihrem Bruder Frank und seiner Frau lesen: "(...) the 'Female Quixote', which now makes our evening amusement; to me a very high one, as I find the work quite equal to what I remembered it. Mrs F.A., to whom it is new, enjoys it as one could wish, (...)"


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 Betreff des Beitrags: Re: Janes Bücher
BeitragVerfasst: Sonntag 10. August 2008, 23:14 
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Austenexperte

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Zitat:
Momentan ist das Buch noch ganz amüsant, die Kapitel sind kurz und schnittig und die Autorin hält sich nicht mit langwierigen Nebenschauplätzen auf. Aber Arabella geht mir schon jetzt auf die Nerven: Sie scheint überhaupt nicht nachzudenken, oder auf ihre Erfahrungen (die mittlerweile doch recht zahlreich sind) zu reagieren. Die Episoden beginnen sich zu wiederholen und so langsam sollte sich die Handlung dann mal entwickeln. :wink:


Liest Du die gekürzte oder die Original-Version?
Für die deutsche Ausgabe wurde der Roman gekürzt und bearbeitet. Da die Verleger damals nach Druckbogenanzahl bezahlten, war das wohl notwendig. Lennox wollte den Roman (besteht aus zwei Bänden mit jeweils neun Büchern) noch länger schreiben, aber Samuel Richardson (!) hatte ihr davon abgeraten. :D


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 Betreff des Beitrags: Re: Janes Bücher
BeitragVerfasst: Montag 11. August 2008, 07:36 
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Kunstfertige Wortumdreherin und Meisterin im Freistil-Lesen
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Ausgerechnet! :D

Ja, ich hab mich auch schon über die unterschiedlichen Seitenanzahlen gewundert. Ich lese es auf Englisch, einen relativ getreuen Nachdruck der ersten beiden Ausgaben. Die Orthographie ist ziemlich ungewohnt zu lesen, die direkte Rede hat keine Anführungszeichen, etc. Die bearbeitete Ausgabe liest sich da bestimmt flüssiger.
Es sind dann aber doch "nur" 9 Bände/Bücher (und knapp 500 Seiten). :wink:


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 Betreff des Beitrags: Re: Janes Bücher
BeitragVerfasst: Donnerstag 21. August 2008, 21:30 
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Kunstfertige Wortumdreherin und Meisterin im Freistil-Lesen
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Ich hab das Buch jetzt ausgelesen und kann es nur jedem empfehlen, der Spaß am Konzept und den Inhalten von "Northanger Abbey" oder auch "Sense and Sensibility" hat. Der Schreibstil und der ganze Aufbau der Szenen ist zwar schon gewöhnungsbedürftig aber ich kam gut rein und habe mich köstlich amüsiert (auch an den Stellen, die dafür vorgesehen waren :wink: ). Man muss sich auf das Erzähltempo einstellen, die Sache wird nur sehr langsam vorangetrieben.

Das Buch endet leider sehr aprupt. Schade, dass Samuel Richardsons Meinung da offensichtlich ausschlaggebend war, wie Meli (und auch der Herausgeber des Buches) schreibt. Arabellas "Läuterung" ist ziemlich aus dem Stand heraus und somit doch eigentlich unglaubwürdig geblieben. Die vielen sich wiederholenden Missverständnisse und Verwicklungen werden lang und breit (über knapp 400 Seiten) ausgeschöpft ohne das die Gute irgendwo auch nur einen Hauch dazulernt oder auch nur einmal über ihr Verhalten nachdenkt. Dann wird Arabella schwer krank, hat nach der Genesung ein ernstes Gespräch mit dem Doktor und auf einmal ist alles vergessen und das Buch zuende. Hätte es da noch mehr nachvollziehbare Entwicklung gegeben, hätte das dem Roman in meinen Augen sehr gut getan.

Vielleicht lag es daran, dass ich das Buch quasi durch JAs "Augen" gelesen habe, aber ich habe wirklich viele Parallelen zu den beiden oben erwähnten Romanen entdeckt. Und wenn man sich durch dieses dann doch sehr holprige und langwierige Konstrukt gearbeitet hat, merkt man (zumindest ich), wie bedeutend anders JAs Stil damals wirklich und tatsächlich war. Ganz neu, frisch und modern. Wie aus einer anderen Zeit, eigentlich.


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 Betreff des Beitrags: Re: Janes Bücher
BeitragVerfasst: Montag 8. Dezember 2008, 09:22 
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Kunstfertige Wortumdreherin und Meisterin im Freistil-Lesen
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Ich zitiere mich mal eben selbst ...

Julia hat geschrieben:
So, ich bin heute noch auf ein weiteres interessantes Buch gestoßen, dass Jane Austen gelesen und sogar auch besessen hat:
Robert Bage's "Hermsprong, or Man as he is not"
Veröffentlicht 1796, zu der Zeit ein kleiner Skandal wegen ausgeprochen pro-demokratischer Äußerungen und einem radikalen Helden und einer ebenso radikalen, in einer Szene sogar umsichschießenden Heldin. Witz und Tempo scheinen "Tom Jones" sehr ähnlich zu sein, allerdings ist "Hermsprong" wohl viel politischer motiviert. Es enthält philosophische Einsprengsel, legt sich mit der Doppelgesichtigkeit der englischen Aristokratie an und enthält (das wird Bruki gefallen! :wink:) u.a. Abschnitte zur damals aktuellen Frauenrechtsdiskussion und eine glühenden Verteidigung von Mary Wollestoncraft.
Habe ich in Claire Tomalin's Biographie "A Life" gefunden, die ich grad zum zweiten Mal lese.


Dieses Buch habe ich heute in Wellington in einem unglaublich tollen 2nd-Hand-Buchladen gefunden ... zusammen mit ein paar anderen "Raritäten" (z.B. Southeys "Life of Nelson", das JA laut einem ihrer Briefe nur gelesen hat, weil ihr Bruder Frank darin erwähnt wird), ganz alte Ausgaben zu einem Spottpreis. Zu schade, dass ich soweit weg bin und wahrscheinlich eh schon Übergepäck habe, aber an denen konnte ich nicht vorbeigehen.

Ich weiß ich bin ein Freak :aetsch: aber ich muss mich hier auch mal öffentlich freuen!
Mit ersterem habe ich schon angefangen, es klingt sehr amüsant. Ich berichte, wenn ich durch bin (für wen auch immer).

(Es gab da übrigens auch ein paar Ausgaben von JAs Romanen aus den 30er Jahren. Aber die waren leider zu teuer.)


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 Betreff des Beitrags: Re: Janes Bücher
BeitragVerfasst: Montag 8. Dezember 2008, 21:23 
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Administrator und Captain a.D. of HMS Groupread
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Julia hat geschrieben:
Ich berichte, wenn ich durch bin (für wen auch immer).


Mich würde es auf jeden Fall interessieren, was JA so gelesen hat - und was es heute noch taugt.
Glückwunsch, Julia! Da hast du ja schöne Beute gemacht. Aber Du hast wohl nicht eine Ausgabe von 1796 erwischt, oder??


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 Betreff des Beitrags: Re: Janes Bücher
BeitragVerfasst: Montag 8. Dezember 2008, 23:51 
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Emsige Missionarin für Jane Austen
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Registriert: Sonntag 15. Oktober 2006, 16:01
Beiträge: 1158
Julia hat geschrieben:
...Ich weiß ich bin ein Freak :aetsch: aber ich muss mich hier auch mal öffentlich freuen!
...Ich berichte, wenn ich durch bin (für wen auch immer).
Dieses erwähnte Buch werde ich nicht gerade lesen (auf Englisch wär's mir eh zu mühselig), aber ich finde diese Infos trotzdem wirklich interessant (auch wenn ich meist kein Feedback dazu gebe). Aber schon allein, dass Du diese Entdeckung gemacht hast - noch dazu am anderen Ende der Welt -, vermittelt mir ein Gefühl der Freude. :freude:

Julia hat geschrieben:
(Es gab da übrigens auch ein paar Ausgaben von JAs Romanen aus den 30er Jahren. Aber die waren leider zu teuer.)
Was kosteten die denn? Solche Infos finde ich immer spannend! :ja:

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"To read ist to translate, for no two person's experiences are the same."
(W. H. Auden)

"Lesen heißt übersetzen, denn keine zwei Menschen teilen die gleichen Erfahrungen."


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 Betreff des Beitrags: Re: Janes Bücher
BeitragVerfasst: Dienstag 9. Dezember 2008, 06:34 
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Kunstfertige Wortumdreherin und Meisterin im Freistil-Lesen
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Naja, so utopisch auch nicht, um die 60 Euro umgerechnet. Waren gut erhalten und auch ordentlich gebunden ... aber nicht auffallend schön, und mein Reisebudget ist ja auch begrenzt. :wink:

@Udo: Nein, so alt auch wieder nicht. Aus den 50er Jahren, glaube ich.


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 Betreff des Beitrags: Re: Janes Bücher
BeitragVerfasst: Montag 15. Dezember 2008, 00:03 
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Kunstfertige Wortumdreherin und Meisterin im Freistil-Lesen
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So, dank zwei Tagen Dauerregen bin ich schon durch mit dem Buch ... Naja, nicht nur wegen dem Regen, sondern weil es wirklich Spass gemacht hat! Ich wuerde glatt behaupten, nach JAs war das das beste Buch aus dieser Epoche, was ich bis jetzt gelesen habe.
Vorallem aus dem Grund, weil der Autor sich KURZ fassen kann und nicht in die wirre Geschwaetzigkeit verfaellt, die mich z.B. bei Fanny Burney, Henry Fielding und Konsorten bisher immer so schnell ermuedet hat. Die Geschichte hat Tempo, einen tollen sarkastischen und trockenen Witz und eine ganz hinreissende Heldin (eigentlich nur die zweite, aber die erste ist ziemlich fad).

Die angesprochenen Themen sind eigentlich dieselben wie bei JA, aber was bei dieser nur zwischen den Zeilen steht, kommt hier ganz grob und unverstellt auf den Tisch. Was einerseits sehr erfrischen ist, aber wohl auch der Grund dafuer, dass der Roman nur in seinem zeitlichen Kontext funktioniert und nicht bis heute "ueberlebt" hat.
Den Vergleich mit JA haelt er nicht aus, dafuer sind die Charaktere viel zu ueberzeichnet, die Situationen zu gestellt und die gesamte Handlung zu konstruiert. Was es trotzdem lesbar macht, ist die Distanz, die der Autor zu seiner Geschichte hat und immer wieder deutlich macht, aehnlich wie JA z.B. in "Northanger Abbey". Er gibt immer wieder herrlich trockene Kommentare zum Handlungsverlauf ab und interagiert quasi mit dem Leser, ohne sich aber selbst zu sehr in den Vordergrund zu stellen (wie ich es bei Henry Fielding als negativ empfunden habe). Es war wirklich ein Vergnuegen ... auch weil das Buch nicht so ausufernd lang ist.

Im Text taucht uebrigens interessanterweise mehrmals die Formulierung "pride and prejudice" auf, und auch als zentrales Thema.
Meine Favoritin Miss Fluart hat mich sehr an Elizabeth Bennet erinnert, sie ist nur noch frecher, geistreicher und schlagfertiger als diese. Aktiver, mutiger und weniger ladylike allerdings auch. Der Held des Buches heiratet uebrigens nicht sie, sondern ihre tugendhafte Freundin Miss Campinet, nachdem er - ganz Darcy-like - ihre juengere und unvernuenftige Schwester aus einem "elopement" mit einem ganz windigen Burschen gerettet hat.
Diese Elemente sind zwar nicht ausschliesslich Austen-typisch sondern eher generell genre- und epochenspezifisch, aber Spass gemacht hat es trotzdem, seine Ideen und Konstruktionen mit denen von JA zu vergleichen (die erste Fassung von P&P entstand ja kurz nachdem dieses Buch erschienen ist).
Mir ist mal wieder bewusst geworden, wie nah JA mit ihren ersten drei Romanen am damaligen Zeitgeschmack war (zumindest strukturell) ... und wie weit sie sich dann in ihrem spaeteren Werk davon entfernt und einen ganz eigenen Stil gefunden hat. Chapeau! :)


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 Betreff des Beitrags: Re: Janes Bücher
BeitragVerfasst: Donnerstag 2. September 2010, 14:16 
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Kunstfertige Wortumdreherin und Meisterin im Freistil-Lesen
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Ich war nach Urzeiten mal wieder auf der "Republic of Pemperley"-Seite (nach wie vor furchtbar strukturiert!), und bin auch diese spannende Sammlung von JAs erstem wissenschaftlichen Editor Chapman gestoßen, die offensichtlich so ziemlich alle Werke und Autoren (mit Verweisen) auflistet, die JA in ihren Büchern und Briefen erwähnt.
Wow! :)


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 Betreff des Beitrags: Re: Jane Austens Bücher
BeitragVerfasst: Montag 8. Juli 2013, 11:02 
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Ich lese gerade ein weiteres Buch aus JAs "Bibliothek", das mir richtig gut gefällt: "The Heroine" von Eaton Stannard Barrett (1813)
JA erwähnt es in einem Brief von 1814: "I finished "The Heroine" last night and was very much amused by it. It diverted me exceedingly. I have torn through the third volume; I do not think it falls off. It is a delightful burlesque, particularly on the Radcliffe style."

Das Buch ist in Form von Briefen (an eine einzige, nie antwortende Person) in der Ich-Perspektive geschrieben. Die Erzählerin ist eine geistige Schwester von Catherine Morland, ähnlich romantisch beeinflusst durch die Lektüre sentimentaler und schauriger Romane. Sie flüchtet aus ihrem Elternhaus, weil sie überzeugt davon ist einerseits eine reiche Erbin, vor allem aber die Heldin eines Romans zu sein. Entsprechend bizarr verhält sie sich und es kommt zu zahllosen missverständlichen Begegnungen. Die Handlung ist bisher sehr flott und turbulent - nahezu "actionreich" (sie jagt z.B. ein Haus in die Luft oder flüchtet über Häuserdächer) - was sich gut lesen lässt. Ich bin allerdings besonders von dem Humor begeistert und der cleveren Art, die Hauptperson immer wieder über ihre eigene Rolle und ihre sich entwickelnde Geschichte sprechen zu lassen. Das geht z.B. schon so los, dass die Hauptfigur in einem einleitenden Brief vom Mond schreibt, auf dem alle ausgelesenen Romanfiguren eine neue Heimat finden. Jasper Fforde lässt grüßen! :wink:
Trotz ihres albernen Verhaltens ist die Hauptfigur aber bis jetzt trotzdem noch sehr sympathisch, weil sie sich dank einer gewissen (vielleicht nicht ganz schlüssigen) Intelligenz immer wieder aus misslichen Situationen befreien kann. Das Ganze wird offensichtlich mit einer Ehe enden, auch wenn der jungen Dame der entsprechende Herr momentan noch zu "unheroisch" erscheint. Stattdessen missversteht sie einen mittelmäßigen und mitgiftjagenden Schauspieler als Seelenverwandten. Das ist auch eine schriftstellerische Qualität des Buches, finde ich: Obwohl man permanent die verzerrte Ich-Perspektive der Hauptfigur im Kopf hat, sind die wahren Umstände der jeweiligen Situation sichtbar - woraus sich ein Großteil der Komik ergibt.

Eine schrille und weitaus wildere Version von "Northanger Abbey" vielleicht - ich kann mir gut vorstellen, dass die Lektüre des Buches JA dazu animiert haben könnte, "Northanger Abbey" wieder hervorzuholen und zu überarbeiten.
(Eine sprachliche Paralelle ist mir auch schon begegnet: Im ersten Kapitel von NA steht ja der schöne Satz "(...) if adventures do not befall a young lady in her own village, she must seek them abroad." Bei Barrett heißt es an einer Stelle zu Beginn: "(...) if adventure does not come to me, I must go to adventure.")

Allen Englischkundigen und "Northanger Abbey"-Liebhabern kann ich das Buch nur wärmstens empfehlen. Es gibt eine gute Neuauflage mit vielen sehr hilfreichen Anmerkungen um die zahllosen Zitate und Verweise auf die zeitgenössische Literatur besser zu verstehen. Heiter fand ich diesbezüglich z.B. die wiederholte Verwurstung von Goethes "Werther", der hier Hand in Hand mit der sentimentalen Trivialliteratur aufs Korn genommen wird.


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 Betreff des Beitrags: Re: Jane Austens Bücher
BeitragVerfasst: Mittwoch 18. Dezember 2013, 21:45 
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Kunstfertige Wortumdreherin und Meisterin im Freistil-Lesen
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Ich lasse mich nicht davon abschrecken, dass ich zumindest in den letzten 5 Jahren die Einzige war, die diesen Thread bestückt hat ... :wink: ... schließlich bin ich ziemlich stolz, dass ich mich durch diesen Wälzer gebissen habe: Fanny Burneys "Cecilia", der erste Roman von ihr, den ich tatsächlich zuende gelesen habe.
Das Buch wird in vielen (allen?) Biographien im Zusammenhang mit "Stolz und Vorurteil" genannt, weil man annimmt, dass JA den Titel aus diesem Buch übernommen hat. Und tatsächlich, im letzten Kapitel (der "Moral von der Geschicht") kommt innerhalb eines Absatzes dreimal und in Großbuchstaben "Pride and Prejudice" vor. Das war allerdings nicht das Einzige, was mich bei der Stange gehalten hat. Wäre das Buch nur ungefähr halb so lang (statt knapp 1000 Seiten), wäre es ein richtig gutes Buch. Streichen müsste man die endlosen Wiederholungen und Miniaturdramen, die unzähligen ausführlich und wiederholt ausgebreiteten inneren Zwiespälte und moralischen Skrupel. Dann bliebe eine ziemlich gut strukturierte und sogar spannende Geschichte übrig, die mich an mehreren Stellen tatsächlich auch inhaltlich sehr an "Stolz und Vorurteil" und auch "Emma" erinnert hat. Nicht dass JA geklaut hätte oder das nötig gehabt hätte, aber einigen Szenen meinte ich anzumerken, dass sie zumindest als Inspiration gedient haben könnten.
Insgesamt ist "Cecilia" natürlich wesentlich gefühlsbewegter und dramatischer angelegt. Jedenfalls kann man sich bei Lady Catherine de Bourgh irgendwie nicht vorstellen, dass ihr vor lauter Empörung ein Blutgefäß platzt und sie Blut spuckend am Boden liegt, wenn sie von der Verlobung von Darcy und Elizabeth erfährt. So wie hier Mrs Delvile. :lol: Die Geschichte ist reich an solchen Übertreibungen und hanebüchenen zufälligen Begegnungen auf menschenleeren Landstraßen. Letztendlich wird es auch der natürlich bildhübschen, hoch sensiblen und moralisch unerschütterlichen Cecilia zuviel und sie erleidet einen 1a-Nervenzusammenbruch, bevor sie und Delvile glücklich vereint werden und zudem in letzter Minute noch mit einer Erbschaft eines bis dahin unerwähnten Verwandten bedacht werden.
Es schwankt so ständig zwischen albernen, langatmigen, tatsächlich spannenden und einigen sehr witzigen & geistreichen Szenen, die mich insgesamt (und weil ich ab Seite 400 dann doch einiges eher flüchtig gelesen habe) aber gut unterhalten haben.


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