Arianrhod hat geschrieben:
Dazu fällt mir eine Episode aus Star Trek Classic ein, wo Captain Kirk durch eine Fehlfunktion des Transporters in zwei Individuen aufgespalten wird...
Du meinst "Kirk : 2 = ?", wie der dt. Titel etwas seltsam lautet? Eine der besseren Folgen, keine Frage!
Arianrhod hat geschrieben:
Ich denke, reale Briefe und fiktive Romane kann man nicht in einen Topf werfen. Zwar mögen sie sich in gewisser Weise stilistisch überschneiden, weil sie aus der Feder ein und der derselben Person stammen, dennoch ist der Beweggrund des Schreibens sowohl eines Briefes als eines Romanes nicht vergleichbar.
Das finde ich auch. Ich meinte auch nicht, dass man Briefe und Romane inhaltlich oder stilistisch vergleichen sollte, sozusagen als literarische Werke. Meine Frage ist, welchen Wert die Briefe für das Verständnis der Romane haben könnten. Die "bösen" Stellen helfen doch auf jeden Fall, das Bild der sonnigen, liebevollen und heimeligen Tante Jane, das ja immer noch herumgeistert, in Frage zu stellen. Und da ist dann die Stelle, auf die Julia hingewiesen hat, nämlich die eher zynische Bemerkung über eine Totgeburt und die im Ton fast ähnliche Passage in
Persuasion, doch ganz interessant. Andererseits finde ich es, wie gesagt, etwas problematisch, die Briefe als Interpretationshilfe zu nutzen, eben weil möglicherweise viele (wie viele, weiß man nicht, oder?), und vielleicht gar die aussagekräftigsten Briefe, vernichtet wurden. Das ist halt das Dilemma mit Jane Austen, dass man so wenig darüber weiß, was sie wirklich gedacht und gemeint hat. Das hat irgendwie zur Folge, dass sich jeder sein eigenes Bild von ihr basteln kann - und durchaus in der Lage ist, seine Deutung zu belegen. Austen entzieht sich irgendwie einer eindeutigen Interpretation (was ja eher für sie spricht).
Julia hat geschrieben:
Eher waren doch wenn dann diejenigen "geschockt" (Kannst Du da was Konkreteres sagen, Udo? Ich kann mich da an nichts erinnern ...), die die veröffentlichten Romane nicht so genau angeschaut haben.
Bis 1932, als Chapman die Briefe ungekürzt und unverfälscht herausgegeben hat, waren offenbar maximal 99 bekannt, die von ihren Biografen (alles Verwandte von JA) benutzt wurden, um in zensierter Form das Bild der wunderbaren, gläubigen und herzensguten Autorin zu reproduzieren. Offenber hat auch Chapmans verdienstvolles Werk nicht sofort dazu geführt, dass der spätviktorianische Austen-Kult ins Wanken geriet. Aber in den folgenden Jahren haben dann tatsächlich auch erklärte Janeiten die "bösen" Briefstellen zitiert und für ihre Biografien oder Interpretationen genutzt - und ihr strahlend-reines Bild entsprechend korrigiert. Ein Beispiel dafür ist die Biografie der großen Austen-Verehrerin (Austen verehren ist ja nix Schlimmes
, nur verklären ist halt nicht so gut) Elizabeth Jenkins, die 1938 erschienen ist.
Ich schreibe zu dem Thema demnächst noch ein paar Zeilen mehr - wenn ich "Jane Austen" von Reimer Jehmlich durch habe. Dort bin ich nämlich auf die Rolle der Briefe gestoßen (die ansonsten in dem Buch aber keine große Bedeutung haben).