Ich hab wieder mal was...
"Jane Austen and the body" von John Wiltshire
(Klappentext)
Jane Austen has been read as a novelist of manners, whose work discreetly avoids discussing the physical. John Wiltshire shows, on the contrary, how important are faces and bodies in her texts, from complainers and invalids like Mrs Bennet and Mr Woodhouse, to the frail, debilitated Fanny Price, the vulnerable Jane Fairfax, and the 'picture of health', Emma. Talk about health and illness in the novels is abundant, and constitutes community, but it also serves to disguise the operation of social and gender politics. Behind the medical paraphernalia and incidents are serious concerns with the nature of power as exerted through and on the body, and with the manifold meanings of illness. 'Nerves', 'spirits', and sensibility figure largely in these books, and Jane Austen is seen to offer a critique of the gendering power of illness and nursing or attendance upon illness. Drawing both on modern - medical and feminist - theories of illness and the body as well as on eighteenth-century medical sources to illuminate the novels, this book offers new and controversial, but also scholarly, readings of these familiar texts.
Übersetzung: Jane Austen wurde als Autorin von Sittenromanen gelesen, deren Werk physische Themen diskret vermeidet. John Wiltshire zeigt, wie - im Gegenteil - Mimik und Körpersprache eine wichtige Rolle in ihren Texten spielen; angefangen bei Invaliden und Klagenden wie Mrs Bennet und Mr Woodhouse, über die schwächliche, entkräftete Fanny Price, die angeschlagene Jane Fairfax, bis zu dem 'Bild von Gesundheit', Emma. Gespräche über Gesundheit und Krankheiten gibt es in den Romanen im Überfluss und sie tragen zum Gemeinschaftsgefühl bei, aber sie dienen auch dazu soziale und geschlechtsspezifische Strukturen zu verschleiern. Hinter all dem medizinischen Hickhack verbergen sich ernsthafte Anliegen bzgl. der Macht die auf und über den Körper ausgeübt wird sowie mit den vielfältigen Bedeutungen von Krankheit. 'Nerves', 'spirits', und Empfindsamkeit spielen eine große Rolle in den Büchern und Jane Austen wird als Kommentatorin der Macht der Krankheit, Pflege und dem Umgang mit Krankheit dargstellt. Die Romane werden unter Hinzuziehung moderner medizinischer und feministischer Theorien zu Krankheit und Körpersprache, sowie auch medizinischen Quellen des 18. Jahrhunderts beleuchtet. Dieses Buch bietet somit neue und kontroverse, aber ebenso wissenschaftlich fundierte Leseweisen dieser bekannten Romane.
Das fasst es eigentlich ganz gut zusammen. Jeder Roman erhält ein eigenes Kapitel (bis auf NA und P&P, die werden aber zwischendurch angesprochen), in dem die unterscheidlichen Aspekte angesprochen werden.
Bezüglich "Sense and Sensebility" beispielsweise Marianne's dramatische Krankheit (aus psychologischer Sicht). Bei "Mansfield Park" geht es u.a. um Fannys "Erröten" (in keinem anderen Roman ist so oft davon die Rede), das der Autor mit Hilfe zeitgenössischer Erkenntnisse einordnet.
Zu "Emma" wird erläutert, wie sehr all die Gepräche über Krankheiten das Gemeinschaftsgefühl von Highbury manifestieren und wie Mr Knightley und Emma die einzigen Ausnahmen davon bilden.
"Persuasion" behandelt die "Kunst des Verlustes", den Konflikt zwischen dem "Innen" und "Außen", sowie Anne's Rolle als "Krankenschwester" im direkten und im übertragenen Sinn.
Ein abschließendes Kapitel über Hypochondertum und Überempfindsamkeit in "Sanditon", Jane Austen's eigenes Verhältnis (aufgrund der Briefe) zu Krankheit und Körperlichkeit fasst alle Ansatzpunkte des Buches nochmal gut zusammen.
Teilweise sind mir die Argumente des Buches etwas zu schwammig geblieben, ich hätte mir mehr explizite Aussagen gewünscht (ob ich nun mit ihnen einverstanden bin oder nicht). Allgemein war es aber sehr interessant, die Romane unter diesem Gesichtspunkt durchzugehen. Z.B. ist mir bisher nie so deutlich die diesbezüglich wirklich exzessive Art der (so gut wie aller!) Personen in "Emma" aufgefallen.