Bezzy hat geschrieben:
Melody Joy hat geschrieben:
Es gab ja viele kritische Stimmen zu Romola Garai als Barbara Spooner doch ich finde sie hat diese bemerkenswerte Frau an Williams Seite ganz grossartig verkörpert.
Kritische Stimmen zu Romola Garai? Sind mir keine untergekommen, was wird ihr denn "vorgeworfen"?
Also ich muss meine Aussage dahingehend korrigieren, dass die kritischen Stimmen keine offiziellen waren, sondern sich in einem CH-Filmforum wo ich gelegentlich mitmische ergeben haben.
Konnte das nicht nachvollziehen.
Ich fand ihre Rolle wunderbar besetzt - allerdings, ob es da auch andere Schauspielerinnen gegeben hätte, die dies noch weit besser hätten rüberbringen können, ist natürlich eine müssige Frage und obendrauf wenig aussagekräftig, meiner Meinung nach. Ich fand sie auf alle Fälle ganz wunderbar.
Bezzy hat geschrieben:
Ich habe bloß ein paar negative Meinungen zur Besetzung von Wilberforce gehört, dass er z.B. farblos ist und gegen so ziemlich keine der anderen Nebenrollen bestehen könnte, z.B. gegen Lord Fox und John Newton.
Farblos, IG als William? Also ich weiss ja nicht ob die Leute die dies behauptet haben seine Geschichte jemals gelesen haben, aber wenn die sich vorstellten, dass dieser Mann eine schillernde, bunte Erscheinung war, dann haben sie in der Tat wenig Ahnung von seinem Charakter, seiner Biografie und dem England in dem er gelebt und gewirkt hat.
Ich möchte hier ja mal festhalten, dass ich lange nicht alle IG Filme gut oder gar überwältigend finde nur weil er seine Nase da reingesteckt hat
- weit davon entfernt! Aber in dieser Verfilmung fand ich ihn geradezu ideal besetzt.
William hat sich zeitlebens sehr mit der biblischen Figur eines Paulus verglichen und persönlich identifiziert. Einem Mann der von sich sagte:
Der HERR ist in den Schwachen mächtig (2. Kor. 12,9) - wozu sich William immer wieder zählte. Er hatte nie das Gefühl, dass er irgend etwas besonderes sei, sondern er war eben gerade überzeugt davon,
dass an ihm die Gnade Gottes besonders mächtig sichtbar sei (ebenfalls 2.Kor. 12,9), weil er eben eigentlich weder von seinem Stand, (er kam aus einer gänzlich unpolitischen Familie und war der erste seiner Ahnen der überhaupt ins Parlament Einzug hielt und wofür er, um sich ein mehr an Stimmen zu sichern die damals unglaublich hohe Summe von £8'000 einsetzte!) noch von seiner Gesundheit (Wikipedia: Wilberforce was described as a sickly and delicate child) das Gefühl hatte irgendwie ein besonders begnadeter und berufener politischer Redner und Kämpfer zu sein.
Später, als seine gesalzenen Reden schon lange Legende im Parlament und weit darüber hinaus bekannt waren, identifizierte er sich offenbar stark mit dem paulinischen Wort: 2. Kor 12,7
Und damit ich mich wegen der hohen Offenbarungen nicht überhebe, ist mir gegeben ein Pfahl ins Fleisch, nämlich des Satans Engel, der mich mit Fäusten schlagen soll, damit ich mich nicht überhebe.Insgesamt war er aber immer ein bescheidener Mann der sich, was im Film wie ich fand sehr schön zum Ausdruck kam, eher zu einem Eremiten-Dasein hingezogen fühlte - einem Leben in stiller Demut vor dem HERRN als dem öffentlichen Leben einer Leader-Figur.
Ich fand das diese Attribute, die der Film schon rein vom begrenzten Zeitrahmen her nur kurz streifen konnte und es dem Schauspieler überlassen musste diesen Charakterzug einfach glaubwürdig im Minenspiel und Stimme rüberzubringen, sich wunderbar in IG's Performance widerspiegelten.
Und wie du ganz zu Recht bemerkt hast, hat er logischerweise einem John Newton, der ein grosser Mann Gottes in seinen Augen war, höchste Achtung entgegen gebracht - ja Demut.
Und das er einem Lord Charles James Fox mit sehr viel Respekt begegnete ist auch logisch, denn wenn dieser, wie du ihn so treffend zitiert hast, Bezzy, auf Williams überraschten Ausruf "oh my god" hin " almost" antwortete, dann nicht mal zu unrecht was seine politische Stellung betraf. Den dieser Mann hatte damals eine Macht im Unterhaus die einfach unglaublich war. Wer Lust hat sich mit dieser wahrhaft schillernden Persönlichkeit auseinander zu setzen, der sollte mal einen kurzen Blick ins Wikipedia werfen.
http://de.wikipedia.org/wiki/Charles_James_FoxIm Gegenteil, ich fand gerade die Tatsache, dass jeder der dargestellten eindrucksvollen Persönlichkeiten Raum bekam und keiner den anderen "an die Wand spielte" aber auch keiner der zahlreichen Nebendarsteller ein unbeachtetes Dasein fristen musste (weil die dafür ausgewählten Schauspieler einfach schlicht zu gut waren
), eben diese unglaubliche Dynamik zustande brachte, die diesen Film so überaus sehenswert macht.
Ich denke, gerade dieser Tatsache ist es zu verdanken, dass die zum Teil sonst eher langweiligen politischen Debatten und längeren Diskussionsteile, ebenso spannend rüberkamen, wie die "Aktions-Teile", einfach weil
alle Protagonisten so unglaublich gut gespielt haben.