Schade, dass man offensichtlich nicht vorstellen (oder akzeptieren?) kann, dass Jane Austen durchaus auch ohne derartige "Hilfe" in der Lage war, glaubwürdige & interessante Romanfiguren zu erschaffen. Noch dazu sehe ich null Parallelen zwischen diesem Earl und Mr Darcy. Die genannten Attribute sind ja nun wirklich sehr allgemein gültig. Fällt für mich in den gleichen Topf wie diverse andere Themen aus den letzten Jahren, obs nun die vermeintliche Rechtschreibschwäche oder die krude Eliza-de-Feuillide-Theorie ist - sie kann einfach nicht so gut gewesen sein, wie sie ist.
Oder es gibt einfach zuviele Menschen die verstanden haben, dass sich mit den Schlagworten "Austen" und "Darcy" hervorragend Aufmerksamkeit generieren lässt.
Oder es gibt einfach zuviele Menschen die verstanden haben, dass sich mit den Schlagworten "Austen" und "Darcy" hervorragend Aufmerksamkeit generieren lässt.
Plus eines Fotos von Colin Firth im nassen Hemd. Das zieht IMMER!
Julia hat geschrieben:Fällt für mich in den gleichen Topf wie diverse andere Themen aus den letzten Jahren, obs nun die vermeintliche Rechtschreibschwäche oder die krude Eliza-de-Feuillide-Theorie ist - sie kann einfach nicht so gut gewesen sein, wie sie ist.
In der Wiener Zeitung steht ein Kommentar zu der Angelegenheit, insbesondere zur ablehnenden Haltung der JA-Society, in dem die Autorin bekrittelt, die Austen-Anhänger könnten es einfach nicht ertragen, wenn jemand Austens Genialität in Frage stelle. Ich halte diese angebliche Parallele zu dem Lord auch für totalen Mumpitz. Vermutlich geht es wirklich nur darum, Aufmerksamkeit zu erregen. Und vielleicht findet es die eine oder andere Romantikerin ja besonders reizvoll, dass es Mr. Darcy leibhaftig gegeben haben könnte? Wieso nur erforscht niemand, wer das Vorbild für Elizabeth gewesen sein könnte?! Das würde mich mal interessieren....
Julia hat geschrieben:Fällt für mich in den gleichen Topf wie diverse andere Themen aus den letzten Jahren, obs nun die vermeintliche Rechtschreibschwäche oder die krude Eliza-de-Feuillide-Theorie ist - sie kann einfach nicht so gut gewesen sein, wie sie ist.
In der Wiener Zeitung steht ein Kommentar zu der Angelegenheit, insbesondere zur ablehnenden Haltung der JA-Society, in dem die Autorin bekrittelt, die Austen-Anhänger könnten es einfach nicht ertragen, wenn jemand Austens Genialität in Frage stelle.
Ich glaube niemand hätte ernsthaft ein Problem damit, wenn literarische Geschmäcker auseinander gehen oder man Austens Romane nicht so toll findet wie wir. Aber muss man deshalb gleich ihre Leistung als Autorin demontieren? Es schwingt ja da auch immer eine große Portion Verwunderung darüber mit, wie eine "zurückgezogen" lebende, unverheiratete und "ungebildete" (d.h. ahnungslos und weltfremd?) einfache Pfarrerstochter es zu einer so anerkannten Schriftstellerin gebracht hat. Ein ähnlicher Dünkel ist zumindest auch in der Shakespeare-Autorenschaftsdebatte immerwieder Thema: Wie kann jemand der nicht adelig ist oder nie studiert hat so gut sein? Kann er nicht, es muss was anderes dahinterstecken - entweder irgendein Earl/anderer, besser ausgebildeter Autor wars oder eben in Austens Fall die mangelnde Phantasie & Vorstellungskraft, die sich lebender Personen als Krücken bedienen muss. Letztendlich finde ich persönlich es eigentlich völlig ausreichend, das Werk als Werk zu beurteilen oder zu bewerten - wer oder was dahinter steckt könnte doch eigentlich zweitrangig sein.
Wieso nur erforscht niemand, wer das Vorbild für Elizabeth gewesen sein könnte?! Das würde mich mal interessieren....
Das war doch Tom Lefroy. Darüber hat uns ja Jon Spence in "Becoming Jane" dankenswerterweise aufgeklärt, wenn ich mich richtig erinnere.
In der Wiener Zeitung steht ein Kommentar zu der Angelegenheit, insbesondere zur ablehnenden Haltung der JA-Society, in dem die Autorin bekrittelt, die Austen-Anhänger könnten es einfach nicht ertragen, wenn jemand Austens Genialität in Frage stelle.
Der letzte Satz gefällt mir bei dem Kommentar besonders gut: "Übrigens, weil sich das auch immer wieder viele fragen: Auch Colin Firth ist nicht Mr. Darcy. Er spielt ihn nur. Immer und immer wieder."
"Es schwingt ja da auch immer eine große Portion Verwunderung darüber mit, wie eine "zurückgezogen" lebende, unverheiratete und "ungebildete" (d.h. ahnungslos und weltfremd?) einfache Pfarrerstochter"
Naja, würde man Catherine Morland zutrauen sechs Romane zu schreiben? (Ist nicht ganz korrekt, weil sie ja den überaus liebenswürdigen Henry ehelicht.) Jane Austen war ja selber nicht sehr nett zu Pfarrerstöchtern, oder?
Passt vielleicht auch hier her, jedenfalls weiß ich nicht wo sonst. Gerade bei twitter entdeckt - Jane Austen Bingo-Karte. Ich fands sehr lustig. (Mal wieder zu groß das Bild, deshalb als Link.)
Die Börsen-Zeitung versucht sich an einer Analogie zu Austen:
"Die Griechenland-Saga erinnert an Geschichten, wie sie sich vor zwei Jahrhunderten die britische Edelfeder Jane Austen ausgedacht hat. Denn deren Bestseller - "Verstand und Gefühl" oder "Stolz und Vorurteil" - handeln vom steten Wechsel zwischen Annäherung und Brüskierung - im Kern also von Akteuren, die sich im Spannungsfeld gestelzter Distanz und partnerschaftlicher Abhängigkeit schwer miteinander tun. Ziemlich so wie Griechenland und seine Euro-Partner."
Hm. Geht es bei Austen wirklich um den "steten Wechsel zwischen Annäherung und Brüskierung"? Bei Stolz und Vorurteil kann man vielleicht von einem Wandel von Brüskierung zu Annäherung reden, dem dann aber kein erneuter Wechsel zu Brüskierung folgt, oder? Bei Verstand und Gefühl wird doch nur Marianne brüskiert, von Willoughby, danach folgt keine Annäherung mehr. Vielleicht knirscht es doch zu sehr, wenn man die Beziehungen von Staaten mit denen von Romanfiguren vergleicht...
Naja, wenn man an das Hin und Her mit Elizabeth und Darcy denkt oder an Marianne und Elinor, dann könnte man schon auf die Idee kommen...immerhin gibt es dann ja noch Hoffnung auf ein gutes Ende, wo dann zumindest die Hauptakteure ganz zufrieden sind.
Udo hat geschrieben:Die Börsen-Zeitung versucht sich an einer Analogie zu Austen:
"Die Griechenland-Saga erinnert an Geschichten, wie sie sich vor zwei Jahrhunderten die britische Edelfeder Jane Austen ausgedacht hat. Denn deren Bestseller - "Verstand und Gefühl" oder "Stolz und Vorurteil" - handeln vom steten Wechsel zwischen Annäherung und Brüskierung - im Kern also von Akteuren, die sich im Spannungsfeld gestelzter Distanz und partnerschaftlicher Abhängigkeit schwer miteinander tun. Ziemlich so wie Griechenland und seine Euro-Partner."
Hm. Geht es bei Austen wirklich um den "steten Wechsel zwischen Annäherung und Brüskierung"? Bei Stolz und Vorurteil kann man vielleicht von einem Wandel von Brüskierung zu Annäherung reden, dem dann aber kein erneuter Wechsel zu Brüskierung folgt, oder? Bei Verstand und Gefühl wird doch nur Marianne brüskiert, von Willoughby, danach folgt keine Annäherung mehr. Vielleicht knirscht es doch zu sehr, wenn man die Beziehungen von Staaten mit denen von Romanfiguren vergleicht...
Da knirscht es aber schon gewaltig. Griechenland als Elizabeth und die EU als Darcy? Oder umgekehrt? Gut, Marianne und Elizabeth brauchen auch dringend einen wohlhabenden Partner. Das passte schon eher.
Ja, aber gibt es einen "steten Wechsel zwischen Annäherung und Brüskierung" z.B. bei SuV? Ist es nicht eher so, dass sie ihn die ganze Zeit gar nicht leiden kann, dann doch ein wenig, dann mehr - aber einen Rückfall in Abneigung und Brüskierung gibt es doch nicht, also auch keinen steten Wechsel, oder? Solche Beispiele aus der Literatur gehen irgendwie immer schief...
Es sei denn, man meint sie scherzhaft, da finde ich Marianne als Griechenland und Brandon als EU ganz lustig. Wobei die Frage ist, ob nicht sogar eher Willoughby die EU ist, die mit den Griechen flirtet, sie dann aber hängen lässt? Und Brandon Russland, das am Ende als Retter auf den Plan tritt... Und Mr. Ferrars ist dann wohl der IWF, der den Geldhahn zugedreht hat? Vielleicht müsste man mal so eine Geschichte konstruieren...
"Solche Beispiele aus der Literatur gehen irgendwie immer schief..."
War es denn ein Beispiel? ich hatte eher das Gefühl, dass es sich um einen Vergleich handelte. Und wenn es als Beispiel herhalten sollte, dann fehlte eigentlich ein Beispiel. Es wurde nur behauptet mit Jane Austens Romanen und begründet (das hin und her), aber ein richtiges Beispiel fehlte um die Behauptung zu untermauern.
"ob nicht sogar eher Willoughby die EU ist, die mit den Griechen flirtet, sie dann aber hängen lässt? "
Nein, dem ist nicht so. Die EU lässt Griechenland nicht hängen, wenn sie dies gewollt hätten, dann hätten sie schon längst einen Schlussstrich gezogen. Interessant an der Problematik ist nicht das wirtschaftliche Problem, sondern das politische. Was muss man machen, wenn in den einzelnen EU-Mitgliedsländern Regierende mit der Demokratie hadern? Das ist ein ernsthaftes Problem. In der Opposition kann man das noch steuern, aber wenn die erst einmal in der Regierung sind, wie in Griechenland (oder auch Ungarn) kann es ziemlich eng werden für die Demokratie.
Im "Kultur Spiegel" gibt es einen Bericht über das Buch "Das Liebesleben des Nathaniel P." von Adelle Waldman. Es heißt, sie sei die "Jane Austen der Gegenwart", das Buch eine "verdammt gut getroffene Sittenkomödie". Kennt jemand das Buch?
Ein englischer Wissenschaftler glaubt, das Haus identifiziert zu haben, dass Jane Austen als Inspiration für Mansfield Park diente: Castle Ashby, in Northamptonshire.
Ich lese gerade den 10. Teil der Sebastian St. Cyr Reihe ( übrigens sehr empfehlenswert!) und in diesem Roman kommt sehr ausgiebig Miss Austen vor. Ihre Familie ist in den Mord verwickelt, zwar nicht direkt, aber doch genug, um öfter erwähnt zu werden. Inklusive ihrer Romane, die gerade aktuell schwer angesagt sind. Was dazu führt, dass ein namenloser Kater nun Mr. Darcy heißt. Ein wenig hat sich die Autorin auch an Figuren der Austenromane angelehnt. Es gibt eine junge Dame, die sich in ihrer Jugend in einen mittellosen Offizier verliebt, den sie aber auf Anraten ihrer Freundin Eliza Austen nicht heiratet. Dieser junge Mann taucht nun nach sechs Jahren wieder auf. Allerdings war er nicht so erfolgreich wie Wentworth. Grüße Kerstin