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 Betreff des Beitrags: Groupread Emma, Start 14. April 2013
BeitragVerfasst: Montag 1. April 2013, 16:29 
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Administrator und Captain a.D. of HMS Groupread
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Vorweg die allgemeinen Regeln (ich habe einfach den bewährten Text von Julia kopiert):

Am 14. April 2013 starten wir hier unseren neuen Groupread "Emma" (dann öffnet sich auch dieser Thread).

Jeder der Interesse hat kann sich beteiligen, sich einklinken und auch wieder ausklinken, wenn die Zeit knapp wird - wie Ihr möchtet, jeder Beitrag ist willkommen!

Vorab schonmal ein paar Regeln, die sich im Laufe der letzten Leserunden ergeben haben:

1. Wir lesen zwei Kapitel pro Woche. Mittwoch und Samstag sind die jeweiligen Stichtage, an denen es weitergeht. Wie "streng" wir uns im Laufe des Lesens daran halten, wird sich zeigen - wenn es sich anbietet können wir diese Intervalle auch verkürzen (z.B. 3 Kapitel pro Woche).
2. Ihr könnt auf Englisch oder Deutsch (bzw. sonstige Übersetzungen ) lesen, das bleibt jedem selbst überlassen. Wenn Ihr aus dem Text zitiert, dann bitte nur die Stelle auf die Ihr Euch bezieht. Schön wäre eine deutsche Übersetzung, es ist aber auch schon hilfreich ein englisches Zitat kurz zusammenzufassen, so dass auch die weniger Sprachkundigen wissen worum es geht und in ihrer Ausgabe nachschlagen können.

3. Zu jedem Kapitel sollte zu Anfang eine kurze Zusammenfassung gepostet werden, damit für Quereinsteiger erkenntlich ist, wo wir uns gerade befinden. Diese Zusammenfassung kann von jedem Teilnehmer gepostet werden, am besten natürlich von dem, der als erster auf das aktuelle Kapitel eingeht. Auch Überschriften über Euren Beiträgen (zum Beispiel wenn ihr auf einen ganz bestimmten Aspekt, einen Charakter oder eine Frage eingeht) verbessern die allgemeine Übersichtlichkeit.

4. Auch im Groupread gelten die Forenregeln. :wink: Bitte denkt daran, dass es sehr schnell unübersichtlich werden kann, gerade wenn sich viele Mitglieder beteiligen. Versucht, Eure Beiträge nicht ausufern zu lassen. Wenn Ihr Euch auf Beiträge anderer Mitglieder bezieht, hilft es dem Verständnis der Mitlesenden, den entsprechenden Beitragsteil zu zitieren, oder das Mitglied mit "@userxy" anzusprechen.

Viel Spaß beim Lesen und Diskutieren!


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 Betreff des Beitrags:
Verfasst: Montag 1. April 2013, 16:29 


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BeitragVerfasst: Dienstag 9. April 2013, 12:51 
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Administrator und Captain a.D. of HMS Groupread
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Ein paar Zeilen zur Einleitung:
Jane Austen hat Emma zwischen dem 21. Januar 1814 und dem 29. März 1815 geschrieben, veröffentlicht wurde der Roman in drei Bänden im Dezember 1815. Von der Erstauflage (2000 Stück) wurden innerhalb eines Jahres 1250 Stück verkauft. Die zweite Auflage erschien erst 1833. Befördert wurde der relative Verkaufserfolg vermutlich durch die Widmung für den Prinzregenten (dem späteren König Georg IV), zu der sie mehr oder weniger genötigt wurde. Emma ist ihr fünfter Roman (aber nach Sense & Sensibility, Pride & Prejudice und Mansfield Park der vierte veröffentlichte), man zählt ihn gelegentlich mit Mansfield Park und Persuasion zu den drei Büchern ihrer "reifen" Phase. Die Kritiken waren überwiegend positiv, berühmt wurde die von Walter Scott, der insbesondere ihren Realismus und die Figurenzeichnung lobte. Bis heute gibt es nicht wenige Kritiker, die jenseits von Vorlieben etwa für das schillernde Pride & Prejudice der Ansicht sind, dass Emma Jane Austens bester Roman sei. Es heißt, er sei einer der ersten modernen Romane überhaupt.


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BeitragVerfasst: Freitag 12. April 2013, 21:14 
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Kunstfertige Wortumdreherin und Meisterin im Freistil-Lesen
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Hier noch ein paar Links, die vielleicht interessant sind:

Jane Austens hat wie bei "Mansfield Park" auch für "Emma" die Kommentare ihrer Verwandten und Bekannten gesammelt. Ausgehend von der ausführlich begründeten Annahme dass der Roman 1813/14 spielt, gibt es hier eine umfangreiche Chronologie der Ereignisse, vor allem auch der vor Romanbeginn (etwas runterscrollen). Und dann noch eine Karte der erwähnten Orte in "Emma".


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BeitragVerfasst: Sonntag 14. April 2013, 08:35 
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Kunstfertige Wortumdreherin und Meisterin im Freistil-Lesen
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1. Kapitel

Einstieg in die Geschichte am Abend der Hochzeit von Emmas ehemaliger Gouvernante Miss Taylor/Mrs Weston. Wir lernen Emma, ihren Vater und Mr Knightley kennen, einen Freund der Familie.


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 Betreff des Beitrags: Groupread Emma, 1. Kapitel
BeitragVerfasst: Sonntag 14. April 2013, 08:53 
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Der erste Satz

Dann fangen wir doch vielleicht am besten mal gleich mit dem ersten Satz an. Ich habe gelesen, dass auch er (wie der erste Satz von P&P) zu den berühmtesten der englischen Literatur zählt. Was mich ein wenig wundert, weil so großartig finde ich ihn gar nicht.


"Emma Woodhouse, handsome, clever, and rich, with a comfortable home and happy disposition, seemed to unite some of the best blessings of existence; and had lived nearly
twenty-one years in the world with very little to distress or vex her."


Zum Vergleich mal zwei verschiedene Übersetzungen:

"Schön, aufgeweckt und reich, bei einem sorgenfreien Zuhause und einem glücklichen Naturell war Emma Woodhouse offenbar mit einigen der erfreulichsten Vorzüge des Daseins gesegnet und hatte beinahe einundzwanzig Jahre fast ohne jeden Anlass zu Kummer und Verdruss auf dieser Welt verbracht." (Grawe)

"Emma Woodhouse, schön, gescheit und reich, mit einem behaglichen Zuhause und heiteren Gemüt, schien in sich einige der besten Glücksgüter des Daseins zu vereinigen und hatte nahezu einundzwanzig Jahre auf der Welt zugebracht, ohne viel Anlaß zu Kummer oder Ärger zu finden." (Ilse Leisi)


Grawe schreibt im Nachwort, der Satz beinhalte schon das ganze Thema des Buches. Verräterisch sei das Wörtchen "offenbar", weil es anzeige, dass sich Emma für vollkommen hält - ein Irrtum, der tatsächlich dazu beiträgt, dass einiges schief läuft für sie. Aber das "offenbar" ist ja seine Übersetzung. Ich bin mir nicht so sicher, ob Austen hier schon anfängt, mit Erzählperspektiven zu spielen. Also schreibt sie aus Sicht von Emma, dann hat Grawe recht, schreibt sie aus der Erzähler-Sicht, dann finde ich das leicht über-interpretiert.

Welche Übersetzungen lest ihr? Oder lest ihr alle im Original?


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BeitragVerfasst: Sonntag 14. April 2013, 09:15 
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Kunstfertige Wortumdreherin und Meisterin im Freistil-Lesen
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Ich finde auch, dass der Satz bzw. das Wort "seemed"/"schien" sehr schön in die Geschichte einsteigt - auch wenn er nicht so ironisch & witzig ist wie der von P&P. Er/es beschreibt nicht nur Emma selbst, sondern eigentlich auch den ganzen Roman - in dem es ja an vielen Stellen um Schein und Sein geht, bzw. darum, dass die Protagonisten Personen und Situationen unterschiedlich wahrnehmen. Diesbezüglich ist die Grawe-Übersetzung nicht so deutlich wie die andere von Udo zitierte, finde ich.

Auch schön in diesem Kapitel: Emmas Charakter wird schon hier in seiner Vielfältigkeit vorgeführt. Sie wird einerseits als die fürsorgliche Tochter gezeigt, die ihren eigenen Kummer der Laune ihres Vaters zuliebe versteckt bzw. unterdrückt. Gleichzeitig wird mit dem Gespräch über ihr vermeintliches Engagement für die Weston-Ehe und ihre "Pläne" für Mr Elton, ihre Einmischung in die Angelegenheiten anderer als kritikwürdig dargestellt.


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BeitragVerfasst: Sonntag 14. April 2013, 09:28 
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Julia hat geschrieben:
Ich finde auch, dass der Satz bzw. das Wort "seemed"/"schien" sehr schön in die Geschichte einsteigt - auch wenn er nicht so ironisch & witzig ist wie der von P&P. Er/es beschreibt nicht nur Emma selbst, sondern eigentlich auch den ganzen Roman - in dem es ja an vielen Stellen um Schein und Sein geht, bzw. darum, dass die Protagonisten Personen und Situationen unterschiedlich wahrnehmen. Diesbezüglich ist die Grawe-Übersetzung nicht so deutlich wie die andere von Udo zitierte, finde ich.

Ok, wenn man es nur auf das Wörtchen "schien" bezieht, dann kommt das sicher hin, dann schreibt die Erzählerin das einfach und fertig. Kommt wohl selten vor, dass Frau Leisi besser übersetzt als die Grawes. Ich habe dafür später noch ein schönes Beispiel. Seltsam fand ich, dass Grawe das Buch nicht mit "Emma Woodhouse....." anfängt, aber egal.

Zitat:
Auch schön in diesem Kapitel: Emmas Charakter wird schon hier in seiner Vielfältigkeit vorgeführt.

Ja, Austen lässt auch keinen Zweifel, wieso Emma so geworden ist: Der frühe Tod der Mutter, der liebevolle, aber zu alte und nachsichtige und hypochondrische Vater, Miss Taylor, die leider Erziehung mit Freundschaft verwechselt hat. Im Grunde kann Emma gar nichts dafür, dass sie so verzogen und überheblich geworden ist. Selbstzweifel dürfte für sie ein Fremdwort sein. Das Erziehungsthema kommt bei Austen ja oft sehr kritisch vor.


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BeitragVerfasst: Sonntag 14. April 2013, 09:36 
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Kunstfertige Wortumdreherin und Meisterin im Freistil-Lesen
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Stimmt! Und Mr Knightley wird auch gleich als der einzige Mensch in ihrem Leben vorgestellt, der etwas an ihr auszusetzen hat. Also auch als derjenige, der Emma annähernd realistisch und rational wahrnimmt, und somit "erzieherisch" auf sie einwirken könnte.
Gleichzeitig wohl auch ein erster Hinweis an den Leser, seinen Äußerungen zu vertrauen.


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BeitragVerfasst: Sonntag 14. April 2013, 10:50 
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Er lässt jetzt schon den Pädagogen raushängen.... :wink:
Irgendwie ist mir jetzt erst aufgegangen, dass er ja einen beredten Namen hat - der Ritter.

Lustig und sehr vielsagend finde ich die kleine Szene, in der Emma meint, Miss Taylor sei wohl auch froh, eine launische Person weniger um sich zu haben: Emma fischt eitel nach Komplimenten, Papa Woodhouse schnallt nix und denkt, es geht um ihn - und Knightley lässt Emma knochentrocken auflaufen. Er hätte ja auch was Nettes sagen können und ihr zugleich zu verstehen geben, dass er ihr Manöver durchschaut. Aber Süßholz raspeln ist wahrlich seine Sache nicht.


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BeitragVerfasst: Sonntag 14. April 2013, 16:42 
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Austenbegeistert
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Ich lese die Übersetzung von Grawe.

Ich habe den ersten Satz so verstanden, dass Emma aufgrund ihres sorgenfreien Lebens und ihrer persönlichen Vorzüge eigentlich alle Vorraussetzungen hätte, um einen vorbildlichen Charakter zu entwickeln....dass dies eben nicht so ist, wird hier bereits angedeutet.

Im ersten Kapitel wird auch deutlich, wie einsam Emma im Grunde ist: außer Miss Taylor und Mr. Knightley gibt es für sie keinen adäquaten Gesprächspartner, keine Vertraute....vielleicht kann man den ersten Satz auch darauf beziehen: trotz aller guten Vorraussetzungen fehlt ihr das Wichtigste, ein ebenbürtiger Partner/eine ebenbürtige Partnerin?


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BeitragVerfasst: Sonntag 14. April 2013, 19:35 
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Ja, dass sie einsam ist, spielt bestimmt auch eine Rolle, schätze ich. Austen hat ja mal geschrieben, dass außer ihr wohl kaum jemand Emma mögen würde. Und viele mögen sie ja wirklich nicht. Manche aber doch - das liegt vielleicht daran, dass Austen öfter mal "entlastende" Punkte einstreut. Hier neben der nicht ganz gelungenen Erziehung auch ihre relative Einsamkeit.
Und natürlich die von Julia schon erwähnte Fürsorge für ihren Vater. Da zeigt sich schon, dass sie ein gutes Herz hat.


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BeitragVerfasst: Montag 15. April 2013, 10:50 
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Ich lese diesmal im Original, finds aber immer wieder interessant, wie unterschiedlich manches dann übersetzt wird!

Mr Knightley:
Fands irgendwie merkwürdig, dass sein Alter so ungenau angegeben wird. Ist das in den andern Büchern nicht anders? Also dass der Erzähler es immer genau weiss? Naja, ist ja nicht wichtig. Jedenfalls: haha, ja genau, er lässt Emma auflaufen, darum wechselt sie danach ja auch gleich das Thema :lach: NA man kanns ja mal versuchen. Wobei eigentlich sollte sie ihn doch gut genug kennen, um zu wissen, dass er ihr eben nicht schmeicheln wird.

Miss Taylor:
Ja, hätte sie mal emma mehr Grenzen aufgezeigt, wäre Emma nun vielleicht weniger von sich selbst überzogen...? Aber ganz so, dass sie Emma immer hat machen lassen,w as sie wollte und nie einen Fehler in ihr hat sehen können, wirds doch wohl auch nicht gewesen sein. Emma findet doch erst jetzt dann Geschmack daran, eine Freundinzu haben, die nie widerspricht, oder?
Wie alt dürfte Miss Taylor eigentlich sein? 10, 12 Jahre älter als Emma?

Distanzen:
Noch eine kleine Frage: Wie lange ist eine halbe Meile in JAs England nochmal? So 800m?

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BeitragVerfasst: Montag 15. April 2013, 11:58 
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Ich lese beides, also Original und Übersetzung (Ilse Leisi)

Miß Taylor
ich habe gestern mit meiner Tochter auch überlegt, wie alt Miß Taylor wohl ist. Wenn man davon ausgeht, daß sie wohl etwa 19 gewesen sein wird, sollte sie jetzt so ca. 35 Jahre alt sein. (Wird wohl ihre erste Stellung gewesen sein)
Interessant finde ich auch, wie gut man sich Miß Taylor schon vorstellen kann, bevor sie das erste Mal in Erscheinung tritt.

Emma
Ist meiner Meinung nach mit dem ersten Satz doch recht treffend charakterisiert, auch mit diesem leichten "In Frage stellen" der Aussage. Das präzisiert sich dann ja auch in dem weitern Verlauf des Kapitels. Emma ist doch ganz schön von ihrer eigenen Wichtigkeit eingenommen. Obwohl andererseits klar wird, daß sie es auch trotz ihrer herausragenden Stellung nicht leicht hat, es ist schon so eine Art goldener Käfig, denn wirklich mal weg kann sie ja nicht, ihres Vaters wegen. Ob sie wohl schon mal in London bei ihrer Schwester war?

Zum Alter: auch das Alter von Mr Elton wird so wage angegeben. Ist schon merkwürdig, aber zeigt doch, daß die Zahl nicht wirklich ein Kriterium ist, wäre Mr Elton in irgendeinerweise hervorragender, wenn wir das genaue Datum wüssten. Mr Knightley wäre nicht mehr oder weniger ritterlich und gentlemanlike ob er nun 38 oder 37 ist. Es ist für unsere Vorstellung völlig ausreichend so ein "in etwa" zu haben.

Elanor

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[During the 1960s] I think there was more sex in those old films than in all that thrashing around today. I'm tired of sex scenes.
Claudette Colbert

sadly enough, this is more than true in our times


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BeitragVerfasst: Montag 15. April 2013, 18:39 
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Ich schätze auch, dass Miss Taylor etwa 33-35 ist. Aber kommen ungenaue Altersangaben bei JA nicht öfter vor? Cornel Brandon in S&S ist doch auch "on the wrong side of 35", oder erfahren wir das da noch genauer?

@Miss Hamilton: Offenbar hat Miss Taylor Emma "fast immer gewähren lassen", Emma scheint es also schon gewöhnt zu sein, dass alle tun, was sie will (außer Knightley).
Wie lang eine Meile damals war, weiß ich nicht, ich denke wie heute 800 Meter?

@Elanor: Dass mit dem goldenen Käfig trifft es ganz gut, finde ich. Und vermutlich war sie tatsächlich noch nie weit weg von Zuhause. Vielleicht gibt es darauf ja einen Hinweis, wenn die Schwester zu Besuch kommt.


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BeitragVerfasst: Dienstag 16. April 2013, 07:29 
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Obwohl Emma nur mein zweitliebstes Buch vo Jane Austen ist, gefällt mir der einführende Satz mindestens ebenso gut wie der von P&P. Wie Julia schon sagte, nicht ganz so ironisch , aber er verrät weitaus mehr von dem , was wir erwarten können.
Und dieses "seemed" weist darauf hin, dass sich Emma etwas vormacht.
So frage ich mich auch, ob es wirklich stimmt, was über die Woodhouses gesagt wird:

"The Woodhouses were first in consequence there. All looked up to them."
oder ob das nur in Emmas Vorstellung so ist.

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BeitragVerfasst: Dienstag 16. April 2013, 07:53 
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Kunstfertige Wortumdreherin und Meisterin im Freistil-Lesen
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Miranda hat geschrieben:
So frage ich mich auch, ob es wirklich stimmt, was über die Woodhouses gesagt wird: "The Woodhouses were first in consequence there. All looked up to them." oder ob das nur in Emmas Vorstellung so ist.


Danke für das Stichwort.:wink: Eine der wirklich besonderen & gelungenen Aspekte dieses Buches, wie ich finde. Und passend zu der oben erwähnten Frage von Schein und Sein, denn diese Frage wird ja auch ganz oft an den Leser gestellt. Wessen Beschreibung und Einschätzung lesen wir gerade: Emmas? Die einer anderen Figur? Oder die des Erzählers? Später gibt es noch viele schöne Beispiele dieser Erzähltechnik (free indirect style*).

So wie Highbury später beschrieben wird, sind die Woodhouses zumindest die älteste, angesehenste & wohlhabendste Familie im Ort. Die später erwähnten Coles sind für Emma "Konkurrenz" - erst vor kurzem zu Wohlstand gekommen, und dass auch sie einen "Platz in der Sonne" beanspruchen, passt Emma ja gar nicht. Insofern scheint mir diese Beschreibung im ersten Kapitel fundiert zu sein und nicht nur Emmas Wunschdenken zu entspringen.

____________________________
*) Im Vorwort meiner Ausgabe steht auch sehr viel dazu, wie Austen diese Technik in "Emma" konsequent einsetzt, um das Thema das Romans (bzw. die Täuschungen, Fehlinterpretationen und "Geheimnisse") zu unterstreichen.


Zuletzt geändert von Julia am Dienstag 16. April 2013, 08:04, insgesamt 1-mal geändert.

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BeitragVerfasst: Dienstag 16. April 2013, 08:03 
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Ja, wegen dem Alter hab ich wohl bissl vertan: irgendwie hatte ich das Gefühl in den andern Büchers wärs genauer gewesen. Na in meiner Vorstellung wohl :wech:

Wegen dem gewähren lassen: Das schon und sicher auch, dass Miss Taylor blind für Emmas Fehler ist, aber so in Gesprächen, denke ich hat sie ihr vielleicht schon mal widersprochen bzw sie haben diskutiert und nicht "Emma sagt und Miss Taylor nickt". Denn sonst hätte Emaa schon zuvor unter der ihr nun drohenden "intellectual solitude" gelitten.

Miranda hat geschrieben:
"The Woodhouses were first in consequence there. All looked up to them."
oder ob das nur in Emmas Vorstellung so ist.

Ich denke, der erste Satz trifft schon zu. Zumidnest wüsste ich nicht wer, noch vor ihnen kommen sollte? Der Rest... Naja, Mr Woodhouse ist ja schon extrem beliebt. Aber, dass Emma sich so sieht, erstaunt mich schon auch nicht.

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BeitragVerfasst: Dienstag 16. April 2013, 14:15 
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Miss Hamilton hat geschrieben:
Das schon und sicher auch, dass Miss Taylor blind für Emmas Fehler ist, aber so in Gesprächen, denke ich hat sie ihr vielleicht schon mal widersprochen bzw sie haben diskutiert und nicht "Emma sagt und Miss Taylor nickt". Denn sonst hätte Emaa schon zuvor unter der ihr nun drohenden "intellectual solitude" gelitten.


Das sicher nicht, vermute ich auch. Miss Taylor war ihr eine gute Freundin, die sie nicht herumschubsen konnte, von der sie sich aber auch nicht groß dirigieren ließ. Und der Vater scheint als Vater ganz versagt zu haben. Dabei hat er Emma offenbar doch einiges mit auf den Weg gegeben: Das Gefühl, etwas Besonderes zu sein (Mr. Woodhouse kapselt sich ja auch sehr ab, glaubt also, sich das leisten zu können; er meinte außerdem sogar, er könne die Hochzeit von Miss Taylor verschieben - ob das wohl wirklich in seiner Macht lag?), und den Egoismus.

Noch ein Übersetzungsbeispiel: Mr. Knightley sagt über Mr. Elton, er sei "a very pretty young man". Ich lese das Buch parallel deutsch und englisch, nachdem ich beim ersten Mal die Leisi-Übersetzung hatte (die mir auch nicht negativ aufgefallen ist), habe ich mir diesmal Ursula und Christian Grawes Text vorgenommen. Über das "pretty" bin ich gestolpert, wieso sollte Knightley Mr. Elton "hübsch" nennen? Leisi schreibt tatsächlich "Mr. Elton ist ein sehr hübscher junger Mann." Bei Grawes steht "Mr. Elton ist ein adretter junger Mann". Das gefällt mir schon besser.

Mir fällt gerade auf, dass die Hochzeit offenbar auf Hartfield stattfand. Wieso das denn? Dann konnte Mr. Woodhouse die Feier natürlich verschieben, obwohl das schon ein starkes Stück gewesen wäre (was Emma zu verhindern gewusst hätte).


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BeitragVerfasst: Dienstag 16. April 2013, 16:42 
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Austenfrischling
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Ich möchte nochmals auf die ersten Sätze zurückkommen.

1. Dieses
Zitat:
seemed to unite some of the best blessings of existence;

Für mich ist der erste Teil des Satzes ("Emma Woodhouse, handsome, clever and rich...") einfach eine Feststellung, die aber mit diesem "seems" und den darin angesprochenen Eigenschaften relativiert wird.

2.
Zitat:
...and had lived nearly twenty-one years in the world with very little to distress or vex her

Das "and" ist für mich schon wichtig: Einerseits klingt es flach und nach höchstens der zweitbesten Lösung für den einleitenden Satz, andrerseits glaube ich, man sollte statt "und" eher "noch dazu" bzw. "zusätzlich", "zudem" oder ähnliches übersetzen. Damit ist dann klar, dass Emma einerseits ein "Liebling der Götter" ist, andrerseits die nun folgende Handlung (oder Drama) schon angelegt ist.
Dazu passt auch
Zitat:
Sorrow came—a gentle sorrow—...
Ganz leise schleicht sich die Sorge und das Unbehagen in Emma ein, das mit dem ersten "seems" schon angedeutet wurde.

3. Der ständige Perpektivenwechsel vom allwissenden Erzähler zur Sicht von Emma macht es (zumindest für mich) schwierig zu unterscheiden, was nun sozusagen objektive Tatsache oder subjektive Ansicht ist. Und dies ist andrerseits ein sehr moderner Erzählstil.


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BeitragVerfasst: Dienstag 16. April 2013, 16:57 
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Du beziehst das "seemed" auf den ersten Teil des Satzes? Ich hätte eher an den zweiten Teil gedacht:

seemed to unite some of the best blessings of existence;

Denn es zeigt sich ja, dass die glücklichen Umstände ihrer Existenz sich eher nachteilig auf Emmas Charakter und Verhalten auswirken.

Übrigens erfahren wir ja praktisch wieder nichts über Emmas Aussehen, außer dieses "handsome". Ich glaube, über andere Austen-Heldinnen erfahren wir zumindest etwas mehr, aber vielleicht kommt das ja noch.


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BeitragVerfasst: Dienstag 16. April 2013, 18:35 
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Ich weiß nicht, welche Bedeutung pretty zu Zeiten Jane Austens hatte. Es gibt ja durchaus einen Bedeutungswandel bei Wörtern ,Beispiel Dirne

Aber adrett gefällt mir nun gar nicht für pretty. :fies_sei:
Dann doch eher hübsch, oder gar "ein schöner junger Mann".
Aber da sieht man mal wieder die Schwierigkeit de Übersetzens. :ja: Daher les ich auf Englisch, mit der Gefahr, mitunter einiges nicht richtig zu verstehen. :wink:

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BeitragVerfasst: Dienstag 16. April 2013, 20:42 
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Udo hat geschrieben:
Mr. Knightley sagt über Mr. Elton, er sei "a very pretty young man". Ich lese das Buch parallel deutsch und englisch, nachdem ich beim ersten Mal die Leisi-Übersetzung hatte (die mir auch nicht negativ aufgefallen ist), habe ich mir diesmal Ursula und Christian Grawes Text vorgenommen. Über das "pretty" bin ich gestolpert, wieso sollte Knightley Mr. Elton "hübsch" nennen? Leisi schreibt tatsächlich "Mr. Elton ist ein sehr hübscher junger Mann." Bei Grawes steht "Mr. Elton ist ein adretter junger Mann". Das gefällt mir schon besser.


In meiner kommentierten Ausgabe steht in der Anmerkung zu dieser Stelle, dass "pretty" zu Austens Zeit im Bezug auf Männer nicht die Bedeutung hatte, die das Wort heute für uns hat, d.h. "hübsch" im Sinne von androgyn oder weiblich schön. Dort wird "elegant" als Synonym vorgeschlagen.
Mr Woodhouse (nicht Mr Knightley!) will wohl einfach sagen, dass Mr Elton ein ansehnlicher, netter und angenehmer Mann ist. So verstehe ich die Wortwahl auch als etwas altmodisch - Mr Knighley würde vielleicht eher Attribute wie "anständig", "rechtschaffen", "vernünftig" gebrauchen, wenn er positiv über jemanden spricht, wie wir ja später bei Mr Martin sehen werden.


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BeitragVerfasst: Dienstag 16. April 2013, 21:48 
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Klar, Mr Woodhouse! Keine Ahnung, wie ich auf Knightley gekommen bin, sorry.

Aber von wegen Knightley: Es ist schon nett, wie er hier plötzlich auftritt und die arme Emma (und Mr. Woodhouse) quasi erlöst aus der Trübsal. Nicht das letzte Mal, dass er der Retter ist....


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BeitragVerfasst: Dienstag 16. April 2013, 21:57 
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Also doch eine Änderung der Wahrnehmung von "pretty".
Also eher " gut aussehend"? Nicht etwa "nett"... :fies_sei: Denn letzteres ist schon sehr negativ behaftet , oder?

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BeitragVerfasst: Mittwoch 17. April 2013, 07:58 
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Negativ vielleicht nicht, aber für mein Verständnis ist es eines von diesen eher nichtssagenden Wörtern, die man benutzt, wenn einem sonst nichts positives einfällt. Und Mr Woodhouse wird ja auch nicht als besonders wortgewandt oder geistig rege dargestellt. Insofern passt es.

Noch zu Mr Knightley: Irgendwie charmant, wie er aus Mr Woodhouses ahnungslosem Vorschlag, Mr Elton zum Essen einzuladen einen Scherz macht, der Emma auf ironische Art darauf hinweist, sich besser herauszuhalten. Invite him to dinner, Emma, and help him to the best of the fish and chicken, but leave him to chuse his own wife.
Aber gut, ich habe auch eine Schwäche für Mr Knightley. :wink:


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 Betreff des Beitrags: Groupread Emma, 2. Kapitel
BeitragVerfasst: Mittwoch 17. April 2013, 09:39 
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Wir lernen den familiären Hintergrund von Mr. Weston kennen und erfahren einiges über seinen Sohn Frank.

Ein Einleitungskapitel, in dem der Name Emma nur drei mal auftaucht, davon nur einmal in halbwegs aktivem Zusammenhang (2x denkt Miss Taylor an Emma). Das finde ich bemerkenswert, weil sonst eigentlich das ganze Buch sich ständig nur um Emma dreht.
Mr. Westons Background finde ich sehr interessant. Ich hatte ihn (vermutlich wegen der Verfilmungen) als freundlichen Mann in Erinnerung, mehr nicht. Jetzt stellt sich heraus, dass er ein Offizier war, der gegen Vernunftgründe und gegen den Willen der Familie der Frau eine Liebesheirat hinter sich hat, mit großem Drama usw. Das ist ja geradezu romantisch! Und prompt - wie so oft bei Austen - geht die Ehe natürlich ziemlich schief. Beim zweiten Mal, mit Miss Taylor, läuft es besser, schreibt Austen schon gleich nach der Hochzeit. Wobei ich über diese Stelle gestolpert bin:

"Aber seine zweite Ehe würde den Beweis erbringen, welche Quelle des Glücks eine menschlich reife und liebenswerte Frau darstellt und wie viel besser es ist zu wählen, als gewählt zu werden, Dankbarkeit hervorzurufen als empfinden zu müssen."

Fällt mir auf, weil wir, soweit ich mich erinnere, bei Mansfield Park und/oder Persuasion (oder war es S&S? Ich glaube fast, das Thema kommt in allen Austen-Büchern vor...) mal über
Liebe gesprochen haben, die ursprünglich aus Dankbarkeit entsteht. Hier dreht Austen die Perspektive, es klingt fast, als wäre es nicht so doll, sich aus Dankbarkeit zu verlieben. Das habe ich anders in Erinnerung.


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 Betreff des Beitrags: Re: Groupread Emma, 2. Kapitel
BeitragVerfasst: Mittwoch 17. April 2013, 20:19 
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Udo hat geschrieben:
Hier dreht Austen die Perspektive, es klingt fast, als wäre es nicht so doll, sich aus Dankbarkeit zu verlieben. Das habe ich anders in Erinnerung.


Zumindest heißt es hier, Dankbarkeit hervorzurufen wäre schöner. Jedenfalls für Mr Weston. Es kann ja nicht jeder so ein großes Herz wie Fanny Price haben. :wink: Und war nicht auch Henry Tilney zuerst einmal geschmeichelt, als Catherine sich in ihn verliebt hat?

Zu Mr Weston: Er wird ja als ein Offizier an der "Heimatfront" (oder wie wird "militia" übersetzt?) vorgestellt, d.h. Teil einer Armee, die eigentlich während der gesamten Napoleonischen Kriege nichts zu tun hatte, als bereit zu sein, falls England überfallen wird - was ja nicht passierte. Was aus dieser relativen, gemeinsamen Untätigkeit von vielen jungen Männern werden kann, wird ja sehr schön P&P vorgeführt, und auch Mr Weston wird als sehr fröhlich-geselliger Mensch vorgestellt ... "having satisfied an active cheerful mind and a social temper by entering into the militia" Diese Tätigkeit kam seinem Wesen also entgegen und wie wir später noch sehen, geht es ja auch auf Randalls recht munter zu, was jetzt schon angedeutet wird, wenn Mrs Weston über Emmas und ihren zukünftigen Umgang sinniert.

Typisch Austen finde ich die Einführung von Frank Churchill - "one of the boasts of Highbury" Alle bewundern und mögen ihn, obwohl er noch nie da war, d.h. ihn noch niemand gesehen hat. Sein Brief (gleich dreimal "handsome" in einem Satz!) wird herumgereicht und alle finden es angebracht, dass er sich jetzt mal blicken lässt. Schön, wie hier Mr Westons hohe Meinung von ihm ungefragt übernommen wird, und das auch im Erzählstil durchscheint.

Auch sieht man in diesem Kapitel schon eine wesentliche Parallele zwischen Mr Woodhouse und Emmas später noch ausführlicher demonstriertem Verhalten. Auch Mr Woodhouse schließt von seinen Bedürfnissen und Befindlichkeiten auf die seiner Mitmenschen, wenn auch weit extremer als Emma. "Miss Taylor" kann natürlich nicht glücklich verheiratet sein, denn er vermisst sie. Der Hochzeitskuchen muss ungesund sein, denn er bildet sich ein ihn nicht zu vertragen. Deshalb darf ihn auch sonst keiner essen. Die Welt dreht sich um ihn und seine Sicht der Dinge. Da kann man doch einen gewissen erzieherischen Einfluss auf Emma vielleicht nicht ganz absprechen? :wink:

Apropos Hochzeitskuchen: Der Kommentar in meiner Ausgabe weist auf Mr Perrys zentrale, wenn auch "stumme" Rolle in dem Roman hin. Es gibt ja einige Personen in "Emma" die mehrmals erwähnt werden, aber nie selbständig auftreten - er scheint der wichtigste davon zu sein. Zumindest fallen mir spontan zwei spätere Szenen ein, wo er eine größere, wenn auch passive Rolle spielt.


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 Betreff des Beitrags: Re: Groupread Emma, 2. Kapitel
BeitragVerfasst: Mittwoch 17. April 2013, 21:30 
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Julia hat geschrieben:
Sein Brief (gleich dreimal "handsome" in einem Satz!) wird herumgereicht und alle finden es angebracht, dass er sich jetzt mal blicken lässt. Schön, wie hier Mr Westons hohe Meinung von ihm ungefragt übernommen wird, und das auch im Erzählstil durchscheint.


Ich frage mich, ob außer den Westons wirklich jemand den Brief gelesen hat. Mr Woodhouse hat ihn gesehen, aber der kann auch das schöne Papier oder die reizende Schrift meinen. Sowas kennt man ja aus manchen Komödien: Alle reden von etwas, als sei es gewiss, aber in Wahrheit weiß niemand etwas. Aber ja, man bekommt hier als Leser vermittelt, dass Frank mindestens so reizend sein muss wie sein Brief... Wieso eigentlich ist er nicht bei der Hochzeit dabei? Das wird hier offen gelassen, ist aber doch merkwürdig, oder? Scheint aber niemanden in Highbury zu wundern.
Zitat:
Die Welt dreht sich um ihn und seine Sicht der Dinge. Da kann man doch einen gewissen erzieherischen Einfluss auf Emma vielleicht nicht ganz absprechen? :wink:

Ja, das meinte ich auch mit dem Egoismus, den sie von ihm übernommen hat. Emma hat mit vielen Leuten ihrer Umgebung mehr gemein, als ihr lieb sein dürfte.


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BeitragVerfasst: Donnerstag 18. April 2013, 13:03 
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Liebe aus Dankbarkeit
Mh, meint ihr, das ist bei Mrs Weston der Fall, so wie zB bei Marianne und Brandon? Also dass sich ihre Liebe zu Mr Weston erst noch während der Ehe so richtig entwickelt? Ich hab das mit der Dankbarkeit mehr so verstanden, dass wenn beide Partner aus unterschiedlichen Ständen kommen, es eben besser ist, wenn man von "Oben" kommt und sich darum die Freiheit nehmen kann, jemanden zu "wählen".

Mr Perry/"Stumme" Charaktere
Stimmt, ist mir so noch gar nie aufgefallen! Weiss gar nicht, kommt er später mal in Person vor? Vielleicht bei den coles oder "wirkt" er wirklich immer nur im Hintergrund?
Wer fällt noch in die Kategorie? Mrs Churchill sicher, oder?

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BeitragVerfasst: Donnerstag 18. April 2013, 13:28 
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Udo hat geschrieben:
Wieso eigentlich ist er nicht bei der Hochzeit dabei? Das wird hier offen gelassen, ist aber doch merkwürdig, oder? Scheint aber niemanden in Highbury zu wundern.

Wenn man davon ausgeht, daß die Churchills zu dieser Zeit des Jahres in Enscombe weilten, dürfte es wohl einfach zuweit gewesen sein, um mal ebenso vorbeizuschauen. Yorkshire ist nicht gleich um die Ecke :nein: Aber mit etwas gutem Willen und ein wenig Planung wäre es sicher möglich gewesen.
Aber kann es sein, daß um die Hochzeit als solche damals nicht immer so ein Wirbel gemacht wurde?

Stumme Charaktere
mir fallen neben den Churchills noch die oft genannte Schwester von Mrs Elton ein.
Die Dixons sind hier vielleicht noch zu erwähnen.
Und Robert Martin tritt auch nicht wirklich in Erscheinung, wird nur mal von Emma beobachtet, ansonsten wird er immer nur erwähnt, selbst der Brief mit dem Antrag wird nicht verlesen, nur Emmas Meinung erfahren wir, aber er treibt die Handlung auch mit voran, aber hier greifen wir doch etwas vor.

Der Hochzeitskuchen:
Ich finde die ganze Erwähnung desselben eine wunderbare Charakterisierung der Schrullen von Mr Woodhouse,
besonders gefällt mir der letzte Satz
Zitat:
There was a strange rumour in Highbury of all the little Perrys being seen with a slice of Mrs. Weston's wedding-cake in their hands: but Mr. Woodhouse would never believe it.

ist einfach witzig :fies_sei: Perry scheint also auch um seiner "Ruhe" willen Mr Woodhouse rechtzugeben :D
Was war in so einem Hochzeitskuchen denn alles drin, weiß das jemand. Ich könnte mir schon vorstellen, daß so was ganz schön gehaltvoll war und dementsprechend schwer im Magen liegen konnte.

Elanor

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[During the 1960s] I think there was more sex in those old films than in all that thrashing around today. I'm tired of sex scenes.
Claudette Colbert

sadly enough, this is more than true in our times


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