Udo hat geschrieben:
@Caro: Und wieder gibt es einen Hinweis auf die Debüt-Frage: "Nach jedem Ball mußten sich die jungen Damen der Familien Lucas und Bennet unbedingt zu einer Besprechung treffen..." Das deute ich so, dass es diese Treffen schon öfter gegeben hat... Aber es kann natürlich immer noch sein, dass dabei stets nur Jane und Charlotte wirklich beim Ball dabei waren.
Worüber sonst sollte sich damals die ganze Damenwelt (nicht nur die jüngeren oder älteren Jungfern
) unterhalten, wenn nicht über die Bälle, wer da war, oder fehlte und warum, wer sich bereits verlobt hatte, und wer noch nicht, welche Lady welches Kleid trug und dass sie darin fürchterlich aussah ,etc.pp.
Ist es nicht heutzutage oft auch so?
Weitaus interessanter finde ich hier das Gespräch zwischen Mrs. Bennet und einem der jüngeren Lucas-Söhne. Es geht um das Foxhounds- (spezielle englische Züchtung, nicht nur Jagdhunde, sondern ausgesprochene Meutetiere) und Wein-Gespräch:
Zitat:
"If I were as rich as Mr. Darcy," cried a young Lucas, who came with his sisters, "I should not care how proud I was. I would keep a pack of foxhounds, and drink a bottle of wine a day."
"Then you would drink a great deal more than you ought," said Mrs. Bennet; "and if I were to see you at it, I should take away your bottle directly."
Interessant deshalb, weil Mrs. Bennet scheinbar einmal wieder eine ganz eigene Meinung hat und sich die Anderen vornehm raushalten.
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Hoppala, wie wissen ja nicht wie alt oder jung der Bengel eigentlich ist. |
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Noch interessanter, weil bekanntermassen die schlechte Wasserqualität (Trinkwasser gab es souzusagen nicht) dazu führte, dass zu beinahe jedem Essen Wein gereicht wurde und selbst die Kinder davon trinken durften. Gerade bei den ärmeren Schichten waren kindliche Alkoholleichen keine Seltenheit.
Der junge Lucas erzählt also von einer Flasche Wein (nannte man damals eine fünftel-Gallone oder Bottle und entsprach im großen und ganzen unserer 0,75 Liter Flasche) am Tag, was über den ganzen Tag und diverse Tischzeiten gerechnet zur damaligen Zeit ja nicht sonderlich viel war, und quasi jeder so vertilgte. Mrs. Bennets Antwort erstaunt mich deshalb nicht wenig.
"Dann würdest du sehr viel mehr trinken, als du solltest"sagte Mrs. Bennet" und sollte ich dich jemals dabei erwischen, ich würde die Flasche sofort an mich nehmen." Dann zanken Sie sich eine Weile darüber, scheinbar ohne Einmischung. Erstaunlich auch, dass das die Nachbarin sagt und nicht seine eigene Mutter!
Ich frage mich, welche Position Jane Austen bezüglich des ausartenden Alkoholkonsums und seiner Folgen hatte, denn die ersten Anti-Alkoholiker-Vereine und Guttempler formierten sich scheinbar erst zwischen 1826-29, also einige Jahre nach JAs Tod. Für mich klingt das tatsächlich so, als sollte Mrs. Bennet eine der Vorläuferinnen der Guttempler sein.
Das macht sie mir ja fast schon wieder sympathisch, auch wenn die Guttempler es ihrerseits in ihrem Fanatismus zu weit trieben.
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Grüsse, Caro
Avatar: Amelia Darcy (1754-1784)
Für 1 Jahr säe einen Samen, für 10 Jahre pflanze einen Baum, für 100 Jahre erziehe einen Menschen. chin. Weisheit