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BeitragVerfasst: Donnerstag 23. Oktober 2008, 11:03 
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D'Arcy-Expertin mit Adelsaffinität
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Udo hat geschrieben:
... - aber wenn es so gewesen wäre, dass tatsächlich alle oder auch nur eine der drei Mädchen vor ihrem ersten Ball standen, wäre die Aufregung nicht groß gewesen? Hätte nicht zumindest eine von ihnen mal gesagt, wie aufgeregt sie ist?

In der jüngsten Verfilmung haben sie das ja mit der aufgeregten Hühnerschar ganz gut rüber gebracht ...
Im übrigen wird das in einerm späteren Kapitel noch einmal auf den Punkt gebracht bzw. thematisiert. Ich will jetzt nicht spoilern, aber ihr wisst sicher, welche Szene ich meine ...
Udo hat geschrieben:
Übrigens, Caro: Wie kommst Du darauf, von der Zahl der Töchter auf den Spaß am Sex zu schließen? Ich bin mir nicht mal sicher, ob man da heutzutage einen kausalen Zusammenhang herstellen kann, geschweige denn Anfang des 19. Jahrhunderts.

Und du meinst Mrs. Bennet hätte nicht, mehr noch als heutzutage, Ausreden erfinden können, wenn sie nuu gar keine Lust auf ihren Gatten hatte? Wäre es ihm nicht vergangen, wenn sie einen biestigen Flunsch gezogen hätte, als wäre er im Begriff sie umzubringen, sobald er Anstalten machte sich ihr zu nähern? :gruebel:
Wenn man davon ausgeht, dass ungefähr 50% der Kinder das Jugendalter nicht erreichten, von vorzeitigen Abgängen ganz zu schweigen, dann waren sie doch recht aktiv, möchte man meinen. Das sollte doch auf eine gewisse Gegenseitigkeit schliessen lassen. Und war nicht schon immer Liebesentzug oder Liebesbelohnung ein probates Mittel in der Ehe, seinen Willen zu bekommen? :wink: Das kenne ich allerdings von beiden Geschlechtern. :aetsch: :lach:

Die weitere Argumentation werde ich auf ein anderes Thread verlegen, da es an dieser Stelle verfrüht wäre ...

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:blume: Grüsse, Caro

Avatar: Amelia Darcy (1754-1784)

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 Betreff des Beitrags:
Verfasst: Donnerstag 23. Oktober 2008, 11:03 


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BeitragVerfasst: Donnerstag 23. Oktober 2008, 21:20 
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Admin, FF-Meisterin, Glorfindelgutfinderin & Literaturjunkie
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Ich weiß von Statistiken aus Deutschland wonach die Kindersterblichkeit in den unteren Klassen um 1817 fast 78% hat..

allerdings betrifft dass die Unterschicht
die Bennets waren ja..nun ja sie gehörten zum Gentry
da lief es besser als in der Unterschicht

soweit ich dass jetzt mit ner kleinen Recherche rausgefunden habe erlebte etwa 1/4 bis 1/3 der Kinder ihren 1sten Geburtstag nicht
Mary J. Dobson

was mir in dem Kapitel mal wieder auffällt...Mary ist irgendwie als mittlere eigentlich diejenige die es am schlechtesten getroffen hat
die beiden ältesten und die beiden jüngsten haben einander
Mrs Bennets Liebling ist Lydia, Mr Bennets Elizabeth
aber Mary wird von ihrem Vater wie ich finde mit Spott gestraft
(nun ja und Kitty wird von ihrer Mutter zurechtgewiesen)

und nun ja...Mrs Bennets das Fähnchen im Winde...erst außer sich dass Mr Bennet BIngley nicht seine Aufwartung gemacht hat,dann himmelhochjauchzend dass er es doch getan hat
(und ja in er 05er Verfilmung Mrs Bennet und die Hühner... :D schon eine interessante Metapher)



@Udo: Wie? Immer noch nicht debütiert?? Skandal... :wink:

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Zita-Bekehrerin (direkt/indirekt): Angelika - Kerstin - Aslan - Magdalena - Sachmet - Udo


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BeitragVerfasst: Freitag 24. Oktober 2008, 07:10 
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D'Arcy-Expertin mit Adelsaffinität
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Fiora hat geschrieben:
@Udo: Wie? Immer noch nicht debütiert?? Skandal... :wink:
Kann ja gar nicht sein. Jemand, der sich so gut in unsere kleine aber feine Board-Gesellschaft eingeführt hat, hat natürlich sein Debüt mit allen Ehren bewältigt ... :patpat: :top:

Ach ja, in die Gesellschaft einführen war gleichbedeutend mit debüttieren. Es bezeichnet den Zeitpunkt, wenn die Mädchen und Jungs aus dem Kinderalter bzw der Kinderstube offiziell zu den Erwachsenen wechseln und an Abendgesellschaften etc. teilnehmen und Bälle besuchen, sprich tanzen dürfen. Gleichzeitig sind sie dann allerdings auch Bestandteile des Heiratsmarktes.
Edit:
Zitat:
... Ursprünglich bezeichnete debütieren das offizielle Vorstellen von jungen Mädchen vor der Gesellschaft, üblicherweise im Rahmen eines Balls. Die Debütantinnen waren damit in die Gesellschaft aufgenommen, galten also als erwachsen (und heiratsfähig).

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Zuletzt geändert von Caro am Freitag 24. Oktober 2008, 11:17, insgesamt 1-mal geändert.

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BeitragVerfasst: Freitag 24. Oktober 2008, 09:46 
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Auch wenn ich jetzt ein wenig vom Thema abschweife und evtl etwas vorgreife: Noch mal zum Punkt, wie gern sich die Bennets (noch) haben. Er redet davon, dass seine Frau seit 20 Jahren "Probleme" mit ihren Nerven hat, nicht? Jane ist 23 (irgendwo erfährt man das, oder?), wird also in nicht all zu ferner Zukunft 24. Normalerweise kommt das erste Kind nach etwa einem Jahr Ehe (jaja, neun Monate frühestens, aber ich runde jetzt mal auf). Mit viel gutem (rundungs-) Willen kommt man also au etwa 25 Jahre Ehe. Ich denke darum, Mr Bennet hat nicht die ganze Ehe gemeint als er "20 Jahre" sagte, da sie sicher schon einige Jahre mehr als 20 andauert (oder aber er hat sich grob verschätzt). Also verlief die Verbindung die ersten 5 Jahre bestimmt glücklicher und harmonischer als jetzt und dann kamen die lieben Kinder... jaja, ich weiss: recht unwahrscheiniche Behauptung, aber ich wünsche den Bennets eben so viel "glückliche Ehe" wie möglich und es beruhigt mich zu glauben, dass dies zumindest am Anfang ein paar Jahre lang der Fall gewesen ist :aetsch:

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BeitragVerfasst: Freitag 24. Oktober 2008, 10:13 
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...mindestens 20 Jahre - sagt Mr Bennet ja. :ja:
Irgendwie dämmert es ihm, dass es anfangs anders war, anders gewesen sein muss. :wink:
Wollen wir ihm ( ihnen ) das zugute halten :lach:

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BeitragVerfasst: Freitag 24. Oktober 2008, 11:29 
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D'Arcy-Expertin mit Adelsaffinität
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Hier noch Info zu der Tradition der Debütantenbälle, die es übrigens auch heute noch gibt. Traditionell werden von den Mädchen weisse Kleider getragen. Trugen in der 2005-er Verfilmung nicht auch alle weisse Kleider? :gruebel: :wink:

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BeitragVerfasst: Freitag 24. Oktober 2008, 11:50 
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D'Arcy-Expertin mit Adelsaffinität
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Fiora hat geschrieben:
...was mir in dem Kapitel mal wieder auffällt...Mary ist irgendwie als mittlere eigentlich diejenige die es am schlechtesten getroffen hat

Vor allem ist sie diejenige, die die geringsten Chancen hat einen passablen Gentleman abzukriegen, denn bei ihr fehlt es an allem: Aussehen, Liebreiz, Talent, Aussteuer, Mitgift .... :heul:

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BeitragVerfasst: Freitag 24. Oktober 2008, 17:36 
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Emsige Missionarin für Jane Austen
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Ich lese die Grawe-Übersetzung. (Soll ich das jetzt vor jedem Posting anführen oder reicht dieses eine Mal?)
__________________________________________________________________________________________

Immerhin sind sich Mrs. und Mr. Bennet in einem Punkt einig: "Mrs. Long wird nichts dergleichen tun. [ihnen Mr. Bingley vorstellen] Sie hat selbst zwei Nichten und ist eine egoistische Heuchlerin. Ich halte gar nichts von ihr." "Ich auch nicht", sagte Mr. Bennet, "und wie ich glücklicherweise sagen kann, werdet ihr auf die Gefälligkeit auch nicht angewiesen sein." Mrs. Bennet scheint tatsächlich schwer von Begriff zu sein. Spätestens an dieser Stelle (also schon vor der von Miss Hamilton genannten Textstelle) hätte sie den Braten riechen müssen.

Ich frage mich in diesem zweiten Kapitel: Wieso zieht Mr. Bennet seine Frau auf, indem er ihr seine Aufwartung bei Mr. Bingley zunächst verheimlicht? Okay, zuweilen macht es Spaß, Leute aufzuziehen und ich hätte auch nichts dagegen gehabt, wenn Mr. Bennet es nicht für sich so auskosten würde ("Das Erstaunen der Damen war ganz nach seinem Wunsch.") Er zieht die Chose ganz schön in die Länge. Dabei weiß er genau, wie viel seiner Frau an der Bekanntschaft mit Mr. Bingley liegt. Mrs. Bennet leidet ja sichtlich bei dem Gedanken, Mr. Bingley nicht vorgestellt zu werden. Für mich zeigt dieses Kapitel, dass Mr. Bennet nicht gerade viel Respekt vor seiner Frau hat. Und mangelnden Respekt halte ich für eins der Grundübel einer Ehe.
Allerdings beurteilt Mrs. Bennet das Verhalten ihres Mannes nicht so negativ wie ich. "Und es ist ein köstlicher Witz, dass du heute Morgen hingegangen bist und uns bis eben nichts davon gesagt hast."

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"To read ist to translate, for no two person's experiences are the same."
(W. H. Auden)

"Lesen heißt übersetzen, denn keine zwei Menschen teilen die gleichen Erfahrungen."


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BeitragVerfasst: Samstag 25. Oktober 2008, 09:36 
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Amadea hat geschrieben:
Er zieht die Chose ganz schön in die Länge. Dabei weiß er genau, wie viel seiner Frau an der Bekanntschaft mit Mr. Bingley liegt. Mrs. Bennet leidet ja sichtlich bei dem Gedanken, Mr. Bingley nicht vorgestellt zu werden. Für mich zeigt dieses Kapitel, dass Mr. Bennet nicht gerade viel Respekt vor seiner Frau hat. Und mangelnden Respekt halte ich für eins der Grundübel einer Ehe.


Das finde ich auch. Mr. Bennet hat viel Spaß auf Kosten seiner Frau...
Über das Sexualleben will ich gar nicht mehr spekulieren (ich finde Kerstins Anmerkung dazu im anderen Thread aber ganz treffend), obwohl es für die Charakterisierung der Bennets sicher interessant wäre, darüber etwas zu wissen - aber da JA nichts darüber schreibt, ist es wohl irgendwie egal. :wink: Aber der Umgang Mr. Bennets mit seiner Frau erinnert mich doch irgendwie an Mr. und Mrs. Palmer in S&S. Allerdings sind die jeweiligen Charaktereigenschaften dort weiter zugespitzt und Mr. Palmer scheint seinen Humor weitgehend verloren zu haben. Über Mrs. Palmer heißt es:
"Ihre offene und herzliche Art machten bei weitem den Mangel an Geist und Unvornehmheit wett, der sie oft gegen die Gebote der Höflichkeit verstoßen ließ."
Oder auch in NA die Freunde, mit denen Catherine in Bath ist - da ist die Frau auch leicht hysterisch (in Sachen Klamotten) und minderbemittelt, während der Mann ruhig und vernünftig rüberkommt.

Ich habe mich hier noch kurz gefragt, wo es bei JA überhaupt glückliche Ehen gibt, da fallen mir spontan nur wenige ein, aber das ist wohl Off Topic.


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BeitragVerfasst: Samstag 25. Oktober 2008, 13:34 
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Emsige Missionarin für Jane Austen
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3. Kapitel
Trotz mehrfacher Versuche, Mr. Bennet eine Beschreibung Mr. Bingleys zu entlocken, erfahren die Bennet-Damen nichts über Mr. Bingleys Aussehen. Sie sehen ihn kurz von weitem, als er Mr. Bennet einen Gegenbesuch abstattet.
Auf dem Ball in Meryton tanzt Mr. Bingley den ganzen Abend - mit Jane sogar zweimal - und wird von allen als charmant und sympathisch empfunden. Mr. Bingleys Freund, Mr. Darcy, wird zunächst ob seines Aussehens und seines Reichtums bewundert. Doch im Verlauf des Abends findet die Gesellschaft ihn hochmütig und stolz, da er sich weder zu einem Tanz noch zu einem Gespräch durchringen kann. Als Charles seinen Freund auffordert, mit Elizabeth zu tanzen, erwidert dieser in Elizabeths Hörweite, sie sei ganz passabel, aber nicht hübsch genug, um ihn zu reizen. Zurück in Longbourn berichtet Mrs. Bennet ihrem Mann von Mr. Darcys unmöglichem Benehmen.

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BeitragVerfasst: Samstag 25. Oktober 2008, 16:40 
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Die erste Begegnung.....!
Aber vorher würde ich gerne noch loswerden, dass ich mich mal wieder gewundert habe, wie kurz die Besuche damals gewesen zu sein scheinen. Nur 10 Minuten war Bingley bei Mr. Bennet! Irgendwie praktisch: Man ist seinen gesellschaftlichen Verpflichtungen nachgekommen, ohne viel Zeit zu verlieren... Das ist merkwürdig: Heute wäre ein 10-Min.-Besuch ziemlich unhöflich, dafür reichen zum debütieren ein paar Klicks, ein Nickname und ein Passwort im Internet. ;D
Wieso eigentlich hat Mr. Bennet seine Frau und Töchter im oberen Stockwerk versteckt? Ist es nicht auch irgendwie unhöflich, die Familie nicht mal eben vorzustellen? Oder haben sie ihn einfach nur zufällig verpasst - weil Mr. Bennet ihn unbemerkt empfangen und keine Lust hatte, sie auf den Besuch aufmerksam zu machen? Das könnte ich mir glatt vorstellen.


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BeitragVerfasst: Samstag 25. Oktober 2008, 19:40 
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Emsige Missionarin für Jane Austen
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Udo hat geschrieben:
Aber vorher würde ich gerne noch loswerden, dass ich mich mal wieder gewundert habe, wie kurz die Besuche damals gewesen zu sein scheinen. Nur 10 Minuten war Bingley bei Mr. Bennet!
Dazu kann ich nur die Anmerkung von Herrn Grawe anführen, die in meiner Reclam-Übersetzung steht: "Formelle Besuche dieser Art dauerten nicht länger als eine Viertelstunde. Es ist signifikant, wenn diese Zeit überschritten wird, wie etwa in Kapitel 44: >>Ihre Besucher blieben länger als eine halbe Stunde.<<"
Warum die Antrittsbesuche früher so kurz zu sein hatten? :nixweiss:

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BeitragVerfasst: Sonntag 26. Oktober 2008, 08:35 
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Wenn man sich die Menge der ersten Besuche vorstellt, leuchtet es ein, dass sie nicht länger dauern konnten. :fies_sei: :?:

Dass Elizabeth nicht ihre Contenance verliert, als sie Darcys Beurteilung ihrerseits mit anhören muss, ist bewundernswert. :ja:
tolerable but
not handsome enough to tempt me
- das ist schon mehr als überheblich!
Erstaunlich, dass ten thousand a year wohl doch nicht soo viel Eindruck machen können, als dass sie verhinderten, dass das Ansehen von Mr Darcy doch sehr schnell ins Gegenteil verkehrt wird!
Wenn ein Gentleman sich so snobistisch verhält, nützt anscheinend das ganze Vermögen nichts... :nana:

Aus Rache :wink: erzählt Elizabeth es ihren Freundinnen, for she had a lively, playful disposition which delighted in anything ridiculous
Wie versteht Ihr diese Charaktereigenschaft?

Zu Mr Bennet:
er hat die Damen also nicht begleitet, hat sich mit einem Buch vergraben, ihm ist sogar der Bericht seiner Frau zu viel, lieber sollte sich Mr Bingley den Knöchel verstaucht haben, dann hätte Mrs Bennet nicht so viel zu erzählen!
Wieder einmal sehr nett, Mr Bennet! :lach:
War es damals eigentlich üblich, dass der Herr des Hauses seine Familie nicht zu Bällen begleitet hat?

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BeitragVerfasst: Sonntag 26. Oktober 2008, 10:31 
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Miranda hat geschrieben:
Erstaunlich, dass ten thousand a year wohl doch nicht soo viel Eindruck machen können, als dass sie verhinderten, dass das Ansehen von Mr Darcy doch sehr schnell ins Gegenteil verkehrt wird!


Mir geht das ein wenig zu schnell. Von totaler Bewunderung und Ehrfurcht, vom reichen schönen Mann zum arroganten Kotzbrocken - alles in einem Absatz. Und offensichtlich sind sich alle Einheimischen im Saal in ihrem Urteil über ihn einig, es ist keineswegs nur Mrs. Bennet, die diese Meinung später nur am lautesten kundtut. Ich finde das nicht so gut gemacht von JA. Ein paar Seiten mehr in diesem Kapitel, ein paar Szenen mehr, die diesen Stimmungsumschwung plausibel machen, hätten nicht geschadet. Aber das gehört wohl auch zu ihrem Stil, dass sie über manche Dinge einfach husch, husch hinweggeht oder sie einfach als gegeben setzt.

Dass Mr. Bennet nicht mit zum Ball gegangen ist, hat mich auch gewundert. Ist das nicht sehr unhöflich gewesen? Es zeigt, dass ihm die Anliegen seiner Frau und Töchter irgendwie doch egal zu sein scheinen. Immerhin hat er Mr. Bingley doch schon 2x getroffen, wer außer ihm wäre also besser geeignet gewesen, Mr. Bingley seine Familie vorzustellen und möglichst positiv einzuführen?? Zumal die Frage, wer wen wann wo vorstellen darf oder kann oder muss, für Mrs. Bennet doch ein Riesenthema zu sein scheint, wie wir im vorigen Kapitel gesehen haben. Ich bleibe (noch?) dabei: Es steht nicht zum Besten um diese Ehe.


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BeitragVerfasst: Sonntag 26. Oktober 2008, 10:51 
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Udo hat geschrieben:
Immerhin hat er Mr. Bingley doch schon 2x getroffen, wer außer ihm wäre also besser geeignet gewesen, Mr. Bingley seine Familie vorzustellen ... ??
Erst jetzt, da Du den Punkt ansprichst, fällt mir das überhaupt auf, Udo. Wer hat denn nun den Bennet-Damen Mr. Bingley vorgestellt? Noch im 2. Kapitel spricht Mr. Bennet davon, dass sie nicht auf die Gefälligkeit von Mrs. Long angewiesen sein werden. Doch da Mr. Bennet gar nicht mit zum Ball nach Meryton gegangen ist, konnte er Mr. Bingley ja nicht seiner Familie vorstellen. Beim Antrittsbesuch Mr. Bingleys hat er es auch nicht getan; da sah Mr. Bingley nur Mr. Bennet. Hm. Das ist doch jetzt nicht schlüssig, oder? :gruebel:

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BeitragVerfasst: Sonntag 26. Oktober 2008, 13:31 
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Hier zumindest bleibt das einfach offen. Im Film gibt es ja eine Vorstellungsszene, aber das zählt hier ja nicht. Ich erinnere mich, dass hier im Forum (im 1. Groupread?) diskutiert wurde, ob Mrs. Long das nun gemacht hat oder nicht. JA scheint das egal zu sein. :D


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BeitragVerfasst: Sonntag 26. Oktober 2008, 13:52 
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Da Du es ansprichst, Udo, sicher, es geht sehr schnell mit der Vor-Verurteilung Darcys.
Aber - der Roman hieß ja zunächst..."First Impressions" , und auch "Pride and Prejudice. :)
Das deutet ja darauf hin, dass da irgend etwas nicht so ganz ist, wie es sein sollte. :wink:
Vielleicht ist es ganz bewusst soo und nicht anders von JA gewollt? :smilingplanet:

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BeitragVerfasst: Sonntag 26. Oktober 2008, 14:13 
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Eben, Miranda!

Okay, das "Während der ersten Hälfte des Abends wurde er sehr bewundert, aber dann rief sein Benehmen Empörung hervor, welche die Woge seiner Beliebtheit abflauen ließ..." geht wirklich ein bisschen schnell, wenn man bedenkt, dass nicht alle Elizabeths Beleidigung durch Mr. Darcy mitbekommen haben. Andererseits wird die Szene ja von Lizzy selbst unverzüglich an ihre Freundinnen weitergegeben und Mrs. Bennet wird dass ihrige dazu beigetragen haben, um den Vorfall zu verbreiten. Und für die, die nichts von dem Vorfall wussten, reichte eben schon Mr. Darcys "Nicht-Tanzen-und-nicht-Konversation-betreiben-Wollen", um sich darüber klar zu werden, was für ein Mensch er ist. Ich meine wie Miranda, die Szene soll gerade zeigen, dass sich die Gesellschaft vorschnell ein Urteil über einen ihr bis dato unbekannten Menschen bildet.

Dann seine ersten Sätze! Mr. Darcys "Du weißt ja, wie schrecklich ich es finde, wenn ich meine Partnerin nicht gut kenne. Auf solch einem Fest wäre es mir ganz unerträglich." könnte ich noch derart interpretieren, dass diesem Mann "von Welt" trotz seines Standes eine gewisse Unsicherheit und Schüchternheit in bestimmten Situationen anhaften könnte. Doch sein "...und sonst gibt es keine Frau in diesem Saal, die aufzufordern nicht eine Strafe wäre." ist schon harter Tobak! Das hört sich für mich doch sehr hochmütig an.
Vielleicht findet er die meisten der Ballteilnehmer intellektuell tatsächlich unter seiner Würde? Mir kommt gerade in den Sinn, dass Mr. Darcy sich in der Assembly Hall beim Anblick all der vergnügten und vielleicht albernen Lydias und Kittys so fühlen könnte wie Marcel Reich-Ranicki auf der berüchtigten Preisverleihung. :wink:

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BeitragVerfasst: Sonntag 26. Oktober 2008, 14:18 
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Miranda hat geschrieben:
Dass Elizabeth nicht ihre Contenance verliert, als sie Darcys Beurteilung ihrerseits mit anhören muss, ist bewundernswert. :ja:
tolerable but
not handsome enough to tempt me
- das ist schon mehr als überheblich!


Darcy kommt hier insgesamt sehr übel rüber. Ja, First Impressions - aber sooo mies?
"Er war der hochmütigste, unangenehmste Mensch auf der Welt, und alle hofften, er werde sich nie mehr hier blicken lassen."
Und dann die Szene, die Lizzy mit anhört:
"Auf einem Ball wie diesem wäre es mir unerträglich." Nämlich mit den Dorfdamen zu tanzen. Zumal er das Tanzen sowieso in der Regel "verabscheut". Und der Spruch über Lizzy ist in der Tat gemein: Nicht nur, dass sie nicht attraktiv genug ist, sie ist auch eine, die von anderen Männern "links liegengelassen" wird.
Das kriegt ja noch eine besonders fiese Note, weil ihm klar sein muss, dass sie ihn hört. Ihm ist das offensichtlich total egal. (Nix da von Zusammenzucken oder Erschauern beim ersten Mal, als sich ihre Blicke treffen, wie es uns die Filme weismachen wollen - MMs Blick habe ich noch genau vor Augen. Gibt es Liebe auf den ersten Blick bei JA?)


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BeitragVerfasst: Sonntag 26. Oktober 2008, 14:35 
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Amadea hat geschrieben:
Andererseits wird die Szene ja von Lizzy selbst unverzüglich an ihre Freundinnen weitergegeben und Mrs. Bennet wird dass ihrige dazu beigetragen haben, um den Vorfall zu verbreiten. Und für die, die nichts von dem Vorfall wussten, reichte eben schon Mr. Darcys "Nicht-Tanzen-und-nicht-Konversation-betreiben-Wollen", um sich darüber klar zu werden, was für ein Mensch er ist. Ich meine wie Miranda, die Szene soll gerade zeigen, dass sich die Gesellschaft vorschnell ein Urteil über einen ihr bis dato unbekannten Menschen bildet.


(Da haben wir uns überschnitten...)
Aber die Leute haben sich ihr Urteil ja schon vor dem Lizzy-Vorfall gebildet. Und dann scheint es mir ein wenig zu hastig, jemanden zu verurteilen, nur weil er keine Lust zum Tanzen und Reden hat. Da muss er schon sehr stolz herumstolziert sein und die Anwesenden mit verachtungsvollen Blicken bedacht haben.

Zitat:
....könnte ich noch derart interpretieren, dass diesem Mann "von Welt" trotz seines Standes eine gewisse Unsicherheit und Schüchternheit in bestimmten Situationen anhaften könnte.


Um das so zu interpretieren, musst Du ihm aber schon irgendwie wohlgesonnen sein... ;D

Zitat:
Mir kommt gerade in den Sinn, dass Mr. Darcy sich in der Assembly Hall beim Anblick all der vergnügten und vielleicht albernen Lydias und Kittys so fühlen könnte wie Marcel Reich-Ranicki auf der berüchtigten Preisverleihung. :wink:


Das ist großartig! :D Also könnte man P&P in gewisser Weise als Kritik an RTL und Co. interpretieren? Ich habe geahnt, das JA genial ist.... Und der lange Streit um die Frage, ob MM oder CF der bessere Darcy ist, ist jetzt endlich auch erledigt!


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BeitragVerfasst: Sonntag 26. Oktober 2008, 17:06 
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- Kapitel 3 -
Udo hat geschrieben:
Amadea hat geschrieben:
....könnte ich noch derart interpretieren, dass diesem Mann "von Welt" trotz seines Standes eine gewisse Unsicherheit und Schüchternheit in bestimmten Situationen anhaften könnte.

Um das so zu interpretieren, musst Du ihm aber schon irgendwie wohlgesonnen sein... ;D
Nö. Ich dachte mehr daran, wie ich mich oft auf einer Feier fühle, bei der ich kaum Leute kenne. Da komme ich mir häufig unsicher vor und würde mich am liebsten schweigend in eine Ecke verkriechen. (Nun gut, ich darf mich so unbeholfen fühlen. Ich bin ja schließlich keine vom Stande eines Mr. Darcys. :D ) Ich habe gelernt, dass die Leute mein Verhalten in der Vergangenheit zuweilen ganz anders auslegten, als ich es innerlich empfand. Festgestellt habe ich das allerdings erst, nachdem ich mit den Leuten darüber ins Gespräch kam. Ich kann Textstellen halt lediglich im Kontext meiner gemachten Erfahrungen interpretieren. :pfeil: Nicht umsonst habe ich mir extra für den Groupread dieses Zitat in die Signatur gesetzt. :pfeif:


Mrs. Bennet sagt: "Er stolzierte hierhin und dorthin..." Das entspricht den Beobachtungen: "...wollte keiner anderen Dame vorgestellt werden und verbrachte den Rest des Abends damit, im Saal umherzugehen und sich gelegentlich mit seinen Freunden zu unterhalten." Dass Mr. Darcy nicht vorgestellt werden wollte und sich ausschließlich mit seinen Freunden unterhält, wird in den Augen der Gesellschaft eben als Hochmütigkeit empfunden.
Mrs. Bennet weiter: "...und fand sich ganz unwiderstehlich." Ob das stimmt, können weder die Anwesenden im Saal noch die Leser beurteilen. Aber wenn man erst einmal entschieden hat, jemanden unausstehlich zu finden, dann legt man sich so was gerne zurecht, ohne sich dessen unbedingt bewusst zu sein. Wenn man hier Textstellen bespricht, hat man ein waches Auge, aber befindet man sich selbst in solch einer Situation, kann einem ein solches Fehlurteil schon mal passieren, meine ich.
"Dabei ist er nicht einmal zum Tanzen hübsch genug." Auch das ist eine völlig falsche Aussage, die sich Mrs. Bennet nur aneignet, weil Mr. Darcy ihre Tochter nicht hübsch genug als Tanzpartnerin fand. Denn im Text heißt es ja: "...seine schlanke, große Gestalt, seine angenehmen Züge ... ... und die Damen waren sich einig, dass er wesentlich besser aussah, als Mr. Bingley."
Das abschließende, negative Urteil der Leute ist somit lediglich eine verständliche Reaktion auf Mr. Darcys Verhalten. An dieser Einschätzung seiner Person ist Mr. Darcy nicht gerade unschuldig.


Ich habe aus der Grawe-Übersetzung zitiert.

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Amadea hat geschrieben:
Okay, das "Während der ersten Hälfte des Abends wurde er sehr bewundert, aber dann rief sein Benehmen Empörung hervor, welche die Woge seiner Beliebtheit abflauen ließ..." geht wirklich ein bisschen schnell, wenn man bedenkt, dass nicht alle Elizabeths Beleidigung durch Mr. Darcy mitbekommen haben. Andererseits wird die Szene ja von Lizzy selbst unverzüglich an ihre Freundinnen weitergegeben und Mrs. Bennet wird dass ihrige dazu beigetragen haben, um den Vorfall zu verbreiten. Und für die, die nichts von dem Vorfall wussten, reichte eben schon Mr. Darcys "Nicht-Tanzen-und-nicht-Konversation-betreiben-Wollen", um sich darüber klar zu werden, was für ein Mensch er ist. Ich meine wie Miranda, die Szene soll gerade zeigen, dass sich die Gesellschaft vorschnell ein Urteil über einen ihr bis dato unbekannten Menschen bildet.

Dann seine ersten Sätze! Mr. Darcys "Du weißt ja, wie schrecklich ich es finde, wenn ich meine Partnerin nicht gut kenne. Auf solch einem Fest wäre es mir ganz unerträglich." könnte ich noch derart interpretieren, dass diesem Mann "von Welt" trotz seines Standes eine gewisse Unsicherheit und Schüchternheit in bestimmten Situationen anhaften könnte. Doch sein "...und sonst gibt es keine Frau in diesem Saal, die aufzufordern nicht eine Strafe wäre." ist schon harter Tobak! Das hört sich für mich doch sehr hochmütig an.
Vielleicht findet er die meisten der Ballteilnehmer intellektuell tatsächlich unter seiner Würde? Mir kommt gerade in den Sinn, dass Mr. Darcy sich in der Assembly Hall beim Anblick all der vergnügten und vielleicht albernen Lydias und Kittys so fühlen könnte wie Marcel Reich-Ranicki auf der berüchtigten Preisverleihung. :wink:

Die Reaktionen der Gesellschaft bezüglich Darcy erinnern tatsächlich ein wenig an Willoughby: beide geniessen Vorschußlorbeeren (der Eine wegen seines Geldes, der zweite wegen seines äusseren Charmes) und beide werden offensichtlich fallengelassen, weil sie sozusagen ein Kind, um nicht zu sagen den Liebling der Gesellschaft brüskiert, beleidigt und/oder verletzt haben. Ich finde das eigentlich sympathisch. Auf dem Lande hält man noch zusammen, da zählen andere Werte, als nur das Geld, zumindest manchmal. :)

Wegen Darcys Worten: Wie würdet ihr euch denn fühlen, wenn euch Freunde auf einen Ball zerren, bei dem ihr wisst, dass quasi jede Mutter in euch den potentiellen Kandiadten für die Tochter sieht? Und wenn der beste Freund, der sich seinerseits bestens amüsiert, euch auch noch verkuppeln, zumindest irgendwelche Partnerinnen aufdrängen will?
Darcy weiss ja noch nicht, dass er sich in Lizzy verlieben soll/wird. Es reicht ja auch vollkommen, dass Caroline ihn anhimmelt und ihre Fäden spinnt ... :D

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BeitragVerfasst: Montag 27. Oktober 2008, 10:07 
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Zu Kapitel 3

Folgender Satz hat mich etwas verwundert:"... He had entertained hopes of being admitted to a sight of the young ladies, of whose beauty he had heard much; but he saw only the father. ..."
Das lässt den Schluß zu, dass die Bennet-Mädchen in und um Meryton für ihr Aussehen bewundert wurden, dass man sie (alle?) in höchsten Tönen gelobt hatte. Sogar Mary? :gruebel:

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Ich glaube nicht, dass Mary hier eingeschlossen ist. Es wäre aber seltsam, wenn im Text stünde, die Bennet-Schwestern würden für ihre Schönheit bewundert, mit Ausnahme einer ...

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BeitragVerfasst: Montag 27. Oktober 2008, 14:22 
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Pixie hat geschrieben:
Ich glaube nicht, dass Mary hier eingeschlossen ist. Es wäre aber seltsam, wenn im Text stünde, die Bennet-Schwestern würden für ihre Schönheit bewundert, mit Ausnahme einer ...

Was wäre daran seltsam, wenn 4 ihrer Schönheit wegen bewundert werden und die fünfte das hässlichen Entlein ist? Aber stimmt, dummerweise ist Mary genau die Mittlere ...

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BeitragVerfasst: Montag 27. Oktober 2008, 14:32 
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Amadea hat geschrieben:
Udo hat geschrieben:
Immerhin hat er Mr. Bingley doch schon 2x getroffen, wer außer ihm wäre also besser geeignet gewesen, Mr. Bingley seine Familie vorzustellen ... ??
Erst jetzt, da Du den Punkt ansprichst, fällt mir das überhaupt auf, Udo. Wer hat denn nun den Bennet-Damen Mr. Bingley vorgestellt? Noch im 2. Kapitel spricht Mr. Bennet davon, dass sie nicht auf die Gefälligkeit von Mrs. Long angewiesen sein werden. Doch da Mr. Bennet gar nicht mit zum Ball nach Meryton gegangen ist, konnte er Mr. Bingley ja nicht seiner Familie vorstellen. Beim Antrittsbesuch Mr. Bingleys hat er es auch nicht getan; da sah Mr. Bingley nur Mr. Bennet. Hm. Das ist doch jetzt nicht schlüssig, oder? :gruebel:

Theoretisch bestünde die Möglichkeit, dass sich Sir Lucas der Bennets hilfreich angenommen hat, aber JA hat die Frage eigentlich auf ihre Art beantwortet:"... Mr. Bingley had soon made himself acquainted with all the principal people in the room; he was lively and unreserved, danced every dance, was angry that the ball closed so early, and talked of giving one himself at Netherfield..." Das heisst, Bingley wartete nicht darauf offiziell vorgestellt zu werden, sondern machte das auf seine eigene Art und ganz persönlich. :wink:

Witzigerweise fragt er Darcy dann später, bezüglich Lizzy, ob er seine Tanzpartnerin bitten solle, Lizzy und Darcy bekannt zu machen. Vermutlich weil er weiss, wie wichtig seinem Freund diese gesellschaftlichen Benimmregeln sind.

Ach ja, es gibt einen weiteren Hinweis darauf, dass dieser Ball die Einführungszeremonie für Kitty und Lydia war, denn " ...and Catherine and Lydia had been fortunate enough never to be without partners, which was all that they had yet learnt to care for at a ball..."
Das heisst, es hat den Mädchen tatsächlich keiner einen Einführungskurs gegeben oder ihnen gesagt, wie sie sich bei einem Ball bzw. überhaupt in der Gesellschaft zu verhalten hätten. Das Einzige was in ihrer Welt wichtig war, war die Frage, ob sie genügend Tanzpartner für sich gewinnen konnten. :D

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BeitragVerfasst: Montag 27. Oktober 2008, 18:36 
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Eigentlich ist es erstaunlich, dass Mr Darcy überhaupt zu solch einem Dorfball mitgeht; er weiß, dass die Augen sämtlicher Schwiegermütter in spe auf ihn ganz besonders gerichtet sein werden - die Vorstellung allein wäre ein Grund, alles zu boykottieren! Er muss Bingley sehr mögen! :ja:

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BeitragVerfasst: Montag 27. Oktober 2008, 22:10 
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Caro hat geschrieben:
"... Mr. Bingley had soon made himself acquainted with all the principal people in the room; he was lively and unreserved, danced every dance, was angry that the ball closed so early, and talked of giving one himself at Netherfield..."[/color] Das heisst, Bingley wartete nicht darauf offiziell vorgestellt zu werden, sondern machte das auf seine eigene Art und ganz persönlich.


Da wäre ich skeptischer. Sich mit den Leuten bekannt zu machen, heißt ja noch nicht, sich ihnen gegen die Anstandsregeln vorzustellen. Er kann auch vorgestellt worden sein und sich dann freundlich mit den Leuten bekannt gemacht haben, oder?

Zitat:
Ach ja, es gibt einen weiteren Hinweis darauf, dass dieser Ball die Einführungszeremonie für Kitty und Lydia war, denn " ...and Catherine and Lydia had been fortunate enough never to be without partners, which was all that they had yet learnt to care for at a ball..."
Das heisst, es hat den Mädchen tatsächlich keiner einen Einführungskurs gegeben oder ihnen gesagt, wie sie sich bei einem Ball bzw. überhaupt in der Gesellschaft zu verhalten hätten


Auch da bin ich immer noch nicht überzeugt. :D
Mein bestes Argument dagegen, dass die Mädels eingeführt wurden, ist, dass Du so intensiv nach Hinweisen darauf suchen musst, dass sie es wurden. Es wird einfach mit keinem Wort direkt erwähnt... Auch diese Stelle ist kein Beleg, denn das ist einfach ihrem Alter oder ihrer Albernheit zuzuschreiben, würde also auch noch beim 2.,3. oder 4. Ball gelten.

@Amadea: Wohl jede/r kann nachvollziehen, dass Darcy sich möglicherweise in dieser Situation total unwohl gefühlt hat. Vielleicht war auch die Milch im Kaffee schlecht, vielleicht hatte er Blähungen oder die Kutsche quietschte, oder diverse Leute haben ihn dumm von der Seite angelabert - es gibt viele Gründe, warum er verschlossen wirkte oder tatsächlich übellaunig war. Aber selbst dann würde ich wagen zu behaupten, dass man sich mit ein wenig Benimm oder weniger Überheblichkeit nicht dazu hinreißen lassen würde, eine fremde Frau mehr oder weniger zu beleidigen. Ich denke, es geht hier nicht nur darum, dass die Leute sich vorschnell ein falsches Urteil bilden - JA zeigt Darcy auch ein Stück weit genau so, wie er ist. Er hat ein paar wirklich üble Eigenschaften, die Elizabeth ihm noch austreiben muss. :wink:


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BeitragVerfasst: Dienstag 28. Oktober 2008, 08:18 
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Udo hat geschrieben:
Auch da bin ich immer noch nicht überzeugt. :D
Mein bestes Argument dagegen, dass die Mädels eingeführt wurden, ist, dass Du so intensiv nach Hinweisen darauf suchen musst, dass sie es wurden. Es wird einfach mit keinem Wort direkt erwähnt... Auch diese Stelle ist kein Beleg, denn das ist einfach ihrem Alter oder ihrer Albernheit zuzuschreiben, würde also auch noch beim 2.,3. oder 4. Ball gelten.

Erstens muss ich nicht nach Hinweisen suchen, sondern JA liefert sie in jedem Kapitel :D und zweitens hiess es in der Textstelle "yet learnt", was frei übersetzt heisst "soeben gelernt".
Ihr habt euch ja gewundert, dass Bennet die Mädchen nicht begleitete.
Erst hiess es ja, es würden nur die großen Mädchen gehen, plötzlich weitet seine Gattin den Ball auf alle aus. Da kann ich verstehen, dass er keine große Lust mehr hat mitzugehen. Er weiss, welches Fiasko es geben wird, wenn man seine Töchter auf die Gesellschaft loslässt und seine Gattin sich auf ihre ureigene Art bei allen beliebt macht. ;D

By the way, es war durchaus üblich dass ein Mädchen bei ihrer ersten Saison nicht nur von der Mutter, sondern von einer höheren Verwandten oder Freundin der Familie unter die Fittiche genommen wurde, was ihr "bessere" Bekanntschaften verhiess. So geschehen auch bei S&S, als Mutter Dashwood hofft, ihre Töchter würden über Mrs. Jennings von Lady Middleton in die entsprechenden Kreise eingeführt.

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BeitragVerfasst: Dienstag 28. Oktober 2008, 09:58 
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Also mir gefällt die Theorie, dass es der erste Bal der jüngeren ist, immer besser! Natürlich sind die "Beweise" nicht eindeutig und können so oder so ausgelegt werden, aber abwegig find ich es trotzdem nicht!

Udo hat geschrieben:
JA zeigt Darcy auch ein Stück weit genau so, wie er ist. Er hat ein paar wirklich üble Eigenschaften, die Elizabeth ihm noch austreiben muss. :wink:


Das verliert man als Nicht-mehr-Erstleser immer aus den Augen. Jeder liebt Darcy nach P&P, jeder will sein Verhalten verteidigen und begründen, warum er eigentlich nie unsympathisch gewesen ist, sondern man ihn immer nur irgendwie falsch verstanden hat... Aber es stimmt: In den Anfangskapiteln ist er wirklich kein angenehmer Zeitgenosse!

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