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BeitragVerfasst: Sonntag 16. September 2007, 11:22 
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Begeistertes Missionierungsopfer
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Registriert: Samstag 27. Januar 2007, 02:03
Beiträge: 1755
Nun, dann fang ich mal an ;D

Kapitel 1 - kurze Zusammenfassung
Im ersten Kapitel wird uns die Familie Elliot of Kellynch Hall vorgestellt.

Sir Walter Elliot
Elizabeth, die älteste Tochter, Liebling des Vaters
Anne, die mittlere, wird als jemand beschrieben, die ihre beste Zeit hinter sich hat
Mary hat das Glück , bereits einen guten Fang gemacht zu haben.
Die verstorbene Mutter war eine kluge Frau, deren Intelligenz wohl nur Anne geerbt hat.
Wir lernen Lady Russell, eine Freundin der Mutter und Annes Patin kennen.
Die Familie steckt in finanziellen Schwierigkeiten, da der Vater über seine Verhältnisse lebt, seit seine Frau verstorben ist.


~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Und wieder schafft es Jane Austen, schon im ersten Satz des Kapitels eine der Hauptpersonen durch einen einzigen Satz zu charakterisieren!


Sir Walter Elliot, of Kellynch Hall, in Somersetshire, was a man who,
for his own amusement, never took up any book but the Baronetage;
there he found occupation for an idle hour.....


:smilingplanet:

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Verfasst: Sonntag 16. September 2007, 11:22 


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BeitragVerfasst: Sonntag 16. September 2007, 11:57 
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Emsige Missionarin für Jane Austen
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Registriert: Sonntag 15. Oktober 2006, 16:01
Beiträge: 1158
Gleich im ersten Kapitel wird deutlich zwischen guten und schlechten Charaktereigenschaften unterschieden. Anne, geistig rege mit ausgeglichenem Charakter, wird von ihrer auch positiv beschriebenen Patentante geliebt und hochgeschätzt, während sie von ihrem Vater und ihrer älteren Schwester gering geachtet wird. Selbstverständlich werden die Personen, denen die gute Anne nicht viel bedeutet, als negativ beschrieben.

Dabei schießt Sir Walter Elliot den Vogel ab. Kann man eine Figur noch lächerlicher beschreiben? Eitel bis zum geht nicht mehr, schätzt er nur Oberflächlichkeiten. Er ist sehr auf seine Außenwirkung bedacht.
Unannehmlichkeiten geht er aus dem Weg. Anstatt sich den finanziellen Schwierigkeiten zu stellen und etwas zu unternehmen, badet er lieber in Selbstmitleid ("Sie [Elizabeth] fühlte sich genau wie ihr Vater missbraucht und unglücklich.") und tröstet sich mit der Lektüre des Adelskalenders, der seinem Standesdünkel und seiner Eitelkeit frönt. Zudem mag er scheinbar nur Personen, die ihm ähnlich sind. ("...und da sie [Elizabeth] sehr schön und ihm selbst sehr ähnlich war...hatten sich immer glänzend verstanden. Seine beiden anderen Kinder bedeuteten ihm sehr viel weniger.") Der einzig positive Aspekt an Sir Walter ist sein gutes Aussehen und das ist nichts, was er sich erarbeitet hätte.

In anderen Büchern muss man sich die Eigenschaften der Figuren zuweilen über mehrere Kapitel selbst zusammenreimen. Nicht so bei Jane Austen: sie kommt gleich deutlich zur Sache. :D

Edit: *mal einen dicken grammatikalischen Fehler beseitigen musste* :oops:

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(W. H. Auden)

"Lesen heißt übersetzen, denn keine zwei Menschen teilen die gleichen Erfahrungen."


Zuletzt geändert von Amadea am Sonntag 16. September 2007, 16:11, insgesamt 1-mal geändert.

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BeitragVerfasst: Sonntag 16. September 2007, 14:07 
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Austenfan

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Kann mir bitte jemand diesen Adelskalender genauer beschreiben? Irgendwie hab ich das nicht genau verstanden, was das ist. Ich meine, ich habe schon verstanden, dass in dem alle Adelsfamilien stehen, aber das war´s dann schon. :/


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BeitragVerfasst: Sonntag 16. September 2007, 15:54 
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Eliza hat geschrieben:
Kann mir bitte jemand diesen Adelskalender genauer beschreiben? Irgendwie hab ich das nicht genau verstanden, was das ist. Ich meine, ich habe schon verstanden, dass in dem alle Adelsfamilien stehen, aber das war´s dann schon. :/


Das war (ist) ein allgemein anerkanntes Nachschlagewerk, in dem alle Adelsfamilien samt Stammbaum und Vorfahren drin verzeichnet waren. Es wurde 1826 zum ersten Mal von einem John Burke herausgegeben. Jane Austen schien selbst auch Zugang zu diesem Buch gehabt zu haben, da sie ihrer Nichte Fanny einmal Tipps zu Adelstiteln in deren Schreibversuchen gegeben hat...

http://en.wikipedia.org/wiki/Burke's_Peerage
Hier findest du etwas ausführlichere Infos dazu. (Der Link spinnt irgendwie... am besten kopieren und in die Suchleiste einsetzen...)

Es zeugt von sehr viel Eigendünkel, dass Sir Elliot ständig darin liest, und besonders gerne seinen eigenen Eintrag darin! :lol:

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BeitragVerfasst: Sonntag 16. September 2007, 16:14 
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Alethea hat geschrieben:
Es wurde 1826 zum ersten Mal (...) herausgegeben. Jane Austen schien selbst auch Zugang zu diesem Buch gehabt zu haben....


Wohl nicht gerade zu diesem Buch. (Anmerkung: wir brauchen hier dringend einen klugscheiss-Smiley. Ich weiss nicht, wie ich länger ohne auskommen soll :nixweiss:) Aber ich glaub jedenfalls auch, dass der Adelskalender sowas in der Form von Burke's Peerage war. Laut Wikipedia waren diese vor 1826 aber nicht alphabetisch aufgebaut sondern nach Rang der jeweiligen Familie geordnet. Seh ich das richtig, dass Sir Walter dann eher weiter hinten aufschlagen musste?

Der Link ist übrigens http://en.wikipedia.org/wiki/Burke%27s_Peerage

Ja, ich brauche ein klugscheiss-Smiley, wirklich... etwa sowas: :gaga:

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BeitragVerfasst: Sonntag 16. September 2007, 16:20 
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Miss Hamilton hat geschrieben:
Anmerkung: wir brauchen hier dringend einen klugscheiss-Smiley.


Wir haben doch diesen wunderbaren Schlaumeier hier :schlaumeier: Ich kenne aber leider auch keinen anderen..... :nixweiss:

Ich finde, Sir Walter wird in dem ersten Teil herrlich dargestellt und Jane Austen macht es in diesem Buch auch schön, dass man noch gar nicht weiß, um welche Elliot es sich eigentlich hauptsächlich handeln wird. Ich wusste beim ersten Lesen noch gar nicht, dass es um Anne gehen würde und ich fragte mich nach dem ersten Kapitel, wer denn wohl die erste Geige spielen würde - Anne oder Elizabeth (Mary war ja raus ;))

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BeitragVerfasst: Sonntag 16. September 2007, 16:37 
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Emsige Missionarin für Jane Austen
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Miss Hamilton hat geschrieben:
...Laut Wikipedia waren diese vor 1826 aber nicht alphabetisch aufgebaut sondern nach Rang der jeweiligen Familie geordnet. Seh ich das richtig, dass Sir Walter dann eher weiter hinten aufschlagen musste?

Wenn's so wäre: ich würd's ihm gönnen. :fg: Oh, was bin ich heute wieder fies.

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BeitragVerfasst: Sonntag 16. September 2007, 16:38 
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Miss Hamilton hat geschrieben:
Alethea hat geschrieben:
Es wurde 1826 zum ersten Mal (...) herausgegeben. Jane Austen schien selbst auch Zugang zu diesem Buch gehabt zu haben....


Wohl nicht gerade zu diesem Buch.


Na, da war ich ja mal wieder besonders aufmerksam... :wink: :wall: Wie peinlich... Sorry, ich stecke gedanklich zu sehr in englischer Linguistik... :tot:

Tatsache ist, dass Jane eine Baronetage kannte, sonst könnte sie sie ja nicht in Persuasion erwähnen. :biggrin: Doch das war dann wohl nicht die von Burke (obwohl ich meine, seinen Namen in diesem Zusammenhang schon einmal in einer Biografie gelesen zu haben...sonst wäre ich ja gar nicht auf ihn gekommen...? :gruebel: )

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BeitragVerfasst: Sonntag 16. September 2007, 17:01 
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richtiger Name: Nina
Angelika hat geschrieben:
Miss Hamilton hat geschrieben:
Anmerkung: wir brauchen hier dringend einen klugscheiss-Smiley.

Wir haben doch diesen wunderbaren Schlaumeier hier :schlaumeier: Ich kenne aber leider auch keinen anderen..... :nixweiss:


Ach ja, ich vergas... Danke! Werd ihn fortan benutzen.

Angelika hat geschrieben:
Jane Austen macht es in diesem Buch auch schön, dass man noch gar nicht weiß, um welche Elliot es sich eigentlich hauptsächlich handeln wird. Ich wusste beim ersten Lesen noch gar nicht, dass es um Anne gehen würde und ich fragte mich nach dem ersten Kapitel, wer denn wohl die erste Geige spielen würde - Anne oder Elizabeth (Mary war ja raus ;))


Hey, so ging es mir auch! Daran hatte ich aber beim erneuten Lesen gar nicht mehr gedacht. Irgendwie vergesse ich meinen "ersten Lese-Eindruck" immer :nein:

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BeitragVerfasst: Sonntag 16. September 2007, 18:33 
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Miss Hamilton hat geschrieben:
Ja, ich brauche ein klugscheiss-Smiley, wirklich... etwa sowas: :gaga:


Warum denn? :biggrin: Du kannst ja nichts dafür, wenn du schlauer bist als wir! :rofl: :lol:

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BeitragVerfasst: Sonntag 16. September 2007, 18:39 
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Administratorin im Ruhestand und Tom-Lefroy-Expertin
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Miss Hamilton hat geschrieben:
Laut Wikipedia waren diese vor 1826 aber nicht alphabetisch aufgebaut sondern nach Rang der jeweiligen Familie geordnet. Seh ich das richtig, dass Sir Walter dann eher weiter hinten aufschlagen musste?


Das siehst du richtig! :biggrin: Relativ weit hinten...
Als Baronet gehörte er zwar noch zum Erbadel, war aber kein Peer (wenn man Deidre LeFaye Glauben schenkt... :wink: ), stand aber noch über den Knights, hinter denen dann die Gentry kam.

Hier findest du einen Beitrag zur sozialen Hierarchie (stammt natürlich aus einem Buch :wink: ).

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BeitragVerfasst: Sonntag 16. September 2007, 19:57 
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Austenbegeistert
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Endlich gehts looohooos!

O.K. daß Sir Walter als äußerst eitel beschrieben ist, habe ich verstanden. Was aber nicht begreife, ist was seine zusätzlichen handschriftlichen Eintragungen sollen? Außer ihm kann es doch keiner lesen! Was bringt es ihmseine Geschichte vollständiger zu beschreiben?

Erwähnenswert finde ich noch die Beschreibung Elizabeths, wie sie anscheinend langsam mit ihren 29 Jahren fürchtet als alte Jungfer zu enden. Auch interessant ist die Geschichte ihrer erlittene Enttäuschung mit Cousin William. Davon abgesehen, daß dies später noch von Bedeutung ist, spricht es eine deutliche Sprache bezüglich ihres Charakters. Schon in jungen Jahren wurde sie von seiner gesellschaftlichen Stellung noch mehr angezogen als von seiner Person.
Auch ihre Einsparungsvorschläge sprechen für sich, sie ist bereit bei den anderen zu sparen, selbst aber nicht bereit auf etwas Luxus zu verzichten.

Witzig finde ich auch den Absatz, indem es um die mögliche Wiederverheiratung von Männern bzw. Frauen geht. Wenn ein Witwer noch einmal heiratet ist das normal, bei einer Witwe wird geklatsch. Dann wird beschrieben, daß Sir Walter seinen Töchtern zu Liebe unverheiratet bleibt, allerdings erst nachdem seine Anträge offensichtlich nicht erhört wurden. :D


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BeitragVerfasst: Sonntag 16. September 2007, 21:08 
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Kunstfertige Wortumdreherin und Meisterin im Freistil-Lesen
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Registriert: Mittwoch 19. Oktober 2005, 20:13
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Angelika hat geschrieben:
(...)Jane Austen macht es in diesem Buch auch schön, dass man noch gar nicht weiß, um welche Elliot es sich eigentlich hauptsächlich handeln wird. Ich wusste beim ersten Lesen noch gar nicht, dass es um Anne gehen würde und ich fragte mich nach dem ersten Kapitel, wer denn wohl die erste Geige spielen würde - Anne oder Elizabeth


Ja, das fand ich auch auffällig - in allen anderen Büchern kommt man relativ schnell dahinter, aber hier wird Anne (im nächsten Kapitel) auch noch mit einem relativ beiläufigen Satz eingeführt.

Andererseits: Lizzy kristallisiert sich auch erst so nach und nach als Hauptperson in "Pride and Prejudice" heraus.

Wegen der Daten, die gleich auf der ersten Seite aufgelistet werden, hab ich hier schon mal was geschrieben. Man muss ja nicht der ganzen Theorie folgen, aber ein paar der Daten (bes. der "Geburtstag" totgeborene Sohn und Erben, an dem ja das Haus Elliot krankt!) sind schon irgendwie augenfällig.

Und Anne's Geburtstag ist einen Tag nach dem, an dem Jane Austen mit "Persuasion" angefangen hat. :)


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BeitragVerfasst: Sonntag 16. September 2007, 22:07 
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Austenbegeistert
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Ich lese Bücher eigentlich nie Kapitelweise. Ich muss gestehen, ich achte nicht einmal darauf wo eines aufhört und das nächste beginnt. Heute habe ich mir allerdings Mühe gegeben und nur das erste angesehen, und dabei eine überraschende Entdeckung gemacht.
Es hat mich sehr erstaunt, dass Anna darin kaum vorkommt, sie wird nur so am Rande einmal erwähnt.
Das scheint mir ein wenig seltsam, vor allem da es nacher doch kaum mehr eine Szene gibt in der sie nicht die Hauptrolle spielt. Wir sehen ja später alles nur noch aus Anne's Perspektive. Oder erinnere ich mich da falsch; ist schon eine Weile her seit ich Persuasion zum letzten Mal gelesen habe.^^

Mal abgeseheh davon, diese Charakterbeschreibungen sind einfach genial.^^ In so wenigen Seiten, ja sogar Sätzen gelingt es Jane Austen uns so ein detaillertes Bild der Figuren zu geben. Man könnte fast neidisch werden; oder sich einfach daran erfreuen. :wink:


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BeitragVerfasst: Sonntag 16. September 2007, 22:11 
Ich habe in Kapitel 1 etwas Augenmerk auf Lady Russell gelegt, die als sehr positiv beschrieben wird: sensible... deserving... her kindness and advice... Im Film mochte ich sie nicht besonders, mal sehen, wie sie weiterhin im Buch beschrieben wird.


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 Betreff des Beitrags: Kapitel 2
BeitragVerfasst: Sonntag 16. September 2007, 23:45 
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Emsige Missionarin für Jane Austen
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Registriert: Sonntag 15. Oktober 2006, 16:01
Beiträge: 1158
Inhaltsangabe Kapitel 2:

Im zweiten Kapitel wird nach Lösungsvorschlägen gesucht, wie Sir Walter Elliot seine finanziellen Schwierigkeiten in den Griff kriegen könnte. Die hauptsächlich von Lady Russel gemachten Vorschläge werden von Sir Walter als unzumutbar abgelehnt; die von Anne geplanten, noch weitreichenderen Einsparungen erst gar nicht vorgetragen.
Letztendlich nennt Sir Walter unbeabsichtigt den entscheidenden Hinweis: Lieber verließe er Kellynch Hall als unter solch schmählichen Bedingungen weiter dort zu wohnen! Sir Walter Elliots Rechtsanwalt, Mr. Shepherd, greift diesen Einwurf sofort als vortrefflich auf. Nach ein paar Tagen des Debattierens fällt die Entscheidung für den geplanten Ortswechsel schließlich auf Bath, was ganz und gar nicht Annes Wunsch entspricht. Derweil soll Kellynch Hall vermietet werden.
Zum Schluss des zweiten Kapitels wird noch Mrs. Clay eingeführt: eine Tochter von Mr. Shepherd, die nach unglücklicher Ehe samt ihrer zwei Kinder ins Haus ihres Vaters zurückgekehrt ist und die von Lady Russel mit Argwohn beäugt wird.

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 Betreff des Beitrags: Kapitel 1
BeitragVerfasst: Sonntag 16. September 2007, 23:49 
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Austenkenner
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Registriert: Mittwoch 4. April 2007, 15:36
Beiträge: 333
Edit: Sorry, da war ich wohl zu langsam, das ist jetzt noch zum ersten Kapitel... ich bin einfach eher nachts aktiv. :P

So, dann gehe ich also auch endlich mal unter die anständigen Poster. ;)

Ich habe den Anfang des ersten Kapitels bestimmt 5 Mal gelesen, 3 Mal vor ein paar Monaten, als ich Persuasion schon mal lesen wollte... und dann für heute noch 2 Mal, denn irgendwie fällt es mir sehr schwer, über die Auflistung der Familienereignisse rauszukommen.
Ausserdem ist es eben auch so, dass Anne noch nicht in "Aktion" ist. ;) Und sie ist es doch, die mich interessiert.
Dann aber habe ich mich zusammengerissen und mich voller Konzentration über das erste Kapitel hergemacht.

Was mich immer wieder an Jane Austen ein wenig überrascht, gerade, wenn ich die Bücher auf Englisch lese, ist wie spitz sie schreibt. Ich rechne immer mit leiser Ironie und Andeutungen, also Spitzen gegenüber den Charakteren oder der Gesellschaft, die mehr zwischen den Zeilen stehen - davon gibt es sicher auch genug, aber geradezu gnadenlos geht sie auf Sir Walter Elliot los:
"Vanity was the beginning and end of Sir Walter Elliot's character: vanity of person and situation."
Das heißt nun wirklich, dass wir von ihm absolut gar nichts zu erwarten haben. Jetzt nicht und auch im Laufe des Buches nicht. Aus heutiger Sicht muss ich sogar sagen, dass ich das gewagt finde, einen Charakter so derartig abzustempeln. Also eine Figur zu haben, die gleich auf der zweiten Seite (oder der ersten, je nach Ausgabe ;) ) als so eindimensional und durchschaubar hingestellt wird, dass keine Unklarheiten in Bezug auf seine Absichten und zu erwartende Handlungsweise bestehen können.
Mir ist das bisher noch nie so aufgefallen, dass hier gleich fast alle Charaktere oder ihre Position in Beziehung zu den anderen so genau festgelegt wird... bei Anne ja eben auch:
"...but Anne, with an elegance of mind and sweetness of character, which must have placed her high with any people of real understanding, was nobody with either father or sister; her word had no weight, her convenience was always to give way - she was only Anne"

Was die Adjektive angeht, die Lady Russell zugeordnet werden bin ich mir noch nicht ganz sicher, ob da nicht ein bisschen Ironie im Spiel ist. Also mir kam es ein bisschen so vor, als wäre zu viel "sensible" und auch nicht das Wahre und das "deserving" ist irgendwie auch so ein zweischneidiges Schwert. Aber das ist mehr so ein Eindruck, der natürlich auch bei mir von der Verfilmung herrühren kann, denn die habe ich mir in letzter Zeit häufiger angeschaut. ;) Bin auch gespannt, wie es mit Lady Russell weitergeht. (Und ihren Krähenfüssen! ;) Bei der Stelle hätte ich mich kugeln können, dass die Sir Elliot einiges Ungemach verursachen!)

Dazu dann auch noch: Ich finde das schon verständlich und logisch, dass Jane Austen beschreibt, wie Sir Elliot die Einträge im Adelskalender wieder und wieder liest, besonders eitle oder eingebildete Menschen sehen sich ja auch gerne auf Photos oder auch im Spiegel an, oder lesen eben gerne etwas über sich.
Und die Ergänzungen sprechen Bände für mich. Erstens klar, dass er sofort ergänzt, was da vergessen wurde oder nach Erscheinen des Kalenders eingetreten ist, es muss ja alles über seine Person richtig dargestellt sein.
Tja und für wen? Einzig und alleine für sich, maximal noch für diejenigen, die Zugang zu dem Buch haben, seine Familie oder Freunde, denen er es zeigen könnte. Das nehme ich mal als Hinweis dafür, dass ihm wirklich nur seine Meinung wichtig ist, er sich allen anderen überlegen fühlt.
Grade wenn man bedenkt, dass er seinen Adelskalender relativ weit hinten aufschlagen musste, zeigt das doch, dass er in seiner eigenen Einbildungswelt lebt.

Der Adelskalender wird dann in Bezug auf Elizabeth ja nochmal als "book of books" erwähnt, also quasi als die Bibel des Haushaltes hingestellt. Und vor dieser versucht sich die arme Elizabeth, die keine anderen Werte hat, an denen sie sich orientieren könnte, u verstecken, bis sie, durch eine anständige Heirat, wieder in dieses Weltbild passt.
Meine Güte bin ich froh, nicht in dem Haus zu leben! Arme Anne! ;)


Ach ja, dann wollte ich noch fragen, wie die Groupreads bei Euch ablaufen. Ein Kapitel pro Tag?

(Wow, das war jetzt aber viel, war das zu viel? Ich glaube in der Ausführlichkeit werde ich das eh nicht durchhalten. ;) )


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BeitragVerfasst: Montag 17. September 2007, 00:06 
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Emsige Missionarin für Jane Austen
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Charlaya hat geschrieben:
Ach ja, dann wollte ich noch fragen, wie die Groupreads bei Euch ablaufen. Ein Kapitel pro Tag?

Ja, ich glaube, das wird hier als Richtwert genommen. Aber ich denke, es ist in Ordnung, auch 3 Tage später noch was zu einem vorherigen Kapitel zu posten, wenn einem noch was auffällt. Schließlich wird es auch nicht jeder schaffen, täglich online zu sein.
Sorry, da war ich mit der Inhaltsangabe zu Kapitel 2 wohl etwas voreilig. Aber ich hatte beim letzten Groupread den Eindruck, dass die Inhaltsangaben nicht unbedingt gerne gemacht werden. Deshalb hatte ich es einfach schon mal erledigt. :)

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BeitragVerfasst: Montag 17. September 2007, 01:00 
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Emsige Missionarin für Jane Austen
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Registriert: Sonntag 15. Oktober 2006, 16:01
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Maria hat geschrieben:
...Schon in jungen Jahren wurde sie von seiner gesellschaftlichen Stellung noch mehr angezogen als von seiner Person.

Ganz im Gegensatz zur Protagonistin des Romans! :wink: Die hält es da ja eher umgekehrt.

Hazel hat geschrieben:
...Lady Russell ... Im Film mochte ich sie nicht besonders, mal sehen, wie sie weiterhin im Buch beschrieben wird.

Hazel, schon im zweiten Kapitel bekommt Lady Russels makelloses Bild in meinen Augen leichte Risse (wenn auch nur sehr zarte!). Für meinen Geschmack nimmt sie bei ihren Einsparvorschlägen zu sehr Rücksicht auf den ach so armen Sir Walter und zu wenig Rücksicht auf "ihre liebe Anne". Sie hält Annes Abneigung gegenüber Bath ja auch für ein Vorurteil und einen Irrtum. Dabei sollte sie wissen, dass Anne Meinungen nicht leichtfertig fällt. Lady Russel ist zu diesem lächerlichen Sir Walter nachsichtiger als zu Anne. :/ Na ja, vielleicht weiß sie einfach, dass sie der starken Anne mehr zumuten kann als deren Vater, der gerne in Selbstmitleid badet. Trotzdem sollte sie als kluge Frau Sir Walters Gehabe nicht auch noch mit Rücksichtnahme belohnen. Doch in dem Punkt verlange ich wohl zu viel von der guten Lady Russel. :D --> "Sie maß Rang und Stellung eine Bedeutung bei, die sie gelegentlich über die Schwächen derer hinwegtäuschte, die sie besaßen."

Aber ist Lady Russel nicht doch ein ganz klein wenig egoistisch? "Kurz und gut, Lady Russel gefiel Bath, und sie neigte deshalb zu der Annahme, dass es für alle das Richtige sei."
Ich bin bei Lady Russel ständig so hin- und hergerissen. Denn andererseits fragt sie Anne ja auch um Rat, worauf Annes eigene Familienmitglieder niemals gekommen wären, weil sie sie nicht schätzen. Außerdem ist Lady Russel auf Annes Wohlergehen bedacht ("...sowohl ihrer Gesundheit als auch ihrer Stimmung guttun müsse. Anne sei zuwenig von zu Hause fortgekommen, zuwenig in Geselsschaft gewesen. Es fehle ihr an Unternehmungslust. Mehr Gesellschaft werde ihr guttun. Sie wolle sie mehr unter Leute bringen.")

Ergo: ich bin mir bei Lady Russel noch nicht ganz schlüssig. Jedenfalls kann ich sie nicht uneingeschränkt gut finden. Vielleicht tue ich ihr da Unrecht.

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BeitragVerfasst: Montag 17. September 2007, 06:47 
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Austenexperte
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Angelika hat geschrieben:
Miss Hamilton hat geschrieben:
Anmerkung: wir brauchen hier dringend einen klugscheiss-Smiley.


Wir haben doch diesen wunderbaren Schlaumeier hier :schlaumeier: Ich kenne aber leider auch keinen anderen..... :nixweiss:

Ich finde, Sir Walter wird in dem ersten Teil herrlich dargestellt und Jane Austen macht es in diesem Buch auch schön, dass man noch gar nicht weiß, um welche Elliot es sich eigentlich hauptsächlich handeln wird. Ich wusste beim ersten Lesen noch gar nicht, dass es um Anne gehen würde und ich fragte mich nach dem ersten Kapitel, wer denn wohl die erste Geige spielen würde - Anne oder Elizabeth (Mary war ja raus ;))


Leider konnte ich mein erstes Lesen nicht so "vorurteilsfrei" beginnen, da mein Buch ( Insel-Verlag) einfach mal in Anne Elliot umgetauft wurde. Frechheit - oder ?

Woran ich mich aber noch erinnern kann: Ich mochte Laday Russell von Anfang an nicht besonders gern. Das hat sich auch nach dem x-ten Lesen nicht geändert und war von Miss Austen wohl auch voll und ganz beabsichtigt. Im Leser soll wohl von Anfang an der Wunsch geweckt werden, dass Anne es schafft, sich von diesen Leuten abzunabeln :/ .

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Zuletzt geändert von Katja am Montag 17. September 2007, 06:57, insgesamt 1-mal geändert.

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BeitragVerfasst: Montag 17. September 2007, 06:54 
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Ich finde, Elisabeth verhält sich meist genau nach den Erwartungen der damaligen Zeit. Die "arme kleine" Elisabeth ist nun mal in eine Zeit mit ganz anderen Werten als wir sie kennen geboren worden. Und in den Erläuterungen von Grawe kann man sehr gut nachlesen, dass es Anne ist, die aus dem Rahmen fallen wird, sich neuen Werten zuwendet. Aber davon wohl besser später mehr.
Und mir ist aufgefallen, dass JA sehr geschickt durch das Weglassen von Anne zu Anfang der Geschichte super zeigt, wie blass sie ist, dass sie von allen (außer Lady Russel die ich ganz und gar nicht leiden kann) eben unbeachtet bleibt. Außer bei Wentworth. Aber da schreitet ja gleich Lady Russel ein. Wittert sie, dass sie "ihre" Anne an ihn verlieren könnte, einen Konkurrenten um deren Gunst aus dem Rennen schicken will?

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Schritte wagen im Vertraun auf einen guten Weg, Schritte wagen im Vertraun das letztlich ER mich trägt, Schritte wagen weil im Aufbruch ich nur sehen kann, für mein Leben gibt es einen Plan.
Clemens Bittlinger


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Im zweiten Kapitel hab ich einen meiner Lieblingssätze von JA gefunden:

How quick come the reasons for approving what we like! :smilingplanet:

Es wird auch beschrieben, dass Lady Russell Elizabeth nicht wirklich mag -

Lady Russell, indeed, had scarcely any influence with Elizabeth,
and seemed to love her, rather because she would love her,
than because Elizabeth deserved it.
-
und dass sie über die Schwächen von Sir Walter gnädig hinwegsieht:

she was as desirous of saving Sir Walter's feelings...

Sie ist nicht ohne Vorurteile:

she had prejudices on the side of ancestry;
she had a value for rank and consequence, which blinded her a little
to the faults of those who possessed them.


Lady R. zieht Anne zu Rate, bzw. spricht mit ihr über ihre Pläne, während allen anderen Familienmitglieder Annes Meinung als nicht wichtig erachten.

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BeitragVerfasst: Montag 17. September 2007, 08:21 
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Die Einführung von Mrs. Clay ließ mich gleich an eine Art Schmeißfliege denken. :D Da ist die Rede von einer geschickten jungen Frau, die sich bei Elizabeth einschmeichelt. Wenn ich solch einen Eindruck durch nur wenige Wörter ableite, gucke ich vorsichtshalber auch immer mal ins Original. Da bekomme ich zum Glück den gleichen Eindruck ("She was a clever young woman, who understood the art of pleasing...had made herself acceptable to Miss Elliot").

Ich hatte mich im Einleitungssatz zu Mrs. Clay gefragt, ob sie "nach unglücklicher Ehe" nun verwitwet ist oder ob sie etwa der Hauch eines Skandals umweht? Ist sie womöglich ihrem Ehemann getürmt, von ihm verlassen worden oder gar geschieden? Im Original steht dort "unprosperous", was ich in meinem dicken Langenscheidt nur im positiven Sinn finde. Dort ist nur von wohlhabend, blühend, florierend die Rede. Das ist jetzt nichts, woraus ich etwas Negatives in Bezug auf Mrs. Clays Ehe ableiten könnte. Hat da jemand vielleicht mehr Hintergrundwissen? Später im Roman wird da, glaube ich, nichts mehr zu gesagt, oder?

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(W. H. Auden)

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BeitragVerfasst: Montag 17. September 2007, 08:50 
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Kunstfertige Wortumdreherin und Meisterin im Freistil-Lesen
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Ja, über Mrs Clay erfahren wir ja leider nicht viel mehr als das. Und somit bleibt wahrscheinlich auch der Hintergrund des "unprosperous" Spekulation. Dass eine Frau sich scheiden ließ, war damals sehr unwahrscheinlich und wohl effektiv fast unmöglich. Und selbst wenn der Mann sich unmöglich genug aufgeführt hat: Die Schmach war für die Frau größer, als einfach "nur" getrennt von ihrem Mann zu leben.
Ich habe immer angenommen, Mr Clay wäre gestorben, oder sonstwie "verschwunden". Oder er hat so offen Ehebruch betrieben, dass ein Zusammenleben unter einem Dach als entwürdigend empfunden wurde. Dass der Vater sie wieder bei sich aufnimmt, ist immerhin ein Hinweis darauf, dass sie selbst sich wohl nichts hat zuschulden kommen lassen (sonst hätte er sie sichr dikreter untergebracht, wie Sir Thomas es mit Maria in "Mansfield Park" machte).
Letztendlich spielt es ja keine große Rolle im Buch und kaum einen für Mrs Clay's Charakter, außer dass sie aufgrundessen wild darauf ist, vorteilhaft unterzukommen.

Ich finde übrigens die Namenswahl mal wieder köstlich: "Shepherd" (Schäfer/Hirte) und "Clay" (Ton/Lehm, verformbar und anpassungsfähig...)

Amadea hat geschrieben:
Hazel, schon im zweiten Kapitel bekommt Lady Russels makelloses Bild in meinen Augen leichte Risse (wenn auch nur sehr zarte!). Für meinen Geschmack nimmt sie bei ihren Einsparvorschlägen zu sehr Rücksicht auf den ach so armen Sir Walter und zu wenig Rücksicht auf "ihre liebe Anne". Sie hält Annes Abneigung gegenüber Bath ja auch für ein Vorurteil und einen Irrtum. Dabei sollte sie wissen, dass Anne Meinungen nicht leichtfertig fällt. Lady Russel ist zu diesem lächerlichen Sir Walter nachsichtiger als zu Anne. :/


Das finde ich etwas streng. Natürlich hält sie viel von Anne (die ja auch nicht "unfehlbar" in ihren Ansichten ist), aber die beiden haben auch ihre Differenzen, wie alle Freundinnen.
Und wie realistisch (und angebracht im Sinne von Höflichkeit und Anstand) wäre es denn, wenn sich die Lady so vehement gegen Sir Walter (der als Familienoberhaupt ja einen gewissen Respekt verdient, wie irrational auch immer) stellen würde?

Das ist doch eigentlich ein gutes Beispiel für die inneren Konflikte, die so zentral in dem Buch (und so oft bei Jane Austen) sind: Wann kann man die Regeln von Anstand und Moral im eigenen Interesse ignorieren und wann muss man sich der Gesellschaft zuliebe fügen?


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 Betreff des Beitrags: Re: Kapitel 1
BeitragVerfasst: Montag 17. September 2007, 09:02 
Noch was zu Kapitel 1:

Charlaya hat geschrieben:

...Sir Elliot ... sich allen anderen überlegen fühlt.
Grade wenn man bedenkt, dass er seinen Adelskalender relativ weit hinten aufschlagen musste, zeigt das doch, dass er in seiner eigenen Einbildungswelt lebt.

Wobei ich gar nicht glaube, dass er sich allen anderen überlegen fühlt, sondern dass er ein eher schwaches Selbstwertgefühl hat, und sich immer wieder selbst bestätigen muss, wie bedeutend er ist. :wink:


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 Betreff des Beitrags: Re: 2. Kapitel
BeitragVerfasst: Montag 17. September 2007, 09:09 
Amadea hat geschrieben:
Im Original steht dort "unprosperous", was ich in meinem dicken Langenscheidt nur im positiven Sinn finde. Dort ist nur von wohlhabend, blühend, florierend die Rede. Das ist jetzt nichts, woraus ich etwas Negatives in Bezug auf Mrs. Clays Ehe ableiten könnte.


Amadea, wenn "prosperous" blühend, gedeihend, wohlhabend bedeutet, dann wäre unprosperous ja das Gegenteil, also "nicht gedeihend", und dann ergäbe es Sinn, oder? (ich habe Kapitel 2 noch nicht gelesen).


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 Betreff des Beitrags: Re: 2. Kapitel
BeitragVerfasst: Montag 17. September 2007, 09:25 
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Emsige Missionarin für Jane Austen
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Hazel hat geschrieben:
Amadea, wenn "prosperous" blühend, gedeihend, wohlhabend bedeutet, dann wäre unprosperous ja das Gegenteil, also "nicht gedeihend", und dann ergäbe es Sinn, oder? (ich habe Kapitel 2 noch nicht gelesen).

Nun ja, nicht, wenn man nach etwas sucht, was belegen könnte, dass Mrs. Clay von einem Skandalhauch umweht wird. :D Das unglückliche Ende von Mrs. Clays Ehe ist also harmloser als ich mir erhofft hatte. :bgdev:

Julia hat geschrieben:
Dass der Vater sie wieder bei sich aufnimmt, ist immerhin ein Hinweis darauf, dass sie selbst sich wohl nichts hat zuschulden kommen lassen (sonst hätte er sie sichr dikreter untergebracht...

Stimmt, Julia. Das muss ein deutlicher Hinweis sein. Das war mir gar nicht aufgefallen.

Und bezüglich Lady Russel sagte ich ja, dass ich noch hin- und hergerissen bin. Bei ihr habe ich mir noch kein abschließendes Urteil gebildet. Das kann ja auch nicht bei jeder Figur so einfach sein wie bei Sir Walter Elliot. :D
Dein letzter Satz ist mir einleuchtend, weshalb ich künftig versuchen werde, den gesellschaftlichen Konventionen der damaligen Zeit mehr Augenmerk zu verleihen.

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BeitragVerfasst: Montag 17. September 2007, 09:55 
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D'Arcy-Expertin mit Adelsaffinität
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@Amadea
Julia hat recht, was Scheidungen angeht. Frauen hatten es ziemlich schwer, auch bei boshaften, gewalttätigen Gatten, sich scheiden zu lassen und es war schlicht unmöglich die Ehe anullieren zu lassen. Zudem war es für eine geschiedene Frau schwierig eine vorteilhafte zweite Ehe einzugehen, denn jeder potentielle Gatte musste fürchten, es würde ihm ähnlich gehen.

Am schlimmsten war es übrigens, dass eine Frau bei der Scheidung die Kinder im Hause des Gatten belassen musste und auch die Mitgift nicht mehr zurückzuholen war. Es war für eine Frau zudem recht schwierig, die Gewalttätigkeit des Mannes als unbotmässigen Makel darzustellen und nachzuweisen. In den meisten Fällen war sie nach der Scheidung dann mittelos und von der Güte Verwandter abhängig. Für den Gatten war es dagegen ein leichtes, wenn sie getrennter Wege gingen (aber auch wenn sie eine treusoegende Gattin war) sie der Untreue anzuklagen und dennoch die Mitgift zu behalten.

Ich denke also, daß Mrs. Clays Ehe unglücklich war in dem Sinne (denn unprosperous kann man auch mit "unglücklich" übersetzen), dass der Gatte gewalttätig war und die Familie sie deswegen in ihren Schoß zurücknahm.

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Zuletzt geändert von Caro am Montag 17. September 2007, 10:10, insgesamt 1-mal geändert.

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BeitragVerfasst: Montag 17. September 2007, 10:09 
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So ich hab das erste Kapitel (zum ersten Mal) auf Deutsch gelesen, aaaber was für ein Deutsch :wink:
Ich hab nämlich ein tolles Übersetzungsprogram...Englischen Text kopiert, ins Programm eingefügt und übersetzen lassen. Wie man sich denken kann ist das Deutsch dort nicht so perfekt wie in der Originalausgabe.

Z.b. kommt so ein Satz vor:"Um immer mit dem Datum ihrer eigenen Geburt präsentiert zu werden und sieht, daß keine Ehe folgt, aber daß von einer jüngsten Schwester, machte das Buch zu einem Bösen; und mehr als einmal, als ihr Vater es in der Nähe von ihr auf dem Tisch offen zurückgelassen hatte, hatte sie es geschlossen, mit abgewandten Augen, und hatte es weggeschiebt."

Deshalb komme ich auch gleich zu ein paar Verständnisfragen:
Ich lerne ja diesen eitlen Elliot kennen, der nichts weiter im Kopf hat als sein Geld und, dass er bloß nicht verkaufen will, um keine Schande über die Familie zu bringen. Aber früher oder später muss er doch verkaufen, ist ja heute genauso: Wenn einer hoch verschuldet ist muss er sein Hab und Gut verkaufen um die Schulden zu begleichen.
Also wie kommt der Knabe darauf er könnte so weiterleben wie bisher?
Und warum muss er immer wieder in dieses komische Buch schauen?
Wenns ein spannendes Buch wäre wie von JA dann würds ich ja verstehen, aber doch icht so ein Buch wo nur Fakten und Zahlen drinstehen.
LG Dracu ;D

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BeitragVerfasst: Montag 17. September 2007, 10:18 
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D'Arcy-Expertin mit Adelsaffinität
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Wenn ich mich recht erinnere, wird Elliots Haus doch verpachtet, er bleibt also der Besitzer? :gruebel:

@Dracularia
Die anderen haben es schon angedeutet: Es geht um das Adelsverzeichnis. Und Elliot fand es toll, seinen Namen darin zu finden, egal wie weit unten er in der Hierarchie stand. Er ist darin ähnlich wie Lady Catherine, die ihre Wurzeln über den Charakter der Menschen stellt. Solange er nur auf der Liste steht, ist es (ihm) völlig egal, dass er Besitz und Erbe ruiniert. Von seiner Sorte gab es genügend Gentlemen damals. :wink:

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