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BeitragVerfasst: Sonntag 10. Mai 2009, 13:38 
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Kunstfertige Wortumdreherin und Meisterin im Freistil-Lesen
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Registriert: Mittwoch 19. Oktober 2005, 20:13
Beiträge: 4781
Am 30. Mai 2009 starten wir hier unseren neuen Groupread "Mansfield Park".

Jeder der Interesse hat kann sich beteiligen, sich einklinken und auch wieder ausklinken, wenn die Zeit knapp wird - wie Ihr möchtet, jeder Beitrag ist willkommen!

Hier sind die Kapitel, die wir bisher besprochen haben:
1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8 9 & 10, 11, 12, 13, 14 & 15, 16, 17 & 18, 19, 20, 21, 22, 23, 24, 25, 26 und 27, 28, 29, 30, 31, 32, 33, 34, 35, 36, 37, 38 und 39, 40, 41 und 42, 43, 44, 45, 46, 47

Nachfolgend ein paar Regeln, die sich im Laufe der letzten Leserunden als sinnvoll ergeben haben:

1. Wir lesen zwei Kapitel pro Woche. Mittwoch und Samstag sind die jeweiligen Stichtage, an denen es weitergeht. Wie "streng" wir uns im Laufe des Lesens daran halten, wird sich zeigen - wenn es sich anbietet können wir diese Intervalle auch verkürzen (z.B. 3 Kapitel pro Woche).

2. Ihr könnt auf Englisch oder Deutsch (bzw. sonstige Übersetzungen ) lesen, das bleibt jedem selbst überlassen. Wenn Ihr aus dem Text zitiert, dann bitte nur die Stelle auf die Ihr Euch bezieht, keine ellenlangen Abschnitte. Schön wäre eine deutsche Übersetzung, es ist aber auch schon hilfreich ein englisches Zitat kurz zusammenzufassen, so dass auch die weniger Sprachkundigen wissen worum es geht und in ihrer Ausgabe nachschlagen können.

3. Zu jedem Kapitel sollte zu Anfang eine kurze Zusammenfassung gepostet werden, damit für Quereinsteiger erkenntlich ist, wo wir uns gerade befinden. Diese Zusammenfassung kann von jedem Teilnehmer gepostet werden, am besten natürlich von dem, der als erster auf das aktuelle Kapitel eingeht. Auch Überschriften über Euren Beiträgen (zum Beispiel wenn ihr auf einen ganz bestimmten Aspekt, einen Charakter oder eine Frage eingeht) verbessern die allgemeine Übersichtlichkeit.

4. Auch im Groupread gelten die Forenregeln. :wink: Bitte denkt daran, dass es sehr schnell unübersichtlich werden kann, gerade wenn sich viele Mitglieder beteiligen. Versucht, Eure Beiträge nicht ausufern zu lassen. Wenn Ihr Euch auf Beiträge anderer Mitglieder bezieht, hilft es dem Verständnis der Mitlesenden, den entsprechenden Beitragsteil zu zitieren, oder das Mitglied mit "@userxy" anzusprechen.

Viel Spaß beim Lesen und Diskutieren!


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 Betreff des Beitrags:
Verfasst: Sonntag 10. Mai 2009, 13:38 


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BeitragVerfasst: Freitag 29. Mai 2009, 18:33 
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Kunstfertige Wortumdreherin und Meisterin im Freistil-Lesen
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Registriert: Mittwoch 19. Oktober 2005, 20:13
Beiträge: 4781
... auf allgemeinen Wunsch eines einzelnen Herrn und zur Einstimmung, hier zur Einleitung ein paar Infos zum Buch:

Begonnen hat Jane Austen mit "Mansfield Park" noch bevor eines ihrer Bücher veröffentlicht war, im Februar 1811. Im Juni 1813 war es fertig und war somit (wenn man nach Cassandras Notizen geht) das Buch, für das sie am längsten gebraucht hat. Auch war es das erste Buch, das direkt nach seinem Entstehen veröffentlicht wurde und nicht eine überarbeitete Version eines Jugendwerkes war. Im Mai 1814 erschien es als letztes ihrer Bücher beim Verlag von Thomas Egerton, der es in einer Auflage von 2000 Stück herausbrachte. Diese Auflage verkaufte sich - wohl im Schatten des Ruhms von "Pride and Prejudice" innerhalb von 6 Monaten. Egerton weigerte sich, eine zweite Auflage herauszubringen, und erst nach Jane Austens Wechsel zu John Murray gab es 1816 eine zweite Auflage, die sich allerdings so schlecht verkaufte, dass Jane Austen den Verleger mit ihren Einnahmen aus "Emma" für die Verluste bezahlen musste..

Die Meinungen über das Buch waren von Anfang an gemischt und es litt wohl unter dem direkten Vorgänger und Vergleich mit "Pride and Prejudice", Jane Austen hat sie alle fein säuberlich notiert, hier gibt es eine Transkription. Zu Jane Austens Lebzeiten gab es keine veröffentlichte Rezension (was allerdings auch an der politischen Situation 1814 gelegen haben mag), selbst Walter Scott der "Emma" ausführlich rezensierte und auch die anderen Romane erwähnte, "vergisst" es.

In den letzten 50 Jahren ist das Interesse an dem Roman stark gewachsen, und auch wenn es bis heute wohl einer der weniger beliebten Austen-Romane ist, ist es doch bis heute wahrscheinlich der meistdiskutierteste und kontroverseste.

Ergänzung von meli:


Hauptort der Handlung ist die Grafschaft Northamptonshire. MP ist ungefähr 70 Meilen von London entfernt, daher muß sich das Herrenhaus im nördlichen Teil der Grafschaft befinden. JA ist selber nie dort gewesen, aber einige Verwandte waren schon dort gewesen und mussten ihr Auskunft geben.

Noch ein paar interessante Links zu MP:

Die handelnden Personen und ihre verwandtschaftlichen Beziehungen.

Ein Kalender.

sparknotes
(Für die, die MP schon kennen und keine Zeit haben es noch einmal zu lesen :wink: und trotzdem mitlesen möchten)

Literaturhinweise
(man muß etwas runterscrollen)

Text of "Lovers' Vows"

Und das Original (Bei der Grawe-Übersetzung gibt es eine kleine Zusammenfassung des deutschen Stückes)

Zwei Essays über das Theaterstück in MP:
Conger
Wordsworth

Ein Mitschnitt über die Abschaffung der Sklaverei (auch interessant für "Amazing Grace"-Fans)

Mal ein deutscher Text über MP.

MP und Antigua.


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BeitragVerfasst: Samstag 30. Mai 2009, 12:01 
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Emsige Missionarin für Jane Austen
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Beiträge: 1158
Dann fange ich mal an. Meine Zitate stammen aus der Reclam-Ausgabe (Grawe-Übersetzung).

Übrigens: ich bin Erstleserin von Mansfield Park. :fies_sei:

1. Kapitel
Die drei Schwestern Ward werden vorgestellt. Maria Ward, die Jüngste, heiratet den Baron Sir Thomas Bertram, was allgemein als überaus gute Partie angesehen wird. Die älteste Ward-Schwester heiratet Mr. Norris, einen Pfarrer, der von Sir Thomas mit einer Pfarrei versorgt wird. Frances Ward ehelicht den Marineleutnant Price ohne Vermögen und Verbindungen und enttäuscht damit die Erwartungen ihrer Familie.
Nach Jahren des Zerwürfnisses zwischen den 3 Schwestern findet eine Versöhnung statt. Auf die Idee von Mrs. Norris hin wird beschlossen, die Erziehung von Frances zweitem Kind Fanny zu übernehmen.


Na, von Mrs. Norris ist im Laufe des Romans wohl noch einiges zu erwarten – bei der Einleitung ihres Charakters. "Mit dieser herzerwärmenden Einstellung, die von keiner echten Zuneigung zu ihrer Schwester erschüttert wurde..." "...obwohl sie sich womöglich so wenig kannte, dass sie nach dieser Unterhaltung in dem beglückenden Glauben nach Hause ins Pfarrhaus zurückging, die großzügigste Schwester und Tante der Welt zu sein."
Sie ist scheinbar großartig darin, andere in ihrem Sinne einzuspannen. Ich bin gespannt!

Lady Bertram macht erst mal einen gemütlichen und auch etwas unbedarften Eindruck auf mich. Dass sie ihre Schwester aufzugeben bereit ist, nur weil diese sich unvorteilhaft verheiratet, finde ich aber schon ein wenig erstaunlich, gerade weil sie sich selbst ja recht vorteilhaft liiert hat. Warum kann sich Lady Bertram nicht schon an dieser Stelle versöhnlich zeigen, indem sie signalisiert, ihrer Schwester ab und an finanziell unter die Arme zu greifen?

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"To read ist to translate, for no two person's experiences are the same."
(W. H. Auden)

"Lesen heißt übersetzen, denn keine zwei Menschen teilen die gleichen Erfahrungen."


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BeitragVerfasst: Samstag 30. Mai 2009, 14:01 
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Austenbegeistert
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richtiger Name: marion
Ich bin auch Erstleserin beim Ersten mal bin ich nach dem zweitn Kapitel gescheitert.
Ich finde das MP nicht so leicht zu lesen ist wie die anderen Bücher.
Ich finde Mrs. Norris sehr falsch und gemein.

Ich habe übrigens eine Grawe (reclam) Übersetzung mit dem Theaterstück.

Ich habe sonst noch nichts zum schreiben muss mal weiterlesen und hoffen, dass ich nicht wieder scheitere.

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Don Bosco


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BeitragVerfasst: Samstag 30. Mai 2009, 14:22 
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Kunstfertige Wortumdreherin und Meisterin im Freistil-Lesen
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Ja, Mrs Norris wird hier schon hervorragend eingeführt, eine klare Front: hier ist das "Böse" zu Hause. :wink: (Ich entwickle jetzt schon wieder einen richtigen "Hass" auf Mrs Norris, toll wie JA das schon nach wenigen Seiten und immer wieder aufs Neue schafft.)

Etwas ambivalenter scheint Sir Thomas und seine Frau. Über die ursprüngliche Anziehung zwischen den beiden kann man wohl nur noch spekulieren, ein gleichwertiges Paar sind sie jedenfalls nicht - Sir Thomas spricht mehr mit seiner Schwägerin über die geplante Adoption als mit seiner eigenen Frau (die auch nicht viel mehr als ihr generelles Einverständnis mit dem was ihr Mann sagt beizutragen hat). Sir Thomas selbst entlarvt sich hier schon als äußerst doppelzüngig: Einerseits möchte er nicht, dass arrogant auf "das Kind" herabgeschaut oder ihr das Gefühl eine Aussenseiterin zu sein gegeben wird - gleichzeitig soll aber deutlich gemacht werden, dass sie nie wirklich dazugehören kann. Wie soll das funktionieren? Offenbar geht es aber sowieso nicht darum, wirklich etwas Gutes um der Sache willen zu tun, sondern eher darum, das eigene Gewissen zu beruhigen und sich im Glanz der eigenen Großzügigkeit und Wohltätigkeit zu sonnen.
Keine guten Voraussetzungen ...


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BeitragVerfasst: Samstag 30. Mai 2009, 14:30 
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So...
Erstleserin bin ich nicht, MP hab ich bisher 2 mal gelesen...

Das erste Kapitel vor allem legt die Charaktere schon sehr fest, bzw. sagt vieles über die Charaktere der 3 "Erwachsenen" am Anfang aus
Mrs Norris als sich überall einmischende, kontrollierende Frau
Lady Bertram als eher passiv, wenn auch generell mit netten Tendenzen
Sir Bertram als jemand der Entscheidungen wohlüberlegt trifft, eigentlich sehr nett zu seinen Kindern ist aber dann doch wenig miteinbezogen in seine eigenen, allerdings wie Julia ja shcon meint doch etwas... zweigesichtig

die eigentlich Interaktion wg Fanny findet zwischen Sir B und Mrs Norris statt... ohne große Einbeziehung von Lady Bertram...

auch im 2ten Kapitel werden weitere Grundlagen gelegt und die Kinder treffen aufeinander, nachdem Fanny nun von zu Hause weg ist. Auch Mrs Norris doch sehr devote Haltung gegenüber ihren Bertram Nichten ist offensichtlich, während sie Fanny einfach abkanzelt (anders kann man es nicht sagen, finde ich)

(ich lese übrigens Englisch also zitiere ich nicht um euch meine Übersetzung zu sparen...
ich glaube ich habe MP nie auf Deutsch gelesen....)

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BeitragVerfasst: Samstag 30. Mai 2009, 14:43 
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Emsige Missionarin für Jane Austen
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Julia hat geschrieben:
Offenbar geht es aber sowieso nicht darum, wirklich etwas Gutes um der Sache willen zu tun, sondern eher darum, das eigene Gewissen zu beruhigen und sich im Glanz der eigenen Großzügigkeit und Wohltätigkeit zu sonnen.
Ja, gerade Mrs. Norris scheint es darum zu gehen, von anderen als eine Frau der guten Tat angesehen zu werden. (Was einer Pfarrersgattin ja auch gut zu Gesicht steht. )
Sie redet viel und beabsichtigt, wenig zu tun im Hinblick auf Fannys Versorgung und Erziehung. Ihrer ausschweifenden Worte ist sie sich entweder nicht bewusst oder sie will nicht, dass andere sie derart wahrnehmen. ("... aber sie wissen ja, ich bin eine Frau, die nicht gern große Worte und Bekenntnisse macht.") :lach: Dabei hört sich ihr Reden wie das glatte Gegenteil an. Herrlich, wie Jane Austen das mal wieder konzipiert hat.
Wäre ich Sir Bertram ginge mir Mrs. Norris schon jetzt gewaltig auf die Nerven. Aber da er sich mit Mr. Norris mehr unterhält als mit seiner Frau, lässt mich das bezüglich seiner Ehe schon mal aufhorchen.

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BeitragVerfasst: Samstag 30. Mai 2009, 14:51 
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Austenfan
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Hallo, ich lese die dtv Ausgabe, Übersetzt von Helga Schulz.
Ich wollte bei den ganzen "alten Hasen" MP nicht kennen und habe daher das Buch vor zwei Wochen zum ersten Mal gelesen.

Über Maria´s Heirat sind alle Glücklich und Thomas Bertram schient auch eine vernünftige Person zu sein. Er ist nicht bereit aus einer Laune her raus ein Mädchen von seiner Mutter zu trennen und bedenkt zukünftige folgen für sich, seiner Familie und des Mädchens.

Aber die Beschreibung von Miss Wards Heirat finde ich schon merkwürdig.
Zitat:
Miss Ward sah sich schließlich ... genötigt, sich mit Rev. Mr. Norris, ...,der kaum eigenes Vermögen besaß, zu verbinden.
Das klinkt für mich als hätte Miss Ward aus angst keinen Mann mehr zu bekommen geheiratet. Das Mr. kein Vermögen besaß war sicherlich unwichtiger weil er Reverend war. Miss Ward hat sicherlich einkalkuliert das Sir Thomas eine Pfründe für Mr. Norris hat.

Als letzte Heiratet Miss Frances. Obwohl nicht erwähnt denke ich dies war eine Liebesheirat. Ob die schlimmen folgen abzusehen waren, erfahren wir hier nicht und wird wohl auch später nicht erwähnt werden. Das Mr. Price für den aktiven Dienst untauglich wurde war nicht vorzusehen und wenn er Karriere gemacht hätte, hätte es eine Glückliche Verbindung werden können.
Ich merke gerade ich habe unbegründete Vorstellungen: Ich dachte bei Leutnant der Marine an Krieg und (mit Glück) schnelle Aufstiegschancen. Wir Kennen das Jahr der Handlung nicht, also könnten es ja auch Friedenszeiten sein und so wenig ich auch von der Marine weiß, glaube ich zu Friedenszeiten ist eine Karriere ohne Verbindungen unmöglich. Aber dies sind Vermutungen.


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BeitragVerfasst: Samstag 30. Mai 2009, 15:07 
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Kunstfertige Wortumdreherin und Meisterin im Freistil-Lesen
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@Fiora: Wir sind noch beim ersten Kapitel ... :wink: Woraus schließt Du denn, dass Sir Thomas "nett zu seinen Kindern" ist?


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BeitragVerfasst: Samstag 30. Mai 2009, 15:16 
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Ja, die Charaktere sind schon ziemlich schnell ziemlich gut eingeführt. Dass Mrs. Norris ein falsches Biest ist, wird schon sehr deutlich. Mir ist Mrs. Price von allen drei Schwestern am sympathischsten: Vielleicht weil ich auch wie George vermute, dass sie aus Liebe geheiratet hat (was bei Mrs. Bertram aber auch der Fall gewesen sein kann), oder weil sie sich einfach positiv von den beiden anderen abheben muss, so wie JA die beiden darstellt. Aber im Grunde kann das doch nicht die Absicht von JA gewesen sein, schließlich spricht sie von einer "unvernünftigen Heirat" (und so wie wir JA kennen, ist das ein sehr hartes Urteil) mit einem Mann ohne Geld, ohne Verbindungen und ohne Zukunft, der zudem noch gern einen über den Durst trinkt. Miss Frances hat es ihrer Familie so richtig gegeben... (klingt deutsch komisch).
Anders als Julia und Fiora sehe ich Mr. Bertram noch gar nicht so zwiespältig. Dass er so wenig mit seiner Frau spricht, ist wohl beider Schuld. Dass er Fanny nur aufnehmen will, um großzügig zu scheinen, kommt mir nicht so vor. Er ist ja eigentlich wirklich hilfreich. Und was die unterschiedliche Erziehung betrifft: Hat er nicht irgendwo ein bisschen recht? Fannys Perspektiven sind nun mal anders nach damaligen Maßstäben, Mr. Bertram sieht die Probleme, weiß aber nicht, wie er sie lösen soll. Fatal ist nur, dass Mrs. Norris seinen Gedanken gnadenlos umsetzt - aber das hätte sie wohl auch ohne seine Bemerkung gemacht.


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BeitragVerfasst: Samstag 30. Mai 2009, 15:18 
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Austenbegeistert
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Zitate bei mir stammen in der Regel aus der englischen Ausgabe, die bei gutenberg.org verfügbar ist.

Tante Norris beherrscht sehr gut die Kunst des Delegierens...

Mit Sir Thomas würde ich nicht so hart ins Gericht gehen, schliesslich hätte er Leutnant Price sogar mit seinem Einfluss geholfen, wenn es möglich gewesen wäre. Jane Austen schreibt übrigens, dass Mr. Price "a lieutenant of marines", also ein Leutnant der Seesoldaten, der "Royal Marines" ist. Damit gehörte er einer Waffengattung an, die für Beförderung durch Einfluss nicht so offen war, wie die Armee oder die Navy. Später beschafft er aber Fannys älterem Bruder eine Stelle als Offiziersanwärter in der Navy.

Was den Abbruch der Beziehungen zwischen den Familien Bertram/Norris und Price angeht, so wird die eigentlich Schuldige ja gleich genannt: Mrs. Norris mit ihrem netten Brief. Danach bricht dann Mrs. Price den Kontakt ab und bei Lady Bertram kommt dann ihr etwas lethargisches Wesen zum Vorschein, das es einfach geschehen lässt ohne selbst aktiv zu werden.

Das Verhalten von Sir Thomas gegenüber Fanny Price ist eigentlich auch logisch, wird doch Fanny nie über eine Mitgift wie ihre Cousinen verfügen. Wie Jane Fairfax in Emma hat sie eigentlich nur zwei Möglichkeiten für ihre Zukunft: Mehr oder weniger gut Heiraten oder eine Anstellung als Gouvernante. Sir Thomas erscheint mir hier vernünftiger als der alte Mr. Darcy gegenüber dem jungen Wickham...

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Grüsse, Armin

"He has got no good red blood in his body," said Sir James.
"No. Somebody put a drop under a magnifying-glass and it was all semicolons and parentheses," said Mrs. Cadwallader.

George Eliot, Middlemarch

Avatar: Mid on Halfpay, by C. Hunt, National Maritime Museum, aus Michael Lewis, A Social History of the Navy 1793-1815


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BeitragVerfasst: Samstag 30. Mai 2009, 15:19 
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Austenfan
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Julia hat geschrieben:
Offenbar geht es aber sowieso nicht darum, wirklich etwas Gutes um der Sache willen zu tun, sondern eher darum, das eigene Gewissen zu beruhigen und sich im Glanz der eigenen Großzügigkeit und Wohltätigkeit zu sonnen.

Jane Austen schreib auch "Sir Thomas besaß Einfluß, den er sowohl aus Prinzip als auch aus Stolz ... sehr gern Nutzt."
Sir Thomas will Wohltätig sein. Zwar für seine eigne Ehre aber er ist bereit Anstrengungen dafür zu unternehmen.
Mrs. Norris hingegen will nur Wohltätig erscheinen (und ihr Sparschwein füttern).


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BeitragVerfasst: Samstag 30. Mai 2009, 15:24 
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Austenbegeistert
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George hat geschrieben:
Mrs. Norris hingegen will nur Wohltätig erscheinen (und ihr Sparschwein füttern).


Gut gesagt! :top:

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BeitragVerfasst: Samstag 30. Mai 2009, 15:29 
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ka vlt lese ich da ich das Buch ja schon kenne zuviel rein wenn es heißt

Sir Thomas did not know what was wanting, because, though a truly anxious father he was not outwardly affectionate, and the reserve of his manner repressed all the flow of their spirits before him.

nun ja vlt ist nett auch etwas zu weit gegriffen, aber IMO ist er jemand der sich kümmert

@Udo: Sir Bertram ist ja auch nur teilweise so doppelgesichtig
er ist generell der Erwachsene bei den dreien auf denn man sich denke ich am meisten verlassen kann und er handelt ja auch gut um Gutes zu tun, aber ich denke seinen Rang hält er doch gerne aufrecht und will, dass auch seine Töchter ähnlich handeln und so nicht sich mit Fanny Price die ja aus "niedereren" Verhältnissen als sie selbst stammen.

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BeitragVerfasst: Samstag 30. Mai 2009, 15:37 
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Austenfan
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Armin hat geschrieben:
Jane Austen schreibt übrigens, dass Mr. Price "a lieutenant of marines", also ein Leutnant der Seesoldaten, der "Royal Marines" ist. Damit gehörte er einer Waffengattung an, die für Beförderung durch Einfluss nicht so offen war, wie die Armee oder die Navy.
Danke Armin.
Ich habe Mr. Price für eine Leutnant bei der Navy gehalten :oops:.
Zu meiner Verteidigung: Bei mir steht Leutnant der Marine und Marine ist (war) für mich Navy. In Deutschland haben wir doch auch keine "marine" oder doch ...


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BeitragVerfasst: Samstag 30. Mai 2009, 15:46 
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Matthews spezielle Weinlieferantin
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Na logisch! Die ist sogar international tätig :schlaumeier:

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Schritte wagen im Vertraun auf einen guten Weg, Schritte wagen im Vertraun das letztlich ER mich trägt, Schritte wagen weil im Aufbruch ich nur sehen kann, für mein Leben gibt es einen Plan.
Clemens Bittlinger


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BeitragVerfasst: Samstag 30. Mai 2009, 15:50 
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Administrator und Captain a.D. of HMS Groupread
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Die Männersolidarität mit Sir Thomas scheint zu funktionieren... :wink:
Sicher ist er ein stolzer Mann. Vom Einkommen her muss man sich ihn offenbar so vorstellen wie Mr. Darcy, 10 000 Pfund im Jahr, schreibt jedenfalls Deirdre le Faye. Und wenn Darcy Lizzy nicht kennengelernt hätte, wäre er möglicherweise auch im höheren Alter noch so stolz und dünkelhaft wie Sir Thomas. Der sorgt sich, dass Fanny etwas mit einem seiner Söhne anfangen könnte, was er (für die Zeit) verständlicherweise (oje, und das von mir...) nicht so gern möchte - Mrs. Norris redet ihm das sofort aus... Und Sir Thomas geht ja deshalb mit guten Gründen auch davon aus, dass Fanny bei Mrs. Norris wohnen soll. Ich denke, als er da eines Besseren belehrt wird, ist die Angelegenheit nicht mehr zu stoppen - sonst hätte er wohl nicht Ja gesagt. Wenn es aber nun so ist, will er für Fanny ehrlich ein "Versorger und Beschützer" sein.


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BeitragVerfasst: Samstag 30. Mai 2009, 15:54 
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Kunstfertige Wortumdreherin und Meisterin im Freistil-Lesen
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Armin hat geschrieben:
Mit Sir Thomas würde ich nicht so hart ins Gericht gehen, schliesslich hätte er Leutnant Price sogar mit seinem Einfluss geholfen, wenn es möglich gewesen wäre.


Das eine hat ja mit dem anderen nur bedingt zu tun. Er ist ja kein grundweg schlechter Mensch, nur weil er meiner Meinung nach in Bezug auf die Adoption äußerst doppelzüngig argumentiert. :wink: Er will helfen, und das ist gut, das muss man anerkennen. Allerdings muss man auch seine wahren Beweggründe miteinbeziehen, wenn man den weiteren Verlauf der Handlung und sein späteres Verhalten beurteilen will, finde ich.


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BeitragVerfasst: Samstag 30. Mai 2009, 15:57 
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Austenfan
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So ich gebe auch meinen Senf dazu. Bin auch Erstleserin und ich lese das Buch der Ausgabe Reclam 2008, aus denen sind auch die Zitate.

1.Kapitel:



Das 1.Kapitel beginnt mit den Hochzeiten der drei Miss Wards.
Miss Maria, also Lady Bertram, heiratete Sir Thomas Bertram.
Ihre ältere Schwester wurde sie Frau eines Pastors namens Mr.Norris.
Wie das Klischee eigentlich immer übrig, was auch Jane Austen anwendete, heiratet immer die Jüngste am unvorteilhaftesten, indem Falle Miss Francis.
Die nun Mrs. Price lebte mit einem:

„…ein Ehemann, untauglich zu aktivem Dienst, aber Gesellschaft und teurem Alkohol durchaus nicht abgeneigt,…“

zusammen und erwartet ihr 9. Kind.
Durch dieses Ereignis setzte sie ihre Verwandtschaft in Mansfield darüber in Kenntnis.
Sir Thomas, Lady Bertram und Mrs. Norris (Sie lebte nun auch nahe Mansfield, da Mr.Norris die dortige Pfarre leitet), reagierten sofort mit Grüßen, Geld und Babywäsche darauf.
Da die Eheleute Bertram bereits 2 Söhne und 2 Töchter (Tom, Edmund, Maria und Julia) hatten, hatten sie vollstes Verständnis für die Sorgen von Mrs.Price, bei deren finanziellen Lage.
Somit schienen für die Bertrams die Sache abgehakt, aber Mrs.Norris fand es als ihre Pflicht das Mädchen hier auf Mansfield Park aufzunehmen.
Anfangs sprach Sir Thomas seine Bedenken gegenüber dem Mädchen aus:

„Es sei eine schwere Verantwortung; wenn man ein Mädchen aufziehe, müsse man später angemessen für sie sorgen, sonst wäre es Grausamkeit und nicht Freundlichkeit, sie ihrer Familie wegzunehmen.“

Daraufhin überzeugte Mrs.Norris ihn von dem genauen Gegenteil und bei ihr wird deutlich, dass sie eigentlich nur bei den anderen gut ankommen wollte, statt wirkliche Gefühle für das Mädchen zu empfinden:

,,Wenn ich denen, die ich liebe, etwas Gutes tun kann, tue ich es von Herzen; das wissen Sie ja; und obwohl ich für dieses kleine Mädchen nie auch nur einen Bruchteil dessen empfinden könnte, was ich an Zuneigung für Ihre eigenen lieben Kinder aufbringe…“

Im eigentlichen plante lediglich Mrs.Norris die Fahrt von dem Haus der Price nach Masfield.
Die nächsten Seiten sind nicht von größerer Bedeutung (Meiner Meinung nach gesehen).
Es werden nur die nötigen Vorkehrungen (z.B. die Unterkunft) getroffen und Mrs.Price gab bald darauf ihre Einwilligung.
Und somit war es beschlossene Sache, dass die kleine Miss Price auf Mansfield aufwachsen würde.

Mein Eindruck: Für mich scheinen die ersten vorgestellten Charakter klar definiert.
Sir Thomas: ein aufrichtiger, gerechter Mann
Lady Bertram: ziemlich gleichgültig
Mrs.Norris: ungerecht und in ihrer Art kommt sie mir wie eine alte, spießige Schachtel vor.
Zusammenfassend regt das 1.Kapitel zum Weiterlesen an.

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Derjenige, der zum erstenmal an Stelle eines Speeres ein Schimpfwort benutzte, war der Begründer der Zivilisation.
Sigmund Freud


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BeitragVerfasst: Samstag 30. Mai 2009, 20:29 
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Administrator und Captain a.D. of HMS Groupread
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Registriert: Mittwoch 9. April 2008, 15:07
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Irgendwie erinnert mich Mrs. Norris an Mr. Collins aus P&P. Nur dass bei Mrs. Norris der Geiz eine zentrale Rolle spielt. Scheinheilig sind sie aber beide, die Pfarrersfrau und der Pfarrer.


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BeitragVerfasst: Samstag 30. Mai 2009, 20:46 
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Emsige Missionarin für Jane Austen
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Registriert: Sonntag 15. Oktober 2006, 16:01
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Udo hat geschrieben:
Irgendwie erinnert mich Mrs. Norris an Mr. Collins aus P&P. Nur dass bei Mrs. Norris der Geiz eine zentrale Rolle spielt.
Und deshalb musste ich unweigerlich an das 2. Kapitel von S&S und Mrs. John Dashwood denken. :D

Diese Stelle hat mich irritiert: "Aber Mrs. Norris hatte viel Unternehmungsgeist, der ihr keine Ruhe ließ, bis sie Fanny einen langen und empörten Brief geschrieben hatte, um ihr die Torheit ihres Schrittes vor Augen zu führen..." Nun dachte ich tatsächlich, der Name Fanny sei ein Übertragungsfehler in meiner Übersetzung, aber im Original steht auch Fanny. An die 10-jährige Tochter von Mrs. Frances Price wird Mrs. Norris kaum geschrieben haben. Finde ich ja sehr irritierend, dass Frances Price hier als Fanny tituliert wird. :nixweiss:
Kommt Euch das denn nicht komisch vor? Selbst wenn es eine andere Form des Vornamens Frances sein sollte, finde ich das gleich im ersten Kapitel nicht so angebracht.

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"To read ist to translate, for no two person's experiences are the same."
(W. H. Auden)

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BeitragVerfasst: Samstag 30. Mai 2009, 21:37 
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Austenfan
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Registriert: Mittwoch 6. Mai 2009, 09:30
Beiträge: 35
Udo hat geschrieben:
Irgendwie erinnert mich Mrs. Norris an Mr. Collins aus P&P. Nur dass bei Mrs. Norris der Geiz eine zentrale Rolle spielt. Scheinheilig sind sie aber beide, die Pfarrersfrau und der Pfarrer.


Amadea hat geschrieben:
Und deshalb musste ich unweigerlich an das 2. Kapitel von S&S und Mrs. John Dashwood denken. :D ...


Irgendwie verwendet Jane Austen so eine Art von Charakter in jedes ihrer Bücher.

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Derjenige, der zum erstenmal an Stelle eines Speeres ein Schimpfwort benutzte, war der Begründer der Zivilisation.
Sigmund Freud


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BeitragVerfasst: Sonntag 31. Mai 2009, 06:47 
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Ja, mit Pfarrern steht JA zumindest literarisch auf Kriegsfuss. :wink: Mrs Norris finde ich allerdings um einiges ausgefeilter und vielschichtiger als Mr Collins - wahrscheinlich weil ihr eine viel größere Rolle innerhalb des Buches zukommt.

Amadea hat geschrieben:
Finde ich ja sehr irritierend, dass Frances Price hier als Fanny tituliert wird. :nixweiss:
Kommt Euch das denn nicht komisch vor? Selbst wenn es eine andere Form des Vornamens Frances sein sollte, finde ich das gleich im ersten Kapitel nicht so angebracht.


Fanny ist eine ganz übliche Abkürzung für Frances, und da die beiden Schwestern sind ist so eine familiäre Anrede schon passend (JAs Bruder Francis wird ja in Familienkorrespondenz auch immer "Frank" genannt). Möglich wäre auch, schon hier an passender Stelle deutlich zu machen, dass Mutter und Tochter denselben Namen haben - meiner Meinung nach spielt Mrs Norris' Instrumentalisierung von Fanny junior als "Sündenbock" für ihre Mutter/Mrs Norris' Schwester nämlich auch eine ganz entscheidende Rolle in ihrem späteren Verhalten ihr gegenüber.


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BeitragVerfasst: Sonntag 31. Mai 2009, 09:07 
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Austenfrischling

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Mich irritiert der Kinderreichtum der Prices wenn sie doch so wenig zur Verfügung hatten.
Dagegen kann anscheinend Mrs. Norris dafür Sorgen keine Kinder zu haben. Gab's da Trick auf die Frauen zurückgreifen konnten oder war das nur Zufall? Ich meine rausgelesen zu haben, dass Mrs. Norris absichtlich keine Kinder wollte, da sie sonst nicht Sparen konnte oder ihr zu wenig Geld blieb?

Was ich noch faszinierend finde ist der Einsatz den Mrs. Norris zeigt, doch irgendwie doch nicht gewillt ist, etwas für Fanny zu tun. Eine sehr seltsame Person, die sich höchstwahrscheinlich rühmt so viel getan zu haben, obwohl nichts dahinter steckt. Große Worte ohne Taten....ich denke ihr ist sehr fad...

liebe Grüsse Rosie


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BeitragVerfasst: Sonntag 31. Mai 2009, 09:51 
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Administrator und Captain a.D. of HMS Groupread
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zu Mrs. Norris (mal sehen, ob das mit den Überschriften praktikabel ist...)

Amadea hat geschrieben:
Und deshalb musste ich unweigerlich an das 2. Kapitel von S&S und Mrs. John Dashwood denken. :D


Stimmt: Mrs. John Dashwood ist noch viel passender als Mr. Collins! Auf die bin ich gar nicht gekommen. Es sieht ja fast so aus, als sei Mrs. Norris auf Mansfield Park die dominierende Figur, die alles mehr oder weniger bestimmt oder zu bestimmen versucht.
Es gibt offenbar den Verdacht, dass JA als Vorbild für Mrs. Norris ihre Schwägerin Mary genommen hat: Die soll auch herrschsüchtig und geizig gewesen sein - und JA mochte sie nicht besonders...

@Rosie: Ich hab beim Lesen gedacht, dass Mrs. Norris einfach keine Kinder bekommen hat. Dass sie aus Geiz keine haben wollte, glaube ich eigentlich nicht. Aber wer weiß?


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BeitragVerfasst: Sonntag 31. Mai 2009, 11:28 
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Emsige Missionarin für Jane Austen
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Julia hat geschrieben:
Möglich wäre auch, schon hier an passender Stelle deutlich zu machen, dass Mutter und Tochter denselben Namen haben - meiner Meinung nach spielt Mrs Norris' Instrumentalisierung von Fanny junior als "Sündenbock" für ihre Mutter/Mrs Norris' Schwester nämlich auch eine ganz entscheidende Rolle in ihrem späteren Verhalten ihr gegenüber.
Okay, dann macht es bereits an dieser frühen Stelle natürlich Sinn. Bloß als Erstleserin war ich etwas verwirrt.

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BeitragVerfasst: Sonntag 31. Mai 2009, 14:29 
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Austenbegeistert
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Julia hat geschrieben:
Er ist ja kein grundweg schlechter Mensch, nur weil er meiner Meinung nach in Bezug auf die Adoption äußerst doppelzüngig argumentiert. :wink:


Fanny soll doch aber nicht adoptiert werden, sie soll doch lediglich eine Gefährtin ihrer Cousinen werden und dabei eine Ausbildung erhalten um ihre Chancen in der Zukunft zu verbessern. Eine Adoption würde aber bedeuten, dass sie in Allem ihren Cousins und Cousinen gleichgestellt wäre, einschliesslich einer beträchlichen Mitgift, was natürlich den Anteil der Anderen beträchtlich reduzieren würde. Das wäre Sir Thomas und auch gerade Mrs. Norris nie in den Sinn gekommen! Die Vorteile, die Fanny in Mansfield Park geniessen wird, sind selbst in der untergeordneten Stellung in der sie aufgenommen wird, so groß, dass sie sich bei einem späteren Besuch nur mehr schwer in ihr Elternhaus einlebt. Einmal ganz abgesehen von der Chance, die sich ergeben wird und die sich in Portsmouth, im Milieu der meist gescheiterten Offiziere auf Halbsold und zivilen Angestellten der Marine, nie ergeben würde. Aber ich will nicht weiter vorgreifen. Jedenfalls wäre es schlecht, wenn Fanny als Teenager daran gewöhnt würde auf großem Fuß zu leben um dann mit 21, oder wann auch immer, ohne einen Penny auf der Strasse zu stehen. Aber Tante Norris wird auf ihre eigene Art schon dafür sorgen, dass Fanny weiß woran sie. So wie ich Sir Thomas aus der Beschreibung einschätze, wäre er nicht so krass gewesen, aber er lässt Mrs. Norris gewähren...

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Grüsse, Armin

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BeitragVerfasst: Sonntag 31. Mai 2009, 14:31 
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Austenbegeistert
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Das mit dem Namen wäre mir überhaupt nicht aufgefallen.
In Wien ist die Abkürzung Fanny für Stephanie gängig. Früher eher heute würde man Steffi sagen.
Aber ich finde es sehr interessant und auch ein wenig suptil, dass in allen JA Romanen sich einige Charaktere immer wieder in anderen Personen wiederspiegeln. Ich vermute sie hatte da einige ihrer eigenen Menschen aus ihren Bekanntenkreis in ihre Bücher miteinfließen lassen.

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" Fröhlich sein, Gutes tun und die Spatzen pfeifen lassen."
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BeitragVerfasst: Sonntag 31. Mai 2009, 18:42 
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@Armin: Stimmt es ist keine richtige Adoption, ich habe es nur der Kürze halber so bezeichnet. Aber da fällt mir erst recht auf, dass ...

Armin hat geschrieben:
Die Vorteile, die Fanny in Mansfield Park geniessen wird, sind selbst in der untergeordneten Stellung in der sie aufgenommen wird, so groß, dass sie sich bei einem späteren Besuch nur mehr schwer in ihr Elternhaus einlebt. Einmal ganz abgesehen von der Chance, die sich ergeben wird und die sich in Portsmouth (...) nie ergeben würde. Aber ich will nicht weiter vorgreifen. Jedenfalls wäre es schlecht, wenn Fanny als Teenager daran gewöhnt würde auf großem Fuß zu leben um dann mit 21, oder wann auch immer, ohne einen Penny auf der Strasse zu stehen.


... diese "Hilfe" von den Bertrams genau dieses Dilemma heraufbeschwört. Fanny wird ihrer Familie entrissen, bekommt aber dafür keine neue, da schon bevor sie überhaupt ankommt beschlossen wird, genau auf die unterschiedliche Behandlung zu achten. Von Zuneigung und menschlicher Wärme spürt man nichts, die Hilfe beschränkt sich lediglich aufs Materielle, was angesichts der heimischen Verhältnisse auf den ersten Blick eine gute Sache ist. Aber eben nur auf den ersten.
Eine wirkliche Adoption würde Fanny Rechte und vorallem Sicherheiten geben, die sie später schmerzhaft vermissen wird. So wird sie nur "geduldet" sein, sich alles erkämpfen müssen, sich auf nichts ausruhen oder verlassen können.


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BeitragVerfasst: Sonntag 31. Mai 2009, 22:56 
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Administrator und Captain a.D. of HMS Groupread
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zu Fannys Aufnahme in Mansfield Park

Julia hat geschrieben:
@Armin: Stimmt es ist keine richtige Adoption, ich habe es nur der Kürze halber so bezeichnet. Aber da fällt mir erst recht auf, dass ...
... diese "Hilfe" von den Bertrams genau dieses Dilemma heraufbeschwört. Fanny wird ihrer Familie entrissen, bekommt aber dafür keine neue, da schon bevor sie überhaupt ankommt beschlossen wird, genau auf die unterschiedliche Behandlung zu achten. Von Zuneigung und menschlicher Wärme spürt man nichts, die Hilfe beschränkt sich lediglich aufs Materielle, was angesichts der heimischen Verhältnisse auf den ersten Blick eine gute Sache ist. Aber eben nur auf den ersten.
Eine wirkliche Adoption würde Fanny Rechte und vorallem Sicherheiten geben, die sie später schmerzhaft vermissen wird. So wird sie nur "geduldet" sein, sich alles erkämpfen müssen, sich auf nichts ausruhen oder verlassen können.


Nach heutigen Maßstäben ist der Vorgang natürlich fast unvorstellbar: Da wird ein Kind einfach aus der Familie rausgerissen ohne Rücksicht auf seine Gefühle. Es geht keine Sekunde um Zuneigung, sondern ganz allein um materielle Sicherheit. Doch damals war das so abwegig offenbar nicht. Hat nicht die Familie Austen den kranken George, Janes Bruder, ohne weiteres in eine Pflegefamilie gegeben? Und ließ sich nicht Janes Bruder Edward von der reichen Familie Knight adoptieren? Ein Kind wegzugeben, scheint damals nicht soo das Drama gewesen zu sein (für die Kinder selbstverständlich wohl, das werden wir bei Fanny ja noch sehen). Es ist deshalb ja auch so, dass Mrs. Price das Angebot, Fanny aufzunehmen, "dankbarst" annimmt - und sich nur wundert, dass man sich auf Mansfield nicht für einen ihrer Jungs entschieden hat. Also auch wenn ich das heute nicht nachvollziehen kann: Die Absicht von Sir Thomas, Fanny nach Mansfield zu holen und in die Obhut von Mrs. Norris zu geben, war durchaus gut und hilfreich. Komplikationen entstehen erst, weil Fanny eben nicht zu Mrs. Norris kommt und weil diese sich so böse dem Kind gegenüber verhält. Eine echte Adoption stand nie zur Debatte - und war eigentlich auch nicht zu erwarten, weil das des Guten doch etwas zu viel gewesen wäre.


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