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BeitragVerfasst: Dienstag 7. März 2006, 11:01 
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Toll, dass endlich mal jemand versteht, was ich meine. :ja:Fühlte mich schon so missverstanden. :nein:

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Verfasst: Dienstag 7. März 2006, 11:01 


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BeitragVerfasst: Dienstag 7. März 2006, 11:31 
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:ja: :ja: :ja:


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BeitragVerfasst: Dienstag 7. März 2006, 15:12 
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julemaus hat geschrieben:
... Er ist eben in diesem Moment arrogant, weil er sich den anderen überlegen fühlt und das auch zeigt ... Hier zeigt er sich anders und deshalb würde ich sagen, dass er auf Fremde eben eher arrogant wirkt als auf Menschen, die ihn kennen. Und ... auf dem Ball fühlt er sich angesichts der einfacheren Leute und deren Benehmen überlegen und zeigt das auch deutlich.


Wobei ich der Meinung bin, Mr. Dacy ist nicht "hier so" und "dort anders"... Seine sarkastische(?) Antwort auf die von Sir Lucas vorgebrachte Platitüde über die zivilisierte Gesellschaft, die sich über das Tanzen definiere, würde er genauso auch im Salon zu Mr. Bingley vortragen (was er ja auch tut, wenn man mal die intellektuellen "Kabbeleien" der beiden Freunde in Netherfield - beim Besuch Elizabeth' während der Erkrankung Janes - oder den Wortwechsel über das Tanzen auf dem Ball in Meryton zwischen ihm und Mr. Bingley betrachtet... oder sein "Gespräch" mit der intellektuell minderbemittelten Mrs. Bennet in Netherfield) ...

Also, er ist hier wie dort der gleiche, verhält sich unverstellt identisch (oder zumindest ähnlich) in allen Situationen, in denen wir ihn im Buch sehen... Doch im Salon zu Netherfield unter seinen Bekannten und Freunden werden sein Verhalten und seine Worte anders aufgenommen als von den mit seiner gleichzeitig überlegenen und zurückhaltenden Art nicht vertrauten Einwohnern von Meryton und Umgebung (mal Elizabeth außen vor gelassen, die ihn ja bei beiden Gelegenheiten als gleich verächtlich betrachtet)...

Mr. Darcy hat eine gewisse intellektuelle Schärfe... und der Stolz auf seine (erworbenen) überlegenen Eigenschaften (Charakter und Verstand) und seine (ererbte) hohe gesellschaftliche Stellung wird ja auch von Leuten wie Miss Mary Bennet (siehe ihr durchaus zutreffendes Bonmot über den Unterschied zwischen "Stolz" und "Eitelkeit" in den ersten Kapiteln), von Jane Bnenet, ich glaube in einem Gespräch mit Elizabeth, als sie diese darauf hinweist, dass Mr. Darcy durchaus ein gewisses Maß an Stolz wohl ansteht (Elizabeth antwortet darauf mit ihrem Statement, dass sie ihm durchaus seinen Stolz nachsehen könnte, wenn er den ihren nicht gekränkt hätte) und anderen anerkannt und nicht als "schlechter Charakterzug" verurteilt...

In der Diskussion über die "schlechten Eigenschaften" Mr. Darcys in Netherfield ("Lassen sie uns eine Runde im Zimmer machen, das ist so erfrischend.") versucht Elizabeth ihm indirekt "Stolz" und "Eitelkeit" (pride and vanity) unterzuschieben. Worauf er die mittelbare Unterstellung, er hätte Vanity, zurückweist, jedoch den Stolz bei einer Person mit einem gutausgebildeten "mind" unter "good regulation" stehend hält... also, dass Stolz in gewissem Maße keine "zu verdammende Eigenschaft" sondern durchaus angebracht und akzeptabel sei...

Ich meine, wir reden bei den ihm vorgeworfenen "Vergehen" über "einen Mangel an Höflichkeit und entgegenkommendes Verhalten" und nicht über "Arroganz"...

Ich hab beim letzten Groupread vor einem Jahr mal den Versuch gemacht, den Roman mit der Ausgangshypothese, Mr. Darcy hätte einen makellosen Charakter und verhielte sich formal anständig, zu lesen... Und ich kann nur jedem empfehlen, es einmal genauso zu machen... Man kommt zu einigen interessanten Erkenntnissen :wink: ... Wenn man beispielsweise die Frage der ihm angelasteten "Unhöflichkeit" einmal demgemäß "voreingenommen" betrachtet, relativiert sich seine angebliche "Arroganz" beinahe augenblicklich und unmerklich schon in den ersten Kapiteln des Romans (siehe z.B. die Bewertung des "unhöflichen Schneidens" der ihm nicht vorgestellten Mrs. Long auf dem Merytoner Ball und die nachträgliche Reaktion der Merytoner "öffentlichen Meinung" darauf in den damaligen Groupreadpostings im Archiv)...

Dass er sich den Merytonern wirklich überlegen fühlt, ist so eine Vermutung, die meiner Meinung nach genau so nicht zutrifft. Er fühlt sich unwohl, er ist unsicher, er weiß nicht, wie er sich verhalten soll. Das ist kein Zeichen von gefühlter oder echter Überlegenheit... Eher des Gegenteils... Und als Puffer schafft er um sich eine Aura aus Arroganz und Unnahbarkeit... Das ist eine Kompensation seiner Unsicherheit gegenüber ihm Fremden...

Um wieder auf den gegenwärtigen Groupread und nach Pemberley und Longbourn zu kommen: Seine Schwester Georgiana leidet übrigens unter ähnlichen Beklemmungen wie er, wie man in der Vorstellungsrunde in Lambton und anläßlich ihres Empfangs für Elizabeth und Mrs. Gardiner auf Pemberley erfährt. Sie ist noch viel unsicherer als ihr Bruder, was wohl mit ihrer noch nicht abgeschlossenen Ausbildung und ihrem Mangel an gesellschaftlichen Schliff und Welterfahrung liegen könnte. Zumindest aber fehlen Mr. Darcy, der sich zwar ähnlich gehemmt fühlt wie seine Schwester, nicht die Worte, wenn er in ein Gespräch verwickelt wird...

Ich bin jetzt in Longbourn und schau mir an, wie die Bennets die Krise zu meistern versuchen... Der 2. Brief Mr. Gardiners ist eingegangen und das Schlimmste - zumindest für Lydia - scheint überstanden... Mrs. Bennet schmiedet Pläne für die Beschaffung der Brautkleider und die Ausstattung der Hochzeitsfeier... :rolleyes:

Bruki

PS: Uff, das ist aber lang geworden... :eek:

PPS: "Sparring" ist, denk ich, das Üben von Zweikämpfen bei Boxen... eine Art "Scheinkampf"...

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BeitragVerfasst: Dienstag 7. März 2006, 16:39 
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@ Bruki: Ich denke schon, dass Darcy sich gegenüber Fremden anders verhält, was auch verständlich ist, ich verhalte mich auch nicht immer gleich. Er selbst sagt ja zu Lizzy: " I am ill qualified to recommend myself to strangers".

Aber nun sollten wir uns wirklich Lydia und ihrer Hochzeit widmen :D


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BeitragVerfasst: Dienstag 7. März 2006, 16:59 
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Hallo Bruki,
werde mal zu deiner Meinung Stellung nehmen:
Ich meinte doch gar nicht, dass Mr. darcy einmal so und einmal völlig anders ist, aber ich muss schon bemerken, dass ich in seinem Verhalten eine Tendenz dahingehend sehe, dass er Freunde oder Verwandte mit deutlich mehr Geduld behandelt als Fremde. Natürlich sind wir zu Leuten, die uns nahestehen immer etwas netter als zu Fremden, vor allem wenn die Fremden uns auf den Senkel gehen, aber dennoch ist eine so sarkastische Bemerkung gegenüber einem Mann, den er kaum kennt und der nur höfliche Konversation machen will, echt nicht angebracht.
Soweit ich weiß, war es Charlotte Lucas, die ihm seinen Stolz zuerkennt aufgrund seiner Stellung, aber okay, das nur am Rande.
Ich denke nicht, dass Mr. darcy ein so starkes Recht auf Stolz hat, wie er selbst glaubt. Er verletzt den Stolz anderer, was einfach nicht fair ist. Gerade ein stolzer Mensch müsste wissen, dass es nicht schön ist von einem anderen verabgesetzt zu werden, aber genau das macht er mit Elisabeth durch seinen Kommentar bei Assembly. Ich will nicht immer auf dieser Stelle rumtrappeln, aber das ist für mich nicht das Verhalten eines Mannes, der seinen Stolz unter Kontrolle hat. Da ist nicht nur gesunder Stolz, sondern auch Überheblichkeit und Arroganz. Und ich finde es geradezu köstlich, wie Jane Austen Mr. Darcy mit seiner eigenen Bemerkung karikiert. Er spricht davon, dass Stolz von einem überlegenen Verstand kontrolliert werden könnte und ist doch selbst nicht in der Lage seinen Stolz auf ein gesundes Maß zu reduzieren. Auch diese Aussage, dass ein überlegener Verstand Stolz kontollieren kann, hat ja schon was überhebliches an sich. Schließlich sagt et damit indirekt, dass sein Verstand überlegen ist und er deshalb seinen Stolz unter Kontolle. Überlegen gegenüber wem? Gegenüber seiner Gesprächspartnerin?
Wenn ja, wäre das eine Herabsetzung Lizzies oder? Ich denke, nicht, dass es so gemeint war, aber ich denke, er meint schon, dass er vom Verstand her dem Großteil seiner Mitmenschen überlegen ist. Eine behauptung, der ich nicht widersprechen würde, die ich aber als arrogant empfinde.
Okay, ich sehe, ich gebe wieder nur Meinungen wieder ohne Belege. Also ich sehe es als Zeichen von Überheblichkeit an, dass Darcy Elisabeth erst nicht heiraten will wegen dem Benehmen und der niedrigeren gesellschaftlichen Stellung ihrer Familie, vor allem, wenn man bedenkt, dass das Benehmen seiner eigenen Tante kaum besset ist.
Auch die unnötige Bemerkung auf Netherfield, dass die Bennet-Mädchen mit solchen Verwandten kaum gut heiraten können, zeigt, dass er Überhablichkeit empfindet.
Das ist auch eine Bemerkung, die man nicht mit seiner Unsicherheit erklären kann. Ja, sie ist wahr, aber muss er das laut sagen. Schließlich weiß auch Bingley, dass Cheapside nicht unbedingt der geachtetste Teil London ist.
Ich will Darcy keineswegs auf eine Stufe mit Miss Bingley stellen, aber eine gewisse Arroganz spiegelt sich für mich in seinem Verhalten schon wieder.
Klar, man kann auch sagen, dass Mr. Darcy unsicher in Gesellschaft war und ich gestehe ihm dies bis zu einem bestimmten Grad zu. Er ist nicht jemand, der leicht SmallTalk führen kann, er ist eher ruhig und reserviert. Aber ich denke allein damit kann man sein Verhalten nicht erklären. Seine Bemerkung zu Bingley über Elisabeth hätte er nicht machen müssen genauso wenig wie die Bemerkung zum Tanzen gegenüber Sir William Lucas. Ich denke, Darcy sieht, dass er nicht talentiert ist, auf Menschen zuzugehen, aber er sieht für sich auch nicht die Notwendigkeit das zu tun. Anstatt an seinen Fehlern zu arbeiten zieht er sich zurück, weil er denkt, dass für ihn die Meinung dieser Menschen nicht entscheidend ist. Es ist ihm egal, ob er menschen vor den Kopf stößt und das ist für mich schon wieder ein Zeichen einer gewissen Arroganz.
Und auf Pemberley sehen wir ja, dass er dazu fähig ist, aus sich herauszugehen und höflich und freundlich gegenüber Fremden zu sein. Das kann man zwar einerseits damit erklären, dass er sich auf seinem eigenen Grundstück befindet, aber andererseits denke ich, liegt es auch daran, dass er sich dieses Mal Mühe gibt, während er sich in Hertfordshire einfach keine Mühe gegeben hat. Und ich finde, es ist nicht grade positiv, wenn jemand sich absolut keine Mühe gibt halbwegs freundlich auf seine Mitmenschen zu wirken. Und dabei geht es nicht darum, dass ich aus Darcy einen Sonnenschein- Alles ist toll- Menschen machen will oder so? Aber sein verhalten im ersten Teil des Romans ist und bleibt nun mal grob unhöflich.
Ich habe Mr. darcy immer gestattet, dass er einen guten Charakter hat, aber wenn man schon davon ausgeht, dass jemand einen makellosen Charakter besitzt, kann man meines Erachtens nur falsch liegen, denn wie uns Mr. darcy selbst sagt, ist das für niemanden möglich. :wink:
So, das war jetzt eher lang, aber naja, musste halt mir leben, nicht? Hoffe, es ist einigermaßen verständlich.
Gruß,

Becci

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BeitragVerfasst: Dienstag 7. März 2006, 21:25 
Becci hat geschrieben:
Gute Frage, Hazel. Also ich denke, Arroganz ist, wenn man eine Einstellung hat, die andere herabsetzt und sich über sie stellt....Ich würde es so erklären, dass er in diesem Augenblick arrogant ist, dass er sich in diesem Moment über andere stellt, dass das aber nicht heißt, dass er das an anderer Stelle gegenüber anderen Menschen genauso machen würde. Kommt das jetzt verständlicher rüber? :/

Ja, jetzt weiß ich auch, was du meinst. Er macht eine arrogante Bemerkung, und in diesem Augenblick ist er arrogant.

Aber ich kann auch Bruki verstehen. Wenn Darcy das Benehmen anderer nicht angemessen findet (z.B. Mrs Bennet) und sich davon distanziert, finde ich das nicht arrogant. Er muss sich ja auch selbst schützen.


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BeitragVerfasst: Dienstag 7. März 2006, 22:15 
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Hazel hat geschrieben:
Aber ich kann auch Bruki verstehen. Wenn Darcy das Benehmen anderer nicht angemessen findet (z.B. Mrs Bennet) und sich davon distanziert, finde ich das nicht arrogant. Er muss sich ja auch selbst schützen.

Ja, klar, aber ich denke, dass er manchmal auch an Stellen, wo es absolut nicht nötig ist, seine höhere Stellung heraushängen lässt. Das beste Beispiel dafür ist meiner Meinung nach sein Heiratsantrag. Wer ist denn schon so unhöflich und bindet der Frau, die er liebt, auf die Nase, dass er ihre Familie eigentlich ganz scheiße findet? Das ist einfach nicht die feine englische Art!
Aber naja, da sind wir ja lange vorbei, also auf zu schöneren Dingen, er kommt ja bald zurück, um erneut um die Hand seiner Liebsten anzuhalten und diesmal mit wirklich süßen Worten. :love:

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BeitragVerfasst: Donnerstag 9. März 2006, 09:07 
Becci hat geschrieben:
Ja, klar, aber ich denke, dass er manchmal auch an Stellen, wo es absolut nicht nötig ist, seine höhere Stellung heraushängen lässt. Das beste Beispiel dafür ist meiner Meinung nach sein Heiratsantrag. Wer ist denn schon so unhöflich und bindet der Frau, die er liebt, auf die Nase, dass er ihre Familie eigentlich ganz scheiße findet? Das ist einfach nicht die feine englische Art!

Ich beziehe mich auf: höhere Stellung heraushängen lässt
Ja das stimmt schon. Aber man kann es doch auch so sehen: das ist eine Situation, wo seine Selbstbekenntnisse unpassend sind. Das zeigt eine gewisse Unreife Darcy´s im Umgang mit Mitmenschen. Er öffnet sich der Frau, die er beginnt zu lieben, und er ist unsicher im Umgang mit ihr.

Das ist mir dazu noch eingefallen :wink:.
Freuen wir uns also auf den zweiten Heiratsantrag.
Viele Grüße, Hazel


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BeitragVerfasst: Donnerstag 9. März 2006, 11:03 
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julemaus hat geschrieben:
@ Bruki: Ich denke schon, dass Darcy sich gegenüber Fremden anders verhält, was auch verständlich ist, ich verhalte mich auch nicht immer gleich. Er selbst sagt ja zu Lizzy: " I am ill qualified to recommend myself to strangers".

Aber nun sollten wir uns wirklich Lydia und ihrer Hochzeit widmen :D


... schon klar, ich meinte auch eher seine Ansprachen sind sich sehr ähnlich, er redet immer gleich... In dem Sinne... Ja, und bei Fremden ist er gehemmt und unsicher...

Bruki

PS: Ich bin gestern (war abwesend) reichlich weiter gekommen über Lydias Hochzeit hinaus (hab aber aus logistischen Gründen auf die deutsche Fassung ausweichen müssen)... und gelesen wie Mr. Darcy sich im Salon zu Longbourn benimmt und wie sich Elizabeth darüber wundert, wie unterschiedlich er sich gegenüber den Gardiners benimmt und gegenüber ihrer Mutter (Elizabeth äußert auch einen Verdacht, warum das so sein könnte)...

Mr. Darcy stellt sich schon "unterschiedlich" dar, das hat aber ein Muster: Er schränkt sich bei unbebildeten unangenehmen Leuten wie Mrs. Bennet ein, bei freundlichen, aber dummen wie Sir Lucas reagiert er ein wenig sarkastisch ohne direkt beleidigend zu sein, und geht "aus sich heraus" bei so angehmen Gesprächstpartnern wie den Gardiners...

(Eigentlich können wir ihn ab jetzt auch einfach "Darcy" nennen, wie Elizabeth/Jane Austen es tut...)

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BeitragVerfasst: Donnerstag 9. März 2006, 11:12 
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... Ich frag mich gerade, wie Lady de Bourgh von der bevorstehenden Vermählung Elizabeth mit Darcy erfahren hat?!

Scheinbar über Mr. Collins, und der soll es von den Lucasses erfahren haben, aber woher wussten die es, wo doch in Meryton außer Elizabeth keiner was weiß? Ich hoffe, ich bekomme noch ein paar Hinweise diesbezüglich aus Mr. Collins Brief an Mr. Bennet...

Meine These ist: Mr. Darcy macht schon in London und Pemberley die Runde bezüglich Hochzeitsvorbereitung und das schlägt natürlich Wellen bei den Verwandten und Bekannten... Evtl. schrieb Miss Darcy an ihre Tante? Oder Bingley machte eine Anmerkung (oder evtl. gab es ein Gespräch der beiden Freunde über diese Angelegenheit auf Netherfield?), dessen Inhalt per "Dienerpost" nach Lucas Lodge und von dort nach Rosings wanderte?

Bruki

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BeitragVerfasst: Donnerstag 9. März 2006, 11:38 
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Bruki, du bist ja schon ganz schön weit.
Ich bin derzeit bei Kapitel 49 fertig.
Da erfahren wir von Jane Austen, dass Elisabeth leichter war als Jane. Das habe ich bisher noch net so bewusst wahrgenommen. Das bestätigt die von irgendjemand mal geäußerte These, dass Jane die beleibtere der beiden Bennet-Schwestern war.
Und wir erfahren davor, dass die arme Elisabeth mit Liebeskummer zu kämpfen hat. Jedenfalls weiß sie jetzt für wen ihr Herz schlägt und kann nicht schlafen, die Arme. :tear:
Eigentlich schade, dass wir nicht mehr erfahren, obwohl ich es bewundere, wie Jane Austen es mit wenig Worten schafft, dass man genau weiß, wie Elisabeth sich fühlt. Das ist echt bewundernswert!
Naja, soviel dazu, ich werde mal gucken, dass ich bald mal weiterlese.
Wie Lady Catherine de Bourgh von Lizzie und Darcy erfahren hat, ist auch ein Frage, die mich interessieren würde. Wenn da jemand weitere Ideen zu hat oder Näheres herausfindet, her damit!

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BeitragVerfasst: Donnerstag 9. März 2006, 11:41 
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Bin ein bißchen hinterher wie ich sehe :P , aber eine Stelle würde ich noch gerne rausstreichen, weil ich grade Jane Eyre lese. Nämlich Kap. 47, als Mary zu Elisabeth sagt: "Das ist eine äußerst unglückliche Sache, und es wird wahrscheinlich viel darüber geredet werden. Aber wir müssen die Flut der Bosheit eindämmen und in unsere verletzten Herzen einander den Balsam schwesterlicher Tröstung gießen."

Das hätte doch glatt aus Brontes Roman stammen können, oder? :wink: So schön Metaphern beladen... :lach:
Kein Wunder das Charlotte Bronte Jane Austen nicht mochte, die zweitere hat sich ja quasi schon vorher über die erstere lustig gemacht! :lach:

@Bruki
Gute Frage wie das die Lukasens erfahren haben, fällt mir jetzt momentan auch nicht ein....muß gleich mal nachlesen!

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Anscheinend lebe ich in einem Zustand tiefer Hypnose, und jedes Mal, wenn ich eine Postkarte abschicke, könnte ich Euphorie als Absender angeben.....Helene Hanff


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BeitragVerfasst: Donnerstag 9. März 2006, 12:17 
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Bruki hat geschrieben:
... Ich frag mich gerade, wie Lady de Bourgh von der bevorstehenden Vermählung Elizabeth mit Darcy erfahren hat?!

(...)

Meine These ist: Mr. Darcy macht schon in London und Pemberley die Runde bezüglich Hochzeitsvorbereitung und das schlägt natürlich Wellen bei den Verwandten und Bekannten... Evtl. schrieb Miss Darcy an ihre Tante?


:lach: gute idee! da könntest du glatt ne fanfiction draus machen.
(dass ich diese these für mehr als unwahrscheinlich halte schreibe ich mal nicht, denn ich nehme an, du testest lediglich die grenzen unseres ironieverständnisses. :wink:)

naja, charlotte lucas hat doch schon bei lizzys besuch dort mitbekommen, dass was "läuft" zwischen lizzy und darcy. und wenn sie von jane's verlobung hören, liegt ja auch die idee nahe, dass ihre schwester nun seinen engsten freund heiratet. (das deutet mr collins ja auch in seinem brief an) ... zumindest naheliegend für leute, die sich für alles interessieren, was sie eigentlich nichts angeht. :wink:


Zuletzt geändert von Julia am Donnerstag 9. März 2006, 15:03, insgesamt 1-mal geändert.

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BeitragVerfasst: Donnerstag 9. März 2006, 13:22 
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Julia hat geschrieben:
:lach: gute idee! da könntest du glatt ne fanfiction draus machen.

Ich wage zu bezweifeln, dass Bruki das machen würde, obwohl es sicher interessant wäre zu lesen. Aber ich sollte mich mit solchen Ermunterungen zurückhalten, sonst ist es noch meine Schuld, wenn er deswegen nicht mehr zum Essen oder Schlafen kommt. :wink:
Irgendwo in einer Fanfiction warnt Miss Bingley Lady Catherine. Das wäre zumindest auch eine Möglichkeit, aber ich halte anderes für wahrscheinlicher. Wie gesagt, die Lucases sind wohl die wahrscheinlichste Möglichkeit, obwohl ich mich immer frage, wie die darauf kommen. Aber Sir William spricht ja auch schon von Janes Hochzeit, als in dieser Richtung noch alles offen ist, deshalb wäre es ihnen schon zuzutrauen da was erwähnt zu haben.

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BeitragVerfasst: Freitag 10. März 2006, 08:58 
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Claudia hat geschrieben:
...als Mary zu Elisabeth sagt: "... Aber wir müssen die Flut der Bosheit eindämmen und in unsere verletzten Herzen einander den Balsam schwesterlicher Tröstung gießen."
Das hätte doch glatt aus Brontes Roman stammen können, oder? :wink: So schön Metaphern beladen... :lach: ...


Das könnte vielleicht Julia beantworten. Ich bin sicher in der kommentierten P&P-Ausgabe steht da was dazu :wink: ... Soweit ich mich erinnere, geht es um einen Roman Fanny Burneys(?)... oder war's aus "Sir Grandison"? Egal, Jane Austen mochte sie Autorin jedenfalls... und Familienzusammenhänge gingen ihr über alles...

Wie so oft in ihren Romanen schlägt Jane Austen einen "hakigen Winkelzug", indem sie kluge Sätze in den Mund eines ihrer eher lächerlichen Nebencharaktere legt...

Bruki

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BeitragVerfasst: Freitag 10. März 2006, 09:02 
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Ich finde den Satz jetzt net so klug: Ist doch klar, dass man in einer solchen Situation als Schwestern zusammenhalten muss, oder?
Ich hätte daher eher gedacht, dass Austen die Autorin lächerlich machen will, aber vielleicht gibt uns ja die kommentierte Ausgabe eine Antwort.
Also, Julia, schieß los! Was schreibt der Kommentar zu diesem Zitat?

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BeitragVerfasst: Freitag 10. März 2006, 09:10 
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Becci hat geschrieben:
...Da erfahren wir von Jane Austen, dass Elisabeth leichter war als Jane. Das habe ich bisher noch net so bewusst wahrgenommen. Das bestätigt die von irgendjemand mal geäußerte These, dass Jane die beleibtere der beiden Bennet-Schwestern war. ...


Und nicht nur das, Becci! Wir erfahren hier auch, dass Elizabeth eine "Joggerin" ist und Jane eher eine "Couch potato"... Nämlich als die beiden - übrigens sehr unladylike - zu ihrem Vater rennen, nachdem sie von Mrs. Hill erfahren hatten, dass ein Expressbrief aus London angekommen ist...

Elizabeth - besser in Form - kommt eher an und ist weniger außer Atem als ihre schwerere Schwester... Andrew Davies verwendete diese Information im Film zur Charakterisierung seienr Heldin und ließ Jennifer Ehles Elizabeth bei ihren Spaziergängen joggen, wenn sie sich unbeobachtet fühlte... Davies profunden und intime Kenntnisse des Romans zeigen sich u.a. auch darin, denn es ist die einzige Stelle im Buch, an der Jane Austen andeutet, dass ihre Elizabeth gerne "herumrannte"...

Bruki

PS: Ich bin mir sicher, dass irgendein Schreiberling schon mal einen P&P-Roman aus der Sicht Mr. Darcys verfasst hat... Jedenfalls wäre ich sehr überrascht, würde mir jemand versichern, es sei nicht so... :wink: :lach:

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Natürlich gibt es schon genug Romane/Fanfictions aus Sich Mr. Darcys. Irgendeine ist sogar auf meinem Compi, aber noch ungelesen. Vielleicht erschließt sich mir danach ja der wahre Charakter Mr. Darcys. :wink:
Aber dennoch jede Story ist doch anders, weil auch jeder Autor anders ist. Und ich lese immer wieder gerne was Neues, auch wenn es eigentlich diesselbe Geschichte ist. Es gibt schließlich immer noch Sachen, die uns Austen nicht ezählt und da sind der Fantasie junger Schreiber keine oder zumindest kaum Grenzen gesetzt, diese Lücken auszufüllen.
Und stimmt, da hat Andrew Davies das Buch sehr genau studiert. steht da nicht auch noch was, dass Lizzie geübter war oder so. Jetzt wo du es sagst, denke ich, ich habe da etwas in dieser Art gelesen.

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Julia hat geschrieben:
... dass ich diese these für mehr als unwahrscheinlich halte schreibe ich mal nicht, denn ich nehme an, du testest lediglich die grenzen unseres ironieverständnisses. :wink: ...


... Ich weiß nicht, wovon Du redest! ...was ist ironieverständnis? Kenne ich nicht und hatte ich nie... :eek: :wink: :lach:

Julia hat geschrieben:
...naja, charlotte lucas hat doch schon bei lizzys besuch dort mitbekommen, dass was "läuft" zwischen lizzy und darcy. und wenn sie von jane's verlobung hören, liegt ja auch die idee nahe, dass ihre schwester nun seinen engsten freund heiratet. (das deutet mr collins ja auch in seinem brief an) ... zumindest naheliegend für leute, die sich für alles interessieren, was sie eigentlich nichts angeht. :wink:


Hallo Julia,

also, ich denke nicht, dass Charlotte der Ursprung des Rumors ist... Sie hatte ja eher Col. Fitzwilliam im Verdacht... der ist ja auch über 'ne Stunde sitzen geblieben und hat auf Elizabeth gewartet, während Darcy sich gleich verdrückte, als er sie nicht antraf... Und außerdem, scheint mir, ist Charlotte in Hunsford viel zu weit weg vom Schuss...

Aber stell Dir mal vor, wie sie - sofort nachdem Mr. Collins in sein Schreibkabinett enteilt war, um seinen warnenden Brief am Mr. Bennet zu verfassen - in ihrem Zimmer herumsprang, mit die Armen wild in der Luft herumwedelte und in Jubelgeschrei ausbrach: "Yeahhhh, go Lizzy, go!!!!" ... :wink:

Der Rest Deiner Vermutungen ist ja das, was Elizabeth im Roman sich auch so zusammengereimt hat... Aber ob das stimmt? :eek:

Bruki

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Bruki hat geschrieben:
Aber stell Dir mal vor, wie sie - sofort nachdem Mr. Collins in sein Schreibkabinett enteilt war, um seinen warnenden Brief am Mr. Bennet zu verfassen - in ihrem Zimmer herumsprang, mit die Armen wild in der Luft herumwedelte und in Jubelgeschrei ausbrach: "Yeahhhh, go Lizzy, go!!!!" ... :wink:

Hihi, lustige Vorstellung, obwohl das nun zu der eher ruhigen Charlotte aus P&P95 wohl weniger passt, aber sehr witzig. :lach: :rofl: :loldev:

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Becci hat geschrieben:
Vielleicht erschließt sich mir danach ja der wahre Charakter Mr. Darcys. :wink:


Ich habe so das Gefühl das du den schon ganz gut erschlossen hast Becci! :wink:

Bruki:
Zitat:
PS: Ich bin mir sicher, dass irgendein Schreiberling schon mal einen P&P-Roman aus der Sicht Mr. Darcys verfasst hat... Jedenfalls wäre ich sehr überrascht, würde mir jemand versichern, es sei nicht so...


Hihi...ich lese gerade eine Sequel auf englisch ( Nein...nicht schlagen :bash :D ), eigentlich schon die zweite, aus der Sicht des Mr. Darcy. Und Bruki, es wird dir gefallen zu hören, das er da meistens so gesehen und beschrieben wird, wie es auch dir beliebt ihn zu sehen. :ja:

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BeitragVerfasst: Freitag 10. März 2006, 10:03 
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Claudia hat geschrieben:
...Hihi...ich lese gerade eine Sequel ... aus der Sicht des Mr. Darcy. Und Bruki, es wird dir gefallen zu hören, das er da meistens so gesehen und beschrieben wird, wie es auch dir beliebt ihn zu sehen. :ja:


Ach Du Schei..., was für ein Schlag... dann muss ich jetzt wohl sofort meine Ansichten über Mr. Darcys Charakter revidieren... :wink:

Bruki :cool:

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Kunstfertige Wortumdreherin und Meisterin im Freistil-Lesen
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Bruki hat geschrieben:
Wie so oft in ihren Romanen schlägt Jane Austen einen "hakigen Winkelzug", indem sie kluge Sätze in den Mund eines ihrer eher lächerlichen Nebencharaktere legt...

Bruki


ein rührender versuch, etwas für deine geliebte mary zu tun, deshalb verkneif ich mir jetzt taktvoll ein höhnisches lachen. :wink:

was das zitat angeht, steht da nichts explizites in meinen kommentaren, da müssen wir uns dann wohl auf brukis wissen verlassen.


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BeitragVerfasst: Freitag 10. März 2006, 21:18 
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Archivarius

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Ach ja, „ein rührender Versuch“ und „ein verkniffenes höhnisches Lachen“... – Hast Du mich mal wieder durchschaut, Julia... Deiner sensiblen Scharfgesichtigkeit kann man wohl nicht entgehen?!

Wie auch immer, ich hab doch was zu der betreffenden Stelle gefunden... zwar nicht genau, aber nahebei:

„Dies ist eine höchst unglückselige Angelegenheit, über die wahrscheinlich viel geredet werden wird. Doch wir müssen die Flut des Übelwollens eindämmen und uns gegenseitig den Balsam schwesterlichen Trostes in die verwundeten Busen gießen.“
Dann, als sie bemerkte, dass Elisabeth keine Lust verspüre, ihr zu antworten, fügte sie noch hinzu: „So unglücklich der Vorfall auch für Lydia sein mag, so können wir doch die folgende nützliche Lehre daraus ziehen: dass der Verlust der Tugend bei einer Frau nicht wiedergutzumachen ist - dass ein falscher Schritt sie für immer vernichtet - dass ihr guter Ruf ebenso zerbrechlich wie schön ist *) und dass sie sich gegenüber einem unwürdigen Vertreter des anderen Geschlechts in ihrem Verhalten gar nicht genug in acht nehmen kann.“
(Kap. 47)

Hier ist ein Kommentar dazu:

This last line derives from the novel Evelina by Fanny Burney, in which a wise character describes female virtue as being both brittle and beautiful. Jane Austen, who admired Fanny Burney, is not necessarily intending to criticize this idea by putting it in Mary's mouth. Her main point is to show Mary once again spouting clichés and repeating phrases and ideas from books, without any appreciation of how inappropriate her words are to the situation. She is obviously providing no sisterly consolation to Elizabeth by seeing a family tragedy as merely an opportunity to draw a useful lesson, a lesson that in fact everyone knows already since it was a commonplace of the time. The repetitiveness of Mary's language is also revealing: she is clearly engaged in padding because she actually has little to say.

Eine ähnliche Sache gibt es weiter vorn im Roman, wo Mary ihren weitgespannten Zitatenschatz nutzt, und die Unterschiede zwischen „Pride“ und „Vanity“ herausarbeitet:

„Doch sind Eitelkeit und Stolz zwei verschiedene Dinge, obwohl beide Worte im gleichen Sinne gebraucht werden. Es kann jemand wohl stolz sein, ohne dabei eitel sein zu müssen. Stolz hat mehr mit der Meinung zu tun, die wir von uns selber haben, Eitelkeit dagegen mit der Meinung, die andere von uns haben sollen.“ (Kap. 5)

... wobei ihre Schwester Elizabeth aber nicht so genau hinhört und Mr. Darcy kurz darauf in Netherfield mit dem Vorwurf „Eitelkeit und Stolz“ konfrontiert. Worauf der wiederum kontert:

„Ja, die Eitelkeit ist wirklich eine Schwäche. Aber der Stolz - nun, wo eine wirkliche geistige Überlegenheit vorhanden ist, wird der Stolz sich immer in vernünftigen Grenzen halten.“ (Kap. 11)

Bruki

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BeitragVerfasst: Freitag 10. März 2006, 23:14 
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Zitat:
Her main point is to show Mary once again spouting clichés and repeating phrases and ideas from books, without any appreciation of how inappropriate her words are to the situation. She is obviously providing no sisterly consolation to Elizabeth by seeing a family tragedy as merely an opportunity to draw a useful lesson, a lesson that in fact everyone knows already since it was a commonplace of the time.


ich würde sagen, das ist der punkt. es geht nicht daraum, dass das was mary sagt falsch oder albern ist, sondern wie unpassend und nachgeplappert es ist.
deine bewunderung für sie wird mir wie schon gesagt immer ein rätsel bleiben - aber sicher auch ein beruhigendes für viele frauen: man unterschätze nie die macht der männlichen einbildung und projektion! ;D (siehe auch mr collins)
und so findet sich auch für jemanden wie mary ein deckelchen... :wink:


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BeitragVerfasst: Samstag 11. März 2006, 00:18 
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Hätte nicht gedacht, das bei diesem Satz von Mary soviel dahinter steckt. Danke für die Erhellung!

Ich mach´ mal eine Kurzzusammenfassung:

Also Lydias Flucht, und ihre glorreiche Rückkehr wurden ja schon so ziemlich durchgehechelt.
Wickham taucht dann mit seiner Angetrauten, so mir nichts dir nichts in Longbourn auf, ohne einen Funken Schamgefühl, als wäre alles ganz korrekt abgelaufen, von Lydia ganz zu schweigen. Aber von ihm hätte man sich doch schon eine gewisse Zurückhaltung erwartet, wo er sogar zugegeben hat, dass er nicht vorhatte Lydia zu heiraten. Ganz schon dreist von ihm.

Mrs. Gardiner klärt Elisabeth über Darcys Rolle in der ganzen Geschichte auf, und Elisabeth kann/will es fast nicht glauben, das er das auch für sie getan hat.
Ihre Gefühle sind ja eh schon längst „quite the opposite“, aber nun erkennt sie, das sich Darcy anscheinend nicht von Lydias Fehltritt abschrecken hat lassen, sondern, ganz im Gegenteil, über seinen Schatten gesprungen ist, und mit seinem Erzfeind Wickham auch noch „geschäftliche“ Vereinbarungen getroffen hat. Und da ist er wieder, der Wink mit dem Zaunpfahl, für sie zumindest! :ja:

Darcy hingegen scheint sich nicht mehr so sicher zu sein wie in Pemberley, denn er schaltet erst mal auf Sparflamme, was seine unlängst preisgegebenen Fähigkeiten als souveräner Gastgeber, und, doch auch munterer Unterhalter, betrifft.
Er ist wieder zurückhaltend und schweigsam, als er mit Bingley wieder in Longbourn auftaucht.
Das wiederum irritiert Elisabeth sehr.
Wäre sie nicht so sehr in ihre Handarbeit vertieft gewesen, wie noch nie zuvor in ihrem Leben :lach: , hätte er ja vielleicht auch anders reagiert.
Beide verhalten sich absolut anders als das in Derbyshire der Fall war, was wahrscheinlich auch an der Umgebung ( Mrs. Bennet!! ) liegt.
Darcy kann nicht so aus sich herausgehen, wie in seiner Heimat gekonnt hat, und Elisabeth empfindet die Nähe ihrer Mutter sowieso als hemmend, da sie Angst hat, diese könnte jeden Moment etwas peinliches sagen, was sie ja dann auch pausenlos tut!!! :/

Aber auch beim Familiendinner ein paar Tage später, ist nicht wirklich Besserung in Sicht.
Er bringt zwar seine Kaffeetasse selbst zurück, aber auf Elisabeths Fragen antwortet er nur sehr einsilbig, ( immerhin hat sie das Gespräch begonnen! ) und dann steht er noch einige Minuten schweigend neben ihr. Hat er vielleicht darauf gewartet das sie noch etwas sagt??
Anscheinend hat ihn total der Mut verlassen….

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BeitragVerfasst: Samstag 11. März 2006, 00:43 
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Oh, seid ihr weit gekommen. Dann steht meine Bettlektüre ja schon fest. ;D
Muss nämlich noch einiges aufholen....

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BeitragVerfasst: Samstag 11. März 2006, 13:54 
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So, mal meine Gedanken zu den letzten Kapiteln:
Bevor Darcy wiederkommt, ist die arme Elisabeth schwer verwirrt, sie weiß nun, dass sie ihn liebt, nach dem Brief ihrer Tante sogar noch mehr, aber sie wagt nicht zu hoffe, dass er ihr noch einen Antrag machen könnte.
Dann kommt Darcy wieder und sie schleichen umeinander herum wer weiß wie, keiner will den ersten Schritt machen, beide sind sich nicht sicher, was der andere für sie empfindet.
Darcy hat nicht mehr soviel Mut wie in Pemberley mit Lizzie ein Gespräch anzufangen und so, und sie ist gehemmt, weil sie nun weiß, wieviel sie für ihn empfindet. Naja, auf jeden Fall weiß keiner von beiden genau, wie es nun weitergeht, als Darcy zurück nach London fährt. Jedenfalls ist das so meine Einschätzung der Lage.
Wieso fährt Darcy eigentlich zurück nach London? Habt ihr da irgendwelche Ideen? Ich denke immer, er geht dort hin zurück, um noch einmal in Ruhe über Elisabeth nachzudenken, also er geht bewusst auf Abstand, nicht weil er sie nicht mehr liebt oder so, sondern einfach weil er sich unsicher ist, was er als nächstes tun soll und ob es sich lohnt Elisabeth den Hof zu machen oder ob er damit nur eine zweite Ablehnung provoziert. Natürlich kann er auch einfach Geschäfte in der Stadt haben, aber naja, vielleicht verbindet er auch das Eine mit dem Anderen, keine Ahnung.

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BeitragVerfasst: Samstag 11. März 2006, 16:46 
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Zitat:
Wieso fährt Darcy eigentlich zurück nach London? Habt ihr da irgendwelche Ideen?


Immerhin bleibt er ja nur für 10 Tage in London, sie weiß also das er wiederkommt.
Vielleicht will er Bingley nicht im Weg sein, damit dieser sich nicht irgendwie gehemmt fühlt. (?)
Er erzählt ihm ja am Abend vor seiner Abreise, das er sich, was Jane betrifft, doch geirrt hatte. Also nimmt er bestimmt an, das Bingely nicht lange fackeln wird, und macht sich aus dem Staub!

Aber Zeit zum Nachdenken, kann er in dieser Situation auch bestimmt gut gebrauchen... :ja:

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BeitragVerfasst: Samstag 11. März 2006, 18:03 
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Becci hat geschrieben:
...Wieso fährt Darcy eigentlich zurück nach London? Habt ihr da irgendwelche Ideen? ...


na klar, haben wir... :D

Mr. Darcy schleicht keineswegs unentschlossen herum, das ist Elizabeth Sicht (wie gewöhnlich beobachtet sie recht genau, aber ihre Erklärungen des Gesehenen lassen immer noch zu wünschen übrig :wink: ) ... Er hat sich in Pemberley seinen Freund Bingley geschnappt, die Hursts und Miss Bingley nach Scarborough "entsorgt", Bingley nach Netherfield / Longbourn geschleppt, Jane Bennet bei den Besuchen genau beobachtet (was die Hälfte seiner Blicke kostete wie Elizabeth genau beobachtet hat) und sich ein eigenes Bild voin den Gefühlen der beiden gemacht... Er hat seinen Fehler bestätigt gefunden (sich dabei einerseits wohl nicht so gut gefühlt, andereseits war er sicher sehr befriedigt von dem, was er sah) und hat seinem Freund ein Geständnis gemacht...

Das alles ist GEPLANT und wohl bedacht!!!! Also, er HANDELT seit dem unvorhergesehene Treffen mit Elizabeth auf Pemberley zielgerichtet und entschlossen... Man sieht es nur noch nicht... (NB: Eine Technik, die Jane Austen auch in anderen Romanen anwendet, z.B. Mansfield Park, wo die arme Fanny Price sich in Portsmouth den Kopf darüber zerbricht, was eigentlich vorgeht)...

Dabei lässt Mr. Darcy sich nicht von solchen "Kleinigkeiten" wie Wickham oder Lydia abhalten (oder - wie wir sehen werden - von seiner ausdemhäuschengeratenen Tante)... :wink:

1. Er muss die familiäre Krise der Bennets lösen (also Elizabeth aus der Klemme helfen, die davon möglichst nix mitbekommen soll) 2. Er muss seine fehlerhafte Einschätzung der Lage bezüglich Jane-Bingley klären und beheben, was er gerade tut... 2. Er muss seine Werbung um Elizabeth erneut vortragen und die Hochzeit vorbereiten... Dazu wird sein Freund Bingley eingespannt (eine Hand wäscht die andere :wink: )...

In diesem Sinn halte ich es für abgemacht, dass er sich in London auf seinen großen Auftritt vorbereitet, evtl. ein paar Briefe hier- und dorthin, seine Freunde und Verwandten auf die bevorstehende große Änderung in seinem Leben vorbereiten, mit Anwälten reden etc... :ja: - Und so entsteht ein "Gerücht", das schon keines mehr ist... denn jetzt werden Nägel mit Köpfen gemacht - von einem, der es versteht eine Sache zum Laufen zu bringen... :ja:

Bruki

PS: @Julia: Dass ist Mary mag, lässt Dich scheint's überhaupt nicht mehr los? Meinst Du, ich mag Dich deswegen weniger? Weit gefehlt... und warum auch nicht? :wink:

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