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 Betreff des Beitrags: Group Read "Verstand und Gefühl"
BeitragVerfasst: Sonntag 19. März 2006, 22:49 
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Kunstfertige Wortumdreherin und Meisterin im Freistil-Lesen
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So, ich presche mal vor und eröffne den Thread, nachdem ja jetzt "alle da" sind, die Interessen angemeldet haben...

Kapitel 1
Wir werden gleich zu Beginn im Schnellverfahren mit den Verwandtschaftsbeziehungen und der Erbgeschichte der Dashwoods vertraut gemacht.
Ohne das damalige Erbrecht im Detail aufdröseln zu wollen, ist es wahrscheinlich auch für die damalige Zeit bemerkenswert gewesen, dass das Familienoberhaupt den Besitz nicht vollständig an seinen Neffen vererbt, sondern in seinem Testament auch festlegt, was nach dessen Tod damit geschehen soll - nämlich dem Sohn seines Neffen und dessen Sohn (einem vierjährigen Kind, dass sich in das Herz des Großonkels "gesabbert" hat) zufallen. Und nicht (wenigstens teilweise oder in Form von Vermögen) der Frau seines Neffen.
Insofern - um das hier mal einfließen zu lassen - ist die Betonung, die in der 95er Verfilmung auf diese Praxis gelegt wird, gar nicht so aus der Luft gegriffen. Wir empfinden es aus heutiger Sicht als ungerecht, aber auch damals war allen Beteiligten bewusst, dass man es hätte fairer regeln können:
He was neither so unjust, nor so ungrateful, as to leave his estate from his nephew;--but he left it to him on such terms as destroyed half the value of the bequest. Mr. Dashwood had wished for it more for the sake of his wife and daughters than for himself or his son;--but to his son, and his son's son, a child of four years old, it was secured,in such a way, as to leave to himself no power of providing for those who were most dear to him, and who most needed a provision by any charge on the estate, or by any sale of its valuable woods. The whole was tied up for the benefit of this child, who, in occasional visits with his father and mother at Norland, had so far gained on the affections of his uncle, by such attractions as are by no means unusual in children of two or three years old;(...) as to outweigh all the value of all the attention which, for years, he had received from his niece and her daughters.
Die verbliebenen Dashwoods werden kurz vorgestellt.

Kapitel 2
Dieses Kapitel erinnert vom Ton her sehr an das erste Kapitel von "Stolz und Vorurteil" - ein brillianter Dialog, der das hintergründige Thema des ganzen Romans schon mal vorzeichnet, in diesem Fall: Geld.
Schade, dass Jane Austen keinen Weg gefunden hat, mit diesem Kapitel zu beginnen - das erste Kapitel finde ich (im Vergleich) dann doch schon fast fad und "abschreckend".


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Verfasst: Sonntag 19. März 2006, 22:49 


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 Betreff des Beitrags: Group Read "Verstand und Gefühl"
BeitragVerfasst: Montag 20. März 2006, 15:50 
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Austenkenner
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Ging es Euch auch wie mir?
Beim Lesen wie Fanny ihren Mann dazu gebracht hat, die Unterstützung für seine Siefmutter und -schwestern auf 0 zu fahren, ließ bei mir die kalte Wut hochkochen. :boese: Und dann noch die Impertinenz zu behaupten, eher wäre seine Stieffamilie in der Lage, ihnen etwas zukommen zu lassen, aufgrund der minimalen Ausgaben (wenig Diener, keine Kutsche usw...). Das hat was!!
Es ist schon erstaunlich wie JA das entwickelt hat. (Ja, Julia ich glaube sie hat das nicht nur so drauflos geschrieben, das ist sehr gut durchdacht) . Es ist ein Genuß die Argumentation zu verfolgen!

Altogether they will have five hundred a-year amongst them, and what on earth can four woman want for more than that? They will live so cheap! Their housekeeping will be nothing at all. They will have no carriage, no horses, and hardly any servants; they will keep no company, and can have no expenses of any kind! Only conceive how comfortable they will be! Five hundred a-year! I am sure I cannot imagine how they will spend half of it; and as to your giving them more, it is quite absurd to think of it. They will be much more able to give you something.

Und wie sie dann noch versucht, an das Porzellan und das Tafelsilber zu kommen, ist doch unglaublich.
So viel Unverschämtheit auf einen Haufen, das ist schon eine Karikatur der Habgier. Mir kommt es so vor, als ob JA diesen Charakter recht genußvoll beschrieben hat. So richtig schön böswillig.

P.s. bleibt es dabei jeden Tag ein Kapitel?

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BeitragVerfasst: Montag 20. März 2006, 18:40 
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Austenfan
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jetzt geht es also los... das ist prima... obwohl ihr mit deutschen Zitaten meinerseits rechnen müsst... ich hatte ja angedeutet, dass ich die Übersetzungen lese.
Der Witz, der Jane Austen ja sehr oft nachgesagt wird (oder auch "Gesellschaftssatire" um es ein wenig kunstvoller auszudrücken) kommt in diesem Gespräch zwischen Mr Dashwood und seiner Frau ganz großartig heraus.
Ich habe zuvor ja lediglich Mansfield Park und Stolz und Vorurteil gelesen, in denen ja durchaus auch derartige Szenen stattfinden, allerdings in kürzerer Form. Mit dem ersten Kapitel habe ich mich zuerst etwas schwer getan. Ich musste es sogar zweimal lesen, bis ich alle Personen identifiziert und zugeordnet hatte :stupid:
Ich bin manchmal etwas langsam... dafür muss ich aber meist nicht zurückblättern wenn ich erstmal im Fluss bin.
Ich muss sagen, dass mich das Gespräch auch geärgert hat, andererseits habe ich mich aber auch an der Geschicklichkeit der Mrs Dashwood gefreut und an der (willkommenen?) Labilität ihres Gatten, der ja eigentlich das Versprechen, dass er seinem Vater gegeben hat ernst genommen und sich sogar Großzügigkeit vorgenommen hat. Ich muss noch ein bisschen darüber nachdenken, ob ich glaube dass er von Anfang an kein Interesse daran hatte seinen Schwestern ernsthaft zu helfen... oder ob er wirklich einzig und allein vom Geschick seiner Frau beeinflusst wurde. Ich muss mich noch entscheiden. Allerdings tendiere ich eher zum Geschick seiner Liebsten. :ja:


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BeitragVerfasst: Montag 20. März 2006, 20:04 
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Austenkenner
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Ich glaube schon, dass er zu Anfang, seinen Stiefschwesrtern ehrlich einen Anteil zu kommen lassen wollte:
The prospect of four thousand a year, in addition to his present income...warmed his heart and made him feel capable of generosity.
und später: He thought of it all day long, and for many days succesfully, and he did not repent.

Er fühlt sich aber nicht sichtlich unwohl als ihm seine Frau wieder alles ausredet.

Mir ging es wie euch, als ich den Dialog, der sich ständig zuspitzte, las, und mich förmlich durch Aufschnauben aufregte. Man denkt weiter kann's nicht gehen und schon schlägt sie vor sich auch nich deren Tafelgeschirr zu schnappen.

Ganz toll fand ich diese Stelle, an der man sicher auch ganz gut den Charakter Mrs. Dashwoods ablesen kann:
... They will have ten thousand pounds divided amoungst them. If they marry, they will be sure of doing well,...
Keine zeitliche Frage sondern eher eine konditionale (war das der richtige Begriff ?)

Eine Frage an Euch: In meiner Ausgabe wird von der Stiefmutter Johns als mother-in-law gesprochen. Wäre das nicht eher stepmother? Gibt's eine ältere Bedeutung für mother-in-law, die dasselbe bedeutet?

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BeitragVerfasst: Montag 20. März 2006, 21:58 
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Kunstfertige Wortumdreherin und Meisterin im Freistil-Lesen
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Miss W. hat geschrieben:
Ganz toll fand ich diese Stelle, an der man sicher auch ganz gut den Charakter Mrs. Dashwoods ablesen kann:
... They will have ten thousand pounds divided amoungst them. If they marry, they will be sure of doing well,...
Keine zeitliche Frage sondern eher eine konditionale (war das der richtige Begriff ?)


Jaja, Fanny ist schon eine Hexe... :evil: :wink:

Was ich oben noch einbringen wollte: Hier gibt es was für die ganz Mutigen - eine Zusammenfassung eines (umfangreichen) group reads zu "Sense and Sensebility" einer englischen mailing list von 1999. Ich hab mich selbst noch nicht durch alles durchgefressen, aber nachdem es dort ebenfalls nach Kapiteln geordnet ist, ists vielleicht ganz aufschlussreich, da ab und zu mal reinzuschauen.


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BeitragVerfasst: Dienstag 21. März 2006, 09:21 
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Austenexperte
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Was ich mich gleich so gefragt habe war: Warum hat ,in einer Zeit, in der Frauen ja üblicherweise nicht viel zu melden hatten, diese Fanny soviel Macht über Ihren Mann. Ich habe es so verstanden, dass er tatsächlich davon überzeugt war etwas für seine Stiefschwestern tun zu müssen. Wie er sich dann davon abbringen lässt, zeugt für mich von einer Art Hörigkeit gegenüber seiner Frau. Allerdings kann ich mir Fanny auch nicht als viktorianische Domina vorstellen bei all ihrer Steiffheit. :nein:


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 Betreff des Beitrags: GroupRead Verstand und Gefühl
BeitragVerfasst: Dienstag 21. März 2006, 12:17 
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Austenfan
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Ich glaube wir lesen an dieser Stelle von einem Phänomen, das beinahe so alt ist wie die Menschheit (übertreib!)
Obwohl Frauen wesentlich geringer in ihrer Wertigkeit waren als Männer (ein Kostrukt, dass natürlich der Männerwelt entspringt), hatten sie trotzdem von jeher einen hohen Einfluss auf sie. Um zu "überleben" braucht frau ja also ein gewisses Geschick. Nämlich ihre Meinung zu der ihrer Männer zu machen (was sie ja augenblicklich zu der Richtigen macht)
In diesem Falle packt Mrs Dashwood ihren Mann auch sofort bei seiner Männlichkeit... bei seinem wertvollen Erstgeborenen. Und er fängt ja auch sofort an zu schwanken:

"Er bestand nicht auf einer bestimmten Summe, meine liebe Fanny, er bat mich nur ganz allgemein, sie zu unterstützen und ihre Lage angenehmer zu machen, als es in seiner Macht stand. Vielleicht wäre es dasselbe gewesen, wenn er alles mir überlassen hätte. Er konnte schwerlich annehmen, dass ich sie vernachlässigen würde. Aber da er das Versprechen erbat, konnte ich es nicht gut abschlagen: [b]Zumindest dachte ich damals so

Gut... es geht schon noch ein bisschen weiter, er fällt nicht sofort um. Aber bereits hier ist er dabei sein Versprechen ein wenig zu entkräften. Obwohl er gleichzeitig glaubt, dass er es den Wünschen seines Vaters entsprechend halten würde. Ich bin mir sicher, dass Fanny sehr gut weiß, in welche Richtung sie ihren Mann lenken muss, damit sie am Ende alles hat: nämlich das Geld und das gute Gewissen ihres Mannes (der ja schließlich niemals aufhört zu glauben, dass er sich aufs Beste um seine Angehörigen kümmert).
Diese Gewissheit sein Versprechen gehalten zu haben, wird ihn niemals daran zweifeln lassen, dass all seine "Bemühungen" :lach: einzig und allein auf ihn selbst zurückgehen. Ich glaube, dass er an das Gespräch mit seiner Frau nicht mal denkt.


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BeitragVerfasst: Dienstag 21. März 2006, 14:57 
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So, ich habe jetzt auch angefangen zu lesen und kann mich dem Gesagten nur anschließen.
Die Einleitung hätte Jane Austen wirklich spannender gestalten können, diese Verwandschaftsauflistung hat mich doch etwas genervt, schön fand ich allerdings, dass gleich im ersten Kapitel die wesentlichen Charaktereigenschaften der Dashwood-Mädchen aufgezeigt werden:

Über Elinor wird gesagt: " She had an excellent heart (...) her feelings were strong, but she knew how to govern them" - diesen Satz finde ich sehr bedeutund, denn das ist ja genau auch Elinors Problem, wenn man sich jetzt den Handlungsverlauf ansieht...aber wir wollen ja alles schön nach der Reihe machen :wink:

Das 2. Kapitel ist natürlich köstlich! Fanny ist so was von berechnend und durchtrieben :eek: Besonders dreist finde ich ihr Argument, dass der verstorbene Mr Dashwood von seinem Sohn sicherlich nicht erwartete für die Mädchen viel Geld auszugeben: "I am convinced within myself that your father had no idea of your giving them any money at all"! Das ist einfach so dreist :boese:

:wink:

Lg Julemaus


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BeitragVerfasst: Dienstag 21. März 2006, 19:09 
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Kunstfertige Wortumdreherin und Meisterin im Freistil-Lesen
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Katja hat geschrieben:
Ich habe es so verstanden, dass er tatsächlich davon überzeugt war etwas für seine Stiefschwestern tun zu müssen. Wie er sich dann davon abbringen lässt, zeugt für mich von einer Art Hörigkeit gegenüber seiner Frau.


So "ernst" kann es ihm damit doch gar nicht sein, wenn er sich so mir nichts dir nichts runterhandeln lässt. Zum Überreden gehören ja immer zwei. :wink: Er will vielleicht großzügig sein, aber ich denke doch hauptsächlich aus Eitelkeit. Später im Buch gibt es noch eine Szene, wo das ganz deutlich wird, dass er eigentlich kaum besser ist als seine Frau - er kaschiert es nur besser.


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BeitragVerfasst: Mittwoch 22. März 2006, 08:44 
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Kunstfertige Wortumdreherin und Meisterin im Freistil-Lesen
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Miss W. hat geschrieben:
Eine Frage an Euch: In meiner Ausgabe wird von der Stiefmutter Johns als mother-in-law gesprochen. Wäre das nicht eher stepmother? Gibt's eine ältere Bedeutung für mother-in-law, die dasselbe bedeutet?


Ich hab keine Stelle in den ersten Kapiteln gefunden, wo John sie als "mother-in-law" bezeichnet. Lediglich Fanny. ...???...
Wo meinst Du denn?


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BeitragVerfasst: Mittwoch 22. März 2006, 18:37 
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Ich habe überlegt, ob der Vorschlag von John nur formal dahergesagt ist (es "gehört " sich schließlich daß er seine Verwandten unterstützt). Er müßte seine Frau doch gut genug kennen, ihre Reaktion abschätzen zu können. Vielleicht hat er nur darauf gewartet, von Fanny überzeugt zu werden es nicht zu tun. So kann er sich selbst rechtfertigen (ich hatte ja die Absicht, aber...) und hat auch überhaupt kein schlechtes Gewissen dabei.

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 Betreff des Beitrags: GroupRead Verstand und Gefühl
BeitragVerfasst: Mittwoch 22. März 2006, 20:05 
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Austenfan
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ich wollte schonmal im Vorraus fragen (natürlich ohne das Gespräch über die ersten Kapitel grob zu unterbrechen), wie wir mit den nächsten Kapiteln verfahren? Das ist doch mein erster GroupRead und ich weiß noch von nichts.
Wer fasst zusammen und eröffnet? Und wie viel Zeit nimmt man sich generell für ein Kapitel?
Ich bin malwieder ganz über eifrig und kann das Buch kaum weglegen. Habe mich jetzt erst mal gezwungen, um nicht allzu voreingenommen zu sein. Muss aber sagen, dass ich ausnahmsweise die Verfilmung dieses Romans bereits kenne. (Ich war jung und kannte Jane Austen noch nicht einmal) Das beeinflusst mich total... vor allen Dingen in meiner Vorstellung von den einzelnen Protagonisten. Ich finde Emma Thomson so ungünstig in der Rolle der Elinor. In meiner Phantasie sieht sie völlig anders aus. Allerdings sehe ich in Marianne beim Lesen eindeutig Kate Winslet :stupid: ...
aber ich schweife ab. Überlest das doch einfach :rolleyes:


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 Betreff des Beitrags: Re: GroupRead Verstand und Gefühl
BeitragVerfasst: Mittwoch 22. März 2006, 21:07 
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Kunstfertige Wortumdreherin und Meisterin im Freistil-Lesen
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GreenEmili hat geschrieben:

Wer fasst zusammen und eröffnet? Und wie viel Zeit nimmt man sich generell für ein Kapitel?
Ich bin malwieder ganz über eifrig und kann das Buch kaum weglegen.


Dann mach doch einfach weiter... Bisher gabs keine festen Regeln diesbezüglich, hat auch so gut geklappt. Ungefähre Vorgabe war glaube ich immer "ein Kapitel pro Tag". Und da hinken wir eh schon hinterher. :wink:


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BeitragVerfasst: Mittwoch 22. März 2006, 23:51 
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Austenkenner
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Julia hat geschrieben:
Miss W. hat geschrieben:
Eine Frage an Euch: In meiner Ausgabe wird von der Stiefmutter Johns als mother-in-law gesprochen. Wäre das nicht eher stepmother? Gibt's eine ältere Bedeutung für mother-in-law, die dasselbe bedeutet?


Ich hab keine Stelle in den ersten Kapiteln gefunden, wo John sie als "mother-in-law" bezeichnet. Lediglich Fanny. ...???...
Wo meinst Du denn?


Es findet sich in meiner Ausgabe (ich hoffe das ist keine russisch produzierte) ca. vor der Mitte des ersten Kapitels

His son was sent for, as soon as his danger was known, and to him Mr. Dashwood recommended, with all the strength and urgency which illness could command, the interest of his mother-in-law and sisters.

Oh Gott, ich hoffe es liegt nicht an meiner Begriffstutzigkeit und ich versteh das vielleicht ganz falsch!

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BeitragVerfasst: Donnerstag 23. März 2006, 07:42 
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Kunstfertige Wortumdreherin und Meisterin im Freistil-Lesen
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:oops: da sieht man mal wie aufmerksam ich lese...
hast recht. ich könnte mir vorstellen, dass sich "stepmother" erst später durchgesetzt hat in der englischen sprache, und "mother-in-law" einfach für alles stand, was irgendwie angeheiratet war. ???

edit: ist zwar nur ne theorie, aber die etext-suche untermauert das etwas:

Zitat:
sorry, no matches were found containing stepmother.


jane austen hat das wort zumindest nie verwendet.


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 Betreff des Beitrags: GroupRead Verstand und Gefühl
BeitragVerfasst: Donnerstag 23. März 2006, 12:15 
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Austenfan
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so... nachdem mich Julia ein wenig ermuntert hat, versuche ich doch mal eine laienhafte Überleitung (und Zusammenfassung) des dritten Kapitels.

Wir erfahren gleich am Anfang, dass Mr Dashwoods Witwe sehr wohl über einen bestimmten Betrag unterrichtet wurde, der ihr und ihren Töchtern zur Verfügung gestellt werden soll. Sie zweifelt nicht an diesem Versprechen und ist über die Großzügigkeit ihres Stiefsohnes sehr erfreut.

"Auch um ihres Stiefsohnes und ihres eigenen Herzens willen freute sie sich; und sie machte sich Vorwürfe, ihn bisher verkannt zu haben, weil sie ihm Großmut überhaupt nicht zugetraut hatte."

Darüber hinaus ist sie, nachdem sie mit der Trauer um ihren Mann besser umgehen kann, mehr als entschlossen das Anwesen zu verlassen. Der Ausschlaggebende Grund ist ihre "Schwiegertochter" Fanny mit der sie sich überhaupt nicht versteht. Allerdings macht die aufkeimende Zuneigung zwischen Fannys Bruder Edward und ihrer ältesten Tochter Elinor, einen weiteren Aufenthalt in Norland durchaus angenehm.
An dieser Stelle werden Edwards Vermögensverhältnisse und die Abhängigkeit von seiner Mutter deutlich. Auch Edwards Charakter wird beschrieben, so wie die Wünsche seiner Mutter und seiner Schwester, dass er "etwas aus sich machen möge".
Mrs Dashwood mag ihn, während Marianne skeptischer ist... allerdings eher in Bezug auf ihre eigenen Vorstellungen von einem Mann. Sie gibt zwar eine Zuneigung zu Edward zu, findet ihn aber viel zu wenig leidenschaftlich. Sie selbst glaubt, niemals einen Mann zu finden den sie lieben könnte. (Ende der Zusammenfassung :ja: )

In diesem Kapitel wird der Unterschied zwischen Elinor, ihrer Schwester Marianne und ihrer Mutter sehr deutlich. Gleich am Anfang übernimmt Elinor sogar fast die Rolle der Mutter in dem sie auf die Einkommensverhältnisse hinweist und aus diesem Grunde einen Umzug in bestimmte Häuser ablehnt, die Mrs Dashwood aber durchaus zusagen. Es gibt keinen Ausdrücklichen Hinweis, aber da es ja vorerst zu keinem Umzug kommt, scheint Mrs Daswood ihrer Ältesten nachzugeben (oder auf sie zu hören, ich bin unentschlossen welcher Ausdruck besser passt - hm... eigentlich passt "auf sie hören" wohl besser?!).
Auch als Elinor über Edward spricht, ist ihre Mutter sofort voller Überschwang, ohne drüber nachzudenken, dass bestimmte Konventionen (sprich: Vermögensverhältnisse :P ) gegen eine Verbindung ihrer Tochter mit Edward sprechen und aus diesem Grunde Vorsicht geboten ist. Auch Marianne, der solche Überlegungen in ihrem Alter nicht fremd sein dürften, beschäftigt sich mit diesen Hindernissen überhaupt nicht, sondern fürht lediglich Gründe ihres eigenen Geschmacks an, warum die Verbindung für sie unverständlich erscheint.

"Vielleicht überrascht sie mich ein wenig [die Wahl Ihrer Schwester]. Edward ist sehr liebenswürdig, und ich empfinde eine innige Zuneigung zu ihm. Aber dennoch - irgendetwas fehlt ihm..."

Danach spricht Marianne sehr ausführlich von den Vorzügen die ein Mann für sie haben müsste. Elinors Charakter (der ja unzweifelhaft dem von Edward sehr nahe kommt) spielt in diesen Überlegungen keine Rolle.



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BeitragVerfasst: Donnerstag 23. März 2006, 15:38 
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Austenkenner
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Dann mach ich doch mal mit dem 4. Kapitel weiter:
Zunächst folgt ein Gespräch von Marianne und Elinor, die sich über Edward unterhalten. Mariannes Position wird hier noch einmal sehr deutlich. Elinor kann sich ihre Gefühle für Edward noch nicht eingestehen:
"I do not attempt to deny," said she, "that I think very highly of him- that I greatly esteem, that I like him."
Marianne bezeichnet Elinor daraufhin als gefühlskalt: "Esteem him! Like him I Cold-hearted Elinor! Oh! worse than cold-hearted! Ashamed of being otherwise. Use those words again, and I will leave the room this moment."
Des Weiteren erfahren wir, dass Mrs Daswood von Fanny weiterhin gekränkt wird und sie ihr klar macht, dass ihre Brüder "gut" heiraten sollen, was so viel heißt wie: Edward wird Elinor sowieso nicht nehmen!
Es kommt letztendlich der Brief von Sir John Middleton, der den Dashwoods ein Cottage anbietet.


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 Betreff des Beitrags: GroupRead Verstand und Gefühl
BeitragVerfasst: Freitag 24. März 2006, 16:38 
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Kapitel 5
Die vier Dashwood Damen verlassen Norland und müssen feststellen, dass sie keinerlei Unterstützung von Mr. Daswood und seiner Angetrauten bekommen.

"Aber bald schon gab Mrs Dashwood jegliche Hoffnung diesbezüglich auf und kam aufgrund des allgemeinen Tenors seiner Äußerungen allmählich zu der Überzeugung, dass sich seine Hilfe nur auf ihren sechsmonatigen Aufenthalt in Norland erstreckt habe."

Mr. Dashwood besitzt darüber hinaus auch noch die Frechheit seinen Angehörigen den Eindruck zu vermitteln er habe kaum genug Geld um seine eigene Familie zu versorgen.
Am Ende des Kapitels zeigt sich Marianne von ihrer besonders romantischen Seite, in dem sie sich ganz herrlich in den Abschied von Norland hineinsteigert. :ja:

Und weil das Kapitel so kurz ist, nehme ich mir das 6.Kapitel auch noch vor:

Die Damen ziehen in ihr neues zu Hause ein und zeigen sich den Umständen entsprechend optimistisch. Mrs Dashwood plant einige Veränderungen (die natürlich zu dieser Jahreszeit nicht vorgenommen werden können, was für sie einen Trost darzustellen scheint in Anbetracht des geringen Einkommens der Familie, das für Verbesserungen im Grunde zu keinem Zeitpunkt ausreichen wird).
Ihr Vermieter Mr. Middelton wird vorstellig und kurze Zeit später lernen sie auch seine Frau und deren ältesten Sohn kennen. Allerdings müssen sie feststellen, dass die Herzlichkeit, die ihnen bei Mr. Middelton schnell zu viel ist, bei Mrs. Middelton überhaupt nicht vorhanden zu sein scheint.





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BeitragVerfasst: Freitag 24. März 2006, 17:01 
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Vielleicht sollten wir bei den Middeltons doch auf "Lady und Sir" bestehen??? :wink:


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BeitragVerfasst: Samstag 25. März 2006, 09:24 
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Ja, das verwirrt mich sonst :D


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BeitragVerfasst: Samstag 25. März 2006, 10:37 
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Austenexperte
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Ich habe da noch mal eine kurze Anmerkung zum 6. Kapitel. Habt Ihr Euch auch beim Lesen gefragt, warum Sir John wohl seine Frau geheiratet hat. Nur das sie ca. 15 Jahre jünger ist, reicht mir als Grund irgendwie nicht aus. Immerhin wird Sir John ja auch als gut aussehend beschrieben und bei seiner offenen und herzlichen Art hatte er doch wahrscheinlich eine große Auswahl an potenziellen Bräuten. Warum also heiratet er ausgerechnet diese steife und reservierte Person? Sie passt doch überhaupt nicht zu seiner Vorstellung der holden Weiblichkeit:
Zitat:
...Das reichte schon, ihn für sie einzunehmen, denn eine junge Dame musste nur natürlich sein, und schon fand er ihr Wesen so anziehend wie ihre äußere Erscheinung.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass Lady Middleton,als sie noch Miss Jennings war, vor Natürlichkeit sprühte und dieses Benehmen dann mit der Hochzeit ablegte???? :nein:


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BeitragVerfasst: Sonntag 26. März 2006, 10:19 
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Nein, das kann ich mir auch nicht vorstellen :nein:
Vielleicht fällt diese Ehe unter die Kategorie: Gegensätze ziehen sich an :D


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BeitragVerfasst: Sonntag 26. März 2006, 14:17 
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Naja, besonders groß ist die Anziehung ja auch nicht zwischen den beiden. Ich würde Sir John mal unterstellen, er war einfach auf der Suche nach was Hübschem für sein Haus. :wink: Miss Jennings war wahrscheinlich eine gute Partie und willig genug, sich in Gesellschaft zu begeben, was ja Sir Johns große und fast einzige Leidenschaft zu sein scheint:

The house was large and handsome; and the Middletons lived in a style of equal hospitality and elegance. The former was for Sir John's gratification, the latter for that of his lady. They were scarcely ever without some friends staying with them in the house, and they kept more company of every kind than any other family in the neighbourhood. It was necessary to the happiness of both; for however dissimilar in temper and outward behaviour, they strongly resembled each other in that total want of talent and taste which confined their employments, unconnected with such as society produced, within a very narrow compass. Sir John was a sportsman, Lady Middleton a mother. He hunted and shot, and she humoured her children; and these were their only resources.

7. Kapitel
Die Dashwoods machen ihren Antrittsbesuch in Barton Park (zum Abendessen) und lernen dabei neben den Hausherren nun auch noch Mrs. Jennings und Colonel Brandon kennen.
Allgemein verschafft ihnen der Abend eher wenig Freude an ihren neuen Bekanntschaften, besonders Marianne ist angewidert von den Grobheiten Sir John's und Mrs. Jennings'. Lady Middleton interessiert sich nur für ihre verzogenen Gören (in dem Buch gibts ja eine ganze Menge Szenen, in denen verwöhnte Kinder bzw. das Verhalten der stolzen Eltern karikiert werden... köstlich!).

8. Kapitel
Mrs. Jennings hat sofort entdeckt, dass der Colonel Marianne sympathisch findet und spottet nun unermüdlich darüber. Marianne ist völlig entgeistert und äußert sich sehr abfällig über den armen Colonel. Elinor finde ich sehr lustig in ihrer Reaktion:
"Had he been only in a violent fever, you would not have despised him half so much. Confess, Marianne, is not there something interesting to you in the flushed cheek, hollow eye, and quick pulse of a fever?"


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 Betreff des Beitrags: GroupRead Verstand&Gefühl
BeitragVerfasst: Montag 27. März 2006, 10:24 
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Kapitel 9
Marianne trifft auf "ihren" Willoughby. Eine Unachtsamkeit auf dem Weg nach Hause bringt Marianne zu Fall. Ein Fremder beobachtet das Geschehen und eilt Marianne zur Hilfe. Sie hat sich ihren Fuß verstaucht und kann nicht mehr laufen. Obwohl sie seine Hilfe zunächst ablehnt (weil es unschicklich wäre)
"Der Herr erbot sich, ihr zu Diensten zu sein, und da er bemerkte, dass sie aus Gründen der Sittsamkeit ablehnte, was ihre Situation erforderte, hob er sie ohne weiteres Zögern auf und trug sie den Hügel hinab."
Bereits beim ersten Anblick Mr. Willougbys sind die übrigen Damen Dashwood sehr angetan. Noch dazu scheint der junge Herr über ausgezeichnete Umgangsformen zu verfügen. Er stellt sich der Familie vor und kündigt an, am folgenden Tag wieder zu kommen um sich nach Marianne zu erkundigen.
Sie ist nur zu gern bereit in die Bewunderung ihrer Familie für den hilfsbereiten Herrn einzustimmen und schwärmt von ihm als dem Held, den sie sich in ihren Lieblingsgeschichten immer vorgestellt hat.
Bei einem Treffen mit Sir John am selben Tag berichtet dieser, dass er Willoughby kenne und gibt zur Auskunft:
"Der beste Kerl, den es je gegeben hat, das versichere ich Ihnen. Ein hervorragender Schütze und der tollkühnste Reiter in ganz England."
Elinor ist mit dieser Beschreibung nicht zufrieden und fragt nach anderen Talenten Willoughbys, will auch wissen welche Interessen er hat und ob er ein kluger Mann ist. Darauf weiß Sir John keine Antwort. Es wirklt sogar so, als sehe er diese Dinge als unwichtig an als er sagt:
"Bei meiner Seele, was all dasbetrifft, weiß ich nicht viel über ihn. Aber er ist ein netter, gutmütiger Kerl und er hat die hübscheste kleine schwarze Pointerhündin, die ich je sag. Hatte er sie heute dabei?"
Elinor versucht, noch ein wenig mehr in Erfahrung zu bringen und bekommt Auskünfte über das Erbe von Mr. Willoughby. Darüber hinaus werden noch ein paar Anzüglichkeiten und Neckereien in Mariannes Richtung gemacht, die Mrs Daswood ein wenig mildert, in dem sie zu verstehen gibt, dass ihre Töchter nicht dazu erzogen seinen, einen jungen Mann zu belästigen indem sie ihn "einzufangen" versuchten.
Das Kapitel endet mit noch größerer Begeisterung für Willoughby von Mariannes Seite als sie erfährt, dass er sehr temperamentvoll ist.

So... nun gebe ich noch meinen Senf dazu ;D
Beim ersten Zusammentreffen mit Willoughby zeigt Marianne einen Anstand, der gar nicht so recht zu ihr passen will. Sie errötet als sie aufgehoben und getragen wird, "wehrt" sich sogar vorher dagegen (gut... diese Art der Berührung war natürlich zur damaligen Zeit wirklich sehr intim). Es zeigt aber, dass Marianne bei aller Impulsivität die ihr innewohnt doch eine Vorstellung von schicklich und unschicklich hat.
Elinor beweißt in diesem Kapitel erneut ihre "Mutterqualitäten" in dem sie versucht "wirklich wichtige" Informationen über Willoughby zu bekommen. Allerdings greift sie damit ihrer Mutter vor, was wohl eigentlich als sehr unhöflich betrachtet werden müsste, denn sie unterbricht offensichtlich das Gespräch zwischen ihrer Mutter und Sir John (das macht also auch eine Aussage über Elinors unerschütterlich tugendhaften Charakter)
Lachen musste ich über die Beschreibung der kleinen Pointerhündin... völlig zusammenhanglos am Ende eines Satzes über die Qualitäten eines Menschen... :D Ganz am Ende habe ich mich nochmal gewundert. Marianne entdeckt in den Ausführungen Sir Johns im Prinzip ja eine Ähnlichkeit zu sich selbst. Er beschreibt das Temperament Willougbys und scheint davon genauso angetan wie Marianne selbst. Als er aber einen weiteren "Vorstoß" wagt, tadelt Marianne ihn. (Vielleicht auch um sich wieder abzugrenzen???)
So... nun aber genug von mir! :zzz:[i]


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 Betreff des Beitrags: Re: GroupRead Verstand&Gefühl
BeitragVerfasst: Montag 27. März 2006, 11:04 
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GreenEmili hat geschrieben:
... Beim ersten Zusammentreffen mit Willoughby zeigt Marianne einen Anstand, der gar nicht so recht zu ihr passen will. Sie errötet als sie aufgehoben und getragen wird, "wehrt" sich sogar vorher dagegen (gut... diese Art der Berührung war natürlich zur damaligen Zeit wirklich sehr intim). Es zeigt aber, dass Marianne bei aller Impulsivität die ihr innewohnt doch eine Vorstellung von schicklich und unschicklich hat. ...


... das scheint das in den damaligen Liebesromanen "übliche" Verhalten der romantischen Heldin zu sein, welches Marianne hier kopiert...

Mit den ganzen Umständen des Treffens der beiden karikiert Jane Austen wohl ein wenig die damals üblichen Romane für "Junge Damen"... Im Gegensatz zu Elior nimmt Marianne die "Romantik" allerdings ernst...

Wobei die "profunden Auskünfte" Sir Johns über den "Charakter" Willoughbys nicht nur seine "Bodenständigkeit" ironisieren, sondern sie kontrastieren zugleich ganz wunderbar zu Mariannes romantischer "Abgehobenheit"...

Bruki

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Sehr befremdlich finde ich auch die wieder die heftige Reaktion Marianne's auf die eher lustigen Anspielungen von Sir John " sie würde sich Willoughby schon angeln". :flop:
Sie findet solche Äußerungen anstößig, dabei glaube ich, dass es von Sir John's Seite nur als Kompliment gesehen werden kann. Er ist so von Ihr und Ihrer Art fasziniert, dass er glaubt, sie könnte jeden Mann bekommen für den sie sich interessiert und drückt einfach nur seine wohlgemeinte Zuversicht aus. :kleeblatt:
In diesen ersten Kapiteln, besonders nach dem Einzug ins Cottage, finde ich Marianne wahnsinnig unsympathisch und zickig. Nicht, dass ich denke sie müsste vor lauter Dankbarkeit zerfliessen, aber etwas mehr Freundlichkeit gegenüber den Bewohnern von Barton Park hätte nicht geschadet.
Ich glaube hier ist auch wieder diese subtile Beeinflussung des Lesers durch Jane Austen zu spüren. Frei nach dem Motto: Hochmut kommt vor dem Fall! :beleidigt:


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BeitragVerfasst: Montag 27. März 2006, 13:45 
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Katja hat geschrieben:
Sehr befremdlich finde ich auch wieder die heftige Reaktion Marianne's auf die eher lustigen Anspielungen von Sir John " sie würde sich Willoughby schon angeln". :flop:
Sie findet solche Äußerungen anstößig, dabei glaube ich, dass es von Sir John's Seite nur als Kompliment gesehen werden kann. ...

Die "Anspielungen" Sir Johns sind eine sehr schöne Beobachtung des zwischenmenschlichen/innerfamiliären Verhaltens durch Jane Austen, meine ich: Ich weiß nicht, aber mir war es als Teenager immer höchst peinlich, wenn meine Omas und Opas mich wegen meiner "Liebschaften" in der "Öffentlichkeit" aufzogen... Ich fand das jedesmal höchst "ungehörig"... man ist als Pubertierender in sexuellen Fragen eh schon verzweifelt um Fassung bemüht, da waren diesbezügliche Anspielungen der lieben Verwandten nur bedingt erwünscht...

Putzig ist, 1. dass es solche "Anstößigkeiten" schon seit über 200 Jahren gibt und 2. dass man als Jugendlicher so nach 20-30 Jahren darüber hinwegkommt... :wink:

Bruki

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BeitragVerfasst: Montag 27. März 2006, 14:32 
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Zitat:
Beim ersten Zusammentreffen mit Willoughby zeigt Marianne einen Anstand, der gar nicht so recht zu ihr passen will. [...] Als er aber einen weiteren "Vorstoß" wagt, tadelt Marianne ihn. (Vielleicht auch um sich wieder abzugrenzen???)


Woher diese Vorurteile und Abneigungen gegenüber Marianne? Warum sollte dieser Anstand denn nicht zu ihr passen? Sie ist gut erzogen worden und hat zu dem noch als Vorbild ihre ("heilige") Schwester. Soweit wir wissen gab es bisher in ihrem Leben auch noch keine jungen charmanten Gentlemen, außer Edward vielleicht, welcher aber von Anfang an Elinor verehrte. Nun kommt der schmucke Willoughby daher und sie ist gänzlich hin und weg.. weiß nicht, ob sie ihre Gefühle verraten und in die Lobeshymnen einstimmen - oder diese unschuldig abwehren soll. Wer könnte ihr das verübeln? Außerdem dürfen wir auch, wie Bruki schon richtig sagte, ihr Alter nicht außer Acht lassen. Ihr Verhalten ist das normalste der Welt in ihrer Situation!

liebe Grüße, amy.

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BeitragVerfasst: Montag 27. März 2006, 15:38 
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Austenfan
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ihr Alter wird nicht außer Acht gelassen... aber dennoch ist sie in der Situation mit Willoughby so gar nicht die leidenschaftliche Frau mit festen Vorstellungen von ihrem Traummann und seinen Vorzügen, die so erwachsen über alles und jeden urteilt.
Sie ist einfach "moralisch" und zeigt einen gewisen Anstand (wie gesagt war die Situation ja auch intim). Er passt eben nur nicht zu all ihren Äußerungen, die sie im Vorfeld bereits gemacht hat. Worin sich natürlich auch zeigt, dass sie eben jung ist, ein Teenager wenn man so will.


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BeitragVerfasst: Montag 27. März 2006, 19:37 
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Was ich weiter oben vergessen habe... nachdem ich "Searching for Jane Austen" gelesen habe, bzw. das Kapitel über "Sense and Sensebility" dort, achte ich dieses Mal irgendwie mehr auf Elinor als bisher. Und ich bin da über was gestolpert, was sie über Edwards Zeichentalent/Geschmack sagt, im 4. Kapitel:
"Had he ever been in the way of learning, I think he would have drawn very well."

Erinnert Euch das nicht fatal an Lady Catherine's dämlichen Kommentar (über sich selbst und ihre Tochter), sie würde bestimmt fabelhaft Klavier spielen, wenn sie es je gelernt hätte?:
"If I had ever learned I should be a great proficient. And so would Anne, if her health had allowed her to learn."

Sicher kein Zufall, diese Parallele... :wink: Die "vernünftige" Elinor ist wohl doch nicht ganz so vernünftig, wenns um den Mann ihres Herzens geht.


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