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BeitragVerfasst: Dienstag 16. Mai 2006, 17:11 
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Austenkenner
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Mhmm...gute Frage! Ich denke, John ist alles andere als ein hoch-moralischer Mensch, aber sicherlich steht er auch sehr unter Fannys Einfluss! Man denke an die Anfangskapitel, wo sie ihm ausredet, seine Schwestern zu unterstützen.
Julia hat es sehr treffend formuliert: Für John ist jeder Mensch wie eine "Ware" mit Preisschild und Mariannes (und auch Elinors) Wert ist eben gesunken, oder war in seinen Augen sowieso nie sehr hoch!

Lg Julemaus


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Verfasst: Dienstag 16. Mai 2006, 17:11 


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BeitragVerfasst: Dienstag 16. Mai 2006, 18:03 
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Kunstfertige Wortumdreherin und Meisterin im Freistil-Lesen
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Ich finde John auch gar nicht so bösartig oder tückisch (das ist wirklich eher Fanny), sondern einfach nur sehr bereit, die Dinge zu seinem Vorteil hinzubiegen und aus einer ihm angenehmen/vertrauten Perspektive zu sehen. Fanny ermutigt ihn dazu, schon - aber die entsprechenden Anlagen sind vorhanden.
Er wird ja im Eingangskapitel auch sehr schön charakterisiert:
He was not an ill-disposed young man, unless to be rather cold hearted and rather selfish is to be ill-disposed: but he was, in general, well respected (...). Had he married a more amiable woman, he might have been made still more respectable than he was:--he might even have been made amiable himself; for he was very young when he married, and very fond of his wife. But Mrs. John Dashwood was a strong caricature of himself;-- more narrow-minded and selfish.
Der erste Satz gibt eigentlich den Ton des ganzen Buches wieder, finde ich. Sein Charakter ist nicht schlecht, denn Eigennutz und Gefühlskälte sind ja keine Charakterfehler in den Augen der Welt. Er wird sogar respektiert und ist hoch angesehen.
Solche Formulierungen gibt es immer wieder in diesem Buch, ich finde das echt auffällig. Es klingt sehr bitter. Was keineswegs negativ gemeint ist, im Gegenteil: Ich wundere mich nur angesichts dieser Sätze immerwieder, wie man je darauf kam, Jane Austen's Romanen den Stempel "heiter und sorglos" aufzudrücken.
"Sense and Sensebility" ist es bestimmt nicht.


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BeitragVerfasst: Donnerstag 18. Mai 2006, 17:53 
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Austenexperte
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Hab mal eine grundsätzliche Frage zu meiner Übersetzung. Mein Buch ist vom Insel Verlag und da erscheinen mir manche Sachen unverständlich.
Leider habe ich keine englische Ausgabe, so dass ich nicht selbst nachschauen kann. Also an verschiedenen Stellen in meinem Buch bezeichnet John Dashwood die Mutter von Marianne und Elinor als seine liebe Schwiegermutter, dabei ist sie doch eigentlich seine Stiefmutter, oder ? Und dann sagt Elinor, an der Stelle wo sie selbst und Lucy bei Mrs Ferras vorgestellt werden, und Lucy immer von ihrer Schwiegermutter in spe redet, dass es wohl eher die Schwiegermutter von Miss Grey werden würde. Ist das nicht widerum die , welche Willoughby geheiratet hat? Irgendwie kapiere ich da den Zusammenhang nicht! :/ Wer kann mir helfen?


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BeitragVerfasst: Donnerstag 18. Mai 2006, 18:39 
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Austenkenner
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Ich habe das Buch jetzt nicht zur Hand, aber den Originaltext kannst Du z.B. hier nachlesen.
http://www.online-literature.com/austen/sensibility/

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BeitragVerfasst: Donnerstag 18. Mai 2006, 20:23 
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Kunstfertige Wortumdreherin und Meisterin im Freistil-Lesen
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Diese Frage gabs schonmal, meine ich mich zu erinnern.
In der englischen Ausgabe ist nur von "mother-in-law" die Rede. Und "mother-in-law" bezeichnet meines Wissens sowohl die Schwiegermutter als auch Stiefmutter - zumindest zu Jane Austens Zeit. "Stepmother" hat sich erst später durchgesetzt, in der englischen Sprache.


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BeitragVerfasst: Freitag 19. Mai 2006, 16:57 
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Und dies beweist einmal mehr, das die Übersetzerin der Insel-Bücher einen miserablen Job gemacht. Sonst hätte ihr aus dem Kontext klar sein müssen, dass in diesem Fall die Stiefmutter gemeint war.

Das erinnert mich ja fast an die deutsche Ausgabe von "Pemberley", wo dann die/die Übersetzer(in) auch einen Telefonanruf einbaute, wo doch sicher ein Besuch gemeint war :thud:

GRAWE for ever :D

Gruß

Sonja

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Gruß Sonja
"Zwei Dinge sind unendlich: das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher." Albert Einstein

Nach der EM ist vor der WM :aetsch:

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BeitragVerfasst: Freitag 19. Mai 2006, 18:54 
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Kunstfertige Wortumdreherin und Meisterin im Freistil-Lesen
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Sonja hat geschrieben:
Das erinnert mich ja fast an die deutsche Ausgabe von "Pemberley", wo dann die/die Übersetzer(in) auch einen Telefonanruf einbaute, wo doch sicher ein Besuch gemeint war.


Nein, echt?? :lol:

Ich mach mal weiter... (wo waren wir?) ... Kapitel 34:

Ein Abendessen bei Fanny und John Dashwood, bei dem die gesamte illustre Gesellschaft versammelt wird - bis auf Robert und Edward Ferrars.
Lucy und Elinor lernen ihre Schwiegermutter in spe kennen, was besonders erstere in helle Aufregung versetzt. Sie wird auch ausnehmend zuvorkommend behandelt, allerdings nur aus einem Grund (der ihr aber entgeht):
A few months ago it would have hurt (Elinor) exceedingly; but it was not in Mrs. Ferrars' power to distress her by it now;--and the difference of her manners to Miss Steele, a difference which seemed purposely made to humble her more, only amused her.
Überhaupt ist die Beschreibung von Mrs Ferrars mal wieder ganz grandios in wenigen, ausdrucksstarken Sätzen zusammengefasst. Man kennt sie sofort, ohne zu wissen, wie sie aussieht:
(...) but a lucky contraction of the brow had rescued her countenance from the disgrace of insipidity, by giving it the strong characters of pride and ill nature.
Auch sonst ist das Abendessen eher ein Reinfall für Elinor (no poverty of any kind, except of conversation, appeared--but there, the deficiency was considerable), noch dazu als Marianne sich ihr zuliebe "daneben benimmt".


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BeitragVerfasst: Samstag 20. Mai 2006, 07:23 
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Als sich Marianne hier "daneben benimmt", ist sie mir zum ersten Mal richtig sympathisch im ganzen Buch. Bis jetzt hat sie doch noch nie gezeigt, dass sie sich auch für die Sorgen ihrer großen Schwester interessiert. Natürlich hat die Art und Weise, wie sie die Party sprengt, etwas von einem punkigem Teenager in der heutigen Zeit, aber so ist sie eben.... :ylsuper


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BeitragVerfasst: Samstag 20. Mai 2006, 08:23 
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Kunstfertige Wortumdreherin und Meisterin im Freistil-Lesen
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Ja, das stimmt. Sonst hat ihr Mitgefühl meistens eher was mit ihr selbst zu tun, als mit Elinor.
Obwohl Elinor in dieser Situation ja auch eher leidet, weil Marianne nicht weiß was Sache ist zwischen Elinor, Lucy und Edward und so beleidigt ist über das Verhalten von Elionors vermeintlicher Schwiegermutter. Aber wie soll sie es wissen?

Hach, es wird Zeit, dass endlich alles ans Licht kommt!!


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BeitragVerfasst: Samstag 20. Mai 2006, 15:45 
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Kapitel 35
Soll niemand sagen, Lucy wäre nicht gewarnt worden!
"Unddoubtedly, if they had known your engagement," said she, "nothing could be more flattering than their treatment of you; but as that was not the case---"
"Wenn sie von Ihrem Verlöbnis gewußt hätten", sagte sie, "könnte zweifellos nichts schmeichelhafter gewesen sein als ihr Benehmen gegen Sie. Aber da dies nicht der Fall war..." (Fischer-Erika Gröger)

Dieses Kapitel zeigt für mich sehr deutlich die grundanständige Haltung Elinors. Obwohl Lucy vermeintlich über Elinor triumphiert und sie es deutlich spüren läßt, behält Elinor ihre Haltung und zahlt es nicht mit gleicher Münze heim! Sie bleibt eisern bei ihrem Versprechen und enthüllt mit keinem Wort Marianne, welches Geheimnis Edward und Lucy teilen.

So ein Murks, ich habe mein Buch auf der Terrasse liegen gelassen (glücklicherweise ein Taschenbuch) und jetzt ist es total durchweicht :tot:
Muß ich wohl ein neues kaufen. Welche Übersetzung ist denn besonders zu empfehlen?

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BeitragVerfasst: Samstag 20. Mai 2006, 19:50 
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Kunstfertige Wortumdreherin und Meisterin im Freistil-Lesen
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^
Sonja hat geschrieben:
GRAWE for ever :D


:wink:


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BeitragVerfasst: Sonntag 21. Mai 2006, 21:38 
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Aufmerksam lesen müßte frau können :oops: :pfeif:

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BeitragVerfasst: Sonntag 21. Mai 2006, 21:51 
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Kunstfertige Wortumdreherin und Meisterin im Freistil-Lesen
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... noch eine Ergänzung zu Kapitel 35:

Die Szene, wo Edward und Lucy und Elinor erstmals zusammentreffen.
Elinor geht, um Marianne zu holen und lässt die beiden allein:
Her exertions did not stop here; for she soon afterwards felt herself so heroically disposed as to determine, under pretence of fetching Marianne, to leave the others by themselves; and she really did it, and that in the handsomest manner, for she loitered away several minutes on the landing-place, with the most high-minded fortitude, before she went to her sister.

Kommts mir nur so vor, oder ist da auch ein bißchen Schadenfreude von Elinors Seite aus dabei? Ich meine, sie weiß ja eigentlich, dass Edward Lucy nicht liebt (und auch, dass Lucy nichts an Edward liegt abgesehen von ihrem "Besitzerstolz"). Lässt sie sie zum Teil auch absichtlich allein, um Edward spüren zu lassen, in was er sich da rein geritten hat?
Zumal dieses "heroically disposed (...) and she really did it, and that in the handsomest manner (...) with the most high-minded fortitude" für mich irgendwie ironisch überhöht klingt.
Elinor ist ja auch nur ein Mensch... :wink:


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BeitragVerfasst: Montag 22. Mai 2006, 12:05 
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Austenkenner
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Ja, ich glaube selbst Elinor hat das Zeug dazu, ein bisschen Schadnefreude zu zeigen :D Ich sehe das genauso wie du! Sie muss ihren Emotionen ja auch irgendwie Raum verschaffen, auch wenn sie das eigentlich immer etwas unterdrückt.


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BeitragVerfasst: Montag 22. Mai 2006, 13:35 
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@ Julia
Ja, doch wenn ich mir den Text noch mal so durchlese hast Du Recht.
So viel Edelmut wäre zu viel des Guten.
Vielleicht sind meine Englischkenntnisse nicht so gut um alle Feinheiten der Sprache von JA zu durchschauen, aber ich arbeite daran.

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BeitragVerfasst: Mittwoch 24. Mai 2006, 07:00 
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Kunstfertige Wortumdreherin und Meisterin im Freistil-Lesen
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Kapitel 36

Mrs Jennings verbringt den Hauptteil irer Zeit nun bei Mrs Palmer, die mittlerweile ihren Sohn bekommen hat.
Die Dashwood-Mädchen werden daher an Lady Middleton und die Misses Steele übergeben - keiner freut sich so wirklich über dieses Arrangement, aber sie machen wohl gute Miene zum bösen Spiel.
Bei einem Konzert, zu dem alle eingeladen werden lernt Elinor nun endlich Robert Ferrars kennen (der Mann mit der Zahnstocherdose), der umgehend damit anfängt über Edward herzuziehen...

Frage: Als sie ihm in dem Laden begegnete, traf sie einige Minuten später auch ihren Bruder John dort. Waren die beiden Männer zusammen dort oder doch nur zufällig? Hat John es deshalb nicht erwähnt/ihn vorgestellt weil er Elinor vor den Ferrarsses fernhalten will?

Auffällig finde ich auch, wie Robert Ferrars sich über das Cottage äußert. Bzw. die Parallele zu Willoughby. Beide sind ganz hin und weg von dem Cottage, würden selber eins haben wollen wenn sie genügend Geld hätten usw. Und man weiß doch ganz genau, dass gerade diese Herren sehr bemüht um ihren eigenen Komfort sind und froh/bestrebt, ausreichend Geld heranzuschaffen, um nicht so eingeschränkt leben zu müssen.
Dieses sentimentale Geschwätz hat fast was beleidigendes, denn die Dashwood-Damen wohnen da ja nicht aus lauter Romantik.


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BeitragVerfasst: Mittwoch 24. Mai 2006, 11:44 
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Ich glaube nicht, dass John so durchtrieben ist und bewußt seine Schwestern von den Ferrars fernhält.
Eher war es gedankenlos, warum sollen seine Schwestern irgendwelche wichtigen Bekanntschaften schließen? (Wo sie ja eh schon keine Kutsche, keine Diener oder sonstigen Komfort brauchen...)
Grüße,
Kerstin

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"I think that we like those kind of entertainment just to have the opportunity to become a child again during 42 minutes."


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BeitragVerfasst: Mittwoch 24. Mai 2006, 14:22 
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Austenkenner
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Ja, das mit dem Cottage finde ich auch auffällig! Und irgendwie auch ziemlich unverschämt oder zumindest gedankenlos, denn ein Mann wie Robert Ferrars oder auch John Daswood hätten so ein Cottage doch nur als "Wochenendhaus" und nicht, wie die Dashwoods, als festen Wohnsitz, oder?
Ob die Parallele zu Wolloughby hier beabsichtigt ist???


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BeitragVerfasst: Mittwoch 24. Mai 2006, 15:25 
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Austenexperte
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Vor allem auch deshalb sehr ignorant, weil den Dashwood-Frauen jenes Cottage ja nicht gehört, sondern es für sie auch nur so eine Art milde Gabe von Sir Middleton ist. :devot
Möglicherweise ist es aber in jener Zeit wirklich schick gewesen, in Cottages zu wohnen :/ und Robert nutzt diesen Umstand aus, um sich "einzuschleimen". Was hätte er auch sonst für Gesprächsstoff gehabt? Ich finde übrigens diese Kapitel, die wir gerade lesen, sind die besten im ganzen Buch. Lebendig und ironisch, ständig passiert etwas und verschiedene Personen treten auf und dürfen sich selbst darstellen. Hier ähnelt S&S noch am meisten meinem Favorit P&P.
P.S. Groupread macht Spass! ( ist ja mein :oops: erstes Mal, deswegen wollte ich es mal loswerden)


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BeitragVerfasst: Mittwoch 24. Mai 2006, 15:37 
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:ja: :ja: :ja:
Mir macht's auch Spaß, vor allem wenn Fragen aufkommen, die mir selbst nicht in den Sinn kommen und man dann nochmal mit einem anderem Blickwinkel bestimmte Dinge neu betrachtet!!!


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BeitragVerfasst: Mittwoch 24. Mai 2006, 16:08 
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Austenkenner
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Ich mach mal weiter mit

Kapitel 37:

Mrs Jennings bringt Elinor die Neuigkeiten, dass Lucy mit Edward schon länger heimlich verlobt ist und dass Fanny, als sie davon erfuhr, hysterische Anfälle bekommen hat und auch ihre Mutter Mrs Ferrars völlig außer sich ist.

Das mit den hysterischen Anfällen kann ich mir so richtig gut vorstellen, sehr amüsant :wink: "She fell into violent hysterics immediately, with such screams as reached your brother's ears"!!!

Elinor beschließt nun, Marianne die Wahrheit zu sagen. Diese ist natürlich völlig bestürzt, besonders als sie erfährt, dass Elinor von der Verlobung schon 4 Monate wusste und sich ihr nicht anvertraute. Hier wird Elinors rationale Haltung wieder einmal sehr deutlich: ""By feeling that I was doing my duty. My promise to Lucy obliged me to be secret. I owed it to her, therefore, to avoid giving any hint of the truth; and I owed it to my family and friends, not to create in them a solicitude about me, which it could not be in my power to satisfy."

Doch dann kann sich selbst Elinor nicht mehr beherrschen und es kommen doch die Emotionen zum Vorschein: "It was told me- it was in a manner forced on me by the very person herself, whose prior engagement ruined all my prospects; and told me, as I thought, with triumph(...)I have known myself to be divided from Edward for ever, without hearing one circumstance that could make me less desire the connection."

Am nächsten Morgen kommt John schließlich zu Besuch um die "News" zu erzählen und um Mitleid für Fanny zu erzeugen :wink: Hier wird ebenfalls wieder seine ganz und gar materielle Sicht der Dinge deutlich.

lg Julemaus


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BeitragVerfasst: Freitag 26. Mai 2006, 14:07 
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Ich glaube aber nicht, dass Robert das Cottage-Thema nur anschneidet um sich einzuschleimen. Warum sollte er? Die Dashwoods sind doch meilenweit unter seiner Würde und er hat Elinor ja schon im Juwelierladen mit "einem Blick der eher Bewunderung erheischen statt ausdrücken will" angesehen.
Ich finde seine Äußerungen eher gönnerhaft. Wenn sie sich schon nichts besseres leisten können, will er sie zumindest damit beruhigen, dass ihr Haus der letzte Schrei ist.
Das war es übrigens wirklich, zumindest aus sentimental-kitschiger Sicht. Jane Austen macht sich ja auch zu Anfang darüber lustig, dass es ein gutes Haus, aber ein schlechtes Cottage sei, da es gerade und regelmäßig und in gutem Zustand sei.

Katja hat geschrieben:
Ich finde übrigens diese Kapitel, die wir gerade lesen, sind die besten im ganzen Buch.


Ja, so gehts mir auch!! :)

Deshalb mach ich auch gleich weiter....:

Kapitel 38

Elinor trifft Anne Steele auf einem Spaziergang und wird von Mrs Jennings beauftragt sie über Neuigkeiten bzgl. Lucy und Edward auszuquetschen. Das tut Elinor zwar nicht, aber sie erfährt auch so genug, den Anne ist mindestens so neugierig wie begierig, ihr Erlauschtes an den Mann zu bringen.
In dieser Szene erinnert sie mich total an Isabelle Thorpe aus "Northanger Abbey"! Überhaupt sehr toll, dieser Charakter - die Mischung aus jungmädchenhafter Albernheit und Torschlusspanik, keinen mehr "abzukriegen".
Lucy selbst informiert Elinor um einiges diskreter (dazu gehört ja auch nicht viel) von den Vorfällen zwischen Edward und ihr.
Eigenartig, dass sie so bestrebt ist, die Verlobung zu halten, nachdem Edward enterbt wurde. Sie hat doch eigentlich nichts mehr von ihm? Und wie wir später sehen, nimmt sie ja die erstbeste Gelegenheit wahr, sich seiner zu entledigen, als "ein anderer" sich anbietet.
Geht es ihr wirklich nur darum, überhaupt jemanden zu haben oder will sie sich auch an Elinor rächen?!


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BeitragVerfasst: Freitag 26. Mai 2006, 14:39 
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Piratensüchtige Administratorin, ebenfalls Seriensuchti mit Mittelalterpräferenz und spätes Girlie
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Vielleicht schmeichelt es ihr einfach, dass ein Mann von Stand lieber auf sein Erbe verzichtet, statt sich von ihr loszusagen und die Verlobung aufzulösen?

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BeitragVerfasst: Freitag 26. Mai 2006, 18:53 
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Austenexperte
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Im Hinterköpfchen plant Lucy wohl schon hier Edward schnellst möglich in den Wind zu schießen. Ich denke aber auch, dass sie Elinor eins auswischen will. Schließlich weiss sie ja , dass Edward nicht sie, sondern Elinor liebt. Im Buch kommt dieser Aspekt auch nicht so gut raus wie im Film. Dort ist das Treffen der drei eindeutiger. Lucy merkt dort ein für alle Mal wie tief die Verbundenheit zwischen Edward und Elinor ist. Die Tatsache wie weit die Rache von Lucy geht, zeigt sich ja auch später noch mal, aber ich will nicht vorgreifen.

Ein etwas diffusses Statement von mir - sorry! :/


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BeitragVerfasst: Freitag 26. Mai 2006, 18:57 
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Kunstfertige Wortumdreherin und Meisterin im Freistil-Lesen
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Katja hat geschrieben:
Die Tatsache wie weit die Rache von Lucy geht, zeigt sich ja auch später noch mal, aber ich will nicht vorgreifen.


Ja, an diese Sache dachte ich auch... *heimlichtu* :wink:


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BeitragVerfasst: Freitag 26. Mai 2006, 19:32 
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Ja, und wenn im Film H.G. sagt, dass Lucy`s Liebe auf jemand anderen
"übergegangen" ist, dann ist da für mich der "Satz" des Films überhaupt,
der entlarvt, wie wankelmütig und eigentlich doch nur selbstsüchtig diese
Liebe war, aber der damaligen Zeit natürlich angemessen. Lucy war
verpflichtet, sich zu versorgen. Sie brauchte eine gute Heirat. Und sie
hat damit auch mein vollstes Verständnis. Denn Edward hatte ja
plötzlich nichts mehr und damit hat sie ihn natürlich gerne Elinor
"übergeben ".

_________________
"Nein, nein, den grünen !"


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BeitragVerfasst: Montag 29. Mai 2006, 07:37 
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Kunstfertige Wortumdreherin und Meisterin im Freistil-Lesen
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Beiträge: 4781
Kapitel 39

Marianne und Elinor sind nun schon über zwei Monate in London und denken daran, nach Haue zu fahren.
Die Palmers laden sie nach Cleveland ein, von dort aus ist es nur noch eine Tagesreise nach Barton.
Sie nehmen an, auch wenn sich Marianne zuerst sträubt, sich vermutlich in der selben Gegend wie die Willoughbys aufzuhalten.
Colonel Brandon bittet Elinor, Edward auszurichten, dass er ihm um seinen Unterhalt zu sichern die Pfarre von Delaford anbietet.
Elinor ist erstaunt aber sehr dankbar (und peinlich berührt, das ausgerechnet sie diese Nachricht überbringen soll).
Mrs Jennings hat es sich in den Kopf gesetzt, dass der Colonel und Elinor heiraten (seltsam... ein paar Kapitel zuvor sprach sie ihn noch Marianne zu??!) und hört Teile ihres Gespräches mit, aus denen sie schließt, der Colonel hätte Elinor einen Heiratsantrag gemacht.

Kapitel 40

Dieses Missverständnis klärt sich auf, nachdem Elinor mit Edward gesprochen hat, der vorbeikommt als Elinor ihm gerade schreiben wollte. (Zufall, Zufall)
(Diese Szene finde ich in der 95er Verfilmung so schön gemacht. Ohne Schnitt, alles in einer Einstellung und die beiden spielen ganz hervorragend, finde ich. Es bricht einem fast das Herz, wenn Edward am Ende ihre Hand nehmen will und sich dann doch noch besinnt.)
Sicher hat John Dashwood auch Edward von seinen Hoffnungen auf eine Hochzeit zwischen Elinor und Brandon berichtet, zumindest interpretiere ich so seinen erstaunten Ausruf bei diesem Gespräch.
Und wenn man es so sehen will, wirkt es ja wahrscheinlich tatsächlich so als würde der zukünftige Schwager was für seinen zukünftigen Verwandten tun wollen. Sowas deutet Edward ja auch später noch an, glaube ich.


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BeitragVerfasst: Montag 29. Mai 2006, 08:26 
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Austenexperte
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Oh ja , dieses Mißverständnis, wie wunderbar erdacht und geschrieben. All die vielen falschen Vermutungen und daraus resultierenden Handlungen! Jane Austen in Höchstform!!! :bravo:


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BeitragVerfasst: Montag 29. Mai 2006, 19:36 
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JAAAAAAA, diese Szene mag ich auch ganz besonders :top:
und man würde ihnen am liebsten helfen, dass sie endlich zu einanderfinden, aber wir müssen uns noch ein bisschen gedulden :rolleyes: ;D ;D


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BeitragVerfasst: Mittwoch 31. Mai 2006, 11:17 
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Kapitel 41:

Elinor berichtet Edward von der Großzügigkeit des Colonels. Mrs Jennings, der währenddessen unterwegs ist, denkt immer noch, dass Elinor mit Brandon verlobt ist :D
Dieses Missverständnis klärt sich jedoch auf. Ich finde diese Stelle besonders amüsant:

Elinor sagt: "Oberst Brandons einzige Absicht ist doch, Mr. Ferrars einen Gefallen zu tun."
Daraufhin Mrs. Jennings: "Du liebe Güte, mein Kind! Sie wollen mir doc wohl nicht , dass der Oberst Sie nur heiratet, damit er Mr. Ferrars zehn Guineen zukommen lassen kann!"

Mrs. Jennings ist nach Klärung des Missverständnisses aber keinesfalls enttäuscht, denn sie "tauschte eine reizende Aussicht gegen eine andere ein"!
Das ist wieder ganz typisch Mrs Jennings; mir gefällt diese Figur immer besser
;D


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