Ich schmökere gerade in der Grawe-Biographie und lese folgendes heraus:
Zitat:
Zwischen 1775 und 1810 erschien in Großbritannien kein einziger wirklich bedeutender Roman. Dabei nahm das Lesepublikum, das nun immer mehr durch Frauen verstärkt wurde, in diesen Jahren erheblich zu und sogte für eine Schwemme von minderwertiger Romanliteratur, die vor allem über Leihbüchereien vertrieben wurde. Das bewusste Arbeiten mit dem Roman als künstlerischem Gebilde und formaler Herausforderung und als Medium der Welterkenntnis und Zeitdarstelllung trat völlig zurück hinter dem bloß spannungsreichen Erzählen, das den engen Bezug zur Wirklichkeit verlor, dafür aber das Erfinden aufregender Handlungselemente vervollkommnete. Die Sozialkritik lebte weiter, verlor aber ihre Schärfe und Glaubwürdigkeit und durfte im populären Roman aus Rücksicht auf die anders ausgerichteten Lesebedürfnisse seiner Konsumenten ohnehin nur die Oberfläche streifen.
Dagegen kam nun Richardsons Einfluss besonders zur Geltung, weil die vielen Leserinnen an dem Schicksal und der Gefühlswelt ihrer fiktiven Geschlechtsgenossinnen besonders interessiert waren.[...] Der Frauenroman hatte didaktische Absichten, indem er jungen Frauen die Gefahren des Lebens, manchmal freilich in grotesk unwirklicher Form, vorführte und ihnen ein Tugendsystem vermittelte, mit dem man solchen Gefährdungen widerstehen konnte.
Also lag Jane Austen durchaus im Trend ihrer Zeit, indem sie belehrend, aufklärend oder aufzeigend schrieb, verlegte sich aber nicht auf die damals üblichen zwei Romangattungen, nämlich sentimentale Frauenromane und Schauerromane.
Weiter steht in dem Büchlein, dass selbst der weitere Familienkreis nicht wusste, dass JA die Verfasserin käuflich zu erwerbender Bücher war, selbst ihr ältester Neffe (der die Romane schätzte) erfuhr erst drei Jahre vor ihrem Tod davon (also 1814). Ich frage mich nur, wie JA dann Anna Austens Texte "Korrektur lesen" konnte... ahhh, jetzt schließt sich der Kreis, die Briefe an Anna mit den Korrekturen stammen aus dem selben Jahr
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