Literaturforum
Aktuelle Zeit: Sonntag 5. Mai 2024, 09:01

Alle Zeiten sind UTC + 1 Stunde


Forumsregeln


Die Forumsregeln lesen



Ein neues Thema erstellen Dieses Thema ist gesperrt. Du kannst keine Beiträge editieren oder weitere Antworten erstellen.  [ 334 Beiträge ]  Gehe zu Seite Vorherige  1 ... 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12  Nächste
Autor Nachricht
BeitragVerfasst: Montag 3. November 2014, 19:26 
Offline
Austenexperte
Benutzeravatar

Registriert: Dienstag 14. Juli 2009, 14:59
Beiträge: 926
Wohnort: Sachsen
klar fühlt sie sich unbehaglich als sie ihren Fehler bemerkt. Mein Fehler wird eher sein,daß ich gedanklich schon das Kapitel verlassen hatte und im Wissen, sie es weitergehen wird, mehr hineininterpretiert.
Das mit dem theatralischen werd ich mir in der Chorprobe mal durch den Kopf gehen lassen.
Elanor

_________________
[During the 1960s] I think there was more sex in those old films than in all that thrashing around today. I'm tired of sex scenes.
Claudette Colbert

sadly enough, this is more than true in our times


Nach oben
 Profil  
 
 Betreff des Beitrags:
Verfasst: Montag 3. November 2014, 19:26 


Nach oben
  
 
BeitragVerfasst: Montag 3. November 2014, 22:22 
Offline
Austenexperte
Benutzeravatar

Registriert: Dienstag 14. Juli 2009, 14:59
Beiträge: 926
Wohnort: Sachsen
Udo hat geschrieben:
. Ich finde, die Szene hat auch etwas (zu?) Theatralisches. Eigentlich müsste man mal anfangen, nach den lustigen Momenten zu suchen, die bei Austen ja meistens solch dramatische Szenen entzaubern.

... so, Chorprobe zu Ende :wink:
Ja theatralisch wirkt Elizabeths Reaktion schon, besonders solche Passagen wie
Zitat:
....cried Elizabeth...
oder Ähnliches. Aber irgenwie muß man ihre Reaktionen ja darstellen. Und dieser Wechsel von Gefühlen Wickham und Darcy gegenüber ist schwierig zu vermitteln in dieser doch ziemlichen Abruptheit. Aber jetzt speziell lustige Momente habe ich nicht entdeckt, obwohl ich es extra noch 2x gelesen hab.

Elanor

_________________
[During the 1960s] I think there was more sex in those old films than in all that thrashing around today. I'm tired of sex scenes.
Claudette Colbert

sadly enough, this is more than true in our times


Nach oben
 Profil  
 
BeitragVerfasst: Mittwoch 5. November 2014, 23:04 
Offline
Administrator und Captain a.D. of HMS Groupread
Benutzeravatar

Registriert: Mittwoch 9. April 2008, 15:07
Beiträge: 3093
Lustig - durch Übertreibung - ist vielleicht am ehesten die Stelle, in der sich Elizabeth selbst anklagt: "Wie beschämend habe ich mich aufgeführt!" usw. Das parodiert vielleicht (!) ähnliche Szenen aus Romanen, in denen die holde Jungfrau irgendwann erkennt, was sie alles falsch gemacht hat, wie sie dem Bösewicht verfallen konnte. Das ist hier sehr dramatisch. Elizabeth klagt sich in harten Worten selbst an, so dass man ihr zurufen möchte, dass es soo schlimm nun auch wieder nicht ist.
Selbsterkenntnis ist bei Austen ja öfter mal wichtig, aber nicht oft kommt sie so melodramatisch daher - darüber könnte man beinahe schmunzeln.

Ähnlich könnte es mit dem Einwurf sein, Darcy habe nie gegen Grundsätze verstoßen, "geschweige denn gegen Religion und Moral". Das wirkt auf mich komisch/heiter - das mag aber daran liegen, dass wir jetzt 2014 haben... Aber ungewöhnlich ist es schon, oder? Wann nennt Austen je die Religion als wichtige Instanz? (Ja, sicher in Mansfield Park, Fanny liest ja sogar die Bibel, soweit ich mich erinnere. Aber da passt das auch zur Hauptfigur.) Und diese Bedeutung von Religion und Moral - das passt ja auch zu den o.g. Jungfrauen in Not.


Nach oben
 Profil  
 
BeitragVerfasst: Sonntag 9. November 2014, 14:06 
Offline
Austenexperte
Benutzeravatar

Registriert: Dienstag 14. Juli 2009, 14:59
Beiträge: 926
Wohnort: Sachsen
So, da sind wir also beim Kapitel 37:
Darcy und Colonel Fitzwilliam sind abgereist und es wird wieder ruhiger im Pfarrhaus und auf Rosings.

Lady Catherine versucht mal wieder allem und jedem ihren Willen aufzudrängen. Einfach herrlich dies Passage:
Zitat:
"Aber dann sind Sie ja nur sechs Wochen hiergewesen. Ich habe erwartet, daß Sie zwei Monate bleiben. Das habe ich Mrs. Collins bereits gesagt, bevor Sie kamen. Es kann keinen Grund geben, schon so bald abzureisen. Mrs Bennet wird doch noch vierzehn Tage auf Sie verzichten können."
usw. Diese Dame ist so dermaßen von sich selbst überzeugt, Ich frage mich immer wieder, ob es jemanden in dieser Extremform wirklich in echt geben kann, denn daß dies hier zugespitzt dargestellt ist, ist ja wohl klar.
Btw. wäre ja mal interessant zu wissen, ob die jungen Damen sich im Gasthaus beim Pferdewechsel wirklich auf Lady Catherine berufen haben, :held: ich hätte es eher vermieden, um nicht mit dieser Person in Verbindung gebracht zu werden :rolleyes: Was meint Ihr?
Bin übrigens schon durch Bromley durchgefahren, der Zug musste aber nicht die Pferde wechseln :D
Übrigens haben wir hier wieder das Motiv der Dankbarkeit:
Zitat:
His attachment excited gratitude, his general character respect; but she could not approve him; nor could she for a moment repent her refusal, or feel the slightest inclination ever to see him again.

Und es geht weiter mit Elizabeth's "Herzensbildung" Sie macht sich schon recht viele Gedanken über die ganze Situation und das ist ja wohl recht frustrierend, da kaum Aussicht auf Änderung der Situation besteht.

Elanor

_________________
[During the 1960s] I think there was more sex in those old films than in all that thrashing around today. I'm tired of sex scenes.
Claudette Colbert

sadly enough, this is more than true in our times


Nach oben
 Profil  
 
BeitragVerfasst: Sonntag 9. November 2014, 17:57 
Offline
Administrator und Captain a.D. of HMS Groupread
Benutzeravatar

Registriert: Mittwoch 9. April 2008, 15:07
Beiträge: 3093
Ja, die Dankbarkeit ist mir auch aufgefallen. Und das finde ich auch ganz realistisch: Sie fühlt sich vielleicht etwas geschmeichelt (obwohl davon hier keine Rede ist!), vor allem aber ist ihr bewusst, dass es eine große Auszeichnung ist, wenn so ein Mann sie "erwählt" (nicht zuletzt wg. der sozialen Unterschiede), dafür kann man schon so etwas wie Dankbarkeit empfinden. Und das ist dann psychologisch gesehen der allererste Schritt für Elizabeth, um ihr Bild von ihm zu ändern - und sich vielleicht einmal in ihn zu verlieben. Hier ist es aber ja noch so, dass sie total froh ist, dass der Typ weg ist - und dass sie ihn eigentlich nie wieder sehen möchte. Vermutlich allein schon, weil das für sie peinlich ist, weil sie ja nun erkannt hat, dass er im Grunde recht hat mit seinen Vorbehalten gegen ihre Familie.
Die Ironie besteht hier wohl darin, dass sie den Mann nicht wiedersehen möchte, den sie später heiraten wird.


Nach oben
 Profil  
 
BeitragVerfasst: Montag 10. November 2014, 17:22 
Offline
Austenexperte
Benutzeravatar

Registriert: Dienstag 14. Juli 2009, 14:59
Beiträge: 926
Wohnort: Sachsen
Ich finde das mit der Dankbarkeit auch verständlich, aus den gleichen Gründen wie Du. Und daß sie ihn nicht wiedersehen will, vollstes Verständnis. Wenn sie sich zu diesem Moment plötzlich über den Weg gelaufen wären... das wäre wahrscheinlich nicht so abgelaufen, wie später auf Pemberley. Da musste sicher erstmal genügend Zeit vergehen, in dem Beide das Geschehene verarbeiten, jeder auf seine Weise.
Udo hat geschrieben:
Die Ironie besteht hier wohl darin, dass sie den Mann nicht wiedersehen möchte, den sie später heiraten wird.

Und dem sie ins Gesicht gesagt hat, daß er der letzte wäre, den sie je heiraten würde. :nein:
Ist schon so, wie meine Mutter manchmal meinte: Man sollte nie "nie" sagen. :D Ging mir auch schon oft so, wenn auch nicht in solch dramatischer Weise.

Elanor

_________________
[During the 1960s] I think there was more sex in those old films than in all that thrashing around today. I'm tired of sex scenes.
Claudette Colbert

sadly enough, this is more than true in our times


Nach oben
 Profil  
 
BeitragVerfasst: Donnerstag 13. November 2014, 16:45 
Offline
Austenexperte
Benutzeravatar

Registriert: Dienstag 14. Juli 2009, 14:59
Beiträge: 926
Wohnort: Sachsen
Und damit sind wir bei Kapitel 38:
Abschied von Hunsford und Ankunft in London.

Einfach herrlich, dieser Monolog von Mr. Collins, ein Gespräch kann man das Zusammentreffen mit Elizabeth vor dem Frühstück ja nicht wirklich nennen. Gut, das wirkt sicher auch durch JA's Stilmittel so, da sie ja Elizabeth nur indirekt antworten lässt, aber ehrlich, könnte man auf Mr. Collins ausschweifende Reden vernünftig antworten? :niwi:
Herrlich: ..... während Elizabeth versuchte, Höflichkeit und Wahrheit in wenigen kurzen Sätzen zu vereinen. dürfte schwierig sein :tongue: Mr. Collins da zufrieden zu stellen.
Ebenso typisch für ihn, das Einfordern der Grüße an Lady Catherine.
Wie hält Charlotte das nur aus??? Ich stell mir das schwierig vor mit so jemand verheiratet zu sein und dann noch Lady Catherine als Patroness, da verblasst ja jedes Schwiegermonster :fies_sei:

Ich hab da keine Ahnung, aber wenn sie vier Stunden nach der Abfahrt aus Hunsford schon bei den Gardiners ankommen, müssen sie denn da überhaupt die Pferde wechseln lassen? Wie oft wurden Pferde bei Reisekutschen gewechselt? Würde ich schon gern mal wissen. Weiß da jemand Genaueres?
Elanor

_________________
[During the 1960s] I think there was more sex in those old films than in all that thrashing around today. I'm tired of sex scenes.
Claudette Colbert

sadly enough, this is more than true in our times


Nach oben
 Profil  
 
BeitragVerfasst: Freitag 14. November 2014, 12:14 
Offline
Austenbegeistert
Benutzeravatar

Registriert: Sonntag 13. Oktober 2013, 11:16
Beiträge: 115
Wohnort: Essen/Bochum
Elanor hat geschrieben:
Wie hält Charlotte das nur aus??? Ich stell mir das schwierig vor mit so jemand verheiratet zu sein und dann noch Lady Catherine als Patroness, da verblasst ja jedes Schwiegermonster :fies_sei:


Sie hält es aus, weil sie im Grunde nicht enttäuscht ist von diesem Partner, sondern vorher genau wußte, worauf sie sich einlässt. Sie nimmt die unübersehbaren Nachteile hin, weil für sie die Versorgungssituation immer im Vordergrund stand. Sie ist nicht unglücklich, weil sie die Situation "aushalten will". Jedenfalls reime ich mir das so zusammen. Nachvollziehen kann man das ja nur schwer.

JA äußert sehr eindrucksvoll ihre Kritik an dem gesellschaftlichen Problem der Stellung der Frauen und ihrer Abhängigkeit davon, eine gute Partie zu machen.


Nach oben
 Profil  
 
BeitragVerfasst: Freitag 14. November 2014, 15:34 
Offline
Austenexperte
Benutzeravatar

Registriert: Dienstag 14. Juli 2009, 14:59
Beiträge: 926
Wohnort: Sachsen
MiRiBo hat geschrieben:
Sie hält es aus, weil sie im Grunde nicht enttäuscht ist von diesem Partner, sondern vorher genau wußte, worauf sie sich einlässt. Sie nimmt die unübersehbaren Nachteile hin, weil für sie die Versorgungssituation immer im Vordergrund stand. Sie ist nicht unglücklich, weil sie die Situation "aushalten will". Jedenfalls reime ich mir das so zusammen. Nachvollziehen kann man das ja nur schwer.

JA äußert sehr eindrucksvoll ihre Kritik an dem gesellschaftlichen Problem der Stellung der Frauen und ihrer Abhängigkeit davon, eine gute Partie zu machen.


Sicher, wir haben ja schon oft über diese vernünftige Entscheidung Charlottes debattiert. Letzten Endes tut sie ja das einzig Mögliche, um ihrem Dasein als alte Jungfer zu entgehen und ihren Brüdern auf der Tasche zu liegen. Beneidenswert ist das Alles nicht. Diese Art, in der JA die Kritik verpackt ist zwar einerseits erheiternd, zeigt meines Erachtens nach aber auch, daß es trotz des "mit vollem Wissen in diese Situation gehens" auf die Dauer schwierig sein wird. Ich wenn in einer Ehe schon kleinste Dinge, wie herumliegende Socken oder nicht verschlossene Zahnpastatuben zum extrem nervenden Marotten anwachsen können (nur allgemeine Beispiele ;D )
Zitat:
Her home and her housekeeping, her parish and her poultry, and all their dependent concerns, had not yet lost their charms.
Damit scheint mir zumindestens angedeutet, daß Charlotte noch Probleme für sich selbst bekommen könnte. Möglicherweise sah auch der Leser damals das so, denn das diese Kritik auch zum Erscheinungsdatum des Buches verstanden wurde, denke ich schon.
Also lange Rede, kurzer Sinn. Daß sie es aushalten will- unbestritten. Ob sie bis ins kleinste absehen kann, wie schwierig das im Einzelnen Kleinen manchmal sein würde, wenn der Reiz des Neuen Eigenen weg ist...???
Und Lady Catherine war ja eine "unbekannte Größe", die aus der Schilderung von Mr. Collins nicht wirklich einzuschätzen war.
Aber möglicherweise mache ich mir da zu sehr einen Kopf, weil unsereiner heutzutage ein total anderes Verständnis von Autoritäten hat, als die Menschen damals.

Elanor

_________________
[During the 1960s] I think there was more sex in those old films than in all that thrashing around today. I'm tired of sex scenes.
Claudette Colbert

sadly enough, this is more than true in our times


Nach oben
 Profil  
 
BeitragVerfasst: Montag 17. November 2014, 14:57 
Offline
Austenexperte
Benutzeravatar

Registriert: Dienstag 14. Juli 2009, 14:59
Beiträge: 926
Wohnort: Sachsen
So, weiter geht es bei Kapitel 39

Jane, Elizabeth und Maria Lucas brechen in London zur Heimreise auf. Auf halber Strecke werden sie von Lydia und Kitty getroffen, die mit der elterlichen Kutsche entgegengekommen sind.

Es darf gern auch mal jemand anders beginnen :wink:

Elanor

_________________
[During the 1960s] I think there was more sex in those old films than in all that thrashing around today. I'm tired of sex scenes.
Claudette Colbert

sadly enough, this is more than true in our times


Nach oben
 Profil  
 
BeitragVerfasst: Dienstag 18. November 2014, 23:24 
Offline
Austenexperte
Benutzeravatar

Registriert: Dienstag 14. Juli 2009, 14:59
Beiträge: 926
Wohnort: Sachsen
Wer liest denn überhaupt noch mit?
Es hatten sich doch am Anfang eigentlich recht viele zum Groupread zusammengefunden? Sind so viele inzwischen abgesprungen? :heul:

Sollten wir langsamer machen?

Dabei ist doch dieses "Übergangskapitel" doch eins der Spannenden, besonders was die Charakterisierung von Lydia und Kitty angeht. Aber auch, weil wir doch durch die Erzählperspektive so richtig zum Mitleiden mit Elizabeth gedrängt werden.
Sicher kann man Jane mit fast 23 Jahren schon an der Schwelle zur Old Maid sehen, besonders aus Lydias Sicht :gnade: Ist euch eigentlich aufgefallen, daß Ludia Elizabeth und Jane in der Kutsche auffordert, doch zu erzählen, wie es so war, aber die Beiden überhaupt nicht zu Wort kommen lässt?
Sie ist wirklich eine totale, oberflächliche Quasselstrippe. Selbst wenn man ihr Teenagerverhalten nicht wirklich vorwerfen kann, so ist man nunmal in dem Alter, es zeigen sich hier wieder sehr deutlich ihre Erziehungsdefizite.
Eigentlich ist es ja mehr ein Wunder, daß Jane und Elizabeth so gut geraten sind, bei der Nichterziehung.

Elanor

_________________
[During the 1960s] I think there was more sex in those old films than in all that thrashing around today. I'm tired of sex scenes.
Claudette Colbert

sadly enough, this is more than true in our times


Nach oben
 Profil  
 
BeitragVerfasst: Mittwoch 19. November 2014, 19:48 
Offline
Administrator und Captain a.D. of HMS Groupread
Benutzeravatar

Registriert: Mittwoch 9. April 2008, 15:07
Beiträge: 3093
Ich bin im Grunde noch dabei, habe aber gerade kaum Zeit...


Nach oben
 Profil  
 
BeitragVerfasst: Mittwoch 19. November 2014, 20:47 
Offline
Austenbegeistert
Benutzeravatar

Registriert: Sonntag 13. Oktober 2013, 11:16
Beiträge: 115
Wohnort: Essen/Bochum
bin auch noch dabei:

Lydia wird ja als Liebling der Mutter dargestellt; Elisabeth als Liebling des Vaters. Man kann sich sehr gut vorstellen, dass Mrs Bennet sich in ihrer jüngsten Tochter wiederfindet. Ob es wirklich eine Erziehungsfrage oder eher angeborenes Temperament/Charakter ist? Wie im richtigen Leben, wird man es auch im Roman nicht entscheiden können.

Für mich wird der Erzählbogen geschickt auf Lydia gelenkt, deren Eskapaden ja in Kürze die Familie in Atem halten wird.


Nach oben
 Profil  
 
BeitragVerfasst: Mittwoch 19. November 2014, 22:30 
Offline
Austenexperte
Benutzeravatar

Registriert: Dienstag 14. Juli 2009, 14:59
Beiträge: 926
Wohnort: Sachsen
MiRiBo hat geschrieben:
Lydia wird ja als Liebling der Mutter dargestellt;

Das ist sie definitiv, allerdings sollten Eltern sich ja eigentlich hüten, ihren Kindern gegenüber irgendwelche Vorlieben zu zeigen. Wobei die Bennet- Eltern ja sicher niemals irgendwelche Erziehungsratgeber gelesen haben :nein: :wall:
MiRiBo hat geschrieben:
Ob es wirklich eine Erziehungsfrage oder eher angeborenes Temperament/Charakter ist? Wie im richtigen Leben, wird man es auch im Roman nicht entscheiden können.

Das ist klar, aber man fragt sich schon, ob etwas mehr Achten auf Etikette, ums mal so zu beschreiben, Lydia nicht gut getan hätte. Es gibt sicher Kinder, die sind charakterlich so günstig, daß sie wenig Anleitung brauchen, Elizabeth und Jane z.b. aber selbst bei Mary wäre etwas mäßigender Einfluß sicher positiv.
MiRiBo hat geschrieben:
Für mich wird der Erzählbogen geschickt auf Lydia gelenkt, deren Eskapaden ja in Kürze die Familie in Atem halten wird.

Ja, das stimmt. So ist sie gleich wieder viel mehr im Zentrum des Geschehens. Sonst wäre sie doch nur eine von vielen Nebenfiguren. Aber für den Fortgang der Handlung ist sie ja doch sehr wichtig, wie wir alle wissen.

Elanor

_________________
[During the 1960s] I think there was more sex in those old films than in all that thrashing around today. I'm tired of sex scenes.
Claudette Colbert

sadly enough, this is more than true in our times


Nach oben
 Profil  
 
BeitragVerfasst: Samstag 22. November 2014, 13:44 
Offline
Administrator und Captain a.D. of HMS Groupread
Benutzeravatar

Registriert: Mittwoch 9. April 2008, 15:07
Beiträge: 3093
Kapitel 40

Hier frage ich mich immer wieder, warum Elizabeth Jane nicht auch den Teil über sie erzählt. Bei so viel Vertrautheit sollte das eigentlich drin sein. Sicher will sie ihr nicht weh tun usw., aber letztlich entscheidet sie, was für Jane das Beste ist - nämlich nichts zu erfahren. Das finde ich zumindest zweifelhaft. Immerhin würde es Jane doch sicher auch trösten, dass Mr. Bingley sie nicht einfach hat sitzen lassen, sondern tatsächlich von ihr fern gehalten wurde. Gut, auch das spricht nicht für ihn, aber so quält sich Jane mit einigen Ungewissheiten.

Ebenso fragwürdig ist die gemeinsam getroffene Entscheidung, die Leute über Wickhams Charakter im Unklaren zu lassen. Man muss ja nicht in der Stadt damit hausieren gehen, aber innerhalb der Familie könnte man es schon ansprechen. Oder doch zumindest dem Vater andeuten! Das hätte ja tatsächlich ein Drama verhindern können - was natürlich doof für das Buch wäre. Aber das hier sind zwei Punkte, bei denen ich Austen nicht restlos überzeugend finde.


Nach oben
 Profil  
 
BeitragVerfasst: Samstag 22. November 2014, 16:02 
Offline
Austenexperte
Benutzeravatar

Registriert: Dienstag 14. Juli 2009, 14:59
Beiträge: 926
Wohnort: Sachsen
Udo hat geschrieben:
Hier frage ich mich immer wieder, warum Elizabeth Jane nicht auch den Teil über sie erzählt. Bei so viel Vertrautheit sollte das eigentlich drin sein. Sicher will sie ihr nicht weh tun usw., aber letztlich entscheidet sie, was für Jane das Beste ist - nämlich nichts zu erfahren. Das finde ich zumindest zweifelhaft. Immerhin würde es Jane doch sicher auch trösten, dass Mr. Bingley sie nicht einfach hat sitzen lassen, sondern tatsächlich von ihr fern gehalten wurde. Gut, auch das spricht nicht für ihn, aber so quält sich Jane mit einigen Ungewissheiten.

Dashabe ich mich auch schon gefragt. Sicher will sie Jane kummer ersparen. Aber entscheidet sie nicht letzten Endes genauso darüber, was für Jane richtig ist, wie Darcy das bei Bingley tut. Könnte man auch als Gemeinsamkeit der Beiden zählen :wink:
Andererseits scheint es mir so, als ob es sein könnte, daß sie unbewusst Darcy nicht in ein noch schlechteres Licht rücken möchte.
Udo hat geschrieben:
Ebenso fragwürdig ist die gemeinsam getroffene Entscheidung, die Leute über Wickhams Charakter im Unklaren zu lassen. Man muss ja nicht in der Stadt damit hausieren gehen, aber innerhalb der Familie könnte man es schon ansprechen. Oder doch zumindest dem Vater andeuten! Das hätte ja tatsächlich ein Drama verhindern können - was natürlich doof für das Buch wäre. Aber das hier sind zwei Punkte, bei denen ich Austen nicht restlos überzeugend finde.

Das verstehe ich schon eher. Elizabeth hat ja eigentlich schon mit dem Erzählen gegenüber Jane die Diskretion etwas "gelockert" aber Jane ist verschwiegen und reden musste sie wahrscheinlich doch mal drüber, obwohl sie größtenteils ganz schön verschwiegen in der Sache ist. Aber hätte sie in der Familie wirklich darüber reden können? Die Stimmung war ja allgemein pro Wickham und contra Darcy, wie hätte sie da etwas dran ändern können, ohne die Zusicherung der Geheimhaltung zu brechen? Selbst ihrem Vater gegenüber wäre das schwierig gewesen, denn auch der hätte bestimmt wissen wollen, was die Grundlage ihrer Behauptungen ist.
Und Janes Argumentation ist zwar total optimistisch, aber wirklich fair. Und wissen, was sich dann rausstellte,
Spoiler: anzeigen
Schulden, Spieler, Schürzenjäger
konnten sie so ja noch nicht. Von daher finde ich deinen zweiten Punkt nicht so fraglich.

Elanor

_________________
[During the 1960s] I think there was more sex in those old films than in all that thrashing around today. I'm tired of sex scenes.
Claudette Colbert

sadly enough, this is more than true in our times


Nach oben
 Profil  
 
BeitragVerfasst: Montag 24. November 2014, 19:01 
Offline
Austenbegeistert
Benutzeravatar

Registriert: Sonntag 13. Oktober 2013, 11:16
Beiträge: 115
Wohnort: Essen/Bochum
Elanor hat geschrieben:
Udo hat geschrieben:
Ebenso fragwürdig ist die gemeinsam getroffene Entscheidung, die Leute über Wickhams Charakter im Unklaren zu lassen. Man muss ja nicht in der Stadt damit hausieren gehen, aber innerhalb der Familie könnte man es schon ansprechen. Oder doch zumindest dem Vater andeuten! Das hätte ja tatsächlich ein Drama verhindern können - was natürlich doof für das Buch wäre. Aber das hier sind zwei Punkte, bei denen ich Austen nicht restlos überzeugend finde.

Das verstehe ich schon eher. Elizabeth hat ja eigentlich schon mit dem Erzählen gegenüber Jane die Diskretion etwas "gelockert" aber Jane ist verschwiegen und reden musste sie wahrscheinlich doch mal drüber, obwohl sie größtenteils ganz schön verschwiegen in der Sache ist. Aber hätte sie in der Familie wirklich darüber reden können? Die Stimmung war ja allgemein pro Wickham und contra Darcy, wie hätte sie da etwas dran ändern können, ohne die Zusicherung der Geheimhaltung zu brechen? Selbst ihrem Vater gegenüber wäre das schwierig gewesen, denn auch der hätte bestimmt wissen wollen, was die Grundlage ihrer Behauptungen ist.
Und Janes Argumentation ist zwar total optimistisch, aber wirklich fair. Und wissen, was sich dann rausstellte,
Spoiler: anzeigen
Schulden, Spieler, Schürzenjäger
konnten sie so ja noch nicht. Von daher finde ich deinen zweiten Punkt nicht so fraglich.

Elanor


Elanor sieht das richtig, denke ich. Wenn man bedenkt, dass Lydia und Kitty einfach verrückt nach den Offizieren und insbesondere Wickham sind, wird man es sich dreimal überlegen müssen, den beiden ggü. etwas Negatives über Wickham zu erwähnen. Da ist die Gefahr doch recht groß, dass dies ggü. anderen Offizieren weitergetragen wird. Ein Knackpunkt dazu wird im Buch in den Überlegungen von Elisabeth ausdrücklich erwähnt: Das miese Verhalten von Wickham hat seine Krönung in dem Verhalten ggü. Darcys Schwester. Gerade diesen Aspekt zu erwähnen sah sich Elisabeth aber gehindert, um Darcys Familie nicht in Verruf zu bringen. Dass sie sich insoweit zum Schweigen verpflichtet hält, finde ich nachvollziehbar. Wenn man aber die Beispiele nicht konkret benennen kann, wirkt es wie einfaches Lästern oder Schlechtreden. Einem solchen Vorwurf will sie sich verständlicherweise nicht aussetzen.

Natürlich leitet dieses "Schweigen" von Elisabeth die spätere Entwicklung zwischen Lydia und Wickham ein und ermöglicht sie vielleicht erst. Glaubwürdig und realistisch finde ich es aber gleichwohl.


Nach oben
 Profil  
 
BeitragVerfasst: Mittwoch 26. November 2014, 23:10 
Offline
Administrator und Captain a.D. of HMS Groupread
Benutzeravatar

Registriert: Mittwoch 9. April 2008, 15:07
Beiträge: 3093
41. Kapitel

Elizabeth redet hier ja mal Klartext! Sie lässt kein einziges gutes Haar an ihrer Schwester, deutlicher geht's nicht. Und doch verpasst sie die letzte Chance, das Unheil zu verhindern: Sie hätte hier noch ihren Vater einweihen können. Der erweist sich hier als sehr schlechter Vater, er ist teilnahmslos und verantwortungslos. Andererseits: Vielleicht ist der Mann einfach durch mit seinen Nerven nach so vielen Jahren mit dieser Frau und diesen Töchtern. Vielleicht hat er einfach resigniert.


Nach oben
 Profil  
 
BeitragVerfasst: Donnerstag 27. November 2014, 14:57 
Offline
Austenbegeistert
Benutzeravatar

Registriert: Sonntag 13. Oktober 2013, 11:16
Beiträge: 115
Wohnort: Essen/Bochum
Udo hat geschrieben:
41. Kapitel

Der erweist sich hier als sehr schlechter Vater, er ist teilnahmslos und verantwortungslos. Andererseits: Vielleicht ist der Mann einfach durch mit seinen Nerven nach so vielen Jahren mit dieser Frau und diesen Töchtern. Vielleicht hat er einfach resigniert.


Genau!
Er drückt es ja wohl in etwa so aus, dass es für die Offiziere "lohnendere Ziele" als Lydia gibt. Damit meint er nicht etwa die weiblichen Reize seiner Tochter, sondern ihre unzureichende Vermögenssituation. Dass ein Mann eine junge Frau verführt, sie dann aber nicht heiratet, kalkuliert er einfach gar nicht ein.


Nach oben
 Profil  
 
BeitragVerfasst: Donnerstag 27. November 2014, 22:39 
Offline
Austenexperte
Benutzeravatar

Registriert: Dienstag 14. Juli 2009, 14:59
Beiträge: 926
Wohnort: Sachsen
MiRiBo hat geschrieben:
Udo hat geschrieben:
41. Kapitel

Der erweist sich hier als sehr schlechter Vater, er ist teilnahmslos und verantwortungslos. Andererseits: Vielleicht ist der Mann einfach durch mit seinen Nerven nach so vielen Jahren mit dieser Frau und diesen Töchtern. Vielleicht hat er einfach resigniert.


Genau!
Er drückt es ja wohl in etwa so aus, dass es für die Offiziere "lohnendere Ziele" als Lydia gibt. Damit meint er nicht etwa die weiblichen Reize seiner Tochter, sondern ihre unzureichende Vermögenssituation. Dass ein Mann eine junge Frau verführt, sie dann aber nicht heiratet, kalkuliert er einfach gar nicht ein.


Das dies die Chance für Elizabeth ist, ihren Vater einzuweihen, vielleicht. Sie versucht ja zu mindestens ihren Vater abzuhalten, Lydia gehen zu lassen. Aber ich finde, die Gesprächsführung von seiner Seite aus lädt Elizabeth nicht dazu ein, sich ihm zu öffnen. Da er alles was sie sacht doch ins Lächerliche zieht. (klingt vielleicht etwas hart, aber eine andere Formulierung fällt mir da nicht ein) Also ich würde mein Innerstes ihm gegenüber nicht öffnen wollen, wenn er eine mir peinvolle Situation für sich zum Amüsement heranzieht. Und es wäre für Elizabeth ja so, daß sie während der Erklärungen Einiges preisgeben müsste, worüber sie lieber nicht so deutlich reden möchte.
Aber selbst, wenn er es so sieht, er macht es sich zu leicht. Sicher werden Menschen, die Jane und Elizabeth kennen lernen merken, daß sie anders sind als ihre Schwestern. Aber vielleicht werden sie sie gar nicht kennen lernen, da sie schon von den zwei bis drei albernen Schwestern abgeschreckt sind.
Das Menschen Vorurteile haben und oft auch noch pflegen, sollte einem so fleißigen Leser und Beobachter doch eigentlich klar sein.

'Wie findet ihr das Zusammentreffen mit Wickham?
Elanor

_________________
[During the 1960s] I think there was more sex in those old films than in all that thrashing around today. I'm tired of sex scenes.
Claudette Colbert

sadly enough, this is more than true in our times


Nach oben
 Profil  
 
BeitragVerfasst: Samstag 29. November 2014, 14:02 
Offline
Administrator und Captain a.D. of HMS Groupread
Benutzeravatar

Registriert: Mittwoch 9. April 2008, 15:07
Beiträge: 3093
In Kap 42 passiert ja nicht viel, von mir aus können wir das Kap mit Kap 43 zusammenfassen, da passiert ja sehr viel... Oder ist Euch das zu schnell?


Nach oben
 Profil  
 
BeitragVerfasst: Samstag 29. November 2014, 16:44 
Offline
Austenbegeistert
Benutzeravatar

Registriert: Sonntag 13. Oktober 2013, 11:16
Beiträge: 115
Wohnort: Essen/Bochum
Was die Kapitel 42 und 43 betrifft, bin ich einverstanden.

Ich würde nur gerne noch auf die Frage von Elanor eingehen, wie das Treffen zwischen Elisabeth und Wickham auf uns gewirkt hat:

Lizzy ist unterkühlt bis subtil gemein; sie spielt mit Wickham, indem sie zu Anfang nur Andeutungen macht dazu, was sie weiß. Damit erreicht sie Bestürzung bis Entsetzen bei ihm. Eine eindeutigere Bestätigung dafür, dass Darcy die Wahrheit gesagt hat, kann es nicht geben.Sie hat mit ihm endgültig abgeschlossen.


Nach oben
 Profil  
 
BeitragVerfasst: Montag 1. Dezember 2014, 17:05 
Offline
Austenexperte
Benutzeravatar

Registriert: Dienstag 14. Juli 2009, 14:59
Beiträge: 926
Wohnort: Sachsen
MiRiBo hat geschrieben:
Was die Kapitel 42 und 43 betrifft, bin ich einverstanden.

Ich auch.
MiRiBo hat geschrieben:
Ich würde nur gerne noch auf die Frage von Elanor eingehen, wie das Treffen zwischen Elisabeth und Wickham auf uns gewirkt hat:
Lizzy ist unterkühlt bis subtil gemein; sie spielt mit Wickham, indem sie zu Anfang nur Andeutungen macht dazu, was sie weiß. Damit erreicht sie Bestürzung bis Entsetzen bei ihm. Eine eindeutigere Bestätigung dafür, dass Darcy die Wahrheit gesagt hat, kann es nicht geben.Sie hat mit ihm endgültig abgeschlossen.

Sehe ich auch so, Wickham windet sich ja förmlich hin und her, er weiß eigentlich überhaupt nicht, wie er reagieren soll und fühlt sich total unwohl, jedenfalls nicht so obenauf, wie sonst immer. hier ist er nicht "Herr der Lage" und das mag er nicht wirklich. Jedenfalls ist nach diesem Gespräch ihr und damit auch dem Leser absolut klar, daß er nichts anderes als ein Schaumschläger und Aufschneider ist; und das Darcy recht hat sowieso.

Soweit dazu.

Nun zu Kapitel 42/43:
Was ich am Buch schätze, im Gegensatz zu all den schönen Verfilmungen, die ich natürlich auch mag, hier wird viel mehr deutlich, wieviel Zeit eigentlich vergeht zwischen all den Handlungshöhepunkten. So viel auch langweilige Momente müssen überstanden werden. Ich weiß, die Verfilmungen versuchen das auch rüberzubringen, aber das ist schon schwierig darzustellen, schließlich sollen sie ja nicht langatmig werden.
Wie wird eigentlich zu JA's Zeiten die leise Kritik an MR. Bennet angekommen sein? Er kommt ja hier nicht besonders gut weg. Auch wenn es nervig sein dürfte mit einer Mrs Bennet zusammen zu sein, ich finde er macht es sich sehr leicht und schiebt alles Unangenehme weit weg.
Das 42. Kapitel ist ja doch ganz schön lang aber das macht auch die viele Zeit deutlich, die vergeht, bis die Gesellschaft endlich nach Derbyshire aufbricht.
Zitat:
With the mention of Derbyshire there were many ideas connected. It was impossible for her to see the word without thinking of Pemberley and its owner. "But surely," said she, "I may enter his county without impunity, and rob it of a few petrified spars without his perceiving me."
War es denn zur Zeit von P&P schon so üblich, Fossilien zu sammeln? Ich dachte, daß kam erst später?
Aber interessant, wie sehr Darcy bereits ihre Gedanken bestimmt. Das merkt man vorallem im nächsten Kapitel, wenn es um die Frage geht: "Pemberley besichtigen ja oder nein". Die Handlung des 43. Kapitels ist für mich eine der Schönsten. (nicht nur wegen des tollen Blicks auf Pemberley in den div. Filmen :brille: )
Der Blick in Elizabeths Inneres während sie all die positiven Dinge über Darcy erfährt, ist sehr schön geschrieben, all die Gedanken über ihn und die Betrachtung des Porträts in der oberen Galerie, also ich finde, hier fängt sie an, sich in ihn zu verlieben (falls man das an einem Punkt festmachen will)

oh, bis hierhin erstmal, ich muß dringend zur Arbeit :held:

Elanor

_________________
[During the 1960s] I think there was more sex in those old films than in all that thrashing around today. I'm tired of sex scenes.
Claudette Colbert

sadly enough, this is more than true in our times


Nach oben
 Profil  
 
BeitragVerfasst: Montag 1. Dezember 2014, 22:23 
Offline
Austenexperte
Benutzeravatar

Registriert: Dienstag 14. Juli 2009, 14:59
Beiträge: 926
Wohnort: Sachsen
Dann kann ich ja den Rest noch anfügen, den ich vorhin schreiben wollte.
Weshalb ich es noch schön finde:
die Beschreibung, wie die Beiden sich zufällig treffen und die Verlegenheit von Beiden. Das Elizabeth nicht weiß, was sie sagen soll ist doch ein deutliches Zeichen. Wenn ihr völlig egal wäre, was er von ihr hält, wäre sie sicher viel unbefangener. Aber ihr wird wichtig, was er denkt, man merkt, wie es sich entwickelt. Schön dargestellt.
Auch daß er sich erst verabschiedet und dann plötzlich wieder auftaucht, ihre Verärgerung und Scham: "was mag er denken" Und das Elizabeth findet, daß Onkel und Tante ihm Unrecht tun:
Zitat:
"But perhaps he may be a little whimsical in his civilities," replied her uncle. "Your great men often are; and therefore I shall not take him at his word, as he might change his mind another day, and warn me off his grounds."
Elizabeth felt that they had entirely misunderstood his character, but said nothing.
Verheißungsvolle Anzeichen.

Elanor

_________________
[During the 1960s] I think there was more sex in those old films than in all that thrashing around today. I'm tired of sex scenes.
Claudette Colbert

sadly enough, this is more than true in our times


Nach oben
 Profil  
 
BeitragVerfasst: Dienstag 2. Dezember 2014, 01:18 
Offline
Administrator und Captain a.D. of HMS Groupread
Benutzeravatar

Registriert: Mittwoch 9. April 2008, 15:07
Beiträge: 3093
In Kap 42 finde ich es mal wieder bemerkenswert, wie knallhart die Bennet-Ehe niedergemacht wird. Kein Funken Achtung oder gar Respekt - was vielleicht auch dazu beiträgt, dass Mrs Bennet sich nicht weiterentwickelt. Ein schönes Leben ist das nicht, fragt sich, wer mehr darunter leidet: er oder sie?

Die Pemberley-Szene ist wirklich sehr hübsch - fast zu schön, denke ich gerade so. Hat Austen hier mal zeigen wollen, dass sie auch eine richtig gute Liebesszene schreiben kann? Denn das ist es ja eigentlich, drinnen (ohne ihn) sogar noch mehr als draussen (mit ihm). Eine der wenigen Szenen, in denen Austen ausführlich beschreibt, was der Leser vor seinem geistigen Auge sehen soll. Kein Wunder, dass die Verfilmungen hier ins Schwelgen geraten. Aber gibt es vielleicht eine ironische Brechung? Der Humor kommt jedenfalls nicht zu kurz, wenn die beiden auf dem Rasen verzweifelt versuchen, Kommunikation zu machen. Ansonsten aber ist die Szene irgendwie zu perfekt, zu glatt für Austen - oder suche ich unnötig das Haar in der Suppe?

Die Frage ist, warum er hier so total verändert ist? War es der für ihn niederschmetternde Vorwurf Elizabeths, er habe sich nicht wie ein Gentleman verhalten? Oder kämpft er hier gerade mit allen Mitteln um sie, verhält er sich also sehr strategisch?

Ich denke auch, dass dieses Kapitel im Roman einen Wendepunkt darstellt: Anfangs war es Dankbarkeit, die wächst hier auch noch, aber hier kommt mehr hinzu, Elizabeths Bild von Mr Darcy beginnt sich nachhaltig zu drehen - und was sie jetzt zu sehen beginnt, gefällt ihr ziemlich gut.


Nach oben
 Profil  
 
BeitragVerfasst: Donnerstag 4. Dezember 2014, 00:24 
Offline
Administrator und Captain a.D. of HMS Groupread
Benutzeravatar

Registriert: Mittwoch 9. April 2008, 15:07
Beiträge: 3093
Kapitel 44

Austen betont hier so ausdrücklich die Rolle der Dankbarkeit in Elizabeths Gefühlen, dass ich über den Zusammenhang zwischen Dankbarkeit und Liebe bei Austen noch mal nachgrübeln muss. Ich hatte Dankbarkeit immer als frühen Auslöser für Gefühle gesehen, die sich später in mehr verwandeln können - oder eben auch nicht. Hier setzt Austen die Dankbarkeit aber ja ans Ende der Liste der Punkte, die Elizabeth beeinflusst haben. Wir hatten das Thema ja schon öfter, scheint kompliziert zu sein.

Jedenfalls ist die Mauer bei Elizabeth jetzt endgültig gefallen. Mr. Darcy fährt schwerste Geschütze auf, um sie zu erobern, wenn man das so mit kriegerischen Ausdrücken beschreiben mag. Alle Beteiligten haben jetzt kapiert, was abgeht. Jetzt könnte es recht schnell gehen mit dem Happy-End, aber da hat die Dramaturgin noch einen Vorbehalt. Das folgende Drama ist schon ganz gut platziert, aber das ist ja erst das übernächste Kapitel...


Nach oben
 Profil  
 
BeitragVerfasst: Donnerstag 4. Dezember 2014, 16:09 
Offline
Austenexperte
Benutzeravatar

Registriert: Dienstag 14. Juli 2009, 14:59
Beiträge: 926
Wohnort: Sachsen
Udo hat geschrieben:
Jetzt könnte es recht schnell gehen mit dem Happy-End, aber da hat die Dramaturgin noch einen Vorbehalt.

Da hast du wirklich recht. Und wahrscheinlich haben viele diesen Eindruck, ich sage nur
Zitat:
"no no. the green one"
auch wenn das kapitelmäßig gesehen erst im übernächsten kommt. :wink:
Die Besuchsszene ist schon beeindruckend. Ich glaub', daß jemand am Ankunftstag nach einer langen Reise gleich Besuche machte war wirklich total unüblich. Das ist schon ein wichtiger Hinweis, den Elizabeth ja auch so sieht.
Sehr schön ist auch die nochmalige positive Charakterisierung der Gardiners, die sich in ihrer doch vorhandenen Neugier sehr zurücknehmen. Das hätte Lizzys Mutter sicher nicht geschafft, wenn sie denn etwas geahnt hätte.
Udo hat geschrieben:
Austen betont hier so ausdrücklich die Rolle der Dankbarkeit in Elizabeths Gefühlen, dass ich über den Zusammenhang zwischen Dankbarkeit und Liebe bei Austen noch mal nachgrübeln muss. Ich hatte Dankbarkeit immer als frühen Auslöser für Gefühle gesehen, die sich später in mehr verwandeln können - oder eben auch nicht. Hier setzt Austen die Dankbarkeit aber ja ans Ende der Liste der Punkte, die Elizabeth beeinflusst haben. Wir hatten das Thema ja schon öfter, scheint kompliziert zu sein.

Das mit der Dankbarkeit ist wirklich ein umfassendes Thema. Man kann Dankbarkeit als "Ursache" der Liebe auch als schwierig empfinden, zumindest im speziellen Fall: Siehe Dorothy L. Sayers, die Liebesgeschichte zwischen Harriet Vane und Lord Peter Whimsey. Die kommt erst nach drei Romanen zum Ziel und da spielt Dankbarkeit auch eine Rolle, aber anders als hier, aber das ist schon etwas sehr :offtopic:

Elanor

_________________
[During the 1960s] I think there was more sex in those old films than in all that thrashing around today. I'm tired of sex scenes.
Claudette Colbert

sadly enough, this is more than true in our times


Nach oben
 Profil  
 
BeitragVerfasst: Samstag 6. Dezember 2014, 22:05 
Offline
Austenexperte
Benutzeravatar

Registriert: Dienstag 14. Juli 2009, 14:59
Beiträge: 926
Wohnort: Sachsen
So, es geht dann mal mit dem 45. Kapitel weiter.
Elizabeth und Mrs. Gardiner machen ihren geplante Visite auf Pemberley.

Miss Bingley zeigt sich von ihrer "nettesten" Seite :niwi: Hier steht auch eins meiner Lieblingszitate:
Zitat:
but angry people are not always wise

Man hat wirklich den Eindruck,sie will sich mit Macht bei Darcy unbeliebt machen :fies_sei:
Ich finde es sehr angenehm, wie JA hier und im letzten Kapitel Miss Darcy beschreibt. Man bekommt durch Elizabeths wohlwollende Eindrücke einen ebenso positiven Eindruck und gleich noch die Erklärung, wie man einen solch positiven Blick auf Mitmenschen werfen kann.
Zitat:
Georgiana's reception of them was very civil, but attended with all the embarrassment which, though proceeding from shyness and the fear of doing wrong, would easily give to those who felt themselves inferior the belief of her being proud and reserved.

Alles in Allem hat man den Eindruck, daß solche Höflichkeitsbesuche nicht immer angenehmer Zeitvertreib gewesen sein dürften :| ;( Selbst wenn es hinterher nicht an Stoff zum Reden gemangelt haben dürfte. Positiv hier wieder die Zurückhaltung Mrs. Gardiners, die Elizabeth die Wahl des Grades an Offenheit überlässt.
Höhepunkt des Kapitels ist für mich aber trotzdem der Monolog Miss Bingleys, wie sie versucht Darcy zum Reden zu bringen.
Daß er nach seiner Antwort verschwindet, kann man ihm nicht verdenken.

Elanor

_________________
[During the 1960s] I think there was more sex in those old films than in all that thrashing around today. I'm tired of sex scenes.
Claudette Colbert

sadly enough, this is more than true in our times


Nach oben
 Profil  
 
BeitragVerfasst: Montag 8. Dezember 2014, 11:08 
Offline
Administrator und Captain a.D. of HMS Groupread
Benutzeravatar

Registriert: Mittwoch 9. April 2008, 15:07
Beiträge: 3093
Elanor hat geschrieben:
Höhepunkt des Kapitels ist für mich aber trotzdem der Monolog Miss Bingleys, wie sie versucht Darcy zum Reden zu bringen.
Daß er nach seiner Antwort verschwindet, kann man ihm nicht verdenken.


Wobei die Antwort auch noch eine klare Liebeserklärunng ist, quasi öffentlich. Jetzt ist wirklich alles klar.

Die Kapitel 43-45 sind sowas wie die "romantische Achse" des Romans, scheint mir. Man könnte auch sagen: die Findungsphase. Hier geht es fast ausschließlich um die Gefühle Elizabeths und Mr. Darcys füreinander, sie enden mit seinem Bekenntnis - und ihrer schon sehr weit fortgeschrittenen Einsicht, dass sie ihn doch ziemlich gut leiden kann. Ob Austen romantische Geschichten schreibt, bzw. wie romantisch sie wirklich sind, darüber haben wir ja auch schon öfter geredet. Hier habe ich den Eindruck, dass es einigermaßen romantisch sein könnte. Oder sagen wir mal so: Nach heutigen Maßstäben und wenn man selbst halbwegs romantisch veranlagt ist, könnte man das hier doch wohl romantisch finden, oder? Obwohl es so richtig romantisch ja erst später wird.


Nach oben
 Profil  
 
BeitragVerfasst: Montag 8. Dezember 2014, 14:32 
Offline
Piratensüchtige Administratorin, ebenfalls Seriensuchti mit Mittelalterpräferenz und spätes Girlie
Benutzeravatar

Registriert: Dienstag 18. Oktober 2005, 21:38
Beiträge: 6885
Wohnort: Wo die Messer und Schwerter herkommen
Udo hat geschrieben:
In Kap 42 finde ich es mal wieder bemerkenswert, wie knallhart die Bennet-Ehe niedergemacht wird. Kein Funken Achtung oder gar Respekt - was vielleicht auch dazu beiträgt, dass Mrs Bennet sich nicht weiterentwickelt. Ein schönes Leben ist das nicht, fragt sich, wer mehr darunter leidet: er oder sie?

Glücklich sind sicher beide nicht, aber sie haben sich halt "ihre Ecke" eingerichtet. Mr. Bennet mit seinen Büchern und seinem Sarkasmus und Mrs Bennet mit der Aufgabe, ihre Töchter zu verheiraten und ihre Nerven zu pflegen. ;)
Ich denke, Mrs Bennet hätte sich so oder so nicht weiterentwickelt, wobei es sicher besser gewesen wäre, einen Ehemann mit mehr Langmut zu wählen. Es gab und gibt sicher Männer, die eine intellektuell beschränkte Frau weniger stört.

Zitat:
Die Frage ist, warum er hier so total verändert ist? War es der für ihn niederschmetternde Vorwurf Elizabeths, er habe sich nicht wie ein Gentleman verhalten? Oder kämpft er hier gerade mit allen Mitteln um sie, verhält er sich also sehr strategisch?

Er ist in bekannter Umgebung, da ist er sicher ohnehin "lockerer". Dadurch ist er sicher deutlich entspannter als unter den Augen von einem Haufen Fremden. Sicher hat er auch das Gefühl, etwas gutmachen zu müssen. Die Vorwürfe dürften schon gesessen haben. Aber ich denke, er hat sich nicht grundsätzlich gewandelt, nur der Rost von seinen gesellschaftlichen Umgangsformen ist jetzt weg. ;)

_________________
Bild
"I think that we like those kind of entertainment just to have the opportunity to become a child again during 42 minutes."


Nach oben
 Profil  
 
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:  Sortiere nach  
Ein neues Thema erstellen Dieses Thema ist gesperrt. Du kannst keine Beiträge editieren oder weitere Antworten erstellen.  [ 334 Beiträge ]  Gehe zu Seite Vorherige  1 ... 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12  Nächste

Alle Zeiten sind UTC + 1 Stunde


Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 2 Gäste


Ähnliche Beiträge

Pride and Prejudice 1995 (engl.) + Stolz und Vorurteil (dt.)
Forum: Filmversionen: Technische Details und Unterschiede
Autor: Amadea
Antworten: 19
Groupread "Stolz und Vorurteil" / Start 18.10.2008
Forum: Groupreads
Autor: Julia
Antworten: 975
Stolz und Vorurteil: Bühnenfassung von 2012
Forum: Verfilmungen und Bühnenstücke
Autor: elke@brumm.info
Antworten: 2
Stolz und Vorurteil
Forum: Pride and Prejudice
Autor: Claudia
Antworten: 737

Du darfst keine neuen Themen in diesem Forum erstellen.
Du darfst keine Antworten zu Themen in diesem Forum erstellen.
Du darfst deine Beiträge in diesem Forum nicht ändern.
Du darfst deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen.
Du darfst keine Dateianhänge in diesem Forum erstellen.

Suche nach:
Gehe zu:  
cron
Powered by phpBB® Forum Software © phpBB Group



Bei iphpbb3.com bekommen Sie ein kostenloses Forum mit vielen tollen Extras
Forum kostenlos einrichten - Hot Topics - Tags
Beliebteste Themen: Liebe, Uni, USA, Erde, Bücher

Impressum | Datenschutz