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BeitragVerfasst: Sonntag 5. Oktober 2014, 15:24 
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Austenexperte
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Udo hat geschrieben:
Ann de Bourgh muss gar nicht genauer dargestellt werden, denke ich. Sie erfüllt ja eine klar umrissene Funktion: Vor allem ist sie der Grund, warum ihre Mutter später zur Furie wird - weil Elizabeth ihr den vorgesehen Mann "ausspannt". Dass Elizabeth sich hier böserweise freut, dass Mr. Darcy am Ende nur so eine kränkliche Person abbekommen soll, ist nur ein Detail in Elizabeths und Darcys Beziehung. Es wäre, schätze ich, eher irritierend für den Leser gewesen, wenn Ann als strahlend schöne Frau mit vielfältigen interessanten Charaktereigenschaften dargestellt worden wäre - dann hätte man sich ja fragen können, warum er sie denn nicht tatsächlich heiratet

Die Funktion ist mir klar, das legt ja schon ihre sehr kränkliche Beschreibung nahe. Aber du magst recht haben in sofern, daß eine ausführlichere Beschreibung, also wenn der Leser sie besser kennen lernt, vielleicht wäre das schon zuviel und sie bleibt so blass, um uns nicht zum Mitleid anzuregen.
Udo hat geschrieben:
Mehr Fragezeichen habe ich bei Maria. Ich habe gerade vergessen, welche Funktion sie im Roman hat, mir scheint sie total überflüssig. Aber kann es sein, dass es schwierig gewesen wäre, wenn Sir William allein mit Elizabeth gekommen wäre? Ist Maria etwa sowas wie eine Anstandsdame?

Das ist wahrscheinlich ihre Funktion, obwohl sie im Film (95) ja etwas besser wegkommt.Sir William ist ja vermutlich auch vorallem deswegen da, um so richtig ehrfurchtsvoll Lady Catherine zu lauschen. Ohne erfurchtsvolles Puplikum wirkt sie ja nicht so pompös. (siehe später in Longbourne)

@ Fiora: English oder Deutsch ist egal, bei längeren Zitaten wäre vielleicht eine kurze Zusammenfassung gut, (hab ich gestern abend auch nicht gemacht, Entschuldigung.

Elanor

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 Betreff des Beitrags:
Verfasst: Sonntag 5. Oktober 2014, 15:24 


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BeitragVerfasst: Sonntag 5. Oktober 2014, 18:29 
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Administrator und Captain a.D. of HMS Groupread
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Julia hat geschrieben:
Die Reise von Longbourn nach Hunsford scheint ja recht lang gewesen zu sein (zumindest ist eine Übernachtung in London nötig), vermutlich war es da einfach "anständiger" bzw. auch sicherer für eine junge Frau, diese lange Reise nicht allein anzutreten.

Aber hätte Elizabeth die Reise auch nur mit Sir William machen können? Dass Maria ein Überbleibsel des Briefromans ist, könnte gut sein - dann hat Austen sich nicht gut genug redigiert. ;-) Auf Kitty können wir auch noch mal zurückkommen, später. Viel hilft sie nicht, aber 1. erhöht sie durch ihre bloße Anwesenheit den Druck, der auf Mrs. Bennet lastet (FÜNF Töchter sind zu verheiraten, nicht nur vier), 2. bekommt sie zumindest einen halbwegs relevanten Brief....

@Elanor: Ja, Sir William gibt einen guten Kontrast zu Elizabeth ab, so hilft er auch dabei, Elizabeth zu charakterisieren, bzw. sie noch besser dastehen zu lassen. Vielleicht dient er im Buch auch ein wenig dazu, den Adel noch mehr zu verulken. Er steht auf der Skala des negativ betrachteten Adels auf der anderen Seite von Lady Catherine, die den arroganten, vor Standesdünkel triefenden Adel verkörpert - und hier ja ebenso lächerlich gemacht wird wie der alberne Sir William.

@Fiora: Schön, dass Du noch einsteigst! :-)


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BeitragVerfasst: Sonntag 5. Oktober 2014, 21:11 
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Austenfan
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Maria ist doch die Schwester... Dass Vater und Schwester zu Besuch kommen, da ist für mich wenig fragliches dran. Maria 'verliert' ja eine Wegbegleiterin (was ja Schwestern manchmal sind) und der Vater eine Tochter. Da er es sich leisten kann, für einige Wochen zu seiner Erstgeborenen zu fahren, macht er es eben auch.
Und ich denke schon, der Vater will diese Lady Catherine kennenlernen, denn deren Wille bestimmt über die Zukunft seiner Tochter - jedenfalls auf eine bestimmte Ebene. Und außerdem will er ja dazugehören... Dass das nicht klappt, hat ja Udo schon geschrieben.

Im Prinzip ist es nett, dass sie Elizabeth mitnehmen und es geschah ja auf den Wunsch von Maria, da sie sich schon ein wenig fürchtete. Charlotte kann ihr nicht mehr helfen, sie ist eine verheiratete Frau und muss eine andere Rolle spielen. Das wissen alle, da wird nicht drüber geredet und Maria sucht sich im Prinzip eine neue Verbündete...

Ich denke, ihre Rolle in dieser Geschichte ist, dass sie Elizabeth dazu bringt, nach Hunsford zu kommen (denn so wirklich Lust hatte sie nicht dazu und die Freundschaft zu Charlotte wackelte ja auch ein kleines bisschen), damit die Geschichte weitergeht :ja: Ich finde, J.A. hat damit eine sehr plausible Überleitung gefunden. :top:

Ähm und @Julia, bist du dir sicher, dass du Kitty meintest? Die hat doch eine bedeutende Rolle (wenn du das Buch zum ersten Mal liest, dann warte noch ein bisschen :fies_sei: )
Aber welche Rolle hat Mary Bennet... außer die Anzahl der Töchter zu erhöhen? Das frage ich mich jedesmal...


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BeitragVerfasst: Dienstag 7. Oktober 2014, 19:49 
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imchma hat geschrieben:
Im Prinzip ist es nett, dass sie Elizabeth mitnehmen und es geschah ja auf den Wunsch von Maria, da sie sich schon ein wenig fürchtete.

Bist du sicher, dass das so im Buch steht? Oder kommt das vielleicht eher in einer der Verfilmungen vor?
Meine Frage an die Benimm-Experten wäre, ob Elizabeth allein mit Sir William hätte reisen dürfen.


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BeitragVerfasst: Dienstag 7. Oktober 2014, 21:10 
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Austenfan
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@Udo
hast Recht... das war 'filmisch' :steinigung: Die Reise geschah auf Charlottes Wunsch.

Obwohl es mir logisch erscheint, dass der Vater seine andere Tochter mitnimmt... (und ich finde es immer noch nett, dass sie Elizabeth mitnehmen :wink: ) hat Maria wohl keine tragende Rolle (mehr). Ich vermute ebenfalls, dass Elizabeth nicht allein mit Sir William hätte reisen dürfen. Aber mal sehen, was die Experten schreiben...


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BeitragVerfasst: Mittwoch 8. Oktober 2014, 22:17 
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Kapitel 30

Wir erfahren einiges über den Alltag bei Mr und Mrs Collins. Sir William fährt ab, Mr Darcy kommt - und bringt gleich noch einen interessanten Burschen mit.

Noch einen Nachtrag zum Dinner auf Rosings: Da fällt besonders auf, wie schweigsam Ann de Bourgh ist. Während ihre Mutter ja ohne Ende redet, sagt sie in direkter Rede kein einziges Wort. Das ist irgendwie lustig, weil sich Komik ja öfter mal aus Gegensätzen speist. Aber ich frage mich, ob Austen Ann de Bourgh auch als Witzfigur darstellen wollte. Ist sie eine lustige Figur? In den Filmen wird sie ja durchaus leicht karikierend dargestellt.


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BeitragVerfasst: Freitag 10. Oktober 2014, 14:49 
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Noch schnell zu Ann ich bin gleich fürs WE weg und werde erst Sonntag abend wieder was schreiben können.

Ich glaub nicht, daß sie eine lustige Figur sein soll, auch wenn sie in den Filmen sehr karikiert rüberkommt. Sie scheint ja relativ schüchtern und zart beseitet zu sein (Ähnlichkeit mit Fanny Price nicht auszuschließen) aber bei der Mutter dürfte sie es nicht leicht haben. Da müsste man eher robust und durchsetzungskräftig sein, um eine Chance zu haben.
Sie ist schon interessant, aber es wäre wohl zu ausufernd und nicht weiterführend in der Handlung, sie weiter auszubauen, da geb ich dir recht.

Weiteres später
Elanor

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BeitragVerfasst: Freitag 10. Oktober 2014, 19:41 
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Austenbegeistert
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Elanor hat geschrieben:

Wunderbar finde ich ja diesen Satz: The party then gathered round the fire to hear Lady Catherine determine what weather they were to have on the morrow
Leider ist nicht überliefert, ob das Wetter auf Ihre Ladyschaft gehört hat :fies_sei: :D

Elanor


Diese Stelle erinnert mich immer an eine wunderbare Anekdote aus dem Buch "Manieren" von (dem äthiopischen Prinzen) Asfa-Wossen Asserate. Zur Tugend der Pünktlichkeit führt er darin folgendes aus:

"Der persische Großkönig, der in vielem das Modell sakraler Monarchie von der byzantinischen Monarchie bis zu den Kaisern des Hauses Habsburg war, befahl jeden Morgen der Sonne aufzugehen und mußte sich zu diesem Zwecke pünktlich erheben, damit die Sonne nicht in Versuchung geriet, eigenmächtig zu handeln und den Befehl nicht abzuwarten."

Ich habe das Buch vor Jahren geschenkt bekommen und gelesen und habe nur noch sehr schwache Erinnerungen an alles andere, aber diese Szene ist mir unvergesslich.Ich fürchte, mir würde es an der notwendigen Disziplin fehlen, meine Eminenz mit solchen Mitteln zu unterstreichen ^^

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Ever tried. Ever failed. No matter. Try again. Fail again. Fail better.

Samuel Becket


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BeitragVerfasst: Samstag 11. Oktober 2014, 10:21 
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31. Kapitel

Dinner auf Rosings - diesmal mit Mr. Darcy.
Mir fällt mal wieder auf, wie heiter Elizabeth mit Darcy flirtet - jedenfalls nehme ich ihr Scharmützel so wahr. Und seine Reaktion ist ja auch so, dass er ihre Sprüche für freundliche Tändelei hält. Passt eigentlich nicht dazu, dass Elizabeth ihn doch so sehr schrecklich finden soll/will. Der Dialog an sich ist ausgezeichnet gemacht, finde ich, das liest sich weg wie nix.


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BeitragVerfasst: Sonntag 12. Oktober 2014, 09:57 
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Kunstfertige Wortumdreherin und Meisterin im Freistil-Lesen
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Tja, Elizabeth hat ja hier gleich zwei interessierte Männer an ihrer Seite - zumindest bei einem von beiden ist ihr das Interesse wohl auch bewusst. Sie flirtet mit dem Colonel und Mr Darcy lässt sich ja auch ganz willig auf das Geplänkel ein. Auch, weil er sich selbst mitangesprochen fühlt? Jedenfalls ausreichend um wohl hier schon die ersten "Anzeichen" zu sammeln, die ihn zu seinem Heiratsantrag bewegen. Er lächelt und komplimentiert auch ziemlich deutlich - ganz im Gegensatz zu den Begegnungen in Meryton.

Übrigens habe ich einen Satz sehr lange überhaupt nicht verstanden und stolpere noch heute immer wieder darüber, weil ich ihn so seltsam finde:

"I certainly have not the talent which some people possess," said Darcy, "of conversing easily with those I have never seen before. I cannot catch their tone of conversation, or appear interested in their concerns, as I often see done."
"My fingers," said Elizabeth, "do not move over this instrument in the masterly manner which I see so many women's do. They have not the same force or rapidity, and do not produce the same expression. But then I have always supposed it to be my own fault -- because I would not take the trouble of practising. It is not that I do not believe my fingers as capable as any other woman's of superior execution."
Darcy smiled, and said, "You are perfectly right. You have employed your time much better. No one admitted to the privilege of hearing you, can think any thing wanting. We neither of us perform to strangers."


Ich kann mich erinnern, dass wir das in einem früheren Groupread schon mal aufgedröselt haben, aber so richtig glatt geht die Stelle immernoch nicht runter beim Lesen - sicher auch, weil das Gespräch hier endet und man keinen weiteren Zusammenhang mehr herstellen kann. Wie versteht Ihr die Stelle?


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BeitragVerfasst: Sonntag 12. Oktober 2014, 19:52 
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Zitat:
Sie flirtet mit dem Colonel und Mr Darcy lässt sich ja auch ganz willig auf das Geplänkel ein. Auch, weil er sich selbst mitangesprochen fühlt?

Sie flirtet mit dem Colonel? Hm.... Könnte sein.... Aber das wirkt auf mich gar nicht so. Für mich wirkt das, als flirte sie (widersinnigerweise) mit Darcy - vielleicht habe ich eine verquere Vorstellung vom Flirten? Der Colonel ist doch eher Beiwerk und Stichwortgeber in dieser Szene. Eher würde ich eine freudsche Deutung verstehen: Sie flirtet mit Darcy, weil sie ihn unbewusst schon irgendwie mag; oder weil er sie irgendwie reizt, was ihr gefällt.





Julia hat geschrieben:
Übrigens habe ich einen Satz sehr lange überhaupt nicht verstanden und stolpere noch heute immer wieder darüber, weil ich ihn so seltsam finde:

"You are perfectly right. You have employed your time much better. No one admitted to the privilege of hearing you, can think any thing wanting. We neither of us perform to strangers."


Ich denke, er imitiert sie, indem er etwas sagt, was sie so gar nicht gemeint hat. Das hat er ihr ja auf Netherfield vorgehalten. Zuerst macht er ihr ein nettes Komplett. Und dann stellt er durch den letzten Satz eine Gemeinsamkeit zwischen ihnen her, etwas Verbindendes. Alles zusammen ist ganz gut geflirtet, würde ich mal sagen, zumal er auch Elizabeths Ton ziemlich gut trifft. Eine weitere Komponente könnte sein, dass er gleich erkannt hat, dass sie ungern vorspielt (im Text steht davon nichts, oder?), auch das schmeichelt ihm, gehört für mich also auch zum Flirten.


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BeitragVerfasst: Sonntag 12. Oktober 2014, 20:18 
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Austenexperte
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Ich hatte eben beim Lesen auch mehr den Eindruck, daß sie mit Darcy flirtet. Jedenfalls begegnet sie ihm offen und freundlich und mit diesem leichten heiteren Ton, absolut nicht ehrfurchtsvoll oder nach dem Munde redend, wie andere Damen und das scheint ihm ja gut zu gefallen.
Er hat glaub ich, gar keine Chance zu merken, daß sie ihn nicht mag. Ich denke schon, sie braucht mehr Selbstreflektion, sie merkt gar nicht, wie sie auf Andere wirkt, im Gegensatz zu Charlotte, die das sehr gut beobachtet. (klar ist es einfacher andere zu beobachten, als sich selbst)
Aber für Darcy ist das schon schwierig, sie redet mit ihm, man könnte es sogar als Flirt auffassen, Lady Catherine wird das sicher auch fürchten, sicher auch deswegen mischt sie sich dauernd ein, jedenfalls ist sie definitiv zu nett zu ihm und scheint es nicht zu merken. Das ist nicht gut. (dabei sollte sie durch ihre Tante gewarnt sein, die ja schon meinte, sie wäre gegenüber Wickham zu offen.
Udo hat geschrieben:
Julia hat geschrieben:
Übrigens habe ich einen Satz sehr lange überhaupt nicht verstanden und stolpere noch heute immer wieder darüber, weil ich ihn so seltsam finde:

"You are perfectly right. You have employed your time much better. No one admitted to the privilege of hearing you, can think any thing wanting. We neither of us perform to strangers."


Ich denke, er imitiert sie, indem er etwas sagt, was sie so gar nicht gemeint hat. Das hat er ihr ja auf Netherfield vorgehalten. Zuerst macht er ihr ein nettes Komplett. Und dann stellt er durch den letzten Satz eine Gemeinsamkeit zwischen ihnen her, etwas Verbindendes. Alles zusammen ist ganz gut geflirtet, würde ich mal sagen, zumal er auch Elizabeths Ton ziemlich gut trifft. Eine weitere Komponente könnte sein, dass er gleich erkannt hat, dass sie ungern vorspielt (im Text steht davon nichts, oder?), auch das schmeichelt ihm, gehört für mich also auch zum Flirten.

Ich teile Udos Meinung, besonders den letzten Aspekt mit dem nicht gern vor Fremden spielen.

Elanor

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BeitragVerfasst: Sonntag 12. Oktober 2014, 20:37 
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Kunstfertige Wortumdreherin und Meisterin im Freistil-Lesen
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Ich verstehe schon was der Satz bedeutet - mir ist nur der Zusammenhang zum Vorhergesagten nicht ganz eindeutig. Darcy spricht ja von sich als zurückhaltend und unsicher im oberflächlichen gesellschaftlichen Umgang. Er kann sich schwer auf andere einstellen. Elizabeth vergleicht die Fähigkeit sich in Gesellschaft angenehm zu machen mit dem Klavierspielen: Alles eine Sache der Übung. Sie spielt nicht so gut, weil sie zu wenig übt (und nicht weil sie kein Talent dazu hätte). Sie legt ihm so mehr oder weniger dezent nahe, dass es ihm wohl an Übung bzw. wohl auch dem Willen sich angenehm zu machen mangelt. Darauf macht Darcy ihr das Kompliment, ihrem Spiel würde es an nichts mangeln und geht über die Kritik hinweg.
Soweit so nett, so verständlich. Aber was hat das abschließende "Wir produzieren uns beide nicht vor Fremden" (oder wie übersetzen die Übersetzter den Satz?) damit zu tun? Zumal ich da nur ein "nicht" und kein "nicht gern" lese. Selbst wenn "nicht gern" gemeint ist - was hat das mit Elizabeths Äußerung zu tun, die ja lediglich über ihre mangelnde Übungsdisziplin spricht und nicht über Nervosität/Unsicherheit o.ä. beim Vorspielen? - - Diese Bemerkung fällt da für mich da sehr raus, denn das scheint ja eigentlich nur ihn zu meinen, also Bezug auf das weiter oben Gesagte zu nehmen. Wie passt Elizabeth in das "wir" rein?

Bzgl. Elizabeths möglicher Unwilligkeit vorzuspielen: Darcy hat das bei Sir Lucas mitbekommen, als Charlotte sie mehr oder weniger nötigt zu spielen (6. Kapitel). Hier wirkt sie allerdings nicht sehr zurückhaltend, kommt dem Wunsch des Colonels gleich nach.


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BeitragVerfasst: Sonntag 12. Oktober 2014, 22:01 
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Andrea Ott schreibt: "Wir stellen uns eben beide nicht gern vor Fremden zur Schau."
Grawe: "Nur Fremden gegenüber produzieren wir uns beide nicht gern."

Er geht nicht über ihre Kritik hinweg, denke ich, sondern nimmt sie freundlich an - und ist vielleicht auch angetan davon, dass sie ihn überhaupt kritisiert.
Seine letzte Bemerkung hat inhaltlich tatsächlich nichts mit dem vorher Gesagten zu tun, glaube ich. Also nur insoweit, als er die Flirterei am Laufen hält. Stimmt, bei Sir Lucas dürfte ihm aufgefallen sein, dass sie ungern vor (vielen) Fremden spielt. Aber dann passt die Bemerkung doch sehr gut: Sie spielt nicht gerne, er redet nicht gerne vor/mit Fremden. Und dass ihm das bei Sir Lucas aufgefallen ist, spricht auch für ihn, er scheint ein aufmerksamer Bursche zu sein, das könnte Elizabeth anerkennen.


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BeitragVerfasst: Mittwoch 15. Oktober 2014, 12:59 
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32. Kapitel

Mr. Darcy kommt überraschend zu Besuch, allein - und trifft Elizabeth ebenfalls allein an. Man ist überrascht, man plaudert. Charlotte vermutet, Mr. Darcy sei verliebt.

Diesmal finde ich den Dialog in diesem Kapitel etwas seltsam. Zunächst inhaltlich den Teil über "nah" und "fern" (gibt es darüber nicht eine Episode in der Sesamstraße? Oder war das "hier" und "da"?). Wie kommt Elizabeth darauf, er könne seinen Satz auf Jane beziehen? Ich schätze, er tut das gar nicht. Also ist das wohl eher eine Einbildung (oder eine Befürchtung) von Elizabeth?
Seltsam finde ich auch immer wieder, dass er seinen Stuhl an sie heran und dann wieger weg rückt. Das stelle ich mir sehr seltsam vor, da die beiden doch in einem vermutlich eher kleinen Raum und allein sitzen. Im Ballsaal mag das Sinn machen, um besser reden zu können, aber hier? Wie kann man sich das ganz praktisch vorstellen? Steht er auf, nimmt seinen Stuhl und stellt ihn 2 Meter weiter wieder hin? Oder rückt er nur so einen halben Meter an sie ran? Und wozu, wo sie doch sowieso alleine sind? Oder ist das nur eine Geste, mit der er Nähe/Intimität signalisieren will? Also verrückt er den Stuhl, um sie anzumachen?


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BeitragVerfasst: Donnerstag 16. Oktober 2014, 16:00 
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Udo hat geschrieben:
Seltsam finde ich auch immer wieder, dass er seinen Stuhl an sie heran und dann wieder weg rückt.

Ich denke, sie werden sich gegenübersitzen, wie man das bei einem Gespräch so macht,
(wenn man sich nicht gerade auf dem Sofa aneinanderkuschelt, was wir im jetzigen Stadium der Geschichte wohl eher ausschließen können :wink: )
und er rutscht im Überschwang etwas näher an sie ran und als er bemerkt, daß er ihr viel zu nahe gekommen ist, rutscht er wieder zurück. (Vielleicht soll es ein Hinweis darauf sein, daß er seine Gefühle nicht mehr wirklich im Griff hat. In den Beschreibungen danach,also wo Charlotte ihn beobachtet, wirkt er ja immer sehr abwesend, ist sicher darauf bedacht sich nichts anmerken zu lassen.
Udo hat geschrieben:
Wie kommt Elizabeth darauf, er könne seinen Satz auf Jane beziehen? Ich schätze, er tut das gar nicht. Also ist das wohl eher eine Einbildung (oder eine Befürchtung) von Elizabeth?

Sehe ich auch so mit der Einbildung, da ihre Gedanken ja auch von ihr erfüllt sind auch wegen Bingley, über den sie ja kurz gesprochen haben.

Udo hat geschrieben:
Zunächst inhaltlich den Teil über "nah" und "fern" (gibt es darüber nicht eine Episode in der Sesamstraße? Oder war das "hier" und "da"?)

you mean this: i love it ;D

Elanor
P.S. was mache ich bei youtube falsch?

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BeitragVerfasst: Donnerstag 16. Oktober 2014, 19:35 
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Trotzdem: Wirkt das nicht ziemlich blöd, wenn man seinen Stuhl ranrückt? Wie weit saßen die denn vorher auseinander? Und vor allem: Noch blöder, den Stuhl wieder zurück zu rücken!

Ja, die Sesamstr.-Episode meinte ich! :-)


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BeitragVerfasst: Freitag 17. Oktober 2014, 09:31 
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Piratensüchtige Administratorin, ebenfalls Seriensuchti mit Mittelalterpräferenz und spätes Girlie
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Wohnort: Wo die Messer und Schwerter herkommen
Elanor hat geschrieben:

Elanor
P.S. was mache ich bei youtube falsch?

Das ist bei YouTube schon mal kniffelig. Der, den man unter "Teilen" bekommt, funktioniert schon mal nicht. Kopiere lieber die Adresse aus dem Browser. Wobei da auch Fussangeln lauern, weil da manchmal zu viele Zeichen drinstehen.
Im Grunde sollte die Adresse so aussehen "http://www.youtube.com/watch?v=Lfsul81aVXo" ( Bitte auch auf das http achten, da sollte auch kein https stehen.


Im Bezug auf das "Randrücken" ( ich liebe Während du schliefst! :lol: ) Ich denke, man hat sehr auf den körperlichen Abstand geachtet. Selbst beim Tanzen kam man sich nicht wirklich näher, Walzer galt schon als skandalös! :thud:
Er kommt ihr also im Gespräch immer näher und drückt damit Interesse aus. Sobald er es merkt, besinnt er sich auf seine gute Erziehung und rückt wieder weg. So klein waren die Räume ja auch nicht, sie sitzen sicher im Salon und selbst der in Chawton erlaubte schon ein ordentliches Wegrücken. ;)
Grüße
Kerstin

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"I think that we like those kind of entertainment just to have the opportunity to become a child again during 42 minutes."


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BeitragVerfasst: Samstag 18. Oktober 2014, 16:33 
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Administrator und Captain a.D. of HMS Groupread
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Beiträge: 3093
33. Kapitel

Elizabeth begegnet Mr. Darcy wiederholt beim Spazierengehen. Von Oberst Fitzwilliam erfährt sie, dass Mr. Darcy dafür gesorgt hat, dass Mr. Bingley von Jane Abstand genommen hat.


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BeitragVerfasst: Sonntag 19. Oktober 2014, 10:17 
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Austenexperte
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Dieses Kapitel ist ja mit der Scheitelpunkt des Romans. Zumindest befinden wir uns kurz davor und ich finde es meisterhaft, wie JA daraufhin arbeitet.
Jegliche Überlegungen des Lesers, es könnte sich etwas anbahnen zwischen Elizabeth und Colonel Fitzwilliam werden ja gleichsam mit einer Handbewegung weggewischt. Und selbst wenn Elizabeth errötet, merkt man doch, daß sie nicht wirklich interessiert ist, am feschen Colonel.
Mehr erstaunt hat mich beim Lesen doch die Tatsache, daß Elizabeth zwar annimmt, daß die vermeintlich wenig vorzeigbare Verwandtschaft eine Rolle spielt, aber wenig auf ihre Mutter schaut. Wahrscheinlich hatte ich das schon gar nicht mehr richtig im Blick, da daß ja in der 95er Verfilmung ziemlich betont wird.
Zitat:
Als sie an ihre Mutter dachte, kam ihre Sicherheit allerdings etwas ins Schwanken. Aber sie konnte nicht glauben, daß irgendwelche Einwände in dieser Richtung wesentliches Gewicht bei Mr. Darcy hatten, dessen Stolz ihrer Überzeugung nach tiefer verletzt wurde durch Mangel an Einfluß als durch Mangel an Vernunft.

Jedenfalls schätzt sie Darcy ziemlich falsch ein, diese Einschätzung könnte man vielleicht über Caroline Bingley geben. Aber es zeigt einmal mehr, daß Darcy sich wirklich töricht verhalten hat im Ballsall von Merryton und wie tief Elizabeth davon getroffen ist, ohne es zugeben zu wollen. Und wie sehr sie das weiter beeinflusst.
Als ich das zum ersten mal gelesen hab war ich jedenfalls total geplättet von der weiteren Entwicklung, die hier ja wunderbar zugespitzt wird

Elanor

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BeitragVerfasst: Mittwoch 22. Oktober 2014, 12:40 
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Registriert: Mittwoch 9. April 2008, 15:07
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34. Kapitel

Der erste Antrag - der gnadenlos abgewiesen wird.

Die Szene ist gut vorbereitet: Erst wird Elizabeths Wut so richtig angefacht, dann kommt Mr. Darcy, redet ungeschickt daher, was die Wut noch steigert - und dann kracht es richtig, Elizabeth verliert ziemlich Beherrschung und Überblick, in der Wortwahl vergreift sie sich, im Ton vermutlich auch.

Die Frage ist, was macht er eigentlich falsch? Selbstverständlich monieren die Romantiker, dass er seine rationalen Erwägungen/Bedenken erläutert (lustigerweise ja eine Parallele zu Mr. Collins` Antrag), anstatt mit verklärtem Blick von Liebe zu säuseln. Dabei hat er aus seiner Sicht ja absolut Recht. Und dass er ihr trotzdem einen Antrag macht, ist das vielleicht größte Kompliment, das er ihr überhaupt machen kann. Sie ahnt das ja auch, erfasst es aber dann doch nicht so richtig, weil sie in Rage ist. Hätte er also lügen soll, anstatt so ehrlich zu sein? Im Englischen gibt es doch die Wendung "white lies", harmlose Lügen, die niemandem schaden, vielleicht sogar ziemlich nützlich sind für das allgemeine Wohlbefinden. Hätte Mr. Darcy unehrlicher sein sollen?
So auf Anhieb würde ich ihm nur vorhalten, dass er zu schnell zu viel geredet hat am Anfang. Er hätte die Lage erst mal peilen sollen nach seinem ersten Anlauf. Dann hätte er das Andere immer noch nachschieben - oder es sich ganz sparen können, wenn klar war, dass sie nicht will. Man muss ihm aber natürlich auch zugestehen, dass er emotional sehr aufgewühlt ist. Und dass er nie im Leben mit einer Ablehnung gerechnet hat. Also psychologisch ist das von Austen wieder mal recht überzeugend inszeniert. Und man lernt die Charaktere noch viel besser kennen als bisher schon. Und der Dialog ist natürlich auch nicht übel. Wobei ich es interessant finde, dass Mr. Darcy seine Bedenken nicht in direkter Rede vorbringen darf.


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BeitragVerfasst: Mittwoch 22. Oktober 2014, 18:45 
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Austenbegeistert
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Registriert: Sonntag 13. Oktober 2013, 11:16
Beiträge: 115
Wohnort: Essen/Bochum
Darcy läßt sich von seinen Gefühlen leiten, stellt sie als wichtiger dar als seine rationalen Überlegungen, interessanterweise gesteht er Elisabeth dasselbe aber kein bißchen zu: Er erwartet, dass sie allein im Hinblick auf seine gesellschaftliche und finanzielle Stellung "ja" zu sagen hat. Nach ihren Gefühlen fragt er nicht einmal. Eigentlich doch ein widersprüchliches Verhalten, finde ich.

Mit heutigen Maßstäben gemessen ist der Heiratsantrag in Teilen beinahe beleidigend für Elisabeth und ihre Familie. Man muss schon davon ausgehen, dass jemand über sehr wenig Familien-stolz verfügt, der einen so vorgetragenen Antrag annimmt.


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BeitragVerfasst: Montag 27. Oktober 2014, 17:54 
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Austenexperte
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Registriert: Dienstag 14. Juli 2009, 14:59
Beiträge: 926
Wohnort: Sachsen
Eigentlich sind wir jetzt bei Kapitel 35
Elizabeth liest Mr. Darcys Brief und wird davon ziemlich aufgewühlt, um es kurz zu sagen.

zum letzten Kapitel noch mal.
Darcy hat es sich sicher nicht leicht gemacht und wirklich ahnen, daß Elizabeht ihn abweisen würde konnte er wohl nicht, nach dem recht entgegenkommenden Verhalten, daß er auf Rosings erfuhr. Auch vorher auf Netherfield hatte er ja vor allem auch die offene, leicht aufmüpfige, sagen wir mal intellektuell fordernde Art anziehend gefunden.
Wie er ja selber sagt, versteht er es nicht wirklich zu schmeicheln, sich angenehm zu machen so ist sein spontaner Antrag auch ein Spiegel seiner selbst. Daß es der total falsche Zeitpunkt ist... Natürlich macht er Fehler, aber daß er sie bemerkt, zeigt meines Erachtens nach auch sein Eingehen auf Elizabeths Erwiderungen im Brief des nächsten Kapitels. zumindest macht er sich damit noch mehr verletzbar und angreifbar, als mit seinem Antrag sowieso schon.
Auf jeden Fall ist dieses Kapitel 34 die absolute Wende im Buch, daß hatte ich auch schon beim ersten Lesen gespürt und danach das Buch kaum mehr aus der Hand gelegt.

Elanor
nachher mehr, muss erstmal weiter lesen.

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BeitragVerfasst: Montag 27. Oktober 2014, 18:47 
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Elanor hat geschrieben:
Eigentlich sind wir jetzt bei Kapitel 35
Elizabeth liest Mr. Darcys Brief und wird davon ziemlich aufgewühlt, um es kurz zu sagen.

Naja, man sollte keine Kapitelzusammenfassung schreiben, bevor man das Kapitel nochmal gelesen hat. :tomate: :nein:
Es enthält bis auf die Einleitung nur Mr. Darcys Brief, und der wühlt erstmal den geneigten Leser auf. Lizzy ist erst nächstes Kapitel dran :wink:

In der 95er Verfilmung wird es ja so dargestellt, als ob Darcy die Nacht schlaflos verbringt, um diesen Brief zu schreiben, hier steht , daß er ihn Acht Uhr morgens geschrieben hat. Was m.E.n. zeigt, daß er lange nachgedacht hat bevor er zur Feder griff. Sehr vernünftig, schließlich hat er ja schon genug falsch gemacht. Da ich auch eine ganze Menge von Janes Eigenschaft, nur Gutes von Anderen zu denken, abgekriegt habe, betrachte ich seine Erklärung sowieso sehr wohlwollend :wink: aber ich finde, ehrlich zu bleiben, auch wenn einen das nicht unbedingt in ein besseres Licht rückt, ist :top: Und die Geschichte mit Wickham stellt er recht gut dar. Ich finde, mit dem Brief hat er alles richtig gemacht. Er konnte ja nach Lizzys Ablehnung nicht ahnen, daß sie ihn so oft lesen wird, daß sie ihn fast auswendig können wird.
Und wenn alle Briefe des ursprünglichen Briefromans nur halb so gut waren, dann wäre es wirklich interessant, wenn auch unmöglich, diese Erstfassung zu lesen.

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BeitragVerfasst: Mittwoch 29. Oktober 2014, 20:23 
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Im 95er-Film haben sie ja den Brief "umgestellt": Dort gehts, soweit ich mich erinnere, mit Mr. Wickham los, dann kommt Jane. Im Buch ist es umgekehrt. Die Buch-Variante scheint mir klüger, jedenfalls hätte ich das auch so gemacht, wenn ich den Brief hätte schreiben müssen. Keine Ahnung, warum sie das im Film geändert haben.


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BeitragVerfasst: Mittwoch 29. Oktober 2014, 21:00 
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Udo hat geschrieben:
Im 95er-Film haben sie ja den Brief "umgestellt": Dort gehts, soweit ich mich erinnere, mit Mr. Wickham los, dann kommt Jane. Im Buch ist es umgekehrt. Die Buch-Variante scheint mir klüger, jedenfalls hätte ich das auch so gemacht, wenn ich den Brief hätte schreiben müssen. Keine Ahnung, warum sie das im Film geändert haben.

Habe eben nochmal nachgesehen, das war mir bis jetzt gar nicht aufgefallen. Aber du hast recht. Ich finde die Buchvariante auch besser. Aber ich denke, da kurz vorher die Rückblende kam, wo Elizabeth ihm sein Verhalten gegenüber Wickham vorwirft :beleidigt: und er sich entschließt, sich wenigstens dahingehend zu verteidigen, ist es nur logisch im Film so zu beginnen.

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BeitragVerfasst: Samstag 1. November 2014, 16:39 
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Es geht weiter mit Kapitel 36:
Elizabeths Reaktion auf den Brief.

Könnte man das eigentlich besser schreiben? Das kann ich mir nicht vorstellen. Diese Beschreibung der Gefühlsregungen von Ablehnung, so schnellem Überfliegen, daß man kaum den Inhalt wirklich wahrnimmt, wiederlesen und dem langsamen Erkennen des eigenen Versagens. Also ich finde das sehr gelungen. Gerade weil man sich darin auch wiedererkennen kann. Also ich meine in dem: ich erkenne, daß ich was falsch gemacht habe, meine Gedanken kreisen total darum, besonders, wenn ich keine wirkliche Möglichkeit habe, mein Verhalten zu erklären, zu ändern. Und genau das kann Elizabeth ja auch nicht. Sie erkennt ihre Fehler, hat aber eigentlich keine Möglichkeit, sich bei Darcy für ihre Vorhaltungen und Vorverurteilungen zu entschuldigen. Kein Wunder, daß sie das total ausfüllt und Colonel Fitzwilliam total unwichtig geworden ist.

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BeitragVerfasst: Samstag 1. November 2014, 23:59 
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Du meinst, Elizabeth würde sich gerne entschuldigen oder zumindest ihr Verhalten erklären? Ich hab das eher so verstanden, dass sie heilfroh ist, Mr Darcy nicht mehr zu sehen.

Allerdings hat sie ihren Tiefpunkt erreicht, sie schämt sich ja ziemlich. Das ist ein pädagogisch besonders wertvoller Moment, den Austen einige ihrer Heldinnen durchleiden lässt: Emma und Catherine und Marianne schämen sich irgendwann ganz ähnlich. Nur Fanny und Anne leiden zwar auch, aber nicht wegen ihres aktuellen Fehlverhaltens. Ich bin mir noch nicht ganz sicher, ob ich das hier nicht etwas zu plastisch finde.


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BeitragVerfasst: Sonntag 2. November 2014, 11:37 
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Udo hat geschrieben:
Du meinst, Elizabeth würde sich gerne entschuldigen oder zumindest ihr Verhalten erklären? Ich hab das eher so verstanden, dass sie heilfroh ist, Mr Darcy nicht mehr zu sehen.

Nein, nicht direkt. Und das denkt sie ja auch nicht gleich. Aber man erkennt sehr schön den Denkprozess, den sie durchmacht. Sie wird am Anfang schon froh sein, daß er weg ist. Aber trotzdem beginnt sie zu erkennen, daß sie ihn total falsch beurteilt hat. Und sie beginnt sich, wie du auch bemerkst, zu schämen, wie falsch sie Menschen beurteilt hat. Und daß sie Wickham so leichtsinnig vertraut hat. Gegen Ende des Kapitel lässt sie ihm ja soweit Gerechtigkeit widerfahren, daß sie bemerkt, er konnte nicht wirklich erkennen, wie Jane für Bingley fühlt, da sie sich ja so sehr gut zurückhalten konnte.
Hach, schwer auszudrücken, was ich meine. Ich denke, sie beginnt sich unbehaglich zu fühlen, daß er nun schlecht von ihr denken könnte. Obwohl ihr das vorher ziemlich egal war. Er kann nun gar nicht mehr merken, daß sie ihre Meinung über ihn revidiert hat und das fühlt sich schlecht an für sie. Vielleicht nicht direkt entschuldigen, aber zeigen, im Verhalten, daß sie jetzt anders denkt.
-> ist das verständlicher?

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BeitragVerfasst: Montag 3. November 2014, 00:12 
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Ich denke, sie fühlt sich einfach unbehaglich, weil sie ihre Fehleinschätzungen erkennt. Was er von ihr denkt, ist ihr hier noch egal, schätze ich. Wenn du Recht hättest, würde sie hier schon anfangen zu wünschen, dass er sie positiv sieht; vielleicht will sie sogar, dass sie ihm gefällt. Soweit ist sie noch lange nicht, vermute ich.
Der Brief trifft sie wie eine Keule - das haut sie erstmal komplett aus den Socken. Ich finde, die Szene hat auch etwas (zu?) Theatralisches. Eigentlich müsste man mal anfangen, nach den lustigen Momenten zu suchen, die bei Austen ja meistens solch dramatische Szenen entzaubern.


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