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BeitragVerfasst: Freitag 16. August 2013, 19:35 
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Administrator und Captain a.D. of HMS Groupread
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@Julia: Du schreibst, Mrs. Elton sei eine Art "verzerrtes Spiegelbild" von Emma. Wenn es so wäre, dass Emma durch Mrs. Eltons schlechtes Beispiel einsehen würde, dass sie dies und das falsch macht, wäre Mrs. Elton ja geradezu bedeutsam für Emmas Persönlichkeitsentwicklung. Aber ich glaube nicht, dass da noch was kommt in der Richtung. Aber vielleicht könnte man sagen, dass Mrs. Elton für die Leser als Mittel der Charakterisierung von Emma dient? Man erkennt ja im Spiegelbild die negativen Seiten von Emma (wenngleich übertrieben oder verzerrt). Oder ist das zu verquer gedacht? Also jedenfalls dürfte Austen Mrs. Elton mit voller Absicht genau so entworfen haben, einen Grund dafür müsste es also geben.


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 Betreff des Beitrags:
Verfasst: Freitag 16. August 2013, 19:35 


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BeitragVerfasst: Freitag 16. August 2013, 20:25 
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Kunstfertige Wortumdreherin und Meisterin im Freistil-Lesen
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Ich denke eigentlich nicht, dass es Mrs Elton "braucht" um den Leser auf Emmas negative Seiten aufmerksam zu machen? (Dafür gibts ja Mr Knightley ... :wink: ) Kann man natürlich so sehen - aber ob das der Grund für Mrs Eltons "Anwesenheit" bzw. Charakterisierung ist?
Ich kann nur von meiner Perspektive sprechen, aber für mich ist die Ähnlichkeit zwischen Emma und Mrs Elton (gerade auch bzgl. Harriet/Jane!) eine von Austens unzähligen Ebenen der Ironie. Und auch ein Merkmal der Plot-Symetrie, worauf JA ja in vielen ihrer Romane offenbar einigen Wert legt.


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BeitragVerfasst: Freitag 16. August 2013, 20:54 
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Administrator und Captain a.D. of HMS Groupread
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Nein, ich denke auch nicht, dass es Mrs. Eltons wichtigste Funktion ist, bestimmte Seiten von Emmas Charakter durch Übertreibung deutlich zu machen. Es könnte aber ein Aspekt sein, weil an einen Zufall mag ich da nicht glauben. Ironisch ist das ganz sicher - aber Ironie kann ja auch eine Funktion haben, also hier als sprachliches Mittel eingesetzt werden, um eine Figur (bzw zwei auf einmal) zu charakterisieren. Muss nicht sein. Aber wenn man als Leser auf die Parallele stößt (und dein Vergleich der beiden Buchstellen ist ja ziemlich eindeutig), kommt man doch schon ins Grübeln - auch über Emmas Verhalten/Charakter. Und dieser Effekt könnte immerhin gewollt sein.
Umso interessanter übrigens, dass Emmas Urteilsvermögen bei Mrs. Elton ausnahmsweise mal wirklich gut ist. Das gibt für sie dicke Pluspunkte. :wink:


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BeitragVerfasst: Montag 19. August 2013, 11:53 
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Kunstfertige Wortumdreherin und Meisterin im Freistil-Lesen
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Kapitel 34

Emma gibt ein Dinner für Mrs Elton. Erste Themen des Abends ist Janes Spaziergang zur Post und Frank Churchills Handschrift.

__________________________________________

Sehr "hinterlistig" wie JA hier zwei scheinbar unzusammenhängende Themen miteinander verknüpft. Eigentlich gehört ja das nächste Kapitel noch mit dazu, wenn sich Janes Freude über - wie Emma hier schon vermutet - angenehme Post mit dem Brief von Frank und seiner Ankündigung eines erneuten Besuchs überschneidet ... Bzw. der Rest des Abends.


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BeitragVerfasst: Montag 19. August 2013, 19:17 
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Ich steh gerade auf dem Schlauch: Welche beiden Themen meinst du?

Bei dem Loblied auf die Post habe ich daran gedacht, dass die Briefe-Vielschreiberin Austen das tatsächlich auch selbst gemeint haben könnte. Die britische Post jedenfalls dürfte sich darüber freuen - wenn da nicht wieder Ironie am Werke ist...

Dass Emma ein so schlechtes Gewissen wg Jane hat, sehe ich auch als Indiz für die schon genannte Idee, Mrs. Elton könnte auch helfen, dem Leser einiges über Emma klarzumachen: Mrs. Elton hat ja völlig Recht - und der Leser sieht das vermutlich sofort ein, womit er auch Emmas Fehlverhalten erkennt. Ging mir jedenfalls so. Aktiv wird Emma aber natürlich wg Mr. Knightley.

Ansonsten bin ich gerade groupreadtechnisch etwas gehandicapt, weil ich jetzt im Urlaub bin, die Internetverbindung ist leider etwas eingeschränkt. Aber irgendwie wird's gehen...


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BeitragVerfasst: Montag 19. August 2013, 19:54 
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Kunstfertige Wortumdreherin und Meisterin im Freistil-Lesen
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Udo hat geschrieben:
Ich steh gerade auf dem Schlauch: Welche beiden Themen meinst du?


Ich bezog mich auf meine Zusammenfassung:

Julia hat geschrieben:
Janes Spaziergang zur Post und Frank Churchills Handschrift



Ja, Emmas schlechtes Gewissen kann schon was mit Mrs Elton zu tun haben - allerdings bezieht sie sich in diesem Zusammenhang ja recht klar auf Mr Knightleys im vorherigen Kapitel geäußerten Hinweis.

Bzgl. Urlaub: Sollen wir pausieren? Ganz allein mag ich den "GroupRead" auch nicht bestreiten ... :wink: Zumindest sollte Dein Pflichtgefühl(?) nicht zu arg im Vordergrund stehen.


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BeitragVerfasst: Dienstag 20. August 2013, 00:41 
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Ah, verstehe. Die Interpretation von Handschriften kam damals wohl gerade in Mode, oder? Weiß jemand was darüber. Jedenfalls gefällt mir, dass Mr. Knightley Franks Handschrift zu feminin findet. ;-)

Ja, das schlechte Gewissen und ihre jetzige Aktivität kann man wohl ausschließlich auf Mr. Knightley zurückführen. Mir geht es ausschließlich um Mrs. Eltons Wirkung auf den Leser. Aber ich will das auch nicht überstrapazieren.

Pausieren? Ist denn sonst keine/r mehr da? Also mich treibt nicht mein Pflichtgefühl, mich bremst nur die Technik... Nächste Woche könnte das schon besser sein.


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BeitragVerfasst: Dienstag 20. August 2013, 15:16 
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hier, ich bin schon noch da, hatte aber jetzt etwas Probleme. hinterherzukommen (eine CD im Auto war verschwunden, genau die mit den Kapiteln die grad dran sind :wall: ,) und da ich meist im Original mitlese, dauerts etwas länger.
Wenn Udo grad' im Urlaub ist, vielleicht reicht es, wenn wir das nächste Kapitel am WE einführen, da hab ich eine Chance zum weiteren Aufholen?
Nochmal ganz weit zurück:
ich fand das erste Gespräch zwischen Emma und Harriet über Mrs. Elton interessant. Witzigerweise ist Hariet voll von Romantik und Emma, die ja sonst oft romantisch verträumt scheint, ist die Rationalität in Person.
Mrs Elton find ich ausgezeichnet beschrieben in ihrer Art und sie beschämt insofern, daß man doch leichte Anzeichen von Selbstbezogenheit auch manchmal im eigenen Verhalten entdeckt. :/ (ich hoffe nicht allzuviel :wink: )
Morgen hole ich hoffentlich weiter auf

Elanor

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[During the 1960s] I think there was more sex in those old films than in all that thrashing around today. I'm tired of sex scenes.
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BeitragVerfasst: Dienstag 20. August 2013, 21:40 
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Kunstfertige Wortumdreherin und Meisterin im Freistil-Lesen
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Elanor hat geschrieben:
Wenn Udo grad' im Urlaub ist, vielleicht reicht es, wenn wir das nächste Kapitel am WE einführen, da hab ich eine Chance zum weiteren Aufholen?


Gern! :)

Ich erlebe Emma eigentlich gar nicht als "romantisch verträumt". Sie mag zwar schnell Schlüsse bezüglich möglicher Beziehungen ziehen, aber diese geht sie doch eigentlich relativ rational und gradlinig an. Geradezu strategisch. In dem Sinn, "A passt zu B weil C usw." Oder an welche Stelle(n) denkst Du?


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BeitragVerfasst: Mittwoch 21. August 2013, 10:00 
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Aber Romantik und rationales Verhalten schließen sich doch nicht aus, oder?
Ich glaube auch, dass Emma eine sehr romantische Ader hat. Das zeigt sich am stärksten in ihrem Bestreben, Menschen zu glücklich liebenden Ehepartnern zu machen. Aber auch an ihren Vorstellungen, wie ihre Gefühle sein müssten, wenn sie Frank lieben würde.

Nächstes Kapitel am WE ist für mich natürlich auch sehr gut!


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BeitragVerfasst: Mittwoch 21. August 2013, 21:46 
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Julia hat geschrieben:
Oder an welche Stelle(n) denkst Du?

Ich denke z.b. an die Stelle (ok kommt erst noch) wo Emma an Frank denkt, der Harriet vor den Zigeunern gerettet hat. Da ist sie meiner Ansicht nach recht romantisch. Vielleicht ist die Sicht auch durch diverse Verfilmungen getrübt :tongue: z.b mit Kate Beckinsale Wieso denkt Emma eigentlich nie über passende Ehepartner für Jane Fairfax nach :?:

Frage: Hätte Mrs Elton eigentlich soviel Interesse an Jane Fairfax gezeigt, wenn Emma diese nicht so links liegen gelassen hätte? Ich kann es mir nicht vorstellen. Mir erscheint es schon so, daß sie Jane so vereinnahmt, weil Emma es an Interesse für sie fehlen läßt.

Zitat:
'Poor Jane Fairfax!' thought Emma,—' you have not deserved this. You may have done wrong with regard to Mr. Dixon; but this is a punishment beyond what you can have merited! The kindness and protection of Mrs. Elton! —"

Hier hätte sie vielleicht noch gegensteuern können,
Elanor

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BeitragVerfasst: Sonntag 25. August 2013, 09:34 
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Zitat:
Frage: Hätte Mrs Elton eigentlich soviel Interesse an Jane Fairfax gezeigt, wenn Emma diese nicht so links liegen gelassen hätte? Ich kann es mir nicht vorstellen. Mir erscheint es schon so, daß sie Jane so vereinnahmt, weil Emma es an Interesse für sie fehlen läßt.



Könnte gut sein, auf die Idee bin ich noch gar nicht gekommen. Aber direkte Hinweise im Text gibt es darauf nicht, oder? Zu Mrs. Elton würde es jedenfalls passen.

Kapitel 35

Jane wird mächtig zugesetzt, ihre Briefe nicht selbst abzuholen, aber sie wehrt sich tapfer, so lange es geht. Frank kündigt seine Rückkehr an.


Der Dialog zwischen Jane und Mrs. Elton gefällt mir sehr: Man merkt sowohl die hohle Penetranz von Augusta, wie man auch die Nöte der armen Jane nachempfinden kann. Ich habe mich gefragt, an wen Frank seine Briefe adressiert hat, ohne dass zumindest im Postamt auffällt, dass ein junger Mann ungehörigerweise Briefe an eine junge Frau schreibt. Oder da stand nur "An die Familie Bates", postlagernd - und nur der Absender verriet, für wen die Briefe waren. Andererseits würden mehr oder weniger tägliche Briefe an die Bates wohl auch auffallen.

Janes Äußerung, Gouvernanten ergehe es vielleicht schlimmer als Sklaven, ist natürlich Unsinn. Das soll wohl vor allem zeigen, wie schlecht es ihr ging, bzw was für ein sensibles/empfindsames Wesen sie ist. Das passt ja auch zur Rolle der leidenden Heldin im Frauenroman, worauf Julia schon hingewiesen hat.


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BeitragVerfasst: Sonntag 25. August 2013, 20:21 
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Zitat:
'Trouble! ay, I know your scruples. You are afraid of giving me trouble; but I assure you, my dear Jane, the Campbells can hardly be more interested about you than I am.

Ein schönes Beispiel für Mrs Eltons Arroganz und Selbstbezogenheit. Jane ist nicht zu beneiden in diesem Gespräch, aber sie hält sich tapfer. Wie JA das in Worte fasst ist einfach Klasse :top:
Was mich auch immer wieder amüsiert ist das Erstaunen John Knightleys über das Erscheinen Mr Westons. Wie war das nochmal?: “One half of the world cannot understand the pleasures of the other.” An welcher Stelle steht das eigentlich? Hier jedenfalls nicht, aber ich mag dieses Zitat, paßt ziemlich häufig in diversen Gesprächen. Und auf diese Situation auch.

Elanor

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BeitragVerfasst: Montag 26. August 2013, 19:37 
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Das Zitat stammt aus dem 9. Kapitel. Ich habe mich gewundert, dass John hier so viel Platz bekommt, George aber nur so wenig. Oder einen Schritt weiter: Was soll John hier eigentlich? Ist er nötig? Hätte George nicht seinen Dialogpart, sofern er relevant ist, übernehmen können?
Von wegen Austens berühmter Ökonomie: Hier hab ich mich erstmals gefragt, ob sie nicht eine Figur zuviel ins Kapitel bugsiert (John wird ja regelrecht hermanövriert) hat. So heiter seine Gedanken über Mr. Weston auch sein mögen.


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BeitragVerfasst: Montag 26. August 2013, 20:03 
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Kunstfertige Wortumdreherin und Meisterin im Freistil-Lesen
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Udo hat geschrieben:
Von wegen Austens berühmter Ökonomie: Hier hab ich mich erstmals gefragt, ob sie nicht eine Figur zuviel ins Kapitel bugsiert (John wird ja regelrecht hermanövriert) hat. So heiter seine Gedanken über Mr. Weston auch sein mögen.


Hätte man natürlich auch anders lösen können, aber: Er trifft Jane Fairfax auf dem Weg zum Postamt und stößt so das Gespräch dazu an. Hätte Mr Knightley sie getroffen, hätte er das vielleicht (zumindest ist das mein Gefühl) nicht so in dieser Ausführlichkeit & öffentlich diskutiert.


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BeitragVerfasst: Montag 26. August 2013, 21:48 
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Julia hat geschrieben:
Udo hat geschrieben:
Von wegen Austens berühmter Ökonomie: Hier hab ich mich erstmals gefragt, ob sie nicht eine Figur zuviel ins Kapitel bugsiert (John wird ja regelrecht hermanövriert) hat. So heiter seine Gedanken über Mr. Weston auch sein mögen.


Hätte man natürlich auch anders lösen können, aber: Er trifft Jane Fairfax auf dem Weg zum Postamt und stößt so das Gespräch dazu an. Hätte Mr Knightley sie getroffen, hätte er das vielleicht (zumindest ist das mein Gefühl) nicht so in dieser Ausführlichkeit & öffentlich diskutiert.


Ja, das glaube ich auch, John ist ja noch nicht so im Bilde, wie impertinent Mrs Elton sein kann und ahnt sicher nicht, was er mit seinem Gesprächsthema auslöst. Er war sicher froh, ein aus seiner Sicht unverfängliches Thema zu haben.
Mr. Knightley hätte das so nicht angesprochen, um Jane nicht in Verlegenheit zu bringen. Sehe ich auch so.

Elanor

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BeitragVerfasst: Dienstag 27. August 2013, 20:59 
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Mag sein, dass ihr Recht habt. Aber ganz überzeugt bin ich nicht. Wenn nicht Mr. Knightley den Regengang erwähnen würde, dann hätte Mrs Elton doch auch sonstwoher davon gehört haben können - um Jane jetzt gleich darauf anzusprechen.
Mal sehen, ob es später noch eine Rolle spielt, dass John Knightley die Kinder bei Emma lässt, kann mich gerade nicht erinnern.

Ansonsten kommt Mrs. Elton hier und im nächsten Kapitel ebenso wie Mr. Weston ziemlich schlecht weg - sie wird ziemlich vorgeführt. Meint sie es wohl ernst, dass Mr. Elton eifersüchtig auf Mr. Woodhouse gewesen ist?! Ich meine, dass ist ja nicht nur albern (es sei denn, sie erkennt gleich seine frivole Vergangenheit, so es sie denn gab), sondern spricht doch auch nicht unbedingt für sie, wenn alternde Ex-Lüstlinge sie umgarnen würden - und ihr das gefällt....


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BeitragVerfasst: Mittwoch 28. August 2013, 07:38 
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Kunstfertige Wortumdreherin und Meisterin im Freistil-Lesen
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Udo hat geschrieben:
Mal sehen, ob es später noch eine Rolle spielt, dass John Knightley die Kinder bei Emma lässt, kann mich gerade nicht erinnern.


Mir fällt jetzt spontan das Buchstabenspiel ein, das Emma für die Kinder macht & das noch eine tragende Rolle spielt.

Gespräche wie das zwischen Mr Weston und Mrs Elton in Kapitel 36 gibt es ja häufig bei Jane Austen. Zwei Personen sprechen vorgeblich miteinander, aber keiner hört wirklich zu. Bzw. wartet nur auf Atempausen und Stichworte, um von seinen Themen zu erzählen. Mr Weston gibt sich da im Vergleich mit Mrs Elton nicht viel. Umso erstaunlicher, dass er als Figur sonst so positiv belegt ist. Oder ist das nur Emmas Sicht?


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BeitragVerfasst: Mittwoch 28. August 2013, 22:52 
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Da wir es schon hier und da über Austen und die zeitgenössische Frauenbewegung hatten: Mrs. Eltons flammendes Bekenntnis für die Interessen der Frauen darf man wohl weder so noch so überbewerten, oder?

Ich finde gar nicht, Julia, das Mr. Weston so positiv rüberkommt. Klar hat er bei Emma einen Bonus, schließlich glaubt sie, die Westons zusammengebracht zu haben. Insgesamt habe ich aber immer mehr den Eindruck, dass Mr. Weston zur Witzfigur herabsinkt. Vielleicht ist es so, wie du vermutest: Wenn er mal positiv wirkt, dann aus Emmas (falscher) Perspektive.


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BeitragVerfasst: Freitag 30. August 2013, 16:54 
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Lustig finde ich hier noch, dass wir von Mrs. Elton erfahren, wie versessen Mr. Elton darauf war, sie zu heiraten. Vermutlich war der Grund dafür nicht seine im Nu entflammte Liebe für sie....
Und ihre Empörung über Emporkömmlinge und Zugezogene - während ihre Verwandtschaft schon ganze elf (!!!) Jahre am Ort lebt.


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BeitragVerfasst: Samstag 31. August 2013, 16:11 
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Udo hat geschrieben:
Ich finde gar nicht, Julia, das Mr. Weston so positiv rüberkommt

Würde ich auch so sehen, bis auf einige kleine vernünftige Äußerungen scheint er hier nicht wirklich positiv.
Das hier ist recht positiv, zumindest vernünftig
Zitat:
I have observed, Mrs. Elton, in the course of my life, that if things are going untowardly one month, they are sure to mend the next.

Witziger finde ich aber das hier
Zitat:
She was nobody when he married her, barely the daughter of a gentleman; but ever since her being turned into a Churchill, she has out-Churchill'd them all in high and mighty claims: but in herself, I assure you, she is an upstart.
wiedermal eine tolle Wortschöpfung und leider eine Erfahrung, die schon viele durch ihr Verhalten bestätigt haben.
Was mir an Mr Weston hier nicht gefällt, daß er so offen vor einer doch noch recht wenig bekannten Person seine Familiengeschichte breitträgt. Ist das "gentlemanlike"? Wohl eher nicht, mit Vaterstolz kann er das eigentlich auch nicht entschuldigen :flop:
Der angenehme Gegensatz ist das Gespräch zwischen Emma und den beiden Knightleys. Höflich, vernünftig, leicht ironisch, die wollen sich nicht produzieren sondern sind aneinander interessiert (sollte ja unter Verwandten auch so sein :wink: )

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BeitragVerfasst: Samstag 31. August 2013, 18:29 
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Kunstfertige Wortumdreherin und Meisterin im Freistil-Lesen
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Elanor hat geschrieben:
Udo hat geschrieben:
Ich finde gar nicht, Julia, das Mr. Weston so positiv rüberkommt

Würde ich auch so sehen, bis auf einige kleine vernünftige Äußerungen scheint er hier nicht wirklich positiv.


Dieser Eindruck bezog sich nicht auf dieses Kapitel (eher im Gegenteil, daher ja die Bemerkung), sondern auf den Roman generell. Zumindest Emma sieht Mr Weston selten kritisch, eigentlich nur dahingehend, dass er allzu bereit ist, mit Hinz und Kunz zu verkehren. Und diese wohlwollende Perspektive drängt sich auch dem Leser (jedenfalls mir) auf - da ist zumindest das Gespräch zwischen ihm und Mrs Elton wie eine kalte Dusche Realität. :wink:


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BeitragVerfasst: Samstag 31. August 2013, 20:49 
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Julia hat geschrieben:
Elanor hat geschrieben:
Udo hat geschrieben:
Ich finde gar nicht, Julia, das Mr. Weston so positiv rüberkommt

Würde ich auch so sehen, bis auf einige kleine vernünftige Äußerungen scheint er hier nicht wirklich positiv.


Dieser Eindruck bezog sich nicht auf dieses Kapitel (eher im Gegenteil, daher ja die Bemerkung), sondern auf den Roman generell. Zumindest Emma sieht Mr Weston selten kritisch, eigentlich nur dahingehend, dass er allzu bereit ist, mit Hinz und Kunz zu verkehren. Und diese wohlwollende Perspektive drängt sich auch dem Leser (jedenfalls mir) auf - da ist zumindest das Gespräch zwischen ihm und Mrs Elton wie eine kalte Dusche Realität. :wink:


Vielleicht hätte ich das hier nicht so betonen sollen, denn ich bin ziemlich deiner Meinung. Dadurch, daß man ihn meist in Emmas Perspektive serviert bekommt, ist man viel zu wohlwollend ihm gegenüber. Komisch, denn bei Emma fallen einem die Fehler ja auch auf. Wahrscheinlich liegt es daran, daß sie ja für Mrs Weston wirklich viel empfindet und man diese Sichtweise gerade wegen der aufrichtigen Gefühle sozusagen "unkritisch" übernimmt.

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BeitragVerfasst: Sonntag 1. September 2013, 09:50 
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Kapitel 37
Frank kommt zurück, die Rätselei geht weiter: Liebt er Emma? Emma und Mr. Weston glauben bzw. hoffen es. Emma ist endgültig sicher, dass sie ihn nicht liebt.

Ich finde hier wieder das Detail interessant, wie sehr die Länge eines Besuches wichtig war für die Wertschätzung, die man dem Besuchten entgegenbringt. Nur eine Viertelstunde bleibt Frank bei den Woodhouses, das Minimum, das die Höflichkeit gebietet. Als vor einigen Wochen Mrs. Weston und Frank bei den Woodhouses waren, bliebe sie den ganzen Vormittag! Kein Wunder, dass Emma glauben musste, Frank liebe sie.


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BeitragVerfasst: Dienstag 3. September 2013, 07:12 
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Kunstfertige Wortumdreherin und Meisterin im Freistil-Lesen
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Die Ironie bzw. Doppelsinnigkeit in Emmas Überlegungen zu Beginn finde ich schön gemacht - "he, who had undoubtedly been always so much the most in love of the two" oder auch "she could not help rather anticipating something decisive. She felt as if the spring would not pass without bringing a crisis, an event, a something to alter her present composed and tranquil state."
Alles ziemlich korrekt, nur nicht in der Weise, an die Emma denkt.

Die "alten Bekannten", die er in Highbury getroffen hat, und die beleidigt wären, wenn er sie nicht besucht (sein Grund, um gleich wieder aufzubrechen) waren doch bestimmt Miss Bates und Jane Fairfax ...


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BeitragVerfasst: Mittwoch 4. September 2013, 15:30 
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Da ich erst jetzt dazu gekommen bin, die letzten Kapitel im englischen Original nachzulesen, bin ich in der editierten Ausgabe noch über zwei Anmerkungen gestolpert, die ich ganz interessant finde.
Zunächst Mrs. Eltons affektierter Gebrauch der Formulierung "caro sposo" für ihren Mann. Im zu Austens Zeit erschienenen Original hieß es "cara sposo", was offenbar falsch ist, es muss tatsächlich "caro sposo" heißen. Offenbar hat es eine recht intensive Debatte um die Frage gegeben, ob Mrs. Elton zu dumm ist, das zu wissen, also ob Austen Mrs. Elton hier noch einmal mehr vorführen wollte - oder ob Jane Austen es selbst nicht gewusst hat (und der Lektor dann wohl auch nicht). In der maßgeblichen Ausgabe der Austen-Werke (aus den 30ern des 20. Jh., glaube ich) wurde aus dem "cara" stillschweigend ein "caro" gemacht. Das hätte aber die Absicht der Autorin verfälscht, argumentiert meine Ausgabe, die beim "cara" bleibt. Interessant, worüber die Gelehrten so streiten.

Der andere Punkt ist der Hinweis, dass Frauen, die Harfe spielten, tatsächlich denen, die nur Klavier spielen konnten, überlegen waren. Da liegt Mrs. Elton richtig. In der Anmerkung heißt es, dass dies auch daran liege, dass das Harfe-Spielen eine erotischere Wirkung habe, die Künstlerin sitze dem Publikum voll zugewandt, so dass die Herren (und Damen) ihren Körper ausgiebig bewundern könnten. Und die Rundungen der Harfe würden auch noch dies und das betonen. Mary Crawford habe diese Wirkung in Mansfield Park höchst raffiniert eingesetzt. Tja, was soll man dazu sagen? Lieber weitermachen:

Kapitel 38
Der Ball! Endlich findet er statt, alle sind glücklich, außer Harriet, die zunächst von Mr. Elton übel geschnitten und gedemütigt wird. Doch dann macht Mr. Knightley seinem Namen alle Ehre, fordert die geschundene Jungfrau zum Tanze auf - und die ist dann endlich auch glücklich. Und Emma sowieso, die nun mit ihrem "Schwager" tanzen will.

Um beim Harfe-Thema zu bleiben: Kann es sein, dass dieser Tanz, der hier ja noch nicht stattfindet, die allererste körperliche Annäherung zwischen Emma und Mr. Knightley ist? Also abgesehen davon, dass er sie als Kind hochgehoben und um sich rumgewirbelt hat? Tanzen war damals ja durchaus die einzige legitime Form, miteinander vorehelich in körperlichen Kontakt zu treten. Und ich habe den Eindruck, dass die beiden zum ersten Mal tanzen. Zumindest Mr. Knightley dürfte sich des besonderen Aspekts dieses Tanzes sehr bewusst sein.


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BeitragVerfasst: Donnerstag 5. September 2013, 14:31 
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Auch Emma beginnt sich mehr und mehr der Fehler Mr Westons bewusst zu werden:
Zitat:
Emma perceived that her taste was not the only taste on which Mr. Weston depended, and felt, that to be the favourite and intimate of a man who had so many intimates and confidants, was not the very first distinction in the scale of vanity. She liked his open manners, but a little less of open-heartedness would have made him a higher character.— General benevolence, but not general friendship, made a man what he ought to be.—She could fancy such a man.
Man kann es ihr nicht verdenken, wieviele Facebookfreunde würde Mr Weston wohl heutzutage haben :D
Als ich heute morgen das Kapitel gehört habe, war ich wieder beeindruckt von Miss Bates' Redefluß bzw. von JA, wie schreibt man so was. Ich kenne eine Frau, die einen ähnlich ausufernden, von dies zu das springenden Redestil hat :gnade: , ich könnte das auch nie nur annähernd wiedergeben :top: aber Miss Bates höre ich auch lieber zu :ja:
Wenn man das Ende schon kennt, gibt es hier auch viele Hinweise auf Franks wahre Gefühlslage, auch wenn er immer wieder tapfer versucht, sich zu "tarnen"

Mr Elton betreffend: Sieht er eigentlich, wie unpassend seine Entschuldigung Mrs. Westen gegenüber ist, Ihr Mann, deutlich älter als er eröffnet mit seiner Frau den Ball und er selbst bezeichnet sie selbst als "old married man", um Harriet schneiden zu können. :wall: Ob das absichtlich so eingebaut ist, was meint ihr, ist mir eben so bewusst geworden.

Elanor

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[During the 1960s] I think there was more sex in those old films than in all that thrashing around today. I'm tired of sex scenes.
Claudette Colbert

sadly enough, this is more than true in our times


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BeitragVerfasst: Donnerstag 5. September 2013, 17:38 
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Registriert: Mittwoch 9. April 2008, 15:07
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Elanor hat geschrieben:
Als ich heute morgen das Kapitel gehört habe, war ich wieder beeindruckt von Miss Bates' Redefluß bzw. von JA, wie schreibt man so was.

Ja, finde ich auch. Vor allem, weil Austen wieder einmal durch Miss Bates` Redeschwall erzählt, was gerade so passiert. Man sieht das geradezu vor dem geistigen Auge, indem Miss Bates durch die Menge läuft, ohne Ende schwatzend. Die Figuren tauchen auf, werden durch andere ersetzt, man erfährt, was passiert, ahnt aber auch sehr genau, was die Leute über Miss Bates denken. Mir kommt das fast vor wie in einem Film. Und dann die kleinen Hinweise: Wie liebevoll Frank Churchill seiner Jane die Stola umgelegt haben mag, zugleich der Seitenhieb auf den Londoner Friseur und die nur scheinbar unterdrückte Enttäuschung über das Frikassee, das Mrs. Bates vorenthalten wurde, was Emma aber nicht erfahren soll, dafür aber gleich der ganze Ballsaal. Das ist unglaublich gut gemacht.

Zitat:
Wenn man das Ende schon kennt, gibt es hier auch viele Hinweise auf Franks wahre Gefühlslage, auch wenn er immer wieder tapfer versucht, sich zu "tarnen".

Ich bin jetzt überzeugt, dass das Lesevergnügen an Emma viel größer ist, wenn man das Ende kennt. So viele Details, versteckte Hinweise, die zu entdecken Spaß macht. In Bezug auf Frank und Jane und Emma finde ich die Szene besonders gelungen, in der Emma und Frank über Mrs. Elton flüstern. Emma merkt (wieder einmal) nicht, dass Frank vorher schon wg. Janes Ankunft so aufgeregt ist, hier glaubt sie, er sei in Gedanken versunken, tatsächlich hört er genau zu, was Mrs. Elton und Jane hinter ihm reden. Sie wird nicht mal stutzig, als er sich empört, dass Mrs. Elton Jane Jane nennt - genau so, wie sie sich empört hat, dass Mrs. Elton Mr. Knightley Knightley genannt hat. Wüsste sie, dass sie Mr. Knightley liebt, hätte sie sich hier ihren Teil denken müssen. Und sehr schön, wie die beiden aneinander vorbeireden: Frank denkt ja, dass Emma weiß, was er für Jane empfindet, da kriegt die Frage, ob er gegenüber Mrs. Elton undankbar ist, eine doppelte Bedeutung.

Das ganze Kapitel ist großartig, vielleicht eines der besten. Toll inszeniert. Allein der Auftritt von Mrs. Elton: Hier wird sehr deutlich, wie viel sie und Emma gemein haben, in spiegelverkehrter Form, wie Julia schrieb. Beide denken, für sie sei der Ball ausgerichtet worden, beide glauben auch, einen Anspruch darauf zu haben. (Die Ironie ist, dass Frank den Ball allein für Jane inszeniert haben dürfte....). Emma empfindet deutlich die Demütigung, vor Mrs. Elton zurücktreten zu müssen - wobei sie darüber aber, was sehr für sie spricht, noch halbwegs lachen kann. Und dann "verliebt" sich Mrs. Elton praktisch sofort in Frank Churchill - sie scheint auch einen ähnlichen Geschmack wie Emma zu haben. Als Äußerlichkeit hinzu kommt, dass beide wohl die bestangezogenen Damen des Abends sein dürften, auch wenn Emma auf Perlen verzichtet haben könnte.

Und deutlicher als irgendwo bisher zeigt sich hier, dass Emma ihren Knightley schon längst liebt: Ihre Beschreibung, wie er am Rand des Tanzsaals stehend alle Männer überstrahlt, ihre Glückseligkeit, als er Harriet rettet - das ist alles genau so beschrieben, wie eine Liebende ihren Liebsten anhimmeln würde. Was Emma halt nach wie vor fehlt, ist das Vermögen, sich selbst zu erkennen. Immerhin erkennt sie hier glasklar und gesteht es ein, dass sie Mr. Elton völlig falsch eingeschätzt hat. Was mich da kurz gewundert hat: Mr. Knightley sagt, sie solle zugeben, dass sie geplant habe, Mr. Elton mit Harriet zu verheiraten - ich dachte, das wäre zwischen den beiden schon längst klar. Deswegen hat er sie doch schon einmal ausgeschimpft. Und gewundert hat mich auch, dass Grawe "Brother" und "Sister" mit "Schwager" und "Schwägerin" übersetzt. Auch wenn das der tatsächlichen Verwandtschaft natürlich näher kommt.


Zitat:
Mr Elton betreffend: Sieht er eigentlich, wie unpassend seine Entschuldigung Mrs. Westen gegenüber ist, Ihr Mann, deutlich älter als er eröffnet mit seiner Frau den Ball und er selbst bezeichnet sie selbst als "old married man", um Harriet schneiden zu können. :wall: Ob das absichtlich so eingebaut ist, was meint ihr, ist mir eben so bewusst geworden.

Vermutlich, weil bei Austen ja fast nichts ohne Absicht passiert. :wink: Die Elton-Harriet-Szene finde ich auch sehr gut. Als Leser empfindet man nicht nur die Gemeinheit, sondern auch die Schadenfreude, als Mr. Knightley ihn abblitzen lässt, obwohl er sich gerade auf ein langes Gespräch mit seinem "Freund" eingerichtet hat. Und zugleich wird Mr. Elton auch wieder sprachlich abqualifiziert mit seinem wiederholten Gerede davon, dass seine "dancing days" vorüber seien. (Von Grawe ist das ganz gut übersetzt mit der Phrase "Ich habe lange genug das Tanzbein geschwungen.").
Ich glaube, das hier ist eines meiner Lieblingskapitel, es hat einfach fast alles auf einmal, was das ganze Buch so toll macht.


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BeitragVerfasst: Samstag 7. September 2013, 17:22 
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Administrator und Captain a.D. of HMS Groupread
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Registriert: Mittwoch 9. April 2008, 15:07
Beiträge: 3093
Kapitel 39

Die "Zigeuner" bedrängen Harriet, Frank rettet sie, Emmas Fantasie erkennt eine glückliche Zukunft für die beiden.

Ich glaube, dies ist in allen sechs vollendeten Austen-Romanen die härteste Actionszene! Irre ich mich? Gut, da ist der Sturz vom Cobb in Persuasion. Aber das ist ein Unfall. Ebenso wie der wirklich gefährliche Umsturz der Kutsche in Sanditon (aber das ist ja keiner der 6 vollendeten Romane). Und ja, dramatischer ist das Duell in S&S - aber den kriegt man ja fast gar nicht mit! Die Action ist sozusagen nur im Kopf. Hier dagegen passiert richtig was.

Wobei: Seht ihr das auch so, dass sich Austen über die ganze Szene sehr lustig macht? Die Panik, die Todesangst der Damen, die heillose Flucht der einen, die Ohnmacht der anderen jungen Frau, der strahlende Retter, der die Mädels vor ein paar Kindern und einer anderen Frau retten muss. Das klingt für mich eher heiter. Aber vielleicht waren die Damen damals wirklich so, dass sie so ein Ereignis in Panik versetzen konnte? Wobei: Mr. Woodhouse ist ja auch bis ins Mark erschüttert...

Wieder was zur Übersetzung. Im Text heißt es, die Kinder seien: "... impertinent in look, though not absolutely in word."
Ich würde annehmen, dass sie in Worten nichts Böses gesagt haben. Grawe schreibt, die Kinder hätten die Damen mit "zudringlichen Blicken, wenn nicht gar Worten belästigt." Scheint mir stärker, bedrohlicher als der Originaltext, oder?


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BeitragVerfasst: Sonntag 8. September 2013, 10:27 
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Austenbegeistert
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Nach langer Abwesenheit - erst Urlaub, dann Arbeit - kann ich jetzt hoffentlich wieder einsteigen...ich bin allerdings bisher erst bei Kapitel 38, das mir besonders gut gefällt :-)

Udo hat geschrieben:
Und ich habe den Eindruck, dass die beiden zum ersten Mal tanzen.

Darüber habe ich mich sehr gewundert - wo die beiden sich doch schon so lange kennen und es bestimmt schon viele gemeinsame Tanzveranstaltungen gab...

Udo hat geschrieben:
Und deutlicher als irgendwo bisher zeigt sich hier, dass Emma ihren Knightley schon längst liebt

Das ist mir auch beim neuerlichen Lesen aufgefallen - vielleicht durch die Verfilmungen hatte sich bei mir der Eindruck gefestigt, dass Emma von ihren Gefühlen zu MR. Knightley plötzlich überrascht wird.

Dann will ich mich mal beeilen und das 39. Kapitel lesen :wink:


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