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BeitragVerfasst: Sonntag 4. Oktober 2009, 19:51 
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Austenbegeistert
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Auch mir gefällt Henry Crawford hier erstmals richtig gut. Er ist rücksichtsvoll, und das finde ich fast schon revolutionär..Auch wenn er es vorher schon versucht hat, wurde er da doch immer irgendwie mit einem Unterton beschrieben der besagte, dass Henry dies nur spielte. Diesesmal fehlt die Komponente aber völlig, und ich als Erstleser würde nach diesem Kapitel, in dem ja auch Fanny nun erkennt dass er sich gebessert hat, definitiv sagen dass sie in den nächsten Kapiteln einsieht dass sie Edmund nicht haben kann und deswegen doch noch Henry Crawford heiratet. Aber, ehrlich gesagt, kann ich es mir für einen JA- Roman nicht vorstellen. Um so gespannter bin ich, wie JA es schaffen will, in 7 noch ausstehenden Kapiteln Edmund zur Vernunft kommen zu lassen, Fanny ihr Happy End und Mr. Crawford eine gute Alternative zu besorgen! :ja:
Weil das ist es eigentlich, was ich die ganze Zeit erwartet hatte..Und wenn das nicht passiert bin ich ein bisschen deprimiert glaube ich ^^

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 Betreff des Beitrags:
Verfasst: Sonntag 4. Oktober 2009, 19:51 


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BeitragVerfasst: Sonntag 4. Oktober 2009, 21:13 
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Administrator und Captain a.D. of HMS Groupread
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Charlaya hat geschrieben:
Diese Kapitel sind die ersten, in denen ich eine Entwicklung Fannys entdecken kann.


So gesehen war Sir Thomas´ pädagogische Maßnahme gar nicht mal so unwirksam, ironischerweise (...) jedoch ganz anders, als er es sich gedacht hat, denn wenn Fanny neues Selbstbewusstsein lernt, dann wird das Henry wahrscheinlich nicht nutzen, fürchte ich. Interessant finde ich, dass Fanny zwar aus dem behüteten Mansfield Park verschwinden muss, um sich zu entwickeln, andererseits aber ja irgendwie auch nur ein "Gefängnis" gegen das andere tauscht. In Mansfield war sie eine bessere Dienerin, die ständig zur Verfügung stehen musste und in einer kalten Kammer untergebracht war. Hier macht sie sich zwar aktiv nützlich, die Umstände sind aber wie in einem Gefängnis. Sie hat das innere gegen ein äußeres Gefängnis getauscht, denke ich gerade so, aber das ist wahrscheinlich etwas übertrieben formuliert.
Ein wenig erinnert Fanny mich hier an Anne Elliot aus Persuasion, die sich auch stets bewährt, wenn die Not wächst.


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BeitragVerfasst: Montag 5. Oktober 2009, 09:45 
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Master of Science in Physics, headbanging Austen Fan und etwas ganz Besonderes!
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Julia hat geschrieben:
Das ist so ein Kapitel, wo man als Fanfiction-Ambitionierter sich doch die Hände reiben könnte und ein darauffolgendes, dazu passendes Ende schreiben könnte...


Eben :grinsevil: Ich hoffe doch, irgendwer nimmt sich mal dessen an. Ich würde ja, wenn ich könnte, aber naja: :niwi:


Bin leider mit Lesen etwas in Verzug, darum kann ich hier jetzt auch gar nicht wie sonst auf Henrys guten Qualitäten rumreiten, aber ihr kennt ja meine Meinung, höhöhö ;)

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Diesen Beitrag widme ich Geralt


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BeitragVerfasst: Montag 5. Oktober 2009, 10:00 
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Kunstfertige Wortumdreherin und Meisterin im Freistil-Lesen
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Udo hat geschrieben:
Ein wenig erinnert Fanny mich hier an Anne Elliot aus Persuasion, die sich auch stets bewährt, wenn die Not wächst.


Interessanter Punkt! Könnte man sogar soweit gehen und behaupten, Fanny wäre bisher nur noch nicht wirklich "menschlich gefordert" worden? Die Beispiele (Messerkauf, Bibliotheksanmeldung) sind zwar für sich genommen banal, aber zeigen Fanny erstmals als eigenständigen Menschen (die Formulierung an der Stelle, von Charlaya zitiert, ist ja auch dementsprechend) - was für alle anderen JA-Heldinnen Grundvoraussetzung ist, musste Fanny sich erst erarbeiten?


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BeitragVerfasst: Montag 5. Oktober 2009, 11:02 
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Austenbegeistert
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richtiger Name: Svenja
Julia hat geschrieben:
Udo hat geschrieben:
Ein wenig erinnert Fanny mich hier an Anne Elliot aus Persuasion, die sich auch stets bewährt, wenn die Not wächst.


Interessanter Punkt! Könnte man sogar soweit gehen und behaupten, Fanny wäre bisher nur noch nicht wirklich "menschlich gefordert" worden? Die Beispiele (Messerkauf, Bibliotheksanmeldung) sind zwar für sich genommen banal, aber zeigen Fanny erstmals als eigenständigen Menschen (die Formulierung an der Stelle, von Charlaya zitiert, ist ja auch dementsprechend) - was für alle anderen JA-Heldinnen Grundvoraussetzung ist, musste Fanny sich erst erarbeiten?


Es klingt plausibel, dass Fanny bisher ihre Möglichkeiten nur noch nicht zeigen konnte. Und in um so einem besseren Licht sieht man sie ja nun!
Sie beginnt hier, mir richtig gut zu gefallen...Wären nur das noch immer sensible und die Kopfschmerzen nicht :wehe:

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BeitragVerfasst: Montag 5. Oktober 2009, 11:27 
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Fanny entdeckt ja sogar, "dass sie imstande sein sollte, jemanden zu leiten oder zu belehren" - wären ihr ihre diesbezüglichen Möglichkeiten bewusst, wer weiß, vielleicht wäre sie auch auf die Idee gekommen, dass sie Henry wirklich verändern könnte. Sie bemerkt immerhin seine deutliche Veränderung zum Besseren, auch wenn ihr offenbar nicht klar ist, dass sie die Ursache dafür ist. Weiterhin wünscht sie sich, ihn am liebsten nie wieder zu sehen. Dabei setzt Henry noch eins drauf, zeigt sich ehrlich besorgt um ihre Gesundheit und bringt den großen Freundschaftsbeweis, sie ggf. sofort nach Mansfield zurück zu bringen. Ich schätze, das war ein sehr großmütiges Angebot, auch wenn Fanny es natürlich ohne Zustimmung ihres Onkels nicht annehmen kann. Ihre Überlegung dazu ist so eigen, dass man sie wohl fannyesk nennen muss: Erst bedenkt sie, wie "erstaunlich viel sanfter und rücksichtsvoller" Henry geworden ist, wie mitfühlend er jetzt ist - um daraus den Schluss zu ziehen, dass er dann doch wohl langsam auch einsehen müsse, dass sein Werben um sie falsch ist, weil es ihr unangenehm ist. Er soll also aus Liebe zu ihr mit dem Lieben aufhören?


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BeitragVerfasst: Montag 5. Oktober 2009, 12:22 
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Kunstfertige Wortumdreherin und Meisterin im Freistil-Lesen
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Udo hat geschrieben:
Ihre Überlegung dazu ist so eigen, dass man sie wohl fannyesk nennen muss: Erst bedenkt sie, wie "erstaunlich viel sanfter und rücksichtsvoller" Henry geworden ist, wie mitfühlend er jetzt ist - um daraus den Schluss zu ziehen, dass er dann doch wohl langsam auch einsehen müsse, dass sein Werben um sie falsch ist, weil es ihr unangenehm ist. Er soll also aus Liebe zu ihr mit dem Lieben aufhören?


Das wäre Fanny wohl am liebsten. ;D Übrigens ist diese Art der "selbstlosen Liebe" auch ein Motiv aus der bis ins Bizarre hochanständigen, gefühligen zeitgenössischen Literatur. Das allerdings schon lange vor MP satirisch aufgearbeitet wurde (z.B. in Charlotte Lennox' "The Female Quichote" - ein sehr lustiges Buch).

Ich sehe hier wieder die Ironie des Erzählers Fanny (bzw. des von ihr verkörperten Ideals) gegenüber, der ihre Sensibilität und moralische Denkstruktur auf die Spitze treibt und dadurch karikiert.


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BeitragVerfasst: Montag 5. Oktober 2009, 20:33 
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Julia hat geschrieben:
Ich sehe hier wieder die Ironie des Erzählers Fanny (bzw. des von ihr verkörperten Ideals) gegenüber, der ihre Sensibilität und moralische Denkstruktur auf die Spitze treibt und dadurch karikiert.


Ich wünschte, ich wäre mir da auch so sicher wie du... :wink:
Übrigens gibt es hier ja mal eine Stelle, wo es tatsächlich darum geht, wie die Umstände die Leute beeinflussen: Beim Vergleich von Mrs. Price und Lady Bertram, wobei erstere äußerlich und wohl auch sonst umständehalber schlechter abschneidet. Um so erstaunlicher, dass die Prices so viele im Grunde gut geratene Kinder großziehen. Glaubte JA, dass "Gut" oder "Schlecht" einem naturgegeben in die Wiege gelegt wird?


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BeitragVerfasst: Montag 5. Oktober 2009, 20:59 
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Kunstfertige Wortumdreherin und Meisterin im Freistil-Lesen
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Udo hat geschrieben:
Glaubte JA, dass "Gut" oder "Schlecht" einem naturgegeben in die Wiege gelegt wird?


Das habe ich mich auch schon oft gefragt. Innerhalb ihrer Romane gibt es für beide Ansichten passende Charaktere. In den späteren Romanen achtet sie zumindest stärker darauf, Verständnis für den Entwicklungshintergrund auch der negativen Personen einfließen zu lassen - NA, P&P und S&S sind diesbezüglich ja noch ziemlich links-rechts gestrickt.

Generell lebte JA aber mitten in einer Zeit des gesellschaftlichen Umbruchs und Umdenkens - sie hat daran teilgenommen, aber wie sehr sie welche Strömungen befürwortet oder abgelehnt hat, darüber kann man sich ja leider nur anhand der Romane den Kopf zerbrechen. Und da ist es oft so sorgsam verpackt, dass man es als heutiger & vergleichsweise "unbedarfter" Leser kaum wahrnimmt. Und zum Beispiel Fanny für voll nimmt. :wink: Im Ernst: Diese Themen (Entwicklungspsychologie, Soziologie, ...) sind historisch so wandelbar, dass die heutigen Maßstäbe da einfach nicht passen.


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BeitragVerfasst: Dienstag 6. Oktober 2009, 22:58 
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Eigentlich kann man die nächsten beiden Kapitel wieder zusammenfassen, weil zwar viel geschrieben wird, aber irgendwie wenig wirklich passiert. JA verlegt die Handlung in Briefe...
Oder geht euch das jetzt zu schnell? Was meint ihr?


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BeitragVerfasst: Mittwoch 7. Oktober 2009, 13:13 
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Kunstfertige Wortumdreherin und Meisterin im Freistil-Lesen
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Gerne! Es geht ja jetzt auch im Buch ziemlich gerafft voran und wie stürmen quasi auf das Ende zu. :wink:


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BeitragVerfasst: Mittwoch 7. Oktober 2009, 22:15 
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Na, dass Du dafür bist, hab ich mir irgendwie gedacht... :wink:
Da sich sonst niemand gerührt hat, traue ich mich aber nicht, einfach weiter zusammen zu fassen.

43. Kapitel

Mary schreibt Fanny, hat aber wenig zu berichten. Susan und Fanny kommen sich weiter näher.


Jetzt schlagen die Stunden des jüngsten Gerichts. Als erstes erwischt es hier schon mal in Ansätzen Mary. Okay, sie hat einen etwas oberflächlichen Brief geschrieben - aber muss Fanny sie dafür gleich komplett niedermachen? Eine "unwürdige Zuneigung" zu Edmund, nur weil sie "nur von seiner äußeren Erscheinung" spricht! So ein Unsinn, es wäre ja wohl viel merkwürdiger, wenn Mary ausgerechnet Fanny von Edmunds inneren Werten schreiben würde. Und dann hält sie ihr vor, sie würde sich von ihrer allerschlechtesten Seite zeigen, weil sie versuche, Henry und Mrs. Rushworth zusammen zu bringen - aus welcher Stelle des Briefes schließt sie denn das?! In meiner Übersetzung finde ich davon nichts. Also ich sehe mal wieder 2 Möglichkeiten: Das ist ernst gemeint, dann kommt Fanny hier für mich eher negativ rüber. Oder es ist ulkig gemeint, Fanny wird veralbert. Irgendwie finde ich das unbefriedigend, dass ich ständig grübeln muss, wie was gemeint ist.... Wer hat sich hier denn gleich schlapp gelacht?


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BeitragVerfasst: Donnerstag 8. Oktober 2009, 07:52 
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Kunstfertige Wortumdreherin und Meisterin im Freistil-Lesen
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Ganz so scharz-weiß würde ich es nicht sehen.
Marys und Fannys Ansichten (u.a. zu Edmund) waren auch bisher immer sehr gegensätzlich, wir haben nur noch nie so deutlich und detailliert Fannys Kritik "gehört". Ich finde man kann nach wie vor beide Seiten nachvollziehen - und je nachdem welche man befürwortet erscheint Fanny im Recht oder eben überkritisch.

Ich persönlich finde, dass Marys Brief hier an einigen Stellen sehr wie einer von JA selbst klingt - heiter, oberflächlich und im Plauderton gehalten. Schon allein deswegen glaube ich nicht, dass er dazu gedacht ist, Mary ungespitzt in den Boden zu rammen.
Aber auch abgesehen davon: Wäre Fanny Henry zugetan (wovon Mary offensichtlich ausgeht), wäre das ein freundlicher, schmeichelhafter und "netter" Brief (allein schon das ausführlichere & bekräftigte Angebot, sie nach Hause zu fahren!) - auch nicht substantieller, aber um Einiges erfreulicher. Hauptsächlich weil Fanny ihn aus einer völlig anderen Perspektive liest, hungrig auf Nachrichten über Edmund, empfindet sie den Brief als so unpassend und entwürdigend. Weil er ihrer Sichtweise entgegenläuft.
Nur an einer Stelle gebe ich Fanny uneingeschränkt recht: Wenn sie sich darüber ärgert, dass Mary auf die flüchtige Meinung einer Mrs Fraser (auf die sie angeblich sowieso keine großen Stücke hält) über Edmund mehr gibt, als auf den Eindruck ihrer eigenen Erfahrungen des letzten halben Jahres. Da wird deutlich, dass Mary die Meinung anderer Leute wichtiger ist als ihre eigene - egal wie wenig diese anderen dafür qualifiziert sind (und wie unfair es ist, diesen Blickwinkel auf Edmund zu projezieren).

Udo hat geschrieben:
Und dann hält sie ihr vor, sie würde sich von ihrer allerschlechtesten Seite zeigen, weil sie versuche, Henry und Mrs. Rushworth zusammen zu bringen - aus welcher Stelle des Briefes schließt sie denn das?!


Aus dem PS schließt sie das. Henry wollte eigentlich sofort nach Everingham weiterreisen, aber Mary hat eine "Party" organisiert und u.a. auch die Rushworths eingeladen - deshalb "muss" Henry ein paar Tage länger in London bleiben. (Allerdings meiner Meinung nach nicht, um Mrs Rushworth zu treffen, wie Fanny herausliest, sondern einfach, weil sie ihn wohl generell dabei haben will, wenn viel Besuch kommt.)


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BeitragVerfasst: Donnerstag 8. Oktober 2009, 19:28 
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Julia hat geschrieben:
Marys und Fannys Ansichten (u.a. zu Edmund) waren auch bisher immer sehr gegensätzlich, wir haben nur noch nie so deutlich und detailliert Fannys Kritik "gehört".

Das stimmt vielleicht, aber ich finde, dass Fannys harsche Kritik hier völlig überzogen ist. Sicher passt der Brief nicht zu Fannys Sicht der Dinge - dass sie das nicht selbst merkt, also nicht merkt, wie ungerecht sie Mary gegenüber ist, sagt ja auch was über sie aus. Wobei: Es steht ja zu befürchten, dass sich Fannys hartes Urteil auf wundersame Weise als genau richtig erweisen könnte - sie hat eben den genialen Riecher für Menschen, die sich nicht korrekt verhalten...

Zitat:
Da wird deutlich, dass Mary die Meinung anderer Leute wichtiger ist als ihre eigene - egal wie wenig diese anderen dafür qualifiziert sind (und wie unfair es ist, diesen Blickwinkel auf Edmund zu projezieren).

Das habe ich gar nicht so empfunden. Sie berichtet doch nur ihrer "Freundin", dass Mrs. Fraser sich sehr lobend über Edmund geäußert hat, und sie muss dabei annehmen, dass sich Fanny darüber sehr freut, da Fanny Edmund ja auch "mag" (das immerhin weiß Mary selbstverständlich). Mary ist wahrlich in der Lage, sich ein eigenes Urteil zu bilden, denke ich, dafür rühmt sie ja sogar Edmund. Aber es stimmt natürlich, dass ihr der äußere Schein und das Ansehen bei den Leuten sehr wichtig ist. Nur hier fällt das nicht ins Gewicht, finde ich.

Zitat:
Allerdings meiner Meinung nach nicht, um Mrs Rushworth zu treffen, wie Fanny herausliest, sondern einfach, weil sie ihn wohl generell dabei haben will, wenn viel Besuch kommt.

Eben, das sehe ich auch so. Deshalb ist es glaube ich Unsinn, wenn Fanny Mary vorhält, sie wolle Henry mit Maria zusammen bringen.

Fanny immerhin erwärmt sich hier ja noch mal so richtig für Henry, den sie für "wirklich gutmütig" hält. Nur leider ist er zugleich so ein prinzipienloser Mensch, dass er für sie als Mann nie in Frage käme....


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BeitragVerfasst: Samstag 10. Oktober 2009, 18:27 
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Kunstfertige Wortumdreherin und Meisterin im Freistil-Lesen
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Kapitel 44

Noch mehr Briefe. Edmund bringt seine Zweifel und Hoffnungen bzgl. Mary zu Papier. Lady Bertram berichtet auf unterschiedliche Weise von Toms Krankheit. Fannys Aufenthalt in Portsmouth scheint sich auf unbestimmte Zeit auszudehnen.


__________________________________________________________

Edmunds schriftliches Rumgeeier kann wahrscheinlich nur eine verliebte Fanny ertragen - oder jemand, der schon mal in einer ähnlichen Situation war?
Meinem Eindruck nach, hat er Mary nur noch nicht gefragt, weil er insgeheim weiß, dass sie ihn ablehnen und die Situation endgültig machen wird. Ein bißchen hat Edmund mich hier an Sir Thomas erinnert, der auch lieber in einem falschen Glauben lebt, als den unangenehmen Wahrheiten auf den Grund zu gehen.
"Nett" auch, wie Edmund ständig verschiedenen Leuten (jetzt Mrs Fraser und Lady Stornaway) die Schuld gibt, schlechten Einfluss auf Mary auszuüben. :wink: Dabei hätte er einfach selber gern genau das: Einfluss auf Mary.

Der letzte Satz des Kapitels ist ja mal richtig richtig rabenscharz ironisch - da zuckt man förmlich zusammen. Böse! ;D


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BeitragVerfasst: Sonntag 11. Oktober 2009, 09:53 
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Der arme Edmund, hier tut er mir zum ersten Mal fast ein wenig leid. Da ist er hin- und hergerissen zwischen hoffen und bangen, registriert jede Verhaltensänderung bei Mary und traut sich nicht, Klarheit herbeizuführen. Ich kann mir auch wie Julia vorstellen, dass er Angst vor der Antwort hat, dass er schohn ahnt, dass seine Chancen nicht mehr so gut stehen. Es scheint auf jeden Fall zu stimmen, dass Mary in London ihre (aus JAs Sicht schlechte) städtische Seite wiederentdeckt.
Interessant finde ich, dass Edmund hier noch total auf Mary fixiert ist, er sagt ja, dass er sich absolut keine andere Frau als Ehefrau vorstellen kann. Das zeigt mal wieder, dass er Fanny gar nicht als Frau wahrzunehmen scheint, sondern halt nur als kleine Schwester. Die er auch noch meint zu verlieren, wenn er Mary verliert - vermutlich, weil er immer noch sicher ist, dass Fanny Henry heiratet. Das ist ganz schön wirr, aber Edmund ist ja auch nicht ganz beieinander (ich glaube, im ganzen Buch nicht).
Aber was mich am meisten wundert: Dass Edmund erst nach sieben Wochen schreibt! Das ist eigentlich gar nicht zu verstehen, oder? Die beiden sind möglicherweise noch nie so lange getrennt gewesen. Und Edmund ist ja nicht krank oder so, sondern offenbar doch teilnahmsloser Fanny gegenüber, als er wahrhaben will. Dass er seiner Cousine schreibt, scheint ja im Grunde erlaubt zu sein, während sonst hier ja schon die Rede davon war, dass Männer Frauen nur schreiben, wenn sie praktisch schon verlobt sind (weshalb Henry Fanny nicht schreibt).
Lustig finde ich daran, dass Fanny doch früher im Buch die Männer, und vor allem William und Edmund, gegen Marys Behauptung verteidigt hat, Männer seien schlechte Briefschreiber. Fanny war damals ja geradezu empört - jetzt zeigt sich, dass Mary in bezug auf Edmund wohl doch ein wenig recht hatte. In diesen Zusammenhang passt ja übrigens auch JAs Seitenhieb auf die Damenwelt, die das Briefeschreiben nicht lassen kann, auch wenn sie wenig zu sagen hat. Nun ja, wenn man sich die meisten von JAs erhaltenen Briefen ansieht... :wink:


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BeitragVerfasst: Sonntag 11. Oktober 2009, 14:32 
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Kunstfertige Wortumdreherin und Meisterin im Freistil-Lesen
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Udo hat geschrieben:
Lustig finde ich daran, dass Fanny doch früher im Buch die Männer, und vor allem William und Edmund, gegen Marys Behauptung verteidigt hat, Männer seien schlechte Briefschreiber. Fanny war damals ja geradezu empört - jetzt zeigt sich, dass Mary in bezug auf Edmund wohl doch ein wenig recht hatte.


Stimmt! Das ist mir gar nicht aufgefallen ... Er sagt ja auch bei der Verabschiedung, er würde Fanny (nur?) schreiben, wenn es etwas Wichtiges zu erzählen gäbe. ;D

Richtig penetrant finde ich übrigens mittlerweile, wie Edmund ständig darauf herumreitet, dass Mary Fanny ja so gern hat und dass die beiden sowieso beste Freundinnen sind (und Fanny in diesem Fall sowieso alles schon von Mary wüsste). Das würde mich persönlich an Fannys Stelle zumindest extrem nerven. Und verletzen.


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BeitragVerfasst: Sonntag 11. Oktober 2009, 15:28 
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Austenexperte
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Julia hat geschrieben:
Richtig penetrant finde ich übrigens mittlerweile, wie Edmund ständig darauf herumreitet. dass Mary Fanny ja so gern hat und dass die beiden sowieso beste Freundinnen sind (und Fanny in diesem Fall soweiso alles schon von Mary wüsste). Das würde mich persönlich an Fannys Stelle zumindest extrem nerven. Und verletzen.

Selbst er, der sie ja zu einem Großteil in Geschmack und Werten "geformt" hat bzw. zu haben meint, versteht sie ja nicht wirklich bzw. sein eigener Wunsch zwingt ihn, das zu hoffen.
Am Anfang des Buches konnte man ja noch verstehen, warum sich Fanny in Edmund verliebt hat. Aber inzwischen behandelt Edmund sie eigentlich auch nicht besser, als der Rest der Familie, selbst bei Fanny könnte man sagen, daß Liebe blind macht. :wall:

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[During the 1960s] I think there was more sex in those old films than in all that thrashing around today. I'm tired of sex scenes.
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sadly enough, this is more than true in our times


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BeitragVerfasst: Sonntag 11. Oktober 2009, 21:51 
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So langsam wird es ja auch immer dramatischer... Tom ist krank, täglich gibt es neue Briefe von Mansfield, es geht ihm immer schlechter. Das ist schon merkwürdig: Im ersten Teil des Buches ist Fanny die gequälte, leidende graue Maus, im zweiten Teil rückt sie in den Mittelpunkt des Geschehens auf Mansfield, und jetzt im dritten Teil überschlagen sich dort (und anderswo) die Ereignisse, aber Fanny ist weit weg, passive Briefleserin.


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BeitragVerfasst: Dienstag 13. Oktober 2009, 21:50 
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Austenbegeistert
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Ja, wobei mich interessieren würde wie Fanny sich Verhalten würde und inwiefern es ihre Rolle in der Familie ändern würde wenn sie in Mansfield wäre und da eine aktive Rolle übernehmen könnte..

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BeitragVerfasst: Dienstag 13. Oktober 2009, 22:32 
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Das fände ich auch interessant. Möglicherweise hätte das Buch dann gar nicht mal anders enden müssen? Aber länger wäre es wohl geworden, vielleicht sollte das nicht.


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BeitragVerfasst: Mittwoch 14. Oktober 2009, 08:54 
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Und ich werde auch immer gespannter auf das Ende..Viel Platz bleibt ja nun nicht mehr für das Happy End das ich unbedingt haben will :ja:

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BeitragVerfasst: Mittwoch 14. Oktober 2009, 22:07 
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45. Kapitel

Toms Zustand ist kritisch, möglicherweise hat er die Schwindsucht. Fanny wird bewusst, dass Mansfield ihr einziges und wahres Zuhause ist. Mary schreibt, um sich nach Toms Zustand zu erkundigen.

Fanny lässt kein gutes Haar am Haus ihrer Eltern. Sie fühlt sich wie in "Gefangenschaft". Da lässt sie sich ein wenig gehen, was sie mal wieder etwas menschlicher macht, denn zu ihrem Wertekodex müsste es doch eigentlich gehören, ihre Eltern zu ehren, ihnen mit Respekt zu begegnen - auch, wenn das schwierig ist.
Interessant finde ich, dass sie sich hier endlich mal als jemand wahrnimmt, der in Mansfield nützlich sein kann. Sie scheint ihren Wert nicht gering zu schätzen, während sie früher doch nie genug betonen konnte, wie nutzlos und überflüssig, wie nur geduldet sie dort war, weshalb sie ja ständig ihren Dankbarkeitskomplex auslebte. Aber alle Leute schreiben ihr ja auch, wie sehr sie vermisst wird. Man kann den Eindruck gewinnen, dass irgendwie eigentlich Fanny der ruhende Pol in Mansfield war - jedenfalls kommt es offenbar allen jetzt so vor.


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BeitragVerfasst: Donnerstag 15. Oktober 2009, 09:15 
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Kunstfertige Wortumdreherin und Meisterin im Freistil-Lesen
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Und ist es nicht erstaunlich, wie radikal sich ihre Selbstwahrnehmung in den letzten Kapiteln verändert hat? Als sie Mansfield verlassen hat, war sie der Überzeugung, sie würde niemandem etwas bedeuten und freute sich aufs "Nachhausekommen" zu Menschen, die sie schätzen und ihren Wert erkennen. Jetzt, wo sich diese Erwartung enttäuscht hat, ist Mansfield wieder dran. Dort wird sie zwar von Lady Bertram (aus mehr oder weniger eigennützigen Gründen) vermisst, aber Sir Thomas macht keinen Mucks bezüglich ihrer Rückkehr. Für mich macht Fanny hier weniger den Eindruck einer "Gefangenen" als einer "Gestrandeten": Wie ein Gepäck- oder Möbelstück, das irgendwo geparkt wird, bis es gebraucht wird. Zumindest nicht wie eine Familienangehörige, inkl. Respekt, Umsicht und Mitgefühl.
Mich erinnert diese Komponente an ein paar Stellen in JAs Briefen, in denen sie sich darüber ärgert, dass sie irgendwo gegen ihren Willen festsitzt, weil sich niemand ihrer Reise annimmt oder sie schlicht "vergessen" hat bzw. ihre Wünsche nicht ernstgenommen werden. Wohl weniger dramatisch, aber dieser Aspekt der Abhängigkeit und Fremdbestimmtheit erscheint mir auch bzgl. Fanny in MP nicht unwesentlich.

Mary wird hier in diesem Kapitel spürbar "abgeschrieben", finde ich. Diese kaltschnäuzigen Äußerungen Toms Gesundheit bzw. Überlebenschancen betreffend (gerade Fanny gegenüber!!) sind schon auf einem ganz anderen Level als die bloße gedankenlose Plapperei der bisherigen "Ärgernisse" für Fanny. Was bis jetzt mit gutem Willen noch durchgehen konnte, wird jetzt eindeutig zuviel des Guten, richtig kaltherzig.
Angesichts der Tatsache, dass wir nur noch drei Kapitel vor uns haben, empfinde ich diese Wandlung immer(noch) als ziemlich hektisch und forciert. Es werden zwar auch große Zeitspannen zusammengefasst und gerafft (3 Monate immerhin, in den letzten paar Kapiteln), aber die Nachvollziehbarkeit leidet doch ganz schön, finde ich. Man spürt irgendwie, dass JA schnell zu einem Ende kommen will bzw. ihr schriftstellerisches Interesse nicht auf diesem, abschließenden Aspekt der Handlung liegt. Ab jetzt wird doch ziemlich schnell abgefertigt, zumindest im Vergleich zur epischen Breite manch anderer Entwicklungen. Und damit meine ich nicht das übliche letzte Kapitel in dem die losen Enden verknotet werden, sondern ganz konkret die doch eher aprupte Veränderung (oder Offenbarung, wie mans nimmt) von Marys (und bald Henrys) Charakter.


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BeitragVerfasst: Donnerstag 15. Oktober 2009, 12:18 
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Julia hat geschrieben:
Mary wird hier in diesem Kapitel spürbar "abgeschrieben", finde ich. Diese kaltschnäuzigen Äußerungen Toms Gesundheit bzw. Überlebenschancen betreffend (gerade Fanny gegenüber!!) sind schon auf einem ganz anderen Level als die bloße gedankenlose Plapperei der bisherigen "Ärgernisse" für Fanny. Was bis jetzt mit gutem Willen noch durchgehen konnte, wird jetzt eindeutig zuviel des Guten, richtig kaltherzig.
Angesichts der Tatsache, dass wir nur noch drei Kapitel vor uns haben, empfinde ich diese Wandlung immer(noch) als ziemlich hektisch und forciert. Es werden zwar auch große Zeitspannen zusammengefasst und gerafft (3 Monate immerhin, in den letzten paar Kapiteln), aber die Nachvollziehbarkeit leidet doch ganz schön, finde ich. Man spürt irgendwie, dass JA schnell zu einem Ende kommen will bzw. ihr schriftstellerisches Interesse nicht auf diesem, abschließenden Aspekt der Handlung liegt. Ab jetzt wird doch ziemlich schnell abgefertigt, zumindest im Vergleich zur epischen Breite manch anderer Entwicklungen. Und damit meine ich nicht das übliche letzte Kapitel in dem die losen Enden verknotet werden, sondern ganz konkret die doch eher aprupte Veränderung (oder Offenbarung, wie mans nimmt) von Marys (und bald Henrys) Charakter.

Das sehe ich nicht so, ich weiß daß das manche anders sehen, aber meiner Ansicht nach kann man auch bei vorhergehenden Äußerungen Marys diese oberflächliche Haltung erkennen, etwas subtiler zwar, aber doch erkennbar. Zumindest hat ihr der Besuch in London, bei den oberflächlichen Freundinnen nicht gut getan und sie nicht zu ihrem Vorteil beeinflusst. Eigentlich hätte sie es ja gar nicht nötig, sich so sehr nach dem Mainstream zu richten, sie ist unabhängig und selbstständig und hat einige gute Anlagen, aber sie hat es leider nicht gelernt ihre eigene Meinung sicher zu vertreten, etwas was sie bis zu einem bestimmten Punkt mit Fanny gemein hatte, die sich da aber weiterentwickeln durfte.

Elanor

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[During the 1960s] I think there was more sex in those old films than in all that thrashing around today. I'm tired of sex scenes.
Claudette Colbert

sadly enough, this is more than true in our times


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BeitragVerfasst: Donnerstag 15. Oktober 2009, 14:27 
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Ja, so kann man es natürlich auch sehen ... wobei es mir gar nicht sosehr darum ging, ihre vorherigen "Verfehlungen" herunterzuspielen, sondern eher darum, dass es ein anderes und neues Kaliber ist, einer Familienangehörigen(!) gegenüber den Tod des ältesten Sohnes als "vorteilhafte Lösung" nahezulegen.


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BeitragVerfasst: Donnerstag 15. Oktober 2009, 14:59 
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Julia hat geschrieben:
Ja, so kann man es natürlich auch sehen ... wobei es mir gar nicht sosehr darum ging, ihre vorherigen "Verfehlungen" herunterzuspielen, sondern eher darum, dass es ein anderes und neues Kaliber ist, einer Familienangehörigen(!) gegenüber den Tod des ältesten Sohnes als "vorteilhafte Lösung" nahezulegen.


Aber diese Äusserungen passen perfekt zu Marys Charakter und bisherigem Verhalten, setzen dem Ganzen nur die Spitze auf. Andererseits muss man das Ganze auch mit der nötigen Distanz sehen. (Und das von mir :rolleyes: )
Schwindsucht und/oder eher Gelbfieber oder Malaria (was ich durch den Auslandaufenthalt vermute) waren ohne vernünftige Medikamentierung kaum zu ertragen. Gerade die Malaria mit ihren schweren Anfällen muß auf Umstehende schlimm gewirkt haben, und führte ja unweigerlich zum Tod. Der Spruch "Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende" hat da eine gewisse Berechtigung.

By the way, wird sich Jane diese Bemerkung bezüglich ihres "besonderen" Bruders vermutlich auch hat anhören dürfen. Vielleicht hat man ihn deshalb ja auch anderweitig untergebracht, statt ihn der Fürsorge der Austen-Frauen zu überlassen … :gruebel:

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BeitragVerfasst: Donnerstag 15. Oktober 2009, 17:42 
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Der schlimme Einfluss der Stadt macht sich bei Mary natürlich bemerkbar, so kann sie nur oberflächlich und kaltherzig agieren. Wäre sie auf dem Lande geblieben, hätte sich der heilende Einfluss sicher bemerkbar gemacht. :wink:
Auch Tom ist ja nun der Stadt mit allen bösen Verlockungen entflohen....gezwungenermaßen...

Fanny ist durch die drei Monate in Portsmouth zwar nicht näher dran an einem Wunsch, Henry zu heiraten, aber sie sieht Mansfield nun als ihr berechtigtes Heim an. Das ist sicher nicht so ganz im Sinne von Sir Thomas.
Aber dieses neue Selbst - Bewusstsein sehe ich als etwas Positives im Roman. Spät, aber immerhin.

Die drei Monate haben sich tatsächlich als ein Segen erwiesen für Fanny. :) Oder?

Ansonsten lesen wir weitere nette Äußerungen über Lady B.:
..and never thinking beyond what she heard.. - aber das bringt keine weitere Aufhellung ihres Charakters, nichts, was wir nicht schon wüssten. :rolleyes:

Wirklich nur noch drei Kapitel?

Ist es unverschämt, wenn ich sage, es hätte bereits vorher einiges gekürzt werden können? :fies_sei:

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BeitragVerfasst: Donnerstag 15. Oktober 2009, 19:09 
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Kunstfertige Wortumdreherin und Meisterin im Freistil-Lesen
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Beiträge: 4781
Caro hat geschrieben:
Schwindsucht und/oder eher Gelbfieber oder Malaria (was ich durch den Auslandaufenthalt vermute) waren ohne vernünftige Medikamentierung kaum zu ertragen.


Der Auslandsaufenthalt liegt allerdings schon fast ein Jahr zurück. Ich glaube, Malaria und Gelbfieber gehen ziemlich schnell ... :wink:
Im Text ist die Rede von einem "Sturz", der nicht genügend beachtet wurde und von exzessiven Trinkgelagen und Parties als Ursache der Krise die Rede.

Abgesehen davon hofft Mary nicht aus humanitären Gründen auf ein schnelles Ende, sondern weil sie das Familienerbe in "besseren Händen" sehen will. Und schlussendlich auf ihrer Heiratsurkunde.


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BeitragVerfasst: Donnerstag 15. Oktober 2009, 22:49 
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Administrator und Captain a.D. of HMS Groupread
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@Elanor: Wie kommst Du darauf, dass Mary nicht gelernt hat, ihre Meinung zu vertreten? Das macht sie doch ständig, mehr als einmal bekommt Edmund das zu hören. Mir scheint, dass Mary die eloquenteste Figur im Buch ist, die zudem den größten Durchblick hat, was Sache ist (nur Fanny durchschaut sie nicht, aber das tut ja niemand).
Sicher wird Marys oberflächliche, städtische Art auch vorher im Buch deutlich (man könnte vielleicht auch sagen, ihre Modernität?), aber das hat JA immerhin fein entwickelt, während sie hier wirklich brutalstmöglich die Keule rausholt. Das habe auch ich als Bruch empfunden. JA ist doch berühmt für ihre psychologisch fein gezeichneten Figuren - davon kann hier keine Rede sein (und es kommt noch schlimmer...).
Und JA verlagert die Handlung in Briefe. Dabei war der Briefroman zu ihrer Zeit doch schon überwunden. So gesehen ist das ein Rückschritt, würde ich sagen. Klar könnte man wohlmeinend auch sagen, dass es technisch ein genialer Kunstgriff ist, die Handlung jetzt auf diese Weise zu raffen. Aber ich habe eher das Gefühl, dass JA das Buch langsam leid war (in der Einleitung zum Groupread haben wir ja gelesen, dass es das Buch war, an dem sie am längsten am Stück gearbeitet hat). Oder dass sie sich irgendwie verrannt hat und keine andere Möglichkeit gesehen hat, die ausufernden Fäden wieder zusammen zu führen. Ganz ehrlich: Diese letzten Kapitel finde ich richtig schwach und enttäuschend.


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