Langsam hat man das Gefühl, dass Buch würde beginnen, bzw. die Handlung um die es sich drehen wird. Die Weichen sind gestellt, (fast) alle wichtigen Personen sind anwesend und eingeführt und der Kreis verdichtet sich.
Was ich beim
Gespräch zwischen Edmund und Fanny auffällig finde ist Fannys Bemerkung, Edmund habe sie schon "oft davon überzeugt, mit Dingen zufrieden zu sein, die sie anfangs nicht mochte" (meine sinngemäße Übersetzung) - Edmunds Überzeugungskraft (man könnte "persuaded" auch als "überredet" verstehen) scheint also einen ganz entscheidenden Anteil daran zu tragen, dass Fanny mittlerweile behaupten kann, sie würde Mansfield Park "und alles darin lieben".
Was für ein Kontrast dagegen
Lady Betrams Meinung, für Fanny würde es doch keinen Unterschied machen, wo genau sie leben würde. Dieselbe Bemerkung macht auch Mrs Norris im ersten Kapitel, wenn sie davon ausgeht, es würde für Miss Lee keinen Unterschied machen, ob sie zwei oder drei zu unterrichten hätte. Offensichtlich kommt es beiden Schwestern nicht in den Sinn, die Entscheidungen die sie treffen könnten irgendwen beeinflussen - solange es ihnen selbst ja auch egal ist. Lady Bertram mag zwar harmloser sein als Mrs Norris, mit Empathie ist es aber bei beiden Schwestern nicht weit her.
Interessant fand ich auch, dass Lady Bertram Mrs Norris ganz ungezwungen mit "Schwester" anspricht, diese aber umgekehrt aber jene gleich zweimal mit "Lady Bertram". Das lässt wohl auch Schlüsse auf die schwesterliche Beziehung zu.
Ebenso betont ist in diesem Kapitel auch die Komponente
Dankbarkeit, die zukünftig ja immer wieder auftaucht, als eine von Fannys größten Sorgen und primärer Grund zu Selbstvorwürfen. Dankbarkeit scheint sich (laut Edmund) vorallem darin zu äußern, es dem der sie hervorruft möglichst recht zu machen. Dagegen ist grundsätzlich nichts zu sagen (auch wenn ich persönlich das anders sehe), aber - ohne jetzt zu prophetisch vorgreifen zu wollen
- diese Überzeugung wird sich auch noch zu einem handfesten Dilemma für Fanny entwickeln.
Was
Sir Thomas' Reise nach Antigua betrifft, findet sie zu einem sehr passenden Moment statt: Laut dem von meli verlinkten
Kalender befindet sich die Handlung momentan im September 1807. Im
März wurde per Parlamentsbeschluss die schrittweise Abschaffung der Sklaverei in allen britischen Kolonien eingeleitet (was allerdings noch bis 1833 dauerte und teilweise massive wirtschaftliche Konflikte mit den anderen Kolonialmächten hervorrief). Dass es sich bei Sir Thomas "Pflanzungen" nicht um von fröhlichen britischen Bauern bewirtschaftete Erdbeerfelder handelt, kann man sich ja an einem Finger abzählen.
Und auch was die erwähnten "Verluste" und die "Verbesserung seiner geschäftlichen Angelegenheiten" dort betrifft, so sind diese groß und wichtig genug, um einen Familienvater zu einer damals immerhin als lebensgefährlich eingestuften Schiffsreise zu bewegen.