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BeitragVerfasst: Donnerstag 4. Juni 2009, 20:30 
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Kunstfertige Wortumdreherin und Meisterin im Freistil-Lesen
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Registriert: Mittwoch 19. Oktober 2005, 20:13
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Sorry, so spitz wie Du es empfunden hast, meinte ich das nicht.

Udo hat geschrieben:
Ich will nicht ungerecht Edmund gegenüber sein, denn eigentlich ist ja JA schuld, aber ein wenig schütteln mich solche Sätze:
"... und alles was sie sagte, überzeugte ihn von ihrem zärtlichen Gemüt (engl: `affectionate heart´ ist glaube ich auch nicht besser) und ihrem ernsthaften Streben, recht zu tun; ihre große Schüchternheit und ein sehr feines Empfinden für ihre Stellung empfahlen sie noch mehr seiner Aufmerksamkeit." Puh, da möchte ich es meinem Avatar da links gleichtun ...


Liegt das nicht auch an der Übersetzung bzw. dass es keine zeitgemäße deutsche Entsprechung gibt abgesehen von Goethes Geschraubtheiten? ... Das Thema wurde ja hier schon ein paar mal angeschnitten, und das scheint mir ein passendes Beispiel zu sein: Es gab zu der Zeit in der JA in England aktiv war leider keine vergleichbare deutsche Romankultur, die entwickelte sich (somit auch sprachlich) erst viel später, wohl erst mit Fontane. Vielleicht ist das der Grund, dass viele Übersetzter sich an solchen Formulierungen abarbeiten? Grawe macht es aber doch eigentlich ganz wunderbar, der von Dir erwähnte Satz lautet bei ihm: "(...) aus allem was sie sagte, schloss er auf ein liebevolles Herz und ein ausgeprägtes Bedürfnis, richtig zu handeln; und es wurde ihm klar, dass sie wegen ihrer heiklen Lage und ihrer großen Ängstlichkeit mehr Aufmerksamkeit verdiente."
Schieb das also nicht JA oder Edmund in die Schuhe ... :wink:


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 Betreff des Beitrags:
Verfasst: Donnerstag 4. Juni 2009, 20:30 


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BeitragVerfasst: Donnerstag 4. Juni 2009, 21:07 
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Administrator und Captain a.D. of HMS Groupread
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Julia hat geschrieben:
Grawe macht es aber doch eigentlich ganz wunderbar, der von Dir erwähnte Satz lautet bei ihm: "(...) aus allem was sie sagte, schloss er auf ein liebevolles Herz und ein ausgeprägtes Bedürfnis, richtig zu handeln; und es wurde ihm klar, dass sie wegen ihrer heiklen Lage und ihrer großen Ängstlichkeit mehr Aufmerksamkeit verdiente."
Schieb das also nicht JA oder Edmund in die Schuhe ... :wink:


Stimmt. Das ist viel besser. Keine Gefahr für meine Zähne. Ich werde mir jetzt sofort die Grawe-Übersetzung besorgen - da siehst Du, wie sehr ich mich um Gerechtigkeit bemühe. :wink:


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BeitragVerfasst: Freitag 5. Juni 2009, 07:08 
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Kunstfertige Wortumdreherin und Meisterin im Freistil-Lesen
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Sehr löblich dieses Engagement!! :) Ich hatte schon mit dem Gedanken gespielt, Dir meine Ausgabe zu leihen, aber so ists natürlich noch besser.


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BeitragVerfasst: Freitag 5. Juni 2009, 19:15 
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Administrator und Captain a.D. of HMS Groupread
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Die Bertrams

Hier ist ja auch die von Fiora erwähnte Stelle über Sir Thomas:
Ein "wahrhaft treubesorgter Vater".... Da unterscheidet er sich doch sehr deutlich von Mr. Bennet aus P&P, oder? Er bemüht sich jedenfalls, ist aber einfach nicht der Typ, väterliche oder allgemein warme Gefühle rüberzubringen. Pech für Fanny.
Kurz und knapp erledigt wird hier auch Lady Bertram von JA. Die sitzt nur mit dem Köter auf dem Sofa, näht und ist total zufrieden, wenn absolut niemand ihren Seelenfrieden stört. Und da sie so unendlich phlegmatisch ist, kann auch fast nichts diesen Frieden beeinträchtigen. Außerdem ist sie leicht kränklich und sehr, sehr träge. Ist sie das totale Gegenteil von Mrs. Bennet? Hatte JA das Bedürfnis, die Mutterfigur mal komplett anders anzulegen? Trotzdem kann man Lady Bertram nicht wirklich böse sein, oder?

Was ich ansonsten in der Tat merkwürdig finde, JA schreibt es ja auch: Dass niemand auf die Idee kommt, Fanny Besuche zu Hause zu ermöglichen bzw. dass von ihrer Familie aus nichts in der Richtung unternommen wird. Erfahren wir überhaupt irgendetwas z.B. über Briefe ihrer Mutter an Fanny?


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BeitragVerfasst: Samstag 6. Juni 2009, 06:21 
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Kunstfertige Wortumdreherin und Meisterin im Freistil-Lesen
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Kapitel 3

Fanny ist mittlerweile 15 Jahre alt, als Mr Norris stirbt und das Arrangement ihren Wohnort betreffend neu diskutiert wird. Mrs Norris hat weiterhin nicht die Absicht, Fanny aufzunehmen und sträubt sich erfolgreich gegen diesen Plan - Fanny bleibt in Mansfield Park und alles geht weiter wie bisher. Ein Jahr später bricht Sir Thomas zusammen mit seinem ältesten Sohn nach Antigua auf, wo er vorhat ein Jahr zu bleiben.


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BeitragVerfasst: Samstag 6. Juni 2009, 09:30 
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Kunstfertige Wortumdreherin und Meisterin im Freistil-Lesen
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Registriert: Mittwoch 19. Oktober 2005, 20:13
Beiträge: 4781
Langsam hat man das Gefühl, dass Buch würde beginnen, bzw. die Handlung um die es sich drehen wird. Die Weichen sind gestellt, (fast) alle wichtigen Personen sind anwesend und eingeführt und der Kreis verdichtet sich.

Was ich beim Gespräch zwischen Edmund und Fanny auffällig finde ist Fannys Bemerkung, Edmund habe sie schon "oft davon überzeugt, mit Dingen zufrieden zu sein, die sie anfangs nicht mochte" (meine sinngemäße Übersetzung) - Edmunds Überzeugungskraft (man könnte "persuaded" auch als "überredet" verstehen) scheint also einen ganz entscheidenden Anteil daran zu tragen, dass Fanny mittlerweile behaupten kann, sie würde Mansfield Park "und alles darin lieben".

Was für ein Kontrast dagegen Lady Betrams Meinung, für Fanny würde es doch keinen Unterschied machen, wo genau sie leben würde. Dieselbe Bemerkung macht auch Mrs Norris im ersten Kapitel, wenn sie davon ausgeht, es würde für Miss Lee keinen Unterschied machen, ob sie zwei oder drei zu unterrichten hätte. Offensichtlich kommt es beiden Schwestern nicht in den Sinn, die Entscheidungen die sie treffen könnten irgendwen beeinflussen - solange es ihnen selbst ja auch egal ist. Lady Bertram mag zwar harmloser sein als Mrs Norris, mit Empathie ist es aber bei beiden Schwestern nicht weit her.
Interessant fand ich auch, dass Lady Bertram Mrs Norris ganz ungezwungen mit "Schwester" anspricht, diese aber umgekehrt aber jene gleich zweimal mit "Lady Bertram". Das lässt wohl auch Schlüsse auf die schwesterliche Beziehung zu.

Ebenso betont ist in diesem Kapitel auch die Komponente Dankbarkeit, die zukünftig ja immer wieder auftaucht, als eine von Fannys größten Sorgen und primärer Grund zu Selbstvorwürfen. Dankbarkeit scheint sich (laut Edmund) vorallem darin zu äußern, es dem der sie hervorruft möglichst recht zu machen. Dagegen ist grundsätzlich nichts zu sagen (auch wenn ich persönlich das anders sehe), aber - ohne jetzt zu prophetisch vorgreifen zu wollen :wink: - diese Überzeugung wird sich auch noch zu einem handfesten Dilemma für Fanny entwickeln.

Was Sir Thomas' Reise nach Antigua betrifft, findet sie zu einem sehr passenden Moment statt: Laut dem von meli verlinkten Kalender befindet sich die Handlung momentan im September 1807. Im März wurde per Parlamentsbeschluss die schrittweise Abschaffung der Sklaverei in allen britischen Kolonien eingeleitet (was allerdings noch bis 1833 dauerte und teilweise massive wirtschaftliche Konflikte mit den anderen Kolonialmächten hervorrief). Dass es sich bei Sir Thomas "Pflanzungen" nicht um von fröhlichen britischen Bauern bewirtschaftete Erdbeerfelder handelt, kann man sich ja an einem Finger abzählen. :wink: Und auch was die erwähnten "Verluste" und die "Verbesserung seiner geschäftlichen Angelegenheiten" dort betrifft, so sind diese groß und wichtig genug, um einen Familienvater zu einer damals immerhin als lebensgefährlich eingestuften Schiffsreise zu bewegen.


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BeitragVerfasst: Samstag 6. Juni 2009, 09:51 
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Austenfan
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Beiträge: 42
Ich bin leider noch im 2. Kapitel
Edmund
Udo hat geschrieben:
Edmund dagegen geht mir jetzt schon leicht auf den Senkel: "Mein liebes, kleines Cousinchen...."
Echt die falsche Art ein weinerliches Mädchen anzusprechen. Aber die Übersetzung bei mir lautet "Meine liebe kleine Cousine" - absolut in Ordnung.
Udo hat geschrieben:
Ich will nicht ungerecht Edmund gegenüber sein, denn eigentlich ist ja JA schuld, aber ein wenig schütteln mich solche Sätze:
"... und alles was sie sagte, überzeugte ihn von ihrem zärtlichen Gemüt (engl: `affectionate heart´ ist glaube ich auch nicht besser) und ihrem ernsthaften Streben, recht zu tun; ihre große Schüchternheit und ein sehr feines Empfinden für ihre Stellung empfahlen sie noch mehr seiner Aufmerksamkeit."

Julia hat geschrieben:
Grawe macht es aber doch eigentlich ganz wunderbar, der von Dir erwähnte Satz lautet bei ihm: "(...) aus allem was sie sagte, schloss er auf ein liebevolles Herz und ein ausgeprägtes Bedürfnis, richtig zu handeln; und es wurde ihm klar, dass sie wegen ihrer heiklen Lage und ihrer großen Ängstlichkeit mehr Aufmerksamkeit verdiente."

Helga Schulz übersetzt den Satz so: Er sprach nun mehr mit ihr, und alles, was sie sagte, überzeugte ihn, daß sie ein liebevolles Herz hatte und den starken Wunsch, recht zu tun; und an ihrer großen Empfindsamkeit gegenüber ihrer Lage und ihrer großen Schüchternheit erkannte er, wieviel mehr Aufmerksamkeit ihr gewidmet werden mußte.
@Udo Deine Entscheidung eine neue Übersetzung zu kaufen könnte Edmund sehr gut tun.

Edmund ist der einzige im Haus der sich für Fanny´s Wohlbefinden interessiert und es ihr zeigt (zeigen kann). Nachdem er ihre Empindsamkeit und Schüchternheit erkannt hat, versucht er (erfolglos) auf die anderen Bewohner einzuwirken "... Edmund geltend machte [gegenüber seinen Schwestern], daß sie [Fanny] Anspruch auf ihre Freundlichkeit habe, ...".
Da Edmund der einige im Haus ist der freundlich zu ihr ist, während die anderen Bewohner Fanny ängstigen oder ihr gegenüber gleichgültig sind, ist es nicht verwunderlich das Fanny sich in ihn verliebt.


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BeitragVerfasst: Samstag 6. Juni 2009, 11:13 
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Austenfan
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Registriert: Mittwoch 6. Mai 2009, 09:30
Beiträge: 35
Mein Eindruck:

Jane Austen beschreibt hier Mrs.Norris herzlose Art ganz besonders gut, denn sie hält ihr Sagen nicht ein, denn im ersten Kapitel war die Rede von ihr, dass sie Fanny, wenn sie denn allein wäre, gern aufnehmen würde um nicht zu vereinsamen.
Da dies aber eine große Lüge war und sie das genaue Gegenteil nun dachte, lässt sie sie mir immer weiter unsympathischer werden.
Die Dialoge und die Beschreibungen die wohl etwas ausschweifende Art der Grants amüsiert einen sehr gut.
Die Abreise von Sir Thomas erfreut so ziemlich alle auf Mansfield, besonders der Miss Bertrams und regt zum Weiterlesen an.

_________________
Derjenige, der zum erstenmal an Stelle eines Speeres ein Schimpfwort benutzte, war der Begründer der Zivilisation.
Sigmund Freud


Zuletzt geändert von Julia am Samstag 6. Juni 2009, 12:31, insgesamt 4-mal geändert.
Hallo Tayler, sorry, dass ich schon wieder herumkritisiere bzw. an Deinem Beitrag herumschnippel, aber es genügt völlig wenn einer die Kapitelzusammenfassung schreibt. Es wird sonst schnell ziemlich unübersichtlich/ausufernd. ;-) Julia


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BeitragVerfasst: Samstag 6. Juni 2009, 13:06 
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Emsige Missionarin für Jane Austen
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Registriert: Sonntag 15. Oktober 2006, 16:01
Beiträge: 1158
Udo hat geschrieben:
Der Stil des 1. Kapitels Ansonsten finde ich den Stil des ersten Kapitels nicht sehr einladend.
Miranda hat geschrieben:
Ich musste mich ganz schön durchkämpfen.
Hm. Also mir hat das erste Kapitel wirklich gut gefallen. Dass Ihr das 1. Kapitel von P&P sooo viel besser fandet, kann ich jetzt nicht ganz nachvollziehen. Klar, ist der Beginn in P&P heiterer und "flockig leicht", aber ich fand den Anfang in MP auch amüsant.

Udo hat geschrieben:
Mrs. Norris ist total dominant. Und sie wird zwar wunderbar karikiert oder vorgeführt - aber mir ist das eigentlich deutlich zu viel des Guten. Das ist zu plakativ, kein bisschen subtil und absolut nicht ironisch. Man weiß praktisch sofort, was man von der Frau zu halten hat.
Stimmt – so was von eindeutig. Im ersten Kapitel hat es mich noch nicht so gestört, aber jetzt im dritten schon. Man wird zu sehr mit der Nase auf Mrs. Norris' scheinheiligen Charakter gedrückt. Sind denn alle Umstehenden blind? "Ich! Eine arme, hilflose, verlassene Witwe, unfähig zu allem, mit völlig gebrochenem Lebensmut!" Na, den Eindruck macht sie aber gar nicht auf mich. Wieso wundert es Lady Bertram nicht, dass ihre Schwester für eine Freundin immer ein Bett frei hat, aber nicht für ihre Nichte? Okay, Lady Bertram ist dafür wohl die falsche Person, wie sich auch schon sehr früh zeigt.
Wenigstens bei Mrs. Norris' Jammerei zu ihrem finanziellen Auskommen macht sie mal eine Entgegnung. Aber wieso schafft es Mrs. Norris immer, ihren Willen durchzusetzen? Wieso spricht Sir Thomas kein Machtwort und erinnert sie an ihre früheren Ansprachen?

Mrs. Norris' Reden und ihr Verhalten passen doch überhaupt nicht überein. "Mrs. Norris konnte ... auch die Menge Butter und Eier, die regelmäßig in dem Haus verbraucht wurde, nicht mit Gelassenheit hinnehmen. Niemand schätze Überfluss und Gastfreundschaft mehr als sie..." Bemerkt das denn keiner der Verwandten?

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"To read ist to translate, for no two person's experiences are the same."
(W. H. Auden)

"Lesen heißt übersetzen, denn keine zwei Menschen teilen die gleichen Erfahrungen."


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BeitragVerfasst: Samstag 6. Juni 2009, 14:22 
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Administrator und Captain a.D. of HMS Groupread
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Ja, Mrs. Norris trägt wirklich extrem dick auf. Dabei geht es ihr ja finanziell ziemlich gut: Als ihr Mann noch lebte war sie mit 1000 Pfund im Jahr gut situiert, jetzt als Witwe reicht ihr Einkommen auch noch locker. In S&S hieß es doch mal, ab ca. 400 Pfund im Jahr könne man eine Familie gründen und einen einigermaßen angemessenen Lebensstil pflegen.

@George: Danke, dass Du noch eine weitere Übersetzung gepostet hast!
Zitat:
Deine Entscheidung eine neue Übersetzung zu kaufen könnte Edmund sehr gut tun.

Das glaube ich auch. Er hat es aber auch nötig.... :wink:


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BeitragVerfasst: Samstag 6. Juni 2009, 15:42 
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Was ichin Kapitel drei auch recht interessant finde ist der Schluss...

Irgendwie ist keiner wirklich traurig, wenn Sir Thomas gen Antigua verschwindet. Alle sind irgendwie rcht gefühlskalt zueinander...

Sir Thomas Abreise, als er Fanny sagt,dass sie in einigen Aspekten immer noch ist wie im Alter von 10 Jahren...
Kennt er sie nicht, hat er ihre Fortschritte nicht beobachtet oder hat er einfach keine hohe Meinung von ihr?

Was Lady Bertram und die Ehe der beiden angeht: Es heißt ja, dass Sir T. seine Frau nicht als geeignet ansah ihn im vollem Umfang zu "vertreten" (ich übersetze recht ftei aus dem Englischen heraus) und auch nicht ihren eigenen Platz in der Familie nicht so annimmt wie sie sollte (sprich sie hockt mit ihrem Köter auf der Couch)...

_________________
Zita-Bekehrerin (direkt/indirekt): Angelika - Kerstin - Aslan - Magdalena - Sachmet - Udo


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BeitragVerfasst: Samstag 6. Juni 2009, 15:51 
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Master of Science in Physics, headbanging Austen Fan und etwas ganz Besonderes!
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Udo hat geschrieben:
Ja, Mrs. Norris trägt wirklich extrem dick auf.


Aber immerhin hat Sir T. es gemerkt, als sie Fanny nicht bei sich haben wollte, dass sie nur so redet und nichts dahinter steckt:

...wie sehr er sich in den Absichten seiner Schwägerin getäuscht hatte (...) er konnte sich nur wundern, dass sie sich weigerte, etwas für ihre Nichte zu tun, die doch auf ihre Initiative hin adoptiert worden war.

Ach ja: adoptiert? wir haben ja im ersten Kapitel schon gesagt, dass es keine Adoption sein kann. Ist das bei mir ein Übersetzungsfehler, ist Fanny adoptiert worden, ohne Anspruch aufs Erbe oder steht da einfach Adoption obwohls keine ist?

_________________
Diesen Beitrag widme ich Geralt


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BeitragVerfasst: Samstag 6. Juni 2009, 15:56 
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Kunstfertige Wortumdreherin und Meisterin im Freistil-Lesen
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"adopt" heißt auch einfach nur "annehmen" und muss nicht unbedingt eine legale Adoption meinen. Aber ich bin auch drüber gestolpert. Immerhin klingt das auch nicht nur nach einem "längeren Aufenthalt".

Amadea hat geschrieben:
Mrs. Norris' Reden und ihr Verhalten passen doch überhaupt nicht überein. (...) Bemerkt das denn keiner der Verwandten?


Lady Bertram bestimmt nicht oder kennt ihre Schwester gut genug um es nicht auffällig zu finden, und Sir Thomas bekommt ja nur die gefilterte Version. Bzw. vor ihm hat sie dann doch (noch) ausreichend Respekt um sich nicht so gehen zu lassen. Und geht ihm wahrscheinlich auch ausreichend um den Bart, dass er sich nicht groß daran stört.


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BeitragVerfasst: Samstag 6. Juni 2009, 16:35 
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Administrator und Captain a.D. of HMS Groupread
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Dann ist also als sicher anzunehmen, dass Sir Thomas ein Sklavenhalter war?
Weiß jemand etwas darüber, wie JA zu diesem Thema stand?


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BeitragVerfasst: Samstag 6. Juni 2009, 17:46 
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Kunstfertige Wortumdreherin und Meisterin im Freistil-Lesen
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Ich weiß nicht, ob man ihn als "Sklavenhalter" bezeichnen kann, aber zumindest hatte er (vielleicht auch nur Anteile an) Besitztümer(n), auf denen Sklaven arbeiteten. Das hatte Jane Austens Vater in den 1790er Jahren übrigens auch. Der Wohlstand (nicht nur) der englischen Aristokratie und teilweise selbst des Mittelstandes florierte durch die Ausbeutung der Kolonien, schon seit Jahrhunderten.
Durch JAs brieflich belegte Begeisterung für Thomas Clarkson und seine Schriften und auch das offene Engagement von JAs Liebslingsdichter William Cowper (ein entsprechendes Gedicht von ihm wird auch später noch in MP zitiert), ist es ziemlich gesichert, dass auch sie eine eindeutige Befürworterin der Abschaffung des Sklavenhandels war. Was allerdings nur halb so subversiv war wie es klingt, denn die Breite der Gesellschaft vertrat Anfang des 19. Jahrhunderts diesen Standpunkt. Selbst jemand wie Mrs Elton in "Emma". :wink:


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BeitragVerfasst: Samstag 6. Juni 2009, 21:56 
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Emsige Missionarin für Jane Austen
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Julia hat geschrieben:
Und geht ihm wahrscheinlich auch ausreichend um den Bart, dass er sich nicht groß daran stört.
Stimmt, darin ist sie großartig: "...aber da sie ihm und auch Lady Bertram rechtzeitig zu verstehen gab, dass ihr ganzer Besitz seiner Familie zukommen sollte..." Dabei könnten die Kinder ihrer anderen Schwester Mrs. Norris' Erbe sicher dringlicher gebrauchen. :/

Fiora hat geschrieben:
Was ich in Kapitel drei auch recht interessant finde ist der Schluss...
Ja, vor allem den letzten Satz: "Sie weinte bitterlich über diese Bemerkung, als ihr Onkel abgereist war, und als ihre Kusinen sie mit roten Augen sahen, hielten sie sie für eine Heuchlerin." Also die beiden Mädels lassen ja kein einziges gutes Haar an Fanny. Ich hoffe, irgendwer redet mit denen mal Tacheles.

Auch bezeichnend für Lady Bertram: "...aber sie als Schönheit empfand es als Kränkung, dass Mrs. Grant, ohne schön zu sein, eine so gute Partie gemacht hatte..." Na, wer ist denn da missgünstig? :nana: Lady Bertram hat eine gute Partie gemacht, will aber nicht, dass andere ohne in ihren Augen berechtigten Grund ebenfalls eine gute Partie machen? Kein schöner Wesenszug!


Fiora hat geschrieben:
Es heißt ja, dass Sir T. seine Frau nicht als geeignet ansah ihn ... zu "vertreten" ...
Genau. Er schätzt die Situation richtig ein. Deshalb sehe ich Sir Bertram auch nicht sooo negativ. Er missbilligt Toms Verhalten und macht ihm - berechtigterweise - Vorwürfe. Er macht sich Gedanken um seine Töchter ("...und seine Töchter in diesem interessanten Lebensabschnitt der Aufsicht anderer zu überlassen.") und weist sie in ihre Schranken ("...er hatte offenbar ihre Vergnügen nie gebilligt...") und er ist im Grunde genommen gut zu Fanny ("...und da Sir Thomas sah, dass sie Ermutigung nötig hatte, versuchte er ganz besonders entgegenkommend zu sein..." (Kap. 2) ... "Das war so aufmerksam und freundlich von ihm, und wenn er sie nur angelächelt und sie >>meine liebe Fanny<< genannt hätte, während er es sagte, dann wären vielleicht jedes frühere Stirnrunzeln oder jedes frostige Wort vergessen gewesen.") Okay, Letzteres ist zwar aus Fannys Sicht, aber trotzdem: ich finde, er tut, was er in seinem Rahmen tun kann, auch wenn sein mitunter steifes Verhalten abschreckend und nicht herzlich genug auf Fanny wirkt.
Sir Thomas Bemühungen sind jedenfalls allemal mehr als Lady Bertrams gedankenlose Art.

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BeitragVerfasst: Sonntag 7. Juni 2009, 11:44 
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Administrator und Captain a.D. of HMS Groupread
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Ich finde auch, dass hier mal wieder deutlich wird, dass sich Sir Thomas immerhin redlich bemüht. Er will sogar William einladen - wie "lieb und fürsorglich"! Dass er Fanny dann gleich vorhält, sie würde sich gelegentlich wie eine 10-Jährige verhalten, ist nicht nett - aber wohl seinem Unvermögen geschuldet, das Verhalten von jungen Mädchen richtig einzuordnen: Für ihn verhält sich wohl jede wie ein Kind, die sich eben nicht erwachsen verhält.
Antigua scheint ihm schwer zu schaffen zu machen. Toms Verschwendung führt schon dazu, dass Edmund seine Pfründe nicht mehr bekommt - das hat mich etwas gewundert. Und später heißt es ja noch einmal, dass die Einnahmen drastisch gesunken seien. Ich nehme übrigens an, dass er nicht nur ein Teilhaber war - die Tatsache, dass er eine lebensgefährliche Reise auf sich nimmt und für sehr lange Zeit wegbleibt, scheint doch ein Indiz zu sein, dass er sehr stark engagiert ist und offenbar in der Lage ist, Dinge zu regeln, was meist Sache eines Eigentümers gewesen sein dürfte, nicht nur eines Teilhabers. Im Grunde war er also wohl doch ein Sklavenhalter (was er ja auch als Teilhaber wäre). JA dürfte das nicht zufällig so eingerichtet haben: Sein Beruf bzw. seine Art, Geld zu verdienen, passt doch irgendwie zu seinem harten (herrischen) Auftreten.


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BeitragVerfasst: Sonntag 7. Juni 2009, 22:09 
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Austenfan
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Nun im 3. Kapitel passiert einiges.

Am tollsten fand ich Lady Bertram "... , aber sie empfand es als große Kränkung der Schönheit an sich, daß Mrs. Grant, ohne hübsch zu sein, so gut versorgt war im Leben;" Alle hässlichen Leute ins Fegefeuer :wall:
Amadea hatte diesen Satz auch schon zitiert aber es ist wieder ein schönes Beispiel für unterschiedliche Übersetzungen.
Amadea hat geschrieben:
Auch bezeichnend für Lady Bertram: "...aber sie als Schönheit empfand es als Kränkung, dass Mrs. Grant, ohne schön zu sein, eine so gute Partie gemacht hatte..."

Einmal ist Lady Bertram persönlich gekränkt weil jemand, eine gute Partie gemacht hat ohne schön zu sein. Andere waren besser als sie.
Bei der andere Übersetzung ist Lady Bertram gekränkt weil Mrs. Grand sich über Gesellschaftliche Regeln (gute Partien sind für schöne Frauen) hinwegsetzt. Dadurch wird die Quote noch verschlechtert ;D : "Doch ganz gewiß gibt es nicht so viele Männer mit einem stattlichen Vermögen in der Welt, wie es hübsche Mädchen gibt, die sie verdienen würden." [1. Kapitel]

Lady Bertram demonstriert sehr schön ihr mangelndes Mitgefühl, als sie so nebenbei Fanny herausschmeißt "So, Fanny du wirst uns nun verlassen und bei meiner Schwester leben. Wie gefällt dir das?"

Wenn es um Mrs. Norris geht ist Sir Thomas doch etwas blind. Zu erst spricht Mrs. Norris davon das auch sie sich um Fanny kümmern möchte und macht später einen Rückzieher. Und nun lässt er sich dadurch besänftigen das Mrs. Norris ihr erspartes seiner Familie vererben möchte. Sir Thomas ist geschmeichelt "...was immer sie besitze, für deren Familie bestimmt sei, wurde er bald versöhnt mit einem Vorzug, der nicht nur vorteilhaft und schmeichelhaft für sie alle war, sondern ihn auch besser in die Lage versetzen würde, selbst für Fanny zu sorgen." Wo ist der Vorteil? Selbst wenn Mrs. Norris diesmal Wort halten sollte hat er doch nichts davon (da er wahrscheinlich früher stirbt) und auch seine Kinder (und Fanny) sollten doch zu dem Zeitpunkt hoffentlich schon versorgt sein.

Edmund Pfründe
Eine Frage an unseren Experten: Warum ist es teurer die Pfründe eine Freund zu geben? "Die Pründe ... einem Freund übergeben, der sie innegehabt hätte, bis Edmund alt genug gewesen wäre ... Doch Toms Verschwendungssucht war ... so groß gewesen ... sie [die Pfründe] an jemand anders zu vergeben"
Pfründe verstehe ich so: Ein ansässiger Adel hat das recht zu bestimmt wer Geistlicher vor Ort wird, bezahlt wird der Geistliche durch die Kirche. Jetzt scheint es aber so, dass wenn der ansässige Adel den Geistlichen bestimmt auch die Stelle bezahlen muss.

William's Berufwahl (Kapiel 2)
William wird Matrose, das hat mich überrascht. Das ist doch ein Beruf in dem man weder Karriere noch leicht Geld machen kann. Ich hätte erwartet das William in einer "Firma" von Sir Thomas eine Ausbildung anfängt (und mit der Zeit aufsteigt). Oder besitzt Sir Thomas ein Schiff :niwi: . Ein Handelsschiff und deren Offiziere können bei einer Tour England-Indien-England sehr viel Geld machen. Aber galt dies auch für die Matrosen :confused:. Ich vermute William auf einem Handelsschiff da die Matrosen auf einem Kriegsschiff gepresste Leute sind (1807 sind England und Napoléon Bonaparte im Krieg).


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BeitragVerfasst: Montag 8. Juni 2009, 06:26 
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@George:
Offensichtlich ist William aber schon auf einem Schiff der Navy, zumindest erzählt er später beim Dinner von seinen aufregenden Abenteuern. Wobei die Reise auf einem Handelsschiff zu Zeiten von Seeblockaden, Piraterie u.ä. wahrscheinlich auch spannend genug ist? Hat die Navy nicht auch Begleitfahrten von Handelsschiffen gemacht? Ich weiß nur, dass einer von JAs Brüdern so sein Vermögen gemacht hat und gar nicht mit Kriegseinsätzen.

Was Edmunds Pfründe betrifft: Sir Thomas sieht sich gezwungen, die Pfarre von Mansfield bzw. das Recht sie zu "bewirtschaften" zu verkaufen, um Geld locker zu machen (in S&S beziffert John Dashwood den Verkehrswert einer solchen Pfarre mit rund 2000 Pfund). Edmund bzw. Sir Thomas wird diese Pfarre nun erst nach Dr Grants Tod wieder zufallen. Die andere (uneinträgliche) Möglichkeit wäre gewesen, sie einem Freund oder Bekannten zu übertragen, der sie nur so lange besetzt bis Edmund volljährig und ordiniert ist.


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BeitragVerfasst: Montag 8. Juni 2009, 13:07 
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Administrator und Captain a.D. of HMS Groupread
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Fanny/Edmund und Mrs. Norris
Was das Gespräch zwischen Fanny und Edmund betrifft: Julia hat die Überzeugungskraft angesprochen, die er für sie hat. Aber hier will er ihr doch allen Ernstes einreden, es sei eigentlich die beste aller möglichen Lösungen, wenn Fanny zu Mrs. Norris ziehen würde. Glaubt er, was er da redet, oder versucht er nur, Fanny mit fadenscheinigen Argumenten zu trösten? Ich denke, er glaubt es, weil er ein ehrlicher Kerl ist - dann ist er aber viel, viel weniger einfühlsam, als man denken sollte...
Fanny hält sich immer noch für nichtswürdig: "Ich werde niemals einem Menschen etwas bedeuten." Und Edmund redet mit ihr noch wie mit einem Kind (was sie ja auch im Grunde noch ist, damals war das aber ja wohl etwas anders). Klar, er meint es gut, aber hat man das Gefühl, dass er sie ernst nimmt?

Zu Mrs. Norris: Aus ihrer Bemerkung, dass man von ihr vieles, was ihr Mann der Gemeinde schuldig war, nicht mehr verlangen könne, schließe ich, dass sie sich nicht mehr allzu sehr z.B. um die Armen und Kranken kümmern wird...


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BeitragVerfasst: Montag 8. Juni 2009, 17:55 
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Udo hat geschrieben:
Aber hier will er ihr doch allen Ernstes einreden, es sei eigentlich die beste aller möglichen Lösungen, wenn Fanny zu Mrs. Norris ziehen würde. Glaubt er, was er da redet, oder versucht er nur, Fanny mit fadenscheinigen Argumenten zu trösten?


Ich denke, ihm geht es vorallem darum, dass Fanny das Positive an dieser Möglichkeit sieht. Ob es aber familiär-voreingenommene Blindheit oder einfach nur schlechte Menschenkenntnis ist, dass er meint ein schüchterner Mensch könnte unter jemandem wie Mrs Norris aufblühen, weiß ich allerdings nicht. :roll: :wink:


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BeitragVerfasst: Montag 8. Juni 2009, 18:53 
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Vlt hat er auch einfach nur die (falsche) Vorstellung, dass Fanny bei ihrer Tante mal besser aufgehoben wäre, wo sie sozusagen alleine im Mittelpunkt stehen würde und nicht im Schatten (?) ihrere Cousinen
und sie hätte evtl (da er seine Frau ja selbst als recht... lethargisch wahrnimmt) jemanden der sich für sie interessiert, da Mrs Norris ja auch wollte, dass Fanny zu ihnen kommt...

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BeitragVerfasst: Montag 8. Juni 2009, 21:09 
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Beide, Edmund und Sir Thomas, sind da wohl auf dem total falschen Dampfer... Aber der Kelch zieht ja glücklicherweise an Fanny vorbei.
Hier wird ja auch wieder eins von JAs Lieblingsthemen deutlich: Erziehung. So ist Tom offenbar ziemlich aus der Art geschlagen, ein Spieler, leichtfertig, verschwenderisch... Er ruiniert Edmunds Lebensperspektive, ist davon aber fast völlig unbeeindruckt. Julia und Maria sind eitel und dünkelhaft - und froh, als ihr Vater endlich weg ist, lieben tun sie ihn sowieso nicht. Von den vier Bertram-Kindern ist nur Edmund wohlgeraten. Dass an den Fehlern der drei anderen vor allem Mrs. Bertram schuld ist, scheint mir relativ eindeutig. Mit Sir Thomas Redlichkeit und ihrer Warmherzigkeit (wenn sie denn welche hätte) hätte das schon eher was werden können. So hat Mrs. Norris freie Hand, ihr schlechter Einfluss dürfte zumindest die Töchter schlimm beeinflusst haben.
Interessant, dass Fanny, obwohl aus schlichten Verhältnissen, so viel besser erzogen ist.


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BeitragVerfasst: Dienstag 9. Juni 2009, 08:22 
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Julia hat geschrieben:
Ob es aber familiär-voreingenommene Blindheit oder einfach nur schlechte Menschenkenntnis ist, dass er meint ein schüchterner Mensch könnte unter jemandem wie Mrs Norris aufblühen, weiß ich allerdings nicht. :roll: :wink:


Na, Edmund beweist ja im späteren Verlauf noch deutlich, dass er nicht gerade ein Meneschkenner ist (-> Sein Bild von Mary Crawford)

Udo hat geschrieben:
Interessant, dass Fanny, obwohl aus schlichten Verhältnissen, so viel besser erzogen ist.


Ich denke nicht, dass sie von zu Hause aus überhaupt eine Erziehung genossen hat. Aber sie ist schüchtern, also ists nix mit Aufmüpfigkeit oder dergleichen. Ausserdem ist sie dankbar und darum auch lernwillig und hat in den 5 Jahren in Mansfield ihre Cousinen einfach überholt.

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BeitragVerfasst: Dienstag 9. Juni 2009, 08:43 
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Udo hat geschrieben:
Julia hat geschrieben:
Wegen den Anführungszeichen: Natürlich spricht Fanny nicht von sich in der dritten Person. Das ist ja nur ein Stilmittel.


Also jetzt bin ich verwirrt - oder stehe total auf dem Schlauch.
Die Anführungszeichen im Original kennzeichnen doch wörtliche Rede, oder nicht?
"Yes, he had promised he would, but he had told her to write first."
Diesen Satz sagt doch Fanny in direkter Rede, oder? Und wenn das so ist, meint sie mit "her" doch sich selbst...


Um mal ein wenig Licht ins Dunkel zu bringen:
In englischn Romanen der Zeit war es üblich so in Indirekter Rede zu sprechen. JA will damit sagen was Fanny antwortet, auf deutsch wäre es etwa Ja, er hatte ihr versprochen dass er schreiben würde, aber er hatte ihr gesagt sie solle zuerst schreiben.
Dass es indirekte Rede ist beweist auch die Redewendung "told her to".

Ich steig mal jetzt mit ein,die letzten Wochen waren leider so stressig für mich und ich musste auch erstmal beim Groupread "Emma" hinterherkommen ^^
Darum noch kurz etwas zu den Personen:
Mrs. Norris halte ich für keineswegs irgendwie gut, weder verhält sie sich so noch glaubt sie (meiner Meinung nach) das von sich selbst. Berechnend und kühl, so würde ich sie beschreiben. (Kann es sein dass J.K. Rowling Jane Austen liest? Die Katze "Mrs. Norris" hat ja gewisse Ähnlichkeiten mit unserer Mrs. Norris hier :wink: )
Sir Thomas halte ich für nicht ambivalent, für mich sind seine Absichten klar und gut.
Lady Bertram ist die passive Rolle, sie sagt nicht viel, lächelt Fanny aber doch liebenswürdig an als sie ankommt, das rechne ich ihr hoch an.
Und was Edmund angeht - so kommt er mir doch bisher vor wie der Lichtblick für Fanny in einer dunklen, neuen Welt.
Dazu muss ich sagen dass ich Erstleser bin! Und jetzt bleib ich auch dran an den Kapiteln ;)

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BeitragVerfasst: Dienstag 9. Juni 2009, 11:30 
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Miss Hamilton hat geschrieben:
Ich denke nicht, dass sie von zu Hause aus überhaupt eine Erziehung genossen hat. Aber sie ist schüchtern, also ists nix mit Aufmüpfigkeit oder dergleichen. Ausserdem ist sie dankbar und darum auch lernwillig und hat in den 5 Jahren in Mansfield ihre Cousinen einfach überholt.


Ich bin da nicht der Experte, aber werden nicht in den ersten Jahren (Fanny ist ja 10, als sie nach Mansfield kommt) schon sehr, sehr wichtige Grundlagen in der Erziehung gelegt? Und im 2. Kapitel heißt es immerhin: Für ihre Geschwister sei sie "Spielgefährtin, Lehrerin und Wärterin" gewesen. Sie scheint also schon einiges gelernt zu haben, unter anderem, Verantwortung zu übernehmen. Ganz schlechte Arbeit hat Mrs. Price also wohl nicht geleistet.

@Maurynna: Schön, dass Du doch noch dabei bist. :wink:


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BeitragVerfasst: Mittwoch 10. Juni 2009, 08:51 
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4. Kapitel

Die folgenden eineinhalb Jahre werden in ihren wichtigen Ereignissen zusammengefasst. Fannys Pony stirbt und Edmund setzt sich dafür ein, dass sie ein neues Pferd bekommt und nicht nur davon geredet wird. Mrs Norris begleitet die Miss Bertram zu den Bällen der Saison und verbucht die Verlobung zwischen Maria und Mr Rushworth als Erfolg für sich. Sir Thomas muss länger in Antigua bleiben, schickt aber seinen Sohn Tom zurück nach Hause. Zu guter Letzt kommen ein Bruder und eine Schwester von Mrs Grant zu Besuch - Henry und Mary Crawford, die dem zurückgezogenen Landleben vorerst skeptisch gegenüber stehen.


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BeitragVerfasst: Mittwoch 10. Juni 2009, 14:08 
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Udo hat geschrieben:
Miss Hamilton hat geschrieben:
Ich denke nicht, dass sie von zu Hause aus überhaupt eine Erziehung genossen hat. Aber sie ist schüchtern, also ists nix mit Aufmüpfigkeit oder dergleichen. Ausserdem ist sie dankbar und darum auch lernwillig und hat in den 5 Jahren in Mansfield ihre Cousinen einfach überholt.


Ich sehe das ganz ähnlich. Gänzlich ungebildet und ohne jegliche Spur von Erziehung wird Fanny nicht gewesen sein.
Und was die Cousinen betrifft könnte ich mir denken, dass die eher an eine gute Ehe als eine "Karriere" als z. B. Gouvernante wie Jane Eyre oder Miss Fairfax aus Emma denken müssen. Fanny wiederum muss das für sich schon eher in Betracht ziehen und soviel lernen wie geht, damit sie auch mal auf eigenen Beinen stehen kann.

Ich denke, Fanny muss mehr lernen als die Cousinen.

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Schritte wagen im Vertraun auf einen guten Weg, Schritte wagen im Vertraun das letztlich ER mich trägt, Schritte wagen weil im Aufbruch ich nur sehen kann, für mein Leben gibt es einen Plan.
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BeitragVerfasst: Mittwoch 10. Juni 2009, 20:35 
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Maurynna hat geschrieben:
Mrs. Norris halte ich für keineswegs irgendwie gut, weder verhält sie sich so noch glaubt sie (meiner Meinung nach) das von sich selbst. Berechnend und kühl, so würde ich sie beschreiben. (Kann es sein dass J.K. Rowling Jane Austen liest? Die Katze "Mrs. Norris" hat ja gewisse Ähnlichkeiten mit unserer Mrs. Norris hier :wink: )


Dazu hab ich Einträge in diesen Threads gefunden:
Prominente Worte über Jane Austen
Berühmte Anhänger Jane Austens

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Jasper Fforde - In einem anderen Buch


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BeitragVerfasst: Mittwoch 10. Juni 2009, 20:41 
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Kunstfertige Wortumdreherin und Meisterin im Freistil-Lesen
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Lustig finde ich in diesem Kapitel die Parallele zwischen Lady Bertram und Mrs Norris. Der Ehemann der ersteren lebt zwar noch, aber zu Anfang des dritten und dieses Kapitels gibt es eine fast identische Formulierung: Mrs Norris tröstet sich über den Tod ihres Mannes mit der Einsicht hinweg, "dass es auch ohne ihn geht" ... und Lady Bertram ist ganz erstaunt, wie "gut sie ohne ihn zurechtkommt". Zwischen beiden Ehepaaren scheint das Verhältnis nicht allzu innig zu sein ... zumal Sir Thomas' Wirken offensichtlich auch nur in seiner Rolle beim "Fleisch schneiden" und "mit den Dienern sprechen" relevant ist.

Hier ist JAs spitze Zunge mal wieder in Höchstform.

Ebenso in Bezug auf Marias Verlobung ... da Mr Rushworth ihr ein größeres Einkommen und ein Haus in London bieten kann, sieht sie es als ihre "moralische Pflicht", ihn zu heiraten. Dieser Satz ist mir bisher noch gar nicht aufgefallen. Ganz schön böse ... und sehr interessant in einem Buch, in dem noch sehr viel von Moral die Rede sein wird.

Angestrichen hatte ich mir bei meiner letzten Lektüre auch die Formulierung zu Fannys Dankbarkeit in Bezug auf Edmunds Pferd. In einem Essay habe ich mal etwas über das "wirtschaftliche" Vokabular in MP gelesen, wenn es um Dankbarkeit geht - und hier sind die ersten Beispiele: Edmund ist zum "Anspruch auf Dankbarkeit berechtigt", und kein Gefühl sei zu stark um ihn dafür zu "bezahlen". Mal sehn was da noch so kommt, aber ich habe es als recht auffällig in Erinnerung und nicht nur als vereinzelte Formulierung.


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