Literaturforum
Aktuelle Zeit: Samstag 27. April 2024, 11:19

Alle Zeiten sind UTC + 1 Stunde


Forumsregeln


Die Forumsregeln lesen



Ein neues Thema erstellen Dieses Thema ist gesperrt. Du kannst keine Beiträge editieren oder weitere Antworten erstellen.  [ 234 Beiträge ]  Gehe zu Seite Vorherige  1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8  Nächste
Autor Nachricht
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: Sonntag 4. Dezember 2005, 22:43 
Offline
Braves Boardmitglied
Benutzeravatar

Registriert: Mittwoch 19. Oktober 2005, 21:30
Beiträge: 856
Wohnort: Wien
Bin ich zu schnell, oder zu langsam? Na ich schreib einfach mal....

Carla:
Zitat:
Über Mrs Clay wird im Buch gesagt "sie kehrte von einer unglücklichen Ehe zu ihrem Vater zurück" (im Orginal: unprosperous). Grawe schreibt in seinem Nachwort sie sei eine geschiedene Frau.
Ist das denkbar? Das würde das Ganze ja noch delikater machen! Im Vorwort meiner englischen Ausgabe heisst es hingegen sie sei Witwe.


Ist zwar schon ein bißchen länger her, aber in Kap. 17 wird relativ klar das Mrs. Clay Witwe ist. Zumindest verläßt sie diskret den Raum, als über Mrs. Smith hergezogen wird....

Louisa und Benwick werden heiraten, was nicht nur Anne überrascht. Wentworth ist soweit wieder ungebunden, Anne will es sich selbst zwar nicht eingestehen, aber der Gedanke daran, läßt sie insgeheim wieder hoffen.
Anscheinend war sie, wie alle anderen auch, der Überzeugung die beiden würden heiraten.
Louisas offensichtliche Vorliebe für Wentworth scheint sehr schnell verflogen zu sein. Vielleicht war sie auch gekränkt darüber, das der Capt. nach einer Woche (?) das Weite gesucht hat....Sie hat seinen Wink wahrscheinlich verstanden, und war anscheinend auch nicht lange traurig darüber, sonst hätte Benwick nicht so schnell seine Stelle einnehmen können.

Ich überlege, was gewesen wäre wenn die Nachricht folgendermaßen ausgesehen hätte: Louisa und Wentworth sind verlobt, und knapp vor der Hochzeit.
Hätte Anne dann ihre Entscheidung, Mr. Elliots offensichtlicher Bewunderung für sie, niemals nachzugeben, nochmal überdacht?
Seinen wahren Charakter kannte sie ja zu dieser Zeit noch nicht, und hätte es wahrscheinlich auch nicht erfahren. ( Jedenfalls nicht von Mrs. Smith, und vor der angenommenen Hochzeit. ) Und auch Lady Russells hatte ihre Wünsche und Hoffnungen schon deutlich gemacht.
Immerhin ist ihr Mr. Elliot doch sehr sympathisch, auch wenn sie bemerkt das er zu wenig offen ist, und sich bei jedermann beliebt macht, ob nun angebracht oder nicht.
Ich glaube die Versuchung Kellynch zurück zu gewinnen wäre auch sehr groß gewesen, und da sie den Mann den sie liebt nun niemals bekommen kann...

_________________
Anscheinend lebe ich in einem Zustand tiefer Hypnose, und jedes Mal, wenn ich eine Postkarte abschicke, könnte ich Euphorie als Absender angeben.....Helene Hanff


Nach oben
 Profil  
 
 Betreff des Beitrags:
Verfasst: Sonntag 4. Dezember 2005, 22:43 


Nach oben
  
 
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: Sonntag 4. Dezember 2005, 22:56 
Offline
Kunstfertige Wortumdreherin und Meisterin im Freistil-Lesen
Benutzeravatar

Registriert: Mittwoch 19. Oktober 2005, 20:13
Beiträge: 4781
Claudia hat geschrieben:
.
Ich glaube die Versuchung Kellynch zurück zu gewinnen wäre auch sehr groß gewesen, und da sie den Mann den sie liebt nun niemals bekommen kann...


ich denke in der entsprechenden szene wird klar, dass die versuchung nicht überwältigend groß ist:

Zitat:
the same image of mr elliot speaking for himself, brought anne to composure again. the charme of kellynch and of "lady elliot" all faded away. she could never except him.


ich denke auch nicht, dass louisa ernsthafter interessiert war, wentworth zu heiraten, als er selbst. von ihrer seite war es einfach schwärmerei, von seiner auch, gemischt mit trotz und vielleicht dem unterschwelligen wunsch sich an anne zu "rächen". oder einfach zu demonstrieren, wie unabhängig er ihr gegenüber ist.


Nach oben
 Profil  
 
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: Sonntag 4. Dezember 2005, 23:08 
Offline
Braves Boardmitglied
Benutzeravatar

Registriert: Mittwoch 19. Oktober 2005, 21:30
Beiträge: 856
Wohnort: Wien
Ja die Szene wird im Buch schon klar. Aber bei anderer Ausgangslage, wer weiß - war nur so ein Gadanke.

Und ich glaube schon das Louisa mehr Interesse hatte, als er an ihr. Sie hat ja quasi Henrietta dazu "überredet" Charles Hayter wieder zu ermutigen.
So das ihr Weg frei war.

_________________
Anscheinend lebe ich in einem Zustand tiefer Hypnose, und jedes Mal, wenn ich eine Postkarte abschicke, könnte ich Euphorie als Absender angeben.....Helene Hanff


Nach oben
 Profil  
 
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: Sonntag 4. Dezember 2005, 23:31 
Offline
Kunstfertige Wortumdreherin und Meisterin im Freistil-Lesen
Benutzeravatar

Registriert: Mittwoch 19. Oktober 2005, 20:13
Beiträge: 4781
ja, das ist auch wieder wahr. aber kann es eine frau wirklich ernst mit einem mann meinen, die sich in den nächstverfügbaren verliebt, wenn die "erste wahl" außer sichtweite ist??


Nach oben
 Profil  
 
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: Montag 5. Dezember 2005, 13:04 
Offline
Austenbegeistert

Registriert: Donnerstag 27. Oktober 2005, 18:23
Beiträge: 61
Wohnort: Bayern
Ich denke schon auch, dass Louisa eher ganz allgemein die Lage sondiert. Mal unverbindlich sehn, was der Heiratsmarkt so zu bieten hat. Und F.W. ist ja doch ne gute Partie und neu und aufregend. Und die Schwester aus dem Weg räumen - und sie dabei auch noch glücklich machen - kann ja nicht schaden. Außerdem scheint der Unfall sie ja wirklich ganz grundsätzlich verändert zu haben, sie soll ja ernster geworden sein (was wir nur aus Erzählungen erfahren) und versteht vielleicht auch eher was ihr wichtig ist. Vielleicht wollte sie aber auch nur Nägel mit Köpfen machen??

@Claudia: Was ist das für eine Szene mit Mrs. Smith die du da meinst (bzgl. der Witwenfrage)

Wo stecken wir denn momentan eigentlich? Ich bin gnadenlos hinterher, weil viel zu viel Arbeit :P


Nach oben
 Profil  
 
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: Montag 5. Dezember 2005, 16:40 
Offline
Austenbegeistert
Benutzeravatar

Registriert: Sonntag 23. Oktober 2005, 17:47
Beiträge: 229
Wohnort: Graz
Claudia hat geschrieben:
Ich überlege, was gewesen wäre wenn die Nachricht folgendermaßen ausgesehen hätte: Louisa und Wentworth sind verlobt, und knapp vor der Hochzeit.
Hätte Anne dann ihre Entscheidung, Mr. Elliots offensichtlicher Bewunderung für sie, niemals nachzugeben, nochmal überdacht?

Ich glaub, sie hätte das nicht getan. Sie ist so standhaft gewesen über so viele Jahre, sie hätte mit ihrem Los vorlieb genommen und wär der Liebe zu W. treu geblieben...

_________________
My Karma Ran Over Your Dogma (anonym)


Nach oben
 Profil  
 
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: Montag 5. Dezember 2005, 18:47 
Offline
Braves Boardmitglied
Benutzeravatar

Registriert: Mittwoch 19. Oktober 2005, 21:30
Beiträge: 856
Wohnort: Wien
Naja, wie ernsthaft Louisa in Wentworth verliebt war ist fraglich! Aber ich glaube vor dem Unfall hatte sie schon große und ernsthafte Hoffnungen.
Danach ist die Bewunderung, und ich glaube es war wirklich eher Bewunderung als Liebe, schnell abgeflacht. Wäre es wirkliche Liebe gewesen, hätte sie ihn nicht so schnell vergessen. Trotzdem gestehe ich ihr zu, in ihn verliebt gewesen zu sein.
Ja, und das der Unfall sie verändert hat glaub ich auch. Vielleicht brauchte sie ja auch nur jemanden zum Lieben, wie Benwick.


@Carla: Die Szene als Anne die Einladung Lady Dalrymples ( was für ein eigenartiger Name ) ausschlägt, und lieber Mrs. Smith besucht. Daraufhin zieht ihr Vater über eben diese ganz schön her. Wer sie denn sei? Nur eine weitere mittellosen Witwe in Bath, ohne Namen und Beziehungen. Was anscheinend das Stichwort für Mrs. Clay ist den Raum zu verlassen, weil sie genau weiß das diese Beschreibung auch auf sie zutrifft.

Ja und wo wir sind? Tja ich bin schon lange durch, und hab halt man so ab und an ein Kapitel vorangetrieben. Jeder wie es ihm paßt....

_________________
Anscheinend lebe ich in einem Zustand tiefer Hypnose, und jedes Mal, wenn ich eine Postkarte abschicke, könnte ich Euphorie als Absender angeben.....Helene Hanff


Nach oben
 Profil  
 
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: Mittwoch 7. Dezember 2005, 20:06 
Offline
Braves Boardmitglied
Benutzeravatar

Registriert: Mittwoch 19. Oktober 2005, 21:30
Beiträge: 856
Wohnort: Wien
Kap. 19:

Anne und Wentworth treffen sich in der Konditorei, aber sie läßt ihn nicht mehr ganz so kalt wie noch vor ein paar Wochen. Eine wunderbare Szene.
Capt. Wentworth ist die Verlegenheit in Person, er muß sich sogar kurz abwenden, bevor er sich wieder einigermaßen fassen kann! :zustimm:
Ich finde die Empfindungen der beiden sind sehr gut beschrieben, ich hab´ mitgelitten.
Anne kann sein Benehmen nicht wirklich deuten, anscheinend glaubt sie immer noch Anzeichen von Enttäuschung erkennen zu müssen.

Wentworth erfährt von andere nebenbei das sich Anne und Mr. Elliot höchstwahrscheinlich miteinander verloben werden. Naja, das nenne ich mal ´nen schlechten Anfang.... Was er sich da wohl gedacht haben mag.

_________________
Anscheinend lebe ich in einem Zustand tiefer Hypnose, und jedes Mal, wenn ich eine Postkarte abschicke, könnte ich Euphorie als Absender angeben.....Helene Hanff


Nach oben
 Profil  
 
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: Mittwoch 7. Dezember 2005, 20:18 
Offline
Kunstfertige Wortumdreherin und Meisterin im Freistil-Lesen
Benutzeravatar

Registriert: Mittwoch 19. Oktober 2005, 20:13
Beiträge: 4781
^oh ja, diese szenen in bath (auch das konzert!) sind mir die besten, liebsten im ganzen buch. wenn nicht sogar bei jane austen überhaupt.
ganz ganz toll!!

wenn nochmal jemand jane austen als frigide alte jungfer bezeichnet, kriegt er diese seiten um die ohren gehauen...
Bild

sehr spaßig die szene, wo anne mit lady russell in der kutsche sitzt, und anne wentworth auf der straße sieht, sich alle möglichen reaktionen ausmalt und schlussendlich dann lady russell, die nur augen für irgendwelche gardinen hatte. köstlich!!


Nach oben
 Profil  
 
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: Mittwoch 7. Dezember 2005, 20:19 
Offline
Piratensüchtige Administratorin, ebenfalls Seriensuchti mit Mittelalterpräferenz und spätes Girlie
Benutzeravatar

Registriert: Dienstag 18. Oktober 2005, 21:38
Beiträge: 6885
Wohnort: Wo die Messer und Schwerter herkommen
Man könnte ja ein wenig fies sein und sagen: Konkurrenz belebt das Geschäft! ;)
Jetzt ist Anne nicht mehr das arme Hascherl, was niemand zur Kenntnis nimmt, sondern hat einen "Verehrer", auch wenn seine Motivation vielleicht etwas anders ist. ( Ich will ja nicht spoilern)
Aber Wentworth muß feststellen, dass er nicht der Einzige ist, der Interesse an ihr hat.
Das kann sehr lehrreich sein! ;)
Grüße,
Kerstin

_________________
Bild
"I think that we like those kind of entertainment just to have the opportunity to become a child again during 42 minutes."


Nach oben
 Profil  
 
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: Mittwoch 7. Dezember 2005, 22:20 
Offline
Braves Boardmitglied
Benutzeravatar

Registriert: Mittwoch 19. Oktober 2005, 21:30
Beiträge: 856
Wohnort: Wien
Das kann es auf jeden Fall!!
Als er nach Bath kam, dachte er mit Sicherheit nicht eine Sekunde daran, das er Konkurrenz haben könnte. Und er kam ja nur wegen ihr nach Bath.

Mr. Elliots bewundernder Blick in Lyme, hat ihn ja auch schon ein bißchen aufgerüttelt, denk ich mir. Ja-ja, wenn das was man ganz leicht haben könnte, plötzlich auch ein anderer haben will, wird´s eben doch wieder interessant.


Julia:
Zitat:
sehr spaßig die szene, wo anne mit lady russell in der kutsche sitzt, und anne wentworth auf der straße sieht, sich alle möglichen reaktionen ausmalt und schlussendlich dann lady russell, die nur augen für irgendwelche gardinen hatte. köstlich!!


Jaa genau! Und über dem ganzen Stress mit Lady. Russell hat sie dann auch noch gar nicht mitbekommen, ob Wentworth SIE überhaupt wahrgenommen hat! HiHi!

_________________
Anscheinend lebe ich in einem Zustand tiefer Hypnose, und jedes Mal, wenn ich eine Postkarte abschicke, könnte ich Euphorie als Absender angeben.....Helene Hanff


Nach oben
 Profil  
 
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: Donnerstag 8. Dezember 2005, 08:07 
Offline
fußballbegeisterte Administratorin im Ruhestand
Benutzeravatar

Registriert: Sonntag 23. Oktober 2005, 16:16
Beiträge: 1591
Wohnort: Berlinerin im tiefsten Sachsenlande
Also ich interpretiere die Gardinen-Szene schon etwas anders. Ich glaube, Lady Russel hat ihn gesehen und die Gardinen-Geschichte ist bloß eine Ausrede, um mit Anne nicht über Wentworth reden zu müssen.

_________________
Gruß Sonja
"Zwei Dinge sind unendlich: das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher." Albert Einstein

Nach der EM ist vor der WM :aetsch:

Bild


Nach oben
 Profil  
 
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: Donnerstag 8. Dezember 2005, 09:05 
Offline
Kunstfertige Wortumdreherin und Meisterin im Freistil-Lesen
Benutzeravatar

Registriert: Mittwoch 19. Oktober 2005, 20:13
Beiträge: 4781
Wirklich?? So hab ich das noch nie gesehen! Hm... irgendwie erscheint es mir unwahrscheinlich, dass Lady Russell sich genauso unhöflich und ignorant verhält wie Elisabeth und ihr Vater. Sie weiß doch zumindest, wie sehr Anne noch an der Geschichte leidet und sie haben schon vorher über ihn gesprochen (wenn auch nur flüchtig).


Nach oben
 Profil  
 
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: Donnerstag 8. Dezember 2005, 10:13 
Offline
Austenexperte
Benutzeravatar

Registriert: Montag 24. Oktober 2005, 12:19
Beiträge: 2088
Wohnort: Fürth
Ich habe das Buch jetzt nicht zur Hand, meine mich aber zu erinnern, daß Austen andeutet, daß Lady Russel Wentworth gesehen hat, Anne auf eine Reaktion neugierig ist und dann wegen Lady Russels Gardinenerzählung über ihre Freundin doch etwas enttäuscht/amüsiert (?) ist. Möglicherweise hofft Lady Russel, daß Anne Wentworth nicht gesehen hat und will sie auf die Anwesenheit ihres früheren Verehrers nicht aufmerksam machen.


Nach oben
 Profil  
 
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: Donnerstag 8. Dezember 2005, 10:22 
Offline
Archivarius

Registriert: Mittwoch 19. Oktober 2005, 08:04
Beiträge: 2744
Wohnort: Brandenburg
Ulli hat geschrieben:
... Möglicherweise hofft Lady Russel, daß Anne Wentworth nicht gesehen hat und will sie auf die Anwesenheit ihres früheren Verehrers nicht aufmerksam machen.


... ich glaube, das nennt man in England höfliches Verhalten, wenn man unangenehme/peinliche Dinge ignoriert...

Bruki

_________________
"There’s no one to touch Jane when you’re in a tight place. Gawd bless ’er, whoever she was."
(Rudyard Kipling, The Janeites)


Nach oben
 Profil  
 
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: Donnerstag 8. Dezember 2005, 10:45 
Offline
Kunstfertige Wortumdreherin und Meisterin im Freistil-Lesen
Benutzeravatar

Registriert: Mittwoch 19. Oktober 2005, 20:13
Beiträge: 4781
Hm, ich hab die Szene gerade noch einmal gelesen - man kann sie tatsächlich so und auch so verstehen. Später steht da nur noch "Lady Russell overlooked him" - auch das kann das oder das bedeuten. (über etwas hinwegsehen, oder es übersehen, versehentlich)

Aber die Frage ist doch: Ist Anne's Umgang mit Lady Russell so förmlich, dass diese Art Höflichkeit passend wäre?


Nach oben
 Profil  
 
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: Donnerstag 8. Dezember 2005, 13:07 
Offline
fußballbegeisterte Administratorin im Ruhestand
Benutzeravatar

Registriert: Sonntag 23. Oktober 2005, 16:16
Beiträge: 1591
Wohnort: Berlinerin im tiefsten Sachsenlande
Also ich bin da ja auf die Übersetzung angewiesen und der Übersetzer Grawe bastelt da natürlich seine Sicht auf die Dinge rein. Und er übersetzt es so, dass Lady Russel Wentworth wohl gesehen hat. Anne ist sogar enttäuscht über sie (es steht da sogar, dass ihr Lady Russels Verhalten peinlich ist, oder verwechsle ich das?), weil sie ihr die Gardinen-Geschichte auftischt.

_________________
Gruß Sonja
"Zwei Dinge sind unendlich: das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher." Albert Einstein

Nach der EM ist vor der WM :aetsch:

Bild


Nach oben
 Profil  
 
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: Donnerstag 8. Dezember 2005, 14:02 
Offline
Archivarius

Registriert: Mittwoch 19. Oktober 2005, 08:04
Beiträge: 2744
Wohnort: Brandenburg
Julia hat geschrieben:
... Aber die Frage ist doch: Ist Annes Umgang mit Lady Russell so förmlich, dass diese Art Höflichkeit passend wäre?


Ich glaube, bei Jane Austen ist solch "förmlicher" Umgang auch und gerade in den Familien üblich... Ich denke da sofort an die "Umstände", die sich Mrs. Morland und Elinor in S&S machen, in der Frage, wie sie möglichst "taktvoll" mit Marianne über ihr "unschickliches Verhalten" bezgl. Willoughby reden sollen... Und im Salon zu Pemberley reicht es schon, wenn Miss Bingley in Georgianas Gegenwart die Miliz in Meryton erwähnt, um einen Skandal zu provozieren, den Elizabeth geistesgegenwärtig gerade noch abwenden kann... - ... bei den steifen Briten "redet man nicht darüber"! :wink:

In einer Gesellschaft, die so viel auf Selbstbeherrschung wert legt, ist, wenn man jeden Tag in einem kleinen Zimmer zusammenhocken muss, taktvolles "Wegsehen" eine wichtige Fertigkeit, die das Zusammenleben erträglicher macht...

Bruki

_________________
"There’s no one to touch Jane when you’re in a tight place. Gawd bless ’er, whoever she was."
(Rudyard Kipling, The Janeites)


Nach oben
 Profil  
 
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: Donnerstag 8. Dezember 2005, 14:05 
Offline
fußballbegeisterte Administratorin im Ruhestand
Benutzeravatar

Registriert: Sonntag 23. Oktober 2005, 16:16
Beiträge: 1591
Wohnort: Berlinerin im tiefsten Sachsenlande
Also hier nun derganze Wortlaut nach Lady Russels Gardinenpredigt:

"Anne seufzte und errötete und lächelte aus Mitleid und Verachtung - entweder für sich oder ihre Freundin."

Und hier das Original:
"Anne sighed and blushed and smiled, in pity and disdain, either at her friend or herself."

Ich find das eindeutig. Keine Interpretation von Grawe.

Und hier noch mal:
"She looked at her however, from time to time,
anxiously; and when the moment approached which must point him out,
though not daring to look again (for her own countenance she knew
was unfit to be seen), she was yet perfectly conscious of
Lady Russell's eyes being turned exactly in the direction for him--
of her being, in short, intently observing him. She could thoroughly
comprehend the sort of fascination he must possess over Lady Russell's mind,
the difficulty it must be for her to withdraw her eyes, the astonishment
she must be feeling that eight or nine years should have passed over him,
and in foreign climes and in active service too, without robbing him
of one personal grace!"

Das "overlook" ist für mich ganz eindeutig nicht im Sinne von "ihn einfach nicht wahrgenommen haben", sondern im Sinne von "ihn bewußt ignoriert zu haben" gebraucht.

Gruß

Sonja

_________________
Gruß Sonja
"Zwei Dinge sind unendlich: das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher." Albert Einstein

Nach der EM ist vor der WM :aetsch:

Bild


Nach oben
 Profil  
 
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: Donnerstag 8. Dezember 2005, 14:26 
Offline
Archivarius

Registriert: Mittwoch 19. Oktober 2005, 08:04
Beiträge: 2744
Wohnort: Brandenburg
... eine von den Austenschen Schreckschrauben hätte in der genannten Situation heftig mit den Armen gerudert und gekreischt: "Anne! Anne! Sieh nur, da geht doch dieser UNMÖGLICHE Kapitän!!!! - Mr. Wentworth, Mr. Wentworth - hier sind wir! Juhu, guck doch mal her, Mr. Wentworth, Deine alte Liebe Anne ist auch hier!!!" - Lady Russell versucht jedoch, die Situation mit einem smalltalk über das Wetter oder Gardinen taktvoll zu entschärfen - und gibt Anne dadurch die Möglichkeit, sich zu fassen...

Bruki

_________________
"There’s no one to touch Jane when you’re in a tight place. Gawd bless ’er, whoever she was."
(Rudyard Kipling, The Janeites)


Nach oben
 Profil  
 
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: Donnerstag 8. Dezember 2005, 19:06 
Offline
Braves Boardmitglied
Benutzeravatar

Registriert: Mittwoch 19. Oktober 2005, 21:30
Beiträge: 856
Wohnort: Wien
Hmm, ich hab das auch nie so wahrgenommen. Aber nach nochmaligem lesen könnte es schon so sein....

"....., und als der Augenblick da war, wo man ihn nicht mehr übersehen konnte, spürte sie deutlich, obwohl sie sich selbst nicht traute hinzusehen ( denn sie wußte ihr eigenes Gesicht hätte zuviel verraten), daß Lady Russell genau in seine Richtung blickte; kurz uns gut, daß sie ihn aufmerksam beobachtete."

Wo traute sie sich selbst nicht zu hinzusehen? Zu Lady Russell, oder zu Wentworth?
Wenn es Lady Russell ist, kann man nicht genau sagen wo ebendiese wirklich so gebannt hingesehen hat.
Meint sie Wentworth, wo hat sie dann hingesehen? Auf ihre Hände?

Das sie ihn aus Höflichkeit übersehen hat, kann ich trotzdem nicht als positiv empfinden. Anne hat niemanden mit dem sie sprechen kann, Lady Russell weiß daß ganz genau. Und das wäre ja wohl ein guter Zeitpunkt gewesen das ganze mal anzusprechen. Das die beiden sich in Bath ganz sicher noch über den Weg laufen würden konnte sie sich ja auch denken. Ja, vielleicht wäre es Anne peinlich gewesen mit ihr darüber zu reden, aber da ihr ja so viel an Lady Russells Meinung liegt, wäre sie sicherlich auch erleichtert gewesen, zu wissen was sie denkt.

Wenn Lady R. absichtlich nicht hinsieht, muß sie auch wahrgenommen haben das die Situation für Anne nicht einfach ist, da könnte man auch einfühlsamer vorgehen als eine Gardinen-Geschichte zu erfinden.

@Bruki: Ja die damaligen Regeln der Höflichkeit waren sicherlich sehr streng. Aber Marianne wollte ja offensichtlich nicht über Willoughby reden. Sie hätte es gekonnt, und hätte auch wohlwollende Zuhörer gehabt.
Anne kann gar nicht darüber sprechen, ob sie es nun will oder nicht.

_________________
Anscheinend lebe ich in einem Zustand tiefer Hypnose, und jedes Mal, wenn ich eine Postkarte abschicke, könnte ich Euphorie als Absender angeben.....Helene Hanff


Nach oben
 Profil  
 
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: Donnerstag 8. Dezember 2005, 19:35 
Offline
Kunstfertige Wortumdreherin und Meisterin im Freistil-Lesen
Benutzeravatar

Registriert: Mittwoch 19. Oktober 2005, 20:13
Beiträge: 4781
bruki, danke für deine kleine abhandlung, aber meiner meinung nach kann man die beziehung zwischen lady russell und anne nicht mit miss bingley und georgiana/elisabeth vergleichen. die ist doch ein ganz anderes kaliber, oder?
und zwischen "aufspringen und loskreischen" und "ignorieren" gäbe es auch noch ein paar reaktionsmöglichkeiten, denke ich. :wink:

@claudia: wenn du den absatz weiterliest, wird es deutlich. anne denkt ja nur, dass lady russell in seine richtung schaut, sie selbst traut sich nicht aufzublicken und sieht so im entscheidenden augenblick nicht, ob lady russell tatsächlich wentworth anschaut, oder eben nur in seine richtung. sie schaut GANZ woanders hin, und sieht so nicht mal ob wentworth SIE überhaupt gesehen hat. ich kopier mal die fragliche stelle aus dem orginal hier rein:

The following morning Anne was out with her friend, and for the first hour, in an incessant and fearful sort of watch for him in vain; but at last, in returning down Pulteney Street, she distinguished him on the right hand pavement at such a distance as to have him in view the greater part of the street. There were many other men about him, many groups walking the same way, but there was no mistaking him. She looked instinctively at Lady Russell; but not from any mad idea of her recognising him so soon as she did herself. No, it was not to be supposed that Lady Russell would perceive him till they were nearly opposite. She looked at her however, from time to time, anxiously; and when the moment approached which must point him out, though not daring to look again (for her own countenance she knew was unfit to be seen), she was yet perfectly conscious of Lady Russell's eyes being turned exactly in the direction for him-- of her being, in short, intently observing him. She could thoroughly comprehend the sort of fascination he must possess over Lady Russell's mind, the difficulty it must be for her to withdraw her eyes, the astonishment she must be feeling that eight or nine years should have passed over him, and in foreign climes and in active service too, without robbing him of one personal grace!

At last, Lady Russell drew back her head. "Now, how would she speak of him?"

"You will wonder," said she, "what has been fixing my eye so long; but I was looking after some window-curtains, which Lady Alicia and Mrs. Frankland were telling me of last night. They described the drawing-room window-curtains of one of the houses on this side of the way, and this part of the street, as being the handsomest and best hung of any in Bath, but could not recollect the exact number, and I have been trying to find out which it could be; but I confess I can see no curtains hereabouts that answer their description."

Anne sighed and blushed and smiled, in pity and disdain, either at her friend or herself. The part which provoked her most, was that in all this waste of foresight and caution, she should have lost the right moment for seeing whether he saw them


ich finde lady russell's erklärung mt den vorhängen so plausibel (und ungekünstelt!), dass ich beim besten willen nicht glauben kann, dass das nur höflichkeitsgeplänkel sein soll. *mitdemfussaufstampf*

aber ich finde diese variante trotzdem interessant, man müsste sich mal mit dem rest von lady russell auseinandersetzen um festzustellen, wieweit dieses verhalten zu ihr passt oder nicht. bis jetzt bin ich immer etwas über sie hinweggegangen, weil ich sie als etwas farblos empfinde.

ach, schade dass wir jane austen nicht einfach anrufen und fragen können. ;(


Nach oben
 Profil  
 
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: Donnerstag 8. Dezember 2005, 20:39 
Offline
fußballbegeisterte Administratorin im Ruhestand
Benutzeravatar

Registriert: Sonntag 23. Oktober 2005, 16:16
Beiträge: 1591
Wohnort: Berlinerin im tiefsten Sachsenlande
Siehst Du Julia. Und mir geht es genau anders herum. Ich kann die harmlose Gardinenvariante nicht glauben *auch mit dem Fuß aufstampf".

Sie lehnt es schon eher ab, mit Anne darüber zu reden, weil die Sache für sie ja erledigt ist. Und weil es für Anne zu nichts führen kann, sich weiterhin mit Captn. Wentworth zu beschäftigen. Zumal auch Lady Russel erkennen muss, dass sich Anne auf dem besten Weg zu einem ältlichen Fräulein befindet. Und das kann ihr nicht gefallen. Sie will sicher, dass Anne sich Wentworth aus dem kopf schlägt und sich lieber mit Mr. Eliott beschäftigt.

Eines ist jedenfall nach dem Text eindeutig: Anne ist sich sicher, dass Lady Russel ihn gesehen hat. Ob sie da irrt, da sie ja nicht wagt, sie anzusehen, sei mal dahingestellt.

"she was yet perfectly conscious of Lady Russell's eyes being turned exactly in the direction for him-- of her being, in short, intently observing him. She could thoroughly comprehend the sort of fascination he must possess over Lady Russell's mind, the difficulty it must be for her to withdraw her eyes, the astonishment she must be feeling that eight or nine years should have passed over him, and in foreign climes and in active service too, without robbing him of one personal grace!"

Oder eben auf Deutsch:
"....., und als der Augenblick da war, wo man ihn nicht mehr übersehen konnte, spürte sie deutlich, obwohl sie sich selbst nicht traute hinzusehen ( denn sie wußte ihr eigenes Gesicht hätte zuviel verraten), daß Lady Russell genau in seine Richtung blickte; kurz uns gut, daß sie ihn aufmerksam beobachtete."

Gruß

Sonja

_________________
Gruß Sonja
"Zwei Dinge sind unendlich: das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher." Albert Einstein

Nach der EM ist vor der WM :aetsch:

Bild


Nach oben
 Profil  
 
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: Donnerstag 8. Dezember 2005, 20:58 
Offline
Kunstfertige Wortumdreherin und Meisterin im Freistil-Lesen
Benutzeravatar

Registriert: Mittwoch 19. Oktober 2005, 20:13
Beiträge: 4781
^das ist ein missverständnis, glaube ich: die erzählstimme, ist anne's, nicht die vom ("allwissenden") erzähler. dieses stilmittel gibt es ganz oft bei jane austen, besonders in "emma". es wird etwas durch die augen einer person beschrieben und es klingt nur so, als wäre das auch die meinung des erzählers ("emma" ist ein paradebeispiel dafür, da sehen wir alles durch emmas augen und erfahren erst zu schluss die "wahrheit").

ich meine nur, das es deswegen nicht "absolut eindeutig" ist, das anne weiß, dass lady russell wentworth gesehen hat. sie glaubt es in diesem moment, dass sie ihn sehen muss, weil sie "in seine richtung" schaut, "direkt zu ihm". das tut sie auch. aber das heißt ja nicht automatisch, dass sie den captain auch tatsächlich sieht.

lady russell's gardinen-story kann man dann aber tatsächlich so oder so interpretieren.

(hach, das macht spaß! :) )


Nach oben
 Profil  
 
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: Donnerstag 8. Dezember 2005, 21:17 
Offline
fußballbegeisterte Administratorin im Ruhestand
Benutzeravatar

Registriert: Sonntag 23. Oktober 2005, 16:16
Beiträge: 1591
Wohnort: Berlinerin im tiefsten Sachsenlande
Das ist doch meine Rede. Anne ist ganz sicher, dass Lady Russel ihn willentlich übersieht. Bewiesen ist das nicht. Aber da Anne sie nun so gut kennt, überzeugt mich das.

Und klar erzählt uns JA ihre Geschichten oft aus dem Blickwinkel der Hauptperson. Wobei mir P&P da vielleicht als stärkstes Beispieleinfällt, nicht unbedingt Emma. Denn Emmas Fehlermerkt man schon beim Lesen und man weiß gar nicht so recht, was dieses verzogene Gör sich eigentlich einbildet. Aber Mr. Darcy sehen wir nur durch Lizzys Augen. Oh, wie führt sie uns doch da grandios in die Irre ;).

Gruß

Sonja

_________________
Gruß Sonja
"Zwei Dinge sind unendlich: das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher." Albert Einstein

Nach der EM ist vor der WM :aetsch:

Bild


Nach oben
 Profil  
 
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: Donnerstag 8. Dezember 2005, 21:25 
Offline
Kunstfertige Wortumdreherin und Meisterin im Freistil-Lesen
Benutzeravatar

Registriert: Mittwoch 19. Oktober 2005, 20:13
Beiträge: 4781
Sonja hat geschrieben:
Das ist doch meine Rede. Anne ist ganz sicher, dass Lady Russel ihn willentlich übersieht.


*verwirrt* genau das verstehe ich eben nicht: wo liest du das??


Nach oben
 Profil  
 
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: Donnerstag 8. Dezember 2005, 22:08 
Offline
Braves Boardmitglied
Benutzeravatar

Registriert: Mittwoch 19. Oktober 2005, 21:30
Beiträge: 856
Wohnort: Wien
Ja, natürlich sieht sie nicht in Wentworths Richtung, weil sie ja dann nicht weiß ob er sie gesehen hat. Bin anscheinend leicht durch den Wind :D

Zitat:
quote:
--------------------------------------------------------------------------------
Originally posted by Sonja
Das ist doch meine Rede. Anne ist ganz sicher, dass Lady Russel ihn willentlich übersieht.
--------------------------------------------------------------------------------

*verwirrt* genau das verstehe ich eben nicht: wo liest du das??


Für mich liest sich das auch nicht sicher heraus.
Anne ist sich bis zu dem Zeitpunkt sicher, das Lady R. ihn sieht, bis sie von den Gardinen anfängt zu erzählen. Das steht für mich fest.

Der folgende Satz ist schwierig zu interpretieren:

"Anne seufzte und errötete und lächelte aus Mitleid und Verachtung - entweder für sich oder ihre Freundin."

*Anne empfindet Mitleid und Verachtung für sich selbst, weil sie glaubt nur weil sie diesen Moment für soo bedeutungsvoll empfindet, muß das der Rest der Welt auch tun. Es ist ihr peinlich, deshalb errötet sie.

*Anne empfindet Mitleid und Verachtung für Lady R., weil sie glaubt sie hat den Capt. absichtlich übersehen, und sie tischt ihr deshalb irgendeine fadenscheinige Ausrede auf. Auch das ist ihr sehr peinlich, für sie beide.:oops:

Kann man so oder so sehen :nixweiss:

Ich schwanke eigentlich minütlich. Mir erscheinen beide Versionen sehr plausibel. Ich kann mir beides gut vorstellen.

Am Anfang des Buches kritisiert Lady R. den Capt. "er sei zu geistreich". Ich halte sie für nicht sehr geistreich ( soweit ich das beurteilen kann :D ). Sie ist sicherlich integer, verläßlich, hat ihre festen Standpunkte...aber
das sie sich diese Geschichte einfach so einfallen läßt? Naja, vielleicht unterschätze ich sie ja auch.

_________________
Anscheinend lebe ich in einem Zustand tiefer Hypnose, und jedes Mal, wenn ich eine Postkarte abschicke, könnte ich Euphorie als Absender angeben.....Helene Hanff


Nach oben
 Profil  
 
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: Donnerstag 8. Dezember 2005, 23:48 
Offline
fußballbegeisterte Administratorin im Ruhestand
Benutzeravatar

Registriert: Sonntag 23. Oktober 2005, 16:16
Beiträge: 1591
Wohnort: Berlinerin im tiefsten Sachsenlande
Na hier:

"... daß Lady Russell genau in seine Richtung blickte; kurz und gut, daß sie ihn aufmerksam beobachtete"

Wie kann man jemanden beobachten, den man nicht sieht? Nach der Gardinen-Geschichte hören wir nicht von: oh, da hab ich mich wohl geirrt. Oder oh, sie hat ihn gar nicht gesehen. Sondern wir lesen:
"Anne seufzte und errötete und lächelte aus Mitleid und Verachtung - entweder für sich oder ihre Freundin."

Ein ganz klarer Fall für mich.

Claudia:
"Anne empfindet Mitleid und Verachtung für sich selbst, weil sie glaubt nur weil sie diesen Moment für soo bedeutungsvoll empfindet, muß das der Rest der Welt auch tun. Es ist ihr peinlich, deshalb errötet sie."
Tja, das würde erklären, warum sie Mitleid oder Verachtung für sich selbst empfindet. Aber warum in diesem Fall Mitleid oder Verachtung für Lady Russel?

Da klingt doch deine zweite Erklärung viel logischer:
Anne empfindet Mitleid und Verachtung für Lady R., weil sie glaubt sie hat den Capt. absichtlich übersehen, und sie tischt ihr deshalb irgendeine fadenscheinige Ausrede auf. Auch das ist ihr sehr peinlich, für sie beide.

Viele Grüße

Sonja

_________________
Gruß Sonja
"Zwei Dinge sind unendlich: das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher." Albert Einstein

Nach der EM ist vor der WM :aetsch:

Bild


Nach oben
 Profil  
 
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: Donnerstag 8. Dezember 2005, 23:58 
Offline
Austenexperte

Registriert: Samstag 22. Oktober 2005, 21:38
Beiträge: 919
Ich glaube auch, dass Lady Russell Wentworth gesehen hat. Die Gardinen sind nur eine "billige" Ausrede. Wäre sie wirklich an den Gardinen interessiert gewesen, hätte sie Anne schon vorher darauf aufmerksam gemacht (und Jane Austen hätte es auch so geschrieben).
Man sollte übrigens wirklich berücksichtigen, dass Lady Russell Engländerin ist. Engländer reden wirklich nicht gerne über Dinge, die (ihnen) unangenehm (vielleicht auch peinlich) sind. Und diese Situation ist für Lady Russell eindeutig unangenehm. Ich glaube Jane Austen ist immer noch so beliebt, da sie Personen (Charaktere) beschreibt. denen wir heute auch noch begegnen (besonders in England!!!)


Nach oben
 Profil  
 
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: Freitag 9. Dezember 2005, 08:44 
Offline
Archivarius

Registriert: Mittwoch 19. Oktober 2005, 08:04
Beiträge: 2744
Wohnort: Brandenburg
danke meli.

Bruki

PS: @Julia: Ich habe die beiden anderen Romankonstallationen nicht mit Persuasion gleichgesetzt, sondern in einem einzigen Aspekt miteinder verglichen (nämlich unter dem Gesichtspunkt der "schwierigen" Gratwanderung zwischen "britischer Zurückhaltung" und "familiärer Einmischung"). - Natürlich wäre Marianne gerne bereit, über ihren Liebling Willoughby zu sprechen, doch nicht nur sie hätte ein Problem damit, von ihren Verwandten kritisiert zu werden. Genau das, meine ich, war das Problem vor dem Mutter und Schwester standen: Wie redet man taktvoll mit der emotional-unberechenbaren Marianne, ohne das jemand das Gesicht verliert?

Höfliches Verhalten achtet grundsätzlich die Integrität des Gegenüber. - Da sich Marianne nicht selbst kontrolliert, wie es die Etikette (und Jane Austen) erwartet, wäre ein Eingriff nahestehender Personen notwendig, diese Intervention jedoch würde das Verhalten Mariannes von einem noch zu tolerierenden in den Status eines Fehlverhaltens befördern... Vor diesem Toleranz-Problem stehen auch heute noch alle, die die Frage beantworten müssen: Mische ich mich jetzt ein oder ignoriere ich das?

_________________
"There’s no one to touch Jane when you’re in a tight place. Gawd bless ’er, whoever she was."
(Rudyard Kipling, The Janeites)


Nach oben
 Profil  
 
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:  Sortiere nach  
Ein neues Thema erstellen Dieses Thema ist gesperrt. Du kannst keine Beiträge editieren oder weitere Antworten erstellen.  [ 234 Beiträge ]  Gehe zu Seite Vorherige  1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8  Nächste

Alle Zeiten sind UTC + 1 Stunde


Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 2 Gäste


Ähnliche Beiträge

Group Read Mansfield Park
Forum: Groupreads
Autor: Benjamin
Antworten: 81
Mansfield Park - außerhalb des Group Read
Forum: Mansfield Park
Autor: Benjamin
Antworten: 347
Group Read Stolz und Vorurteil
Forum: Groupreads
Autor: Sonja
Antworten: 528
Group Read Lady Susan (abgebrochen)
Forum: Groupreads
Autor: Ulli
Antworten: 57
Group Read "Verstand und Gefühl"
Forum: Groupreads
Autor: Julia
Antworten: 225

Tags

Bücher, Erde, Übersetzung

Du darfst keine neuen Themen in diesem Forum erstellen.
Du darfst keine Antworten zu Themen in diesem Forum erstellen.
Du darfst deine Beiträge in diesem Forum nicht ändern.
Du darfst deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen.
Du darfst keine Dateianhänge in diesem Forum erstellen.

Suche nach:
Gehe zu:  
cron
Powered by phpBB® Forum Software © phpBB Group



Bei iphpbb3.com bekommen Sie ein kostenloses Forum mit vielen tollen Extras
Forum kostenlos einrichten - Hot Topics - Tags
Beliebteste Themen: Liebe, Uni, USA, Erde, Bücher

Impressum | Datenschutz