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 Betreff des Beitrags: Group Read Mansfield Park
BeitragVerfasst: Donnerstag 20. Oktober 2005, 08:55 
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Glückspilz
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Registriert: Mittwoch 19. Oktober 2005, 10:59
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Hallo an alle Freunde und Leser von MP!

Nachdem im anderen Forum alles drunter und drüber ging (und geht), denke ich, dass man die Diskussion hier weiterführen sollte!

Ich kopiere mal so den einen oder anderen der letzten Beiträge im anderen Forum hierher, dann wissen wir, wo wir stehen!

Grüße, Benjamin


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Verfasst: Donnerstag 20. Oktober 2005, 08:55 


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BeitragVerfasst: Donnerstag 20. Oktober 2005, 09:09 
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Glückspilz
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Registriert: Mittwoch 19. Oktober 2005, 10:59
Beiträge: 109
Wohnort: Heidelberg
Von Julia!!!
kapitel 30 besteht ausschließlich aus dem gespräch zwischen henry und mary, bei dem er ihr erzählt fanny heiraten zu wollen. aus dem "in-mich-verliebt-machen" ist verliebtsein (liebe?) seinerseits geworden. ein beliebtes motiv... mary empfindet henrys zuneigung als großen gewinn und große ehre für fanny.
gilt das auch als "beurteilung der charaktere anhand ihrer familiären bindungen" von der bruki geschrieben hat?
wenn ja, dann ist mir mary immernoch eher sympathisch. gerade dass ihr überhaupt nicht in den sinn kommt, das fanny henry NICHT mögen könnte.
bezeichnend allerdings auch, dass sie in einem früheren kapitel nichts dagegen hatte, dass fanny henrys nächstes "opfer" wird.
ich finde, es kommt irgendwie durch, dass sie die liebe/ehe insgeheim doch sehr ernst nimmt und in ehren hält, auch wenn sie eher und später im buch so leichtfertig davon spricht. ihre zuneigung zu edmund bzw. ihr "kampf" gegen sich selbst (und ihn) sind auch ein indiz dafür, denke ich.
und was auch auffällig ist: mary bringt mal wieder das thema der ehe zwischen ihrem onkel und ihrer tante auf den tisch.
auch das hat sie in ihrer einstellung beeinflusst.

mary ist ein sehr interessanter charakter finde ich, und jane austen entwickelt ja auch erst sehr spät im buch etwas für sie, damit wir sie schlussendlich dann doch NICHT mehr sympathisch finden können/dürfen.



Von mir... :)
Ich muss sagen, dass es mir ähnlich ging wie dir, Julia, bei der Lektüre des 30. Kapitels: Ich finde, dass man hier seeeehr viel Sympathie sowohl für Mary als auch für Henry entwickeln kann. Es sieht tatsächlich so aus, als hätte Henry echte und sehr tiefe Gefühle für Fanny entwickelt! Das hat mich ein wenig überrascht, wo er doch in den Kapiteln beim Theater sehr schlecht wegkommt (das Hin-und-Her zwischen Julia und Maria, dann die heftigen und offensichtlichen Flirts zwischen ihm und Maria vor Mr. Rushworths Augen...)!


Von Hazel
Ärgert dich das nicht, dass ein Charakter, den du stellenweise so positiv findest, hinterher doch sein Fett abkriegt?


von Julia
ich find den charakter ja nicht wirklich "positiv". das wäre zuviel gesagt... aber ich kann sie stellenweise verstehen. sehr gut sogar.
der charakter kippt ja auch erst am schluss so extrem, finde ich. (bei dem gespräch zwischen ihr und edmund, über henry's und maria's flucht usw.


... und wieder von mir...
Das 31. Kapitel: Henry Crawford informiert Fanny darüber, dass (durch seine Vermittlung) ihr Bruder William zum Lieutenant befördert wurde - sehr zu ihrer Freude natürlich. Nun kann er es wagen und ihr Avancen machen, die wiederum Fanny in tiefste Verzweiflung stürzen. Der Abend wird schwierig für sie: Ein Brief von Mary und die Aufmerksamkeit von Henry machen die ganze Angelegenheit nicht besser - so ist sie froh, als der Abend endlich vorüber ist.
Das 32. Kapitel: Sir Thomas kommt zu Fanny und teilt ihr den Heiratsantrag von Henry Crawford mit. Nachdem sie völlig in Tränen aufgelöst ist, weil sie ihn nicht liebt (und seinen Charakter suspekt findet), wirft ihr Sir Thomas unter anderem Undankbarkeit vor. Man einigt sich darauf, dass Fanny selbst mit Henry reden soll, um ihm ihre Gründe mitzuteilen.
Abends hat sich die Situation wieder ein wenig entkrampft: Niemand außer Sir Thomas und Fanny selbst weiß von dem Antrag. Doch dann kommt der Butler und bittet Fanny in Sir Thomas´ Zimmer, wo sie Henry trifft.

Sehr interessant wieder das weiter gesponnene Psychogramm von Mrs. Norris, die an allem was auszusetzen hat (z.B. dass Fanny nach dem für sie schlimmen Gespräch nach draußen ging, ohne ihre Tante zu fragen, ob sie ihr was mitbringen kann) und sich selbst vor allem viel zu wichtig nimmt (sie bezieht ja den Auftrag des Butlers zuerst auf sich und ist ganz aufgelöst, als sie merkt, dass sie sich geirrt hat.).

Nun tut mir auch Fanny sehr Leid - sie leidet wirklich , und JA hat das sehr gut rübergebracht! Auch ihre Argumente (die natürlich nur Fanny und wir als Leser kennen) kann ich gut nachvollziehen: Sie sagt, dass weder sie Henry noch Henry sie glücklich machen wird, da von ihrer Seite keine Liebe da ist. Außerdem zweifelt sie an Henrys Charakter, vor allem aufgund der Geschehnisse rund ums Theater!


So, hoffentlich war das jetzt nicht zu lang - aber so sind wir einigermaßen wieder "up to date"!
Grüße, Benjamin


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BeitragVerfasst: Donnerstag 20. Oktober 2005, 10:48 
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Kunstfertige Wortumdreherin und Meisterin im Freistil-Lesen
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Registriert: Mittwoch 19. Oktober 2005, 20:13
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gute idee!

hier kann man den rest des threads nachlesen.

ich finde das gespräch zwischen sir thomas und fanny im east room nach henrys antrag ganz herzzerreißend. hier kann ich zumindest zum ersten mal die immerwieder angesprochene parallele zu "jane eyre" erkennen. fanny schreit und prügelt sich zwar nicht, aber das innere(!) revoltieren, die ungerechtigkeit der vorwürfe, fannys leiden... die ausweglosigkeit ihrer situation sind trotzdem (umsomehr?) spür- und nachvollziehbar, finde ich.

ich mag diesen teil des buches (volume 2 in der orginalausgabe) am allerliebsten. wie sich alles verdichtet, was im ersten teil aufgebaut wurde. die szenen bei den grants und "zu hause"... ganz grandios!!


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 Betreff des Beitrags: Welches Kapitel?
BeitragVerfasst: Samstag 22. Oktober 2005, 21:43 
Nun bin ich auch wieder da :lol: .

Tolle Idee, Benjamin, einige Kapitel hier zu wiederholen.

Auch der Link zum alten Board ist hilfreich, Julia, nur leider komme ich momentan schlecht hin (mein PC hat wahrscheinlich Virus). Deshalb kann ich die Postings von Seite 2 nicht lesen, und weiß nicht, wie weit ihr gekommen seid.

Ich war eine Woche im Krankenhaus, natürlich mit Mansfield Park :mrgreen: , und habe in meiner Verzweiflung bis Kapitel 44 gelesen. Offiziell wären wir morgen, Sonntag, bei Kapitel 42. Wie weit seid ihr gekommen?

Zur Zeit finde ich das Buch wieder sehr spannend.


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BeitragVerfasst: Samstag 22. Oktober 2005, 22:40 
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Kunstfertige Wortumdreherin und Meisterin im Freistil-Lesen
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öhm... ich les gar nicht mit. 8) das letzte, was wir besprochen haben, hat benjamin oben reinkopiert, kapitel 32.

dann erzähl mal. :wink:


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BeitragVerfasst: Sonntag 23. Oktober 2005, 10:43 
Ab Kapitel 30 ist mir das Lesen schwergefallen, weil Fanny so unter Druck gesetzt worden ist. Niemand hat ihre Beweggründe verstanden, jeder hat nur die positiven Aspekte einer gemeinsamen Zukunft von Henry und Fanny ans Licht gehoben. Ich habe mit Fanny gelitten :cry:.

Hazel

PS: Super, dass sich die Smilies gleich an den richtigen Ort plazieren.


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BeitragVerfasst: Sonntag 23. Oktober 2005, 18:25 
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Kunstfertige Wortumdreherin und Meisterin im Freistil-Lesen
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ja, es stimmt schon, "schön" ist es nicht. aber interessanter, als wenn alles glatt läuft, oder??
am traurigsten finde ich, wenn sie mit edmund darüber spricht. (und admund mit mary) und gerade ER es nicht versteht, bzw. ihr "gut zuredet".


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BeitragVerfasst: Sonntag 23. Oktober 2005, 19:09 
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Archivarius

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Ich fand auch, dass der Roman wie ein Fluss gebaut ist: Am Anfang sprunghaft und mit Stromschnellen (Fannys Versetzung nach Mansfield Park, die Fahrt nach Sotherton, das Theaterstück in Mansfield Park... immer passiert etwas spannendes und man ist durch Fanny immer hautnah dabei), dann wird es jedoch immer "epischer": Fannys Weigerung Cranford zu heiraten, und das Tempo nimmt immer mehr ab: Bis der Fluss der Handlung schließlich zu stehen scheint, wenn Fanny ohne Möglichkeit der direkten Einflussnahme in Portsmouth ausharren muss... Das ist gewissenmaßen die breite Mündung ehe er sich in den Ozean ergießt...

Aber vielleicht will uns Jane Austen etwas einschläfern, auf das uns die kommenden Sensationen umso heftiger aufrütteln... :P

Bruki

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"There’s no one to touch Jane when you’re in a tight place. Gawd bless ’er, whoever she was."
(Rudyard Kipling, The Janeites)


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BeitragVerfasst: Sonntag 23. Oktober 2005, 20:19 
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Kunstfertige Wortumdreherin und Meisterin im Freistil-Lesen
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ein schöner vergleich! der mittelteil ist genau mein tempo... :wink:
wenn fanny in portsmouth ist verliere ich regelmäßig das interesse.

dann fasse ich mal kurz zusammen:

kapitel 33 ein weiteres gespräch zwischen hanry und fanny überzeugt diese zu sir thomas verwunderung immernoch nicht. er gibt die versprochene diskretion auf und erzählt fannys tanten von dem antrag.
das kapitel ist fast ausschließlich in indirekter rede geschrieben.

kapitel 34 edmund kommt zurück. ein dinner bei den bertram's zu dem hery eingeladen ist. er beeindruckt fanny gegen ihren willen durch sein gutes vorlesen eines teiles aus "henry the 8th"(!). das gespräch kommt dadurch schnell auf das theater, was fanny wieder zurück "auf den boden" bringt. edmund und henry sprechen erneut über die pfarre, henrys äußerungen wecken fannys missbilligung. henry zwingt ihr ein privates gespräch auf, in dem er zu erfahren versucht, welche fehler sie in ihm sieht.
teilweise wird das geschehen aus edmunds sicht geschildert.

kapitel 35 besteht ausschließlich aus dem gespräch zwischen fanny und edmund. er zeigt mitgefühl, versteht aber nicht wirklich fannys abneigung und schmerz (auch weil sie nicht 100% ehrlich ihm gegenüber sein kann). sein kopf ist immernoch voll mit mary.

kapitel 36 marys abschiedsbesuch, bei dem sie alles verschlimmert. sie löst das "geheimnis" um die kette auf und zeigt wieder wie meilenweit sie davon entfernt ist, echtes verständnis für fanny aufzubringen.
die crawfords reisen ab nach london.

kapitel 37 fanny ist erleichtert, sir thomas beschließt, dass henry vermisst werden soll (um fanny umzustimmen bzw. zur vernunft zu bringen) und ebtwickelt den plan, dass fanny william nach portsmouth begleitet und einen besuch bei ihrer familie, die sie seit 8 jahren nicht gesehen hat zu machen.
fanny und william reisen ab


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BeitragVerfasst: Dienstag 25. Oktober 2005, 17:57 
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Archivarius

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... ich hab mal über die Frage nachgedacht, was wäre wohl gewesen, wenn Fanny und Crawford geheiratet hätten... und was geschehen wäre wenn Mary Crawford und Edmund Bertram geheiratet hätten... Zur Zweiten sagt Ashton Dennis in seinem Essay ja, dass wir das Ergebnis solcher Missheirat in George Elliots "Middlemarch" besichtigen können...

Ich denke, eine Beschreibung der katastrophalen Ehe von Fanny und Crawford können wir bei Anne Bronte in "Die Erbin von Wildfell Hall" finden...

Was denkt ihr?

Bruki

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BeitragVerfasst: Dienstag 25. Oktober 2005, 19:07 
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Kunstfertige Wortumdreherin und Meisterin im Freistil-Lesen
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Registriert: Mittwoch 19. Oktober 2005, 20:13
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ich hab weder das eine noch das andere bisher zuende gelesen :oops:

aber über henry und fanny als ehepaar hab ich auch schon öfter nachgedacht. beim lesen gewinnt man zumindest den eindruck, würde edmund mary heiraten und henry sich weiter "bessern", so wie es sich bei seinem besuch in portsmouth herausstellt ... wäre es nicht unwahrscheinlich, dass fanny "weich" wird.

zumindest gibt es im buch kein anne-elliot-statement wie das, dass "her union could not seperate her more from other men than their final seperation".


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BeitragVerfasst: Mittwoch 26. Oktober 2005, 07:05 
Ich habe die beiden Bücher auch noch nicht gelesen.

Aber ich habe auch nicht den Eindruck (beim erstenmal lesen), dass Fanny umkippen könne (allerdings kenne ich auch den Schluß :wink: ). Allerdings finde ich folgendes erstaunlich: Sir Bertram hätte von seinen eigenen Kindern Folgsamkeit/Dankbarkeit erwartet. Fanny ist anscheinend "immun" dagegen, falsche Dankbarkeit zu zeigen. Ist das deshalb, weil sie nie "verwöhnt" wurde, wie Maria und Julia?


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BeitragVerfasst: Mittwoch 26. Oktober 2005, 07:56 
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Archivarius

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Hallo Group Reader,

in "Middlemarch" geht es unter anderem um einen jungen idealistischen Arzt, der eine vielversprechende wissenschaftliche Karriere vor sich hat, und der durch die Heirat mit einem oberflächlichen und egoistischen Mädchen sein ganzes Leben ruiniert... Wem das Buch zu dick ist, dem sei die BBC-Verfilmung (Scriptwriter: Andrew Davies!) empfohlen...

In "Die Herrin von Wildfell Hall" geht es um die Ehe eines jungen naiven Mädchens, Helen Huntington (aka Graham), mit einem verderbten brutalen Säufer und Salonhelden, Arthur Huntingdon, der wie Henry Crawford eine blendende Fassade um sich herum errichtet und so die junge Frau am Anfang über sein wahres Wesen täuschen kann... Im Verlauf der immer weiter eskalierenden Ehedramas knallt die Heldin dem betrunkenen Ehemann die Schlafzimmertür vor der Nase zu (Maletzke sagt dazu in ihrer Bronte Biografie, dass der Knall dieser Tür durch die gesamte Viktorianische Gesellschaft gehallt wäre: Erstmalig in der Literatur setzt sich eine gebeutelte Ehefrau gegen ihren Mann durch, indem sie ehelichen Sex verweigert!). Später flieht Helen mit ihrem Kind vor ihrem Mann und arbeitet als Malerin (ebenfalls ein erster literarischer Versuch, eine Frau als selbstbestimmte Person zu gestalten, die einen Beruf ergreift, um nicht mehr auf das Geld eines Mannes angewiesen ist). Die Stärken des Buches liegen in der sehr realistischen Darstellung der Auseinandersetzungen der Eheleute - die kleine, stille Anne Bronte, meist wird sie im Vergleich mit ihren beiden älteren Schwestern unterschätzt -, hatte es faustdick hinter den Ohren, stille Wasser sind tief! (Maletzke vermutet, die Kenntnisse von besoffenen Männern und ihrem Verhalten hätte Anne bei Bruder Branwell gelernt und das Verhalten von "feinen" Eheleuten, die sich auf hohem und niedrigstem Niveau gegenseitig fertigmachen, in ihrer Zeit als Gouvernante). Bezüglich ihrer moralischen Ansprüche an sich und hre Umwelt stehen sich Helen Huntington und Fanny Price übrigens in nichts nach - und auch der Frauenliebling Arthur Huntingdon scheint mir ein getreuer Nachfolger Henry Crawfords zu sein.

Wie ihr seht: Ich glaube nicht daran, dass Fanny Crawford gebessert haben würde... Die Ehe der beiden wäre die Hölle für Fanny... Und auch bei Mary Crawford und Henry Bertram sehe ich eher schwarz in bezug auf eine glückliche Ehe...

Bruki

PS: Den Anhängerinnen einer emanzipatorischen Lesart der Austen-Romane sei "Die Herrin von Wildfell Hall" ans Herz gelegt: Hier sind wirklich radikal-feministisch-emanzipatorische Züge angelegt worden... Obwohl das Ende nicht überzeugen kann... Denn soweit geht Anne Brontes Feminismus nun auch nicht, dass sie am Ende ihre Heldin ohne Ehemann und Versorgung per Erbschaft in der Welt stehen lässt...

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 Betreff des Beitrags: Kapitel 38 bis 45
BeitragVerfasst: Mittwoch 26. Oktober 2005, 17:52 
Kap. 38
Fanny und William reisen nach Portsmouth. Fanny sieht nach langer Zeit ihre Eltern und Geschwister wieder. Susan und Betsey streiten um das silberne Messer.

Kap. 39 Nach der Abreise von William: Fanny erkennt die Unzulänglichkeiten (stark untertrieben!) ihrer Familie. Sie macht sich nützlich.

Kap. 40 Erster Brief von Mary Crawford an Fanny. Fanny wird Kundin einer Leihbücherei und unterstützt Susan.

Kap. 41 Henry Crawford besucht Fanny in Portsmouth und lernt ihre Familie kennen.

Kap. 42 Fanny ist nun seit vier Wochen bei ihren Eltern in Portsmouth.

Kap. 43 Wieder ein Brief von Mary Crawford an Fanny, indem Mary erzählt, wie angetan ihre Freundinnen in London von Henry waren. Der Leser erfährt Fanny´s Meinung über Mary Crawford.

Kap. 44 Endlich kommt der ersehnte Brief von Edmund an. Er hat sich noch entschieden. Aus einem Brief Lady Bertram´s erfährt Fanny von Tom´s Krankheit.

Kap. 45 Tom geht es schlechter, als Lady Bertram es schildert. Von Edmund bekommt Fanny genauere Auskünfte. Mary Crawford erkundigt sich nach Tom´s Gesundheit – nicht ohne Hintergedanken.


Endlich einmal eine deutliche Aussage Fanny´s, warum sie Mary Crawford für einen zweifelhaften Charakter hält. Das ist bisher nicht so deutlich geworden.


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 Betreff des Beitrags: Die letzten drei Kapitel ...
BeitragVerfasst: Mittwoch 26. Oktober 2005, 18:02 
Danke für deine Erklärung der beiden Bücher, Bruki. Ich habe - so ganz allgemein - den Eindruck, dass die Bücher früher teilweise sehr deftig verfasst wurden (nicht nur von den Brontes).

Von Mansfield Park sind es noch drei Kapitel, die zu lesen sind. Also ... Endspurt ....


Mir geht ein Satz Sonja´s im Kopf herum: Was will uns JA mit Mansfield Park sagen?

Ich überlege mal in diese Richtung: ich glaube, dass JA die Gefühle und Erkenntnisse, die sie Fanny zuschreibt, selbst auch gekannt hat (ich sage nicht, dass JA Fanny ist!)

Es ist doch so, dass Fanny die Mängel und Versäumnisse anderer erkennt, aber – um nicht als undankbar zu gelten – nicht dagegen antritt, sondern schweigt (würde sie etwas sagen, würde das schlimmeres heraufbeschwören, als wenn sie schweigt). Sie hat schließlich nicht die Rechte, die andere Familienmitglieder haben.

Sicher konnte JA auch nicht immer sagen, was sie dachte. Ich glaube, sie tat es trotzdem oft (sie war für ihre Spitzzüngigkeit bekannt!). Aber es heißt auch (irgendwo), dass JA wie ein Kleiderhaken in der Ecke stand. Wahrscheinlich hat sie manchmal einfach den Mund gehalten. Und indem sich JA ausgemalt hat, wie es wäre, öfter zu schweigen als zu reden, hat sie Fanny erschaffen.

Sie beschreibt also Fanny und malt sich aus, wohin es führt, wenn man seine Meinung immer für sich behält. So zeigt sich dem Leser ein schweres Leben ohne viel Glück. Trotzdem gibt es ein Happy-End.

Fazit: Auch wer (scheinbar) viel einstecken muss, endet glücklich. Man muss sich eben treu bleiben.


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BeitragVerfasst: Mittwoch 26. Oktober 2005, 19:11 
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Kunstfertige Wortumdreherin und Meisterin im Freistil-Lesen
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Registriert: Mittwoch 19. Oktober 2005, 20:13
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ich denke, jane austen war keine moralistin, auch wenn mansfield park sehr moralisch und belehrend wirkt im vergleich zum rest.
ich finde mansfield park interessant, gerade weil es so anders ist. weil fanny und edmund so anders sind. als paar/als helden.
sechs romane mit elisabeth und darcy wären doch ziemlich langweilig... :wink:

bruki hat geschrieben:
Den Anhängerinnen einer emanzipatorischen Lesart der Austen-Romane sei "Die Herrin von Wildfell Hall" ans Herz gelegt: Hier sind wirklich radikal-feministisch-emanzipatorische Züge angelegt worden... Obwohl das Ende nicht überzeugen kann... Denn soweit geht Anne Brontes Feminismus nun auch nicht, dass sie am Ende ihre Heldin ohne Ehemann und Versorgung per Erbschaft in der Welt stehen lässt...


ich denke mal, das ist an mich gerichtet?? :wink: diese "radikal-emanzipatorisch-feministischen" züge waren genau der grund, warum ich das buch nicht zu ende gelesen habe. ich fand es unerträglich platt (aus heutiger sicht) und plakativ.
da ist mir der austen-"feminismus" um längen lieber. :)


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BeitragVerfasst: Donnerstag 27. Oktober 2005, 09:48 
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Archivarius

Registriert: Mittwoch 19. Oktober 2005, 08:04
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Wohnort: Brandenburg
Julia hat geschrieben:
ich denke, jane austen war keine moralistin, auch wenn mansfield park sehr moralisch und belehrend wirkt im vergleich zum rest.
....
ich denke mal, das ist an mich gerichtet?? :wink: diese "radikal-emanzipatorisch-feministischen" züge waren genau der grund, warum ich das buch nicht zu ende gelesen habe. ich fand es unerträglich platt (aus heutiger sicht) und plakativ. da ist mir der austen-"feminismus" um längen lieber. :)


Na ja, heute seit ihr vielleicht auch etwas übersättigt mit solchen Sachen... Aber früher war das wohl wirklich ein ziemlicher Skandal... Ich hab die Szene mit der zuknallenden Schlafzimmertür z.B. überlesen, obwohl ich die Biografie schon kannte... Die Zeiten haben sich geändert und wie sehr, das sieht man daran, wie wir heute auf solche Bücher wie "Jane Eyre" oder "Wildfell Hall" reagieren...

Warum sagst Du, Jane Austen war keine Moralistin? Fasst Du den Versuch die Menschen moralisch zu bessern als etwas negatives auf?

Ich glaube schon, dass Jane Austen neben dem Willen mit ihren Büchern Geld zu verdienen :wink: auch zur Verbesserung der Menschen beitragen wollte... Sie wollte ihren Zeitgenossen Beispiele und Vorbilder vor Augen halten, um sie zu beeinflussen. Und da sie wusste, dass man mit platter Propaganda nur dumme Menschen beeindrucken kann, liess sie solche plakativen Gestalten lieber weg und bevorzugte in ihren Werken realistischere Charaktere... Sie war damit vielen ihrer zeitgenössischen Kollegen um Jahre voraus...

Vielleicht kommt uns heutigen abgebrühten Zynikern der naive(?) Glauben an die moralische Besserung der Menschen per Roman etwas lächerlich vor... Jane Austen hatten damit aber wahrscheinlich noch nicht so große Probleme wie wir...

Bruki

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BeitragVerfasst: Donnerstag 27. Oktober 2005, 12:50 
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Austenexperte
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Registriert: Montag 24. Oktober 2005, 12:19
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Ich halte Austen sehr wohl für eine Moralistin, eben das unterscheidet sie - neben ihrem Humor - von Autoren, die reine Liebesromane schreiben, denn auf den 1. Blick schreibt Austen ja Liebesgeschichten.

Man sieht es schon an zwei ihrer Buchtitel: "Stolz und Vorurteil" sowie "Verstand und Gefühl". Sie zeigt, was passieren kann, wenn das eine oder das andere überhand nimmt. Von der lebenslang untadligen Fanny Price mal abgesehen, müssen alle Heldinnen ihre Verhaltensmuster/ihre eigene Moral überdenken, zu einem besseren Menschen werden, um zu einem Ehemann zu kommen.

Ich denke Austen drehte sich im Grabe rum, wenn man ihr den moralischen Anspruch abspräche.


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BeitragVerfasst: Donnerstag 27. Oktober 2005, 13:04 
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Ja, schade das der alte Thread nicht mehr da ist. Da hatte jemand erklärt, dass der Sinn des Buches MP ganz klar sei. Da ich es nun zum 3. Mal gelesen habe, ohne dahinter zu steigen, wäre ich sehr gespannt auf diese Erklärung gewesen.

Ich mag alle Austen-Heldinnen, die eine mehr, die andere weniger. Nur Fanny nervt mich ganz gewaltig. Diese scheinheilige Bescheidenheit, die am Ende doch nur eine unglaubliche Arroganz bemäntelt, kann ich einfach nicht ertragen. Dann dieser Langweiler Edmund, blickt überhaupt nichts. Sie zeigt erst, dass auch ein Mr Crawford sich ändern kann, wenn er sich darum bemüht. Warum verfolgt sie diesen Strang nicht weiter? Ich kann es nicht begreifen. Damit hätte sie sogar das Muster mit den "bad boys", die sich in jedem ihrer Romane finden, durchbrochen. Also, was zum Teufel wollte sie uns mit diesem Buch sagen? :nixweiss:

_________________
Gruß Sonja
"Zwei Dinge sind unendlich: das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher." Albert Einstein

Nach der EM ist vor der WM :aetsch:

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BeitragVerfasst: Donnerstag 27. Oktober 2005, 13:35 
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Glückspilz
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Registriert: Mittwoch 19. Oktober 2005, 10:59
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Wohnort: Heidelberg
Zitat:
Sie zeigt erst, dass auch ein Mr Crawford sich ändern kann, wenn er sich darum bemüht. Warum verfolgt sie diesen Strang nicht weiter? Ich kann es nicht begreifen. Damit hätte sie sogar das Muster mit den "bad boys", die sich in jedem ihrer Romane finden, durchbrochen. Also, was zum Teufel wollte sie uns mit diesem Buch sagen?




So was ähnliches habe ich auch schon gedacht - (bin noch nicht ganz bei Kapitel 45, sondern gerade bei Henrys Besuch in Portsmouth) Henry bemüht sich so sehr, dass es mir schon fast wie Grausamkeit vorkommt, dass Fanny nicht mal auf den Gedanken kommt, ihn als Ehemann in Erwägung zu ziehen. Glaubt JA, dass so Leute wie Henry Crawford sich nicht ändern? Das Frauen wie Mary Crawford immer so oberflächlich bleiben wie sie sind? :nein: Wie gesagt, ich bin jetzt im Buch noch nicht weiter, aber irgendwie hätte es mich gereizt, ein Happy End mit Fanny und Henry sowie Edmund und Mary zu lesen. Vielleicht ist es aber auch das, was die Leser eigentlich erwarten? Und JA wollte sie alle damit überraschen? Ich komm nicht weiter.
Ratlose Grüße, Benjamin :juggle: :P :P :P


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BeitragVerfasst: Donnerstag 27. Oktober 2005, 15:45 
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Archivarius

Registriert: Mittwoch 19. Oktober 2005, 08:04
Beiträge: 2744
Wohnort: Brandenburg
... auweia, jetzt hatte ich gerade ein wunderbare Eloge über diesen Crawford fertig, da wurde der Text doch auf Nimmerwiedersehen gelöscht... Der hat doch nicht einen sooo langen Arm? :(

Jane Austen hat die beiden Fieslinge aus Mansfield Park so wunderbar menschlich gestaltet, dass sich scheinbar auch heute immernoch Leute finden, die die arme Fanny mit diesen Obermiesling Crawford verkuppeln wollen... Er ist ja auch so ein lieber, der sich bestimmt ganz sicher gleich nachdem er seinen Landbesitz erreicht hat, ändern wird und allen nur noch Gutes antun wird... :nein: Na ja, wenn, wäre, hätte, würde... Leider kommt ihm Maria dazwischen und seine guten Vorsätze sind schneller vergessen als gefasst... :<

Und so ist das mit diesem Crawford: Als William von seinen Seeabenteuern erzählt und damit im Mittelpunkt des Interesses der Mansfielder Gesellschaft steht, phantasiert sich Crawford eine eigene Helden-Karriere zusammen - was ihn natürlich unter Umgehung aller Entbehrungen, die William ertragen musste, ebenfalls in den Mitelpunkt des Interessen katapultieren würde... Und als die Gesellschaft in Sotherton die Ländereien besichtigt, wer steht da als "Fachmann" für Landschaftsgestaltung im Mittelpunkt? - Na klar, Crawford, der Gartenbauarchitekt... der aber bei genauem Hinsehen nichts weiter zum Thema beitragen kann, als dass er sich bei der erst-besten Gelegenheit mit Maria in die Büsche schlägt... Oder als alle auf Mansfield Park Edmund anläßlich seiner Ordination zum Pfarrer bewundern, wer ist sich da sicher, ein viel besserer Prediger und Seelsorger sein zu können, als alle vor und nach ihm? - Ja ja, er natürlich, unser "Wenn-es-nicht-soviel-Mühe-machen-würde-wäre-ich-ein-Virtuose-auf-dem-Klavier!"-Crawford... Leider hat Gott aber vor die Vollkommenheit den Schweiß gesetzt... doch Mühe oder Entbehrungen auf sich nehmen? - Nee, das ist nicht seine Sache... Ein aufgeblasener Windbeutel wie Crawford kann in beinahe jeder Gesellschaft auch ohne eigene Anstrengungen bedeutsam ausschauen: Man schwätzt ein wenig geschliffenen Unsinn, erklärt sich am besten gleich selber zum besseren Menschen, und schon steht man im Mittelpunkt und ist Held jeder Salonparty...

Nein, Crawford ist nichts weiter als ein eitles, egoistisches, herzloses kleines AL, das - wenn nicht so viel Mühe damit verbunden wäre - auch als großes AL taugen würde... :boese:

Jane Austens Nichte Fanny(?) berichtete, dass als Schwester Cassandra einmal Jane vorgeschlagen habe, am Ende des Romans doch Fanny mit Crawford zu verheiraten... Daraufhin soll Jane Austen die Augen verdreht und die Hände buchstäblich über den Kopf zusammengeschlagen haben... Was ich jetzt auch tue - anläßlich des Wunsches, die liebe gute wunderbare kleine Fanny und dieses miese selbstsüchtige verlogene Charakterschwein Crawford miteinander zu verheiraten...

Bruki

PS: Mary Crawford kann man ja wenigstens - trotz ihrer unbestrittenen Fehler - noch zugute halten, dass sie unsterblich in Edmund verliebt war...

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BeitragVerfasst: Donnerstag 27. Oktober 2005, 16:09 
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Registriert: Sonntag 23. Oktober 2005, 16:16
Beiträge: 1591
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Fanny ist nicht klein und wunderbar sondern arrogant und aufgeblasen. Das sie das gern bemäntelt ändert nichts an der Tatsache.

Mary mag oberflächlich sein und sich nicht immer korrekt verhalten, aber in keiner Szene des Buches redet sie so herablassend über Fanny, wie Fanny es pausenlos über sie tut (nur in Gedanken natürlich). Das ist genau der Unterschied zwischen Jane Bennet und Fanny: Jane ist so arglos und gutartig, dass sie von niemandem etwas schlechtes denkt, Fanny tut nur so. Fanny ist einen moralinsaure, überhebliche :brems:, der es gelingt Edmund, dem Dunkeltaps, der eh nichts mitbekommt, das hochanständig-moralisch einwandfreie Kätzchen vorzuspielen.

Und ich nehme Crawford ab, dass er sich bemühen wollte. Er ist kein starker Charakter und wird deshalb schwach.

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BeitragVerfasst: Donnerstag 27. Oktober 2005, 17:59 
Sonja hat geschrieben:
Diese scheinheilige Bescheidenheit, die am Ende doch nur eine unglaubliche Arroganz bemäntelt, kann ich einfach nicht ertragen. Dann dieser Langweiler Edmund, blickt überhaupt nichts.


Fanny ist doch nicht arrogant! Sie wird doch von allen geknechtet, außer von Edmund. Und ich finde Edmund nicht langweilig, sondern sympatisch, weil er uns an seinen Überlegungen teilhaben läßt (und weil seine Überlegungen für mich nachvollziehbar sind).


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BeitragVerfasst: Donnerstag 27. Oktober 2005, 18:05 
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Also gut. Ich suche es raus.

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BeitragVerfasst: Donnerstag 27. Oktober 2005, 18:54 
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Ich habe jetzt die 1. Stelle genommen, die mir in die Hände gefallen ist.
Kapitel 7
Zitat:
...sie hätte nicht so von ihrem Onkel sprechen sollen. Ich war ganz erstaunt. Ein Onkel, beidem sie soviele Jahre elebt hat und der, auch wenn er Fehler hat, so an ihrem Bruder hängt und ihn, wie man hört, ganz wie seinen Sohn behandelt! ich hätte es nicht für möglich gehalten!... Und ich finde, ganz undankbar.

So so, das hätte sie nicht für möglich gehalten. Sie läßt sich von einer Furie von Tante wie ein Lämmlein rumkommandieren und zieht nur den Schwanz ein. Wenn eine andere junge Frau in einer ähnlichen Situation anders reagiert und aus ihrem Herzen keine Mördergrube macht, dann hat sie immerhin den Mut, sich hinterher darüber gegenüber ihrem Vetter, nicht etwa gegenüber Mary, die es ja was angeht, auszulassen.:respekt: Das stinkt für mich ganz erbärmlich nach Eifersucht. Ein zutiefst menschliches Gefühl, aber eben nicht besser als Marys Patzer mit dem Onkel. Und das Argument, dass es sich nicht schickt für eine junge Dame, akzeptiere ich auch nicht, Lizzy konnte auch ganz schön scharf schießen.

Und so gehts munter weiter. Das ist erst der noch relativ verhaltene Auftakt, im Verlaufe des Buches gibt es diese Stellen mehrfach und sie betreffen fast alle außer Edmund, seine Eltern und Aunt Norris. Den jungen Leuten der Gesellschaft hält sie sich für moralisch unendlich überlegen. Nee sorry, es gibt da einen schönen Spruch: Ein trauriger Heiliger ist fürwahr ein trauriger Heiliger. Und Fanny ist für mich eine scheinheilige, traurige Heilige.

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BeitragVerfasst: Donnerstag 27. Oktober 2005, 20:20 
Sonja hat geschrieben:
Wenn eine andere junge Frau in einer ähnlichen Situation anders reagiert und aus ihrem Herzen keine Mördergrube macht, dann hat sie immerhin den Mut, sich hinterher darüber gegenüber ihrem Vetter, nicht etwa gegenüber Mary, die es ja was angeht, auszulassen. :respekt:


Edmund hat sie ja auch gefragt! Warum sollte Fanny es ungefragt Mary ins Gesicht sagen? Sie ist keine Lizzy Bennet.

Hazel


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BeitragVerfasst: Donnerstag 27. Oktober 2005, 20:26 
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ich hab ja schon im alten thread geschrieben, dass es mehrere literaturkritiker gibt, die an der theorie hängen, das fanny nicht als die große positive heldin gemeint ist, die sie zu sein scheint.

sonja, die von dir erwähnte szene sehe ich ganz anders: es geht nicht darum, dass mary aufmuckt, sondern dass sie vor eigentlich fremden abfällig über ihre verwandten spricht. da waren die moral- und anstandsvorschriften damals strenger als heute. das macht(e) man einfach nicht.
die diskretion ging ja sogar so weit, dass jane und cassandra in ihren briefen jeweils von "meiner mutter" schreiben, nicht "unsere". angesichts dessen ist es dann eben entsprechend schockierend, wenn jemand so harmlos kritisch über eine nahe verwandte fremden gegenüber spricht.

ich sehe fanny auch als äußerst zwiespältig und es gibt viele situationen, die sie total überheblich und selbstgerecht wirken lassen, auch edmund! (da haben sich zwei gefunden...)

bruki, was ist denn so schrecklich an henry crawford?? "obermiesling" und "AL" klingen doch ganz schön hart. :wink: oder bist du nur eifersüchtig wegen fanny?

ich denke, wenn fanny nicht in edmund verliebt wäre, würde sie henry crawford gegenüber (vorallem in portsmouth, wo er sich ja wirklich verändert hat oder zumindest bemüht) sicher nicht so dauerhaft hart bleiben können. wer kann schon dem charme widerstehen, dass sich jemand unter seinem einfluss bessert/ändert?

mit "keine moralistin" meine ich, dass es jane austen nicht primär darum ging, eine bestimmte botschaft zu vermitteln (wie z.b. dickens). ihr stil hat nichts belehrendes. eine "moral" wenn man so will steckt natürlich in allem, die strickt sich halt jeder selbst zurecht.
bzgl. mansfield park sieht meine so aus: jemand wie fanny, der nicht aus dem schneckenhaus seiner idealvorstellung von moral und ordnung herauskommt, kriegt eben einen edmund ab, und mehr nicht.
:wink:
nein im ernst: nur weil mansfield park nicht vordergründig lustig und leicht ist - ich bin sicher, es steckt genausoviel ironie drin, wie in allen anderen.

und: die frage "was will uns der autor damit sagen" ist doch sowieso total müßig?!


Zuletzt geändert von Julia am Donnerstag 27. Oktober 2005, 20:59, insgesamt 1-mal geändert.

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BeitragVerfasst: Donnerstag 27. Oktober 2005, 20:58 
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Julia hat geschrieben:
ich hab ja schon im alten thread geschrieben, dass es mehrere literaturkritiker gibt, die an der theorie hängen, das fanny nicht als die große positive heldin gemeint ist, die sie zu sein scheint.
...
ich sehe fanny auch als äußerst zwiespältig und es gibt viele situationen, die sie total überheblich und selbstgerecht wirken lassen, auch edmund! (da haben sich zwei gefunden...)

Irgendwie beruhigend, dass ich da mit meinem Verdacht doch nicht ganz allein dastehe; genau das ist nämlich auch mein (etwas verworrenes unklares) Gefühl: die gute Jane jagt uns mal wieder prächtig ins Bockshorn, sitzt auf Wolke 7 und amüsiert sich köstlich über uns. Das muss ich in dem alten Board übersehen haben, da ich teilweise nicht mehr folgen konnte und den Thread dann längere Zeit ignoriert habe. Bloß wenn das so, Julia, was ist dann die Quitessenz des Buches; insofern interessiere ich mich schon für die Frage: was wollte und Jane Austen damit sagen.

Ebenfalls beruhigend, dass noch jemandem Fannys Überheblichkeit und Selbstgerechtigkeit sauer aufstößt. Sie ist nämlich wirklich vorhanden.

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BeitragVerfasst: Donnerstag 27. Oktober 2005, 21:04 
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oben ist ja noch der link zum alten thread aktiv, ich kopier mal raus, was ich zitiert habe (auf seite 3, da ist auch eine sinngemäße übersetzung):

Zitat:
Jane Austen teases us about Fanny. We are given a heroine who, in some respects looks like an examplary conduct-book girl, but this is deceptive. Fanny is not a true conduct-book heroine and, insofar as she resembles this ideal - in her timidity, self-abasement and excessive sensebility -her author mocks her, and us if we mistake these qualities for virtues.

Fanny's apparent saintliness is closely connected with her sexual desirableness, as Crawford shows, when he tells his sister that and why he is in love. (...) His view of her is deeply sentimental, for he sees her as something like an ideal women - innocent, virtuos and crying out for protective love, he even discovers that she has "some touches of the angel" in her. This blunder of Crawford cannot pass unnoticed. From the Juvenilia to the mature works, only fools or villains make this analogy. It is pointedly avoided by all the Austen heroes but used to define the defects of the more complex anti-heroes, like Willoughby, Crawford and Frank Churchill.

The true hero is never shown as encouraging Fanny in her partly self-imposed fragility and timidity. He gets her a horse, encourages her to ride regularly and tells her to speak up for herself, even to her uncle.


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BeitragVerfasst: Donnerstag 27. Oktober 2005, 22:54 
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Tja, Fanny Price ist wirklich eine Klasse für sich. Man möchte sie mögen, da sie ja "Heldin" des Buches ist. Als kleines Kind bei reichen Verwandten abgegeben, völlig abhängig von der Großzügigkeit derselben, die ihr deutlich zu verstehen geben, daß sie klassenmäßig unter ihnen steht, gehalten wie eine Gesellschafterin etc. Also eine junge Frau, die unter problematischen und demütigenden Umständen lebt und sich ausgerechnet auch noch in den Sohn des Hauses verliebt. So weit so gut.
Trotzdem ist sie nicht liebenswert, obwohl sie in dem Buch als klug, sanftmütig, gehorsam, zurückhaltend usw. beschrieben wird. Sie ist einfach zu gut um wahr zu sein. Wir sind die Edmunds und Marys, vielleicht auch die Thomas, Marias, Julias und Henrys und sie reflektiert unsere Fehler und Unvollkommenheiten. Vielleicht reiben sich deshalb so viele an ihr.
Mag sein, daß eine derartige Frau in der damaligen Zeit das Ideal darstellte, aber ich finde sie einfach nur langweilig. Mir sind Heldinnen mit Fehlern lieber - wie Elizabeth. Vergleicht man Anne Elliot, die eine ähnliche moralische Integrität besitzt, mit Fanny, wirkt diese (zehn Jahre ältere Frau) wesentlich sympathischer und menschlicher. Aber da bin ich voreingenommen, den Anne belegt in meiner Beliebtheitsskala Platz zwei hinter Elizabeth.

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