Ich denke auch früher wird sie Mrs. Weston Miss Taylor genannt haben? Hat nicht auch ihr Vater immer von der "armen Miss Taylor" gesprochen?

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Clemens Bittlinger

Davor hat sie sie wahrscheinlich mit "Miss Taylor" angesprochen.

Ehe oder nicht tut doch nichts zur Sache. Ich meinte das als Indiz für die unterschiedlichen Grade an Freundschaft und Respekt. Das kann man halt nicht so simpel an einem "Sie" oder "Du" festmachen.

Da hast du sicher Recht, Julia. Doch gegenüber Mr. Knightley könnte Emma seine Gattin nicht respektlos ansprechen. Sie würde Harriet auf jeden Fall anders behandeln müssen.

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Clemens Bittlinger

Ja, das haben wir ja jetzt alle schon dreimal gesagt. Ich versteh irgendwie nicht, wie sich diese Hickhack-Diskussionen hier immer entwickeln. Mir kommts fast vor, als würde man den anderen absichtlich missverstehen, um noch ein bißchen was schreiben zu können.
Tinas Kommentar war doch eigentlich ziemlich klar und eindeutig formuliert... fand ich zumindest.

Das soll kein Angriff auf irgendwen sein, aber mir fällt es während dieses Groupreads echt (meist negativ) auf.

Ja, darauf liegt eindeutig das Gewicht in dem Kapitel. Und die arme Emma muss ja auch noch eine kleine Weile ausharren, bis sie wieder beruhigt mit Papa Backgammon spielen darf.
Da konnte sich JA eine kleine "Strafe" für ihre Heldin anscheindend doch nicht so ganz verkneifen.

Das ist echt gut!

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Clemens Bittlinger

Grausamerweise wird aber auch der Leser auf die Folter gespannt .

Aber der Leser hat evtl. mehr Hoffnung als Emma?

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Clemens Bittlinger

Ja klar und Austen-gestählte Leser wissen ja ohnehin, daß es ein Happy-End gibt, selbst wenn sie das Buch zum ersten Mal lesen. Aber Emmas Nöten wird in Kap. 11 und 12 viel Raum gelassen, so daß der geneigte Leser mitleidet und man heilfroh ist, wenn das Kind endlich seinen Frieden hat.

Ach komm, das ist doch grad schön!

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Grüsse, Caro

Avatar: Amelia Darcy (1754-1784)

Für 1 Jahr säe einen Samen, für 10 Jahre pflanze einen Baum, für 100 Jahre erziehe einen Menschen. chin. Weisheit

...ähm, die Leserseele ...ihren Frieden hat

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Grüsse, Caro

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Nun passiert doch endlich ( wenn auch nur für kurze Zeit) das, was sich Mr. Knightley so sehr für Emma gewünscht hat. Sie ist verliebt und ihre Liebe wird nicht erwidert ( zumindestens glaubt Emma zu diesem Zeitpunkt ja noch daran). Tatsächlich scheint ihr dieses Gefühl gut zu tun, wenn man mal von ihrem Kummer absieht. Ihr Charakter wird jedenfalls nachhaltig dadurch gebessert. Mr. Knightley ist schon so ein richtiger Klugscheißer und dazu noch einer, der immer Recht hat.

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... uns hilft kein Gott, uns're Welt zu erhalten...( Karat in "Der blaue Planet")

Ja, ist das nicht schön! Nix schlimmeres, als wenn immer der/die Andere Recht hat

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Grüsse, Caro

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Ja, kaum verliebt sie sich, sieht sie plötzlich alle ihre Fehler. Zum Beispiel, dass es eben ein Fehler war Harriet so "aufzuplustern", dass Harriet von sich aus sagt:

"...Aber unterdessen glaube ich fast, dass ich ihn verdiene und das es gar nicht so wunderbar ist wenn er mich nimmt..."

So etwas hätte sie vor Emmas "Verbesserung" niemals zu sagen gewagt.

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'I will not say that your mulberry-trees are dead, but I am afraid they are not alive.'

(Jane Austen, Letter to Cassandra, 31st May 1811)

Aber Emma würde so gesprochen haben... Harriet ist eine Kopie von Emma geworden, allerdings ohne deren Persönlichkeit.

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Clemens Bittlinger

Überlegt doch mal wieviel Aufmerksamkeit der kleinen Miss Smith im letzten Dreivierteljahr gewidmet wurde. Da würde es wohl jedem schwer fallen auf dem Teppich zu bleiben. Emma hat ihr ja fortwährend diese Flausen, ihre " höhere Herkunft" betreffend, in den Kopf gesetzt. Natürlich hält sie sich inzwischen für Knightley-würdig.

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Hey, da hab' ich ja tatsächlich mal richtig getippt: "Die Verlobungsgeschichte ließ nun vieles in anderem Licht erscheinen. Es war natürlich aus Eifersucht geschehen. In Janes Augen war sie eine Rivalin gewesen; kein Wunder, dass sie alle Hilfe und Fürsorge zurückgewiesen hatte."
Dann lässt Jane Austen Emma genauso denken wie ich es tue. (Als ich diese Vermutung beim 45. Kapitel äußerte, hatte ich noch nicht bis zu dieser Stelle gelesen.)

"Mr. Weston hatte ihr zum Schluss unter dem Siegel der Verschwiegenheit eingeschärft...sollte die Angelegenheit völlig geheimgehalten werden."
und ein paar Zeilen weiter:
"...Mr. Weston hat es mir selbst erzählt."

Wirklich sehr aufschlussreich, Mr. Weston! Wie kann man nur so inkonsequent sein?


In diesem überragenden Kapitel der Selbsterkenntnis fiel mir dieser – in meinen Augen – sehr schöne Satz ein: "Wenn ein Mensch mit ihrer Intelligenz Verdacht schöpft, macht er rapide Fortschritte."
"Unsere" geschätzte Frau Austen ist einfach eine grandiose Beobachterin!

Amadea

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"To read ist to translate, for no two person's experiences are the same."
(W. H. Auden)
"Lesen heißt übersetzen, denn keine zwei Menschen teilen die gleichen Erfahrungen."

Amadea, ja

und JA ist auch eine Meisterin darin, uns zu schildern wie wie Emma sich fühlt. Man kann richtig mitempfinden, was in ihrem Kopf vorgeht, wie "down" sie sich fühlen muss, nachdem sie ja nun gezwungenermaßen ihre Schwächen erkennen muss!

Einfach indem sie uns die "innere Unruhe" Emmas als "äußere" zeigt:

she sat still, she walked about, she tried her own room, she tried the shrubbery--in every place, every posture, she perceived that she had acted most weakly;

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~ Der Weg ist das Ziel ~

Da hast du wirklich Recht, Miranda!

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Clemens Bittlinger

Irgendwie wirkt der Gute etwas zu perfekt, als hätte ihn JA auf ein Podest gestellt. Darcy wirkt menschlicher, falls man das so sagen kann. Ich kann mich in ihn hineinversetzen, mit ihm fühlen. Aber Mr. Knightley ist so perfekt, so lieb, verständnisvoll (auch wenn er mal zu einer Gardinenpredigt ansetzt).

Bei Anne of Green Gables unterhalten sich einmal Anne und Diana über einen Roman von Anne. Diana mag den "Schurken" lieber, was Anne nicht verstehen kann. Er würde nicht nur schön reden sondern auch was tun. Er sei menschlicher, hätte Ecken und Kanten. Ihr Held sei einfach zu perfekt. Und so sehe ich das auch mit Mr. Knightley.

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Clemens Bittlinger

Mr Knightley ist definitiv etwas zuu perfekt!

Aber dafür wird ja Frank mit etlichen Ecken und Kanten gezeigt!

Die Paarung macht's dann wieder :

die perfekte Jane + Frank
der perfekte Knightley ...+ Emma!

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~ Der Weg ist das Ziel ~

Vor allem weil Knightley, sich ja nie in eine "unwürdige" verlieben würde, er der immer weiß, was gut und richtig ist ... natürlich glaubt Harriet also inzwischen, daß sie es "wert" ist.

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Grüsse, Caro

Avatar: Amelia Darcy (1754-1784)

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Ja, und da gibt es noch andere:
der unsichere Edward + die starke Elinor
der ruhige Brandon + die überschäumende Marianne

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Und Jane und Mr. Bingley?

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Clemens Bittlinger

Die passen wieder zuu gut, sind sich zu ähnlich, wie Mr. Bennet sagt: Beide stets gutgelaunt, nett, harmlos und gutgläubig, daß sie die Dienerschaft nach Strich und Faden betrügen könnte ...
Aber weiteres besprechen wir lieber bei P&P

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Kapitel 48 (Band 3, Kapitel 12)

(...) resolved not to be convinced, as long as she could doubt (...)

Emma zerbricht sich weiter den Kopf über die Situation, kommt aber nicht wirklich weiter, da Mr Knightley noch nicht aus London zurückgekehrt ist.
Sie bittet Harriet, vorerst nicht nach Hartfield zu kommen (allein).
Mrs Weston kommt vorbei und berichtet von ihrem "Antrittsbesuch" bei Jane Fairfax. Bei einem 4-Augen-Gespräch zeigt sich Jane sehr schuldbewusst und mit schlechtem Gewissen über ihr Verhalten, was Emma sehr für sie einnimmt.
Emma hat nun noch einen weiteren Grund, sich schlecht zu fühlen, als sie sich ihr Fehlverhalten in dieser Beziehung vor Augen führt.
Der Tag endet mit Regen und Sturm und Emma hat größte Mühe sich wenigstens äußerlich aufrecht zu halten. Beim Gedanken an das zukünftige Leben in Highbury (Frank und Jane weg, die Westons mit ihrem Kind beschäftigt, Harriet evtl. in Donwell) wird ihr ganz elend.

Da passt das äußere Wetter perfekt zu Emmas inneren Stürmen ... daran sieht man, wie schlecht es Emma geht!

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Und was ich ganz interessant fand: lieber soll Mr. Knightley nicht heiraten, auch Emma nicht, und sie können wie gehabt ihr früheres Leben fortsetzen.
Und in diesem Kapitel vergleicht Emma Jane und Harriet, wobei Harriet deutlich verloren hat. Hat der Schock Emma derart die Augen geöffnet über Harriet oder macht sie jetzt die Freundin schlecht um sich besser fühlen zu können? Nein, das glaube ich eher nicht. Emma schien die einzige gewesen zu sein, die mehr an Harriet sah als die anderen. Mr. Knightley war auch erst später nett zu Harriet. Aber wie weit er sie anders sieht, steht noch in den Sternen. Ist also Polly Walker evtl. doch nicht so "schlecht" als Darstellerin der Harriet???

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Clemens Bittlinger

Mir ist noch allgemein aufgefallen, wie schlecht Emma Freundschaft und Liebe erkennen und unterscheiden kann, auch und vorallem wenn sie sie selbst betreffen.

Frank Churchill fasst so bald so großes Vertrauen zu ihr, dass er ihr beinahe von seiner heimlichen Verlobung erzählt. Diese freundschaftlichen Gefühle missversteht sie als Liebe. Und bei Mr Knightley doch viel wärmerer Zuneigung (die sich eben nicht in Worten sondern immer deutlicher in seinem Verhalten zeigt) ist sie immer ganz schnell mit dem Wort "Freundschaft" bei der Hand. Selbst jetzt in diesem Kapitel, wo sie sich zumindest ihrer eigenen Gefühle bewusst wird und "sensiblisiert" wird kann sie nichts anderes als Freundschaft darin sehen. Seine Unterhaltungen mit Harriet und sein oberflächliches Interesse an ihr überinterpretiert sie aber wieder sehr schnell und leicht als "Liebe".
Gut, bei letzterem spielt natürlich auch ihre eigene Aufgewühltheit eine Rolle bei dieser Sicht, aber ich finde es trotzdem auffällig.

Das ist mir auch aufgefallen, Julia. Ich verstehe dabei nur die Kehrtwende nicht, die Emma vollzieht. Da geht ihr wie ein Seifensieder auf, dass sie Mr. Knightley liebt und dann redet sie als von Freundschaft???

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Clemens Bittlinger