Es geht wohl nicht nur darum, sich gut unterhalten zu können. Gutes Benehmen insgesamt ist für JA vermutlich ein sehr wichtiges Kriterium, um einen Menschen zu charakterisieren. Bei Mr. und Mrs. John Dashwood ist mir das hier noch mal besonders aufgefallen. Die beiden vermeiden ja schon wieder, ihren ärmeren Verwandten zu helfen (oder auch nur Freundlichkeit zu erweisen), lieber laden sie die Steeles ein - wie übel das ist, jenseits der Lustigkeit, wird klar, wenn man bedenkt, wie wichtig es in JAs Weltbild war, dass man Leuten, die es brauchten, half. Da muss man wohl nicht an Emma denken, die armen Dorfbewohnern was zu essen oder zum Anziehen bringt, weil Elinor und Marianne nagen ja nun nicht am Hungertuch, aber es kommt auf die Haltung an: Man kümmert sich um die Menschen - und selbstverständlich erst recht um Verwandte. Austen hat das ja mit Mutter und Schwester selbst in Chawton erfahren.
Was mir auch erst diesmal aufgefallen ist: Dass Mrs. John Dashwood Lucy beim Vornamen nennt, zeigt nicht nur, wie ich beim ersten Lesen dachte, wie plump-vertraulich sie ist, sondern zeugt tatsächlich von extrem schlechtem Benehmen. Denn soweit ich weiß, sprach man sich damals nur innerhalb der Familie mit Vornamen an (Eheleute taten das nicht), oder?
Elinor dagegen ist in jeder Hinsicht ein Musterbeispiel für korrektes und aufmerksames Verhalten, sie könnte in jedem Lehrbuch für angehende Damen als Beispiel genannt werden. Übrigens anders als Lizzy Bennet... Und wo ich gerade an P&P denke: Über Lucy heißt es, dass sie sich voller Stolz Schmeicheleien ausdenkt, die sie wo immer möglich platziert - ist Lucy das weibliche Gegenstück zu Mr. Collins?
Ach ja: Und wieder frage ich mich, was Lucy und Edward wohl geredet haben, als Elinor sie so selbstlos oder so gemein alleine lässt....