Eine sehr interessante Diskussion, in die ich mich auch einklinken und einige Gedanken loswerden.
Zunächst erstmal etwas zum Roman an sich. Mit Mansfield Park hat Jane Austen einfach nur etwas "ausprobiert", was sie vorher noch nicht geschrieben hat. Bei Mansfield Park handelt es sich um einen "Bildungsroman". Bildungsromane waren zur damaligen Zeit schwer angesagt. Sie hatten meist immer einen jugendlichen Helden im Mittelpunkt, der im Idealfall das damalige Ideal eines gebildeten Menschen erreicht. Dabei erstreckt sich die Handlung über mehrere Jahre, was bei den anderen Austen-Werken nicht der Fall war. Zwar macht die Heldin in jedem Austen-Werk eine persönliche Entwicklung durch, aber eben nie über einen so langen Zeitraum wie Fanny. Somit fällt es schwer Mansfield Park mit all ihren anderen Romanen zu vergleichen. Und vielleicht ist das ja der Grund, warum selbst viele Austen-Begeisterte nicht so viel mit Mansfield Park anfangen können.
Wer übrigens mehr über den Bildungsroman als solchen erfahren möchte:
http://de.wikipedia.org/wiki/Bildungsroman
Jane Austen hat sich also mit Mansfield Park an etwas Neuem probiert und es ist ihr auf jeden Fall gelungen.
Ich meine, dass sie nicht auf Cassandra gehört hat, als diese meinte, Fanny sollte Henry heiraten zeigt, dass sie (wenn auch nur als Schriftstellerin) eher etwas stur war und sich nicht in ihre Arbeit reinquatschen ließ. Eigentlich schade, dass sie sich nie dazu geäußert hat, wie sie ihre Romane zu verstehen haben will
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Ich glaube, dass Edmund wirklich erst sehr spät merkt, was er eigentlich an Fanny hat und sie dann eben heiratet. Jane Austen war nicht für die romantische Liebe, sondern eher für eine "vernünftige" , ohne rosaroter Brille. Das war wohl auch zur damaligen Zeit besser so
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Dass Edmund Fanny geformt hat, stimmt schon. Aber hat das nicht auch Mr Knightley mit Emma getan (vielleicht nicht so stark, aber er hat es zumindest versucht)?
Der Unterschied zwischen Anne und Fanny besteht darin, dass Anne "lernt" aktiv zu werden. Sie ist es, die später im Roman auf Cpt. Wentworth zugeht, sie ist (bis zu einem gewissen Grad) die Handelnde. Fanny dagegen ist den ganzen Roman über passiv, kann aber auch nicht anders.
Und nochmal dazu, "warum Jane Austen ihre Heldinnen so unterschiedlich bedacht und gefordert hat" (Julia) am Beispiel von Fanny: Fanny ist schon ein armes Ding. Sie ist in Mansfield Park nicht zuhause, ist nur Gast im Haus ihres Onkels. Als sie später zur Bestrafung nach Portsmouth zu ihrer Famile zurückkehrt merkt sie, dass ihr Elternhaus für sie auch kein Zuhause mehr ist. Eigentlich weiß sie nicht so richtig, wo sie hingehört. Umso versöhnlicher ist es, als sie mit Edmund in die Pfarre von Mansfield Park einziehen kann und endlich ihr Zuhause findet.
Übrigens, dass alles hätte anders ausgehen können, hat Jane Austen schon selbst im letzten Kapitel geschrieben. Viellleicht war das der Einfluß der Diskussion mit Cassandra über die Heirat von Fanny und Henry?
So, das Posting ist lang genug. Vielleicht fällt mir später noch mehr ein
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Liebe Grüße
Lizzy