So, nun bin ich gestern Abend ebenfalls endlich in den Genuss der Neuverfilmung von "Northanger Abbey" gekommen --- und bin wirklich begeistert!!!!
Bevor ich hier meine "Rezension" schreibe, will ich zwei Dinge vorneweg schicken:
1) "Northanger Abbey" ist einer meiner liebsten Romane von Jane Austen, mit dem ich mich mit am engsten beschäftigt habe.
2) Henry Tilney ist mein Lieblingsromanheld von Jane Austen.
Daher war ich beim Schauen besonders kritisch und setzte, wie man sich denken kann, höchste Anforderungen an diese Verfilmung --- doch ich wurde zu meiner großen Freude in keinem Punkt enttäuscht!
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Ich finde Andrew Davies Umsetzung meisterhaft und ich halte "Northanger Abbey" für eine der besten, werktreuesten Umsetzungen von Jane Austens Romanen, die ich kenne.
Die Verfilmung fängt den Sprach- und Wortwitz des Roman und den parodistischen Unterton hervorragend ein. Der Film ist ebenso witzig, geistreich und schwungvoll wie der Roman, und es ist einfach köstlich, wie die von Jane Austen parodierten Romane durch den Kakao gezogen werden!!
Die Schauspieler sprechen durchweg ein hervorragendes Englisch, das wirklich mühelos zu verstehen war. Da wurde kein einziges Mal genuschelt, oder der Text von Musik übertönt.
Und die Musik selbst war wirklich sehr schön und liegt mir immer noch im Ohr!
Davies hat sich beim Schreiben des Drehbuchs (wie schon bei P&P95) eng an die Romanvorlage gehalten.
Teilweise sind Romanausschnitte oder Dialoge fast wörtlich (eventuell ein wenig gekürzt) wiedergegeben --- mit ein Grund, warum die Figuren so Austen-authentisch wirken: weil ihnen Jane Austens selbstgeschriebenen Worte in den Mund gelegt wurden.
Natürlich wurde nicht alles 1:1 abgefilmt (was in meinen Augen auch nicht der Sinn und Zweck einer Verfilmung ist), doch es wurde alles mitaufgenommen, was für die Charakter- und Handlungsentwicklung wichtig war! Und die Dialoge, die Davies selbst geschrieben und eingefügt hat, sind (wie ich finde) ganz in Austens Sinne und den Rollen angepasst!
Davies hat auch sehr geschickt Erklärungen der damaligen Etikettenregeln in Bath eingewoben, für das Publikum, das mit den Regeln der Zeit nicht so vertraut ist. Da kam zum Beispiel das Gästebuch im Pump Room vor, der Zeremonienmeister Mr King und dessen Rolle etc.
Köstlich fand ich auch zu Anfang die Szene, als Catherine und Mrs Allen auf ihrem ersten Ball eintreffen, und dort das Problem haben, mit niemandem sprechen zu dürfen, ehe sie nicht offiziell vorgestellt wurden.
Herrlich, wie an dieser Stelle die Steifheit und eigentlich auch Unsinnigkeit dieser Etikette deutlich wird --- dass Henry Tilney erst Mr King holen und sich offiziell vorstellen lassen muss, ehe er und Catherine miteinander sprechen dürfen:
Henry: "And now, since we have been officially introduced, we may talk to one another."
Catherine: "But we have already talked."
Henry: "Then let this be our secret. If any one should know it, we will be sure to be excluded from proper society from now on..." (oder so ähnlich...
)
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Die Charaktere sind durchweg passend besetzt und verkörpern die Romanvorlagen sehr gut. Ich beschränke mich hier nun mal auf die Hauptcharaktere, meine Zeit ist nicht gestohlen!
Felicity Jones als Catherine Morland ist einfach wie geschaffen für diese Rolle. Sie hätten keine bessere finden können! Sie spielt Catherine herrlich naiv, erscheint aber deswegen nicht irgendwie dümmlich oder hinterm-Mond-geblieben, sondern durchaus intelligent und in ihrer Ernsthaftigkeit und ihrem Alles-Wörtlich-Nehmen sehr liebenswert.
Henry: "You must excuse my brother's bad manners. I fear, he is like that. He already had ill manners as a baby..."
Catherine: "Oh, but how can you know that? When your brother was a baby, you were not yet born .":rofl:
Catherine befindet sich auf dem Weg ins Erwachsensein, ihr mangelt es einfach an Lebenserfahrung, weswegen sie so leicht zu beeinflussen ist. Doch sie hat einen gesunden Menschenverstand und wächst im Laufe des Films zur erwachsenen Frau heran --- diese Wandlung fand ich im Film sehr gut dargestellt.
Nun zu meinem geliebten
Henry Tilney, bei dessen Bewertung ich ja besonders kritisch war: Ich war von Anfang an begeistert --- JJ Field verkörpert diese Rolle einfach HERVORRAGEND!!!
Er trifft, wie ich finde, den Roman-Henry einfach perfekt!!! Genau so habe ich ihn mir immer vorgestellt! Ich war vom ersten Moment an begeistert! Er ist "most charming", geistreich, witzig, eloquent, liebenswert und aufgeweckt --- eben einfach so, wie Jane Austen ihn geschaffen hat! Auch hier hätten sie wirklich keinen besseren für die Rolle finden können!
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Ich kann nur jedem diese Verfilmung wärmstens empfehlen! Das Geld lohnt sich wirklich!!!! Ich bin total hingerissen und begeistert!!