Ich möchte gern auch noch ein paar (mehr

) Schlussworte sagen, obwohl ja nun eigentlich schon alles besprochen wurde.
Zu den letzten Briefen:Mein Eindruck ist, dass Lady Susan wahrscheinlich wirklich nicht traurig, sondern eher befreit war. Gefühle hatte sie nie investiert, von daher bestand eh keine Gefahr.
Es schien sie selbst auch nicht weiter zu tangieren, dass sie das Spiel verloren hatte. Sie hielt ja viel von sich und war fest überzeugt, dass sie alles arrangiert bekommen würde. Selbst hierbei schien sie keinen Ehrgeiz zu haben. Andererseits gibt es genug Männer, in dieser Beziehung schien sie nichts zu befürchten (trotz des Alters).
Außerdem würde Mr. Manwaring jetzt vielleicht erreichbarer... wobei ich bezweifle, ob sie das wirklich wollte... Da sie eine gute Menschenkenntnis hatte, wird sie wissen, dass Mr. Johnson das nie zulassen würde... und ich behaupte, dass sie nur deshalb solche Worte aussprach.
Udo hat geschrieben:
Lady Susans Anmerkungen kann man ja fast so lesen, als wolle sie ihre Freundin auffordern, bei Mrs. Manwarings Ableben ein wenig nachzuhelfen...
Genau dass hat sie auch gemeint.
Zu der Freundschaft mit Mrs. Johnson gibt es leider keine weiteren Hinweise. Irgendwie scheint Lady Susan sogar zu ertragen, dass sie ihre Freundin nicht weiter schreiben und treffen darf... was ist das für eine Freundin?
Anderseits klingt es, als kennen sich die beiden schon länger und hätten (vielleicht als Kinder) sich geschworen, sich reich zu verheiraten. Lady Susans Mann ist ja beizeiten gestorben, Mrs. Johnson muss noch etwas abwarten... aber danach geht es weiter.
Wie Lady Susan nun zu Sir James kam, wäre noch einmal eine spannende Geschichte wert gewesen. Vielleicht hat Frederica sich immer mehr verweigert oder Sir James hatte nun absolut keinen Gefallen mehr an ihr. Das erklärte Ziel war aber, dass Miss Manwaring diesen Mann nicht bekommt und deswegen blieb nur noch, ihn selbst zu heiraten. Immerhin hatte er Geld, welch ein Trost.
Alle anderen Handlungsstränge (dass sie Frederica beizeiten wieder abschieben wird, Frederica und Reginald) sind klar, weil diese die ganze Zeit so angedacht wurden.
Interessant, welche Sicht Lady Susan auf sich und die Welt hat
Lady Susan hat geschrieben:
Ich habe es satt, meinen Willen der Willkür anderer unterzuordnen, mich dem Urteil anderer zu unterwerfen, denen gegenüber ich zu nichts verpflichtet bin und vor denen ich keinerlei Respekt habe. Ich habe zu viel geopfert, habe mich zu sehr leiten lassen,...
Zum EndeUdo hat geschrieben:
Es scheint, als habe Austen die Lust verloren an ihrem Roman. Denn er bricht ja schon abrupt ab.
Oh, das glaube ich ganz und gar nicht... ich vermute, dass ihr wirklich keine Idee kam, wie sie einen Briefwechsel nun aufrechterhalten soll. Sie hat sich quasi in eine Sackgasse geschrieben:
Zitat:
Dieser Briefwechsel konnte dadurch, dass ein Teil der Korrespondenten sich traf und ein anderer die Verbindung abbrach...
DaviDmitD hat geschrieben:
Ein Erzähler habe ich lange Zeit vermisst...
Nein, den habe ich nicht vermisst. Ich fand es schön und anspruchsvoll, den Roman aus Briefen herauszulesen. Wie einfach, einen Erzähler uns berichten zu lassen, welch falsche Schlage Lady Susan ist...
Und wie wir sehen, ist es eine Kunst, so einen Briefroman zu schreiben ohne dass die Handlung stockt, langweilig wird (zum Beispiel durch wiederholende Berichte in mehreren Briefen) oder wenn der Schreibstil nicht variabel individualisiert wird. Jane Austen hat es versucht und ich denke, sie hatte den Roman nicht veröffentlich, weil sie ein erzählendes Ende nicht wollte. Vielleicht hatte sie immer noch nach einer Lösung gesucht. Wir werden es nie erfahren.
Eine typische und wunderschöne wortgewandte Formulierung ist die einzige Wertung von Jane Austen zu ihrer Figur:
Zitat:
Ob Lady Susan in ihrer zweiten Ehe glücklich ist oder nicht – das kann, soweit ich sehe, niemand wissen, denn wer würde ihren Versicherungen dafür oder dagegen glauben? Die Gesellschaft muss nach dem Gesetz der Wahrscheinlichkeit urteilen. Ihr stand nichts im Weg als ihr Mann und ihr Gewissen.
Es war schön, dieses Buch noch einmal zu lesen und mit euch zu besprechen. Vielen Dank für diese wunderschöne Schreiberei. Und nun genießt alle die sehr gut gelungene Verfilmung, welche meiner Meinung nach sehr buchgetreu transponiert wurde und mit einer wunderbaren Lady Susan. 