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BeitragVerfasst: Sonntag 18. September 2011, 15:04 
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Austenexperte
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Verfasst: Sonntag 18. September 2011, 15:04 


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BeitragVerfasst: Montag 18. Juni 2012, 19:12 
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Administrator und Captain a.D. of HMS Groupread
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Kap 42:

Ich frag mich mal wieder, ob John Dashwood wirklich glaubt, was er da über seine liebende Schwiegermutter verzapft. Nennt man das Realitätsverlust? Oder Autosuggestion?

Bei einer Stelle hab ich an Mr. Darcys 1. Heiratsantrag gedacht: Als John Elinor verklickert, dass Mrs. Ferrars es weit weniger schlimm gefunden hätte, wenn Edward Elinor heiraten wollte. Er will ihr damit ein "großes Kompliment" machen - und beleidigt sie bis ins Mark. Etwa so wie Darcy mit dem Begleittext zu seinem Antrag. Elinor und Elizabeth sollten eigentlich beide froh und dankbar sein - sind es aber irgendwie nicht wirklich....


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BeitragVerfasst: Dienstag 19. Juni 2012, 14:25 
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Austenfan
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Udo hat geschrieben:
Kap 42:

Ich frag mich mal wieder, ob John Dashwood wirklich glaubt, was er da über seine liebende Schwiegermutter verzapft. Nennt man das Realitätsverlust? Oder Autosuggestion?

John Dashwood hält die Ansichten und das Benehmen seiner Schwiegermutter und seiner Frau für Recht und Gesetz. Was beide tun oder von sich geben, ist richtig und wird nicht groß in Frage gestellt. Er steht unter der Fuchtel von beiden und hat die bemerkenswerte Gabe, deren Unverschämtheiten und Beleidigungen in vermeintlich positives Licht zu rücken und hält beide Damen für außerordentlich gütig (was sie natürlich keineswegs sind). Ich interpretiere es so, dass er wirlich glaubt, was er sagt (und denkt). Ein Verhalten dieser Art geht offenbar nur, wenn man seinen eigenen Verstand völlig ausschaltet.


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BeitragVerfasst: Dienstag 19. Juni 2012, 14:50 
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D'Arcy-Expertin mit Adelsaffinität
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Mathilda hat geschrieben:
Udo hat geschrieben:
Kap 42:

Ich frag mich mal wieder, ob John Dashwood wirklich glaubt, was er da über seine liebende Schwiegermutter verzapft. Nennt man das Realitätsverlust? Oder Autosuggestion?

John Dashwood hält die Ansichten und das Benehmen seiner Schwiegermutter und seiner Frau für Recht und Gesetz. Was beide tun oder von sich geben, ist richtig und wird nicht groß in Frage gestellt. Er steht unter der Fuchtel von beiden und hat die bemerkenswerte Gabe, deren Unverschämtheiten und Beleidigungen in vermeintlich positives Licht zu rücken und hält beide Damen für außerordentlich gütig (was sie natürlich keineswegs sind). Ich interpretiere es so, dass er wirlich glaubt, was er sagt (und denkt). Ein Verhalten dieser Art geht offenbar nur, wenn man seinen eigenen Verstand völlig ausschaltet.

Oder aber wenn man keinen Verstand und noch weniger eine eigene Meinung hat. Er sagt ja zu allem "Ja" und "Amen". Natürlich sagt er dem Vater am Sterbebett seine Wünsche zu, um dann gleich die Ansichten seiner Frau zu teilen. Eigener Geiz mag ja mitspielen, obwohl man Lucy Steele gegenüber ja doch recht großzügig ist, aber er beharrt nun einmal nicht auf einem eigenen Standpunkt, der vielleicht den Mittelweg bilden könnte.

Andererseits bezieht auch Edward nicht wirklich Position gegen die beiden Frauen. Stellt sich die Frage, und eine solche Situation ergibt sich ja gar nicht, ob und mit welchen Mitteln sich ein Mann, sei er nun Gentleman oder nicht ( :D ) gegen die Ferrars-Frauen durchsetzen könnte. Schon allein die Erbregelung sagt ja vieles, wenn nicht sogar alles.

Hm, genau genommen ist mir Dashwood vielleicht sogar lieber. Er scheint es einfach nicht besser zu wissen, oder nicht anders zu können. Edward weiss es besser und ist doch feige und kann sich nicht durchsetzen. Die Kinderei, obwohl man es so genau nicht erfährt, wäre ja nicht an sich eine Kinderei, weil er sich heimlich verlobt, sondern weil er dies ohne Gefühl tut, gleichsam eher Lucy zuliebe, als wirklich aus innerem Antrieb. Gut, er steht zu seinem Versprechen, was toll ist, wenn man es gegen Widerstände durchsetzt, aber auch das tut er nicht wirklich. Er steckt einfach den Kopf in den Sand und wartet bis der Sturm vorüber ist, oder hofft, wieder die Vernunft, es würde sich von selbst alles in Wohlgefallen auflösen. Selbst als er enterbt wird, wird er in keiner Weise aktiv. Er würde Lucy heiraten, sollte es, nun da die Familie alles weiss, aber wieder kommt nichts seinerseits. Er erklärt sich ja scheinbar der Familie gegnüber nicht einmal, also z.B. es wäre eine Kinderei gewesen, er fühle sich nun aber Lucy und dem Ansehen der Familie in dr Gesellschaft verpflichtet, oder so ähnlich. Frage: Wer hätte in der Ehe wohl die Hosen angehabt? Hätte es Edward wenigstens Lucy gegenüber geschafft, seine Interessen zu wahren oder richtete er sich in allem nach ihr? :gruebel:

@Udo
Wir hatten das Thema ja schon einmal. Mir ist halt ein empfindsamer, empathischer Brandon hundertmal lieber als ein Edward. Brandon ist kein Weichei, Edward wohl, um nicht das anderw W-Wort zu sagen.

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BeitragVerfasst: Dienstag 19. Juni 2012, 15:54 
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Austenfan
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Edward Ferrars ist sicher nicht der "typische" Held. Es ist aber bemerkenswert, dass er bei dieser Familie einen Sinn für Anstand und Moral besitzt. Ihm stehen meiner Meinung nach nur zwei Wege zur Verfügung: Entweder er beugt sich der Familie und löst die Verlobung (und heiratet obendrauf noch die ehrenwerte Ms. Morton) oder er steht zu Lucy und muss die Konsequenzen in Kauf nehmen. Ich halte ihn eigentlich nicht für feige. Nachdem seine Mutter ihm die Folgen der weiterbestehenden Verlobung unmissverständlich klar gemacht hat, hält er doch zu Lucy und damit auch sein Wort. Der leichtere Weg wäre in meinen Augen gewesen, die Verlobung zu lösen. Er fühlt sich an sein Versprechen gebunden (wenn auch nicht aus Liebe) und das ist aller Ehre Wert und irgendwie auch mutig. Ihm ist sicher bewusst, dass damit das Leben, vor allem in wirtschaftlicher Hinsicht, nun deutlich schwerer wird. Eine Rebellion gegen die Familie wäre meiner Ansicht nach erfolglos geblieben, egal mit welchen Erklärungen. Für die ganze Sippe kommt nur die Trennung infrage, Lucy wäre grundsätzlich nie akzeptiert worden (lassen wir mal beiseite, was sie eigentlich für eine Person ist).

Colonel Brandon ist für mich eher der "typische" Held, ihm würde man das sofort zuschreiben (seine Qualitäten sind für mich auch unbestritten und ich hege große Sympathien für diese Figur). Bei Edward Ferrars ist man vielleicht eher dazu geneigt, ihn in die "Schluffi"-Schublade zu stecken. Nach näherer Betrachtung habe ich ihn da aber wieder rausgeholt :). Natürlich steht jedem seine eigene Sichtweise zu.


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BeitragVerfasst: Dienstag 19. Juni 2012, 22:30 
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Administrator und Captain a.D. of HMS Groupread
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Ich sehe das genauso wie Mathilda. Was hast Du nur immer gegen den guten Edward, Caro? Du findest John Dashwood besser als Edward?? Oje... :wink:

Woher weißt Du, dass Edward damals nicht in Lucy "verknallt" war? Dass er sich "ohne Gefühl" verlobt?

Zitat:
Gut, er steht zu seinem Versprechen, was toll ist, wenn man es gegen Widerstände durchsetzt, aber auch das tut er nicht wirklich. Er steckt einfach den Kopf in den Sand und wartet bis der Sturm vorüber ist, oder hofft, wieder die Vernunft, es würde sich von selbst alles in Wohlgefallen auflösen. Selbst als er enterbt wird, wird er in keiner Weise aktiv. Er würde Lucy heiraten, sollte es, nun da die Familie alles weiss, aber wieder kommt nichts seinerseits. Er erklärt sich ja scheinbar der Familie gegnüber nicht einmal, also z.B. es wäre eine Kinderei gewesen, er fühle sich nun aber Lucy und dem Ansehen der Familie in dr Gesellschaft verpflichtet, oder so ähnlich.


Aber er setzt sich doch gegen alle Widerstände durch! Er steht zu seiner Verlobung, obwohl ihm klar sein muss, dass er sein gesamtes Erbe, sein Leben, dadurch wegwirft! Er weiß sogar, dass er ein todunglücklicher Mann wird dadurch, weil er inzwischen weiß, dass Lucy doof ist, und weil er inzwischen Elinor liebt. Er opfert seine wahre Liebe, um es mal pathetisch auszudrücken. Und was für ein Held muss man wohl sein, um sich gegen Mrs. Ferrars Willen durchzusetzen?? Da hätte sich Brandon wahrscheinlich längst verpieselt - DER war es, der in jungen Jahren vor seinem Vater ins Ausland geflohen ist! Edward hat Moral und Charakter - er steht zu seinem Wort. Und übrigens finde ich nichts im Text dazu, wie er das seiner Mutter begründet hat, also vielleicht hat er ja doch eingeräumt, es könnte ein Fehler gewesen sein - wir wissen es nicht. Und warum sollte er denn, nachdem er enterbt wird, aktiv werden? Zur Mutter kriechen und um Vergebung betteln? Übrigens wissen wir ja, dass er alles versucht hat, um von Lucy freizukommen! Aber wenn sie ihn nicht freigeben will, kann er die Verlobung seinerseits nicht auflösen, weil er ein Ehrenmann ist. Ich sag mal so: Edwards Widerstand gegen Mrs. Ferrars ist weit heldenhafter als Darcys gegen Lady Catherine - Darcy konnte wenig verlieren, Edward hat alles verloren.

Noch ein (letzter) Aspekt: Wenn Edward so ein "Weichei" oder das schlimmere W-Wort (was immer das sein mag) wäre - wieso sollte Elinor, die nicht nur durch Gefühl, sondern durch Vernunft, Urteilskraft und Menschenkenntnis glänzt, sich ausgerechnet in diesen Typen verlieben? Das wäre das erste Mal, dass JA eine ihrer Heldinnen ohne erkennbaren Grund bestraft...


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BeitragVerfasst: Dienstag 19. Juni 2012, 23:24 
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Austenfan
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Udo hat geschrieben:
Noch ein (letzter) Aspekt: Wenn Edward so ein "Weichei" oder das schlimmere W-Wort (was immer das sein mag) wäre - wieso sollte Elinor, die nicht nur durch Gefühl, sondern durch Vernunft, Urteilskraft und Menschenkenntnis glänzt, sich ausgerechnet in diesen Typen verlieben? Das wäre das erste Mal, dass JA eine ihrer Heldinnen ohne erkennbaren Grund bestraft...

Das ist eine wirklich gute Betrachtungsweise und Interpretation, der ich nur zustimmen kann (schleim :wink: ).

Leider ist meine uneingeschränkte Bewunderung für C. Brandon etwas ins Wanken geraten (aber nur ein klitzekleines bisschen), Udo ist schuld ;D . Dafür hat Edward für mich einige Pluspunkte dazugewonnen.

Ich finde es toll, wie man bei einem Groupread die verschiedenen Ansichten und Auslegungen austauschen und auch diskutieren kann. Der Roman gewinnt für mich in jedem Fall wieder an Neuem, auch wenn ich ihn schon mehrfach gelesen habe und so spät eingestiegen bin (zumindest mit der aktiven Beteiligung).


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BeitragVerfasst: Mittwoch 20. Juni 2012, 07:31 
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D'Arcy-Expertin mit Adelsaffinität
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Udo hat geschrieben:
Woher weißt Du, dass Edward damals nicht in Lucy "verknallt" war? Dass er sich "ohne Gefühl" verlobt?

Zitat:
Gut, er steht zu seinem Versprechen, was toll ist, wenn man es gegen Widerstände durchsetzt, aber auch das tut er nicht wirklich. Er steckt einfach den Kopf in den Sand und wartet bis der Sturm vorüber ist, oder hofft, wieder die Vernunft, es würde sich von selbst alles in Wohlgefallen auflösen. Selbst als er enterbt wird, wird er in keiner Weise aktiv. Er würde Lucy heiraten, sollte es, nun da die Familie alles weiss, aber wieder kommt nichts seinerseits. Er erklärt sich ja scheinbar der Familie gegnüber nicht einmal, also z.B. es wäre eine Kinderei gewesen, er fühle sich nun aber Lucy und dem Ansehen der Familie in dr Gesellschaft verpflichtet, oder so ähnlich.


Aber er setzt sich doch gegen alle Widerstände durch! Er steht zu seiner Verlobung, obwohl ihm klar sein muss, dass er sein gesamtes Erbe, sein Leben, dadurch wegwirft! Er weiß sogar, dass er ein todunglücklicher Mann wird dadurch, weil er inzwischen weiß, dass Lucy doof ist, und weil er inzwischen Elinor liebt. Er opfert seine wahre Liebe, um es mal pathetisch auszudrücken. Und was für ein Held muss man wohl sein, um sich gegen Mrs. Ferrars Willen durchzusetzen?? Da hätte sich Brandon wahrscheinlich längst verpieselt - DER war es, der in jungen Jahren vor seinem Vater ins Ausland geflohen ist! Edward hat Moral und Charakter - er steht zu seinem Wort. Und übrigens finde ich nichts im Text dazu, wie er das seiner Mutter begründet hat, also vielleicht hat er ja doch eingeräumt, es könnte ein Fehler gewesen sein - wir wissen es nicht. Und warum sollte er denn, nachdem er enterbt wird, aktiv werden? Zur Mutter kriechen und um Vergebung betteln? Übrigens wissen wir ja, dass er alles versucht hat, um von Lucy freizukommen! Aber wenn sie ihn nicht freigeben will, kann er die Verlobung seinerseits nicht auflösen, weil er ein Ehrenmann ist. Ich sag mal so: Edwards Widerstand gegen Mrs. Ferrars ist weit heldenhafter als Darcys gegen Lady Catherine - Darcy konnte wenig verlieren, Edward hat alles verloren.

Noch ein (letzter) Aspekt: Wenn Edward so ein "Weichei" oder das schlimmere W-Wort (was immer das sein mag) wäre - wieso sollte Elinor, die nicht nur durch Gefühl, sondern durch Vernunft, Urteilskraft und Menschenkenntnis glänzt, sich ausgerechnet in diesen Typen verlieben? Das wäre das erste Mal, dass JA eine ihrer Heldinnen ohne erkennbaren Grund bestraft...

1. Edward spricht von einer Kinderei, dann können die Gefühle nicht tief und ernst gewesen sein. Und es ist ihm sichtlich unangenehm. Wäre er zutiefst verliebt oder zumindest verknallt, verschossen gewesen, hätte es die lange Verlobungszeit gar nicht gegeben, sondern sie wären gleich nach Gretna Green gegangen. Lucy ist es, die die Verlobung, wie auch immer, initiiert hat. Später vermeidet er ja ihre Kontakte, soweit es geht.

2. Würde Edward dazu stehen, wäre er offener damit umgegangen. Er steht eben nicht zu der Verlobung, sondern erst als es quasi durch Dritte preisgegeben wird. Allein die Umstände zwangen ihn zu Lucy und der Verlobung zu stehen. Er wird enterbt aber er wusste von Anfang an, dass es dazu kommen würde und hat seine Familie eben nicht vor vollendete Tatsachen gestellt. Er hat sie nicht sobald möglich geheiratet. Er hat sich gewissermassen ein Hintertürchen offen gelassen, obwohl er wußte, er selbst würde es nicht aktiv nutzen. Er hat weder aktiv und selbsttätig einen Schritt nach vorne, noch zurück gemacht. Er hat es ausgesessen und es anderen überlassen, zu agieren und zu reagieren.

3. Ja, Brandon ist ins Ausland gegangen, nur war es damals durchaus üblich, dass sich jüngere Söhne z.B. beim Militär ihre Sporen verdienten. Er musste ja auch von etwas leben. Das Ausland bewahrte ihn davor das Unglück seiner "Geliebten" mit anzusehen. Nachdem sie ja verraten worden waren, ,hat er aufgegeben, am könnte ihm natürlich vorwerfen "zu schnell", aber man muss wohl davon ausgehen, dass beide "überwacht wurden". Aber er hat es ja nun wenigstens versucht.

4. Was hat Edward denn wirklich getan, um von Lucy freizukommen? Lucy ist es egal, wen sie heiratet (und natürlich spielt sie den Männern etwas vor), nun hat sie Edward an der Angel und selbst, wie sie weiss, nicht viele Möglichkeiten eine bessere oder auch andere Partei zu bekommen. Edward hat ihr wohl nicht wirklich erklärt, dass er enterbt wird und ein armer Schlucker ist, sobald er sie heiratet. Die lange Zeit der heimlichen Verlobung hätte ihr zu Denken geben müssen. Wie gesagt, Edward hat eigentlich nur gehofft, das Schicksal oder eine heimlische Fügung, würden seine Probleme lösen.

Übrigens hätte er versuchen können, ihr eine bessere Partie schmackhaft zu machen, aber vermutlich wollte er seine Freunde und Bekannten nicht ins Unglück stürzen. Lucy ging es in der Hauptsache ja um ihre Versorgung, nicht um den Mann. Lucy hätte in einem anderen Fall ihre Fäden sicher ebenso geschickt gesponnen, wie bei Edward. Talent zum Fäden spinnen hat sie ja, sonst wären Fanny und ihre Mutter anfangs ja nicht so angetan von ihr gewesen.

5. Ich kann es nicht einmal wirklich ritterlich und ehrenvoll finden, wenn man eine Kinderei durchzieht und zu einem Versprechen steht, bei dem man sozusagen nicht bei Sinnen war. Man muss auch einmal einen Fehler als Fehler sehen und diesen korrigieren. Was wäre denn im schlimmsten Fall geschehen, wenn er die Verlobung gelöst hätte? Wären die Auswirkungen schlimmer gewesen, als eine Ehe mit Lucy? Wäre Lucy selbst mit einem armen Schlucker glücklich geworden?

6. Elinor verliebt sich in erster Linie in seinen Geist. Und sie findet es ja nun gerade heldenhaft, dass er zu seinem Versprechen steht, auch wenn es aus falschen Gründen und in Vorspiegelung falscher Tatsachen (Lucys Seite) abgegeben wurde. Elinor strebt nach Höherem, vor allem einem reinen Gewissen. Dazu gehören reine, gute Gefühle, Wahrhaftigkeit, Ehrlichkeit und die Einhaltung von Versprechen, wie dumm auch immer sie wären. Aber wenn wir uns den Vergleich "Kinderei" ansehen, als Kinder und/oder Jugendliche versprechen wir uns zu heiraten und Wer geht wirklich von der Erfüllung aus, von einigen sogenannten Sandkasten-Lieben abgesehen?
War nicht Edward sogar im Unrecht, ein Versprechen abzugeben, das er gleich darauf bereute und eben nicht wirklich aktiv erfüllen wollte? Einen Hochzeitstermin, der mit mit einer Verlobung einhergeht, gab es nicht. Nicht einmal eine relativen, unbstimmten.

*Nachtrag* "Weichei" ist die liebevollere Variante, "Waschlappen" die boshaftere

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BeitragVerfasst: Mittwoch 20. Juni 2012, 09:22 
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Wieso sollte Edward schon vorher wissen, dass seine Mutter ihn enterbt? Sicher, begeistert dürfte sie generell nicht gewesen sein, aber das sie ihn enterben würde, musste er nicht vorhersehen.
Und warum sollte man zwangsweise nach Gretna Green rennen? Das hat Frank Churchill auch nicht gemacht, der ist auch "heimlich" verlobt.

Ich bin mir nicht mal sicher, ob er die Verlobung einfach so hätte aufheben können. Selbst bei einer heimlichen Verlobung hätte Lucy u.U. die Ehe einklagen könnte. Er hatte ihr schließlich die Ehe versprochen und sie dürfte, clever wie sie ist, genug Beweise dafür haben. ( Siehe das Taschentuch, dass sie Elinor unter die Nase hält.)

Abgesehen davon wollte seine Mutter, dass er Miss Morton heiratet. Damit wäre er ja vom Regen in die Traufe geraten.

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"I think that we like those kind of entertainment just to have the opportunity to become a child again during 42 minutes."


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BeitragVerfasst: Mittwoch 20. Juni 2012, 09:42 
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D'Arcy-Expertin mit Adelsaffinität
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Kerstin hat geschrieben:
Wieso sollte Edward schon vorher wissen, dass seine Mutter ihn enterbt? Sicher, begeistert dürfte sie generell nicht gewesen sein, aber das sie ihn enterben würde, musste er nicht vorhersehen.
Und warum sollte man zwangsweise nach Gretna Green rennen? Das hat Frank Churchill auch nicht gemacht, der ist auch "heimlich" verlobt.

Natürlich weiss er das. Edward kennt seine Mutter und deren Einstellung zu Stand, Status, Geld und Verbindungen. Sie hat den Ehrgeiz 10-fach, der ihm völlig abgeht. Er muss wissen, ihr ist jedes Mittel recht um ihren Willen durchzusetzen.

Eine heimliche Verlobung ging man doch nur ein, wenn man zumindest vermutete, die Familie wäre nicht einverstanden und um sie letztlich vor vollendete Tatsachen zu stellen. Es machte nur Sinn, wenn man dachte, sie würden sich doch wieder beruhigen, wenn man nur erst verheiratet war, oder wenn man ein Erbe erwartete bzw. sonstwie an Geld zu kommen dachte, um sich eine Familie auch finanziell leisten zu können. Bei Edward hätte dazu allerdings seine Mutter erst sterben müssen und die ist noch "bopperlgsund" wie man bei uns sagt.

Gerade Frank Churchill hat sich durch die heimliche Verlobung nicht mit Ruhm bekleckert und Jane sah sich ja schon als Gouvernante, weil sie nicht mehr daran glaubte, Frank würde Nägel mit Köpfen machen. Auch Frank macht hier den Eindruck, er will Jane nicht wirklich heiraten und flirtet ungehemmt mit anderen Frauen. Er wollte sich noch nicht wirklich festlegen, erst mal nur "pro forma" Jane gegenüber, damit sie nicht heiratete, bevor er sich endgülig entscheiden könnte.

Beweise für eine heimliche Verlobung gab es eben nicht wirklich. Taschentücher und selbst Ringe und Locken sind/waren kein Beweis. Es müsste schon Zeugen geben, die zugegen waren, als die Verlobung ausgesprochen und die "Pfandstücke" getauscht wurden. Selbst wenn er Ringe gekauft hatte, könnten diese für jemand anderen gedacht gewesen sein, oder einer anderen Frau gehört haben und sie sich diese erschlichen haben. DNA-Beweise bei Locken oder ähnliches gab es auch noch nicht und es müsste direkte Zeugen geben, er habe sie für Lucy abgeschnitten. Wobei auch ein "Locken abschneiden" kein Beweis ist, sondern allenfalls ein Indiz.
Heimliche Verlobungen kann man auch nicht einklagen, Sinn und Zweck ist ja, dass die Öffentlichkeit aussen vor bleibt und das Band nur für die beiden besteht, sonst würdern sie ja ad absurdum geführt.

Lucy könnte selbst bei einer offiziellen eine Heirat nicht erzwingen, höchstens eine Entschädigung für entgangene Rechte, zum Besspiel eine Art Brautgeld einklagen. Mrs. Ferrars wäre nur allzu bereit darauf einzugehen, wenn er dafür Miss Morton heiratet. Miss Morton liebt er zwar auch nicht, aber er hätte noch sein Erbe. Ein wenig besser, wäre das schon, auch wenn nicht für sein Innenleben.

Der Bruch einer offiziellen Verlobung würde auch nicht mehr verursachen als einen kurzen Verlust seines Ansehens (könnte man seine Gründe dafür nicht verstehen), doch die Gesellschaft würde allzu schnell vergessen.

Dann gäbe es noch den Aspekt der Romantik. Einer Marianne würde ich ja noch zutrauen, dass sie Spass an einer heimlichen Verlobung fände und sie zutiefst romantisch fände, doch für Lucy war das die einzige Hoffnung Edward an sich zu binden, zu hoffen sie könne das Band vestärken und schliesslich zur Vollendung kommen. In ihrem Interesse ist eine lange, zumal heimliche Verlobung ja nun auch nicht. Schliesslich musste sie ihrer Familie ja auch Rede und Antwort stehen, wenn man sie verkuppeln wollte. Man hätte ja doch endlich einmal ein Ende der Verlobungszeit sehen wollen oder auf den "Vollzug" gedrängt. Wie gesagt, zwingen konnte man ihn nicht wirklich, aber man hätte Lucy nahegelegt zu verzichten und sich einen anderen zum Gatten zu wählen.

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BeitragVerfasst: Mittwoch 20. Juni 2012, 12:50 
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Ich glaube, Du tust Edward unrecht, Caro. JA ist ja nun bekannt für psychologisch ausgefeilte Situationen und Beobachtungen - und mir scheint, sie hat Edwards Lage sehr sauber dargestellt. Lies bitte noch einmal das Kapitel 50, dort wird die Situation sehr, sehr überzeugend dargestellt, die Edward dazu verleitet hat, sich mit Lucy zu verloben. Dort steht ausdrücklich, dass Edward glaubte, er habe eine "unüberwindliche Vorliebe", dass er sich eingebildet habe, "dass ich verliebt sei" (sagt Edward selbst). Seine Gefühle waren also sehr tief und ernst - aus seiner subjektiven Sicht, aber die ist ja entscheidend, nicht, wie wir seine Gefühle nachträglich einordnen. Es wird auch fein erklärt, wie es dazu kommen konnte: Edward war kaum 19 (!), hatte nichts zu tun in der Welt, und "Lucy erschien mir in jeder Hinsicht liebenswert und zuvorkommend". Und er war im Umgang mit Frauen völlig unerfahren. Und Lucy hat ihn ziemlich sicher um den Finger gewickelt (das steht allerdings nicht im Text, aber es passt ja wohl zu Lucys Verhalten im gesamten Roman). Es war "eine dumme, alberne Neigung", sagt Edward, die ich zumindest sehr gut verstehen kann.

Und es geht noch weiter: Edward glaubt bis ganz zuletzt, dass Lucy für ihn die "selbstloseste Liebe" (Zitat Edward) empfunden habe! Deshalb war es für ihn aus zwei Gründen unmöglich, die Verlobung aufzulösen: 1. habe ich hier im Forum schon mal irgendwo gelesen, dass es ein erheblicher öffentlicher Skandal war, wenn ein Mann eine Verlobung auflöste (es sei denn, sie hat ihn betrogen oder so). Und 2. aber musste er davon ausgehen, dass er Lucy todunglücklich macht! Wir dürfen nicht vergessen, dass Edward Lucy erst durchschaut, als sie ihm am Ende des Buches schriftlich mitteilt, dass sie seinen Bruder geheiratet hat! Mehrfach wird erwähnt, wie wichtig es war, dass Edward "ohne eigenen Vorwurf" und "in allen Ehren" aus der Verlobung rausgekommen ist. Das scheint sehr wichtig gewesen zu sein.

Caro hat geschrieben:
Wäre er zutiefst verliebt oder zumindest verknallt, verschossen gewesen, hätte es die lange Verlobungszeit gar nicht gegeben, sondern sie wären gleich nach Gretna Green gegangen.


Aus dem Buch (Kap 22 und 24) geht recht deutlich hervor, dass es Lucy war, die darauf gedrungen hat, dass die Verlobung heimlich bleibt - und zwar so lange, bis Mrs. Ferrars stirbt. Sie hat glarkar vorausgesehen, was passieren würde, wenn die Verlobung bekannt wird: Mrs. Ferrars würde "in ihrer ersten Empörung bei dieser Nachricht ihren ganzen Besitz vermutlich Robert vermachen." (S. 169 in meiner Reclam-Ausgabe) Exakt das, was passiert. Lucy ist es, die Pläne schmiedet, wie sie doch noch an Geld kommen kann, man muss ihr "das Äußerste an mutwilliger Niedertracht" zutrauen (S. 423). Schließlich angelt sie sich Robert mit mehr oder weniger raffinierten Schmeicheleien. Es war also wohl so, wie du vermutest: Lucy hatte "die Hosen an".

Caro hat geschrieben:
Würde Edward dazu stehen, wäre er offener damit umgegangen. Er steht eben nicht zu der Verlobung, sondern erst als es quasi durch Dritte preisgegeben wird. Allein die Umstände zwangen ihn zu Lucy und der Verlobung zu stehen.

Edward erklärt, dass er es für seine "Pflicht" hielt, Lucy die Wahl zu lassen, ob sie die Verlobung auflöst oder nicht. Er steht uneingeschränkt zu seinem Wort. Du meinst etwas ganz Anderes: Dass er offen zu seiner Verlobung steht. Dazu wäre er sicher eher bereit, wenn er für Lucy noch irgendwas empfinden würde... Und wie gesagt: Ich denke, Lucy bestand darauf, dass die Verlobung geheim blieb. Ich weiß nicht, ob er in der Situation in die Öffentlichkeit gehen konnte. Versprechen (ich nehme an, Lucy hat ihm die Zusage abgenommen, zu schweigen) hatten ja damals offenbar eine größere Bedeutung als heute: Elinor verrät Marianne unfassbarerweise ja auch nichts von ihrer Notlage. Aber er sitzt das nicht nur aus: Wir erfahren von Anne Steele, dass er Lucy "angefleht" hat, die Verlobung zu lösen - Anne hat das Gespräch belauscht und erzählt es Elinor. (Bemerkenswerterweise schreibt dann ja Lucy an Elinor, dass sie ihn gebeten habe, die Verlobung zu lösen....)

Caro hat geschrieben:
Ich kann es nicht einmal wirklich ritterlich und ehrenvoll finden, wenn man eine Kinderei durchzieht und zu einem Versprechen steht, bei dem man sozusagen nicht bei Sinnen war.


Ja, heute wirkt das seltsam. Aber damals herrschten andere Sitten, schätze ich. Jedenfalls in JAs Welt.

Caro hat geschrieben:
Edward hat ihr wohl nicht wirklich erklärt, dass er enterbt wird und ein armer Schlucker ist, sobald er sie heiratet. Die lange Zeit der heimlichen Verlobung hätte ihr zu Denken geben müssen. Wie gesagt, Edward hat eigentlich nur gehofft, das Schicksal oder eine heimlische Fügung, würden seine Probleme lösen.


Das schätze ich völlig anders ein - du machst Lucy zum Opfer, ich halte sie für die Täterin.


Caro hat geschrieben:
Elinor verliebt sich in erster Linie in seinen Geist. Und sie findet es ja nun gerade heldenhaft, dass er zu seinem Versprechen steht, auch wenn es aus falschen Gründen und in Vorspiegelung falscher Tatsachen (Lucys Seite) abgegeben wurde.

Elinor lobt seine "Hochherzigkeit", seine "Integrität", sein "Zartgefühl" und seine "Bildung", um nur ein paar Zitate zu bringen (vor allem aus Kap 23). Ich denke, Elinor hat exakt erkannt, was für ein guter Mensch sich hinter der schüchternen und unbeholfenen Art Edwards verbirgt. Er ist das genaue Gegenteil von Willoughby (wie schon mal erwähnt): Willoughby ist ein Blender mit nichts dahinter als Schurkerei, mehr Schein als Sein. Edward ist mehr Sein als Schein, ein anständiger Kerl, den (fast) keiner ernst nimmt, der im Zweifel aber seinen Mann steht, auf den man sich unbedingt verlassen kann.

Caro hat geschrieben:
War nicht Edward sogar im Unrecht, ein Versprechen abzugeben, das er gleich darauf bereute und eben nicht wirklich aktiv erfüllen wollte?


Beide waren im Unrecht, weil sie jung und (er jedenfalls) verliebt und etwas dumm (Edward) bzw. durchtrieben und berechnend (Lucy) waren. Er hat sein Versprechen aber keineswegs "gleich darauf" bereut, aus dem Text geht hervor, dass er dafür etwa ein Jahr gebraucht hat - so lange, wie man vernünftigerweise erwarten kann, dass ein verliebter Bursche braucht, um wieder zu Sinnen zu kommen, wenn seine Angebetete sich als die Falsche erweist.... Jane Austen ist in solchen Dingen sehr genau.

So, jetzt hab ich aber wirklich genug Lobgesänge auf Edward gesungen.... ;D

@Mathilda: Brandon find ich auch super, der alte Schlawiner... :wink:


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BeitragVerfasst: Mittwoch 20. Juni 2012, 13:24 
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Registriert: Mittwoch 28. Juni 2006, 11:57
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Wie gesagt, eine kurzen Skandal gab es nur bei einer offiziellen Verlobung, die ohne hinreichende Gründe gelöst wurde, und nicht bei einer heimlichen Verlobung der die Rechtsgrundlagen und damit gesetzliche Ansprüche fehlten.

Gerade in Lucys Situation macht eine heimliche Verlobung keinen Sinn. Mrs. Ferrars kann noch gut und gerne 20 Jahre leben (selbst zu JAs Zeit erreichten einige Frauen ein hohes Alter), will sie so lange heimlich verlobt bleiben? Zudem war es recht wahrscheinlich, dass Edward noch früher bei einem Kutschen-, Reitunfall gestorben wäre, als seine Mutter. Viele Mütter haben damals ihre Söhne und sogar Töchter überlebt. Ein wichtiger Aspekt, gerade bezüglich Lucys Verlobung ist die Witwenrente. Cassandra Austen, die offiziell verlobt ist erhält nach dem frühzeitigen Tod des Verlobten eine Art Witwenrente, Lucy hätte darauf keinen Anspruch. Auch ihre eigene Familie wäre aus gesagten Gründen dagegen und hätte sie unter Druck gesetzt, sich anderweitig umzusehen. Auf ein zeitiges Ende von Mrs. Ferrars konnte sie ja nur hoffen, wenn die Dame bereits 70 oder schwer bettlägerig war.
Dann kommt noch eines dazu: Mrs. Ferrars scheint eigene Gelder und Besitztümer zu haben, die sie sozusagen frei vererben kann und die nicht der Primogenitur unterliegen. es war also nicht zwingend gegeben, wenn auch dennoch üblich, dass der Älteste den Hauptteil bekam. Sie konnte das nach Gutdünken aufteilen. Auch damals bargen "freie Testamente" ihre Überraschungen.

Ja, weil für Elinor eine heimliche Verlobung den gleichen Stellwert hatte wie eine offzielle, war es für sie und Edward wichtig, dass nicht er "schuld" an deren Auflösung war. Rechtlich war das aber nicht so.

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BeitragVerfasst: Mittwoch 20. Juni 2012, 14:44 
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Caro hat geschrieben:
Gerade in Lucys Situation macht eine heimliche Verlobung keinen Sinn. Mrs. Ferrars kann noch gut und gerne 20 Jahre leben (selbst zu JAs Zeit erreichten einige Frauen ein hohes Alter), will sie so lange heimlich verlobt bleiben? Zudem war es recht wahrscheinlich, dass Edward noch früher bei einem Kutschen-, Reitunfall gestorben wäre, als seine Mutter. Viele Mütter haben damals ihre Söhne und sogar Töchter überlebt. Ein wichtiger Aspekt, gerade bezüglich Lucys Verlobung ist die Witwenrente. Cassandra Austen, die offiziell verlobt ist erhält nach dem frühzeitigen Tod des Verlobten eine Art Witwenrente, Lucy hätte darauf keinen Anspruch. Auch ihre eigene Familie wäre aus gesagten Gründen dagegen und hätte sie unter Druck gesetzt, sich anderweitig umzusehen. Auf ein zeitiges Ende von Mrs. Ferrars konnte sie ja nur hoffen, wenn die Dame bereits 70 oder schwer bettlägerig war.


So, will ich auch noch meinen Senf dazugeben, arme Caro, bekommst hier Widerspruch von allen Seiten und leider bin ich mal auch nicht deiner Meinung :nein:
Ich denke, Lucy hatte schon was davon:
1. Sie hat eine noch ältere Schwester, die auch noch nicht unter der Haube ist.
2. Und wer sagt denn, daß sie sich nicht anderweitig umsah. Das wird hier doch nicht erzählt. Keiner außer Nancy weiß doch, daß sie verlobt ist, sie kann also potentiellen Verehrern gegenüber völlig frei auftreten. Und wenn sie jemanden "mehr wert" als Edward gefunden hätte? Sie hätte ihren Brief an Edward sicher auch dann geschrieben. Ich denke, sie wäre auch praktisch genug gewesen, jemand zu nehmen, der ein paar hundert Pfund weniger gehabt hätte, dafür aber sicher. Besser den Spatz in der Hand, als die Taube auf dem Dach :D wäre da sicher ihr Motto gewesen.
3. Sie hat einfach gehofft, schaden kann es ihr ja nicht. Sie hat Edward ja auch ganz gut eingeschätzt und wußte, daß sie sich auf ihn verlassen konnte. Ihm ab und an etwas vorzuspielen, schien ihr ja nicht schwer zu fallen. Ich denke, sie hat einfach gewartet, was passiert. Wenn ihre Familie ihr einen passablen Bräutigam geboten hätte ist doch davon auszugehen, daß sie "ja" sagt. Aber wir erfahren ja relativ wenig über die Familie, scheinbar werden die Mädels immer allein losgeschickt, um auf Burschenfang zu gehen. Bei Anne hat es ja bisher nicht geklappt, aber auch sie darf ja dank JA noch auf ihren Mr Davies hoffen :rolleyes: Unterwegs waren die beiden ja genug, wenn nicht so viele begehrenswerte Junggesellen erscheinen, wie erhofft, was sollten sie tun?
Ihre Masche war es wohl, so viele Einladungen wie möglich zu ergattern, immer in der einen Hoffnung (eigentlich auch kein wirklich schönes Leben, obwohl sie es doch zu genießen scheinen)

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BeitragVerfasst: Mittwoch 20. Juni 2012, 15:42 
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Caro hat geschrieben:
Gerade in Lucys Situation macht eine heimliche Verlobung keinen Sinn. Mrs. Ferrars kann noch gut und gerne 20 Jahre leben (selbst zu JAs Zeit erreichten einige Frauen ein hohes Alter), will sie so lange heimlich verlobt bleiben?

Wie Elanor schreibt: Für die arme Lucy war es sicher sehr gut, sich erst mal einen potenziell reichen Erben zu sichern - und ggf. weiter zu suchen. Genau das wird in Kap 50 als Grund angegeben (von Elinor), warum Lucy Edward nicht gehen lässt, nachdem er enterbt wurde und um die Auflösung der Verlobung bat: Lucy konnte von der Verbindung in jedem Fall nur profitieren, ohne jedes Risiko!
Und ja, sie hat wohl anfangs darauf gesetzt, dass Mrs Ferrars mal sterben könnte. Das zumindest geht aus dem Gespräch hervor, das Lucy und Elinor in Kap 24 führen. Nach 4 Jahren vergeblichen Wartens erzählt Lucy dort von ihrem neuen Plan: Elinor soll ihren Bruder überreden, Edward eine Pfarre zu geben. Wieder würde Lucy profitieren - es geht immer nur um ihren Vorteil. Das heißt: Durch Edwards reiche Familie könnten sich für Lucy immer mal Chancen ergeben - sie musste nur Edward weiter an sich binden. Und der Roman zeigt ja, dass sie mit der Methode extrem erfolgreich ist....

Caro hat geschrieben:
Ja, weil für Elinor eine heimliche Verlobung den gleichen Stellwert hatte wie eine offzielle, war es für sie und Edward wichtig, dass nicht er "schuld" an deren Auflösung war. Rechtlich war das aber nicht so.

Aber das Rechtliche ist ja nicht immer entscheidend unter ehrenhaften Menschen. Unter anständigen Leuten sollte eine heimliche Verlobung auf jeden Fall den gleichen Stellenwert haben wie eine offizielle, denke ich. Deshalb verhält sich Edward so, wie er es tut.

Aber was sagst du denn zu den vielen Argumenten, die ich mühsam pro Edward zusammengekramt habe? Da ging es ja eher um die Frage, ob er Lucy geliebt hat und ob er ein echter Gentleman oder ein Weichei ist.


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BeitragVerfasst: Mittwoch 20. Juni 2012, 17:56 
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Ich werde mich kurz fassen:

Ich denke Lucy hat sich immer anderweitig umgeschaut, ob sich denn noch was "Besseres" findet. Durch die vielen gesellschaftlichen Kontakte boten sich da beste Gelegenheiten. Und für den Fall, dass sich da nichts tut, hat sie den guten Edward weiter in ihrem Spinnennetz gefangen gehalten.

Durch Nancy´s loses Mundwerk wurde die Verlobung öffentlich. Hätte Edward diese daraufhin gelöst, wäre Lucy bis auf die Knochen blamiert gewesen und er hätte sie dadurch der Lächerlichkeit preisgegeben. Eine "Entlobung" durch den Mann ist damals (glaube ich) eher weniger gut für die ehemals Angebetete gewesen. Das hat ihren Ruf ruiniert. Da Edward den wahren Charakter von Lucy nicht kannte, hat er sich auch nicht von ihr getrennt (denn dann hätte er eben dies zugelassen).

Gretna Green wäre für beide der gesellschaftliche Todesstoß gewesen. Für Lucy wäre das niemals in Frage gekommen. Sie wollte aufsteigen, indem sie einen reichen Erben heiratet. Was sie dann ja am Ende auch schafft. Gerissen ist sie ja schon.


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BeitragVerfasst: Mittwoch 20. Juni 2012, 23:14 
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Weiter gehts mit Kapitel 43 - was natürlich nicht heißt, dass wir die Debatte abbrechen müssen....

Viel passiert ja nicht. Man kommt in Cleveland an, die Palmers werden etwas genauer eingeordnet (beide doch gar nicht sooo übel) - und Marianne latscht bei Wind und Wetter durch die Walachei. Mit den bekannten Folgen.
Aber mein alter Freund Edward kriegt noch mal eine kleine Lobeshymne, die ich hier nicht verschweigen will:
Elinor erinnert sich mit Freude an Edwards "Hochherzigkeit, Anspruchslosigkeit und Zurückhaltung".

Mich stört eigentlich nur minimal, dass er unbedingt Pfarrer werden will, kA wieso. Aber das bringt ihn noch etwas mehr in die Nähe einer anderen Austenfigur - denn ich frage mich gerade, ob nicht Edward unter den männlichen JA-Helden das ist, was bei den weiblichen Fanny Price ist? Beide werden gern verkannt, für langweilig und doof gehalten, sind aber wahre Helden des Alltags. Vielleicht muss ich meine Abneigung gegen Fanny doch noch mal hinterfragen....


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BeitragVerfasst: Donnerstag 21. Juni 2012, 07:28 
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Mathilda hat geschrieben:
Gretna Green wäre für beide der gesellschaftliche Todesstoß gewesen. Für Lucy wäre das niemals in Frage gekommen. Sie wollte aufsteigen, indem sie einen reichen Erben heiratet. Was sie dann ja am Ende auch schafft. Gerissen ist sie ja schon.

Gretna Green wat mitnichten der Todestoß. Es war die einzige Möglichkeit schnell und offiziell zu heiraten, wenn die Familie dagegen war. In Stolz und Vorurteil hofft man ja anfänglich, sie wären nach Grtena Green gegangen, sber die denken nicht daran. Das unverheiratet zusammenleben (Maria Rushworth, Lydia Bennet) ist der Todesstoß. Bei den meisten in Gretna Green geschlossenen Verbindungen hat sich die Familie dann doch wieder beruhigt und es war nicht einmal von Enterbungen die Rede.

@Udo
Ich kann nichts dafür. Für mich ist Edward ein Weichei. Selbst wenn ich etwas falsch verstanden haben sollte und Lucy für Heimlichkeit war, zeigt auch das, dass er sich nicht durchsetzt. Wäre er so verliebt gewesen, wie beschrieben, hätte er selbst auf einen schnellen Vollzug gedrängt. Aber der gute Edward nimmt alles hin. Lucy selbst war nicht wirklich für Heimlichkeit, sonst wüsste Nancy ja nichts davon. Wie das halt so ist, wenn man den lieben Mitmenschen etwas auf das "Siegel der Verschiegenheit" erzählt, kann man in 3/4 der Fälle davon ausgehen, dass es ausgeplaudert wird. Ich finde das Ganze äussert merkwürdig und unlogisch. Es wird etwas gesagt, beschrieben oder dargelegt und dann durch die Taten der Charaktere ad absurdum geführt.

Udo hat geschrieben:
Mich stört eigentlich nur minimal, dass er unbedingt Pfarrer werden will, kA wieso. Aber das bringt ihn noch etwas mehr in die Nähe einer anderen Austenfigur - denn ich frage mich gerade, ob nicht Edward unter den männlichen JA-Helden das ist, was bei den weiblichen Fanny Price ist? Beide werden gern verkannt, für langweilig und doof gehalten, sind aber wahre Helden des Alltags. Vielleicht muss ich meine Abneigung gegen Fanny doch noch mal hinterfragen....

Ich finde Edward ja nicht langweilig (und Fanny liebe ich!), das ist das falsche Wort, aber er ist für mich wirklich kein Held. Auch wenn er an seinen Prinzipien festhält, die da heissen: Ein Versprechen, ist ein Versprechen, ist ein Versprechen. Dann gibt es einen großen Unterschied: Fanny wird von ihrer Umgebung ins Unrecht gesetzt, weil sie die Crwafords nicht besonders mag, die sich ja anegblich so sehr um sie bemühen. Fanny hat aber recht, die Crwafords taugen nichts, beide nichts. Bei Edward verhält es sich genau umgekehrt. Er vertraut Lucy, und obwohl sie sich unlogisch verhält (hemliche Verlobung mit offenem Ende trotz angeblicher Liebe) Verrat an der eigenen Heimlichkeit usw. kommen ihm nicht die geringsten Bedenken. Fanny lässt sich durch den äusseren Schein nicht hinters Licht führen, von Schmeicheleien auch nicht, Edward schon. Er lässt sich umgarnen und bildet sich ein, er sei verliebt, schlimmer noch er werde heiss und innig geliebt.

Ein Versprechen, das aus falschen Gründen gegeben wird, wenn z.B. Betrug im Spiel ist (wie bei Lucy) muss nicht gehalten werden, never. Sie selbst hatte ja die Vereinbarung gebrochen, indem sie erst der Schwester davon erzählte und dann Elinor, dann ist auch er nicht mehr gebunden. Blöd nur, dass Edward nichts davon weiss, und uns erzählt wird, er habe an die tiefste Liebe Lucys geglaubt. Ich frage mich ernsthaft, warum JA gerade die heimliche Verlobung so aufbaut. Gut, wir sollen vielleicht Mitleid mit Edward haben, statt den Frauen ausnahmsweise ein Mann, der hinters Licht geführt wird, aber ich kann ihn nicht wirklich bedauern. Er geht mir zu sehr den Weg des geringsten Widderstandes. Das Edward nicht wissen sollte, musste, dass Lucy nicht ehrlich ist stimmt auch nicht ganz. Hätte sie ihn zutiefst geliebt, wie gesagt wird, zumindest er glaubte, hätte sie verheiratet sein wollen. Jeder Tag ohne ihn wäre ihr lang geworden und wie eine Ewigkeit vorgekommen und sie hätte sich nach ihm verzehrt. Es ist ja nicht so, dass er nun gar nichts hat. Mrs. Ferrars würde ihn nun auch nicht verhungern lassen. Allein Lucys Geldgier hätte ihm ein Dorn im Auge sein müssen. Spätestens da musste er aufhorchen. Aber es ist ja bequemer und beruhigender nicht zu viel nachzudenken, und Lucy ist ja eine Frau, die handeln nicht logisch. *Vorsicht, Ironie*
Ich kann es vermutlich nicht so richtig in Worte fassen, aber da passt einfach zu vieles nicht, in Lucys und Edwards Bezieihung, in der Darstellung ihrer Gefühle und dann den Aktionen und Reaktionen. Es ist für mich unlogisch, und damit kann ich einfach nicht. :/

Ein weiteres Problem habe ich mit dem angeblichen Vertrauen Lucys gegenüber Edward, das er sich durch die heimliche Verlobung hinreichend gebunde fühle, kann so nicht stimmen. Wäre dem so, hätte sich Lucy nicht ausgerechnet Elinor eröffnet. Sie tat das um eine potenteille gefahr für ihr Plämne auszuschalten, weil sie sie ziemlich gut einschätzen konnte. Elinor sagte nichts und sie wusste, diese würde es nicht zu weiteren Annäherungen kommen lassen, selbst wenn Edward geneigt wäre. Sie wollte damit sagen: Dass du es wisst, er gehört mir!
Hätte sie ihm vertraut, hätte er sich wirklich gebunden fühlen müssen, wäre solch ein Schachzug ungeschickt und unnötig gewesen. Aber Lucy witterte Gefahr!

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BeitragVerfasst: Donnerstag 21. Juni 2012, 10:53 
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Caro hat geschrieben:
Ich kann nichts dafür. Für mich ist Edward ein Weichei. Selbst wenn ich etwas falsch verstanden haben sollte und Lucy für Heimlichkeit war, zeigt auch das, dass er sich nicht durchsetzt.

Müssen sich Männer denn immer gegen Frauen "durchsetzen"? Ist es nicht vielleicht auch ein Zeichen von "Hochherzigkeit" und "Zartgefühl" (Elinor über Edward), wenn Edward Lucys Wünsche respektiert?

Caro hat geschrieben:
Lucy selbst war nicht wirklich für Heimlichkeit, sonst wüsste Nancy ja nichts davon.


Wir erfahren von Anne, dass die beiden sich offenbar ständig gegenseitig ausspioniert haben, sie hingen ja auch permanent zusammen. Ich denke, es war unmöglich, dieser Schwester eine Verlobung zu verheimlichen, zumal Edward ja auch einige Male zu Besuch bei ihnen war. Dass Lucy trotzdem für Heimlichkeit war, erfahren wir in Kapitel 22, in dem sie Elinor berichtet, welche Ängste sie durchlitten hat, dass ihre Schwester sie verraten könnte. Da halte ich sie für glaubwürdig.


Caro hat geschrieben:
Ein Versprechen, das aus falschen Gründen gegeben wird, wenn z.B. Betrug im Spiel ist (wie bei Lucy) muss nicht gehalten werden, never. Sie selbst hatte ja die Vereinbarung gebrochen, indem sie erst der Schwester davon erzählte und dann Elinor, dann ist auch er nicht mehr gebunden. Blöd nur, dass Edward nichts davon weiss, und uns erzählt wird, er habe an die tiefste Liebe Lucys geglaubt. Ich frage mich ernsthaft, warum JA gerade die heimliche Verlobung so aufbaut.

Das ist genau der Punkt: Edward wusste bis zuletzt nicht, dass er betrogen wurde. Das kann man vielleicht naiv nennen. Oder ihm mangelnde Menschenkenntnis vorhalten. Aber das ändert nichts an seinen ehrenhaften Grundsätzen, an denen er heldenhaft festhält.
Na ja, die heimliche Verlobung ist der einzig spannende Hintergrund für die Elinor-Handlung des Romans. Sonst wäre es nur eine Marianne-wird-erzogen-Story. Und sie musste so aufgebaut werden, mit einer hinterhältigen Lucy nebst Geheimhaltungspflicht, weil sonst die Luft aus der Story praktisch sofort raus gewesen wäre. Also ich finde das von JA ausgesprochen raffiniert inszeniert.

Caro hat geschrieben:
Hätte sie ihn zutiefst geliebt, wie gesagt wird, zumindest er glaubte, hätte sie verheiratet sein wollen. Jeder Tag ohne ihn wäre ihr lang geworden und wie eine Ewigkeit vorgekommen und sie hätte sich nach ihm verzehrt.

Aber sie hat ihn ja gar nicht zutiefst geliebt. Davon steht nichts im Text! Im Gegenteil wird in Kapitel 50 ihr niederträchtiger Charakter enthüllt, weshalb wir davon ausgehen können, dass sie ihn von Anfang an benutzt hat. Mit "wahrer Liebe" hat das alles nichts zu tun - jedenfalls nicht auf Lucys Seite.

Caro hat geschrieben:
Allein Lucys Geldgier hätte ihm ein Dorn im Auge sein müssen. Spätestens da musste er aufhorchen.

Aber da hat er ja "aufgehorcht"! Ihm ist nach einiger Zeit, spätestens einem Jahr (in dem sie sich vermutlich 2x gesehen haben), völlig klargeworden, dass sie für ihn keine liebenswerte Frau ist. Du bist ein wenig ungerecht, Caro, wenn Du ihm Sachen vorhältst, die durch den Text nicht gedeckt sind.

Caro hat geschrieben:
Ein weiteres Problem habe ich mit dem angeblichen Vertrauen Lucys gegenüber Edward, das er sich durch die heimliche Verlobung hinreichend gebunde fühle, kann so nicht stimmen. Wäre dem so, hätte sich Lucy nicht ausgerechnet Elinor eröffnet. Sie tat das um eine potenteille gefahr für ihr Plämne auszuschalten, weil sie sie ziemlich gut einschätzen konnte. Elinor sagte nichts und sie wusste, diese würde es nicht zu weiteren Annäherungen kommen lassen, selbst wenn Edward geneigt wäre. Sie wollte damit sagen: Dass du es wisst, er gehört mir!
Hätte sie ihm vertraut, hätte er sich wirklich gebunden fühlen müssen, wäre solch ein Schachzug ungeschickt und unnötig gewesen. Aber Lucy witterte Gefahr!

Du lieferst die Erklärung für Lucys Verhalten ja gleich selbst mit: Sie konnte sich natürlich darauf verlassen, dass er sich an sein Versprechen hält - aber es ist doch total normal, dass sie "Vorsichtsmaßnahmen" ergreift, als sie merkt, dass Edward in Elinor verliebt sein könnte. Das totale Vertrauen gibt es nur in der "wahren Liebe" - von der Lucy nichts weiß! Auch hier liefert das Buch eine Erklärung, in Kap 24 berichtet Lucy Elinor, wie "ziemlich eifersüchtig" sie ist und dass sie sich "weiß Gott nicht täuschen" lässt, wenn Edward zu nett von einer anderen Dame spricht.

Caro hat geschrieben:
Ich kann es vermutlich nicht so richtig in Worte fassen, aber da passt einfach zu vieles nicht, in Lucys und Edwards Bezieihung, in der Darstellung ihrer Gefühle und dann den Aktionen und Reaktionen. Es ist für mich unlogisch, und damit kann ich einfach nicht. :/

Es hat halt mit Logik nicht so viel zu tun, sondern mit Gefühlen von Liebe bis Niedertracht. Die Frage ist, ob JA das schlüssig dargestellt hat. Ich finde ja.

Vielleicht einigen wir uns darauf, dass es ja immer eine Frage der subjektiven Wahrnehmung ist, wie man zu Romanfiguren steht. Du wirst wohl nicht mehr warm mit Edward... :wink: Dabei sollte man aber nie vergessen, dass es wirklich Romanfiguren sind, deren Verhalten eine Funktion im Buch hat - da darf man vielleicht nicht immer mit subjektiven Maßstäben rangehen. Für mich ist entscheidend, dass die Konstruktion funktioniert und dass die Charaktere überzeugend rüberkommen. Dann ist es eigentlich nachrangig, ob ich Edward oder Fanny mag oder nicht. Ich finde beide überzeugend. Über den einen lese ich halt nur lieber als über die andere.


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BeitragVerfasst: Donnerstag 21. Juni 2012, 11:39 
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Registriert: Mittwoch 28. Juni 2006, 11:57
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Udo hat geschrieben:
Caro hat geschrieben:
Ich kann es vermutlich nicht so richtig in Worte fassen, aber da passt einfach zu vieles nicht, in Lucys und Edwards Bezieihung, in der Darstellung ihrer Gefühle und dann den Aktionen und Reaktionen. Es ist für mich unlogisch, und damit kann ich einfach nicht. :/

Es hat halt mit Logik nicht so viel zu tun, sondern mit Gefühlen von Liebe bis Niedertracht. Die Frage ist, ob JA das schlüssig dargestellt hat. Ich finde ja.

Vielleicht einigen wir uns darauf, dass es ja immer eine Frage der subjektiven Wahrnehmung ist, wie man zu Romanfiguren steht. Du wirst wohl nicht mehr warm mit Edward... :wink: Dabei sollte man aber nie vergessen, dass es wirklich Romanfiguren sind, deren Verhalten eine Funktion im Buch hat - da darf man vielleicht nicht immer mit subjektiven Maßstäben rangehen. Für mich ist entscheidend, dass die Konstruktion funktioniert und dass die Charaktere überzeugend rüberkommen. Dann ist es eigentlich nachrangig, ob ich Edward oder Fanny mag oder nicht. Ich finde beide überzeugend. Über den einen lese ich halt nur lieber als über die andere.

Ich finde doch dass Handlungen entsprechend der Psychologie eines Charakters logisch sind, oder zumindest sein sollten. Ein Profiler würde von einem "Profil" sprechen. Bisher hatte ich diebeszügöich bei Jane Austens Charakteren nie Probleme. Nur Edward und Lucy scheinen eine Ausnahme zu sein. Ich kann von Lucys Verhalten nicht auf Edwards Meinung von ihr schliessen, ausser er wäre nicht nur naiv, sondern eben auch nicht mit besonderer Menschenkenntnis versehen. Wenn Lucy sagt, lass uns warten, bis deine Mutter stirbt, schrillen bei mir die Alarmglocken.

Udo, naürlich muss Edward nicht gegen Lucy kämpfen, das meinte ich nicht, aber er scheint sich nun einmal in allem unterzuordnen. Egal, was Lucy will, so wird's gemacht.

Wir haben ja schon häufiger darüber gesprochen, dass JA zwar nicht der große Moralapostel ist, und wie sie selbst meinte, sich über den Schuld und Sühne-Aspekt nicht weiter auslassen wolle, nichts destotrotz gibt es "Belohnungen", wenn auch selten richtige Bestrafungen. Aber hier wird dann doch eindeutig ausgerechnet Lucy für ihr Verhalten belohnt, die es sogar schafft Mrs. Ferrars wieder milde zu stimmen und Edward wird bestraft. Er verliert sein Erbe, was gerade zu seiner Zeit eine Strafe ist. Geld ist ihm und Elinor zwar nicht so wichtig, nichtsdestotrotz bleibt die Ungerechtigkeit, die nicht korrigiert wird. Bei den meisten Paaren, denen es so ging, dass sie wegen der Wahl der Partner enterbt unfd verstossen wurden, führte das tatsächlich in den Ruin. Hier bewahrt ihn Colonel Brandon davor, aber das ist kein adäquater Ausgleich. Wieso wird Lucy belohnt, und Edward bestraft, wenn er doch, wie ihr sagt, der Gute ist? Er gewinnt zwar Elinor, aber hätte er nicht eigentlich beides verdient? Warum will JA den beiden nicht das vollkommene Glück zuteil werden lassen, indem sie ihenn auch eine sorglose Zukunft verschafft? Hätten die beiden, hätte nicht vor allem Elinor es verdient?

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BeitragVerfasst: Donnerstag 21. Juni 2012, 11:57 
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Die Welt ist nun in Jane Austen Romanen auch mal nicht "gerecht". Wieso sollte sie das auch immer sein? Dann dürfte Emma am Schluss ja auch nicht Knightley heiraten, weil sie fast das Glück ihrer Freundin verhindert hätte und gemein zu Miss Bates war.
Oder Marianne müsste als einsame Jungfer enden, weil sie ihre Gefühle nicht beherrschen konnte.

Ich würde sagen, es ist eine Strafe für Mrs Ferrrars, die ihren einen Sohn wegen einer Frau enterbte, die dann letztendlich doch ihre Schwiegertochter wurde.

Im Grunde halte ich Edward für sehr naiv. Er war einsam und fand in Lucy seine vorgeblich wahre Liebe. Die hat seine Einsamkeit und Naivität schamlos ausgenutzt und sich auf sein Ehrgefühl verlassen. Genauso ergeht es doch Edmund, der ist auch auf Mary Crawford hereingefallen. Beide mussten erst lernen, dass es nicht nur nette Frauen gibt.

Ich denke übrigens, dass ein weiterer Grund für Lucys Bemühungen um Elinor ist, dass diese die Ferrars kennt und sie hofft, durch sie irgendwie in die Familie zu kommen. Was ihr ja auch gelingt, denn Mrs John Dashwood zieht sie ja sogar ihren Schwägerinnen vor.

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BeitragVerfasst: Donnerstag 21. Juni 2012, 21:50 
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Caro hat geschrieben:
Ich kann von Lucys Verhalten nicht auf Edwards Meinung von ihr schliessen, ausser er wäre nicht nur naiv, sondern eben auch nicht mit besonderer Menschenkenntnis versehen.

Das wird im Buch aber alles gut erklärt, finde ich. Dabei sind es noch nicht mal die Hauptfiguren! Sie verhalten sich so, weil JA es für ihre Romanhandlung so will, Lucy und Edward haben für die Elinor-Story eine dienende Funktion, das darf man nie vergessen.

Zitat:
Egal, was Lucy will, so wird's gemacht.

Was meinst du, außer der Geheimhaltung? Dass er die Entscheidung über die Auflösung der Verlobung ihr überlässt, ist ja wie gesagt selbstverständlich. Oder bist du da noch nicht überzeugt? Vielleicht hältst du Edward für ein Weichei - aber würdest du ihm denn jetzt wenigstens zugestehen, dass er sich wie ein Ehrenmann verhält?


Zitat:
Aber hier wird dann doch eindeutig ausgerechnet Lucy für ihr Verhalten belohnt, die es sogar schafft Mrs. Ferrars wieder milde zu stimmen und Edward wird bestraft.


Auch das sehe ich leider wieder ganz anders. :wink: Lucy mag Geld haben, aber ihre Ehe wird niemals glücklich sein, denke ich. Siehe Willoughby. Elinor und Edward haben 13 000 Pfund und die Einnahmen aus der Pfarre, also können sie gut zusammen leben - und sie sind miteinander total glücklich. Geld ist ja nicht alles. Also mir scheint, dass Elinor belohnt wird, und damit auch Edward.


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BeitragVerfasst: Freitag 22. Juni 2012, 07:26 
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Udo hat geschrieben:
Caro hat geschrieben:
Aber hier wird dann doch eindeutig ausgerechnet Lucy für ihr Verhalten belohnt, die es sogar schafft Mrs. Ferrars wieder milde zu stimmen und Edward wird bestraft.


Auch das sehe ich leider wieder ganz anders. :wink: Lucy mag Geld haben, aber ihre Ehe wird niemals glücklich sein, denke ich. Siehe Willoughby. Elinor und Edward haben 13 000 Pfund und die Einnahmen aus der Pfarre, also können sie gut zusammen leben - und sie sind miteinander total glücklich. Geld ist ja nicht alles. Also mir scheint, dass Elinor belohnt wird, und damit auch Edward.

Das kann man so auch nicht sagen. Lucy erwartet nicht aus Liebe zu heiraten, das würde ihren Plänen eher hinderlich sein, aber deswegen lebt sie noch lange nicht unglücklich. Sie hat andere erwartungen an ihr Leben und ihr Glück.
Wir heiraten angeblich alle aus Liebe und wieviele Ehen sind glücklich? Da sind/wären wir wieder bei der Frage selbstlose Liebe, indem beide jeweils das Glück des Anderen in den Vordergrund stellen, oder Liebe um selbst glücklich zu sein? Aber ich bin ja schon wieder ruhig.

Geld ist nicht alles, aber wir haben es einfacher an Geld zu kommen, wenn es fehlt. Ein Gentleman und eine Dame hatten es schwer, denn wenn sie arbeiten mussten, waren sie unten durch und verloren ihren Status. Und das Geld ist so viel nicht, wenn du an die gesunde Kinderschar denkst, die ein liebendes Päarchen zu ihrer Zeit gewöhnlich bekam. Sie haben dann von den 13.000 etwa 650 jährlich an Zinsen. Willoughby kommt allein damit nicht aus und die Einnahmen aus der Pfarre, die wie Brandon bedauert (oder verwechsel ich da was?) wohl nicht allzu hoch sind.
Was ist, wenn sie so 4 oder fünf Mädchen kriegen?

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BeitragVerfasst: Freitag 22. Juni 2012, 08:06 
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Elinor ist durchaus mit dem Bewusstsein in diese Ehe gegangen, dass Edward nicht reich ist. Aber sie an die Armutsgrenze zu bringen, ist auch Quatsch. Er hat die Zinsen plus seinem Einkommen als Pfarrer. Und Elinor bringt auch noch etwas mit. Abgesehen davon haben sie kein Haus wie Willoughby und züchten auch keine Pferde. Und Elinor ist eine tüchtige Wirtschafterin, sie ist schon mit deutlich weniger ausgekommen. Ihre Ansprüche sind einfach nicht so hoch.

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BeitragVerfasst: Freitag 22. Juni 2012, 08:09 
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Caro hat geschrieben:
Sie haben dann von den 13.000 etwa 650 jährlich an Zinsen. Willoughby kommt allein damit nicht aus...


Das kannst du nicht vergleichen :wink: W. hatte einen Lebenstil, der sein Einkommen weit überstieg und rein gar nichts mit Elinors und Edwards gemeinsam hat. Die beiden werden wohl kaum dauernd in London auf den Putz hauen und dass Elinor bei einem begrenzten Budget möglichst gut haushaltet ist doch auch klar.

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Miss Hamilton hat geschrieben:
Caro hat geschrieben:
Sie haben dann von den 13.000 etwa 650 jährlich an Zinsen. Willoughby kommt allein damit nicht aus...


Das kannst du nicht vergleichen :wink: W. hatte einen Lebenstil, der sein Einkommen weit überstieg und rein gar nichts mit Elinors und Edwards gemeinsam hat. Die beiden werden wohl kaum dauernd in London auf den Putz hauen und dass Elinor bei einem begrenzten Budget möglichst gut haushaltet ist doch auch klar.

Klar, Willoughby lebt über seine Verhältnisse, ist vermutlich auch ein Dandy, zumindest wird das mit dem "Freundeskreis" angedeutet, aber er ist allein. Mir geht es um die Zukunftsaussichten. Die Bennets hatten 2.000 und konnten ihren Töchtern keine entsprechenden Mitgiften "ersparen", hatten keine ständigen Reitpferde im Stall etcpp. Bei Söhnen wird entsprechende Ausbildung, Offizierspatente, etc.pp auch teuer. Das ist dann doch ein sehr sparsames, begrenztes Leben, zumindest für die Gentry. Edward und Elinor wird das reichen, aber für die Kinder wird es nicht leicht ...

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BeitragVerfasst: Freitag 22. Juni 2012, 09:19 
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Ach, den Bennet Töchtern ists doch gar ned so schlecht ergangen ;D Nein, Scherz beiseite. Sicher, wenn die beiden zahlreiche Kinder bzw Mädchen bekommen, wirds mit dem Budget sicher eng. Aber wenn sie nicht grad völlig verlumpen, wird ihnen der Mangel an Reichtum das Glück schon nicht gerade verderben. Ich kenne zB eine Familie, die ihre glücklichste Zeit während eines jahrelangen finanziellen Engpasses hatte. Es ist also sogar im richtigen Leben möglich.

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BeitragVerfasst: Freitag 22. Juni 2012, 09:22 
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Sie haben aber eine sehr reiche Tante und Colonel Brandon dürfte eventuellen Neffen sicher auch gerne mal zwecks Karriere in der Armee unter die Arme greifen.
Soweit ich den Roman verstehe, hat Colonel Brandon sogar für die Ausstattung des Pfarrhauses gesorgt ( genau wie Lady Catherine), da werden auch einige Kosten weggefallen sein. Vermutlich hat er also kein Problem damit, seiner Verwandschaft behilflich zu sein.
So furchtbar sehen die Zukunftschancen der 12 Pfarrer-Ferrars-Kinder jetzt nun auch nicht aus.

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BeitragVerfasst: Freitag 22. Juni 2012, 09:43 
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Kerstin hat geschrieben:
Sie haben aber eine sehr reiche Tante und Colonel Brandon dürfte eventuellen Neffen sicher auch gerne mal zwecks Karriere in der Armee unter die Arme greifen.
Soweit ich den Roman verstehe, hat Colonel Brandon sogar für die Ausstattung des Pfarrhauses gesorgt ( genau wie Lady Catherine), da werden auch einige Kosten weggefallen sein. Vermutlich hat er also kein Problem damit, seiner Verwandschaft behilflich zu sein.
So furchtbar sehen die Zukunftschancen der 12 Pfarrer-Ferrars-Kinder jetzt nun auch nicht aus.

Nur bei den Austens konnte der reiche Bruder wegen dem eigenen "Stall voll Kinder" und Verpflichtungen ja auch nicht nenenswert helfen. Brandon hat ja Eliza und Kind/er zu unterstützen. Er wird Margret unterstützen. Kann ja nicht alles an ihm und Marianne hängenbleiben.

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BeitragVerfasst: Freitag 22. Juni 2012, 10:30 
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Na irgendwie werden sies schon hinbekommen! Vielleicht kriegt Edward ja auch mal noch eine zweite Pfarre dazu? (Hatte nicht JAs Vater auch zwei? :gruebel:) Ich mach mir jedenfalls keine Sorgen um die zwei bzw um die 14, wenn wir die Kinder mitzählen :lach: JA würde ihnen doch eh nichts all zu schlimmes antun ;D

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BeitragVerfasst: Freitag 22. Juni 2012, 11:08 
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Für die Jungs dürfte ein gutes Wort schon recht karrierefördernd sein.. siehe Wentworth, der wohl augenscheinlich auch nicht aus den reichsten Verhältnissen kommt.
Damit sind die schon mal versorgt ( die sieben Jungs... von denen drei Pfarrer werden, einer Rechtsanwalt und drei zur Armee gehen). ;D

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