Literaturforum
Aktuelle Zeit: Dienstag 16. April 2024, 23:45

Alle Zeiten sind UTC + 1 Stunde




Ein neues Thema erstellen Auf das Thema antworten  [ 20 Beiträge ] 
Autor Nachricht
BeitragVerfasst: Sonntag 18. September 2011, 15:02 
Offline
Austenexperte
Benutzeravatar

Registriert: Dienstag 14. Juli 2009, 14:59
Beiträge: 926
Wohnort: Sachsen
Skandal um Edward


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags:
Verfasst: Sonntag 18. September 2011, 15:02 


Nach oben
  
 
BeitragVerfasst: Samstag 19. Mai 2012, 16:07 
Offline
Administrator und Captain a.D. of HMS Groupread
Benutzeravatar

Registriert: Mittwoch 9. April 2008, 15:07
Beiträge: 3093
Der dritte Band des Romans beginnt furios. Am Ende des zweiten Bandes standen ja die Miss Steele unendlich hoch im Kurs bei Mrs. Dashwood und Mrs. Ferrars, Lucy war ganz, ganz dicht am Ziel ihrer Träume - um so tiefer ist jetzt der Sturz. Das hat JA dramaturgisch ganz gut gemacht, finde ich (und nebenbei bekommt endlich auch Anne Steele ihre Daseinsberechtigung in diesem Roman, ich glaube, es ist die einzige). Auch, wie wir davon erfahren: Indirekt durch den Bericht von Mrs. Jennings (irgendwie wieder eine typische Theaterszene), die sich zudem ab jetzt zu wandeln beginnt, sie zeigt jetzt zunehmend ihre gute Seite.
Und Elinor wird ihrer pädagogischen Funktion gerecht. Jetzt, wo ihr ganzes Elend offenbar wird, wo deutlich wird, dass beide Dashwood-Schwestern vom Liebesglück komplett verlassen sind, hält sie eine große Rede auf Pflichterfüllung und Selbstbeherrschung. Die verfehlt immerhin nicht ihre Wirkung auf Marianne, die sich betroffen zusammenreißt, weil sie erstmals erkennt, dass es neben ihrem auch noch das Leid anderer Menschen gibt - wobei ich bezweifle, dass sie wirklich wahrnimmt oder glaubt, dass Elinors Pein so groß ist wie ihres.
Geradezu erfrischend finde ich, wie Marianne, Elinor und Mrs. Jennings am Ende von Kap 38 draufloszetern dürfen, nachdem der tumbe John Dashwood endlich weg ist - auch wenn wir davon nichts lesen.


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
BeitragVerfasst: Samstag 9. Juni 2012, 13:07 
Offline
Administrator und Captain a.D. of HMS Groupread
Benutzeravatar

Registriert: Mittwoch 9. April 2008, 15:07
Beiträge: 3093
Drei Wochen ohne neuen Beitrag - was meint Ihr, wollen wir den Groupread jetzt mal schließen?? Lieber ein Ende mit Schrecken.... :wink: Aber falls es noch ein paar unerschrockene Leser/innen gibt, die zum Endspurt ansetzen wollen - von mir aus gerne!


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
BeitragVerfasst: Samstag 9. Juni 2012, 13:28 
Offline
Austenexperte
Benutzeravatar

Registriert: Dienstag 14. Juli 2009, 14:59
Beiträge: 926
Wohnort: Sachsen
:thud: ach, ich wollte dir doch noch antworten, Colin Firth hat mich wohl abgelenkt :wink:
also wenn sich niemand findet, der noch mitmacht, sollten wir wohl enden, obwohl es mir leid täte.

Mit Anne Steele stimme ich dir nicht ganz zu, sie hat noch eine zweite Daseinsberechtigung, sie berichtet von dem Treffen zwischen Edward und Lucy und läßt den Leser teilhaben am wirklichen Geschehen, da der Bericht in Lucys Brief,der danach kommt ja durch Lucy geschönt ist. Der Leser erfährt, was er ohnehin schon weiß, daß die Steele- Schwestern keinerlei Anstand besitzen und ziemlich intrigant sind. Wobei Anne viel gutmütiger aber auch selten dumm ist.
Außerdem ist sie eine dankbare Abnehmerin für Mrs Jennings Scherze, obwohl die ja jetzt weniger werden.
Ich finde Mrs Jennings ein seltenes Beispiel dafür, daß sich auch Nebenfiguren weiterentwickeln dürfen, sie gewinnt in den folgenden Kapiteln deutlich in den Augen der Leser. :top: Wie sie ihre "Bauernschwankseite" zurücknimmt und zur mütterlichen Freundin wird ist prima dargestellt und dürfte schwierig zu spielen sein.
Was ich mich immer frage beim Lesen, wie kommt Colonel Brandon auf die Idee, Elinor zu bitten, Bote für Edward zu spielen? Gut, er kennt ihn nicht, aber mit ihm Kontakt aufzunehmen, dürfte doch so schwer nicht sein. Hat ihn hier seine Sensibilität verlassen? oder ist es nur JA's Weg, die zwei der Spannung wegen nocheinmal kurz zusammenzubringen?

Elanor

_________________
[During the 1960s] I think there was more sex in those old films than in all that thrashing around today. I'm tired of sex scenes.
Claudette Colbert

sadly enough, this is more than true in our times


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
BeitragVerfasst: Samstag 9. Juni 2012, 14:33 
Offline
Austenfan
Benutzeravatar

Registriert: Donnerstag 10. Mai 2012, 13:15
Beiträge: 43
Ich würde mich noch einklinken, falls es gewünscht wird. Ich habe den Groupread die letzen Monate auch auf einem Auge mitverfolgt und S&S sollte mir ja auch so bekannt sein.


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
BeitragVerfasst: Samstag 9. Juni 2012, 15:45 
Offline
Austenexperte
Benutzeravatar

Registriert: Dienstag 14. Juli 2009, 14:59
Beiträge: 926
Wohnort: Sachsen
Mathilda hat geschrieben:
Ich würde mich noch einklinken, falls es gewünscht wird. Ich habe den Groupread die letzen Monate auch auf einem Auge mitverfolgt und S&S sollte mir ja auch so bekannt sein.

Aber gern, nur zu "totgesagte leben länger :wink:

Elanor

_________________
[During the 1960s] I think there was more sex in those old films than in all that thrashing around today. I'm tired of sex scenes.
Claudette Colbert

sadly enough, this is more than true in our times


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
BeitragVerfasst: Samstag 9. Juni 2012, 23:31 
Offline
Administrator und Captain a.D. of HMS Groupread
Benutzeravatar

Registriert: Mittwoch 9. April 2008, 15:07
Beiträge: 3093
Klar kannst du einsteigen, Mathilda!
Drei Leute sind aber eigentlich immer noch zu wenig..... Wer ist noch dabei??
Und vielleicht sollten wir zum 2-Kapitel-pro-Woche-Rhythmus zurückkehren, um zügiger fertig zu werden? Was meint Ihr?


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
BeitragVerfasst: Sonntag 10. Juni 2012, 15:33 
Offline
Austenexperte
Benutzeravatar

Registriert: Dienstag 14. Juli 2009, 14:59
Beiträge: 926
Wohnort: Sachsen
Udo hat geschrieben:
Und vielleicht sollten wir zum 2-Kapitel-pro-Woche-Rhythmus zurückkehren, um zügiger fertig zu werden? Was meint Ihr?

Das hatte ich auch schon überlegt, die Disziplin war da einfach besser, so läßt man es doch sehr schleifen, wenn nicht ein strenger Käptn immer drängelt. Und das macht ja auf die Dauer auch keinen Spaß.

Elanor

_________________
[During the 1960s] I think there was more sex in those old films than in all that thrashing around today. I'm tired of sex scenes.
Claudette Colbert

sadly enough, this is more than true in our times


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
BeitragVerfasst: Sonntag 10. Juni 2012, 21:31 
Offline
Austenfan
Benutzeravatar

Registriert: Donnerstag 10. Mai 2012, 13:15
Beiträge: 43
Elanor hat geschrieben:
Udo hat geschrieben:
Und vielleicht sollten wir zum 2-Kapitel-pro-Woche-Rhythmus zurückkehren, um zügiger fertig zu werden? Was meint Ihr?

Das hatte ich auch schon überlegt, die Disziplin war da einfach besser, so läßt man es doch sehr schleifen, wenn nicht ein strenger Käptn immer drängelt. Und das macht ja auf die Dauer auch keinen Spaß.

Elanor

In diesen Disziplin-Rhythmus füge ich mich gerne ein ;D
Lassen sich noch Mitleser für den Endspurt finden?


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
BeitragVerfasst: Dienstag 12. Juni 2012, 22:29 
Offline
Administrator und Captain a.D. of HMS Groupread
Benutzeravatar

Registriert: Mittwoch 9. April 2008, 15:07
Beiträge: 3093
Na gut, wollen wir es zu dritt versuchen? Mal gucken, ob noch wer dazu kommt...
Da wir ja nun schon bei Kap 40 sind, schlage ich vor, dass wir bis Sonntag auch noch Kap 41 abschließen. Und dann wie früher jeweils ein Kapitel bis Mittwoch und das nächste bis Sonntag usw. Dann sind wir in 5 Wochen durch - und haben das Buch doch noch innerhalb eines Jahres geschafft! :wink:


Elanor hat geschrieben:
Ich finde Mrs Jennings ein seltenes Beispiel dafür, daß sich auch Nebenfiguren weiterentwickeln dürfen, sie gewinnt in den folgenden Kapiteln deutlich in den Augen der Leser. :top: Wie sie ihre "Bauernschwankseite" zurücknimmt und zur mütterlichen Freundin wird ist prima dargestellt und dürfte schwierig zu spielen sein.

Das stimmt. Man könnte aber auch sagen, so wie Grawe in seinen Anmerkungen, dass diese Wandlung eigentlich gar nicht richtig vermittelt ist. Sie ist irgendwie unglaubwürdig. Wenn die Dame so mitfühlsam wäre, hätte sich sich vorher doch auch schon besser betragen können, oder? Da wirkte sie ja wie ein Vollpfosten.

Zitat:
Was ich mich immer frage beim Lesen, wie kommt Colonel Brandon auf die Idee, Elinor zu bitten, Bote für Edward zu spielen? Gut, er kennt ihn nicht, aber mit ihm Kontakt aufzunehmen, dürfte doch so schwer nicht sein. Hat ihn hier seine Sensibilität verlassen? oder ist es nur JA's Weg, die zwei der Spannung wegen nocheinmal kurz zusammenzubringen?


Das hat mich gar nicht überrascht. Einmal ist es vielleicht doch sensibel, so ein Angebot einem Fremden nicht direkt zu machen, weil der ja gar nicht weiß, wie ihm geschieht und vor Schreck vielleicht ablehnt. Zweitens könnte man als Mensch des 21. Jh. Berechnung vermuten: Er fragt sie, damit sie es Marianne erzählt... So berechnend ist der edle Brandon natürlich nicht - aber schlimm fände er es sicher auch nicht, wenn Marianne von seiner guten Tat erfährt.


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
BeitragVerfasst: Mittwoch 13. Juni 2012, 12:41 
Offline
Austenexperte
Benutzeravatar

Registriert: Dienstag 14. Juli 2009, 14:59
Beiträge: 926
Wohnort: Sachsen
Udo hat geschrieben:
Na gut, wollen wir es zu dritt versuchen? Mal gucken, ob noch wer dazu kommt...
Da wir ja nun schon bei Kap 40 sind, schlage ich vor, dass wir bis Sonntag auch noch Kap 41 abschließen. Und dann wie früher jeweils ein Kapitel bis Mittwoch und das nächste bis Sonntag usw. Dann sind wir in 5 Wochen durch - und haben das Buch doch noch innerhalb eines Jahres geschafft! :wink:

gern, ich bin mit der Modusänderung einverstanden. Schreiben wir unsere Bemerkungen dann in die schon angelegten Threads oder wie machen wir das?
Udo hat geschrieben:
Das stimmt. Man könnte aber auch sagen, so wie Grawe in seinen Anmerkungen, dass diese Wandlung eigentlich gar nicht richtig vermittelt ist. Sie ist irgendwie unglaubwürdig. Wenn die Dame so mitfühlsam wäre, hätte sich sich vorher doch auch schon besser betragen können, oder? Da wirkte sie ja wie ein Vollpfosten.

Wandlung ist vielleicht auch nicht das richtige Wort. Mrs Jennings ist ja immernoch recht derb in ihrem Benehmen. Z.B. Wie sie Brandon beibringt, daß er dableiben soll, damit sie Gesellschaft bzw. jemand zum Kartenspielen hat. Trotzdem ist sie mitfühlend, wenn das auch Marianne nie so sehen würde und sie hat durchaus Sinn für Recht und Unrecht, ist loyal und "kämpft wie eine Löwin" (ok ist etwas pathetisch) für die ihr anvertrauten jungen Damen. Ich glaube nicht, daß sie aufhören wird Späße über Andere zu machen, aber vielleicht wird sie ab und an etwas zurückhaltender werden. Glück für Margaret :wink:

Elanor

_________________
[During the 1960s] I think there was more sex in those old films than in all that thrashing around today. I'm tired of sex scenes.
Claudette Colbert

sadly enough, this is more than true in our times


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
BeitragVerfasst: Mittwoch 13. Juni 2012, 22:36 
Offline
Austenfan
Benutzeravatar

Registriert: Donnerstag 10. Mai 2012, 13:15
Beiträge: 43
Dann werde ich auch mal meinen Senf dazugeben :)

Anne Steele hat insofern für mich schon aus dem Grund eine Daseinsberechtigung, als dass ihr Verhalten zum Unterhaltungswert des Romans beiträgt - und natürlich hat sie großen Einfluss auf den Verlauf der Geschichte. Wenn sie sich nicht verquatscht hätte, wär´s wohl anders gekommen. Ich wüsste zu gerne, ob JA beim Schreiben eine bestimmte Person im Kopf hatte, nach der sie den Charakter erschaffen hat. Nachdem ich S&S 2007 (BBC-Verfilmung) gesehen hatte, verbinde ich "Nancy" seitdem immer mit der grandiosen Schauspielerin, die sie da verkörpert hat.

Bei Mrs. Jennings denke ich, dass ihre fürsorgliche und mütterliche Ader nun mehr zum Vorschein kommt. Aber ihre Leidenschaft ist nach wie vor der Klatsch und Tratsch, und wenn sie da voll in Fahrt ist, kann sie sich nur schwer beherrschen und das andere tritt da vielleicht schon mal in den Hintergrund. Mir kam beim Lesen noch ein anderer Gedanke: Ich frage mich, ob sie auch so gut über Lucy Steele gesprochen hätte, wenn sie nicht ihre Nichte wäre.

Ich kann mir vorstellen, dass sich Colonel Brandon nicht direkt an Edward Ferrars wendet weil er befürchtet, dass er seinen Stolz verletzen könnte und es daher für taktvoller hält, die frohe Botschaft durch Elinor zu übermitteln - er ist ja eigentlich ein Fremder. Immerhin stammt Edward aus einer wohlhabenden Familie mit Ansehen und steht jetzt auf einmal mit (fast) leeren Händen da, das ist ja schon irgendwie erniedrigend.


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
BeitragVerfasst: Donnerstag 14. Juni 2012, 07:19 
Offline
D'Arcy-Expertin mit Adelsaffinität
Benutzeravatar

Registriert: Mittwoch 28. Juni 2006, 11:57
Beiträge: 6713
Wohnort: Bayern
Ich finde, dass Colonel Brandon gerade durch die Botin Feingefühl beweist. Vielleicht ahnt er Elinors Gefühle und ist sich sicher ihr damit eine Freude zu machen und andererseits könnte Edward das Angebot als pures Mitleid auslegen, was ja auch erniedrigend wäre. Ein "voller" Gentleman hätte sich sonst vor den Kopf gestossen fühlen können, so wichtig wie damals Stolz und Würde waren. Stolz, Ruhm und Ehre, und Edward hat das durch seine Enterbung verloren, noch mehr als er in den Augen der Mutter gar nicht mehr zur Familie gehört, ein Ausgestossener ist. Enterbungen ebenso wie neue Erben wurden ja sozusagen öffentlich angezeigt. Das heisst, die komplette Gesellschaft weiß, wie es um ihn steht.

Dann wird ja häufig von fehlenden Verbindungen gesprochen, das heisst viele Verträge und Geschäfte etc. wurde durch Vermittlungen und Bekanntschaften, Verwandtschaften in die Wege geleitet, nicht in direktem Zwiegespräch.

Er kann das Angebot vermutlich leichteren Herzens von einer Freundin entgegennehmen, als von einem Fremden, zumal man sich damals wirklich auch half.

Andere Frage: Was sollen die heimlichen Verlobungen von Edward und Churchill eigentlich bringen? Wirklich, das ist mir nicht klar. Normalerweise verlobte man sich heimlich, um dann ebenso heimlich in Gretna Green zu heiraten und die Familie vor vollendete Tatsachen zu stellen. Diese Verlobung machte keinen Sinn, wenn man sie nicht gleich in die Tat umsetzte, ausser man erwartete ein baldiges Erbe, das einem das notwendige Polster bringen sollte, oder man fuhr ein paar Jahre zur See. In Edwards Fall war die Verlobung von vornherein aussichtslos und eine Jane Fairfax hätte ja auch fast aufgeben.

Wenn man nicht glaubt, dass das eigene Kleingeld für ein Leben zu zweit oder eine kleine Familie reicht, wozu dann eine Verlobung, und wenn das Geld reicht, wozu die Ehe dann herauszögen? :gruebel:

Auch wenn Edward sagt, es wäre eine Kinderei gewesen, er hat sich aber doch freiwillig verlobt, obwohl er wusste, seine Familie wäe nie einverstanden, aber nach Gretna Green ist er dann doch nicht. Andererseits war er dadurch dann doch gebunden. Ich verstehe ihn nicht. Konnte er hoffen, Lucy würde irgendwann die Puste ausgehen, hat er darauf vielleicht heimlich spekuliert, nachdem er sich erst in ihrem Netz verfangen hatte?

_________________
:blume: Grüsse, Caro

Avatar: Amelia Darcy (1754-1784)

Für 1 Jahr säe einen Samen, für 10 Jahre pflanze einen Baum, für 100 Jahre erziehe einen Menschen. chin. Weisheit


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
BeitragVerfasst: Donnerstag 14. Juni 2012, 21:51 
Offline
Administrator und Captain a.D. of HMS Groupread
Benutzeravatar

Registriert: Mittwoch 9. April 2008, 15:07
Beiträge: 3093
@Elanor: Ich denke, wir können ruhig die vorhandenen Threads nehmen.

@Mathilda: Mrs Jennings wäre sicher nicht so nett zu Lucy gewesen, wenn sie geahnt hätte, was Lucy treibt. Vielleicht kommt ihre mütterliche Art jetzt stärker durch - aber einfältig bleibt sie immerhin....

@Caro: Wenn Brandon wirklich was von Elinors Gefühlen geahnt haben sollte, was durchaus möglich, wenn nicht wahrscheinlich ist, dann ist es eine feine Ironie, dass ausgerechnet er Lucy und Edward die Heirat ermöglicht - genau das, was Elinor nicht wirklich wollen kann.


Caro hat geschrieben:
Andere Frage: Was sollen die heimlichen Verlobungen von Edward und Churchill eigentlich bringen?


Bei Edward ist es, was Du zitierst: eine Kinderei. Er war total verknallt, hat sich hinreißen lassen - rational darf man da nicht rangehen. Es zeigt übrigens, dass der gern als Langweiler verleumdete Edward ein Mann voller starker Gefühle ist!

Apropos: Im Chat hatten wir es Dienstag über die starken, unterdrückten Gefühle von Anne Eliot und Fanny Price. Hier offenbart ja Elinor ihrer Schwester, wie "todunglücklich" sie war. Mir geht es so, dass ich diese starke Spannung Elinors beim Lesen nie richtig wahrnehme, während sie bei Fanny und Anne sehr gut rüberkommt. Die Frage wäre, warum JA das so gemacht hat - wenn es überhaupt Absicht war.


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
BeitragVerfasst: Freitag 15. Juni 2012, 00:27 
Offline
Austenfan
Benutzeravatar

Registriert: Donnerstag 10. Mai 2012, 13:15
Beiträge: 43
Udo hat geschrieben:
Apropos: Im Chat hatten wir es Dienstag über die starken, unterdrückten Gefühle von Anne Eliot und Fanny Price. Hier offenbart ja Elinor ihrer Schwester, wie "todunglücklich" sie war. Mir geht es so, dass ich diese starke Spannung Elinors beim Lesen nie richtig wahrnehme, während sie bei Fanny und Anne sehr gut rüberkommt. Die Frage wäre, warum JA das so gemacht hat - wenn es überhaupt Absicht war.

Genau das ist mir beim diesmaligen Lesen auch wieder aufgefallen. Für mich wirkt diese "Gefühlsoffenbarung" irgendwie im ersten Moment fast befremdlich. Aber es zeigt deutlich, dass sich hinter Besonnenheit, Beherrschung und Zurückhaltung sehr wohl Gefühle dieser Art verstecken. Und das macht es vielleicht auch so schwer. Während Marianne ihr ganzes Leid hinaus in die Welt trägt, muss Elinor mit ihrem Unglück alleine klarkommen. Vielmehr noch: Sie muss nicht nur für sich selbst stark sein sondern auch noch für andere und scheint die Last aller auf ihren Schultern tragen zu müssen. Für mich ist sie eine echte Heldin.


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
BeitragVerfasst: Freitag 15. Juni 2012, 07:05 
Offline
D'Arcy-Expertin mit Adelsaffinität
Benutzeravatar

Registriert: Mittwoch 28. Juni 2006, 11:57
Beiträge: 6713
Wohnort: Bayern
Udo hat geschrieben:
@Caro: Wenn Brandon wirklich was von Elinors Gefühlen geahnt haben sollte, was durchaus möglich, wenn nicht wahrscheinlich ist, dann ist es eine feine Ironie, dass ausgerechnet er Lucy und Edward die Heirat ermöglicht - genau das, was Elinor nicht wirklich wollen kann.

Ja, weil wir mit unserer "eigennutzigen Liebe" einem anderen das Glück nicht gönnen. Wenn du jemanden wirklich liebst, willst du das derjenige glücklich ist, sellbst wenn nicht mit dir. Man stellt des anderen Glück über das eigene. Genau so sieht es auch Brandon. Er geht davon aus, dass Elinor alles tun würde, um Edward's Glück zu ermöglichen.
Dabei geht es in erster Linie ja gar nicht um Edward und Lucy, sondern darum dass Edward sich sein Einkommen nun selbst verdienen muss und Brandon bietet ihm die Gelegenheit dazu. Natürlich will er damit auch die vermeintlich Liebenden unterstützen und ereifert sich über die Ungerechtigkeit.

Selbst wenn Edward Lucy nicht heiratet, bleibt doch sein Status. Mrs. Ferrars kann ihn ja nicht enterben, und dann wieder einsetzen, so oft es ihr passt. Das war nicht so, wie mit unseren Testamenten, die man jeden Tag ändern kann. Enterben konnte man nur wegen grobem Undank (und entweder Undank ist nachgewiesen, oder nicht) oder wenn man den Erblasser am eigenen Körper schädigt, und auch nur bezüglich eigenem Vermögen und nicht Grundwerte auf Promogenitur. Zumindest war es hier noch schwieriger zu enterben, denn das ging nur über die Krone.

_________________
:blume: Grüsse, Caro

Avatar: Amelia Darcy (1754-1784)

Für 1 Jahr säe einen Samen, für 10 Jahre pflanze einen Baum, für 100 Jahre erziehe einen Menschen. chin. Weisheit


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
BeitragVerfasst: Samstag 16. Juni 2012, 12:22 
Offline
Administrator und Captain a.D. of HMS Groupread
Benutzeravatar

Registriert: Mittwoch 9. April 2008, 15:07
Beiträge: 3093
Mathilda hat geschrieben:
Für mich wirkt diese "Gefühlsoffenbarung" irgendwie im ersten Moment fast befremdlich. Aber es zeigt deutlich, dass sich hinter Besonnenheit, Beherrschung und Zurückhaltung sehr wohl Gefühle dieser Art verstecken. (....)Für mich ist sie eine echte Heldin.

Vielleicht ist das "Problem", dass S&S ja der einzige Austen-Roman ist, der zwei Heldinnen hat, die mehr oder weniger gleichberechtigt sind - auch wenn JAs Sympathien eindeutig bei Elinor liegen, während Marianne ein Demonstrationsobjekt für falsches, weil zu romantisches und gefühlsbetontes Verhalten ist. Vielleicht ist deshalb die Gestaltung Elinors nicht so überzeugend wie bei Anne, Fanny, Emma, Catherine oder Elizabeth? Elinor wirkt ja immer, als lebe sie mit angezogener Handbremse - klar hat sie große Gefühle, man muss es aber extra aufschreiben, damit es rüberkommt.... Also vielleicht hat sich Austen in diesem Roman einfach nicht so intensiv um beide Hauptfiguren "kümmern" können, wie es möglich wäre, gäbe es nur eine Heldin? Oder es hat damit zu tun, dass S&S ursprünglich ein Briefroman war?

Udo hat geschrieben:
@Caro: Wenn Brandon wirklich was von Elinors Gefühlen geahnt haben sollte, was durchaus möglich, wenn nicht wahrscheinlich ist....

Nach nochmaligem Lesen des 40. Kapitels ziehe ich das zurück - Brandon hatte sicher keinerlei Ahnung, dass Elinor in Edward verliebt ist und umgekehrt. Das wiederum finde ich fast seltsam, denn er war ja bei den endlosen Anspielungen Mrs. Jennings oft genug dabei. Egal.

Caro hat geschrieben:
Ja, weil wir mit unserer "eigennutzigen Liebe" einem anderen das Glück nicht gönnen. Wenn du jemanden wirklich liebst, willst du das derjenige glücklich ist, sellbst wenn nicht mit dir. Man stellt des anderen Glück über das eigene. Genau so sieht es auch Brandon. Er geht davon aus, dass Elinor alles tun würde, um Edward's Glück zu ermöglichen.


Das ist aber eine sehr idealistische Vorstellung von der "uneigennützigen Liebe". Zumindest Elinor scheint damit so ihre Probleme zu haben: "Aber auch wenn weniger reine, weniger angenehme Empfindungen sich unter ihre Emotionen mischten..." heißt es im Text. Elinor ist trotzdem dankbar, weil sie tiefe Hochachtung vor Brandons Großzügigkeit empfindet. Da kann sie ihre Empfindungen und den schuldigen Respekt vor dem Oberst gut auseinanderhalten - weil sie so vernünftig ist. Weil Brandon nichts von Elinors Liebe zu Edward weiß, glaube ich auch nicht, dass er davon ausgeht, "dass Elinor alles tun würde, um Edward's Glück zu ermöglichen".

Zitat:
Dabei geht es in erster Linie ja gar nicht um Edward und Lucy, sondern darum dass Edward sich sein Einkommen nun selbst verdienen muss und Brandon bietet ihm die Gelegenheit dazu. Natürlich will er damit auch die vermeintlich Liebenden unterstützen und ereifert sich über die Ungerechtigkeit.

Ja, Brandon ist überzeugt, dass sein Angebot den beiden nicht die Ehe ermöglicht (Elinor übrigens sehr wohl, was ihre unreinen Gefühle erklärt), aber trotzdem ist es genau dieser Punkt, nämlich dass Mrs. Ferrars die beiden trennen will, der ihn dazu bringt, ihnen zu helfen: "Die Grausamkeit, die unkluge Grausamkeit (...), zwei junge Menschen zu trennen oder zu trennen zu versuchen, die sich schon so lange lieben, ist schrecklich. Mrs Ferrars weiß ja nicht, was sie damit vielleicht anrichtet, wozu sie ihren Sohn vielleicht treibt." Wie wir wissen, weiß Brandon das nur zu gut. Das, denke ich, gibt den Ausschlag für sein Angebot, nicht die Empörung über die Ungerechtigkeit, die Edward widerfahren ist oder einfache Hilfsbereitschaft für einen Mann in Not, den er ja so gut wie gar nicht kennt. Das Angebot zeigt Brandons Selbstlosigkeit, vor allem aber, welche starken Gefühle in ihm rumoren. Er kommt zwar etwas dröge rüber, hat es aber faustdick hinter den Ohren...


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
BeitragVerfasst: Montag 18. Juni 2012, 07:36 
Offline
D'Arcy-Expertin mit Adelsaffinität
Benutzeravatar

Registriert: Mittwoch 28. Juni 2006, 11:57
Beiträge: 6713
Wohnort: Bayern
Udo hat geschrieben:
... Weil Brandon nichts von Elinors Liebe zu Edward weiß, glaube ich auch nicht, dass er davon ausgeht, "dass Elinor alles tun würde, um Edward's Glück zu ermöglichen".

Doch, weil er selbst so denkt. Warum sollte Elinor die beiden nicht glücklich sehen wollen und sie dabei unterstützen wollen?

Und wegen der idealistischen Liebe: Wahre Liebe äussert sich nicht in Besitzdenken, "du gehörst mir" usw. Das Extrem hierbei ist ja den Einen zu töten, den man nicht haben kann. Das soll Liebe sein? Ich kann doch auch nicht von Liebe sprechen, wenn ich jemanden an mich binde, er dann bei mir unglücklich ist, nur ich bin glücklich. Wobei - kann ich selbst es als glückliche Liebe empfinden, wenn der Andere leidet?

Lucy z.B. hätte sowohl sich und Edward den Gefallen tun sollen ihn freizugeben, als sie doch merken musste, dass aus der Heirat nichts wird. Aber es ging ja auch nicht um Liebe, sondern nur um Besitz, finanziellen wohlgemerkt. :wink:

Und ist Elinor nicht ein wenig schuldbewusst, wegen ihrer unreinen Gefühle, also dem Anteil Egoismus, mit dem sie kämpft?

_________________
:blume: Grüsse, Caro

Avatar: Amelia Darcy (1754-1784)

Für 1 Jahr säe einen Samen, für 10 Jahre pflanze einen Baum, für 100 Jahre erziehe einen Menschen. chin. Weisheit


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
BeitragVerfasst: Montag 18. Juni 2012, 19:05 
Offline
Administrator und Captain a.D. of HMS Groupread
Benutzeravatar

Registriert: Mittwoch 9. April 2008, 15:07
Beiträge: 3093
Caro hat geschrieben:
Warum sollte Elinor die beiden nicht glücklich sehen wollen und sie dabei unterstützen wollen?

Weil sie es viel besser fände, wenn er sie heiraten würde? ;D Ich finde es gerade sympathisch, dass Elinor hier mal nicht die Edelmut in Person ist, sondern sich mal "menschlich" zeigt - sie ist "todunglücklich", weil Edward Lucy heiratet, wie um Himmels willen soll sie denn gleichzeitig die beiden bei ihrem Glück unterstützen und sich womöglich noch von Herzen darüber freuen? Sie hilft den beiden, indem sie Brandons Botschaft überbringt, okay, aber das reicht dann wohl auch aus Elinors Sicht...

Caro hat geschrieben:
Wahre Liebe äussert sich nicht in Besitzdenken, "du gehörst mir" usw. Das Extrem hierbei ist ja den Einen zu töten, den man nicht haben kann. Das soll Liebe sein?


Es ist schon schwierig, sich in einer privatwirtschaftlich organisierten Gesellschaft, die also auf privatem Eigentum beruht, völlig frei zu machen von Besitzdenken - und England war um 1800 auch schon ganz schön weit auf dem Weg in die bürgerliche Gesellschaft. Nichts gegen die wahre Liebe, aber sie ist halt doch ein Ideal - und haben Ideale nicht die unangenehme Eigenschaft, schwer zu erreichen zu sein? :wink: Andererseits verstehe ich jetzt aber nicht so ganz, warum übersteigertes Besitzdenken dazu führen sollte, jemanden zu töten, den man nicht haben kann....? Aber das sind auch Fragen, die man vielleicht lieber Emily Bronte stellen sollte? Auf ihren Heatcliff könnte deine Beschreibung jedenfalls zutreffen....


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
BeitragVerfasst: Dienstag 19. Juni 2012, 07:59 
Offline
D'Arcy-Expertin mit Adelsaffinität
Benutzeravatar

Registriert: Mittwoch 28. Juni 2006, 11:57
Beiträge: 6713
Wohnort: Bayern
Udo hat geschrieben:
Caro hat geschrieben:
Wahre Liebe äussert sich nicht in Besitzdenken, "du gehörst mir" usw. Das Extrem hierbei ist ja den Einen zu töten, den man nicht haben kann. Das soll Liebe sein?


Es ist schon schwierig, sich in einer privatwirtschaftlich organisierten Gesellschaft, die also auf privatem Eigentum beruht, völlig frei zu machen von Besitzdenken - und England war um 1800 auch schon ganz schön weit auf dem Weg in die bürgerliche Gesellschaft. Nichts gegen die wahre Liebe, aber sie ist halt doch ein Ideal - und haben Ideale nicht die unangenehme Eigenschaft, schwer zu erreichen zu sein? :wink: Andererseits verstehe ich jetzt aber nicht so ganz, warum übersteigertes Besitzdenken dazu führen sollte, jemanden zu töten, den man nicht haben kann....? Aber das sind auch Fragen, die man vielleicht lieber Emily Bronte stellen sollte? Auf ihren Heatcliff könnte deine Beschreibung jedenfalls zutreffen....

Ich habe mich hier wohl ungeschickt ausgedrückt. Ich meinte in erster Linie den/die Geliebten als Besitz, so als gehöre einem ein Mensch. In zweiter Linie, bei Lucy, meinte ich dann den finanziellen Besitz, weshlab sie ja gleich zur nächsten Blüte flattert, als Edward enterbt wird.

_________________
:blume: Grüsse, Caro

Avatar: Amelia Darcy (1754-1784)

Für 1 Jahr säe einen Samen, für 10 Jahre pflanze einen Baum, für 100 Jahre erziehe einen Menschen. chin. Weisheit


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:  Sortiere nach  
Ein neues Thema erstellen Auf das Thema antworten  [ 20 Beiträge ] 

Alle Zeiten sind UTC + 1 Stunde


Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 1 Gast


Ähnliche Beiträge

Groupread Sense and Sensibility Vol. 3 Kap. 6- 8 (42- 44)
Forum: Groupread Sense and Sensibility Start 19.09.11
Autor: Elanor
Antworten: 83
Groupread Sense and Sensibility Kapitel 20- 22
Forum: Groupread Sense and Sensibility Start 19.09.11
Autor: Elanor
Antworten: 14
Sense and Sensibility 2008
Forum: "Sense and Sensibility" verfilmt
Autor: jane_lizzy91
Antworten: 262
Kandukondain Kandukondain - Sense and Sensibility
Forum: "Sense and Sensibility" verfilmt
Autor: Penthesilea
Antworten: 26
Sense and sensibility- Vergleich Buch und Film
Forum: Sense and Sensibility
Autor: 0netoknow
Antworten: 5

Du darfst keine neuen Themen in diesem Forum erstellen.
Du darfst keine Antworten zu Themen in diesem Forum erstellen.
Du darfst deine Beiträge in diesem Forum nicht ändern.
Du darfst deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen.
Du darfst keine Dateianhänge in diesem Forum erstellen.

Suche nach:
Gehe zu:  
cron
Powered by phpBB® Forum Software © phpBB Group



Bei iphpbb3.com bekommen Sie ein kostenloses Forum mit vielen tollen Extras
Forum kostenlos einrichten - Hot Topics - Tags
Beliebteste Themen: Liebe, Uni, USA, Erde, Bücher

Impressum | Datenschutz