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BeitragVerfasst: Sonntag 18. September 2011, 14:40 
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Austenexperte
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Hallo an Alle,
ein paar Worte zum Anfang.
Sense and Sensibility wurde 1811 als Erster der Romane JA's veröffentlicht, also vor 200 Jahren. Ein würdiger Grund für diesen Groupread. Geschrieben wurde es allerdings schon viel eher ( so um 1795) und war wohl ursprünglich als Briefroman angelegt. JA war da ca. 19 Jahre alt und es war ihr erster Roman nach diversen Kurzgeschichten im Teenageralter. Laut der engl. Wikipedia hat JA in den beiden Schwestern Elinor und Marianne Ähnlichkeiten zu sich und ihrer Schwester Cassandra angelegt. Wobei sie selbst wohl Marianne ähnelte und Cassandra der vernünftigen Elinor. In wie weit das belegbar ist, weiß ich nicht.
Aber ich wünsche uns viel Spaß beim Lesen und Diskutieren.

Elanor

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[During the 1960s] I think there was more sex in those old films than in all that thrashing around today. I'm tired of sex scenes.
Claudette Colbert

sadly enough, this is more than true in our times


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Verfasst: Sonntag 18. September 2011, 14:40 


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BeitragVerfasst: Sonntag 18. September 2011, 17:27 
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Austenfan
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Gleich zum Anfang wollte ich fragen, lesen einige von euch mit einem bestimmten Thema, das ihr verfolgen wollt, oder ohne festes Thema, mit Interesse an allem, was euch ins Auge fällt?

Da ich S&S schon einige Male gelesen habe, möchte ich jetzt gerne "mit Thema" lesen, und ich habe mir "Schwestern" ausgewählt.

Ich will jetzt nicht zuviel verraten, für die, die das Buch noch nicht gelesen haben, aber mich interessieren vor allem die Dynamiken in den drei Schwesterpaaren in S&S, und welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede sich zwischen den Schwestern finden, und auch, in wie weit die Schwestern als "Doppelgänger" gesehen werden können. (Ich sollte vielleicht erwähnen, daß ich vor einiger Zeit ein Literaturseminar zum Thema "Doppelgänger" hatte und bei dem Dozenten und über das Thema auch ursprünglich meine B.A.-Arbeit schreiben wollte, bis es sich dann ergab, daß ich in Geschichte geschrieben habe. Das Thema finde ich trotzdem noch spannend.)

Wonach sucht ihr?

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BeitragVerfasst: Sonntag 18. September 2011, 22:00 
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Administrator und Captain a.D. of HMS Groupread
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Ein Thema find ich interessant, obwohl ich kein spezielles habe.
Ich lese das Buch erst zum 2x, da bin ich noch offen für alles.


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BeitragVerfasst: Montag 19. September 2011, 09:16 
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Austenbegeistert
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Ich möchte mich auch noch mal am Groupread versuchen. Ich glaube mein letzter war "Wives and Daughers".
"Sense and Sensibility" (Dover Thrift Editions) liegt bereit und ich beginne noch heute :) .


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BeitragVerfasst: Montag 19. September 2011, 09:39 
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Austenbegeistert
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Bin auch für alle Themen offen, würde aber vorschlagen, das Thema auf Geschwister als nur Schwesternpaare auszudehnen - immerhin kommen ja nicht nur Schwestern vor. Interessant finde ich, wie JA in den ersten Kapiteln die verschiedenen Geschwisterkonstellationen zeigt: die Dashwood-Schwestern werden mit kurzen Beschreibungen vorgestellt und als unterschiedlich charakterisiert, Fanny wird in den Roman hauptsächlich durch den Dialog über angemessene Zuwendungen eingeführt und Edward durch Mrs Dashwoods "Zu sagen, dass er anders ist als Fanny, genügt" sofort als ihr "Gegenspieler" positioniert.

Laut der John Spencer Biographie ist die Dashwood-Situation durch JAs Familiengeschichte inspiriert: JAs Urgroßmutter war wohl in einer ähnlichen Situation wie Mrs Dashwood, da ihr Schwiegervater (sie war schon Witwe) sein Vemögen hauptsächlich ihrem ältesten damals neunjährigem Sohn hinterließ, der auch noch ihrer Ohbut entzogen und zu seinem Onkel gebracht wurde, und sie daher die anderen 5 Kinder (darunter JA's Großvater) nur sehr schwierig aufziehen konnte. Sie schrieb ein Memorandum, dass JA gekannt haben könnte, in dem stand, ihr Mann "wünschte auf seinem Sterbebett, sein Vater möge darandenken, dass ihm ein Kind so lieb sei wie das andere,und obwohl er wünsche, dass sein ältester Sohn, das Doppelte erhalte, hoffe er doch, auch für die anderen würde gut gesorgt".

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BeitragVerfasst: Montag 19. September 2011, 12:23 
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Austenfan
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Hm, interessante Idee. Ich bin bei den "Schwestern" oder besser noch, Schwesterpaaren - da ich ja auch z.B. Margaret gar nicht einbezogen habe - gelandet, weil es mir auch darum ging, zu sehen, inwieweit man dort Doppelgänger findet - entweder innerhalb eines Paares, oder aber, daß zwei Paare ähnliche Dynamiken haben. Das ist glaube ich in einer Bruder-Schwester-Beziehung so nicht zu finden. (Allerdings könnte man natürlich Robert und Edward als Kontrast zu den Schwestern sehen.) Aber vielleicht werde ich jetzt dank deiner Anregung auch ein Augenmerk auf Brüder haben - macht sonst noch jemand dabei mit?

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BeitragVerfasst: Montag 19. September 2011, 13:12 
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Austenexperte
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Marie A. hat geschrieben:
Gleich zum Anfang wollte ich fragen, lesen einige von euch mit einem bestimmten Thema, das ihr verfolgen wollt, oder ohne festes Thema, mit Interesse an allem, was euch ins Auge fällt?

Über so eine Idee, mit Thema zu lesen, habe ich noch nicht nachgedacht. Mir geht es eigentlich beim Lesen meistens so, daß mir Dinge auffallen, die ich so noch nicht so bemerkt habe oder die mir bewußt werden, weil ich gerade ähnliches anderswo gelesen oder erlebt habe.
Aber wenn solche Dinge angesprochen und diskutiert werden, warum nicht. Gerade der Blick auf die unterschiedlichen Geschwisterpaare ist doch sehr interessant.

@Cielo Ich finde es auch immer wieder erstaunlich, wie es JA schafft, mit so sparsamen Mitteln zu charakterisieren. Gerade dein angeführtes Beispiel zur Differenzierung Edwards von Fanny ist klasse.

Ebenso gefällt mir die Einführung John Dashwoods. Das muss doch deprimierend sein für einen Menschen, mit positiven Aussagen so bloßgestellt zu werden.

Das absolute Highlight dieses ersten Abschnittes ist der Dialog zwischen den beiden Dashwoods über die Zuwendungen für seine Schwestern. Wie hier die Selbstsucht aus jeder Zeile springt, spätestens jetzt ist jeder Leser davon überzeugt, "die sind nicht die Guten" Und andererseits wird einem doch unmissverständlich der Spiegel vorgehalten, denn wer hat sein Verhalten nicht schon einmal mit solch fadenscheinigen Gründen vor sich selbst gerechtfertigt. Dieses 2. Kapitel ist toll.

soweit meine ersten Gedanken,
Elanor

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BeitragVerfasst: Montag 19. September 2011, 14:56 
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Austenbegeistert
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Ich mag besonders den Dialog in Kapitel 4- denn er zeigt wie unterschiedlich die Schwestern an Liebesbeziehungen herangehen und gleichzeitig dass sie sich trotz aller Unterschiede wirklich sehr mögen.

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BeitragVerfasst: Montag 19. September 2011, 15:54 
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Austenbegeistert
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Das Schwesternthema finde ich auch spannend, zumal ich selbst zwei davon habe :ja: .
Interessant auch, wie unterschiedlich Edward von den beiden Dashwood-Schwestern charakterisiert wird. Das sind offentsichtlich ganz unterschiedliche Wahrnehmungen, bedingt wohl durch unterschiedliche Gefühle, die ihm entgegen gebracht werden.
Als Doppelgängerinnen verstehe ich Elinor und Marianne jedenfalls nicht.


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BeitragVerfasst: Montag 19. September 2011, 17:01 
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Austenfan
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Was sagt ihr eigentlich zu den ersten Absätzen? Ich muß ja gestehen, als ich S&S das erste Mal in der Hand hielt (es war mein erster Austen), hätten mich die ersten Absätze beinahe dazu gebracht, das Buch wieder wegzulegen, weil ich es vollkommen verwirrend fand, wer jetzt was von wem geerbt hat. Ich finde einfach, im Vergleich zu den Anfängen der anderen 5 großen ist der hier nicht besonders einprägsam. Oder ging's nur mir so? Da fehlt mir einfach der Esprit, mit dem andere Figuren vorgestellt werden.

Aber zurück zu den Geschwistern: viele sagen ja, John wäre ja im Grunde kein schlechter Kerl, er hätte ja den Schwestern helfen wollen, wenn nicht Fanny ... aber ganz ehrlich, seine Motivation scheint ja weniger Bruderliebe gewesen zu sein als das Gefühl, das sich das irgendwie so gehört, und er es ja seinem Vater auch versprochen hat. Andererseits scheint er seinen Schwestern nicht besonders nahe zu stehen, und so zwischen den Zeilen lese ich, daß er auch nicht viel Zeit mit den Schwestern verbracht hat. Und dazu kommt dann ja noch Fannys Insistieren, es seien doch nur Halbschwestern.

Die Schwestern, also Elinor und Marianne, werden uns ja auch schon im ersten Kapitel ausführlich beschrieben - auch das ist mir, ehrlich gesagt, etwas zu trocken, zu viele Fakten. Einiges von den Infos hätte ich mir lieber aus Dialogen und ähnlichem zusammengeklaubt. Ich finde, da merkt man einfach, daß S&S, so gern ich es auch habe, doch noch ein frühes Werk ist, das wohl auch ursprünglich ein Briefroman war, in dem es ja solche beschreibenden Passagen nicht brauchte.

Übrigens - Edward und die Dashwood-Schwestern scheinen ja, das lernen wir in Kapitel 3, beide unter unangenehmen Testamenten zu leiden, denn Edward ist finanziell völlig von seiner Mutter abhängig, und Marianne und Mrs Dashwood leiden doch sehr an einer rosa Brille, wenn sie das so gekonnt übersehen. An Edwards Beschreibung finde ich erfrischend, daß er so ganz und gar nicht außergewöhnlich daherkommt. Wie er sich dann noch entwickelt, werden wir ja sehen, aber im Gegensatz zu anderen Edwards (*husthust*) die einem in der Literatur so begegnen, scheint Edward ja doch eher ein ganz normaler, eben durchschnittlicher, Mensch zu sein. Interessant, daß gerade Marianne, die ja sonst die erste ist, die sich von subjektiven Eindrücken leiten läßt, Elinor vorwirft, in ihrer Verliebtheit diese "Charakterschwäche" - also das nicht außergewöhnliche - zu übersehen. In ihrer Diskussion über Edward und darüber, was beide eigentlich von einem Mann erwarten, werden die beiden Schwestern nach den recht hölzernen Beschreibungen für mich erst so richtig lebendig, der Dialog ist jetzt wieder voller Witz und Schnelligkeit, auch wenn mir Elinor doch für eine 19-jährige, noch dazu eine, die bis über beide Ohren verliebt sein soll, recht abgeklärt vorkommt. Aber hier merkt man doch, daß zwischen den beiden Schwestern wahre Zuneigung herrscht, wenn sie sich auch - bei allem Bemühen, die andere in das eigene Schema zu passen - durchaus ihrer Unterschiede bewußt sind.

Sorry, das wurde jetzt länger, als geplant, aber ich wollte nicht zig Posts machen. Ich hoffe, ihr konntet euch durchkämpfen - und ich find's toll, daß sich noch andere für das Schwestern/Geschwister-Thema interessieren.

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BeitragVerfasst: Montag 19. September 2011, 17:38 
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Austenexperte
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Ich denke, das mit der Erberei und den vielen "Ungerechtigkeiten" dabei war den Lesern früher ja sicher vertrauter als uns heutzutage. (Ich nehme mal an, wenn wir zu JA's Zeiten gelebt hätten, hätten die meisten von uns eher nicht die Zeit gehabt JA- Romane zu lesen, sondern maximal als Haushälterin gedient. :/ )

Also wenn du eine halbe Seite eine ausführliche Beschreibung nennst (für Marianne) ich weiß nicht.
Aber du hast recht, das Gespräch bringt uns die beiden viel näher.
Mari A. hat geschrieben:
auch wenn mir Elinor doch für eine 19-jährige, noch dazu eine, die bis über beide Ohren verliebt sein soll, recht abgeklärt vorkommt

Ich sehe das ein bischen anders als du,
Elinor ist in Edward verliebt, keine Frage, aber da sie ein anderer Typ ist, als Marianne, liebt sie natürlich auch anders, irgendwie "ruhiger" auch wenn dieses Wort nicht so ganz trifft, was ich meine. Das heißt aber nicht, daß ihre Gefühle nicht stark sind (auch wenn ich damit vorgreife). Doch hier in diesem frühen Stadium ist sich Elinor ja ihrer Sache noch nicht sooo sicher. Bei Marianne wird das anders sein, wie wir noch sehen werden.
Es gibt ja beide Arten von Verliebtheit, die wie ein Blitz aus heiterem Himmel und das sich langsam entwickelnde Gefühl. (und sicher tausend Zwischenarten)

Elanor

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BeitragVerfasst: Montag 19. September 2011, 20:11 
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Administrator und Captain a.D. of HMS Groupread
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Mari A. hat geschrieben:
Was sagt ihr eigentlich zu den ersten Absätzen? Ich muß ja gestehen, als ich S&S das erste Mal in der Hand hielt (es war mein erster Austen), hätten mich die ersten Absätze beinahe dazu gebracht, das Buch wieder wegzulegen, weil ich es vollkommen verwirrend fand, wer jetzt was von wem geerbt hat.

Weglegen wollte ich das Buch nicht, aber als ich es jetzt erstmals auf Englisch angefangen habe, war ich auch ganz schön verwirrt. Etwas umständlich ist die Konstruktion schon, aber wenn sie nicht tatsächlich durch Familiengeschichte inspiriert war, dann war sie doch zumindest nötig, um diesen Plot auf den Weg zu bringen....

Zitat:
viele sagen ja, John wäre ja im Grunde kein schlechter Kerl

Sagen das viele? John wird doch im Buch total niedergemacht. Im 1. Kapitel reicht dafür ein lapidarer Satz: "Er war kein schlecht veranlagter junger Mann, wenn nicht eine gewisse Kaltherzigkeit und ein gewisser Egoismus in der Tat schlechte Veranlagungen sind." Peng, erledigt!

Zu Elinor ist mir diesmal aufgefallen, dass sie ja als sehr gefühlvoll beschrieben wird: "Sie hatte ein warmes Herz; ihr Naturell war liebenswürdig, und ihre Gefühle heftig..." Ich denke auch, dass sie Marianne diesbezüglich nicht viel nachsteht. Aber sie wird auch sofort als sehr vernünftig eingeführt, JA lässt von Anfang an keinen Zweifel, wer die positive Figur ist - das finde ich fast ein wenig zu simpel. Hier geht das schon los mit der Pädagogik...

Edward find ich gut, für den hab ich schon im letzten Groupread gestritten.


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BeitragVerfasst: Dienstag 20. September 2011, 13:02 
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Emsige Missionarin für Jane Austen
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Mari A. hat geschrieben:
...viele sagen ja, John wäre ja im Grunde kein schlechter Kerl, er hätte ja den Schwestern helfen wollen, wenn nicht Fanny ... aber ganz ehrlich, seine Motivation scheint ja weniger Bruderliebe gewesen zu sein als das Gefühl, das sich das irgendwie so gehört, und er es ja seinem Vater auch versprochen hat.

Obwohl - wie Udo angeführt hat - bereits im ersten Kapitel klar wird, welch ein Mensch John Dashwood ist, lasse ich spätestens seit dem zweiten Kapitel kein gutes Haar an ihm. Die Initiative zur Nichteinhaltung seines Versprechens geht zwar von Fanny aus, aber das mindert doch höchstens Johns schlechtes Gewissen, sofern er denn überhaupt eines hat. Er hätte ohne Weiteres zu seinem Versprechen stehen können, wenn er nur gewollt hätte. Stattdessen kommt es mir so vor, als habe er regelrecht auf Fannys Einwand gewartet (er ahnte es bestimmt!), um sein Versprechen auf eine lächerliche Kleinigkeit reduzieren zu können. Somit kann er dann sogar noch die Schuld für sein gebrochenes Versprechen auf seine Frau schieben, weil er ihr und ihrem gemeinsamen Sohn gegenüber doch auch eine Verantwortung habe. Ja, ja, man kann sich auch alles schön reden. :<
"Als er seinem Vater sein Versprechen gab, ... Er glaubte damals selbst, es über sich bringen zu können." Er sieht sich vermutlich gerne als noblen Menschen, ist es aber keineswegs.

Eines sehe ich ganz genauso wie du, Marie A.: es kommt John weniger auf Bruderliebe oder sein - immerhin seinem auf dem Sterbebett liegenden Vater! - gegebenes Versprechen an als darauf, was die Leute sagen könnten, wenn er grundsätzlich keine Hilfe signalisierte. "Ich möchte auf keinen Fall kleinlich sein." ... Man tut bei solchen Gelegenheiten lieber zu viel als zu wenig. Wenigstens kann niemand behaupten, ich hätte nicht genug für sie getan." Vor allem das Letztere ist ihm wichtig, um weiterhin "recht angesehen" zu sein.

Nein, John Dashwood hat bei mir bereits an dieser Stelle keine Chance mehr! Für eine zweite Chance müsste er sich schon sehr läutern.


Mari A. hat geschrieben:
Was sagt ihr eigentlich zu den ersten Absätzen? .... Da fehlt mir einfach der Esprit, mit dem andere Figuren vorgestellt werden.

Stimmt, so spritzig wie P&P beginnt S&S nun wirklich nicht. Aber das zweite Kapitel hatte es mir gleich angetan. Welch großartige Argumentationsführung! :D

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"To read ist to translate, for no two person's experiences are the same."
(W. H. Auden)

"Lesen heißt übersetzen, denn keine zwei Menschen teilen die gleichen Erfahrungen."


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BeitragVerfasst: Dienstag 20. September 2011, 20:14 
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Austenbegeistert
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Mein Favorit ist der letzte Absatz vom zweiten Kapitel - ein Satz und John Dashwood ist perfekt als etwas verlogener Mensch der auch nicht für (und vor) sich selbst gerade stehen kann charakterisiert denn das Argument seiner Frau "(...) gab seinen Absichten die Entschlossenheit, die ihnen bisher noch gefehlt hatte, und er war schließlich überzeugt, dass es völlig unnötig, wenn nicht höchst ungehörig war, der Witwe und den Kindern seines Vaters mehr zu helfden als duch solche Gesten nachbarlichen Wohlwollens, wie seine eigene Frau sie angedeutet hatte."

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BeitragVerfasst: Mittwoch 21. September 2011, 19:17 
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Austenexperte
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Beim Nachdenken über die angesprochenen Geschwister-und sonstigen Konstellationen, ist mir aufgefallen, daß die Dashwood- Schwestern zwar von dem Wohlwollen männlicher Verwandter abhängig sind. Edward und Robert aber vom Wohlwollen weiblicher Verwandter. Und Willoughby ist ja auch von Frauen abhängig. (reiche Erbtante nicht verärgern bzw. reiche Erbin heiraten)
Ein interessanter Aspekt und Gegensatz.

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BeitragVerfasst: Mittwoch 21. September 2011, 23:19 
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Austenfan
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Interessante Beobachtung! Ist mir vorher gar nicht aufgefallen.

Interessant auch, wie JA hier das Klischee unterläuft, daß Frauen im georgianischen Zeitalter generell recht- und machtlos waren (womit ich natürlich nicht behaupten will, daß das georgianische Zeitalter die Gleichberechtigung feierte), sondern vielmehr zeigt, wie unterschiedlich die Situationen von Frauen sein konnten. Wir sehen zum einen die Dashwood-Frauen (also Mrs Dashwood und ihre Töchter, nicht Fanny), die aus Geldmangel in Abhängigkeit von ihren Verwandten leben müssen oder aber ein sehr eingeschränktes Leben führen müssen, dann haben wir Fanny, die zwar formell keinerlei Handhabe über ihr Geld oder das ihres Mannes hat, aber praktisch dennoch den Geldbeutel verwaltet, und schließlich Mrs Ferrars (und später auch Mrs Allen, aber ich will nicht vorgreifen), die durch die (reiche) Witwenschaft finanziell unabhängig leben kann und sogar noch andere von sich abhängig machen kann.

Das ist eine Sache, die ich so an JA liebe: es ist nie alles entweder schwarz oder weiß, vielmehr zeigt sie uns von einer Sache (und nicht nur von gesellschaftlichen Gegebenheiten) immer ganz verschiedene Ausprägungen, die alle in der tatsächlichen Welt möglich und wahrscheinlich waren. Gerade diese Abstufung in verschiedenen Grautönen fehlt mir oft, wenn ich fanfiction lese oder andere "Regency"-Romane.

Und natürlich zeigt sie uns auch, daß damals wie heute galt: Geld regiert die Welt. :P

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BeitragVerfasst: Samstag 24. September 2011, 18:23 
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Administrator und Captain a.D. of HMS Groupread
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Beiträge: 3093
Mari A. hat geschrieben:
Und natürlich zeigt sie uns auch, daß damals wie heute galt: Geld regiert die Welt. :P

Das Thema Geld wird uns ja noch oft begegnen - ich glaube, wir hatten mal festgestellt, dass in keinem Roman von JA Geld eine so wichtige Rolle spielt. Das bringt mich gleich auf eins meiner Lieblingsthemen, die ich bei JA irgendwie nie so recht anbringen kann, hier gehts aber, denke ich: die Sozialkritik.
Wo, wenn nicht hier gleich in Kap 1, schwingt sie die Keule gegen das Unrecht des Erbrechts? Und wann beschreibt sie schon so eindringlich die völlige Abhängigkeit von Frauen vom Wohlwollen reicher männlicher Verwandter - auch wenn es, wie Mari schon geschrieben hat, hier auch viele Beispiele für finanziell unabhängige Frauen gibt, die aber wohl alle das "Glück" hatten, dass ihre reichen Männer gestorben sind und ihnen ihr Geld vermacht haben. Es ist ja auch schon darauf hingewiesen worden, dass es Parallelen zu JAs Situation gab, als sie mit Mutter und Schwester vom Wohlwollen ihres reichen Bruders abhängig in Chawton lebte. Mich würde interessieren, ob diese Konstellation schon im ersten Entwurf des Romans aus den 90er Jahren, als er noch ein Briefroman war, so angelegt war.

Amadea hat geschrieben:
Er hätte ohne Weiteres zu seinem Versprechen stehen können, wenn er nur gewollt hätte. Stattdessen kommt es mir so vor, als habe er regelrecht auf Fannys Einwand gewartet (er ahnte es bestimmt!), um sein Versprechen auf eine lächerliche Kleinigkeit reduzieren zu können. Somit kann er dann sogar noch die Schuld für sein gebrochenes Versprechen auf seine Frau schieben, weil er ihr und ihrem gemeinsamen Sohn gegenüber doch auch eine Verantwortung habe. Ja, ja, man kann sich auch alles schön reden.

Diesen Dialog finde ich auch toll. Erst hab ich gedacht, John lässt sich von Fanny einfach um den Finger wickeln, aber es ist wohl doch eher wie halb zog sie ihn, halb sank er hin - was wiederum für mich heißt, dass er zwar noch schlechter ist, als erwartet, aber zugleich nicht so dumm, wie gedacht. Er will überredet werden, dass kommt mir auch so vor wir Dir, Amadea. Irgendwie kennt man ja so solche Gespräche, in denen sich beide Seiten die Hucke volllügen, es auch sehr gut wissen, aber nur zu bereit dazu sind, weil sie dasselbe Ziel im Auge haben. Ich frage mich, ob John das auch bewusst ist. Ist vielleicht egal, denn der ganze Dialog ist ja irgendwie geradezu eine Karikatur eines Gesprächs, total übertrieben - er hat fast etwas von Bauerntheater, im Ohnsorg-Theater konnte man sowas früher sehen, schätze ich.
Klar wird hier immerhin, dass es John am Ende doch egal ist, was man so von ihm denkt, seine Selbstsucht siegt.

Leicht erschüttert hat mich übrigens, dass Mrs. Dashwood nicht mal 40 sein soll. Aus den Filmen hab ich sie immer als nette ältere Dame vor Augen - wenn man selbst das Alter erreicht hat, in dem Wollwesten ratsam erscheinen, ist das irgendwie merkwürdig....

Eins noch zum Schwesternthema: Ich finde zwar auch, dass Elinor und Marianne sich sehr mögen, betont wird hier im Dialog über Edward aber doch vor allem das Trennende - wie ein Herz und eine Seele kommen sie mir jedenfalls nicht vor. Anders als Elizabeth und Jane Bennet.


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BeitragVerfasst: Samstag 24. September 2011, 22:04 
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Austenexperte
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Wohnort: Sachsen
Udo hat geschrieben:
Leicht erschüttert hat mich übrigens, dass Mrs. Dashwood nicht mal 40 sein soll. Aus den Filmen hab ich sie immer als nette ältere Dame vor Augen - wenn man selbst das Alter erreicht hat, in dem Wollwesten ratsam erscheinen, ist das irgendwie merkwürdig....

Sie ist 40, laut Aussage im Kapitel 8, und das ist heutzutage ja wirklich kein Alter, demzufolge war sie 21, als Elinor geboren wurde.
Trotzdem scheint sie ja nicht wirklich erwachsen geworden zu sein, so sehr, wie sie in ihren Gefühlen lebt. Sehr treffend finde ich da diese Gedanken Elinors über Mutter und Schwester: "...sie wußte, daß das was Marianne und ihre Mutter sich in einem Augenblick einbildeten, sie schon im nächsten glaubten - daß für sie Wünschen gleich Hoffen war und Hoffen Erwarten."
Allerdings bereitet sie diese Empfindsamkeit ja auch dafür zu, das Angebot von Sir John anzunehmen. Denn hätte ihre Schwiegertochter sie nicht so beleidigt in ihren Andeutungen darüber, was junge Damen, die Edwards Fortkommen behindern, zu erwarten hätten; vielleicht wäre sie nicht auf Sir Johns Angebot eingegangen. :?:

Aber sicher war auch Fanny Dashwood vorallem darauf aus, es den Damen im Gästestatus so unbequem wie möglich zu machen, ohne unhöflich zu erscheinen, damit sie sie bald loswürde.

Elanor

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BeitragVerfasst: Mittwoch 28. September 2011, 09:12 
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D'Arcy-Expertin mit Adelsaffinität
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Registriert: Mittwoch 28. Juni 2006, 11:57
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Udo hat geschrieben:
Mari A. hat geschrieben:
Und natürlich zeigt sie uns auch, daß damals wie heute galt: Geld regiert die Welt. :P

Das Thema Geld wird uns ja noch oft begegnen - ich glaube, wir hatten mal festgestellt, dass in keinem Roman von JA Geld eine so wichtige Rolle spielt. Das bringt mich gleich auf eins meiner Lieblingsthemen, die ich bei JA irgendwie nie so recht anbringen kann, hier gehts aber, denke ich: die Sozialkritik.
Wo, wenn nicht hier gleich in Kap 1, schwingt sie die Keule gegen das Unrecht des Erbrechts? Und wann beschreibt sie schon so eindringlich die völlige Abhängigkeit von Frauen vom Wohlwollen reicher männlicher Verwandter - auch wenn es, wie Mari schon geschrieben hat, hier auch viele Beispiele für finanziell unabhängige Frauen gibt, die aber wohl alle das "Glück" hatten, dass ihre reichen Männer gestorben sind und ihnen ihr Geld vermacht haben. Es ist ja auch schon darauf hingewiesen worden, dass es Parallelen zu JAs Situation gab, als sie mit Mutter und Schwester vom Wohlwollen ihres reichen Bruders abhängig in Chawton lebte. Mich würde interessieren, ob diese Konstellation schon im ersten Entwurf des Romans aus den 90er Jahren, als er noch ein Briefroman war, so angelegt war.

Frauen waren in vielem benachteiligt, das ja, doch das Erbrecht begünstigte nun einmal in jedem Fall den erstgeborenen Sohn. Überall, wo Land und Gut im Spiel war erbte der Älteste am meisten, da es ja wenig Sinn gemacht hätte das Land aufzuteilen, wovon keiner so recht hätte leben können. Man versuchte also die jüngeren Söhne standesgemäß gut unterzubringen, und den Mädchen eine gute Mitgift zu geben und sie früh zu verheiraten, um sie versorgt zu wissen.

Die Ungerechtigkeit, wenn man so will, ging ja insofern weiter, als nach dem Erbrecht auch die Güter kinderloser Verwandtschaft an den nächsten ältesten männlichen Erben gingen; außer man adoptierte einen der jüngeren Söhne z.B. der Schwester oder Cousine.

Der Fehler, wenn man so will, liegt eindeutig beim alten Dashwood. Er hat, wie übrigens auch Mr. Bennet, nicht genügend Geld zurückgelegt, bzw. mit einer entsprechenden Rente und Mitgift für "seine Frauen" vorgesorgt, und sich auf seinen Sohn verlassen, den er ja nun besser kennen sollte, nebst Schwiegertochter, oder?

Es ist doch mehr als naiv zu glauben, nachdem man das Geld "verprasst" hat, ohne an die Zukunft zu denken, der Sohn wird es schon richten. John ist charakterschwach, ja, und ein Vater dürfte vielleicht davon ausgehen, ein guter Sohn würde seine Versprechen einlösen, aber andererseits, Wer würde nicht einen Sterbenden beruhigen wollen, ohne wirklich zu der gegebenen Verpflichtung zu stehen? Es gibt sie immer, die Einen, auf die man sich veranlassen kann und die für Andere einstehen, und die wieder Anderen, die sich selbst am Nächsten sind, und/oder einfach zu schwach um sich nicht dreinreden und beeinflussen zu lassen..

JA parodiert hier einmal mehr oder weniger zwei charakterschwache Menschen: den Vater, kurzsichtig lebend, unvernünftig genug nicht rechtzeitig vorzusorgen und den Sohn, der seine Versprechen nicht einlöst und nur allzugern unter dem Pantoffel seiner Frau steht. Eine Parodie schon allein dehalb, weil üblicherweise die Männer, nicht die Frauen, über die Finanzen und die Verwendung der Gelder entschieden.

*Nachtrag*
Da fällt mir ein, dass viele Künstler z.B. von ihren Brüdern finanziell unterstützt wurden. Besonders bekannt vermutlich Vencent van Gogh, der Zeit Lebens sogar von seinem 4 Jahre jüngeren (!) Bruder Theo unterstützt wurde.

_________________
:blume: Grüsse, Caro

Avatar: Amelia Darcy (1754-1784)

Für 1 Jahr säe einen Samen, für 10 Jahre pflanze einen Baum, für 100 Jahre erziehe einen Menschen. chin. Weisheit


Zuletzt geändert von Caro am Mittwoch 28. September 2011, 10:12, insgesamt 1-mal geändert.

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BeitragVerfasst: Mittwoch 28. September 2011, 10:12 
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Austenfan
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Zu Mr Dashwoods Gunsten muß man allerdings sagen, daß er Norland gerade mal ein Jahr lang besaß, bevor er starb. Er hatte vermutlich gedacht, er hätte noch länger Zeit, Geld für seine Frau und Töchter anzusparen.

Wir wissen nicht, wovon er gelebt hat, bevor sein Onkel starb - ich vermute mal, ein wenig eigenes Einkommen, aufgebessert vom Onkel - und er ging ja davon aus, daß er nach dem Tod des Onkels frei über dessen Vermögen würde verfügen können.

Also ich sehe die Schuld beim Onkel. Dem hätte doch klar sein sollen, daß es unfair ist, die Mädchen, die sich jahrelang um ihn gekümmert haben, mit je 1.000 Pfund abzuspeisen und [strike]der Rotzgöre[/strike] dem Kind, dessen Eltern eh schon genug Geld haben, alles zu hinterlassen, vor allem, wenn die ganze Familie, die sich zehn Jahre lang um ihn gekümmert hat, damit gerechnet hat, daß er sie ausreichend versorgen würde. Das finde ich ehrlich gesagt schon ziemlich gemein, vor allem, weil er wußte, daß die Mädchen kaum andere Aussichten auf Geld hatten, während, wie gesagt, John & Fanny reich genug waren, daß es dem Sohn an nichts fehlen würde.

Mr Dashwood hatte ja gar keine andere Chance, als seinen Sohn zu bitten, auf die Frau und Töchter aufzupassen und sie zu versorgen, wenn das Geld alles festgelegt war.

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BeitragVerfasst: Mittwoch 28. September 2011, 10:24 
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D'Arcy-Expertin mit Adelsaffinität
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Mari A. hat geschrieben:
Zu Mr Dashwoods Gunsten muß man allerdings sagen, daß er Norland gerade mal ein Jahr lang besaß, bevor er starb. Er hatte vermutlich gedacht, er hätte noch länger Zeit, Geld für seine Frau und Töchter anzusparen.


Es war Dashwoods zweite Ehe, und immerhin konnte er es sich leisten eine besitzlose Frau zu heiraten. Hätte sie eigene Gelder gehabt, besser noch einen entsprechenden Ehe- und Erbvertrag, wären diese jedenfalls nicht an John gegangen.

Im Übrigen "besass" der alte Dashwood Norland nicht, er lebte lediglich von der Pacht, denn er konnte es weder veräussern noch frei darüber verfügen, und soviel ich weiß, kann John das auch nicht.
Es verhält sich hier genauso wie bei Sir Elliot.

Spoiler: anzeigen
Was Fanny anbelangt, dürfen wir bei ihrem Charakter, und dem ihrer Mutter, getrost davon ausgehen, dass sie entweder einen reichen Gentleman oder einen Aristokraten geheiratet hätte, nie jedoch einen Besitz- und Namenlosen. Als sie John Dashwood das Ja-Wort gab, war das für sie die Beste aller Möglichkeiten, mit geringerem hätte man sich nicht zufrieden gegeben

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BeitragVerfasst: Mittwoch 28. September 2011, 11:09 
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Austenfan
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John hat die Hälfte des Vermögens seiner Mutter, also der ersten Mrs Dashwood, geerbt. Mr Dashwood ist der Nutznießer der anderen Hälfte gewesen, bei seinem Tod allerdings erbte sein Sohn auch diesen Teil. Die zweite Mrs Dashwood hingegen ist vollkommen mittellos.

Man könnte also Mr Dashwood vorwerfen, er hätte aus den Einkünften aus dem Vermögen seiner Frau etwas ansparen sollen, was sicherlich auch vernünftig gewesen wäre, aber immerhin rechnete er nicht damit, Norland auch nur zu lebenslangem Nutzen zu erben.

Schließlich hatte der Onkel die Wahl: Es war nicht wie z.B. bei Kellynch Hall, daß das Gebäude und das Vermögen grundsätzlich unter Fideikommiß standen (ist das die deutsche Entsprechung für entail?), weil mit dem Titel verbunden, vielmehr hatte der Onkel, der über seinen Besitz frei verfügen konnte, sich entschieden, alles so zu regeln, daß Mr Dashwood und nach ihm John lebenslangen Nutzen des Besitzes hatten, es dann aber dem Sohn Johns zufiel.

Ich bleibe deshalb dabei, daß den Onkel die größte Schuld trifft, aber da kann man sicher streiten ;-)

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BeitragVerfasst: Mittwoch 28. September 2011, 11:36 
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Mari A. hat geschrieben:
Schließlich hatte der Onkel die Wahl: Es war nicht wie z.B. bei Kellynch Hall, daß das Gebäude und das Vermögen grundsätzlich unter Fideikommiß standen (ist das die deutsche Entsprechung für entail?), weil mit dem Titel verbunden, vielmehr hatte der Onkel, der über seinen Besitz frei verfügen konnte, sich entschieden, alles so zu regeln, daß Mr Dashwood und nach ihm John lebenslangen Nutzen des Besitzes hatten, es dann aber dem Sohn Johns zufiel.

Du hast recht, ganz gleich verhält es sich nicht, aber in der Verfügung verhält es sich ähnlich, indem beide nicht ein bischen Wald, Boden etc. veräussern dürfen.

Übrigens macht es nicht wirklich einen Unterschied, ob Dashwood direkt erbt, oder nicht, da es vor allem um das Gut geht. Das wäre nach dem Tod des Vaters doch ohnehin an John gegangen. Ich kann nicht sehen, wo es für die Mädchen einen finanziellen Unterschied gemacht hätte, ob John erbt, oder nur Wohnrecht und Pachtansprüche hält. Bezüglich der durch den Vater erworbenen Gelder, Möbel etc.pp wäre es doch an ihm gewesen ein Testament zu verfassen, das auch die Mädchen beteiligt hätte. Das jedoch hat dieser verpasst.

Und was das Alter angeht, war der alte Dashwood sooo jung auch nicht mehr. Nicht wenn man die damalige "Lebenszeit" berücksichtigt.

Letztlich kriegen Elinor und Marianne vom Onkel/Großonkel doch mehr, als vom eigenen Vater.

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