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BeitragVerfasst: Freitag 29. Juni 2012, 19:02 
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Piratensüchtige Administratorin, ebenfalls Seriensuchti mit Mittelalterpräferenz und spätes Girlie
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Ich weiß nicht, ob Willoughby sich da nicht selbst was einredet und Elinor deshalb so streng ist. Er badet im Selbstmitleid. Anfangs hat er Marianne doch auch nur für einen Flirt gehalten wie Eliza, wobei er die ja nun ins Bett bekommen hat. Vielleicht wäre er bei Marianne nicht so weit gegangen, aber wer weiß. Vor allem bringt er als Verteidigung vor, dass Eliza leidenschaftlich und ein wenig doof ist. Und sie sich ja bei ihm hätte melden können, wobei er ja versehentlich vergessen hat, ihr seine Adresse zu geben. Was für ein Geschwafe! Alle anderen sind schuld. Er wollte Marianne ja unbedingt einen Antrag machen, aber da war ja die finanzielle Lage ( wobei, wäre er auch enterbt worden, wenn er Marianne als Braut vorgestellt hätte? Die ist zwar nicht reich, aber immerhin aus einer halbwegs guten Familie? ). Und dann kam das mit Eliza raus, die ja auch selbst schuld war (s.o. ).
Dann musste er Marianne abweisen, weil seine Tante ihn zwingen wollte, Eliza zu ehelichen. Da war er ja schon WIEDER das Opfer! Und dann blieb ihm nichts anderes übrig, als sich eine reiche Frau zu angeln. :rolleyes:
Jetzt erwartet er von Elinor Absolution, damit er guten Gewissens ein glückliches Leben an der Seite seiner reichen Frau führen kann. Ich kann ihre Strenge da durchaus nachvollziehen. Für mich bleibt er ein Schurke ohne Ehrgefühl.

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Verfasst: Freitag 29. Juni 2012, 19:02 


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BeitragVerfasst: Samstag 30. Juni 2012, 08:36 
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Administrator und Captain a.D. of HMS Groupread
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Was für ihn spricht, aus Elinors Sicht, ist ja, dass er ihre Schwester offenbar wirklich geliebt hat (bzw noch liebt). Die These: Wer wirklich liebt, kann sooo böse nicht sein. Und klar, leiden tut er jetzt auch, aber das ist im Grunde ja nur die gerechte Strafe.

Willoughby stellt ja kurz selbst in Frage, dass er Marianne wirklich geliebt hat - denn dann hätte er sie ja kaum aufgegeben. Das bringt mich drauf, dass er vermutlich ein ähnlich großer Romantiker ist wie Marianne. Die beiden genießen ja auch lange ihre Seelenverwandtschaft. Und beide Romantiker scheitern, Willoughby an Egoismus, Eitelkeit und Geldsucht, Marianne an Naivität und Verblendung. Vielleicht trägt diese Parallele auch dazu bei, Elinor etwas milder zu stimmen? Auf jeden Fall hat sie große Mühe, sich seinem Charme zu entziehen, er ist halt ein Blender.

Ich finde es interessant, dass Austen so mit den Gefühlen der Leser "spielt". Willoughby wird ja (nicht zuletzt durch Brandon) wirklich als großer Bösewicht aufgebaut - und dann wird alles wieder zumindest relativiert. Ist halt nicht immer alles so eindeutig im Leben... Wobei Austen bei ihren anderen Bösewichtern ja durchaus konsequenter ist, scheint mir. Hat sie sich von ihrer eigenen Figur blenden lassen? :wink:


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BeitragVerfasst: Samstag 30. Juni 2012, 10:44 
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Austenbegeistert
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Kerstin hat geschrieben:
Jetzt erwartet er von Elinor Absolution, damit er guten Gewissens ein glückliches Leben an der Seite seiner reichen Frau führen kann. Ich kann ihre Strenge da durchaus nachvollziehen. Für mich bleibt er ein Schurke ohne Ehrgefühl.


Das sehe ich auch so...Willoughby weiß, dass er ein "Narr" ist (dafür kann man ihm seiner Meinung nach nicht wirklich die Schuld geben) - dass er ein "Lump" ist, von diesem Vorwurf möchte er frei gesprochen werden. Ich finde, dieses Kapitel zeigt noch einmal wunderbar deutlich, wie egoistisch Willougby in Wirklichkeit ist.

Interessant finde ich übrigens auch den Anfang des Kapitels: Elinor - sonst stets beherrscht und die Höflichkeit wahrend - verliert die Fassung, als sie W. sieht. ich finde, das macht sie noch sympatischer.

Spannend finde ich auch Elinors Überlegung: Was passiert, wenn Brandon auftauchen und Willoughby antreffen würde? Würde er ihn höflich auffordern, sich zu entfernen? Würde er ebenfalls die Fassung angesichts von dessen Dreistigkeit verlieren? Würde er ihn vielleicht sogar mit Gewalt hinaus werfen?


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BeitragVerfasst: Samstag 30. Juni 2012, 13:28 
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Ich fürchte, Brandon würde in äußerst unhöflich rauswerfen. Erst hat er Elizas Leben ruiniert und dann ist er im Grunde ja auch schuld an Mariannes Krankheit. Das dürfte selbst ein ruhiges Gemüt aufbringen. Es gäbe garantiert eine sehr unschöne Szene.

Ich finde noch immer, dass Willoughby nicht so viel Einsicht zeigt. Dafür jammert er mir zu viel herum, wie ungerecht die Welt für ihn doch ist.

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BeitragVerfasst: Samstag 30. Juni 2012, 18:24 
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@Edda: Elinor verliert aber auch nur am Anfang fast die Fassung. Ansonsten ist sie erst mal zugeknöpfter denn je. Kann man ja auch verstehen, sie reagiert aber sehr gouvernantenhaft - sie hätte ihn ja auch gleich anfahren und konsequent rausschmeißen können. Aber gut, dann wäre uns diese aufschlussreiche Szene entgangen...

Kerstin hat geschrieben:
Ich finde noch immer, dass Willoughby nicht so viel Einsicht zeigt. Dafür jammert er mir zu viel herum, wie ungerecht die Welt für ihn doch ist.



Einsicht nicht, obwohl er dies und das, auch die Eliza-Sache, offenbar bereut (vor allem wohl wegen Marianne...). Aber von seinem Standpunkt aus gibt es ein paar entlastende Aspekte, die nicht völlig von der Hand zu weisen sind, denke ich. Elinor wird ja auch nicht ohne Grund weicher gestimmt. Ein schlimmer Bursche bleibt er trotzdem, keine Frage!


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BeitragVerfasst: Samstag 30. Juni 2012, 22:39 
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Austenbegeistert
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Aber Elinor könnte wohl niemanden - nicht einmal Willoughby, der ihrer Schwester so viel Leid zugefügt hat - konsequent hinauswerfen; sie würde doch immer die Form wahren, oder? Und deshalb ist sie auch in der Lage, sich Willoughbys Lamento anzuhören...das würde nicht jeder fertigbringen...


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BeitragVerfasst: Montag 2. Juli 2012, 14:04 
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Udo hat geschrieben:
Noch mal zu Edward: Eigentlich war die Konstellation bei ihm ja sehr ähnlich wie bei Willoughby. Er war jung und dumm, er glaubte, Lucy liebe ihn, er hat Lucy für einige Zeit geliebt. Der Unterschied: Während Willoughby mit Eliza ins Heu gegangen ist, hat Edward Lucy die Ehe versprochen (ohne Heu). Und während Willoughby sich verpisst hat, wollte Edward Lucy standhaft heiraten. Folge: Während Willoughby mit der Ehehölle bestraft wird, kriegt Edward sein großes Glück. Elinor stellt den Zusammenhang her, als sie darüber sinniert, wie ein hoffnungsvoller Mensch durch Eitelkeit und Müßiggang ruiniert werden kann - auch Edward hat seinen Fehler damit begründet, dass er beschäftigungslos war. Wie wir früher schon mal festgestellt haben, sind solche Parallelen sicher kein Zufall bei JA.

Vor allem zeigt sich hier auch wieder JAs leise Gesellschaftskritik. Nicht nur hier, auch an anderen Stellen. Es zeigt sich immer wieder, dass durch Müßiggang, zumal wenn er unkontrolliert ist, nichts Gutes entsteht. Man/n und Frau braucht eine sinnvolle Beschäftigung, in welche Richtung auch immer. Und gleich dahinter das Problem, dass weder ein Gentleman noch eine Dame "arbeiten" dürfen, um sich ihren Unterhalt zu verdienen. Fehlt es am Kleingeld muss man halt gut heiraten, ausser es findet sich ein Schutzengel, der einem unter die Arme greift.

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BeitragVerfasst: Montag 2. Juli 2012, 14:59 
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Ich finde, dass die "Nebengeschichte" von Eliza und ihr Schicksal eigentlich schwerer wiegt als die um Marianne. Der Leser bekommt ja nur die "Eckdaten" dieser geliefert. Wenn man sich aber mal in das Mädchen hineinversetzt, ist ihre Lage wesentlich schlimmer als die der "Drama-Queen". Selbst nachdem Marianne weiss, was Willoughby für ein Schurke ist, suhlt sie sich noch in ihrem Unglück und trauert ihm hinterher. Eigentlich müsste sie gottfroh sein, dass es für sie selbst nicht so gekommen ist. Es ist zwar glaubhaft, dass er sich in Marianne verliebt hatte (obwohl das keineswegs beabsichtigt war), aber die Vorzeichen waren nicht anders. Hier hat er anfangs auch nur seinen Spaß gesucht, das Verlieben war ein nicht eingeplantes "Nebenprodukt". Ob Marianne so weit gegangen wäre wie Eliza, sei mal da hingestellt (wobei ich denke, sie wäre es nicht). Vielleicht hätte er das bei ihr auch nicht getan, weil er sie wirklich liebte. Sein wahres "Ich" ändert sich jedoch nicht dadurch, dass er sich wider Willen verliebt hat. Wenn man mal in Gedanken weiterspinnt, kann ich mir nicht vorstellen, dass er ihr ein guter Ehemann geworden wäre.

Die Rechtfertigungsszene von Willoughby zeigt genau seinen erbärmlichen und miesen Charakter. Eliza war ein junges und wahrscheinlich auch naives Mädchen; dass er ihr aber wegen "mangelnder Intelligenz" eine Mitschuld gibt, ist unverzeihlich. Gerade wenn sie nicht so ganz schlau gewesen war, hätte er die Notbremse ziehen müssen. Aber er war auf seinen Spaß aus und es hat ihn nicht im Geringsten interessiert, welche Folgen dieser haben könnte - vor allem für sie. Das Resultat ist ein uneheliches Kind, welches die Mutter gesellschaftlich ins Abseits stellt. Ja, Colonel Brandon wird für sie sorgen, vor allem finanziell. Die Umstände wird das aber nicht ändern (uneheliches Kind). Willoughby hätte Eliza heiraten müssen, wenn er ein bißchen Ehre im Leib gehabt hätte.


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BeitragVerfasst: Montag 2. Juli 2012, 18:44 
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Selbst wenn er sie nicht hätte heiraten wollen/können, hätte er sich um sie kümmern können. Finanzielle Lage hin oder her... aber er hat sogar zugegeben, "vergessen" zu haben, ihr seine Adresse zu geben. Sie hätte sie ja leicht rausfinden können. Das ist ziemlich schäbig. Er steht in der gleichen Ecke wie Wickham, der sich aus Rachlust an die Tochter seines Gönners rangemacht hat.

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BeitragVerfasst: Dienstag 3. Juli 2012, 10:22 
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Aber nur, sofern Wickham sich mit Lydia tatsächlich mehr vergnügt hat, als sich ziemte. Und selbst dann ist er ja nicht abgehauen, sondern hat sich kaufen lassen - gut, auch nicht nett, aber Lydia ist es jedenfalls besser ergangen als Eliza.
Willoughby ist ein Schuft - aber trotzdem verstehe ich nicht so ganz, warum Elinor ihn so milde betrachtet. Warum macht Austen das? Elinor ist immerhin die Instanz des Buches in allen Fragen des Anstands und der richtigen Einschätzung von Menschen. Soll ihr Mitleid für Willoughby nur zeigen, dass sie auch nur ein Mensch ist? Oder urteilt auch Austen nicht so hart über ihn wie wir hier? So eine Rechtfertigungsszene haben andere Bösewichter in Austens Romanen doch nicht bekommen, oder doch? Und jetzt kriegt sie ausgerechnet der schlimmste aller sechs Romane.


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BeitragVerfasst: Dienstag 3. Juli 2012, 11:22 
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Kerstin hat geschrieben:
Selbst wenn er sie nicht hätte heiraten wollen/können, hätte er sich um sie kümmern können. Finanzielle Lage hin oder her... aber er hat sogar zugegeben, "vergessen" zu haben, ihr seine Adresse zu geben. Sie hätte sie ja leicht rausfinden können. Das ist ziemlich schäbig. Er steht in der gleichen Ecke wie Wickham, der sich aus Rachlust an die Tochter seines Gönners rangemacht hat.


Problem ist ja nun Mal dass Willoughby hoffnungslos über seine Verhältnisse lebt, wie er selbst andeutet. Sein Einkommen reicht nun einmal nicht für vergüngliche Jagden mit einer eigenen Meute , Geldspielen, Kleidung etcpp. wie es seinen Freunden oder seiner Clique zusteht. In diesen Kreis gehört er nicht rein. aber freiwillig bleibt er nicht fern. Wie gesagt, als Gentleman hat er ja nun auch keine nennenswerten Möglichkeiten das zu ändern, außer er ginge zum Militär oder der Marine. Aber auch als Offizier hätte er Ausgaben für Pferde, Uniformen etc.pp und dasd Beste wäre für ihn vermutlich nicht gut genug. Es wird zwar nicht deutlich gesagt, aber mir schein er auch einer der Dandys zu sein, die gerne am Bow-Fenster sitzen und sich über Andere lustig machen. Es ist jedenfalls nicht völlig abwegig.

Er hat also nicht einmal 100 Pfund oder so übrig, um sie Eliza zu geben. Also zieht ers ich aus der Affäre. Was aus ihr wird, ist ihm egal, soweit sie ihn nicht weiter belästigt. Die Adresse "zu vergessen" bedeuetet ja schon, dass Eliza nicht mit ihm in Verbindung treten konnte oder durfte, zumindest nicht direkt. Sie waren ja nicht einmal verlobt.
Udo hat geschrieben:
Aber nur, sofern Wickham sich mit Lydia tatsächlich mehr vergnügt hat, als sich ziemte. Und selbst dann ist er ja nicht abgehauen, sondern hat sich kaufen lassen - gut, auch nicht nett, aber Lydia ist es jedenfalls besser ergangen als Eliza.
Willoughby ist ein Schuft - aber trotzdem verstehe ich nicht so ganz, warum Elinor ihn so milde betrachtet. Warum macht Austen das? Elinor ist immerhin die Instanz des Buches in allen Fragen des Anstands und der richtigen Einschätzung von Menschen. Soll ihr Mitleid für Willoughby nur zeigen, dass sie auch nur ein Mensch ist? Oder urteilt auch Austen nicht so hart über ihn wie wir hier? So eine Rechtfertigungsszene haben andere Bösewichter in Austens Romanen doch nicht bekommen, oder doch? Und jetzt kriegt sie ausgerechnet der schlimmste aller sechs Romane.

Bei Wickham geht s auch um Georgiana. Ich versteh aber auch noch nicht, wie ihr davon ausgehen könnt, dass zwischen Marianne und Willoughby nichht mehr passiert ist. Muttern wollte ja nicht nachfragen, wie Elinor es verlangte. Ganz ehrlich, ein Schuft wie W. fädelt es ein, dass er ganz allein mit Marianne auf dem Gut seiner Tante ist, und bei beider Leidenschaft und Gedankenlosigkeit soll nichts passiert sein? Ich galube nicht, dass eine Marianne ihm lange widerstehen konnte, wenn er es darauf anlegte.

Das einzige, was Elinor Milde stimmt, ist der Glaube daran, dass Willoughby Marianne liebte. Das ist sein Pluspunkt. Vielleicht will sie ihm hier auch nur einfach glauben, denn nur wenn Liebe im Spiel war, lässt sich beider Verhalten verzeihen. Wie stünde Marianne sonst da? Bei Eliza wird ja fast der Eindruck erweckt, sie wäre ebenso drängend gewesen, wie W. Da kriege ich einen dicken Hals. Um selbst besser dazustehen, den Charakter des Anderen beschädigen, nicht wahr. Aber Elinor muss ihm verzeihen, sonst könnte sie Marianne nicht entschuldigen, die auch nicht unschuldig/schuldlos ist.

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BeitragVerfasst: Dienstag 3. Juli 2012, 13:13 
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Caro hat geschrieben:
Er hat also nicht einmal 100 Pfund oder so übrig, um sie Eliza zu geben
.
Woher hast du diese Summe? Steht das im Text? Kann mich gerade nicht daran erinnern.


Zitat:
Ich versteh aber auch noch nicht, wie ihr davon ausgehen könnt, dass zwischen Marianne und Willoughby nichht mehr passiert ist. Muttern wollte ja nicht nachfragen, wie Elinor es verlangte. Ganz ehrlich, ein Schuft wie W. fädelt es ein, dass er ganz allein mit Marianne auf dem Gut seiner Tante ist, und bei beider Leidenschaft und Gedankenlosigkeit soll nichts passiert sein? Ich galube nicht, dass eine Marianne ihm lange widerstehen konnte, wenn er es darauf anlegte.


Soweit ich mich erinnere, waren die beiden nicht ganz allein auf dem Gut. Müsste ich mal nachschlagen. Bist du dir sicher, was diesen Punkt betrifft, Caro?
Ich denke, dass nichts Gefährliches passiert ist, weil Marianne sowas nie tun würde. Bei aller Leidenschaft wusste sie doch, wo die Grenze ist. Sie ist ja nicht so dumm wie Lydia.

Zitat:
Bei Eliza wird ja fast der Eindruck erweckt, sie wäre ebenso drängend gewesen, wie W. Da kriege ich einen dicken Hals. Um selbst besser dazustehen, den Charakter des Anderen beschädigen, nicht wahr.

Ich will Willoughby nicht verteidigen, vielleicht lügt er ja wie gedruckt, kann gut sein. Das Beispiel Lydia zeigt aber ja, dass es bei Austen durchaus vorkommt, dass zwei junge Leute sich gehen lassen - warum nicht Eliza und Willoughby, als sie sich kurzfristig liebten (sofern das stimmt).


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BeitragVerfasst: Dienstag 3. Juli 2012, 15:06 
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Udo hat geschrieben:
Caro hat geschrieben:
Er hat also nicht einmal 100 Pfund oder so übrig, um sie Eliza zu geben
.
Woher hast du diese Summe? Steht das im Text? Kann mich gerade nicht daran erinnern.

Nein, nicht diese Summe, war jetzt nur ein Beispiel. Wollt sagen, er konnte nicht einmal das erübrigen. Wobei 100 Pfund für ihn auch wirklich viel war, bei seinem Einkommen.


Udo hat geschrieben:
Soweit ich mich erinnere, waren die beiden nicht ganz allein auf dem Gut. Müsste ich mal nachschlagen. Bist du dir sicher, was diesen Punkt betrifft, Caro?
Ich denke, dass nichts Gefährliches passiert ist, weil Marianne sowas nie tun würde. Bei aller Leidenschaft wusste sie doch, wo die Grenze ist. Sie ist ja nicht so dumm wie Lydia.

Doch, ich bin mir sicher. :gruebel: Sie fuhren allein, und Mrs. Smith war nicht da. Über Dienstboten reden wir ja nicht. Gerade was die leidenschaftliche und bedingungslose Liebe angeht, ist eine Frau wie Marianne sich ihrer Sinne eben nicht immer Herr bzw. Dame. Und Marianne ist viel zu offen, offenherzig, euphorisch etc.pp.

Eliza muss ja nun auch nicht dumm gewesen sein. Sie liebte ihn, vertraute ihm und gab sich ihm hin. Das war nicht okay, aber wäre er ein Gentleman gewesen, hätte er sie doch nicht angefasst. Und Eliza hat ihn sicher nicht dazu gezwungen. W. will nur die "Schuld" auf sie schieben. Er liebte sich auch (kurz). Ja, gerade so lange der Sex gut war und die Schulden/Gläubiger nicht allzu sehr drückten. :rolleyes: So eine kurze Liebe gibt es gar nicht. Er hat sie ausgenutzt, so wie Crawford Maria ausnutzte und Wickham Lydia, wobei er ja nun auch gewissermassen gezwungen wurde sie zu heiraten. Man hat es ihm auch finanziell schmackhaft gemacht, zu Lydias Wohl, und er wäre sonst unten durch gewesen, hatte er ja auch Foster blamiert, unter dessen Augen alles geschah, aber freiwillig hätte er sie nie genommen.

Es ist fraglich ob Lydia "dumm" ist. Lydia hat andere Prioritäten. Sie hat nicht viele Möglichkeiten einen Mann einzufangen, noch dazu einen, der vielen Frauen schöne Augen macht. Gut, das mag dumm sein, aber Wickham ist ja bei allen auch so beliebt. kein Wunder, dass sie ihm verfällt und sie ist nicht die Einzige. Ist Lizzie nicht zuerst auch völlig auf seiner Seite? Das einzige, was Lydia einfällt um ihn zu kriegen, ihn ihrer Schwester vielleicht wegzuschnappen, ist ihn an sich zu binden. Versuchen auch heutzutage viele Frauen mit Kindern. Klappt zwar meist nicht, oder nicht auf Dauer, aber bei manchen klappt es doch. Wie sie Harriet schreibt, ist sie überzeugt sie werden heiraten. Und in Darcys späteren Ratschlägen sieht sie nicht mehr als eine Spaßbremse, wie auch in Tantes Vorhaltungen, als sie erst einmal "Blut geleckt" hat, sprich das Vergnügen des Matratzensports genossen hat (deutlicher werde ich hier nicht). Aber nichts destotrotz ist sie, was sie heimlich vorhatte: als erste verheiratet, um den älteren Schwestern eins auszuwischen. Sie hat Jane den Rang der "ersten" Schwester abgelaufen. Alles in allem hat sie (kurzfristig?) ihrer persönlichen Ziele erreicht. Insofern kann ich sie nicht dumm nennen. Man kann sie unmoralisch nennen, leichtfertig, gedankenlos, aber nicht dumm. Im übrigen bin ich überzeugt, dass sich eine Lydia immer irgendwie durchschlägt. Mädchen wie sie sind doch immer obenauf, egal wie sie das schaffen.

Wobei, ich muss ein wenig revidieren: Dumm war sich in einen Habenichts zu vergucken und ausgerechnet den auf Teufel komm raus haben zu wollen. Sie hätte sich ebenso gut einen einfältigen Baronet angeln können und ihn in sich verliebt machen können. Sooo reizlos war sie dann doch nicht, dass es ausgeschlossen war. Aber nun, der wäre halt nicht so fesch gewesen. Sie musste ja einen haben, der was hermachte, noch dazu in Uniform. Und pardon, da fällt der Apfel nicht weit vom Stamm. :D


Dumm ist in diesem Zusammenhang eigentlich nur Maria, die wirklich alles verliert und nichts erreicht, außer der Genugtuung Crawford und Fanny endgültig entzweit zu haben.

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BeitragVerfasst: Dienstag 3. Juli 2012, 16:35 
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Austenfan
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Udo hat geschrieben:
Willoughby ist ein Schuft - aber trotzdem verstehe ich nicht so ganz, warum Elinor ihn so milde betrachtet. Warum macht Austen das? Elinor ist immerhin die Instanz des Buches in allen Fragen des Anstands und der richtigen Einschätzung von Menschen.

Genau über diesen Punkt bin ich auch gestolpert. Wenn es hier "nur" um Marianne ginge, könnte ich es vielleicht noch nachvollziehen, dass Elinor ihn in ein besseres Licht rückt. Sie weiss nun, dass er wirklich tiefe Gefühle für Marianne hatte (auch wenn die nicht aus nobler Absicht entstanden sind) - und das scheint für sie wohl das Wichtigste zu sein. Hierdurch sieht sie ihn nicht mehr als vollkommenen Schuft und lässt sich erweichen.

Leider gibt es noch den "Nebenschauplatz" um Eliza und an dieser Geschichte gibt es wohl nichts zu entschuldigen. Elinor ist in Kenntniss über das skrupellose Handeln von Willoughby und Eliza´s Schicksal, welches daraus resultierte - aber schiebt das doch irgendwie zur Seite. Das Thema wird in der Rechtfertigungsszene auch nur kurz angeschnitten. Ich frage mich, was die Beweggründe für JA waren, ihm diese Gnade zuteil werden zu lassen.


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BeitragVerfasst: Dienstag 3. Juli 2012, 21:01 
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Caro hat geschrieben:
Doch, ich bin mir sicher. :gruebel: Sie fuhren allein, und Mrs. Smith war nicht da. Über Dienstboten reden wir ja nicht. Gerade was die leidenschaftliche und bedingungslose Liebe angeht, ist eine Frau wie Marianne sich ihrer Sinne eben nicht immer Herr bzw. Dame. Und Marianne ist viel zu offen, offenherzig, euphorisch etc.pp.

Hab jetzt mal nachgeschlagen. Im Text, Kapitel 13, heißt es eindeutig, dass Mrs. Smith da war, als die beiden Turteltauben das Grundstück und die Zimmer besichtigten! Dienstboten waren zudem auch noch da - Willoughbys Bursche berichtet alles an ein Mädchen von Mrs. Jennings. Also die beiden waren nicht unbeobachtet. Ich denke, es gab keinerlei Chance für eine Liebesszene, die der romantischen Marianne gefallen hätte. Auch in dem Gespräch über den Besuch mit Elinor gibt es nicht die geringste Andeutung, im Gegenteil: Marianne betont, dass sie sehr gut wisse, was schicklich sei - und was nicht. Also, Caro, ich denke, wir können spekulieren, dass irgendwas passiert ist, im Text gibt es aber nicht den geringsten Hinweis darauf, eher im Gegenteil.... So dreist muss man sein, in Anwesenheit der Hausherrin Unzucht zu treiben.... Das traue ich Marianne niemals zu.

Zitat:
Eliza muss ja nun auch nicht dumm gewesen sein. Sie liebte ihn, vertraute ihm und gab sich ihm hin.

Also das entspricht ziemlich genau meiner Vorstellung von dumm.... Heute wäre das ja vielleicht ok, aber damals war sicher jeder Frau bewusst, dass sowas vor der Ehe zur persönlichen Katastrophe werden kann. Man musste extrem unvernünftig (auch ne Variante von dumm) sein, um sowas zu riskieren.


Zitat:
Es ist fraglich ob Lydia "dumm" ist. Lydia hat andere Prioritäten. (...) Aber nichts destotrotz ist sie, was sie heimlich vorhatte: als erste verheiratet, um den älteren Schwestern eins auszuwischen. Sie hat Jane den Rang der "ersten" Schwester abgelaufen. Alles in allem hat sie (kurzfristig?) ihrer persönlichen Ziele erreicht. Insofern kann ich sie nicht dumm nennen.

Doch, Lydia halte ich für dumm. Man kann sowas ja auch nicht danach bemessen, ob jemand "Erfolg" hat. Ohne Darcys Eingreifen, das ist ja wohl klar, hätte Lydia auch enden können wie Eliza, zumindest wie die zweite Eliza, also mit Verbannung aufs Land. Lydia kommt auch im Text extrem unvernünftig rüber. Aber im Grunde sind wir gerade :offtopic:


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BeitragVerfasst: Dienstag 3. Juli 2012, 22:00 
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Zunächst mal zum Besuch in Allenham. Bei mir steht:
Elinor konnte es kaum glauben, denn es schien ihr unwahrscheinlich, dass Willoughby den Vorschlag machen oder Marianne zustimmen sollte, das Haus in Anwesenheit von Mrs Smith zu betreten, die Marianne nicht einmal von ferne kannte.

Sie regt sich über Mariannes Verhalten auf, weil diese uneingeladen und nur mit Willoughby ein Haus besucht. An andere "unschickliche" Dinge scheint sie da nicht zu denken.

Zu Lydia: Die ist eindeutig dumm. Sie weiß genau, dass Wickham kein Geld hat, aber das scheint ihr relativ egal zu sein. Auch, welche Folgen es für ihre Familie hat, wenn sie so eine Dummheit macht. Selbst als ihre Tante versucht, sie noch mal über ihr ungehöriges Verhalten aufzuklären, geht das nicht in ihren Kopf. Sie hat nur Uniformen und Flirts im Sinn. Sicherlich hat das auch mit ihrem Alter zu tun und natürlich mit ihrem Mangel an Erziehung.
Wobei Georgiana ja fast in die gleiche Falle geraten wäre. Die war genauso leichtgläubig und zusätzlich noch einsam.

Im Grunde suchen Willoughby und Wickham sich immer eine leichte Beute aus. Die würden sicher weder Elinor noch Elizabeth so ein Angebot machen, weil sie genau wissen, dass die ihnen sicher was anderes erzählen würden.
Die suchen sich sehr junge Mädchen ohne Lebenserfahrung, wo sie ihren Charme ausspielen können.
Von Eliza weiß man zu wenig, aber die ist ohnehin ein "Niemand". Ein Mädchen ohne Familie, mit einer gefallenen Mutter. Und sie ist erst 17 und war somit 16, als sie von Willoughby verführt wurde. ( siehe Kapitel 31)
Nebenbei bemerkt, das Schicksal ihrer Mutter ist auch ziemlich grausam. Sie endet im Armenhaus, obwohl sie das Vermögen hatte, nur weil man sie gezwungen hat, den Falschen zu heiraten. Der, anscheinend, wohl auch fremdging, aber sobald sie das auch tat, war sie ruiniert.
Grüße
Kerstin

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BeitragVerfasst: Mittwoch 4. Juli 2012, 07:29 
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Kerstin hat geschrieben:
Zunächst mal zum Besuch in Allenham. Bei mir steht:
Elinor konnte es kaum glauben, denn es schien ihr unwahrscheinlich, dass Willoughby den Vorschlag machen oder Marianne zustimmen sollte, das Haus in Anwesenheit von Mrs Smith zu betreten, die Marianne nicht einmal von ferne kannte.

Sie regt sich über Mariannes Verhalten auf, weil diese uneingeladen und nur mit Willoughby ein Haus besucht. An andere "unschickliche" Dinge scheint sie da nicht zu denken.

Doch. Sie möchte, dass Mutter Marianne "befragt". Diese weigert sich jedoch. Das kann zwar von Vertrauen zeugen, mehr jedoch auch von "es nicht so genau wissen wollen". Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß.

Und andererseits, wieso mussten sie auch ganz allein fahren, außer es war von vornherein als "Schäferstündchen" geplant?
W. macht das ganz bewußt.

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BeitragVerfasst: Mittwoch 4. Juli 2012, 08:17 
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Caro hat geschrieben:
Doch. Sie möchte, dass Mutter Marianne "befragt".


Was? :eek: Ich dachte, die Mutter soll herausfinden, ob sie heimlich verlobt sind, nicht ob sie geschäkert haben!

Caro hat geschrieben:
Und andererseits, wieso mussten sie auch ganz allein fahren, außer es war von vornherein als "Schäferstündchen" geplant?
W. macht das ganz bewußt.


Nur weil er es vielleicht bewusst "geplant" hat, heisst das ja nicht, dass Marianne dann auch wirklich eingewilligt hat, bzw auf eventuelle Avancen eingegangen ist. Nur weil sie allein sein wollten, ist das noch kein Hinweis darauf, dass was passiert ist.

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BeitragVerfasst: Mittwoch 4. Juli 2012, 08:59 
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@ Caro: Also wenn du das intensive Gespräch in Kap 15 meinst, da geht es auch in meiner Ausgabe um die Frage, ob die beiden verlobt sind. Elinor ist nach dem ungebührlichen Verhalten der beiden (zuletzt die Fahrt nach Allenham) sehr misstrauisch, die Mutter ist ganz die gute Seele, die Elinor ausschimpft, weil sie Beweise für eine Verlobung haben will.

Oder meinst du eine andere Stelle? Welche?

Die Fahrt in der offenen Kutsche (da konnte sie übrigens jeder sehen, sehr geheimnisvoll war das nicht) ergab sich doch nur, weil Brandon völlig überraschend abgereist ist! Erst da beschließt man notgedrungen, woanders hinzufahren, weshalb sich die Gelegenheit für Willoughby ergibt, mit Marianne abzudüsen. Also ich denke, das kann Willoughby unmöglich geplant haben.

Und noch einmal zu Allenham: Das war kein Buckingham Palace, sondern vermutlich (!) nur ein großes Herrenhaus. Es gab dort sicher Personal, aber noch kein RTL: wenn da ein junges Paar unverfrorenerweise durchs Haus schlendert, werden die Angestellten sehr genau hingesehen haben, um sich den Skandal nicht entgehen zunlassen...
Aber ich gebe zu, dass das nur eine Spekulation von mir ist. Interessanter ist Elinors Verhalten, als sie Marianne in Kapitel 13 wg Allenham zur Rede stellt: Sie ist empört, aber es gibt im Text nicht ein klitzekleines Zeichen dafür, dass Elinor befürchten könnte, Marianne habe ihre Unschuld geopfert und damit ihre Zukunft aufs Spiel gesetzt. Im Gegenteil: das Kapitel endet sogar eher lustig....


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BeitragVerfasst: Mittwoch 4. Juli 2012, 09:14 
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Caro hat geschrieben:
Kerstin hat geschrieben:
Zunächst mal zum Besuch in Allenham. Bei mir steht:
Elinor konnte es kaum glauben, denn es schien ihr unwahrscheinlich, dass Willoughby den Vorschlag machen oder Marianne zustimmen sollte, das Haus in Anwesenheit von Mrs Smith zu betreten, die Marianne nicht einmal von ferne kannte.

Sie regt sich über Mariannes Verhalten auf, weil diese uneingeladen und nur mit Willoughby ein Haus besucht. An andere "unschickliche" Dinge scheint sie da nicht zu denken.

Doch. Sie möchte, dass Mutter Marianne "befragt". Diese weigert sich jedoch. Das kann zwar von Vertrauen zeugen, mehr jedoch auch von "es nicht so genau wissen wollen". Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß.

Und andererseits, wieso mussten sie auch ganz allein fahren, außer es war von vornherein als "Schäferstündchen" geplant?
W. macht das ganz bewußt.

Die sind in einer offenen Kutsche zu einem Haus gefahren, deren Besitzerin da war. Wenn er das wirklich geplant hätte, hätte er dann nicht darauf geachtet, dass die Hausherrin abwesend ist?

Und es geht Elinor nur um die Verlobung, denn alle Anzeichen scheinen dafür ja da zu sprechen. Darüber debattiert sie in Kapitel 14 mit ihrer Mutter, als Willoughby so überstürzt aufbricht, ohne endlich einen offiziellen Antrag gemacht zu haben.
Und in Kapitel 15, als Marianne sich im Liebeskummer ertränkt, heißt es wie folgt
Zitat:
"Why do you not ask Marianne at once," said she, "whether she is or is not engaged to Willoughby? From you, her mother, and so kind, so indulgent a mother, the question could not give offence. It would be the natural result of your affection for her. She used to be all unreserve, and to you more especially." "

Ich weiß ja nicht, wie du da was anderes daraus liest.

Abgesehen davon, wäre da mehr passiert, dürfte der Tratsch dank der Angestellten längst angekommen sein.

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BeitragVerfasst: Mittwoch 4. Juli 2012, 10:35 
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Kerstin hat geschrieben:

Die sind in einer offenen Kutsche zu einem Haus gefahren, deren Besitzerin da war. Wenn er das wirklich geplant hätte, hätte er dann nicht darauf geachtet, dass die Hausherrin abwesend ist?

Und es geht Elinor nur um die Verlobung, denn alle Anzeichen scheinen dafür ja da zu sprechen. Darüber debattiert sie in Kapitel 14 mit ihrer Mutter, als Willoughby so überstürzt aufbricht, ohne endlich einen offiziellen Antrag gemacht zu haben.
Und in Kapitel 15, als Marianne sich im Liebeskummer ertränkt, heißt es wie folgt
Zitat:
"Why do you not ask Marianne at once," said she, "whether she is or is not engaged to Willoughby? From you, her mother, and so kind, so indulgent a mother, the question could not give offence. It would be the natural result of your affection for her. She used to be all unreserve, and to you more especially." "
Ich weiß ja nicht, wie du da was anderes daraus liest.

Das ist es doch gerade. Elinor braucht den Beweis/die Bestätigung, dass die beiden wenigstens verlobt sind, um solche Ungehörigkeiten entschuldigen zu können. Die Mutter jedoch ist zu vertrauensselig, duldsam etc.pp um sich damit auseinanderzusetzen.

Ich habe es immer so verstanden, dass Mrs. Smith nun gerade nicht im Haus war. :gruebel:

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BeitragVerfasst: Mittwoch 4. Juli 2012, 10:39 
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Caro hat geschrieben:

Ich habe es immer so verstanden, dass Mrs. Smith nun gerade nicht im Haus war. :gruebel:


Ich glaub in einer Verfilmung wird das gesagt.

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BeitragVerfasst: Mittwoch 4. Juli 2012, 11:08 
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Ja, das könnte sein, dass das im Film so dargestellt wird, weil es dann mehr Würze hat, eben weil dann höchst theoretisch mehr passiert sein könnte.

Caro hat geschrieben:
Das ist es doch gerade. Elinor braucht den Beweis/die Bestätigung, dass die beiden wenigstens verlobt sind, um solche Ungehörigkeiten entschuldigen zu können.


Ja, aber bei der Ungehörigkeit geht es ausschließlich um den Besuch an sich, nicht darum, dass Marianne ihr Leben ruiniert haben könnte - das wäre mehr als eine Ungehörigkeit. Der Besuch wäre in der Tat halbwegs ok, wenn die künftige Mrs Willoughby ihr künftiges Heim besichtigen würde. Das dürfte der Grund sein, weshalb Marianne da keine Bedenken hat! Das sagt sie übrigens, als sie sich im Gespräch mit Elinor schon fast als Mrs Willoughby bezeichnet.

Interessanterweise sagt Mrs Dashwood, dass es nötig sein könnte, die Verlobung, von der sie ausgeht, vor Mrs Smith geheim zu halten! Das dürfte auch Marianne klar sein, wenn sie drüber nachdenkt. Abgesehen davon, dass eine Schwangerschaft kaum zu verbergen ist (noch ein Grund, warum Marianne sich nicht "hingegeben" hätte), hätte das ja die beiden in eine ähnliche Situation gebracht wie Lucy und Edward. Mrs Dashwood und auch Elinor scheinen eine geheime Verlobung also nicht so schlimm zu finden, fällt mir da gerade auf - Elinor stört sich nur daran, dass die Verlobung vor Mariannes Familie verborgen werden könnte.


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BeitragVerfasst: Mittwoch 4. Juli 2012, 11:10 
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Caro hat geschrieben:
Das ist es doch gerade. Elinor braucht den Beweis/die Bestätigung, dass die beiden wenigstens verlobt sind, um solche Ungehörigkeiten entschuldigen zu können. Die Mutter jedoch ist zu vertrauensselig, duldsam etc.pp um sich damit auseinanderzusetzen.

Ich habe es immer so verstanden, dass Mrs. Smith nun gerade nicht im Haus war. :gruebel:

Die Ungehörigkeit liegt darin, dass sie uneingeladen ein Haus besucht, sich von Willoughby eine Locke abschneiden lässt, mit ihm eine Kutschfahrt macht und er ihr ein Pferd schenken will. Das sind alles Anzeichen für eine Verlobung, ohne das er sie "flach gelegt" haben muss. Anscheinend werden hier moderne Maßstäbe angelegt. Unschickliches Verhalten war schon händchenhalten in der Öffentlichkeit und fünf Mal mit ihm tanzen... da brauchte es wirklich nicht das Äußerste.

Es geht Elinor wirklich nur darum, ob Marianne verlobt ist, nachdem sie alleine zu Hause bleiben wollte, während Willoughby seinen Besuch angekündigt hat ( und dann wegblieb). Da hat wohl so ziemlich JEDER damit gerechnet, dass er ihr einen offiziellen Antrag macht. Und jetzt fragt sie sich zurecht, ob es vielleicht vorher eine heimliche Verlobung gab.
Und sie ist besorgt, weil er so einen Stimmungsumschwung hat. Vor allem unterstellt sie ihm ohnehin kein unehrenhaftes Verhalten.
Zitat:
( Mrs Dashwood)"A mighty concession indeed! If you were to see them at the altar, you would suppose they were going to be married. Ungracious girl! But I require no such proof. Nothing, in my opinion, has ever passed to justify doubt; no secrecy has been attempted; all has been uniformly open and unreserved. You cannot doubt your sister's wishes. It must be Willoughby therefore whom you suspect. But why? Is he not a man of honour and feeling? Has there been any inconsistency on his side to create alarm? can he be deceitful?"

"I hope not, I believe not," cried Elinor. "I love Willoughby, sincerely love him; and suspicion of his integrity cannot be more painful to yourself than to me. It has been involuntary, and I will not encourage it.


Und in dem Gespräch wird mit keiner Silbe angedeutet, dass es Elinor um was anderes geht als um die ungeklärten Verhältnisse. Ich kann gerne die Seite zum E-Book verlinken ( sofern man Englisch kann), falls jemand nachlesen möchte.

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