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BeitragVerfasst: Sonntag 18. September 2011, 14:47 
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Austenexperte
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Willoughby verschwindet, dafür erscheint Edward Ferrars


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Verfasst: Sonntag 18. September 2011, 14:47 


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BeitragVerfasst: Freitag 14. Oktober 2011, 15:03 
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Austenbegeistert
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Mich überrascht irgendwie dass beide Schwestern sich ihrer Verehrer doch recht sicher sind: Willoughby reist plötzlich ab ohne Ankündigung der Rückkehr ab und trotzdem ist sich Marianne sicher, dass er in ein paar Wochen wieder bei ihr ist; Edward ist schlecht gelaunt und muss auch unbedingt sofort wieder weg und weiss nicht einmal wohin und trotzdem ist sich Elinor sicher, dass das Haar im Ring ihres ist.
Wäre nur ich so skeptisch ob mich mein Schwarm wirklich mag wenn er davonrennt?

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BeitragVerfasst: Freitag 14. Oktober 2011, 20:26 
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Austenfan
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Ich frag mich immer, was Elinor denkt, *wie* Edward das Haar bekommen hat? Glaubt sie, daß er des Nachts mit einer Schere durch die Gegend schleicht?

(Ich weiß, wahrscheinlicher ist, daß sie denkt, daß er eine Zofe oder so bestochen hat, aber mir gefällt die Idee, wie sich Elinor Edward mit der Schere, nachts auf den dunklen Gängen von Norland, vorstellt ;-) )

Und ich an ihrer Stelle wäre ziemlich angefressen, wenn sich jemand heimlich meine Haare in einen Ring hätte fassen lassen - gerade der so vernünftigen Elinor hätte ich mehr zugetraut, als daß sie das so sehr romantisch findet. Aber wahrscheinlich ist sie einfach glücklich, überhaupt irgendein Zeichen zu haben, daß Edward sie mag, besonders, wo er ja nicht gerade Mr Charming war währen des Besuchs.

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'Fool,' said my muse to me, 'look in thy heart and write!'

--- Philip Sidney


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BeitragVerfasst: Samstag 15. Oktober 2011, 08:03 
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Kunstfertige Wortumdreherin und Meisterin im Freistil-Lesen
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^ Das ist eine der Episoden (auf die ich mich im letzten Thread bezog), wo auch Elinors Gefühlsleben als irrational dargestellt wird, finde ich.


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BeitragVerfasst: Sonntag 16. Oktober 2011, 13:00 
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Austenexperte
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Julia hat geschrieben:
^ Das ist eine der Episoden (auf die ich mich im letzten Thread bezog), wo auch Elinors Gefühlsleben als irrational dargestellt wird, finde ich.

Das macht sie mir so sympathisch, daß sie trotz aller Vernunft auch ihre irrationalen Seiten hat -
und wer kann schon seine Gefühle dazu zwingen, sich rational zu verhalten :wink:

Was mir bei dem Gespräch über's Cottage und die Umbaupläne aufgefallen ist: JA ist mal wieder total vielschichtig. Einerseits zeigt sie die Heftigkeit der Gefühle Willoughby's und auch der von Marianne aber andererseits reißt sie ihm doch schon ein klein wenig die Maske vom Gesicht und zeigt, wie selbstsüchtig er ist: Alles möge doch so bleiben, wie es ist- damit er sich wohlfühlt und es ihm behaglich ist, seine guten Empfindungen dort immer so sind, auch wenn es für Andere beschwerlich und ein Mangel an Komfort ist und damit auch bleibt.
Oder interpretiere ich hier etwas hinein, im Wissen wie es weitergeht?

Elanor

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[During the 1960s] I think there was more sex in those old films than in all that thrashing around today. I'm tired of sex scenes.
Claudette Colbert

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BeitragVerfasst: Sonntag 16. Oktober 2011, 14:21 
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Kunstfertige Wortumdreherin und Meisterin im Freistil-Lesen
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Sehr interessant zum dem Thema Cottage finde ich, dass im Laufe des Romans drei Personen vorgeführt werden, die sich positiv bis schwärmerisch über ein Cottage bzw. speziell die Bleibe der Dashwoods äußern - selbst aber nicht im Traum daran denken würden, sich damit (also bescheideneren Lebensverhältnissen) zufrieden zugeben: Fanny Dashwood, Willoughby und Robert Ferrars.
Ein schöner Fall von Austen-Ironie, wie ich finde: Die romantische Konzeption des "einfachen Lebens" lässt sich als Allgemeinplatz gut vortragen und erregt im Fall Willoughby auch keinen Verdacht unter den Anwesenden - handeln kann man trotzdem völlig gegensätzlich.


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BeitragVerfasst: Sonntag 16. Oktober 2011, 19:31 
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Elanor hat geschrieben:
Einerseits zeigt sie die Heftigkeit der Gefühle Willoughby's und auch der von Marianne aber andererseits reißt sie ihm doch schon ein klein wenig die Maske vom Gesicht und zeigt, wie selbstsüchtig er ist: Alles möge doch so bleiben, wie es ist- damit er sich wohlfühlt und es ihm behaglich ist, seine guten Empfindungen dort immer so sind, auch wenn es für Andere beschwerlich und ein Mangel an Komfort ist und damit auch bleibt.


Ich habe das nicht so sehr als selbstsüchtig empfunden, sondern als extrem plumpe Art, seinen Gefühlen für Marianne Ausdruck zu verleihen. Es ist ja allen klar, dass er mit seiner Schwärmerei nicht das Cottage, sondern das Mädchen meint. Auch deshalb ist das Cottage-Getue entlarvend. Aber ansonsten sehe ich das wie Julia: Wer so für ein Cottage schwärmt, ist verlogen - und nicht zufällig schwärmen ausgerechnet diese drei dafür....
Sehr schön finde ich da Elinors knochentrockene, bodenständig-realistische Reaktion. Ebenso wie sie Mariannes Träumerei vom Laub in Norland abtut: "Nicht jeder teilt deine Vorliebe für totes Laub." :D Dazu sehr passend Edwards Reden vom Dreck in einem Tal, das er damit begründet, dass er halt gerade einen dreckigen Weg vor sich sieht. Edward und Elinor passen auch ganz gut zusammen....


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BeitragVerfasst: Montag 17. Oktober 2011, 08:43 
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Austenbegeistert
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Jane Austen wird ja in der Unterhaltung zwischen Edward und Mrs Dashwood ziemlich deutlich, dass die "Erziehung zum Müßiggang" unglücklich macht. Ich denke, ein großer Teil ihrer Leserschaft bestand wahrscheinlich aus den Gentleman ohne Beruf und/oder deren Angehörigen. Ob die wohl zu sehr von sich überzeugt waren um zu merken dass damit sie selbst gemeint waren?

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BeitragVerfasst: Dienstag 18. Oktober 2011, 14:19 
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Mich wundert, dass Edward überhaupt dermaßen schlecht von sich spricht. Er muss ja nicht so tun, als wäre er der tollste Hecht im Teich, aber wie klug ist es, vor einer Frau, von der man im Grunde ja was will, nur seine Fehler aufzulisten? Ich würde davon eher abraten. Aber es zeigt natürlich, wie unverstellt (obwohl verschlossen) Edward eigentlich ist. Und wie beständig Elinors Sympathie für ihn.

Die Sache mit dem Ring finde ich auch seltsam - vor allem, weil Edward so dumm ist, ihn zu tragen! Man weiß doch aus dem Fernsehen, dass man den Ehering abnehmen muss, wenn man fremdgeht... :wink:

Aufgefallen ist mir wieder, dass die Schwestern trotz aller Vertrautheit nicht miteinander reden: Elinor könnte Marianne doch einfach fragen, ob sie verlobt ist!

Und es gibt nach Brandon und Willoughby mit Edward die dritte mysteriöse Abreise. Überhaupt ist das alles sehr kriminalistisch: Elinor grübelt ja wie Sherlock, warum Willoughby so abgezogen ist. Es gibt viele kleine detektivische Hinweise, die mir beim zweiten Lesen stärker auffallen als beim ersten.


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BeitragVerfasst: Dienstag 18. Oktober 2011, 20:49 
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Austenbegeistert
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Und ich finde es sehr bezeichnend, dass Elinor bei Edwards Abreise ihr kriminalistischer Spürsinn völlig verlässt und sie anscheinend gar nicht nach den Gründen grübeln will.... Da lässt sie die Rationalität doch ziemlich im Stich.... :brille:

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BeitragVerfasst: Mittwoch 19. Oktober 2011, 11:15 
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Immerhin liegt sie ja nicht total falsch, wenn sie als eine Ursache Edwards Mutter erkennt.
Und auch, wenn sie nicht in ihn verliebt wäre: Wer käme auf den Gedanken, er könnte verlobt sein? Ausgerechnet Edward! Hier hat JA, wie in jedem guten Krimi, die entscheidende Spur gut versteckt. Fast so gut wie im zweiten, "richtigen" Kriminalfall des Romans, der Affäre Willoughby.


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BeitragVerfasst: Mittwoch 19. Oktober 2011, 15:47 
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Austenbegeistert
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Nachdem wir die Geschichte schon kennen tun wir uns natürlich leichter die kleinen Hinweise zu erkennen als die verliebte Elinor, beim wiederholten Mal lesen fallen mir doch ein paar von Jane Austen gelegten Spuren auf:

- der Ring mit dem Haar; wir glauben ja wirklich nicht dass gerade Edward nachts heimlich in Elinors Schlafgemach gewandert ist um ihr die Haare abzuschneiden :thud: oder unmoralischerweise eine Zofe bestochen hat
- er kommt von einem Besuch von anderen Freunden über die er kein Sterbenswörtchen verrät
- er wird rot und fragt ganz aufgeregt nach, was Marianne meint als sie ihn verschlossen nennt
- er ist kalt und zurückhaltend am Anfang und auch nacher noch schlecht gelaunt
- und er haut recht schnell wieder ab ohne zu wissen wohin

Klar, als Leser beim Wieder-Lesen ist man natürlich immer klüger, ich an Elinors Stelle hätte vielleicht noch nicht eine Verlobte gewittert, wäre mir aber nicht mehr sehr sicher gewesen, ob er in mich verliebt wäre.

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BeitragVerfasst: Donnerstag 20. Oktober 2011, 23:02 
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Ja, ein wenig ins Trudeln kommt Elinor ja auch, immerhin ärgert sie sich schon etwas über ihn, ist verstimmt. Sie ist wohl viel zu vernünftig, um ihre Verbindung zu Edward nicht zumindest leicht zu hinterfragen, wenn er sich so seltsam verhält. Als Leser ist man auch verwirrt, was die Spannung weiter erhöht...
Manchmal geht es mir bei Austen so, dass ich ein Buch so vor mich hinlese - und plötzlich fällt mir fast unbewusst auf, dass irgendwas mir besonders gut gefällt: Hier ist es der Dialog im 17. und 18. Kap, der irgendwie ganz schön funkelt. Wir erfahren dabei enorm viel über alle anwesenden Personen (ich bin leicht erstaunt, wie offen die plötzlich alle über sich und die anderen reden!). Und mir scheint, als ob die großen Themen des Romans hier im Kleinen abgehandelt bzw angestoßen werden: Mariannes naiv-romantische Vorstellung von Glück (Geld ist egal, solange man 2000 im Jahr hat :D ), ihre "Lieblingsmaxime, dass sich niemand öfter als einmal im Leben verlieben kann" (eine romantische Vorstellung, die heute immer noch nicht ganz ausgerottet ist, scheint mir), ihre Vorliebe für das Pittoreske - und im Gegensatz dazu Elinors Betonung der Wichtigkeit ordentlichen Benehmens und Edwards und ihre Bodenständigkeit, das vernünftige Verhalten, die nüchterne Sicht auf die Dinge des Lebens.
Und mir ist hier aufgefallen, wie witzig Edward sein kann. Und wenn ich so drüber nachdenke, ist auch Elinor eigentlich total witzig, also jedenfalls hat sie weit mehr Humor, als man ihrer rationalen Fassade zutrauen könnte. Aber wahrscheinlich habt ihr euch schon alle über Elinor schlappgelacht und nur mir ist das mit Verspätung aufgefallen (wobei ich ihre trockenen Sprüche ja auch schon positiv erwähnt habe). Dann ist aber auch JA ein klein wenig "schuld" daran, behaupte ich einfach mal und kann sie bei der Gelegenheit mal wieder loben dafür, wie raffiniert sie dann doch manche Figuren behandelt, während sie sonst ja auch gern mal zum Karikieren oder Übertreiben (hier etwa bei Mrs. Jennings und den Palmers) neigt.


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BeitragVerfasst: Freitag 21. Oktober 2011, 09:24 
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Austenexperte

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Zitat:
Und mir ist hier aufgefallen, wie witzig Edward sein kann.


Edward kann wirklich witzig sein. Aber leider wird er durch Mariannes Bemerkungen sehr langweilig wahrgenommen.


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BeitragVerfasst: Samstag 22. Oktober 2011, 13:30 
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Zu Edwards Müßiggang: Keine Ahnung, ob das was zu bedeuten hat, vielleicht hat JA das ja auch gar nicht so gesehen - aber Müßiggang hat doch auch was mit Romantik zu tun, oder? Das vor sich hin leben, mit sich selbst beschäftigt sein, die Ichbezogenheit... - wobei Edward das ja selbst als Mangel empfindet, vielleicht ist das also noch eine Spitze gegen die Romantik (und ihre schlimmen Folgen, siehe Lucy)? Aber vielleicht ist das auch zu viel gedeutelt.

Aber eine andere Frage: Es heißt immer, dass Marianne für die Romantik steht (jedenfalls lebt sie deren Ideale nach Herzenslust aus), wofür steht dann Elinor? Vielleicht für die Klassik mit ihrem Sinn für Formen, Ordnung, Regeln und Selbstbeherrschung? Die Romantik ist doch auch in der Auseinandersetzung mit der Klassik entstanden. Wenn Elinor für klassizistische Ideale stehen würde, wäre das ein weiteres Indiz für meine These, dass sie mehr oder weniger rückwärtsgewandt-konservativ ist. Vielleicht ist das auch zu viel interpretiert, aber man darf ja nicht vergessen, dass Austen sehr belesen war und sich ausführlich mit den geistig-philosophisch-künstlerischen Debatten ihrer Zeit befasst hat.


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BeitragVerfasst: Samstag 22. Oktober 2011, 14:14 
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Austenexperte
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Udo hat geschrieben:
Aber eine andere Frage: Es heißt immer, dass Marianne für die Romantik steht (jedenfalls lebt sie deren Ideale nach Herzenslust aus), wofür steht dann Elinor? Vielleicht für die Klassik mit ihrem Sinn für Formen, Ordnung, Regeln und Selbstbeherrschung?

Spontan dachte ich: "für den gesunden Menschenverstand. :ja:
Aber deine Überlegungen sind nicht ganz von der Hand zu weisen. Trotzdem denke ich, daß eher die wilden Auswüchse des Romantisierens in der Kritik stehen und doch auch ganz schön auf die Schippe genommen werden. Schließlich ergeht es Marianne zwar nicht ganz so schlimm, wie den Heroinen von Miß Radcliffe, die sie in NA parodiert, aber sie muss im "Läuterungsprozess" einiges durchmachen und darf am Ende ihre eigenen Ideale ad absurdum führen, von daher sehe ich eher das Übertreiben in einer Richtung angeprangert, als entweder Klassik oder Romantik.
Elanor

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BeitragVerfasst: Samstag 22. Oktober 2011, 16:26 
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Ja, ich denke auch, dass es um die "wilden Auswüchse des Romantisierens" geht, aber ich vermute dahinter eine grundsätzliche Kritik an der Romantik, wie sie sich zur Zeit Jane Austens darstellte - nicht zuletzt in zahllosen romantischen Romanen. Marianne repräsentiert einfach zu viele typische Merkmale dieser Romantik. Im letzten S&S-Groupread hatten wir es darüber des Öfteren, Julia kann das bestätigen...
Entweder Klassik oder Romantik ist es sicher nicht, wie es ja selten bei JA ein Entweder-Oder gibt. Ich hab mich nur gefragt, ob die Eigenschaften, die Elinor zugeschrieben werden, möglicherweise zu einem klassizistischen Menschenbild passen, falls es sowas gibt.


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BeitragVerfasst: Montag 24. Oktober 2011, 12:26 
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Austenbegeistert
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Was ich als klassizistisches Menschenbild kenne ist Rationalität (das würde zu Elinor passen), der Glaube an die Vernuft (das würde auch passen), universelle Bildung (da Elinor offen zugibt, dass sie nicht sonderlich musikalisch ist wäre sie kein uomo universale) und ein sehr starker Optimismus, dass die Menschheit als Krone der Schöpfung immer besser wird - ich glaube, das ist nicht unbedingt Elinors Überzeugung.
Insofern: einige Anklänge aber nicht der klassische klassizistische Mensch....

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BeitragVerfasst: Sonntag 30. Oktober 2011, 16:36 
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Austenexperte
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Nochmal ein paar Überlegungen zu Willoughbys hastiger Abreise: (da ja eigentlich alle das Ende kennen, halte ich mich da nicht zurück) Wenn man seine Erklärungen in Cleveland im Kopf habend, die Szene mit der Verabschiedung liest, fällt einem noch mehr auf, wie selbstbezogen er ist und daß es ihm selbst in diesem Moment, als er Marianne weh tut, er sie aber nicht mehr sieht, er mehr an sich denkt, als an die, die er zurück lässt.
Das das Elinors kriminalistischen Spürsinn erwachen lässt, ist nicht verwunderlich (wieso gibt es Krimis mit Lizzy Darcy, aber keine mit Elinor Ferrars? Die hat doch wesentlich mehr Spürsinn :ja: )
Allerdings zeigt ihr Gespräch mit Mrs. Dashwood ihre Hilflosigkeit, wirklich ihre Bedenken richtig zur Sprache zu bringen, denn ihre Mutter lässt auf Willoughby ja nichts kommen und redet sich alles zurecht :brille:

Bezeichnend finde ich auch den Eingangssatz von Kapitel 16:
Marianne würde es sich nie verziehen haben, wenn sie in dieser ersten Nacht nach dem Abschied von Willoughby hätte schlafen können. Sie hätte sich geschämt, am nächsten Morgen ihrer Familie ins Gesicht zu schauen, wäre sie nicht der Ruhe bedürftiger aufgestanden, als sie beim Hinlegen gewesen war. usw.
Das ist das pure Hineinsteigern in ihre Empfindungen, Glücklicherweise kommt bald Edward und sie ist etwas abgelenkt und kann sich dem Schmerz nicht ganz so ungehemmt hingeben :rolleyes:

So weit erstmal,
Elanor

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BeitragVerfasst: Mittwoch 2. November 2011, 20:30 
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Elanor hat geschrieben:
Wenn man seine Erklärungen in Cleveland im Kopf habend, die Szene mit der Verabschiedung liest, fällt einem noch mehr auf, wie selbstbezogen er ist und daß es ihm selbst in diesem Moment, als er Marianne weh tut, er sie aber nicht mehr sieht, er mehr an sich denkt, als an die, die er zurück lässt.


Also ich bin ja auch ein Willoughby-Gegner, aber diesmal hatte ich beim Lesen dieser Szene tatsächlich eher den Eindruck, dass es ihn doch einigermaßen zerreißt, er wirkt schon etwas verzweifelt auf mich - und dass er Marianne wirklich liebt (im Rahmen seiner Möglichkeiten), wird ja auch nicht bezweifelt. Und: Wer sich so richtig verliebt, kann doch eigentlich nicht richtig böse sein, oder? :wink: Also ich denke, vielleicht gerät Austen schon hier ins Wanken, was die Charakterisierung ihres Bösewichts betrifft.


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