Ja, ein wenig ins Trudeln kommt Elinor ja auch, immerhin ärgert sie sich schon etwas über ihn, ist verstimmt. Sie ist wohl viel zu vernünftig, um ihre Verbindung zu Edward nicht zumindest leicht zu hinterfragen, wenn er sich so seltsam verhält. Als Leser ist man auch verwirrt, was die Spannung weiter erhöht...
Manchmal geht es mir bei Austen so, dass ich ein Buch so vor mich hinlese - und plötzlich fällt mir fast unbewusst auf, dass irgendwas mir besonders gut gefällt: Hier ist es der Dialog im 17. und 18. Kap, der irgendwie ganz schön funkelt. Wir erfahren dabei enorm viel über alle anwesenden Personen (ich bin leicht erstaunt, wie offen die plötzlich alle über sich und die anderen reden!). Und mir scheint, als ob die großen Themen des Romans hier im Kleinen abgehandelt bzw angestoßen werden: Mariannes naiv-romantische Vorstellung von Glück (Geld ist egal, solange man 2000 im Jahr hat
), ihre "Lieblingsmaxime, dass sich niemand öfter als einmal im Leben verlieben kann" (eine romantische Vorstellung, die heute immer noch nicht ganz ausgerottet ist, scheint mir), ihre Vorliebe für das Pittoreske - und im Gegensatz dazu Elinors Betonung der Wichtigkeit ordentlichen Benehmens und Edwards und ihre Bodenständigkeit, das vernünftige Verhalten, die nüchterne Sicht auf die Dinge des Lebens.
Und mir ist hier aufgefallen, wie witzig Edward sein kann. Und wenn ich so drüber nachdenke, ist auch Elinor eigentlich total witzig, also jedenfalls hat sie weit mehr Humor, als man ihrer rationalen Fassade zutrauen könnte. Aber wahrscheinlich habt ihr euch schon alle über Elinor schlappgelacht und nur mir ist das mit Verspätung aufgefallen (wobei ich ihre trockenen Sprüche ja auch schon positiv erwähnt habe). Dann ist aber auch JA ein klein wenig "schuld" daran, behaupte ich einfach mal und kann sie bei der Gelegenheit mal wieder loben dafür, wie raffiniert sie dann doch manche Figuren behandelt, während sie sonst ja auch gern mal zum Karikieren oder Übertreiben (hier etwa bei Mrs. Jennings und den Palmers) neigt.