Caro hat geschrieben:
Kerstin hat geschrieben:
Es ist übrigens nicht Mr. Elliot, der als erster diese Befürchtungen hat, sondern Anne.
Weil sie hier emotional reagiert und nicht verstandesbetont. Sie hat ihre Liebe der Konventionen wegen aufgegeben, und nun scheint der Vater mit einer Mrs. Clay zu liebäugeln, die ihm schöne Augen macht. Warum sollte sie ihm zugestehen, was sie sich verleugnet hat? Es geht hier mehr um Ängste, als um Tatsachen. Man
fürchtet, er könne sie heiraten ...
Genau das habe ich geschrieben... es ist nicht Mr. Elliot, der so eine Mesalliance als erster BEFÜRCHTET, sondern Anne.
Liest du das Buch gelegentlich auch?
Aufgrund eingehender, schweigender Beobachtung und oft verwünschter Kenntnis des väterlichen Charakters sah sie die ernsthaftesten Folgen für ihre Familie aus dieser intimen Beziehung voraus. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass ihr Vater gegenwärtig derlei Absicht hegte....
Aber sie ( Mrs Clay) war jung und alles in allem zweifellos gutaussehend und übte bei einem scharfen Verstand und unverdrossener Zuvorkommenheit einen unendlich viel gefährlicheren Reiz aus, als bloße körperliche Vorzüge je hätten ausüben können. Anne war so beunruhigt von der Gefahr, in der sie schwebten, dass sie nicht umhin konnte zu versuchen, ihre Schwester darauf aufmerksam zu machen.
Da Anne in allen anderen Dinge herzlich wenig emotional reagiert, wieso sollte sie ausgerechnet bei ihrem Vater plötzlich solche Gefühlsausbrüche bekommen?
Sie sieht, wie intim die Verbindung zwischen Elizabeth und Mrs Clay ist, die ja schließlich sogar nach Bath mitgenommen wird und zählt dann zwei und zwei zusammen. Das Mrs Clay eventuell doch keine völlig harmlose Witwe ist. ( was sich am Ende noch herausstellen wird, womit jede Spekulation über Annes Emotionen widerlegt wären. Ihre Befürchtungen stellen sich ja als durchaus berechtigt heraus.)
Steter Tropfen höhlt den Stein, so können ausgiebige "Zuvorkommenheit" und das Schmeicheln seiner Eitelkeit u.U. doch zu dem gewünschten Ergebnis führen.
Eine Frau, die ihn in seiner Eitelkeit unterstützt und dank ihrer körperlichen "Makel" seine Vorzüge noch unterstreicht, könnten für einen Mann wie Sir Walter durchaus attraktiv sein. Und genau das BEFÜRCHTET Anne.
Wie wahrscheinlich bei seinen Standesdünkeln diese Pläne sind, kann man aus dem Roman heraus meiner Ansicht nach nicht beurteilen.
Das sie bei ihrer Schwester, die, gelinde gesagt, ein wenig blond ist in ihrer Eitelkeit, auf wenig Resonanz stößt, ist auch nicht sonderlich überraschend. Ich denke, durch die frühe Übernahme der Hausherrinnenpflichten und die snobistische Erziehung durch ihren Vater ist Elizabeth genauso borniert wie er.
Und Mrs Clay ist noch jung, womit das mit dem Gebährfähig wohl auch geklärt wäre.
Elanor hat geschrieben:
1. eine ordentliche Beschäftigung bräuchte, um nicht immer krank zu "spielen"
Eigentlich hat Mary ja eine ausreichende Beschäftigung, denn sie hat zwei Söhne und einen Haushalt, auch wenn der kleiner ist als der, den sie mal erben wird.
Ich denke, sie will nicht. Denn augenscheinlich ist sie immer sehr schnell gesund, wenn sie etwas Amüsantes vor hat.
Aber es muss ihr Spaß machen, ich wette, wenn es unangenehme Pflichten sind, ist sie direkt wieder indisponiert, um nicht zu sagen todkrank!
Solche Typen gibt es immer, erstaunlicherweise werden sie meistens steinalt!
Das Verhältnis der Schwestern untereinander ist schon etwas seltsam. Während Marianne und Elinor bzw. Jane und Elizabeth ja ein recht inniges Verhältnis haben, hat man bei den Elliots den Eindruck, Anne wäre eine Art Findelkind. Die gesamte Familie behandelt sie wie ein Möbelstück, dass man beliebig irgendwo hinsetzen kann.
Keinen kümmert es so wirklich, wo sie bleibt oder wie ihre Meinung ist.
Bemerkenswert finde ich, dass Anne fast jedes Haus in der Gemeinde besucht hat. Es war eigentlich nicht ihre Aufgabe, aber sie sah es als ihre Pflicht an.