Julia hat geschrieben:
Liebt Darcy Elizabeth schon immer so, wie sie es verdient und sie hat es nur nicht kapiert bzw. er hat sich einfach nur unklug/unverschämt/unhöflich ausgedrückt? Oder hat auch er einen substanziellen Lernprozess durchgemacht und Elizabeth hatte allen Grund, ihn nicht nur aufgrund seiner Wortwahl sondern auch aufgrund der Unzulänglichkeit seiner Gefühle und seinem mangelnden Respekt (!) abzulehnen. Ich tendiere zu letzterem, und daran scheiden sich hier wahrscheinlich die Geister.
Ich sehe da gar nicht so den Gegensatz. Darcy hat Elizabeth sicher leidenschaftlich geliebt, so wie sie es verdient - jedenfalls hat Darcy das so
empfunden. Und tatsächlich hat sie das nicht bemerkt. Und er hat sich auch bescheuert ausgedrückt. Danach hat er dann allerdings einen großen Lernprozess durchgemacht. Hier im Kapitel sagt er ja selbst, dass ihm die Form seines Antrags später unsäglich peinlich gewesen sei. Interessant finde ich diesen Satz: "Damals dachten Sie bestimmt, ich besäße gar keine richtigen Gefühle." Vielleicht hat sie das gedacht, abgelehnt hat sie ihn aber wohl vor allem, weil sie ihn halt nicht liebte und weil er sich so übel benommen hat. Er sagt es hier selbst: Er dachte damals, Lizzy würde seinen Antrag geradezu erwarten, deshalb musste er vermuten, dass sie ihn annimmt. Schwerer Irrtum. Aber deshalb war der Antrag für ihn eine "Formsache" (was er natürlich niemals sein sollte) und deshalb hat er so dusselig all seine Bedenken runtergeleiert. Wie Miranda schreibt: Für ihn war es selbstverständlich, dass Lizzy Ja sagt, er glaubte es nicht nötig zu haben, "sie sich zu verdienen". Seine Gefühle waren aber dennoch ehrlich empfunden - das würde ich ihm zugestehen, auch wenn ich finde, dass es seinem Empfinden für sie an Respekt oder Achtung mangelte.
Dann hat er es geschnallt. Hier im Kapitel gibt es die lange Passage, in der er seine Erziehung beschreibt (erstaunlich, dass seine Eltern so viel falsch gemacht haben) und sich dann überschwänglich bedankt, wie viel er von Lizzy gelernt hat: "Was verdanke ich Ihnen nicht alles!"
Letztlich läuft es vielleicht darauf hinaus, wie man Liebe definiert. Kann man jemanden lieben, ohne ihn voll und ganz zu respektieren? Objektiv gesehen vielleicht nicht, subjektiv aber allemal. Hier im Buch kann ich keine Stelle finden, an der JA Darcys Gefühle anzweifelt - es geht ihr aber ganz sicher darum, zu zeigen, wie viel Darcy lernen muss, damit er erkennt, "wie unzureichend all mein Dünkel war, wenn es galt, einer Frau zu gefallen, die es wert war."