mmmh... euer Montag (Start) ist mein Sonntag
Ist es nicht herrlich, solche Briefe zu lesen? Aber auch schwierig, besonders das Heuchlerische vom Schwulstigen zu unterscheiden.
Solch schwulstige oder blumige
Sprache war nun mal üblich damals, das kennen wir ja aus den Dialogen. Trotzdem klingt die Sprache einfach schöner, respektvoller.
Aber nun zum ersten Brief. Liest man den allein, denkt man doch gleich, wie nett und höflich Lady Susan mit ihren Verwandten korrespondiert.
Dennoch, auch ich habe mich gefragt, warum sie die Tochter nicht schon früher in diese Schule gebracht hatte (wo sie doch mit dieser Erzieherin so unzufrieden war).
Auf jeden Fall musste ich auch über das Ende schmunzeln. Für eine Absage ist da keine Chance mehr. Herrlich.
Udo hat geschrieben:
Man erfährt ja irgendwie nicht, warum Lady Susan unbedingt zu ihrem Schwager will - also ob sie wirklich möchte oder muss. Etwa aus finanziellen Gründen. Aber mein Leseeindruck ist schon, dass sie unbedingt hin will.
Lady Susan war ja nun eine Witwe und demnach auf Hilfe angewiesen. Ein Erbe gab es nicht und scheinbar auch keine klare Lösung, wer diese Frau mit Kind nun aufnimmt. Also lädt sie sich selbst ein. Ich denke, jedem Verwandten ist nun klar, dass er hier in die Pflicht genommen wird. Und dass das wahrscheinlich auch mehr bedeutet als nur ein Besuch. Für einen Verwandten wird hier aus Vergnügen nun eine Pflicht.
Reisen war ja üblich, auch über mehrere Wochen.
Das Beteuern der ach so übergroßen Mutterliebe (mit Bezug auf die Nichten und Neffen) ist ja auch schon ein versteckter Hinweis für den Schwager, welche Kosten noch auf ihn zukommen. Wahrscheinlich muss er nun diese Privatschule bezahlen...
Der zweite Brief lässt die Heuchelei schon mal erkennen. Wobei ich noch nicht sicher bin, welches nun die wahren Gedanken von Lady Susan sind. Der andere Ton, der hier angeschlagen wird, lässt darauf schließen. Aber auch hier sind schmeichlerische Worte enthalten.
DaviDmitD hat geschrieben:
Solange wir nicht Lady Susans Gedanken lesen, können wir ihre wahren Absichten und Gedanken nie ganz sicher erkennen. Selbst der eigenen Freundin wird man in einen Brief nie die reinste Wahrheit zukommen lassen, aber trotzdem stellt man eine eindeutige Dissonanz zum ersten Brief fest. Die Briefe an ihre Freundin bieten also einen wilkommenen anderen Blickwinkel.
Es ist anzunehmen, dass sie ihrer Freundin mehr und ehrlicher offenbart, aber sicher können wir da nicht sein, da hast du vollkommen Recht. Immerhin kann der Mann der Freundin (Mr. Johnson) Lady Susan nicht leiden. Wenn man bedenkt wie abhängig die Frauen von den Männern waren, könnte das bedenklich sein. Hier fehlen einfach ein paar Infos zu dieser Freundschaft.
Spannend ist hier zu lesen, dass die ihre Trauerzeit zwar offiziell einhalten will, aber emotional da keine Beziehung mehr hat. Das lässt ja einiges auf ihre Ehe schließen. Der erste Eindruck einer aufopferungsvollen Witwe kommt da ein klein wenig ins Schwanken.
Allerdings, und dass ist auch kein kleiner Einwand, ist der Tod und die Sorge, wie es nun weitergeht (ohne einen Sohn, der erben konnte) auch ein alltägliches Thema in dieser Zeit.
Ihre Äußerungen über die Tochter sind erschreckend. Und sie weiß es, sie weiß, dass sie dafür als kaltherzig gehalten wird. Aber es macht ihr nichts aus.
Noch zu den eingeführten Personen:
Ich lese heraus, dass Mr. Johnson sich bei der Hochzeit von Mrs. Manwaring lossagte... dass bedeutet doch, 1. dass hier eine Verbindung bestand (vllt. eine Schwester) und 2. dass er mit Mr. Manwaring nicht einverstanden war... oder?