Mir ist schon klar, dass das eine glorreiche Zeit war für die Navy. Und dass man vor den Damen nicht über Mord und Totschlag sprach, auch (heute ist das übrigens durchaus anders, finde ich). Vielleicht ist "verherrlichen" auch etwas zu stark ausgedrückt, aber im Grunde kommt es mir genau so vor. Es ist schon fast alles eitel Sonnenschein, was mit der Marine zu tun hat - und die Begeisterung gipfelt im letzten Satz des Buches, den ich recht schwach finde. Ich denke, man darf von einer Schriftstellerin vom Format einer Jane Austen auch erwarten, dass sie sich ein wenig über die Moden oder den Zeitgeist erhebt. Ich kann sie nicht genial finden und zugleich nachsichtig feststellen, dass sie leider immer mal wieder auf dem Niveau ihrer Zeitgenossen stecken geblieben ist. Ich würde dann eher Absicht vermuten...

Udo vielleicht ist das ja gerade das Geniale an ihr .Eventuell meint sie diese ganze Lobpreisung der Navy auch ein wenig sarkastisch indem, sie es ein wenig übertreibt.

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"Once you've ruled out the impossible, whatever remains, however improbable, must be true"
~Sherlock Holmes in Sign of the Four by Sir Arthur Conan Doyle ~

Ich finde das Attribut "Genie" etwas schwierig, wenn man davon ausgeht, dass so jemand immer und überall bis in die Haarspitzen "genial" zu sein hat (was immer das heißen soll). Es ist doch kein Problem, wenn man bestimmte Aspekte einer bewunderten Person (Schriftstellerin in diesem Fall) nicht schätzen kann - die muss man sich doch nicht schönreden, oder? Es gibt Dinge, die man bewundert, und Dinge mit denen man nichts oder wenig anfangen kann - das schmälert doch nicht zwangsläufig das Gesamtbild, zumindest nicht für mich.

Und in diesem konkreten Fall: Wer sagt eigentlich, dass JA so genau Bescheid wusste, was auf so einem Schiff los war, bzw. dass ihre Brüder da so ganz genau und realistisch geschildert haben? In "Jane Austen and the Navy" wird auf einiges hingewiesen, was darauf schließen lässt, dass JA gar nicht so genau Bescheid gewusst haben kann. Vorallem Mrs Crofts Begeisterung über den "Komfort" und die Bequemlichkeit an Bord strapaziert die Realität schon ziemlich.

Ich meinte auch nicht, dass ich sie genial finde. Mir geht es aber schon darum, dass ich relativ hohe Ansprüche an sie habe - und dann möchte ich nicht so gerne alles, was ich nicht optimal finde, leichthin entschuldigen mit dem Verweis auf die Umstände, in denen sie gelebt hat. Das wird vielleicht manchmal etwas zu oft gemacht? Ich finde auch, dass sie ruhig einige Schwächen haben darf (immerhin hat sie auch Mansfield Park geschrieben ), aber wenn ich welche zu entdecken glaube, versuche ich erst mal, eine Absicht dahinter zu erkennen - könnte ja sein, dass sie mich mal wieder an der Nase herumführt... Bei der Navy neige ich allerdings dazu, dass sie das sehr ernst meint.

Was ihre Brüder betrifft: Also die werden ihr schon gesagt haben, wenn sie in ihren Büchern was unkorrekt beschrieben hat (nicht nur Apfelbäume, die im Juni blühen). Allerdings vermute ich, dass ihre Brüder Persuasion erst nach ihrem Tod gelesen haben, also auch nicht mit ihr über das Manuskript geredet haben.

Stimmt! ... Und abgesehen davon: Die Navy wird auch nicht unbedingt an ihrem eigenen Mythos gekratzt haben wollen.


Wenn schon genial, dann doch wenn überhaupt wegen MP! Und Emma natürlich ... )

Ich finde das Buch gerade wegen dieser "Verherrlichungen" klasse. Ich kann mir vorstellen, dass JA das mit der "Verherrlichung" schon ernst gemeint hat. Sie hat bestimmt begeistert ihren Brüdern zugehört, wenn sie von ihren "Einsätzen" wieder heimkamenen. Und die haben bestimmt immer ein wenig sehr übertrieben bzw untertrieben (siehe Wentworth).
(Man merkt, dass ich in einer "Marinehochburg" lebe ).

P.S. Und ich kann Julia in bezug auf MP (und auf Emma) nur recht geben.

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"I think that we like those kind of entertainment just to have the opportunity to become a child again during 42 minutes."

hehe, dass ich nicht selbst darauf gekommen bin!

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Ist zwar keine Internetseite, aber vielleicht ist ja folgendes Buch für Dich interessant:

Jane Austen's sailor brothers : being the adventures of Sir Francis Austen and Charles Austen
von John Henry Hubback und Edith C. Hubback (1906)

John Henry Hubback ist der Enkel von Jane Austens Bruder Francis (Frank), Edith die Urenkelin. Das Buch findest Du im Internet bei www.archive.org (Hubback oder Jane Austen in der Suche eingeben).

@ Frederica

Merci viel mals! Werds mir mal ansehen!

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Also gerade im Chat hatten wir ne längere Diskussion über Persuasion (ja, ja, das kommt tatsächlich mal vor da! ), dabei ging es auch um diese Stelle. Die Frage, was denkt Wentworth, als er hört, dass Anne Charles abgewiesen hat. Mari meinte ähnlich wie Elanor, dass er wohl meint, für Anne sei keiner gut genug, wenn Lady Russell was dagegen hat. Zumal Louisa vermutet, die Lady sei auch gegen Charles gewesen.

Ich hab das irgendwie anders gedeutet, ohne dass ich das am Text begründen könnte. Ich hab gedacht, der Captain stutzt und denkt bei sich, dass das ein Zeichen sein könnte, dass Anne nach ihm keinen anderen mehr lieben wollte oder konnte. Also als ein Zeichen, dass es bis heute noch eine Chance für die beiden gibt. Tatsächlich ist es ja auch so, wie wir später sehen werden. Aber ich vermute einfach, dass Wentworth schon hier irgendwie nach Zeichen sucht, die er interpretieren kann, weil er sie insgeheim ja auch immer noch liebt. Würde man doch so machen - wenn man nicht noch völlig verbittert ist....

In der Situation selbst habe ich auch immer das Gefühl, dass zumindest Anne es so interpretiert, dass Wentworth nun denkt, keiner wäre gut genug für sie - gerade weil Louisa Lady Russells Einfluss so betont (der ja bzgl. Charles gar nicht griff - Anne hatte ihn abgelehnt, bevor Lady Russell sagen konnte, dass sie ihn eigentlich ganz gut gefunden hätte).
Später sagt er dann allerdings ausdrücklich, dass ihm das - ob nun in dem Moment oder erst später ist ja offen - Hoffnung gegeben hätte, dass er noch eine Chance haben könnte: (...) but I knew to a certainty that you had refused one man, at least, of better pretensions than myself; and I could not help often saying, 'Was this for me?'" (Kapitel 23)

Mir fällt dazu noch ein, dass der Captain frisch vor Augen geführt bekommen hat, was dieses "Warten wegen des lieben Geldes" für traurige Folgen haben kann. Fanny und Harville hat es um ihr gemeinsames Glück gebracht.

Für Anne sieht es dem äußeren Schein nach wirklich nicht gut aus, so als würde sie unter dem Pantoffel von Lady Russel stehen. Aber es kann trotzdem zeigen, dass er noch in Annes Herzen einen festen Platz hat. Das eine schließt das andere ja nicht aus.

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Schritte wagen im Vertraun auf einen guten Weg, Schritte wagen im Vertraun das letztlich ER mich trägt, Schritte wagen weil im Aufbruch ich nur sehen kann, für mein Leben gibt es einen Plan.
Clemens Bittlinger

Das stimmt, beide Varianten sind (mal wieder) möglich. Beim ersten Lesen, als ich seine spätere Erklärung noch nicht kannte, wusste ich aber natürlich schon irgendwie, dass die beiden sich kriegen sollen. Und wenn man es unter dem Aspekt einer Wiederannäherung (die hier ja auch schon stattgefunden hat) liest, dann passt die positive Deutung einfach besser ins (Wunsch-)Bild.