Udo hat geschrieben:
Was mir noch auffällt: Die Rolle der Poesie für Liebespaare hat sich bei JA entwickelt, scheint mir. (...) Aber dann Mansfield Park: Fanny Price hat immer ein Gedicht im Hirn, wenn ein Bäumchen umgelegt wird oder ein Sternlein funkelt (glaube ich).
Das seh ich ja jetzt erst ...Sehr treffend gesagt.
Zitat:
So, und nun Persuasion: Nicht nur Anne ist ein Fan, es wird auch deutlich, dass Louisa und Benwick durch die Poesie zueinander finden - und das ist völlig okay hier!
Ich finde schon, dass da ganz schön Ironie mitschwingt in Annes Gedanken zur Verlobung. Wie sie sofort schlussfolgert, dass sie sich beim Gedichtelesen verliebt haben müssen - da lese ich zumindest ein kleines bis mittleres Grinsen heraus.
Und Anne "betäubt" sich zwar beim Spaziergang nach Winthrop mit Poesie, ist aber gleichzeitig klargeistig genug, Benwick davon abzuraten zuviel traurige Lyrik zu lesen.
Scheint mir auch eher wie ein ausgewogenes Verhältnis.
Bzgl. Poesie/Veränderung: Ich sehe da keine wirkliche Entwicklung - abgesehen von "Mansfield Park" ist das ständige Zitieren und Schwelgen bei JA eigentlich immer ein Zeichen dafür, dass da "was nicht stimmt". Bzw. dass "zuviel" Romantik und Sentimentalität im Spiel ist, was bei Jane Austen ja eigentlich immer nach hinten losgeht.
(Die Sonnette trägt Willoughby übrigens nur im 95er-Film mit sich rum - im Roman wird lediglich erwähnt, dass er und Marianne Dichter diskutieren und zusammen lesen.)
Tina hat geschrieben:
Und ehrlich gesagt finde ich Anne hier auch ein wenig wankelmütig. Zum einen genießt sie es, dass Wentworth eifersüchtig ist auf die Aufmerksamkeiten anderer Männer ihr gegenüber ist und sie selbst genießt es auch, dass zum einen der unbekannte Fremde sie beachtet und dass Benwick sie und ihre Gesellschaft so sehr sucht, dass sie, genau wie Wentworth bei seiner Familie, in ihrer Familie ebenfalls bereits zu Gedanken über eine mögliche Ehescließung zwischen ihr und Benwick beiträgt.
Wo "genießt" Anne denn Wentworths Eifersucht?? Klar, sie freut sich über die neue Entdeckung, dass er offensichtlich eifersüchtig auf jemanden sein
kann (das war ihr ja bisher nicht klar), aber gleich im nächsten Moment und bis zur Ausprache sorgt sie sich
mehrmals darüber, wie sie ihm diesen Gedanken austreiben kann.
Von einer Eheschließung zwischen ihr und Benwick ist nie die Rede und abgesehen davon, dass sie ihn in Lyme sympathisch fand und Charles Musgrove das gegenseitige Gefühl bestätigt (ohne dass Benwick explizit etwas zu ihm gesagt hätte! - das ist nur seine Schlussfolgerung), taucht er sowieso nie in Kellynch auf. Wer sollte also eine Verbindung zwischen den beiden vermuten?
Und was ist daran "wankelmütig" wenn man sich freut, dass man einmal(!) bewundernd angeschaut wird? Ich finde, da bist Du ganz schön streng mit Anne.