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BeitragVerfasst: Sonntag 24. April 2011, 09:47 
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Administrator und Captain a.D. of HMS Groupread
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Julia hat geschrieben:
"Von mir" ist diese Interpretation ja auch nicht ... Außerdem bezog die sich auf Lydia in P&P, wenn wir diesselbe Stelle meinen. Es hat ja keiner gesagt, dass ein "zerrissenes Kleid" immer und überall ein Symbol für etwas Bestimmtes sein soll. Es kommt auf den Kontext an. Der passt in P&P, aber vielleicht nicht in NA.

Klar, ich meinte auch nicht, dass Du die Jägerin der im Laufe der Jahrhunderte verloren gegangenen sexuellen Anspielungen bist. Und ja, damals ging es um Lydia. Ich vermute auch, dass es hier in Kap 29 bei Mrs. Allens "endsetzlich großen Riss in meinem besten Spitzenkleid" nicht um eine Anspielung auf heimliche Liebesnächte in Bath geht, zumal das hier auch sonst keinen Sinn machen würde - während es bei Lydia sehr wohl Sinn machen würde, wenn es denn eine Anspielung ist.

Julia hat geschrieben:
Sicher ist das Ansichtssache, aber alle Bezüge und Analogien pauschal mit "wenn man nur sucht, findet man schon was was passt" wegzuwischen, halte ich für zu oberflächlich.

Das tue ich gar nicht grundsätzlich (nur an dieser Stelle kam mir das so vor). Ich finde solche Interpretationen aus drei Gründen interessant. Erstens bin ich mir bewusst, dass ich zu wenig über den Umgang mit Sexualität und die Umsetzung sexueller Themen in Romanen zu Beginn des 19. Jahrhunderts weiß, um solche Deutungen gleich erkennen zu können. Zweitens glaube ich keineswegs, dass Jane Austen die liebe, brave, unschuldige Tante vom Lande war, die sich in Demut und Religiösität aufopferungsvoll allein der Familie widmete und von Sexualität schon mangels Praxis keine Ahnung hatte - eher halte ich sie für ein bissiges Biest, das wenig Gelegenheiten für Spitzen und Anspielungen ausgelassen hat. Drittens mag ich nicht ausschließen, dass es mir an Fantasie fehlt, um diese oder jene Anspielung zu erkennen.
Das könnte aber auch erklären, warum ich diesen Deutungen zunächst einmal eher skeptisch gegenüber stehe...
Aber vermutlich steckt oft mehr dahinter. Bei Lydia und Wickham ist es ja deutlich, da muss man wohl davon ausgehen, ohne dass JA es extra erwähnen muss, dass allerhand passiert ist. Bei Marianne und Willoughby war es, glaube ich, Caro, die überzeugt war, dass da Grenzen überschritten wurden (übrigens: Kommt die rasante Kutschfahrt (!) eigentlich nur im Film von 1995 vor?). Und hier in NA kann man wohl tatsächlich spekulieren, ob Isabella mit Hauptmann Tilney mehr als nur geflirtet hat.

Julia hat geschrieben:
Abgesehen behauptet sowieso niemand "so ist es und nicht anders" - es sind Interpretationen die man überzeugend finden kann, oder auch nicht. Es geht auch den jeweiligen Interpretatoren meinem Verständnis nach nicht um "richtig" oder "falsch", oder darum etwas zu "beweisen".

Stimmt, ob eine Deutung "richtig" oder "falsch" ist, ist oft nicht wichtig, es geht um Sichtweisen, die einen neuen Eindruck wecken können, denke ich. Trotzdem ist es natürlich hilfreich, finde ich, wenn man Interpretationen am Text oder mit historischem oder literarischem Hintergrundmaterial belegt - soweit ich mich erinnere, siehst Du das doch genauso, oder?


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 Betreff des Beitrags:
Verfasst: Sonntag 24. April 2011, 09:47 


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BeitragVerfasst: Dienstag 26. April 2011, 09:21 
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Austenbegeistert
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Egal, ob sie im Fall Northanger Abbey "stimmen" oder nicht (was ja irgendwie auch der Fantasie des jeweiligen Lesers überlassen bleibt), für mich sind die verschiedenen möglichen Interpretationshintergründe sehr interessant, auf einiges wäre ich nicht selbst gekommen, also großes Dankeschön an die Mitlesenden hier!

Angenehm an den Jane Austen Romanen (wo es ja immerhin "natürliche" Kinder und Zusammenleben ohne Hochzeit gibt) finde ich durchaus, dass es eben noch nicht das superprüde viktorianische Zeitalter ist und, auch wenn es als unschicklich galt, solche Umstände einfach vorkommen.

Bzgl. Isabella und Hauptmann Tilney ist für mich der einzige Hinweis, dass die beiden wirklich "zu weit" gegange sind die Zeile aus Isabellas Brief "Wir saßen zufällig neben den Mitchells, und sie taten so, als seien sie ganz überrascht, mich in der Öffenlichkeit zu sehen. Aber ich kenne ihre Schadenfreude - es gab eine Zeit, wo sie mich schnitten, und jetzt sind sie die Freundschaft selbst." Eine gelöste Verlobung ist wahrscheinlich noch kein Grund, sie zu schneiden, oder?


:offtopic: Lydia und Wickham: die rasante Kutschfahrt (und dazu auch noch ohne Anstandswauwau nach Allenham) kommt im Buch auch vor: "Willoughby fuhr als erster vor, und Marianne sah beim Einsteigen so glücklich aus wie noch nie. Er fuhr sehr schnell durch den Park, und bald waren sie außer Sicht und wurden bis zu ihrer Rückkehr nicht mehr gesehen, die erst nach der Rückkehr der anderen stattfand"

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BeitragVerfasst: Dienstag 26. April 2011, 09:49 
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Austenexperte

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Da ich das Buch nicht zur Hand habe? Hat Isabella eigentlich die Verlobung offiziell gelöst? Konnten beide die Verlobung lösen? Ist es nicht so, dass nur die Frau den "Vertrag" aufheben konnte? (siehe MP (Maria) oder S&S (Edward))

zur Kutschfahrt: Warum sollte General Tilney einer (in seinen Augen) Betrügerin eine Begleitung gönnen? Mir wäre es sehr unplausibel (gerade wenn man sein vorheriges Benehmen berücksichtigt) vorgekommen, wenn er sie mit Begleitung nach Hause geschickt hätte. Und dann hätte ja auch die Ironie mit Henry nicht funktioniert. Und wie wir ja gelernt haben, soll man die Handlungen in Romanen nicht so ernst nehmen bzw. 1:1 in die Realität übernehmen, oder?


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BeitragVerfasst: Dienstag 26. April 2011, 15:12 
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Austenbegeistert
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Isabella würde sicher sagen, sie hätte die Verlobung nicht gelöst :wink: aber nach Henrys Brief schien es ein Ereignis zu geben, dass er als Lösung der Verlobung ansieht "Mir wurden rechtzeitig die Augen geöffnet!" und "(...)behauptete sie noch bis zum letzten Augenblich, so an mir zu hängen wie eh und je (...)".

Soweit ich den Jane Austen Romanen entnommen habe, gehörte es sich nicht für einen Gentleman eine Verlobung zu lösen und es war auch schon schlecht wenn er sich nicht verlobte wenn es sein Verhalten nahelegte (siehe die Empörung über Frank Churchill oder Wickham und Willoughby, aber auch Wentworth der sich durch Louisas Erwartungshaltungen schon verpflichtet fühlt) weil der Frau ja dadurch die erwartet Lebensversorgung entzogen wird.

Allerdings, wenn sich eine Frau unehrenhaft verhalten sollte, fällt die Verpflichtung natürlich. Was jetzt doch wieder ein Indiz sein könnte, dass Isabella und Hauptmann Tilney etwas ganz skandalöses getan haben :oops:

Gebe aber zu, dass sich diese Erklärung nur auf mein Verständnis von Austen uns Thackeray stützt....

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BeitragVerfasst: Mittwoch 27. April 2011, 13:34 
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Kunstfertige Wortumdreherin und Meisterin im Freistil-Lesen
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Cielo hat geschrieben:
Allerdings, wenn sich eine Frau unehrenhaft verhalten sollte, fällt die Verpflichtung natürlich. Was jetzt doch wieder ein Indiz sein könnte, dass Isabella und Hauptmann Tilney etwas ganz skandalöses getan haben :oops:


Guter Punkt!

Ich habe noch gar nicht darüber nachgedacht, ob und wie Isabella(?) die Verlobung mit James gelöst hat. Ihr Brief an Catherine klingt ja so, als hätte sie sich da noch ein Hintertürchen offengelassen. James schreibt: I am undeceived in time! (...)ill the very last, if I reasoned with her, she declared herself as much attached to me as ever, and laughed at my fears. I am ashamed to think how long I bore with it; (...) We parted at last by mutual consent. - das klingt ja nicht so, als hätte Isabella ihn fallengelassen, sondern als hätte er sich empört zurückgezogen und sie ihn ziehen lassen. Somit war die Sache für ihn erledigt bzw. "klar". Und nachdem Isabella ihn nicht eindeutig "freigesprochen" hat, rechnet sie sich jetzt offensichtlich Chancen aus, ihn zurückzugewinnen.
So jedenfalls meine Interpretation ...


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BeitragVerfasst: Mittwoch 27. April 2011, 15:25 
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Austenexperte

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Aber konnte eine Verlobung, wo die Eltern auch schon ihr Einverständnis gegeben haben, einfach so aufgelöst werden? Habe gelesen das Gentlemen, die 21 oder jünger waren, eine Verlobung lösen konnten, wenn klar war das die Frau nur hinter ihrem Geld her war. Die Fraue konnte die Verlobung einfach lösen, aber ein Gentleman nicht.


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BeitragVerfasst: Donnerstag 28. April 2011, 09:06 
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Austenbegeistert
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Interessant, diese "Klausel" mit den Mitgiftjägerinnen :D

Wie schon oben geschrieben, meines Wissens nach konnten Frauen die Verlobung lösen und Männer, wenn sich die Frau eben ganz skandalös verhält.... Und hier meint James ja immerhin, dass sie sich "im gegenseitigen Einverständnis" getrennt haben - was Isabella in ihrer gewohnt konsequenten Art, danach wohl etwas anders sieht. :wink:
Da die Eltern in diesem Fall sich gegenseitig nicht kennen, wird es wahrscheinlich weniger Möglichkeiten für Interventionen geben, als das sonst wohl der Fall ist. Morlands halten wohl sowieso zu ihrem Sohn (Mrs. Morland sieht das ja auch als Erfahrung und Lernen fürs Leben auch wenn ihr Sohn ihr leid tut) und vielleicht ist es Mrs Thorpe klar, dass bei allem Vorgefallenen ein Bestehen auf die Verlobung eher peinlich wäre...


Mich fasziniert in den Jane Austen Romanen, dass sich (zumindest die "guten") Gentlemen auch schon durch Verhalten und geweckte Erwartungen gebunden und verpflichtet fühlen. So wie in Northanger Abbey: "(Henry) fühlte sich durch seine Ehre und seine Liebe an Miss Morland gebunden" aber auch Captain Wentworth der sich Sorgen bzgl. Louisas Ansprüchen macht.
Während bei Herren die falsche Erwartungen wecken ihr unkorrektes Verhalten kritisiert wird (Willoughby, Frank Churchill, Henry Crawford,...)

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BeitragVerfasst: Donnerstag 28. April 2011, 13:48 
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Austenexperte

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Ich würde mal sagen, dass es keine guten oder schlechten Gentlemen gibt, sondern man ist einfach Gentleman. :)


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BeitragVerfasst: Donnerstag 28. April 2011, 15:36 
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Austenbegeistert
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Stimmt - die Herren mit dem unehrenhaften Verhalten haben die Bezeichnung Gentleman nicht verdient *voll in die Vergangenheit abrutsch* :held:

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BeitragVerfasst: Samstag 30. April 2011, 08:58 
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Cielo hat geschrieben:
Morlands halten wohl sowieso zu ihrem Sohn (Mrs. Morland sieht das ja auch als Erfahrung und Lernen fürs Leben auch wenn ihr Sohn ihr leid tut) .....


Werden die Eltern hier eigentlich eher stumpf und gleichgültig dargestellt - oder als liebende Eltern mit dem nötigen pädagogischen Pragmatismus? Einerseits haben sie keinerlei Verdacht, dass Catherine in Liebesnöten sein könnte. Andererseits sagt ihre "abgeklärte Mutter" Sachen wie: "Es tut jungen Leuten ganz gut, mal auf sich selbst gestellt zu sein...", anstatt nachträglich vor Sorge zu vergehen, weil ihre Tochter allein Kutsche fahren musste. Also mein Eindruck ist, dass JA die Eltern schon mit viel Sympathie beschreibt. Die lakonischen Sprüche erinnern irgendwie an Sätze von JA aus ihren Briefen, wie den, dass man halt an Liebeskummer nicht stirbt (wobei JA dabei all die armen Menschen ausblendet, die sich, siehe Werther, aus Liebeskummer umbringen).

Dass Mrs. Morland sagt, Catherine sei "immer ein trauriger kleiner `zerstreuter Professor´" gewesen, wundert mich übrigens, weil es eigentlich gar nicht zu dem passt, was bisher so über Catherine gesagt wurde, oder?


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BeitragVerfasst: Samstag 30. April 2011, 21:26 
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Austenexperte
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Udo hat geschrieben:
Dass Mrs. Morland sagt, Catherine sei "immer ein trauriger kleiner `zerstreuter Professor´" gewesen, wundert mich übrigens, weil es eigentlich gar nicht zu dem passt, was bisher so über Catherine gesagt wurde, oder?


Wo findest du denn diese Stelle, ich habe jetzt alles seit Ankunft Catherines noch mal überflogen, aber mir ist absolut unklar, welche Stelle du meinst. :gruebel: Ist das richtig zitiert oder nur nacherzählt?

Udo hat geschrieben:
Werden die Eltern hier eigentlich eher stumpf und gleichgültig dargestellt - oder als liebende Eltern mit dem nötigen pädagogischen Pragmatismus?

ich neige dazu, es als Pragmatismus zu sehen. Zumindest, was James betrifft. Bei Catherine wird es eher so sein, daß sie noch gar nicht damit rechnen, daß sie schon irgendwelche Herzensangelegenheiten haben könnte. (total überrascht, daß sie schon so erwachsen ist :fies_sei: ) Vielleicht auch etwas die Überforderung, sich bei so vielen Kindern, den einzelnen jeweils genug zu widmen.

Elanor

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[During the 1960s] I think there was more sex in those old films than in all that thrashing around today. I'm tired of sex scenes.
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sadly enough, this is more than true in our times


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BeitragVerfasst: Sonntag 1. Mai 2011, 12:39 
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Administrator und Captain a.D. of HMS Groupread
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Elanor hat geschrieben:
Wo findest du denn diese Stelle....?

Die Stelle ist etwa in der Mitte von Kap 29, dort, wo Catherine anfängt, ihrer Familie die Gründe ihrer Abreise zu erklären.

Zitat:
ich neige dazu, es als Pragmatismus zu sehen.

Zumindest wird Mrs. Morland "gesunder Menschenverstand" attestiert - auch wenn der Catherine in ihrer Not gar nichts hilft. Heiter finde ich, wie Mrs. Morland in Kap 30 versucht, Catherine mit dem "Mirror" zu helfen. Dass man jungen Menschen mit lehrreichen Büchern und Geschichten helfen wollte, den Weg ins Leben zu finden, sie zu erziehen, war damals wohl weit verbreitet. JA scheint das nicht so ernst zu nehmen... Gibt es eigentlich Untersuchungen zu JAs "Erziehungskonzept"?

Hier in Kap 29 schließt sich ja auch der Heldinnen-Kreis: Der Roman beginnt mir der Beschreibung Catherines, die so gar nicht "zur Heldin bestimmt" scheint. Und hier kehrt sie nicht im Triumph, sondern konsequenterweise "in Einsamkeit und Schande" in ihre Heimat zurück. Ich bin mir nicht so ganz sicher, wie lustig ich JAs Beschreibung finde: "Aber bei mir steht die Sache ganz anders. Ich lasse meine Heldin......" usw. Einerseits ist es lustig, andererseits stört mich mal wieder die JA-Keule, die sie in NA öfter rausholt. Im Grunde muss sie das doch alles gar nicht noch erklären, schon gar nicht in Ich-Form. Der geneigte Leser, zumal der, der all die triumphalen Heldinnen-Heimkehrten zur Genüge kennt, rafft auch so, dass hier eine Szene so komplett anders inszeniert wird. Besonders subtil ist das nicht, was JA hier und an vielen anderen Stellen dieses Buches macht - nur um noch mal ein wenig zu nörgeln. :wink:


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BeitragVerfasst: Sonntag 1. Mai 2011, 14:44 
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Udo hat geschrieben:
Elanor hat geschrieben:
Wo findest du denn diese Stelle....?

Die Stelle ist etwa in der Mitte von Kap 29, dort, wo Catherine anfängt, ihrer Familie die Gründe ihrer Abreise zu erklären.

Ah, jetzt habe ich es gefunden, habe es wohl doch etwas überlesen, bei mir steht:
Zitat:
...und du weißt, meine liebe Catherine, du bist immer eine kleine Faselgrete gewesen.
So hat der Leser sie zwar auch nicht kennengelernt, aber diese Sichtweise der Mutter kann man eher verstehen, als einen "traurigen kleinen Professor" ,muß doch mal nachsehen, was das Original dazu sagt.

hab's gefunden:
Zitat:
my dear Catherine, you always were a sad little scatter-brained creature;

gut, ich hätte sad hier nicht unbedingt mit "traurig" übersetzt und eher schlimm schusselig, bzw. besser klingend "arg schusselig" gewählt. Ich denke dich hat vor allem das "traurig" verwirrt und da hast du recht, das passt eher nicht zu Allem, was wir von Catherines Jugend erfahren haben.
Elanor

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BeitragVerfasst: Sonntag 1. Mai 2011, 18:51 
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Kunstfertige Wortumdreherin und Meisterin im Freistil-Lesen
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"Faselgrete"??? :lol:
Aber "verwirrter Professor" ist ja auch nicht besser ... meinem Verständnis nach, hätte es "verwirrt" oder "verwirrte Träumerin", "zertreut" o.ä. hätte es auch getan.


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BeitragVerfasst: Sonntag 1. Mai 2011, 20:56 
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Austenexperte
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Julia hat geschrieben:
"Faselgrete"??? :lol:
Aber "verwirrter Professor" ist ja auch nicht besser ... meinem Verständnis nach, hätte es "verwirrt" oder "verwirrte Träumerin", "zerstreut" o.ä. hätte es auch getan.

Ich bin mit den beiden Übersetzungsvarianten auch nicht zufrieden, meine eigene find' ich besser, :n14: :fies_sei: deine ist auch ok :devot

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BeitragVerfasst: Montag 2. Mai 2011, 02:13 
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Begeistertes Missionierungsopfer
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arg schusselig - gefällt mir als Übersetzung. :top:

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BeitragVerfasst: Montag 2. Mai 2011, 08:23 
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Kunstfertige Wortumdreherin und Meisterin im Freistil-Lesen
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Ja, so ist das "sad" wohl auch zu verstehen. Jedenfalls nicht als "traurig" im Sinn von "trauriger Kindheit".


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BeitragVerfasst: Montag 2. Mai 2011, 09:55 
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Austenbegeistert
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Mir gefällt "arg schusselig" auch am besten! :top:

Im Gegensatz zu der "Heldin" Catherine kommt die klassische Heldengeschichte in der Nebenhandlung vor, nämlich bei Eleanors Mann, der zuerst ja nicht um ihre Hand anhalten darf und jetzt doch ein reicher Graf wird. Insofern kommt mit Eleanor mit ihrem tyrannischem Vater, der verbotenen Hochzeit und dem letzendlichen Happy End als Gräfin auch die ganz typische Heldinnenlaufbahn vor - auch hier in einem Buch, das eigentlich die Persiflage davon ist.
Ich mag Eleanor, deswegen fällt mir das wahrscheinlich so auf.

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BeitragVerfasst: Montag 2. Mai 2011, 11:59 
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Das ist mir bislang noch überhaupt nicht aufgefallen, aber ich muss dir Recht geben. Und auch ich mag Eleanor sehr gerne leiden.

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Schritte wagen im Vertraun auf einen guten Weg, Schritte wagen im Vertraun das letztlich ER mich trägt, Schritte wagen weil im Aufbruch ich nur sehen kann, für mein Leben gibt es einen Plan.
Clemens Bittlinger


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BeitragVerfasst: Montag 2. Mai 2011, 12:06 
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Cielo+Miranda hat geschrieben:
Mir gefällt "arg schusselig" auch am besten!

Danke, fühle mich geehrt :danke:

Cielo hat geschrieben:
Im Gegensatz zu der "Heldin" Catherine kommt die klassische Heldengeschichte in der Nebenhandlung vor, nämlich bei Eleanors Mann, der zuerst ja nicht um ihre Hand anhalten darf und jetzt doch ein reicher Graf wird. Insofern kommt mit Eleanor mit ihrem tyrannischem Vater, der verbotenen Hochzeit und dem letzendlichen Happy End als Gräfin auch die ganz typische Heldinnenlaufbahn vor - auch hier in einem Buch, das eigentlich die Persiflage davon ist.

Das "witzige" dabei ist, das JA so absolut unspektakulär erzählt, es fällt überhaupt nicht auf, man merkt es erst beim zweiten Lesen so richtig, daß hier das eigentliche Drama lauert. Und ganz ernsthaft gesehen zeigt es mal wieder, das Held oder Heldin einer Handlung zu sein nicht unbedingt erstrebenswert ist. Wiewohl sich das so mancher erträumt. Aber mitten in einer Geschichte drinzustecken wird nicht immer angenehm sein.

Elanor

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BeitragVerfasst: Montag 2. Mai 2011, 13:48 
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Da stimme ich Dir völlig zu! Und ich glaube auch Catherine will mittlerweile nicht mehr Heldin in einem Schauerroman sein sondern ihr reicht die Aufregung in ihrem eigenen Leben :wink:

Am Samstag habe ich mir noch einmal die Northanger Abbey BBC Verfilmung mit Felicity Jones angeschaut; mir hat dabei ganz gut gefallen wie die Eleanor Geschichte etwas stärker herausgestellt wird (mit der Verabschiedung beim Spaziergang) auch wenn das Ende etwas umgekehrt wurde. Im Buch setzten sich ja Eleanor und ihr Mann beim General für die Erlaubnis für Henry und Catherines Heirat ein, während die beiden im Film noch vor Eleanor heiraten. Also eigentlich ist ja Eleanor der gute Engel des Pärchens und klassische Heldin in einem - mutiere immer mehr zu ihrem größten Fan :wink:

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BeitragVerfasst: Mittwoch 4. Mai 2011, 21:39 
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In Kap 16 gab es ja schon die Andeutung, jetzt in Kap 30 kommt die Auflösung, was Henry an Catherine findet: Seine Zuneigung ist also tatsächlich "aus nichts als Dankbarkeit" entstanden, er hat sie nur deshalb "ernsthaft in Erwägung" gezogen, weil ihm auffiel, dass sie "eine Schwäche für ihn hat". Mag wohl sein, dass das realistisch ist, ich habe aber immer noch Zweifel, dass die beiden so gut zusammen passen, aber das ist ja auch egal. Ich schätze ihre Chancen auf eine lange glückliche Ehe jedenfalls geringer ein als die von Kate und William. :wink:

Bemerkenswert finde ich hier auch die Abrechnung mit dem General (und mit John Thorpe!). Nicht nur, dass er so dumm war, auf Thorpe reinzufallen, er rastet so sehr aus, dass Catherien zu Recht denkt, sie habe nicht so weit daneben gelegen mit ihrer Vermutung, er könne ein Mörder sein. Die Abrechnung erinnert mich in ihrer Wucht an die Kritik an Sir Thomas in Mansfield Park, obwohl der natürlich nichts vergleichbar Böses getan, sondern nur als Vater versagt hat.

Lese ich das hier übrigens richtig, dass James einen Brief an Henry geschrieben hat? Haben die sonst im ganzen Buch eigentlich ein Wort miteinander gewechselt? Sind sie sich überhaupt mal begegnet? Was hat denn wohl James getrieben, Henry zu schreiben? Fürchtete er um das Ansehen seiner Schwester, falls die Vorgänge in Bath in Northanger Abbey bekannt würden?


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BeitragVerfasst: Mittwoch 4. Mai 2011, 21:49 
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Udo hat geschrieben:
Lese ich das hier übrigens richtig, dass James einen Brief an Henry geschrieben hat?


Wo liest Du das denn??

Ich finde, bei der Stelle bzgl. Henrys Zumeigung muss man genau hinschauen: Es heißt, seine Zuneigung wäre aus Dankbarkeit entstanden - was ja nicht heißt, dass sie nicht über diese Dankbarkeit (die ja irgendwie negativ besetzt zu sein scheint) hinausgeht. Im Gegenteil, im ersten Teil des Satzes heißt es: Henry was now sincerely attached to her, though he felt and delighted in all the excellencies of her character and truly loved her society, Ihre Begeisterung für ihn mag die Ursache für seine gewesen sein ("the only cause of giving her a serious thought"), ist aber nicht der Grund.

Sowieso ist der folgende Satz ein Geniestreich: It is a new circumstance in romance, I acknowledge, and dreadfully derogatory of an heroine's dignity; but if it be as new in common life, the credit of a wild imagination will at least be all my own.
Ich kann hier nur zustimmen: Näher an der Realität bzgl. dem Enstehen von Zuneigung kann man meiner Meinung nach gar nicht sein. Diese vermeinlich unattraktive "Dankbarkeit" schmälert doch nicht den Wert oder die Tiefe der Zuneigung, die daraus entsteht - JA deckt hier lediglich die Illusion der romantischen (übrigens noch im Sinne von roman-haft, die "Romantik" im heutigen Wortverständnis ist ja daraus erst später entstanden) Liebe auf. Bzw. macht sich über die Darstellung der Liebe, des Verliebens in zeitgenössischen Romanen lustig. Und von dieser vemeintlichen "Norm" sind wir auch heute offensichtlich noch nicht frei, denn sonst würden nicht so viele Leser von dieser Beschreibung hier enttäuscht sein. :wink:

Übrigens: Denkt nicht Lizzy auch erst ernsthaft über Darcys Qualitäten nach, als ihr seine wenn auch unwillkommene Bewunderung schmeichelt? :wink: Oder als sie sein schönes Anwesen sieht? Ist das "besser"?


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BeitragVerfasst: Mittwoch 4. Mai 2011, 22:16 
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Julia hat geschrieben:
Wo liest Du das denn??


Hier:
I leave it to my reader's sagacity to determine how much of all this it was possible for Henry to communicate at this time to Catherine, how much of it he could have learnt from his father, in what points his own conjectures might assist him, and what portion must yet remain to be told in a letter from James.

Zitat:
Ich finde, bei der Stelle bzgl. Henrys Zumeigung muss man genau hinschauen: Es heißt, seine Zuneigung wäre aus Dankbarkeit entstanden - was ja nicht heißt, dass sie nicht über diese Dankbarkeit (die ja irgendwie negativ besetzt zu sein scheint) hinausgeht.

Das stimmt. Ich denke auch nicht, dass "Dankbarkeit" ein schlechter Grund ist, sich zu verlieben. Sie ist aber doch nur eine von vielen möglichen Ursachen/Anstößen. Catherine hat sich ja wohl nicht aus Dankbarkeit in Henry verliebt - oder doch, weil er beim Tanzen aufmerksam ihr gegenüber war?
Sicher kann auch aus dieser Liebe was Großes werden, ich meine nur, dass ich grundsätzlich immer noch meine Zweifel habe, dass die beiden so gut zueinander passen. Aber darum geht es ja im Buch auch gar nicht, schätze ich. Hübsch ist es allemal, wie JA die Gefühle Henrys so "banal" beginnen lässt, das finde ich auch.


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BeitragVerfasst: Mittwoch 4. Mai 2011, 22:32 
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Registriert: Mittwoch 19. Oktober 2005, 20:13
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Udo hat geschrieben:
Ich denke auch nicht, dass "Dankbarkeit" ein schlechter Grund ist, sich zu verlieben. Sie ist aber doch nur eine von vielen möglichen Ursachen/Anstößen.


Welche gibts denn noch?

Zitat:
Catherine hat sich ja wohl nicht aus Dankbarkeit in Henry verliebt - oder doch, weil er beim Tanzen aufmerksam ihr gegenüber war?


Bingo. :wink: Er war halbwegs gutaussehend und charmant zu ihr - mehr brauchts doch nicht für den Anfang, also um Interesse zu wecken. Wirklich verliebt hat sie sich ja erst in ihn, als sich die beiden näher kennengelernt bzw. mehr Zeit miteinander verbracht haben.
Befriedigte Eitelkeit ist auf beiden Seiten im Spiel gewesen: Catherine hat gefallen, dass er ihr Aufmerksamkeit geschenkt hat, ihm hat gefallen wie leicht sie zu begeistern ist (und wenn das keine gute Voraussetzung für eine gute Ehe ist, weiß ich auch nicht. :wink: ) Dass sich daraus dann mehr entwickelt hat, hängt natürlich mit anderen Dingen zusammen - aber die Initiation war wohl nicht "mehr" als das. Zumindest wird es nach meinem Verständnis so beschrieben.

Was James' Brief betrifft: Ich hab die Stelle immer so verstanden, dass James wohl auch Teile dieser Geschichte an Catherine(!) kommuniziert hat, die jetzt so geschildert werden als würden sie von Henry stammen. Z.B. Thorpes Phantasien, die der General ja kaum so detailliert geschildert haben wird.
Aber es stimmt, die Stelle kann man auch so lesen, als würden Henry und James in Kontakt stehen. Was aber gar nicht passt, denn die beiden sind sich doch außer bei einem Ball nie begegnet? Oder betrifft das einen späteren Zeitpunkt (auf den ja verwiesen wird), z.B. wenn Henry schon als zukünftiger Schwager etabliert ist?
Ich persönlich favorisiere aber erstere Variante: James schreibt an Catherine bzgl. seiner Enttäuschung über John Thorpe, der ihm ja offensichtlich die Freundschaft gekündigt hat.


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BeitragVerfasst: Donnerstag 5. Mai 2011, 08:15 
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Austenexperte

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Zitat:
Übrigens: Denkt nicht Lizzy auch erst ernsthaft über Darcys Qualitäten nach, als ihr seine wenn auch unwillkommene Bewunderung schmeichelt? :wink: Oder als sie sein schönes Anwesen sieht? Ist das "besser"?

:)

Zitat:
Das stimmt. Ich denke auch nicht, dass "Dankbarkeit" ein schlechter Grund ist, sich zu verlieben. Sie ist aber doch nur eine von vielen möglichen Ursachen/Anstößen. Catherine hat sich ja wohl nicht aus Dankbarkeit in Henry verliebt - oder doch, weil er beim Tanzen aufmerksam ihr gegenüber war?

Wie war das noch mit Harriet (und Mr. Knightley)?


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BeitragVerfasst: Donnerstag 5. Mai 2011, 09:05 
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Ich finde das eigentlich nicht so schlimm, dass Henry anfänglich Catherine v.a. deswegen in Betracht zieht, weil sie ihn anhimmelt und umgekehrt Henry Catherine gefällt weil er der einzige ist, der mit ihr tanzt. Wenn er nicht ihr Art weiterhin süß gefunden hätte würde er sich nicht weiter so in sie verlieben, dass er letztendlich seinem Vater widerspricht. Und jemand, der sich witzig selbst einführt und mit einem tanzt ist ja nicht so schlecht... Immerhin gefällt er ihr auch weiterhin, auf jeden Fall besser als John Thorpe :D
Ganz ehrlich, es ist ja nicht immer die Liebe auf den ersten Blick mit Blitzschlag, sondern oft Aufmerksamkeit die einem auffällt - und manchmal entwickelt sich etwas daraus oder eben nicht.

Den Teil mit James Brief verstehe ich als Brief von James an Catherine; er schrieb ja auch John Thorpe über seine gelöste Verlobung mit Isabella und wird dann wohl auch die Reaktion des angefressenen John Thorpes zu berichten haben ("die treue Seele" :rolleyes: )

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BeitragVerfasst: Donnerstag 5. Mai 2011, 21:20 
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Administrator und Captain a.D. of HMS Groupread
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Julia hat geschrieben:
Welche gibts denn noch?

Wenn ich bei Austen bleiben soll: Hat Darcy sich aus Dankbarkeit in Lizzy verliebt? Waren das nicht eher ihr Selbstbewusstsein, ihre Keckheit, ihr Humor, ihr Anderssein?
Oder Marianne in Willoughby: Nur, weil er sie über die Wiese getragen hat, verliebt sie sich?? Wohl kaum...
Oder Brandon in Marianne: Wofür sollte er ihr dankbar sein? Weil sie seiner Verflossenen ähnelt?
Oder Henry Crawford in Fanny Price: Der Bursche wollte ja gar nicht, am Ende waren es wohl ihre moralische Größe, ihre Integrität, ihre "Reinheit", die ihn dann doch in ihren Bann zogen.
Oder Knightley in Emma: Wofür war er ihr dankbar? Dass sie auf der Welt war? :wink: Dass sie sich von ihm belehren ließ?
Oder Anne Elliot und ihr Captain Wentworth: Da erfahren wir auch nichts, soweit ich mich erinnere, darüber, dass sie sich dankbar waren (außer Anne am Ende, dass er ihr doch noch gewogen ist, aber das zählt ja nicht).
Und ja, leider, es kommt wohl tatsächlich vor, dass sich Leute einfach wegen des Aussehens in jemanden verlieben.

Ich frage mich auch, ob man nicht unterscheiden müsste zwischen Dankbarkeit und befriedigter Eitelkeit. Aber im Grunde ist das alles ein viel zu weites Feld.... :wink:

Zitat:
Was James' Brief betrifft: Ich hab die Stelle immer so verstanden, dass James wohl auch Teile dieser Geschichte an Catherine(!) kommuniziert hat, die jetzt so geschildert werden als würden sie von Henry stammen. Z.B. Thorpes Phantasien, die der General ja kaum so detailliert geschildert haben wird. (...) Oder betrifft das einen späteren Zeitpunkt (auf den ja verwiesen wird), z.B. wenn Henry schon als zukünftiger Schwager etabliert ist?
Ich persönlich favorisiere aber erstere Variante: James schreibt an Catherine bzgl. seiner Enttäuschung über John Thorpe, der ihm ja offensichtlich die Freundschaft gekündigt hat.


Du meinst, JA vermengt das in diesem Satz? Also wenn ich die Grawe-Übersetzung lese, dann hab ich in dem Satz klar den Eindruck, dass JA die Quellen auflistet, aus denen Henry seine Informationen bezieht - oder nur die Hinweise für seine Mutmaßungen. Natürlich bauscht die Autorin das alles auf, was Henry nur vermuten oder raten kann, schildert sie als allwissende Erzählerin in den prächtigsten Farben.
Jedenfalls ist nach dem ersten Brief, den Catherine von James auf NA bekommt, von keinem zweiten mehr die Rede. Das wäre es aber wohl gewesen, da die Briefe ja eine immense Bedeutung hatten. Also, ich finde, das passt nicht.
An einen späteren Zeitpunkt glaube ich auch nicht recht. Das passt sprachlich (in der dt. Fassung) auch nicht, weil hier aufgezählt wird, woher Henry sein Wissen bezogen haben könnte - also nicht, woher er eines Tages etwas erfahren wird.
Was spricht denn gegen meine Vermutung, dass James direkt an Henry geschrieben hat? Er selbst war in einen mehr oder weniger großen Skandal verwickelt, er wusste sicher, dass Catherine Henry sehr mochte, warum sollte er kein Bedürfnis haben, Henry einiges zu erklären, damit der nichts Falsches von seiner Schwester denkt? Also ich könnte mir vorstellen, dass ich sowas tun würde, um das Ansehen meiner Schwester zu schützen.


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BeitragVerfasst: Donnerstag 5. Mai 2011, 22:07 
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Austenexperte
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Udo hat geschrieben:
Du meinst, JA vermengt das in diesem Satz? Also wenn ich die Grawe-Übersetzung lese, dann hab ich in dem Satz klar den Eindruck, dass JA die Quellen auflistet, aus denen Henry seine Informationen bezieht - oder nur die Hinweise für seine Mutmaßungen. Natürlich bauscht die Autorin das alles auf, was Henry nur vermuten oder raten kann, schildert sie als allwissende Erzählerin in den prächtigsten Farben.
Jedenfalls ist nach dem ersten Brief, den Catherine von James auf NA bekommt, von keinem zweiten mehr die Rede. Das wäre es aber wohl gewesen, da die Briefe ja eine immense Bedeutung hatten. Also, ich finde, das passt nicht.
An einen späteren Zeitpunkt glaube ich auch nicht recht. Das passt sprachlich (in der dt. Fassung) auch nicht, weil hier aufgezählt wird, woher Henry sein Wissen bezogen haben könnte - also nicht, woher er eines Tages etwas erfahren wird.
Was spricht denn gegen meine Vermutung, dass James direkt an Henry geschrieben hat? Er selbst war in einen mehr oder weniger großen Skandal verwickelt, er wusste sicher, dass Catherine Henry sehr mochte, warum sollte er kein Bedürfnis haben, Henry einiges zu erklären, damit der nichts Falsches von seiner Schwester denkt? Also ich könnte mir vorstellen, dass ich sowas tun würde, um das Ansehen meiner Schwester zu schützen.


Zitat:
I leave it to my reader's sagacity to determine how much of all this it was possible for Henry to communicate at this time to Catherine, how much of it he could have learnt from his father, in what points his own conjectures might assist him, and what portion must yet remain to be told in a letter from James.

Also ich versteh das eigentlich so, daß für den Leser hier alles etwas zusammengerafft wird, wie das JA am Ende so gerne tut. Und das " a Letter from James" eben auch meinen kann, daß er den erst bekommt, nachdem James schon weiß, das die beiden "engaged to be married" sind.

Elanor

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[During the 1960s] I think there was more sex in those old films than in all that thrashing around today. I'm tired of sex scenes.
Claudette Colbert

sadly enough, this is more than true in our times


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BeitragVerfasst: Freitag 6. Mai 2011, 06:32 
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Austenbegeistert
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Falls James an Henry schreibt dann nur nachdem er von der Verlobung weiss - bei der Bedeutung der damals Brieffreundschaft zugestanden wurde (wie gesagt kommt mir vor wie das Anbieten des "Du" in den 1920er Jahren hier) würde es mich doch überraschen wenn James Henry sonst vorher schreiben würde - sie waren ja nicht direkt befreundet.
Oder eben, James schreibt Catherine und sie bespricht es dann mit Henry....

zum Thema Dankbarkeit: ich denke es geht hier nicht (nur) um Dankbarkeit sondern um empfangene Aufmerksamkeit - und Aufmerksamkeit kann sehr sympathisch wirken

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