Mittwoch 20. April 2011, 20:12
"Ironie der Geschichte", wie man so sagt. Ich tu mich ja oft schwer damit, aber hier kann ich das mal nachvollziehen.
Es scheint ja wie gesagt tatsächlich so zu sein, dass Catherine jetzt "zur Vernunft gekommen ist" (was bei JA nicht immer gut ist, wie ich finde, wenn ich an Marianne Dashwood denke), sie denkt zumindest ganz vernünftig über die Dinge, die ihr früher so zu schaffen gemacht haben. Das reale Leben hat sie eingeholt.
Mittwoch 20. April 2011, 20:12
Mittwoch 20. April 2011, 20:42
Mittwoch 20. April 2011, 21:40
Donnerstag 21. April 2011, 11:38
meli hat geschrieben:Ist damit nicht die Geschichte (history) gemeint???
meli hat geschrieben:Sie hat doch immer schon "in die richtige Richtung" gedacht (z.B. der Ausflug, ihre Überlegungen über Thorpe). Sie hat sich nur immer zu leicht überreden lassen.
Cielo hat geschrieben:Sollte ich jetzt eine Moral beschreiben, würde ich vielleicht so etwas wie "Emanzipiere Dich von anderen Einflüssen und benütze Deinen eigenen Kopf" sagen.
Donnerstag 21. April 2011, 15:11
Donnerstag 21. April 2011, 15:30
Donnerstag 21. April 2011, 15:45
Cielo hat geschrieben:Als 21.- Jhdt.-Frau würde ich vielleicht die "alles-was-Henry-Tilney-sagt/tut-ist-perfekt" Einstellung hinterfragen, aber gut Immerhin merkt sie ja doch ab und zu wenn er sie aufzieht....
Donnerstag 21. April 2011, 18:37
Elanor hat geschrieben:Ich glaube, das ist eher eine Frage von als der Zeit, in der die jeweilige junge Dame lebt.
Freitag 22. April 2011, 06:53
Freitag 22. April 2011, 08:53
Udo hat geschrieben:Was mich übrigens beim Nachdenken über die "Moral von der Geschicht" zu stören beginnt: Es ist so unglaublich simpel! Catherine lebt in der Fantasie-Schauerwelt, lernt durch Henry und Erfahrung, was das wirkliche Leben ist, geht gereift aus dem Drama hervor und wird am Ende mit everybody´s darling belohnt. Eigentlich ist das zu billig, auch wenn es JA nicht um eine Moral, sondern um eine Parodie ging.
Henrys Moralpredigt.... Es geht wohl darum, schreibe ich in aller Vorsicht, dass sich hier männlich-dominantes und weiblich-hingebungsvoll-unterordnendes Verhalten trifft - was dazu passen könnte, wie man sich vor 200 Jahren das Liebesleben im Bett vorstellte.
(Hast Du nicht ein ganzes Buch über Austen und die Erotik, Julia?)
Freitag 22. April 2011, 12:05
Dann gibt es viel zum Thema Reiten und Pferde, das ja auch in "Mansfield Park" eine recht anzügliche Funktion haben soll. In diesem Fall geht es um Thorpe, seine Kutsche und sein vehement durchgesetztes Vorhaben, mit Catherine spazieren zu fahren. Entführungen und Vergewaltigungen in Kutschen waren ein sehr verbreitetes Motiv im englischen Roman dieser Zeit. Insofern ist die Szene, wo Thorpe Catherine nicht aussteigen lässt, natürlich einerseits eine Parodie auf genau diese Konvention - kann aber gleichzeitig auch als deutlich sexuell besetzte Episode verstanden werden. Thorpes Interesse am Pferdehandel und den ständigen Gesprächen welches Pferd er wem verkaufen oder abkaufen will, ist dabei allerdings laut den Recherchen der Autorin latent homoerotisch besetzt (siehe auch Thorpes Kommentare über Henrys Körperbau bei ihrem ersten Treffen!), was ein zusätzlicher Gag auf seine Kosten sein soll.
Die Interpretation besagter Szene mit Henrys Moralpredigt im Zimmer seiner Mutter, geht übrigens hier genau in die andere Richtung. Catherine fühlt sich "entblößt" und schämt sich, dass Henry weiß wie albern/verdreht sie ist - sein rücksichtsvolles Verhalten trotz seinem Entsetzen sei aber ein Zeichen für die neue, moderne Rolle der Männer in Romanen, die nicht mehr auf ihrer vemeintlich "natürlichen" Überlegenheit beharren würden. Passend dazu auch das "frauenfeindliche" (laut diesem Buch satirische) Geplänkel bei dem Spaziergang zu Beechen Cliff, wo er genau diese Vorstellung parodiert.
Freitag 22. April 2011, 12:36
meli hat geschrieben:Das sind die Erkenntnisse der Autorin?
In Bezug auf "Moral der Geschichte", sollen die Romane von JA eigentlich eine Moral haben und wenn ja welche (mit den o.a. genannten bin ich nicht zufrieden...) oder hat sie die Bücher nur einfach zur Unterhaltung oder zum Geld verdienen geschrieben?
Freitag 22. April 2011, 17:14
Freitag 22. April 2011, 22:25
Julia hat geschrieben:Ist ja ganz schön weitgegriffen, finde ich - jedenfalls die Idee, das an dieser Stelle festzumachen. Männlich-dominates und weiblich-unterordnendes Verhalten findet sich doch in so ziemlich jedem Roman des 18. Jahrhunderts??
meli hat geschrieben:In Bezug auf "Moral der Geschichte", sollen die Romane von JA eigentlich eine Moral haben und wenn ja welche (mit den o.a. genannten bin ich nicht zufrieden...) oder hat sie die Bücher nur einfach zur Unterhaltung oder zum Geld verdienen geschrieben?
Cielo hat geschrieben:Jane Austen selber hat meiner Meinung nach hauptsächlich zur Unterhaltung geschrieben. Zumindest lässt sie ja in Northanger Abbey Henry auch sagen "Ein Leser, ganz gleich, ob männlich oder weiblich, der an guten Romanen kein Vergnügen hat, muss unerträglich dumm sein" - in einer Konversation in der Romane "zum Vergnügen" lehrreichen Geschichtswerken gegenübergestellt werden.
Samstag 23. April 2011, 18:31
Udo hat geschrieben:Julia hat geschrieben:Ist ja ganz schön weitgegriffen, finde ich - jedenfalls die Idee, das an dieser Stelle festzumachen. Männlich-dominates und weiblich-unterordnendes Verhalten findet sich doch in so ziemlich jedem Roman des 18. Jahrhunderts??
Deshalb finde ich es ja auch so zweifelhaft, derlei Bezüge herzustellen. Wenn man will, findet man immer irgendwas, was irgendwie passen könnte. Ich glaube ja auch nach wie vor nicht so richtig an Dein zerrissenes Kleid - warum, werden wir in der letzten Groupread-Kapitelgruppe sehen....
Mittwoch 27. April 2011, 14:36
Udo hat geschrieben:Ich finde allerdings immer noch, dass ihr das hier nicht ganz so überzeugend gelingt wie in späteren Werken. Um hier in Kap 28 zu bleiben: General Tilneys Verhalten finde ich maßlos bis zur Unplausibilität. Ist es wirklich vorstellbar, dass er die 17-jährige Catherine allein 70 Meilen fahren lässt, nur weil er (!) sich von John Thorpe hat täuschen lassen? Catherine hat ihm ja nichts Böses getan, nie behauptet, reich zu sein, das wird er wohl wissen. Und dass ich Isabella für sehr übertourt dargestellt halte, habe ich ja auch schon geschrieben.
Mittwoch 27. April 2011, 15:18
Er rächt sich an einer Unschuldigen (weil die gerade in seiner Reichweite ist) und seine Art der Rache (Catherine wird aus dem Haus geworfen, nachdem er selbst sie eingeladen hat und sich selbst überlassen, was die Heimreise betrifft) ist einfach nur schäbig.
Mittwoch 27. April 2011, 19:40
Ermione hat geschrieben:Allerdings könnte dies auch eine indirekte Bestrafung des Generals sein, wie dies auch bei anderen Figuren bei Austen gewöhnlich der Fall ist.
meli hat geschrieben:Aber er weiß doch gar nicht, dass sie unschuldig ist.
Mittwoch 27. April 2011, 20:17
Donnerstag 28. April 2011, 07:25
Donnerstag 28. April 2011, 08:27
meli hat geschrieben:Wir befinden uns doch in England. Da fragt man doch nicht einfach direkt so herum.
Und dann gibt es ja auch noch die Allens vor Ort, die ja nicht gerade arm erscheinen und dann ist auch noch Thorpes Schwester mit dem Bruder von Catherine verlobt, da muss Thorpe doch einfach gut informiert sein. Und seine Kinder würden sich doch sicher niemals mit einer armen Freundin abgeben.
Donnerstag 28. April 2011, 13:45
Wobei die Kinder im Gegensatz zum Vater aber sofort sehen, dass es bei Catherine "nichts zu holen" gibt und sich über sein Verhalten wundern!
Montag 2. Mai 2011, 12:10
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