Julia hat geschrieben:
Welche gibts denn noch?
Wenn ich bei Austen bleiben soll: Hat Darcy sich aus Dankbarkeit in Lizzy verliebt? Waren das nicht eher ihr Selbstbewusstsein, ihre Keckheit, ihr Humor, ihr Anderssein?
Oder Marianne in Willoughby: Nur, weil er sie über die Wiese getragen hat, verliebt sie sich?? Wohl kaum...
Oder Brandon in Marianne: Wofür sollte er ihr dankbar sein? Weil sie seiner Verflossenen ähnelt?
Oder Henry Crawford in Fanny Price: Der Bursche wollte ja gar nicht, am Ende waren es wohl ihre moralische Größe, ihre Integrität, ihre "Reinheit", die ihn dann doch in ihren Bann zogen.
Oder Knightley in Emma: Wofür war er ihr dankbar? Dass sie auf der Welt war?
Dass sie sich von ihm belehren ließ?
Oder Anne Elliot und ihr Captain Wentworth: Da erfahren wir auch nichts, soweit ich mich erinnere, darüber, dass sie sich dankbar waren (außer Anne am Ende, dass er ihr doch noch gewogen ist, aber das zählt ja nicht).
Und ja, leider, es kommt wohl tatsächlich vor, dass sich Leute einfach wegen des Aussehens in jemanden verlieben.
Ich frage mich auch, ob man nicht unterscheiden müsste zwischen Dankbarkeit und befriedigter Eitelkeit. Aber im Grunde ist das alles ein viel zu weites Feld....
Zitat:
Was James' Brief betrifft: Ich hab die Stelle immer so verstanden, dass James wohl auch Teile dieser Geschichte an Catherine(!) kommuniziert hat, die jetzt so geschildert werden als würden sie von Henry stammen. Z.B. Thorpes Phantasien, die der General ja kaum so detailliert geschildert haben wird. (...) Oder betrifft das einen späteren Zeitpunkt (auf den ja verwiesen wird), z.B. wenn Henry schon als zukünftiger Schwager etabliert ist?
Ich persönlich favorisiere aber erstere Variante: James schreibt an Catherine bzgl. seiner Enttäuschung über John Thorpe, der ihm ja offensichtlich die Freundschaft gekündigt hat.
Du meinst, JA vermengt das in diesem Satz? Also wenn ich die Grawe-Übersetzung lese, dann hab ich in dem Satz klar den Eindruck, dass JA die Quellen auflistet, aus denen
Henry seine Informationen bezieht - oder nur die Hinweise für seine Mutmaßungen. Natürlich bauscht die Autorin das alles auf, was Henry nur vermuten oder raten kann, schildert sie als allwissende Erzählerin in den prächtigsten Farben.
Jedenfalls ist nach dem ersten Brief, den Catherine von James auf NA bekommt, von keinem zweiten mehr die Rede. Das wäre es aber wohl gewesen, da die Briefe ja eine immense Bedeutung hatten. Also, ich finde, das passt nicht.
An einen späteren Zeitpunkt glaube ich auch nicht recht. Das passt sprachlich (in der dt. Fassung) auch nicht, weil hier aufgezählt wird, woher Henry sein Wissen bezogen haben könnte - also nicht, woher er eines Tages etwas erfahren wird.
Was spricht denn gegen meine Vermutung, dass James direkt an Henry geschrieben hat? Er selbst war in einen mehr oder weniger großen Skandal verwickelt, er wusste sicher, dass Catherine Henry sehr mochte, warum sollte er kein Bedürfnis haben, Henry einiges zu erklären, damit der nichts Falsches von seiner Schwester denkt? Also ich könnte mir vorstellen, dass ich sowas tun würde, um das Ansehen meiner Schwester zu schützen.