Ben Barnes war für Dorian vielleicht nicht die Idealbesetzung, aber mal davon abgesehen, dass er keine blauen Augen und blonde Locken hat, fand ich ihn i. O. Begeisterung kann ich ihm allerdings nicht entgegenbringen, ich fand ihn stellenweise nicht ganz überzeugend. Auch fand ich, dass zu viel Augenmerk auf seine sexuellen Ausschweifungen gelegt wurde. Sein Lebensstil wird im Buch mal mit 10-20 Seiten beschrieben, was er alles an Stoffen, Edelsteinen etc. sammelt. Da hätte der ein oder andere superteure Wandteppich oder ein Kameraschwenk über exquisite Stoffe nicht geschadet. Und dass er selbst dann mehr oder weniger hernach die Rolle eines Mentors für junge, unerfahrende Mitglieder der Gesellschaft übernimmt und diese dann quasi in den Ruin treibt, da die Geschichten die feine Gesellschaft erreichen. Das wurde in einer Szene in 2/3 Sekunden abgehandelt und war mir zu wenig. Auch die ganze Anfangsgeschickte mit Sibyl war komplett verdreht. Da hat gar nichts mehr zusammengepasst. Sehr schade.
Colin Firth war als Lord Henry wirklich gut. Allerdings finde ich, wird die Figur im Film doch anders dargestellt, als im Buch. Mir ist es hin und wieder schon auf die Nerven gegangen, dass er Dorian in eine bestimmte Richtung drängt. Außerdem darf er so viele der grandiosen Sätze aus dem Buch nicht sagen. Ein paar schon, aber die auch nicht immer zu passender Gelegenheit. Insgesammt sind sehr viele der genialen Dialoge gekürzt worden. Ich denke, der Lord Henry im Buch ist eher ein Beobachter. Er setzt Dorian gezielt ein paar Flöhe ins Ohr und guckt gespannt zu, was draus wird. Im Film überredet er Dorian eher Dinge zu tun, die er selbst gern tun würde; so zu leben, wie er es sich wünschen würde. Ist vielleicht nur ne andere Interpretation des Stoffes, aber mich hat das gestört. Ansonsten wars mir zu wenig Lord Henry. Und das Verhältnis zu seiner Frau wurde auch mehr oder weniger rausgelassen. Dem hätte man schon zumindest eine kurze Szene widmen können.
Dann der Maler. Den fand ich auch ganz gut. Seine Verliebtheit (so will ich es jetzt mal nennen) ist im Film ganz deutlich geworden, wo sie im Buch nur angedeutet wird. Ansonsten bleibt der Gute leider auch nur eine Hintergrundfigur.
Und der Titelheld: Das Bildnis. Also ich weiß nicht, aber war das beabsichtigt, dass das Bildnis eher die komische Komponente des Films ist? Ich muss gestehen, ich hab das Lachen nicht immer zurückhalten können, wenn es zu röcheln und grummeln anfing. Das fand ich absolut lächerlich und gar nicht gruselig. Auch dass das Bild blutet und Maden drin rumkriechen, also sorry, aber das war daneben. Und ich kann mich irren, aber ich hatte das im Buch so verstanden, dass das Bild Dorian so zeigt, wie er eigentlich ausgesehen hätte, also grausam, alt, etc. und nicht wie ein zerfressenes Monster. Auch als das Bildnis zerstört werden soll und der Kopf aus dem Gemälde herauskommt. War eher daneben.
Dann war da noch die Tochter Lord Henrys. Ihre Person ist komplett frei erfunden und kommt im Buch gar nicht vor. Ich fand sie eigentlich ganz gut. Allerdings war sie irgendwie fast die einzig wirklich menschliche Person im Film. Deswegen hat sie da nicht so richtig reingepasst, finde ich. Aber um Dorians Willen zur Umkehr ein bisschen nachvollziebarer zu gestalten, war sie vielleicht nötig.
Dafür wurde eine Person aus dem Buch rausgelassen. Nur ein relativ kleiner Part, die Duchess Gladys. Ein paar der Dialoge wurden dann der erfundenen Tochter zugeschrieben, aber die Duchess war doch irgendwie mehr Dorian in weiblicher Form und gab dem ganzen sehr viel Witz. Ihre Dialoge mit Henry waren zu genial.