klassische Romane und Autoren
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Dienstag 17. April 2007, 14:44

Julia hat geschrieben:
Tina hat geschrieben:Und wie bereits geschrieben habe ich in einem Aufsatz über die verschiedenen Stile JA unter der Romantik aufgelistet gefunden...?

Ja, sie wird manchmal dazu gezählt, weil sie eben zur selben Zeit gelebt hat. Aber ihr Werk markiert den Umbruch zum Realismus, zumindest was den Roman betrifft.

Ich denke es war eher kein Umbruch, sondern es gab 2 getrennte Linien, die koexistierten (oder sich gegenseitig das Leben zur Hölle zu machen versuchten)... wenn es erst nach JA "Realistische Romane" gegeben hätte, würden Defoe, Fielding und Co in der Luft schweben...

Bruki :cool:

Dienstag 17. April 2007, 14:44

Dienstag 17. April 2007, 15:57

Dina hat geschrieben:... Scheint sich genau mit dieser Frage auseinanderzusetzen und wäre bestimmt interessant. Kostet aber fast 60€...! :eek:
Amazon hat geschrieben:Synopsis
We celebrate Jane Austen as the mother of the English realist novel, but have you ever wondered why she insists on giving her mature heroines the 'perfect happiness' that can only be realized in the romance? "Romancing Jane Austen" asks the reader to consider Austen's happy endings as a 'prophetic' rather than merely 'illusory' answer to the contradiction that feminine subjectivity represents for history. It has a happy ending for the feminine subject. But that would be against all the empirical odds...

Na ja, Tucholsky dichtete mal:
"Und darum wird beim Happy End
im Kino immer ausgeblend..." (oder so ähnlich :wink:)

Und genau das tat die realistische Jane, die wusste, dass es in der Realität kaum das ewigwährende, allumfassende Glück gibt: Ausblenden, wenn Mr. Darcy und Miss Elizabeth Bennet sich einig sind...

Oder schau Dir mal die Ehepaare in ihren Romanen an - da findest Du kaum eines, wo es funktioniert... Es ist bestenfalls eine (mehr oder weniger) "friedliche Koexistenz" der Partner drin... in der Mehrzahl schlimmeres... Da hatte Jane Austen ganz sicher keine rosarote Brille auf...

Dina hat geschrieben:
Bruki hat geschrieben:Das Hauptproblem des Rochesterschen Redestroms ist (neben der Tatsache, dass er "vergisst", den einzigen wichtigen Fakt zu erwähnen) doch, dass Jane eigentlich meist nur "Bahnhof" versteht, seine Anspielungen und Rededrechseleien kann (oder will) sie nicht einordnen... weswegen sie meist schweigt...

Aber das ist doch nun wahrlich kein Stilmittel, das Charlotte Bronte allein einsetzt. Derartige Stellen könnte man mit Sicherheit auch bei JA und anderen finden (nein, ich kann jetzt leider keine aus dem Ärmel schütteln - ich behaupte das einfach mal :D ). ...

Aber ich :D: Miss Bates und Wickham... John Thorpe... Crawford :aetsch: --- und die Konversation des einzigen "geschwätzigen" Liebhabers in einem Jane Austen Roman - nämlich Henry Tilneys - ist so dermaßen der Mr. Rochersters überlegen, wie sich der Tag von der Nacht unterscheidet... :D

Dina hat geschrieben:Sinn eines "realistischen" (nicht aus litearturhistorischer Sicht ^^) Romans ist es doch nicht, dass die Charaktere hölzerne Dialoge führen und sich die Bälle permanent zuwerfen können. Die Missverständnisse / Unverständnisse, die die sprachliche Kommunikation hervorbringen kann, dürften uns doch allen bekannt sein. Und indem Charlotte uns an diesen teilhaben lässt, macht sie Jane und Rochester doch viel sympathischer und menschlicher. ...

Es heißt in der Maletzke Bio Charlotte Brontes, diese hätte sich selbst für häßlich gehalten und sei publikumsscheu gewesen, hätte aber gleichzeitig keine sozialen "Manieren" gehabt, was in den Londoner Salons zu diversen (getreulich kolportierten) "Skandalen" geführt habe...

In der zweiten Ausgabe des Jane-Eyre-Romanes widmet sie ungefragt das Buch Thackeray, den sie sehr verehrte... Maletzke meint, dadurch habe sie ihm einige Peinlichkeit beschert, denn Thackeray hatte wirklich genau so eine "verrrückte" Ehefrau auf dem Dachboden seines Hauses versteckt... und der Klatsch kam sofort in Gang, ob er das Modell des Rochesters gewesen sei...

Einmal hat sie einen Verleger(?) verbal dermaßen zusammengefaltet, dass dieser am liebsten unter den Teppich gekrochen wäre, wenn sie ihm diesen Ausweg gelassen hätte...

Was ich damit andeuten will: Charlotte Bronte hatte eine etwas merkwürdige Art sich gesellschaftlichen Umgang vorzustellen... und sie hielt wohl Rochesters dauernde Rederei für erotisch/romantisch oder schlimmeres :wink: ...

Dina hat geschrieben:Was heißt denn hier "Affenliebe". ...

Nee, das ist nicht das richtige Wort - mein Fehler... wie nennt man eine "einseitige hemmungslose Leidenschaft, die das Objekt der Begierde in peinliche Situationen bringt"? ... der arme Professor Heger hatte alle Hände voll zu tun, die Eifersucht seiner Frau zu beschwichtigen... und Charlotte beizubringen, dass er nix für seine anhängliche Schülerin empfand...

Dina hat geschrieben:Was wer als romatisch empfindet, dürfte wohl sowieso nur sehr subjektiv zu beantworten sein.

Genau, das ist wie überall so, manche finden es es sogar romantisch, wenn sie verprügelt werden :eek: ... nicht ohne Grund werden die meisten Wutausbrüche und Stimmungsschwankungen Rochesters bei den neueren Verfilmungen wegretouschiert... Damals war es - dachte Charlotte vielleicht - hinnehmbar, evtl. sogar erotisch - wenn ein Mann eine gewisse (männliche) Brutalität an den Tag legt in seiner Werbung...

Andereseits ist Rochester ihr auch recht larmoyant geraten, mit seinen endlosen Klagen, wie schlecht es ihm ginge... (immerhin hat er die letzten 10 Jahre in den Armen diverser Tänzerinnen und anderer Halbweltsdamen in den schönsten Städten Europas zugebracht... während die Ursache für sein "schreckliches Leben" in einem fensterlosen Kammer auf dem Dachboden Thornfields vegetierte :wink: ) --- Hast Du mal Jane Eyre über die Zumutungen, denen sie gleichzeitig im Lowood Institute ausgesetzt war, jammern hören? :wink:

Bruki :cool:

Dina hat geschrieben:
Bruki hat geschrieben:Du meinst, wenn Miss Crawford der verblüfften Fanny ans nasse Chemisett geht? :rofl:

:oops: :rolleyes:

Jetzt sag bloß, das war Dir neu?! :sm_16

Samstag 28. April 2007, 22:03

Kennt von Euch jemand das Buch "Die Welt der Brontes" von James Birdsall? Weiß nicht, ob ich die 20,80 Euro investieren soll.

Sonntag 29. April 2007, 06:02

Ich kenne nur die von Maletzke - die liest sich weg wie nix... und lese gerade die von Gaskell - was echt schwere Arbeit ist...

Bruki :cool:

Sonntag 29. April 2007, 08:17

Pixie hat geschrieben:Kennt von Euch jemand das Buch "Die Welt der Brontes" von James Birdsall? Weiß nicht, ob ich die 20,80 Euro investieren soll.


Ich habe das Buch und finde es sehr schön und informativ, es erscheint demnächst auch als Taschenbuch, siehe hier.

Sonntag 29. April 2007, 09:30

Pixie hat geschrieben:Kennt von Euch jemand das Buch "Die Welt der Brontes" von James Birdsall? Weiß nicht, ob ich die 20,80 Euro investieren soll.

Ich hab "Bronte Country" von Tom Howard ... Tom Howard hat auch einen sehr schönen Bildband über Jane Austen und ebenso einen über Thomas Hardy gemacht...

Bruki :cool:

PS: Warum Taschenbuch? Die gebundene Ausgabe von "Die Welt der Brontes" kann man doch auch dem Marketplace auch schon für 11 Euro (plus 3 für den Versand) bekommen?

Montag 30. April 2007, 09:31

Danke für die Tipps. Dann werde ich wohl mal bei Marketplace vorbeischauen ...

Montag 30. April 2007, 11:06

Pixie hat geschrieben:Kennt von Euch jemand das Buch "Die Welt der Brontes" von James Birdsall? Weiß nicht, ob ich die 20,80 Euro investieren soll.


Ja, das steht bei mir zuhause im Regal. :ja: Ein wunderschöner Bildband mit tollen Fotografien von Haworth und all jenen Gebäuden und Ortschaften, die im Leben der Brontes eine Rolle gespielt haben.

Die Fotografien wechseln sich mit Romanausschnitten oder Gedichten der Schwestern ab, und es gibt erklärende Texte zu den Abbildungen.

Ich kann das Buch auf alle Fälle empfehlen, allerdings würde ich auf den Hinweis von Bruki zurückkommen! :wink:

Freitag 25. Mai 2007, 10:03

Gaskells Bronte Biografie letzte Woche beendet... Nach einige Unterbrechungen, die meinem Geist besser beschäftigten als der dicke Wälzer Elizabeth Gaskells über ihre Freundin Charlotte... Eigentlich nur 2 interessante Punkte gefunden: 1. Charlottes ewige Klagen über ihre Depressionen und ihre gesundheitlichen Beschwerden (Wasser auf die Mühlen eines Hypochonders :wink:) und 2. die Briefe Charlottes, in denen sie sich zu ihren Romanen äußert und wie sie sie geschrieben habe, zu ihren Absichten und Vorgehensweisen...

Na ja und wenn Emily erwähnt wird, das war auch fesselnd... wie die drei Schwestern zusammengeklebt haben...

Und hier sind die Teile, die sich auf Jane Austen beziehen:

Nach der Veröffentlichung „Jane Eyres“ erhielt C. Bell Post von verschiedenen Kritikern und Literaturliebhabern... unter anderem auch von dem Lebensgefährten George Eliots, G.H. Lewes... der – wie wir wissen – ein glühender Verehrer Jane Austens war... und der scheinbar Charlotte Brontes Stil mit dem Jane Austens verglich und Charlotte in ihrem künftigen Schaffen zum Einsatz weniger „melodramatischer“ Plots riet *) ... Hier ist ihre Antwort (aus Gaskells Bronte-Bio):

12. Januar 1848 an G.H. Lewes
... Ich habe vor, Ihre Warnung zu beachten, in welcher Hinsicht ich bei der Anlage neuer Arbeiten vorsichtig sein soll. Mein Vorrat an Stoffen ist gar nicht reich, sondern sehr begrenzt. Überdies zeichnen sich weder meine Erfahrung noch meine Kenntnisse noch meine Kräfte durch besonderen Reichtum aus, um mein regelmäßiges Schaffen als Schriftsteller zu rechtfertigen. Ich teile Ihnen dies mit, weil Ihr Artikel im Frazer in mir den unangenehmen Eindruck hinterließ, Sie neigten dazu, besser über den Autor von Jane Eyre zu denken, als er es verdient. Es wäre mir lieber, Sie hätten eine zutreffende denn eine schmeichelnde Meinung über mich, selbst wenn ich Ihnen niemals begegnen sollte.
Falls ich tatsächlich jemals ein weiteres Buch schreiben sollte, wird es kein „Melodrama“ werden, wie Sie es nennen, so denke ich jedenfalls. Sicher bin ich mir freilich nicht. Ich glaube ferner, daß ich mich bemühen werde, dem Rat zu folgen, der aus Miß Austens „sanften Augen“ leuchtet, nämlich „mehr zu glätten und zurückhaltender zu sein“. Doch auch dessen bin ich mir nicht sicher. Wenn Autoren ihr Bestes vollbringen, oder wenn ihnen das Schreiben wenigstens gut von der Hand geht, scheinen sie unter einen beherrschenden Einfluß zu geraten, der sich verselbständigt und jedes Geheiß mißachtet außer sein eigenes, der bestimmte Worte einfach diktiert und auf ihrer Verwendung besteht, seien sie in ihrer Natur nun heftig oder maßvoll. Dieser Einfluß schafft neue Charaktere, gibt den Ereignissen unvermutete Wendungen, verwirft sorgfältig ausgearbeitete frühere Gedanken, erzeugt und wählt unvermutet neue.
Ist es nicht so? Und sollten wir versuchen, diesem Einfluß entgegenzuwirken? Können wir ihm überhaupt entgegenwirken? Ich freue mich, daß bald ein anderes Werk von Ihnen erscheint. Besonders gespannt bin ich darauf festzustellen, ob Sie gemäß eigenen Prinzipien schreiben und Ihre Theorien berücksichtigen.
In Ranthorpe haben Sie das ganz und gar nicht getan - wenigstens nicht im letzten Teil. Der erste Teil war meiner Meinung nach nahezu fehlerlos, zudem hatte er Substanz, Wahrheit und Bedeutung, was dem Buch echten Wert verleiht. Doch um so zu schreiben, muß man eine Menge gesehen haben, eine Menge kennen, und ich habe sehr wenig gesehen und kenne sehr wenig.
Warum schätzen Sie Miß Austen so sehr? Das verwirrt mich. Was veranlaßte Sie zu sagen, daß Sie lieber „Pride and Prejudice“ oder „Tom Jones“ geschrieben hätten als einen der Waverley-Romane?
Ich kannte „Pride and Prejudice“ nicht, als ich Ihr Urteil darüber las, erst dann besorgte ich mir das Buch. Und was fand ich vor? Ein genaues Daguerreotypie-Porträt eines gewöhnlichen Gesichts! Einen sorgfältig umzäunten, sehr kultivierten Garten mit gepflegten Rabatten und zarten Blumen, aber nichts von einem strahlenden, lebhaften Antlitz, kein offenes Land, keine frische Luft, keinen weiten Hügel, keinen munteren Wildbach. Ich könnte schwerlich mit diesen Damen und Herren in ihren eleganten, aber beengten Häusern wohnen.
Solche Bemerkungen werden Sie wahrscheinlich irritieren, doch dieses Risiko will ich eingehen.
Nun kann ich die Bewunderung für George Sand verstehen, obwohl ich kein Werk von ihr kenne, das ich vorbehaltlos geschätzt hätte (selbst Consuelo, welches das beste ist, respektive das beste, das ich von ihr gelesen habe, scheint mir befremdliche Extravaganz mit wunderbarer Vortrefflichkeit zu vereinen), verfügt sie doch über eine Macht des Geistes, der ich großen Respekt schulde, selbst wenn ich nicht in der Lage bin, diese voll zu erfassen. Sie ist scharfsinnig und tiefgründig – Miß Austen ist nur gewitzt und achtsam.
Habe ich unrecht – oder waren Sie voreilig mit dem, was Sie sagten? Falls Sie Zeit haben sollten, würde ich mich freuen, mehr über dieses Thema zu erfahren, falls nicht, oder falls Sie die Fragen für unerheblich halten sollten, bemühen Sie sich nicht um deren Beantwortung. Ich verbleibe hochachtungsvoll
C. Bell


Da jemand nach dem Kontext fragte und sich beschwerte, man könne ohne diesen die respektlosen und dummfrechen Bemerkungen Charlottes über Jane Austen nicht recht interpretieren, wird also der ganze Kontext hier mitgeliefert :wink: ... Auf das Granteln der angefressenen Charlotte antwortete der verblüffte Lewes umgehend, doch der Brief ist verloren gegangen.

An Herrn G. H. Lewes
18.Jan.1848
Geehrter Herr, ich muß Ihnen noch einen Brief schreiben, obwohl ich nicht die Absicht hatte, Sie so bald schon wieder zu belästigen. Ich sehe mich gezwungen, Ihnen zuzustimmen und Ihnen zu widersprechen.
Sie korrigieren meine nicht ausgereiften Bemerkungen über ‚Einfluß‘. Gut, ich akzeptiere Ihre Definition, was die Folgen jenes Einflusses anbelangt. Ich anerkenne die Weisheit Ihrer Grundsätze für dessen Kanalisierung. [...]
Doch was für eine seltsame Lektion kommt in Ihrem Brief als nächstes! Sie sagen, ich müsse meinen Geist daran gewöhnen, daß „Miß Austen keine Dichterin sei, kein ‚Gefühl‘ habe (Sie setzen das Wort spöttisch in Anführungszeichen), keine Beredsamkeit, nichts von der hinreißenden Begeisterung der Dichtkunst“, – und dann fügen Sie hinzu, ich müsse „lernen, sie als eine der größten Künstlerinnen, eine der größten Malerinnen menschlicher Eigenheiten anzuerkennen, und als eine der Schriftstellerinnen mit dem feinsten Sinn für die Mittel zum Zweck, die je gelebt hat“. Lediglich den letzten Punkt will ich überhaupt anerkennen. Kann man ohne Dichtkunst ein großer Künstler sein?
Wen ich als großen Künstler bezeichne - vor wem ich mich verneige -, dem darf die göttliche Gabe nicht fehlen. Aber unter Dichtkunst, dessen bin ich mir sicher, verstehen Sie etwas anderes als ich, genauso wie unter ,Gefühl‘. Dichtkunst, wie ich das Wort verstehe, ist das, was die männliche George Sand erhöht und aus dem Derben etwas Göttliches macht. Das ist ,Gefühl‘ in meiner Wortbedeutung - argwöhnisch verborgenes, doch echtes, authentisches, das sogar dem furchterregenden Thackeray den Stachel nimmt und alles, was ätzendes Gift sein könnte, in läuterndes Elixier verwandelt.
Würde Thackeray in seinem umfänglichen Herzen kein tiefes Gefühl für seine Mitmenschen hegen, würde er mit Freuden vernichten. Aber so, wie die Dinge liegen, glaube ich, daß er nichts anderes wünscht, als eine Verbesserung herbeizuführen. Miß Austen, Ihren Worten zufolge ohne ,Gefühl‘, bar aller Dichtkunst, mag vernünftig und realistisch sein (eher realistisch denn wahr), groß indes kann sie nicht sein.
Ich beuge mich dem Ärger, den ich nun erregt habe (denn habe ich nicht die Vollkommenheit Ihres Lieblings in Frage gestellt?). Der Sturm möge über mich hinweggehen. Dessen ungeachtet werde ich, wenn ich kann (ich weiß nicht, wann das sein wird, da ich keinen Zugang zu einer Leihbücherei habe), alle Werke von Miß Austen gewissenhaft lesen, wie Sie es empfehlen. [...] Sie müssen mir vergeben, daß ich nicht immer in der Lage bin, so zu denken wie Sie.
Nichtsdestoweniger, in aufrichtiger Dankbarkeit Ihr
C. Bell


Hier kommt das zum Ausdruck, was Elizabeth Gaskell die „Schüchternheit“ Charlotte Brontes nannte... Diese konnte einen ganzen Abend vor Angst schwitzend in der Ecke sitzen und kein Wort sagen, aber sowie sie jemand auf die Literatur ansprach, entwickelte sie Feuer, Beredsamkeit und Geist... na ja, am Ende verspricht sie zumindest, alle Romane Jane Austens „gewissenhaft“ zu lesen... wenn sie kann :aetsch:

Ob sie das tat, wissen wir nicht... doch zumindest scheint ihr ‚Mr. Knightley‘ und „Emma“ ein Begriff gewesen zu sein, wie man in diesem Brief an ihren Verleger aus dem Frühjahr 1853 (nach dem Erscheines ihres Romans „Villette“, mit den Helden Lucy Snowe und Paul Emanuel, dessen Schicksal am Ende von Charlotte Bronte etwas vage gehalten wurde) sehen kann:

An Herrn W.S. Williams
... Was die Figur ,Lucy Snowe‘ betrifft, bestand meine Absicht von Anfang an darin, sie nicht auf den Sockel zu stellen, auf den ‚Jane Eyre‘ von einigen unkritischen Bewunderern gehoben wurde. Sie ist da, wo ich sie haben wollte, wo sie der Vorwurf des Selbstlobs nicht treffen kann.
Der Brief von Lady Harriette St. Clair, den Sie heute morgen geschickt haben, verfolgt genau den gleichen Zweck wie die Bitte von Miß Muloch (Anm.: eine Schriftsteller-Kollegin): Es handelt sich jeweils darum, exakte und authentische Informationen erhalten zu wollen über das Schicksal von M. Paul Emanuel! Sie sehen, wie sehr die Damen an diesen kleinen Mann denken, den keiner von Ihnen mag. Neulich bekam ich einen Brief, in dem man mir folgendes mitteilte: Eine Dame von einigem Ansehen hatte stets erklärt, sollte sie jemals heiraten, müßte dieser Mann ein Ebenbild des ,Mr. Knightly‘ aus Miß Austens „Emma“ sein. Nun hat sie ihre Meinung geändert und gelobt, sie wolle entweder einen zweiten Professor Emanuel finden oder auf immer unverheiratet bleiben! Ich habe Lady Harriette in dem Sinne geantwortet, es sei wohl besser, man lasse die Angelegenheit auf sich beruhen. Da das kleine Rätsel die Damen unterhält, wäre es ein Jammer, ihnen den Zeitvertreib zu verderben, indem man ihnen den Schlüssel gibt.


... und wie wir sehen, gab es damals auch schon Leserinnen, die einen Jane Austen Helden ohne weiteres heiraten würden... aber wer zum Teufel war dieser Paul Emanuel? ... und wer wollte mit einer Wasserleiche verheiratet sein :aetsch:?? :D

Bruki :cool:

*) Interessanterweise, erklärt Charlotte Bronte vorher, dass sie die Melodramatik vor allem aufgrund der Verlegerwünsche in „Jane Eyre“ eingebaut habe... ursprünglich sei sie von einem eher „ruhigen“ Ablauf des Geschehens ausgegangen... Doch da sich ihr Erstling „Der Professor“ (im Gegensatz den denen ihrer Schwestern :wink:) nicht verkaufen ließ, habe sie in „Jane Eyre“ zu drastischeren Mitteln gegriffen...

Freitag 25. Mai 2007, 14:04

Miß Austen, Ihren Worten zufolge ohne ,Gefühl‘, bar aller Dichtkunst, mag vernünftig und realistisch sein (eher realistisch denn wahr), groß indes kann sie nicht sein.


Pöööh! :beleidigt: Und was sagst du zu der Tatsache, Charlotte, dass es KEIN "Charlotte Bronte"-Board gibt! :aetsch:

Freitag 25. Mai 2007, 20:41

Nach dem Lesen von Brukis Endlospost ( :wink: ) hat sich mein Eindruck bestätigt, den ich bereits beim Lesen dieser Briefe im Original hatte (jaja! :biggrin: Ich habe es mir tatsächlich mal angetan, alle Briefe von Charlotte zu lesen --- hauptsächlich weil ich auf der Suche nach Bezügen zu Anne Bronte war, an der ich ein größeres Interesse habe!): Charlottes Gedanken zu Dichtkunst, Gefühl, göttlicher Gabe und ähnlichem hören sich ja äußerst beeindruckend an --- doch irgendwie mangeln sie mir ein wenig an Substanz. Irgendwie habe ich das Gefühl, da sind eine Menge Worte, die viel heiße Luft ummanteln... :naja:

Nun, mag aber auch sein, dass ich mit dieser Meinung alleine dastehe! :biggrin:

(Nur um Missverständnissen vorzubeugen: Ich habe nichts gegen Charlotte und bewundere sie als Schriftstellerin --- obwohl mir die Romane ihrer Schwestern besser gefallen... :happy: )

Mittwoch 22. August 2007, 14:40

Ich selbst bin Realtive Früh auf den Geschmack der Bronte Geschwister gekommen. Besonders Emilys ungezügeltes "Wuthering Heights" hat mich aufgrund seiner morbid-düstern Schönheit fasziniert. Ich hab deswegen auch mehrere Abhandlungen zu Heathcliff und co. gelesen und keine WIrd ihnen gerecht. Ich empfinde Heathcliff als personifizierte Natur, als eine unbezwingbare Manifestierung des Unrsprungs. Catherine ist eigentlich eher das Sinnbild für die Strafe dessen, was geschieht wenn man sich entgegen der Natürlichen GEsetzte stellt. Und Heathcliff straft sie indem er ihre Seele verflucht... Und sie selbst kommt nicht zur Ruhe (Öffung des Grabes /Unverwester Leichnahm)

:loldev:

Mittwoch 22. August 2007, 15:17

Mit Cathy kam ich in den Verfilmungen eigentlich nie richtig klar. Sie wirkte auf mich so unentschlossen, was sie denn nun eigentlich will und auf der anderen Seite wiederum völlig entschlossen, sich ihrer Liebe zu Heathcliff nicht zu öffnen. Und daran ist sie zerbrochen. So kam es jedenfalls bei mir an. Und ehrlich gesagt habe ich sie bis jetzt eigentlich noch in keiner Verfilmung so richtig ins Herz schließen können, so wie mit Matthew als Hareton :love: :hearts: Auch wenn das wieder OT ist. Tja ja, Matthew halt! :wink:

Mittwoch 22. August 2007, 22:15

^Ich glaube, Christabel gings eher um das Buch und nicht um filmische Interpretationen... :wink:

Ich mag "Wuthering Heights" auch sehr gern, auch wenns kein Buch ist, was ich wieder und wieder lesen könnte.
Aber eine interessante Sichtweise - als ich es das letzte mal gelesen habe, empfand ich es eher als radikal-realistisch: Jede Figur in dem Buch handelt total egoistisch, selbstbezogen und zerstörerisch. Erst das junge Paar Catherine/Hareton bringt irgendwie einen kleinen Hoffnungsschimmer mit dazu, dass vielleicht doch nicht alles böse und schwarz ist. :wink: (banal gesagt)

Donnerstag 23. August 2007, 08:03

Klar, Julia. Aber ich denke doch, dass man sich ein gewisses Bild von einer Figur machen kann, auch wenn man vielleicht "nur" erst die Verfilmung gesehen hat (oder mehrere wie ich). Sicher erschließt sich vielleicht nicht gleich alles so klar wie beim Lesen. Dennoch kann man aus dem Verhalten der Schauspieler auch sehr viel über die Figur aus dem Roman ablesen. Ich habe auch nicht behauptet, dass Cathy so ist, sondern das bei mir dieser Eindruck entstanden ist.
Und was das Lesen wollen betrifft, bin ich doch arg hin- und hergerissen. Einerseits möchte ich es sehr gerne lesen, doch wenn ich an diese für meinen Geschmack zerrissenen Charaktere und die düstere Handlung denke, habe ich ehrlich gesagt, nur wenig Lust, das Buch zu lesen... :nein:

Donnerstag 23. August 2007, 12:44

Ich denke ,jeder muss das selbst entscheiden und außerdem, sag ich mal so... Emily ist die eigenbrödlerischste der drei Schwestern gewesen und in irgendeiner weise waren die jüngeren in irgendeiner weise immer Exessiv... Branwell, Emily und Anne hatte irgendwie alle nen schweren seelischen defekt. Charlotte ist eine eher rationale Person gewesen, so wie ich das einigen ANgaben entnommen hab, außerdem wird Emily und Branwell auch ein inzestuöses Verhältnis unterstellt

Sonntag 26. August 2007, 09:04

Jaja, und Cassandra und Jane Austen hatten ja auch was miteinander... :roll: :wink:

Meiner Meinung nach hatten alle Brontes einen "Schlag" (auch kein Wunder, bei der Biographie), aber Emilys ist mir da bei weitem der sympathischste. :wink:

Sonntag 26. August 2007, 12:26

Die wiedergefundene Kurzgeschichte passt ja besser in diesen Bereich:

Stancliffe's Hotel-Artikel NZZ

Stancliffe's Hotel-BBC

Stancliffe's Hotel 1

Stancliffe's Hotel 2

Stancliffe's Hotel 3

Sonntag 26. August 2007, 20:03

Danke!! Ich wusste noch, es war irgendwas mit "Hotel". :wink:

Donnerstag 30. August 2007, 21:14

Wer findet den Fehler?

Bild

(... hoffentlich jemand bei KSM, bevor das Ding in Produktion geht. :roll:)

Donnerstag 30. August 2007, 21:17

Auweia, Julia. Wo hast Du das denn entdeckt? Das ist ja ein seeeeehr peinlicher Fehler!

Donnerstag 30. August 2007, 21:20

Johanna hats in ihrem Forum gepostet. Ich finde das echt unverzeihlich... Wer arbeitet denn dort? Sowas lässt sich doch in Sekunden im Internet kontrollieren.

Kriegt jetzt alles was nach Kostümfilm aussieht ein Jane-Austen-Wapperl ??

Donnerstag 30. August 2007, 21:25

Oh no... :eek: und wer's kauft und nicht merkt kriegt vielleicht ein Beauty Pack oder einen Wellness-Urlaub bei Rosamunde-Pilcher dazu....

Donnerstag 30. August 2007, 21:33

Auf der Website von KSM ist das Cover nicht mehr zu finden. Vielleicht hat's ihnen ein empörter JA-Fan schon gesteckt :D

Donnerstag 30. August 2007, 21:40

Bei Amazon ist die DVD auch mit dem Aufkleber abgebildet.

Donnerstag 30. August 2007, 22:11

Also, ich habe die DVD schon vor ca. 3Mt geliefert bekommen und da war kein solcher frevelhafter Aufkleber drauf. Oder ist das jetzt etwa schon die deutsch - synchronisierte Fassung?

Gruss
MJ :)

Donnerstag 30. August 2007, 22:15

Ja, das ist die deutsch-synchronisierte Fassung. (Der frevelhafte Text ist ja auch deutsch. :wink: )

Freitag 31. August 2007, 13:58

Julia hat geschrieben:Wer findet den Fehler?

Bild

(... hoffentlich jemand bei KSM, bevor das Ding in Produktion geht. :roll:)


:eek: Oh! Wie kann man nur? Es ist doch wirklich nicht so schwer mal schnell "Pride and Prejudice" bei google einzugeben und zu schauen, wer nochmal die Autorin war! Aber das gehört eindeutig zu den Fehler, über die ich ausgelassen lachen kann. *sich eine Lachträne aus den Augen wischt* :lach: :D

Freitag 31. August 2007, 14:03

Vielleicht soll das auch so...was wenn Eyre nur ein Synonym (hoffentlich richtig geschrieben ;D ) für Austen ist ?
Oder die Verfilmung so schlecht ist, dass sie gesagt haben dass es nicht würdig ist es mit Jane Austen zu bezeichnen :lach:
LG Dracu

Freitag 31. August 2007, 14:04

Magdalena hat geschrieben: :eek: Oh! Wie kann man nur? Es ist doch wirklich nicht so schwer mal schnell "Pride and Prejudice" bei google einzugeben und zu schauen, wer nochmal die Autorin war! Aber das gehört eindeutig zu den Fehler, über die ich ausgelassen lachen kann. *sich eine Lachträne aus den Augen wischt* :lach: :D

Kann ich verstehen ! :ja: Aber Jane (nicht Eyre :wink: ) tut mir leid! Da hatte mal wieder jemand keine Ahnung! Wie kommen die nur darauf? :rofl: :rolleyes:
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