So, etliche Tage nach dem ersten Gucken - denn ich weiß ja, es wurde seinerzeit schon im Kinofilme Thread diskutiert - möchte ich mal höflich in die Runde fragen: Wer möchte mit mir in das Vanity Fair Gemecker einstimmen???
Darum gehts.
Nachdem ich die erste, 67er Version in Augenschein genommen habe, und feststellen mußte, dass Jos Sedley nicht als Elefant von einem Schauspieler sondern als Grille mit einem Kissen vor dem Bauch und unter der Weste gecastet wurde, hab ich mich ja riesig auf den Film gefreut. Zumal die Cinema ja vorwurfsvoll meinte, es wäre ein Film mit "hoffnungslos unsympatischer Helden" (wo hab ich das neulich doch schonmal erwähnt...
).
Aber wenn der Film an etwas krankt, dann jawohl eindeutig daran, dass Becky Sharpe zum verhinderten Gutmenschen runtergeschliffen wurde und sogar ihren Sohn eigentlich von Herzen liebt. Ich weiß nicht, wer von euch die DVD Version kennt, aber das alternative Ende haut dem Fass jawohl den Boden aus.
Ich glaube, dass fieseste, was Reese Witherspoon anstellen durfte, is das Grinsen auf dem Kinoplakat. Und das is sicher nachbearbeitet. Dass damit die ganze Idee hinter Becky ad absurdum geführt wird stört da scheinbar keinen.
Auch so finde ich die Einbringung der indischen Einflüsse wie vorher befürchtet recht gezwungen und zu vordergründig (Vauxhall Gardens als Haremshof?). Dadurch wirkt der Film sehr exotisch und eher nach Fantasy (Ich sag nur: Jonathan Rhys Meyers Velvet_Goldmine_Gedächtnis-Kostüm und -frisur), was als filmisches Mittel ja durchaus legitim seinmag, aber gerade bei Thackerays Sozialsatire imo nicht grad schlau ist. Genauso wie die angstrengt eingeflochtenen Bonmots und Querverweise auf historische Personen u antike Sagen usw.
Was ich am Buch schon eigenartig fand, kam in diesem Film nur noch schwerer zum Tragen: Ich hab mich nicht 10 Sekunden lang um die Figuren geschert. Dabei finde ich die männliche Schauspielerriege auch nach dem Gucken astrein zusammengesucht. Ausser Jos Sedley. Ausgerechnet der is auch hier zu grotesk. Aber George Osborne und Rawdon Crawley kann ich mir gar nicht besser vorstellen. Nur haben die Figuren kaum Zeit gekriegt, sich auszuleben. Mal abseits vom Klischee, und dagegen sind selbst sie, talentiert wie sein sein mögen, nicht mehr angekommen. Zu Schade. Um mal einen anderen Film zu zitieren: "Nichts ist trauriger, als vergeudetes Talent".
Ich glaub die beste Alternative sind die jeweiligen Darstellerportraits als Lesezeichen fürs Buch. Oder die Zuflucht zu Andrew Davies. Hab zwar erst einen Teil gesehen, aber ihr könnt euch nicht vorstellen, wie sympatisch (!) Natasha Littles Becky mir war, als sie zum Abschied ganz selbstverständlich die halbe Schmuckschatulle der Sedleys in ihr Körbchen gepackt hat und Amalia dann noch mal einen höchst inniges, fast ehrliches Freundschaftsbusserl aufgsetzt hat.