Julia hat geschrieben:
Ja, das ist natürlich auch wichtig und auch wichtig für die weitere Handlung.
Der Knackpunkt ist aber, dass der Onkel den Besitz nach selbstgeschaffenen Bedingungen vererbt, und zwar zuallererst an Henry Dashwood. Der darf aber nichts damit machen, außer ihn zu Lebzeiten zu verwalten. Dann geht er an John Dashwood und seinen Sohn über - egal was Henry Dashwood damit vorhätte (z.B. eine Versorgung seiner eigenen Familie, durch einen Verkauf von Holz, etc.).
Jane Austen betont ausdrücklich, dass der alte Herr es auch hätte anders regeln können, wenn er etwas gerechter geurteilt hätte.
Na ja, aber auch diese Regelung war sehr üblich. Sir Elliot ging es ähnlich und vermutlich auch Mr. Bennet, obwohl JA es bei letzerem nicht thematisiert. Sonst hätte Bennet ja ein Stück Land verkaufen können um seinen Töchtern eine Mitgift zu verschaffen. So wie JA es schrieb, hatte Bennet ja keine Möglichkeit seine Töchter entsprechend zu versorgen, wobei er selbst beklagte, nicht "gespart" zu haben. Ein Verkauf stand bei ihm einfach nicht zur Debatte, aber Land das 2.000 Pfund an Pacht und eventuell Zuchterlös einbringt kann sooo klein nicht sein.
Nein, solch eine Regelung verhinderte von vornherein, dass Landbesitz verkleinert und an mehrere "Günstlinge" verteilt, also zerfleddert wurde und am Ende, also ein, zwei Generationen später keiner mehr vernünftig versorgt war.
Das Problem hatten häufiger Söhne von Großbauern, wenn das Land an alle verteilt war und dann keiner genug davon ergattern konnte, um davon leben zu können, vor allem wenn es schlechte Ernten gab oder eine Tierseuche. Den Kleinbauern ging es ja immer am schlimmsten.
Zudem hatte ein Eigentümer umso mehr Wahl- und Mitbestimmungsrecht, je mehr Grund und Boden er besaß. Hier ging es also auch um Macht und Politik.
Ich denke doch, dass Henry als "Verwalter" den Besitz ja auch bewirtschaften musste bzw. konnte und von diesen Erträgen bzw. der Pacht lebte, nur eben keine Anteile veräussern durfte. Er durfte sicher "Holz" verkaufen, aber eben nicht den Wald an sich, wobei es zumindest im Mittelalter die Regel gab, dass alle Wälder der Krone gehörten und selbst der Adel dort nur jagen durfte, wenn eine Genehmigung des Königs vorlag, was durchaus nicht überall der Fall war.
Henrys Fehler war, ebenso wie Bennets, dass er keine Rücklagen gebildet hatte und also kein eigenes Vermögen an seine Witwe und die Töchter vererben konnte und sich deshalb auf Johns Fairness verlassen musste.
Selbst wenn hier weibliches Erbe möglich gewesen wäre, hätte John als erster ohnehin vor den Halbschwestern gestanden. Nur hätte der Vater den Töchtern eben unter Umständen "Geld" oder "Schmuck" (der kein Familienschmuck war) vererben können wenn er entsprechend vorgesorgt hätte.
PS: Mit "valuable woods" sind hier wertvolle Wälder bzw. Forst gemeint, glaube ich ...
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Grüsse, Caro
Avatar: Amelia Darcy (1754-1784)
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